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Das fünfte Schuljahr - Part 1

Hogwarts
von

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Eiskalter Schmerz

Harry Potter

Das fünfte Schuljahr
 

Part 1: Hogwarts
 

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chapter 16: Eiskalter Schmerz
 

Die nächsten Tage verliefen recht ruhig. Snape erschien noch immer nicht zum Unterricht, Spruce hielt wieder seine langen Reden über Einhaltung der Regeln und Beachtung der Norm, ehe er seinen eigentlichen Unterricht begann, der nebenbei genauso interessant war wie ein Schneckenrennen, Professor Trelawney hatte Harrys Befürchtungen bewahrheitet und ihn schon für so gut wie Tod erklärt und Hagrid trauerte um seinen letzten knallrümpfigen Kröter, der "leider" eingegangen war, nachdem Fang ihn zu laut angebellt hatte. Nur Ron und Hermine schienen sich merkwürdig zu verhalten, fand Harry. Sie wechselten kaum noch ein Wort miteinander, mieden sich und reagierten auf seine Fragen nur abweisend. Dennoch machte ihn die Röte in ihren Gesichtern bei Erwähnung des jeweiligen Anderen schon etwas stutzig. Irgendetwas war zwischen den Beiden vorgefallen, und er glaubte kaum, dass nur ein harmloser Streit der Grund war. Auch Jinathan verhielt sich nicht wie zuvor. Harry hatte einige Male versucht mit ihm zu reden, doch er hatte ihn immer nur mit einem kühlen Blick bedacht und anschließend ignoriert. Immer wieder musste Harry an Jinathans Worte denken. Er glaubte sie langsam zu verstehen. Jinathan hatte eine schützende Mauer um sich aufgebaut, ähnlich wie Harry nach Cedrics Tod. Er selbst hatte niemanden an sich ranlassen und all seine Probleme alleine lösen wollen, ohne die anderen mit hinein zu ziehen. So schien es nun auch bei Jinathan der Fall zu sein.
 

Harry seufzte. Er lag lang ausgestreckt auf seinem Bett und starrte an die Decke. Ron schnarchte noch friedlich neben ihm. Ab und an stammelte er einige Worte im Schlaf. Harry hörte sie schon gar nicht mehr. Seine Gedanken waren fernab der Realität. Viele Bilder schwirrten vor seinem inneren Auge hin und her, farbige Fetzen seiner Erinnerung. Er sah Mungo, der ihn völlig aufgelöst in der Winkelgasse aufgelesen hatte, seine Eltern, die unverhofft wiedergekehrt waren, Snape, über den er im Wald gestolpert war und Cho, deren Kuss ihn vollkommen überrascht hatte. Und dann war da immer wieder dieses grässlich weiße Gesicht mit den bedrohlich rotglühenden Augen. Lord Voldemort sollte der Vater von Jinathan sein, der ihm so überhaupt nicht ähnlich war, weder im Aussehen, noch im Charakter.
 

Ron machte einen überraschenden Hüpfer im Bett und Harry schreckte aus seinen Gedanken. Verwundert musterte er seinen Freund, der plötzlich kerzengrade im Bett saß. "Na und? Dann hab ich Hermine halt geküsst", murmelte Ron noch halb im Schlaf.
 

Harry riss die Augen auf. "Was?" entfuhr es ihm erstaunt.
 

Ron sah ihn irritiert an, ehe er bemerkte, dass er wach war und die Worte eben anscheinend laut ausgesprochen hatte. Hastig versuchte er eine Ausrede zu stammeln, doch Harry fuhr schon amüsiert fort: "Du hast Hermine geküsst?" Er grinste von einem Ohr bis zum anderen. "Wie ist denn das passiert?"
 

Ron wurde knallrot und fuhr sich verlegen durch seine struppigen Haare. "Ach quatsch. Hab ich nicht!" Harry nickte wissend. "Ja, natürlich nicht", meinte er ironisch.
 

"Jetzt weiß ich auch, warum ihr euch in den letzten Tagen immer so merkwürdig verhalten habt und warum du immer so unruhig schläfst."
 

Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber Harrys Grinsen war diesmal sogar noch breiter als zuvor, sodass Ron schon befürchtete, er könnte sich den Kiefer ausrenken.
 

