Verschwende deine Zeit
Sich hin- und herwälzend lag ein junges Mädchen in ihrem Bett. Unruhig drehte sie sich von der einen auf die andere Seite. Was geisterte in ihrem Kopf umher, oder besser gesagt wer?
03:00 zeigte Rans Wecker - wieder mal konnte sie nicht einschlafen, wie schon so oft in letzter Zeit. Doch was war der Grund dafür? "Komm schon, Ran, schlaf endlich ein!", sagte sie zu sich selbst und drehte sich erneut auf die andere Seite. Zwecklos! Seufzende drehte sie sich zurück auf den Rücken und starrte die Decke ihres Zimmers an. Ihre Gedanken gingen immer wieder zu ein und demselben Punkt, schweiften um ein und demselben Mann - es war wegen IHM. Ja, wegen Shinichi konnte sie kein Auge zukriegen. Er war noch immer nicht zurück und Conan war auch wieder fort.
"Warum kommt er denn nicht zurück? Angerufen hat er schon so lange nicht mehr. Wieso musste ich mich denn auch in ihn verlieben? Ich fühle mich so allein, ich vermisse ihn, brauche ihn!", hauchte sie mit tränenerstickender Stimme. Das Einzige was ihr jetzt noch geblieben war, waren ihre Freunde. Ja, sehr gute Freunde sogar, doch trotzdem fühlte sie sich leer. Shinichi konnten sie eben nicht ersetzen. "Ach, Shinichi, ich vermisse dich so!", sagte sie kaum hörbar, während sie schließlich doch langsam einschlief. Immer wieder murmelte sie seinen Namen im Schlaf - sie konnte einfach nicht loslassen. Nur noch ihre Träume waren ihr von ihm geblieben. "Shinichi... Shinichi...Shi... nichi..."
"Ran! Hey, Ran?" Sonoko fuchtelte mit ihrer Hand vor Rans Gesicht herum, um etwas von ihrer Aufmerksamkeit zu erlangen. Sonoko hatte Ran in der Früh abgeholt, um mit ihr gemeinsam zur Schule zu gehen, doch Ran wirkte irgendwie... weggetreten. "Hmh... Hast du was gesagt, Sonoko?" "Ja, und ob ich was gesagt habe! Sag mal, was ist lost mit dir? Du hörst mir überhaupt nicht zu, vergisst deine Hausaufgaben, welche du bis jetzt eigentlich immer gemacht hast und das Schlimmste ist, du wirkst sehr bedrückt. So kenne ich dich gar nicht!" Sonoko begann sich langsam Sorgen um ihre beste Freundin zu machen. "Ach es ist nichts!", versuchte Ran ihre Freundin zu beruhigen, doch Sonoko hatte sie schon längst durchschaut.
"Es ist wegen IHM, nicht wahr?" "Wegen wem?", fragte Ran ungewollt genervt zurück, ohne sich zu ihrer Freundin umzudrehen. Sie wollte nicht, dass Sonoko wusste, dass sie an Shinichi
dachte, dass sie ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte und jede freie Minute an ihn denken musste. "Tu nicht so scheinheilig, du weißt genau von wem ich rede!" auch Sonoko klang etwas härter als sie es eigentlich vorhatte. Etwas einfühlsamer fragte sie schließlich: "Hat er denn noch immer nicht angerufen?" Es war sinnlos es vor Sonoko verstecken zu wollen - sie hatte Ran schon längst durchschaut. Sonoko kannte ihre Freundin viel zu gut. Ran atmete mehrere Male tief ein und aus. Sie brauchte dringend jemanden, mit dem sie darüber reden konnte, warum nicht ihre Freundin? Dafür sind Freunde doch schließlich da! "Nein... hat er nicht!", sagte sie mit einem Anflug von Tränen in den Augen. Immer mehr sammelte sich von dem feuchten Nass in ihren sonst so strahlenden Augen, bis sie ihre Tränen kaum noch zurück halten konnte. Langsam begann eine der vielen Tränen sich zu lösen und suchte sich seinen Weg an ihren nun blassen Wangen hinab. Erst jetzt begann sie zu realisieren, was Shinichi mit ihr angestellt, wie sehr er ihr den Kopf verdreht hatte - sie war ein emotionales Wrack.
