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Since I lost you

von

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Tränen bilden sich in meinen Augen und das stechende Gefühl in meiner Brustgegend breitet sich qualvoll in meinem Körper aus. Ich zittere und mein Körper erbebt unter der Tränenflut, die von neuem aus mir herausbricht. Ich halte dem Druck nicht mehr stand, frage mich wie ich überhaupt so lange habe stehen können und sinke in mir zusammen. Meine Fingerspitzen krallen sich tief in die Erde unter mir. Der Schmerz meiner Handflächen, der daraufhin so schnell wie das Blut meinen Venen hindurchfliest, ist qualvoll, aber aushaltbar. Ich ignoriere ihn, wie so vieles, am allermeisten aber die Tränen, die kaum versiegen.
 

It seems in a moment your whole world can shatter

Like morning dreams, they just disappear

Like dust in your hand falling to the floor

How can life ever be the same?
 

Wie viel Tränenflüssigkeit mag ein Mensch noch besitzen, der seit gut zwei Stunden ungehalten auf dem Friedhof vor einem verlassenem Grab weint? Fragen auf die ich keinen Antwort weiß, oder wissen möchte. Ich versuche mit eiserner Willenskraft den Klos hinunter zu schlucken, in zu verdängen oder auf sonstige Art und Weise loszuwerden. Doch er ist da, während du fort bist.
 

Cause my heart is broken in pieces

Yes my heart is broken in pieces

Since you've been gone
 

Wenn man bedachte, wie harmlos alles begonnen hatte. Du klagtest über Brustschmerzen. Nichts ernstes, wie du meintest, aber dennoch wolltest du einen Arzt aufsuchen, um sicher zu gehen. Ich hätte es schon am Anfang merken müssen, dennoch machte ich mir keine ernsthaften Sorgen. Die Klinik kam mir damals so kahl vor, ich wusste ja nicht, dass es der Ort sein würde, von dem ich mehrere Monate nicht weichen sollte. Der ältere Herr im weißen Kittel, machte für mich den Eindruck, er sei zu alt. Und wie ich später erfuhr ging er auch zwei Monate danach in Pension. Vielleicht hat er dich deshalb nicht gründlich genug untersucht. Er wiederholte deine Worte und gab dir lediglich einige Tabletten gegen die Schmerzen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei und es verstärkte sich noch mehr, als deine Schmerzen kaum verschwanden. Du warst nie der Mensch, der vorschnell aufgab. Mich selbst hatte es gewundert, dass ausgerechnet du wegen "harmlosen" Brustschmerzen einen Arzt besuchen solltest.
 

It's all too easy to take so much for granted

Oh, but it's so hard to find the words to say

Like a castle in the sand the water takes away

How can life ever be the same?
 

Die Zeit raste nur so dahin und wenn ich jetzt ein gutes halbes Jahr danach, an dein Verhalten denke, an dein gezwungenes Lächeln oder deine langsamen Bewegungen, so hätte ich es doch merken sollen. Die Schmerzen, die dich dazu zwangen. Ich kannte dich doch schon so lange Zeit. Ich hätte dich wahrscheinlich retten können, wäre ich nicht so mit meiner Beförderung beschäftigt gewesen. Ich hätte diese Anzeichen merken müssen.
 

Verdammt. Meine Faust schlägt hart auf dem Erdboden auf. Ich spüre die neue Flut Schmerzen nicht mehr. Bitter ist der Geschmack in meinem Mund und ich versuche nicht noch einmal an deinen Leidensweg zu denken. Zu Schmerzvoll erscheinen mir die Erinnerungen, die wie ein dunkler schneller Windstoß über mich fegen.
 

Cause my heart is br[oken in pieces

Yes my heart is broken in pieces

Since I've lost you
 

Ohne mein Wissen bist du erneut zu einem Arzt gegangen. Dieser erkannte die Ernsthaftigkeit, war sich seiner Prognose nicht sicher. Er schickte dich ins Krankenhaus, um die Krankheit eindeutig zu definieren. Dennoch verstrich eine weitere Woche ehe du diesen Termin wahrnahmst. Ich hätte dich drängen müssen, hätte gegen deine Willenstärke ankämpfen müssen. Stattdessen tat ich nichts, sah tatenlos zu. Wärest du nicht so verdammt stur gewesen. Sie hätten dich vielleicht retten können, auch wenn sie behaupten, dass es schon lange für dich zu spät gewesen wäre. Sie teilten dir ihre Diagnose mit: Brustkrebs. Metastasen, die so fest und tief sitzen in ihrer Anzahl "angeblich" nicht mehr zu bekämpfen wären. Mit einem Anflug von Mitleid, entließen sie dich, sagten du solltest dein Leben noch genießen. In den 3 Monaten, die dir noch blieben. Ich brach in Tränen aus, während du ein gezwungenes Lächeln zu Stande brachtest. Als wir zu Hause waren, weintest du nicht, gabst keine Anzeichen von Ungerechtigkeit. Still nahmst du dein Schicksal hin. Den Tod. Du wolltest die dir verbleibenden Monate genießen. Und das tatest du, zwar mit einer Bitterkeit in deinen Augen, dass auch mir meine aufgesetzte Freude in unserem Hawaiiurlaub im Hals stecken blieb. Und es ging langsam voran und die Schmerzmittel, die dir die Ärzte in den Krankenhäusern verschrieben hatten, linderten die Qualen wenigstens ein wenig. Selbst, wenn du dich immer noch krümmtest und im Schlaf gepeinigt schriest.
 