Er winkte ab. "Na schön, also gut. Ich hab sie geküsst. Aber was geht dich das eigentlich an? Und was ist so schlimm daran?" Harry lachte amüsiert. Ron funkelte ihn grimmig an. Und schon waren alle Sorgen und Zweifel von Harry abgefallen. Das würde ein lustiger Tag werden ...
 


 

"Harry! Ich weiß zwar nicht, was mit dir los ist, aber wenn du nicht endlich aufhörst mich die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd anzugrinsen, dann..." Hermine suchte nach der passenden Drohung, doch Harry erwiderte schon lächelnd: "Ich geh ja schon." Lachend schnappte er sich seinen Feuerblitz und kletterte durch das Portrait der dicken Dame in den Schulflur hinaus.
 

Heute fand zum ersten mal wieder das Quidditch-Training statt, auf das sich Harry schon seit langem freute. Sein Besen stand bereits seit Ewigkeiten geputzt in der Ecke und wartete auf seinen Einsatz.
 

Angelina Johnson, die, seitdem Oliver Wood von der Schule abgegangen war, den Kapitänsposten übernommen hatte, hatte ihnen am Frühstückstisch schon die ersten neuen Spielzüge eingetrichtert. Sie nahm ihren Job sehr ernst, so wie es einst Wood getan hatte. Harry hatte kaum etwas essen können und war unter ihren strengen Blicken immer mehr in sich zusammen geschrumpft. Sie war gnadenloser denn je. Sie wollte den Sieg über die anderen Häuser um jeden Preis. Und auch Harry wollte den Schulpokal.
 

Voller Vorfreude schlenderte er in Richtung Quidditch-Feld, wo auch schon die Hälfte der Mannschaft wartete. Kurz nach ihm trafen auch endlich die Weasley-Zwillinge ein und die bunte Truppe war komplett. Angelina hatten ihnen den neuen Hüter, der Woods Platz einnehmen sollte, schon beim Frühstück vorgestellt, jedoch war Harry zu der Zeit noch zu müde gewesen, um sich den Burschen genauer zu betrachten. Er war ein Siebtklässler, ziemlich groß und von kräftiger Statur. Harry hatte ihn schon einige Male gesehen, doch noch nie viel mit ihm gesprochen.
 

Es wurden noch einige Züge diskutiert und dann war es endlich so weit und Harry schwang sich in die Lüfte. Hier war er frei wie ein Vogel. Keine Last, die ihn am Boden hielt.
 


 

Wochen vergingen und das erste Turnier rückte näher. Die erste Begegnung würde zwischen den Gryffindors und den Slytherins stattfinden und jeder fragte sich, wer der neue Sucher der Slytherins sein würde. Diese hielten es natürlich geheim, um sich somit einen Überraschungseffekt zu verschaffen.
 

Alle Gespräche am Frühstückstisch der Gryffindors schienen, zum Leidwesen mancher, nur noch dieses eine Thema zu kennen.
 

"Ich glaube sie setzen diesen kleinen hässlichen ein", meinte Fred gerade. "Ihr wisst schon, dieser Typ mit den Pickeln und der Zahnspange. Ich weiß nicht, wie der heißt." Alicia Spinnet schüttelte sich heftig. "Nein, das glaub ich nicht. Wahrscheinlich setzen sie diesen Gordon ein, der schwarzhaarige Typ mit den langen Armen, der so ein bisschen an einen Gorilla erinnert." Ron lachte spöttisch auf. "Das ist doch nicht dein Ernst. Der spielt wie ein Mädchen." Harry nickte zustimmend, dann meinte er trocken: "Ich glaube sie setzen Jinathan ein!" Die Gespräche verstummten schlagartig und alle Blicken richteten sich auf ihn.
 