"Ach Ran... du verschwendest nur deine Zeit mit diesem Typen, er ist ja nicht einmal da! Und... und ein Telefon bedienen kann er anscheinen auch nicht! Komm endlich wieder zu dir und such dir einen anderen. Du hast etwas Besseres verdient! Tu' dir das nicht an, du wirst sehen, es wird dir dann viel besser gehen!" Ob ihre Wortwahl so klug war? Einer Person, die wegen ihrer großen Liebe verzweifelt ist, solche Dinge an den Kopf zu werfen, geht meistens nicht gut aus. "Was weißt du schon!? Wie soll ich ihn vergessen? Ich kann ihn nicht einfach aus meinem Kopf verbannen!" Immer mehr Tränen rannen an ihren Wangen hinab. Mit ihrem rechten Handrücken, versuchte sie die Spuren ihrer Trauer fortzuwischen, was eigentlich völlig sinnlos war. "Wie kann man sich wegen so einem Typen so fertig machen? ER IST ES NICHT WERT! Du spielst dich seinetwegen kaputt!" Sonoko wusste, dass es eigentlich mehr als sinnlos war ihr Shinichi auszureden, aber versuchen wollte sie es trotzdem. Sie musste es einfach versuchen. Ihre Freundin so traurig und schon fast verzweifelt zu sehen, konnte und wollte sie nicht mehr aushalten.
Sonoko hatte das Gefühl, als wenn Ran ihr gar nicht mehr zuhören würde. Tatsächlich! Beinahe jedes Wort schien bei ihr zu einem Ohr rein und zum anderen unverstanden wieder raus zu rauschen - rechts rein, links raus und in der Mitte nichts was aufhält. Sie war mit ihren Gedanken schon wieder bei Shinichi.
"Ach es bringt nichts...", fing Sonoko an, "du wirst es früher oder später
sowieso erfahren also sage ich es dir jetzt!" "Was willst du mir denn sagen" Ran wurde hellhörig und sah ihre Freundin an.
"Also... gestern..." Sonoko zögerte. "... war ich im Einkaufscenter und wollte mir eine neue Bluse kaufen, als ich... also ich hab... hab..." "Sag schon was ist denn?"
"Ich hab... Akemi dort gesehen... Weißt du noch? Das war die, die was von Shinichi wollte."
"JA, ich kann mich noch an sie erinnern!" Sogar sehr gut konnte sie sich an diese Person erinnern. Sie war sehr eifersüchtig gewesen, aber zum Glück wollte Shinichi ja nichts von ihr.
"Und was ist so schlimm daran?" "Sie war mit... mit Shinichi dort und sie hielten Händchen."
Ran schien das nicht zu realisieren, denn sie blieb stehen und starrte auf den Boden ohne ein Wort zu verlieren. Doch es schien nur so, als würde sie es nicht. In Wirklichkeit war ihr, als ob ihr Herz in tausend kleine Stücke zerspringen würde. Dieser Schmerz war so groß. Sie konnte es fast nicht mehr ertragen. Am Liebsten wäre sie losgerannt oder hätte ganz laut geschrieen. Wie konnte sie nur glauben, dass Shinichi etwas für sie empfand? Sie waren nur Freunde, einfach nur Freunde, obwohl sie sich über alles wünschte, dass sie mehr als das waren oder irgendwann mal werden würden.
"Ran, alles in Ordnung?" Sonoko machte sich Vorwürfe. Irgendwie war es falsch ihr das zu erzählen, doch auf der anderen Seite würde sich Ran doch nur Vorwürfe machen, wenn sie auf ihn warten würde, denn er würde mit Sicherheit nicht wiederkommen. "Ja klar, alles... alles in Ordnung. Du, Sonoko, ich geh schon mal vor! Mir ist gerade was eingefallen, was ich noch zu erledigen habe. Wir sehen uns dann in der Schule. OK?"
Was war nun los? Nichts, keine Träne war mehr auf ihrem Gesicht zu erkennen, nur noch die Spuren der schon längst getrockneten. Doch bevor Sonoko eine Antwort geben konnte, war Ran auch schon verschwunden.
Sie rannte wie wild durch die Straßen, sie wollte nicht, dass Sonoko sah, dass sie immer noch weinte - sie wollte allein sein. Einfach nur allein sein, war jetzt ihr größter Wunsch. Sie lief und lief und alles woran sie dachte war: Es war alles nur eine große Lüge...
tbc...