Ohh, now you'll never see

Ohh, you'll never know

All the things I've planned for you

Things for you and me
 

Und ehe ich mich versah, war es vorbei. Du lächeltest dünn, als du sagtest, dass du die Nacht nicht überstehen würdest. Mir liefen viele kleine Schauer den Rücken hinab. Ich wollte dir nicht glauben, sagte dir, dass erst acht der zwölf Wochen um wären, rüttelte dich und sagte, dass du kämpfen solltest. Wenn nicht für dich, für mich. Du antwortest mit einem gezwungenen Lächeln und ich konnte in deinen Augen erkennen, wie schwer es dir fiel. "Tut mir Leid, Alexa ... Aber es gibt Dinge auf die wir keinen Einfluss haben. Und das Schicksal hat es so festgelegt." Noch immer hallen die Worte in meinen Ohren wider. Ich hatte geschrieen und geweint, und war schmerzlich von Alpträumen geplagt eingeschlafen. Mit dem Unterschied, dass ich am nächsten Morgen erwachte.

Da liegst du nun. Begraben unter einem Häufchen Erde auf dem einige verwelkte Blumen, ein einfaches Holkreuz, von einem schwarzen Schleier umgeben und mit deinem Foto versehen, steht. Nur ein paar Meter tief unter der Erde nicht weit von mir entfernt - körperlich- und doch so unerreichbar. Beängstigend wie schnell die Dämmerung hereinbrechen kann, wie die Morgenröte den Himmel wie einen Schleier überzieht und die neuen Sonnenstrahlen den Himmel erhellen. Halb erleuchtet liegt der Friedhof verlassen, von einer alten, rissigen Steinmauer umgeben in einem heranbrechenden Morgen, strahlt dabei eine Ruhe und Einsamkeit aus, die mir mehrere kalte Schauer über den Rücken jagen und mein Herz seltsam bedrückt.
 

Das Spektakel mag mich, nicht aber meinen Tränen ablenken, die heiß und salzig meine geröteten Wangen hinablaufen. Ausdruckslos starre ich auf die Schwarz-Weiß Fotographie, bei deren Entstehung ich bei dir stand und dein makelloses Gesicht betrachtete. Nicht-wissend, dass dieses fröhlich-grinsende Portrait deiner selbst, das letzte sein würde, was mich an dich erinnern würde. Noch lange sehe ich auf das Bild, habe keine Zeitgefühl mehr, weiß nicht ob es nur belanglose Minuten sind, oder gar Stunden, doch jeden Sekunde in der ich den Blick nicht abwenden kann, schleicht sich eine beklemmende Traurigkeit tiefer in mein Herz.
 

Held your hand so tightly

That I couldn't let it go

Now how can life ever be the same?
 

Ein leichter dennoch kühler Wind fordert mich zum Gehen auf, doch ich rühre mich nicht. Keine einzige Bewegung lasse ich zu. Gerade so als wäre ich eine menschliche Statue aus Stein. Tief sitzt der Schmerz und mein Herz zerspringt in Tausende von Splittern, wenn ich daran denke wie du mich zärtlich anlächeltest oder liebevoll mit einer meiner Haarstränen spieltest. Ich unterdrücke die Tränen und starre trotzig gen Himmel. Der Morgen ist klar und schön, hell erleuchtet von der Sonne die fröhlich am Horizont strahlt. Ich fröstele und schließe die Arme eng um meinen frierenden Körper. Gedankenverloren blicke ich auf meine Hände aus denen dünne Rinnsale Blut fliesen. Die Wunden schließen sich bereit.
 

Cause my heart is broken in pieces

Yes my heart is broken in pieces

Since you've been gone
 

Entschlossen erhebe ich mich und wandere zielsicher aus dem Friedhof. Körperliche Wunden verheilen schnell; wie lange aber würden seelische Wunden brauchen? Die Zeit würde es herausfinden... und mit einem neuem Tag, würde das Leben weitergehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-03-30T14:09:15+00:00 30.03.2006 16:09
Boah...O.O
Wie depressiv ist das denn???
Von: abgemeldet
2005-04-28T14:13:48+00:00 28.04.2005 16:13
*erstaunt ist*
ich wusste garnicht das du so gut schreiben kannst...
RESPECT ^^
und so schön dramatisch...gott sei dank kein Happy End ^^"


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