"Jinathan Riddle?" fragte Katie Bell irritiert. "Der Neue? Der interessiert sich doch für nichts und niemanden. Schon gar nicht für Quidditch. Warum sollten sie ausgerechnet den einsetzen?" - "Genau", bekräftigte Georg. "Ich hab gehört, das er sich nicht mal mit den Leuten aus seinem Haus unterhält. Ich würde das zwar auch nicht tun, aber ich bin ja auch kein geborener Slytherin wie er. Ich meine, schon allein sein Name bindet ihn an dieses Haus." Harry zischte verärgert und trat Georg kräftig gegen das Schienbein. Dieser konnte es gerade noch vermeiden laut aufzuschreien. Angelina sah die beiden fragend an. "Was ist denn mit seinem Namen?" Der rothaarige Weasley warf Harry einen verzeihenden Blick zu und zuckte nur mit den Schultern. "Ach, gar nichts. Ich weiß auch nicht, wie ich darauf gekommen bin."
 

Harry ergriff hastig das Wort. "Jinathan ist ganz in Ordnung. Er ist nicht wie die meisten Slytherins." Er warf Georg noch einen bösen Blick zu, ehe er fortfuhr. "Ich würde gerne gegen ihn antreten. Unser Duell ist ja leider unentschieden ausgegangen."
 

Hermine nickte zustimmend. Ron warf ihr einen erstaunten Blick zu ehe er verächtlich lachte. "Ach alles Unsinn, ich glaube, der kann überhaupt nicht fliegen!" Harry musterte ihn finster. "Ron, sei doch nicht immer so voreingenommen. Du kennst ihn doch gar nicht!" Ron schnaubte. "Was ist nur in euch gefahren? Gründet ihr jetzt einen Club? Rettet die armen Slytherins vor Ron?" Er verschränkte beleidigt die Arme und sah demonstrativ weg. Die Gespräche waren vorerst beendet und jeder widmete sich schweigend seinem Frühstück.
 


 

"Ach komm schon, Ron." Harry versuchte seinen besten Freund einzuholen. "Ich hab das vorhin doch nicht so gemeint." Er beschleunigte seine Schritte um ein weiteres. "Jetzt bleib doch mal stehen!" Er blieb tatsächlich stehen, verharrte eine Weile reglos und fuhr dann mit hochrotem Kopf zu Harry herum. Zornig setzte er zum Kampf an. "Natürlich hast du es so gemeint! Ihr seid doch jetzt plötzlich alle vernarrt in diesen Jinathan. Du und Hermine. Ich zähle doch überhaupt nicht mehr. Hermine trifft sich mit ihm in der Bibliothek und auch du hängst dauernd mit ihm rum. Außerdem erzählst du mir nichts mehr. Angefangen mit der Nacht, als du Snape gefunden hast. Alles haltet ihr vor mir geheim. Gehör ich jetzt etwa nicht mehr dazu?" Harry schaute ihn traurig an. "Aber Ron..."
 

"Ich dachte wir sind Freunde!" unterbrach er ihn mit bebender Stimme.
 

"Aber wir sind doch Freunde. Die besten."
 

Ron schnaubte verächtlich. "Und warum gibst du dich dann lieber mit einem Slytherin ab, als mit mir? Er ist eine Schlange. Sein Vater ist ein Monster. Und er auch!"
 

Harry handelte ohne zu überlegen. Mit einer schnellen Bewegung hatte er Ron eine Ohrfeige verpasst. Ron starrte ihn entgeistert an. Seine Hand wanderte zu seiner linken Wange, die sich langsam rot zu färben begann. "Ich wusste es!" presste er mit vor Zorn zusammengepressten Lippen hervor.
 

Ehe Harry wirklich realisieren konnte, was er da eben getan hatte, hatte Ron sich schon wutentbrannt umgedreht und war davon gestapft.
 

Harry blieb völlig niedergeschlagen zurück. Er schien seine eigene Ohrfeige zu spüren. Aber nicht im Gesicht, sondern in der Brust. Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als die leisen Worte kraftlos aus seinem Mund drangen. "Es tut mir Leid ... Ron!"
 


 

Sie hatten sich seitdem nicht mehr gesprochen. Ron schaute ihn nicht einmal mehr an, und wenn sich ihre Blicke doch streiften, dann war es nur ein flüchtiger Kontakt, ohne Wärme, ohne Freundschaft. Harry kam sich verraten vor, von sich selbst. Wieso hatte er nicht gesehen, wie sein Freund sich gefühlt hatte. All die Zeit...
 


 

Dann war der Tag des Quidditch-Turniers heran und es kam, womit niemand gerechnet hätte.
 

Das Team war schon sehr früh auf den Beinen. Alle Spielzüge wurden noch einmal durchgesprochen, alle Taktiken geklärt. Harry hörte nur mit einem Ohr zu, nickte ab und zu und ließ ein abwesendes "ja" oder "nein" verlauten. Der Gang zum Quidditch-Feld kam ihm seltsam unwirklich vor. Er erinnerte sich an Hermine, die ihm freundlich umarmt und viel Glück gewünscht hatte und an Rons kalten Blick, der ihn nur spöttisch gestreift hatte. Kein Wort der Aufmunterung, kein Gruß, gar nichts. Nur Kälte. Eine Kälte, die noch immer auf Harrys Herz zu liegen schien, es langsam einzufrieren begann.
 

Jemand klopfte ihm auf die Schulter. Er schrak hoch. "Keine Angst, Harry. Wir schaffen das schon. Die Slytherins sind doch kein Problem für uns." Harry nickte Fred dankbar zu. Doch es war nicht das Spiel, was ihm zu schaffen machte.
 

Die Ränge waren wie immer überfüllt. Lee Jordan trällerte schon fröhlich seine Lobeshymnen von der Moderationsbühne herunter und wurde immer wieder von Professor McGonagall ermahnt.
 

Harry ließ seinen Blick schweifen. Er erkannte Hagrid, der ihm strahlend winkte, Cho, die ihm schüchtern anlächelte, Hermine, die ihm aufmunternd zuzwinkerte. Und dann war da noch Snape, der anteilnahmslos am Spielfeldrand stand und mit grimmigem Blick vor sich hinstarrte. Er war seit zwei Tagen wieder im Dienst, doch Harry hatte bisher noch nicht das Vergnügen gehabt. Er musterte ihn genauer. Seine Harre, die er nun in einer kürzeren Frisur trug, sahen ausnahmsweise mal gewaschen aus und leuchteten in einem intensiven schwarz, ähnlich dem Harrys. Seine Haut hatte wieder an Farbe zugenommen und auch seine Haltung wirkte kräftiger. Alles in allem sah er recht erholt aus. Dann streiften sich ihre Blicke und ein zaghaftes Lächeln trat in das Gesicht des Zaubertränke-Lehrers. Harry blinzelte verwirrt. War das eine Halluzination?
 

Der Jubel riss seinen Blick zurück in die Zuschauermassen. Er winkte nicht, lächelte nicht zurück und rief auch keine Siegesparolen, wie sie es immer taten. Auch die Neugierde auf den neuen Sucher hatte ihn nicht ergriffen. Er trottete einfach hinter seinen Teamkollegen her, den Feuerblitz schlaff in der rechten Hand. Nur eine einzige Frage tobte in seinem inneren: Würde Ron ihm zuschauen?
 


 

"Wo bleiben denn die Slytherin?" fragte Angelina entnervt. Harry sah auf. Sie waren tatsächlich noch nicht angetreten. Dann kam Flint über den Rasen gehastet. Er hielt direkt auf Madam Hooch zu. Gemurmel wurde laut. Gerüchte erfüllten das Stadion.
 

Dann griff die kleine grauhaarige Frau zu ihrem Zauberstab und hielt ihn sich an die Kehle. Harry wusste, ohne ihre weitentfernten Worte zu hören, das sie den Sonorus-Zauber durchführte. Kurz drauf hallte ihre klare Stimme durch die Ränge.
 

"Es tut mir Leid euch mitteilen zu müssen, dass das Turnier leider abgesagt ist!"
 

"Was?" Noch mehr Gemurmel wurde laut, vermischt mit empörten Buh-Rufen. Harry sah verwirrt zu seinen Teammitgliedern, die ebenso ratlos dreinschauten, wie er.
 

Madam Hooch fuhr fort: "Mister Flint teilte mir eben mit, dass ihr Sucher verhindert sei. Die Mannschaft ist unvollständig."
 

Angelina Johnson schmiss verärgert ihren Besen weg und trat gegen die Bank, auf der die restlichen Gryffindor saßen. "Verdammt", fluchte sie. "Die haben wahrscheinlich überhaupt keinen Sucher." Georg legte ihr beruhigend den Arm um die Schulter. Harry lehnte sich zum Teil enttäuscht, zum Teil aber auch erleichtert gegen die Wand. Er konnte sich seine Gefühle nicht erklären. Sie waren einfach da.
 

Der Lärm im Stadion wurde immer lauter. Auch Lee Jordans Stimme hallte empört über den Rasen. Das magische Megafon schwang sich zu Höchstleistungen auf. "Hey, ihr Schlangen. Seid ihr etwa zu feige gegen uns anzutreten", schallte es hinüber. Flint ballte zornig die Faust und Professor McGonagall versuchte vergeblich Jordan zu besänftigen. Doch nicht einmal Androhungen von Strafarbeiten halfen da. Seufzend ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken. Das Chaos war perfekt.
 

Schließlich griff Madam Hooch wieder ein. "Meine Damen, meine Herren. Ich bitte um Ruhe. Wir wäre es mit einem Kompromiss? Wir verlagern das Spiel um eine Woche. Ist der Sucher dann nicht wieder gesund, wird Slytherin entweder einen neuen Sucher stellen oder Gryffindor gewinnt kampflos." Schwacher Applaus wurde laut.
 

"Sie sollen jetzt einen neuen Sucher stellen", brüllte Jordan. Viele Schüler nickten und riefen ihre Zustimmung. Madam Hooch seufzte leise. Die Slytherins tobten zornig.
 

"Wie sollen wir so schnell einen neuen geeigneten Sucher finden?" brüllte Flint in den Sturm. Doch seine Worte wurden einfach vom Lärm hinweggeweht.
 

"Gebt doch zu, dass ihr keine qualifizierten Spieler habt!" hallte es aus den Reihen der Gryffindors und Hufflepuffs. Flint verzog zornig das Gesicht und fletschte seine gelben Zähne. Madam Hooch versuchte vergeblich die Menge zur Vernunft zu bringen.
 

Bis sich eine einzelne Gestalt aus der Masse löste und das Spielfeld betrat. Erstaunte Stille trat ein. "Ich werde spielen!"
 

Stille. Dann leises Flüstern, Erstaunen, Überraschung bis hin zu Entsetzen. Alle möglichen Emotionen spiegelten sich auf den Gesichtern der Zuschauer wieder. Nur Harrys Miene blieb regungslos. Er hatte es gewusst, von Anfang an. Er würde erneut auf ihn stoßen. Sie waren miteinander verbunden, durch ein unsichtbares Band, welches sie sowohl von einander fernhielt, sie aber auch gleichzeitig untrennbar miteinander verband. Ihre Beziehung war rätselhaft, ein Mysterium, welches noch gelüftet werden müsste. Doch nicht heute und nicht auf diesem Feld. Aber irgendwann, ganz bestimmt...
 

Madam Hooch räusperte sich. "Ähm, nun, wir haben einen neuen Sucher. Mister Riddle hat sich bereit erklärt den fehlenden Posten einzunehmen."
 

Donnernder Applaus erfüllte die Ränge der Slytherin. Jinathans Miene jedoch blieb ausdruckslos.
 


 

Dann war es endlich soweit. Die Mannschaft der Slytherin marschierte langsam ein. Jinathan hatte seinen schwarzen Umhang durch einen grünen getauscht. In seiner rechten Hand hielt er einen Nimbus Zweitausendeins.
 

Auch die Gryffindors hatten Aufstellung genommen und als der Pfiff kam stiegen alle blitzschnell in den Himmel. Harry nahm seine übliche Position ein, über den Köpfen aller Spieler, um das gesamte Stadion im Blick zu haben.
 

Der Himmel war wolkenverhangen, die Sonne blinzelte nur ab und zu durch ihre grauen Vorhänge. Es sah nach Regen aus.
 

Harry drehte einige Runden und lauschte Lee Jordans Kommentaren. Schon nach den ersten zehn Minuten stand es 40 zu 10 für Gryffindor.
 

"Und wieder ist Katie Bell im Ballbesitz. Oh, was seh' ich da, ein Klatscher, wunderbar geführt von Fred Weasley, hat Warrington hart am Kopf getroffen. Na, ob da jetzt noch irgendwelche Gehirnzellen übriggeblieben sind?
 

Und, ja, wunderschönes Tor. 50 zu 10 für Gryffindor..."
 

Harry sah zu Jinathan, der einige Meter hinter ihm flog. Er musterte das bunte Treiben unter ihm scheinbar lustlos. Als er Harrys Blick spürte sah er auf. Ein spöttisches Lächeln trat in sein Gesicht. Ein Lächeln, was Harry nur zu gut kannte. Es war eine Fassade, hinter der er sich verbarg. Sich und seine Gefühle.
 

Er sah wieder nach vorn. Ein goldenes Glitzern hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, doch ehe er es mit seinen Augen erfassen konnte war es auch schon wieder verschwunden.
 

"Und schon wieder hat sich Alicia den Quaffel geschnappt", tönte es jubelnd von Lee Jordan. "Sie scheint heute in Höchstform zu sein. Ja...ja, los Alicia, tritt diesen verdammten Schlangen in den Ar- war nur 'n Scherz, Professor McGonagall - Alicia noch immer in Ballbesitz, ein gekonnter Pass zu Johnson ... und was seh ich da ... haha!" Lee tobte vor Freude, als zwei Treiber der Slytherins, die Angelina von zwei Seiten mit
 

Klatschern angreifen wollten, sich ihre eigenen Geschosse, nach Angelinas gekonntem Ausweichmanöver, entgegen schmetterten und fast vom Besen stürzten. Benommen klammerten sie sich an ihre Besen und kämpften um ihr Gleichgewicht. "Jaja, Blödheit kann ganz schön weh tun", trällerte er schadenfroh. "Entschuldigung, Professor, tut mir Leid, kommt nicht wieder vor", räumte er hastig ein, als er wieder einen sehr zornigen Blick erntete und sie Anstalten machte, ihm das magische Megafon zu entreißen.
 

Harry hatte seine ganze Konzentration wieder auf die Suche nach dem Schnatz gerichtet. Es hatte allmählich zu nieseln angefangen. Harry schlang seinen Umhang enger um den Körper, denn ein kalter Wind blies unaufhörlich. Doch es war nicht nur die äußerliche Kälte, die ihn ergriffen hatte. Auch schien sich ein innerlicher Eisklumpen langsam um sein Herz zu legen. Fröstelnd krampfte er seine linke Hand in seinen Umhang, während er mit sich mit der rechten festhielt. Der Himmel schien immer dunkler zu werden. Doch der prasselnde Regen fiel noch aus. Dennoch war es wohl im Sinne aller das Spiel so schnell wie möglich zu ende zu bringen. Also musste Harry endlich diesen Schnatz fangen.
 

Er kniff die Augen zusammen und spähte in den grauen Himmel, immer auf der Suche nach einem goldenen Leuchten. Und dann sah er es und ein grausam greller Blitz durchstach den Himmel, als wolle er das Himmelsgewebe aufreißen. Harry presste erschrocken die Augenlider zusammen, doch selbst dann brannte die Helligkeit noch auf seiner Netzhaut. Instinktiv hob er die Hand und schirmte seine Augen ab, als ein furchtbarer Schmerz sein Herz durchbohrte und sich bis zu seiner Narbe hinauf brannte. Harrys entsetzter Schrei ging in dem ohrenbetäubenden Donner unter, und als er fiel, schien es, als hätte sich der Höllenschlund unter ihm aufgetan. In Sekundenschnelle hatte sich der graue Himmel schwarz gefärbt, nur von einem giftig grünen Mal durchbrochen.
 

Voldemort, dachte er entsetzt. Dann raubte der Schmerz ihm die Sinne und er ergab sich der Schwärze in seinem Kopf. Das letzte, was er realisierte, war, dass er in die Tiefe stürzte.
 


 

~ * ~
 


 

A/N: Ich habe die Weasley-Zwillinge und alle weiteren Quidditch-Leute, die eigentlich im 5. Schuljahr schon nicht mehr auf Hogwarts wären, in die Story eingebaut, weil sie einfach ein Teil von Harry Potter sind. Würde ich lauter neue Spieler und Charaktere erfinden ginge die Vertrautheit und der Reiz verloren, finde ich. Also wundert euch nicht - vielleicht sind sie ja alle sitzen geblieben °^^



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