Zum Inhalt der Seite

Als die Liebe starb...

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Als die Liebe starb...
 

Er wusste nicht mehr, wie lange er schon hier saß und wartete. Noch nicht einmal wusste er, auf was er wartete. Oder auf wen? Viele stunden schon saß er an dem Tisch aus dunklem Holz vor seinem Honigmet, nippte immer mal wieder daran und schaute sich stumpfen Blickes in der Wirtschaft um. Zwar war es nicht besonders groß, dafür aber laut und voll. Und es stank. Am Tresen pöbelten einige Zwerge die dralle Wirtin an. Landstreicher saßen zwei tische von ihm entfernt, erzählten sich schlüpfrige Geschichten und sangen Trinklieder, lärmend und falsch. In den dunkleren ecken standen junge Frauen und Männer, die gesenkten Blickes darauf warteten, für die Nacht mitgenommen zu werden. Auf der anderen Seite des Raumes saß eine vermummte Gestalt vor einem Glas Absynth, in welches der Fremde ab und zu seinen Finger gleiten ließ, um ihn zu den Lippen zu führen und genüsslich daran zu saugen. In diesem Lokal tauchten oft zwielichtige Gestalten auf, doch dieser eine übte auf ihn eine unglaubliche Anziehungskraft aus. Der Fremde hatte den Kopf gesenkt, mit gekrümmtem Rücken in den Schatten gedrückt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Nur ab und zu sah man ein Paar roter Augen aus der Dunkelheit darunter hervorblitzen. So durchdringende, stechende Augen konnte nur ein Dämon haben, ja er war sich sicher, der Fremde musste ein Dämon sein.

Und dann trafen sich ihre Blicke. Es war, als würde für den Bruchteil einer Sekunde die Welt den Atem anhalten, es herrschte absolute Stille. Der Sturm draußen hörte auf zu wüten, die Luft brannte. Fast als wäre dieser Moment... als wäre er heilig.

Dann war es vorbei. Doch er konnte seinen Blick nicht von dem Dämon lösen. Weder vermochte er zu atmen, noch sich zu rühren. Er saugte jede Einzelheit des anderen in sich auf, dass er es nie wieder vergessen würde.

Doch plötzlich wurde er aus seiner Starre gerissen. Arme legten sich zärtlich um seine Brust, ein sanfter Kuss auf seine Wange gehaucht.

"Ich will dir ein schönes Geschenk machen, Chéri..." Die Stimme troff nur so vor Lust, zu gerne wäre er diesem nur zu eindeutigen Angebot gefolgt, doch er war hin und her gerissen, denn lieber hätte er die Nacht mit dem geheimnisvollen Fremden verbracht, dessen Augen ihm so schöne Geschichten erzählt. Er kannte ihn nicht, noch nicht einmal hatte er sein Gesicht gesehen, doch war er Gefangener seiner Reize.

Er wand den Kopf um den Mann zu sehn, der ihn in seiner innigen Umarmung gefangen hielt. Es war ein Mensch, doch er sah gut aus. Er trug schwarz-weiße Kleidung, sein Haar war halb blond, halb schwarz. Seine Oberlippe war mit Ruß geschwärzt, auf der Wange war eine Träne eintatoowiert. Ein Pierrot. Sein schüchternes Lächeln gefiel ihm sofort. Er zog ihn zu sich auf den Schoß und erkundete die Lippen mit den seinen, schmeckte eine wunderbare Süße auf ihnen. Keinen einzelnen Gedanken mehr verschenkte er an den verhüllten Dämon, zu sehr war er beschäftigt mit dem Mann, der ihn verwöhnte. Umso mehr erschrak er, als mit einem Mal ein Gesicht hinter dem Rücken des Pierrots auftauchte und ihn diabolisch angrinste. Und er erkannte die Augen wieder. Er erstarrte, brachte keinen ton mehr heraus, krallte seine hand in den Rücken des Menschen. Das Gesicht des Fremden betäubte seine Glieder und seine Gedanken. Er sah so aus, als hätte er eine Menge mitgemacht in seinem Leben, das Alte war kaum zu bestimmen, die blutroten Augen sandten eine nur mit mühe zu erkennende Traurigkeit aus. Erst die raue Stimme ließ ihn aus der Lähmung aufschrecken.

"Eine Schwelbe, nehme ich an, ich bin Danavan, einer der sieben Satane aus der untersten Schale der Hölle." Das Grinsen wurde breiter, seine Hand spielte mit dem kurzen Haare des Pierrots, die andere wanderte über den Rücken der Schwelbe.

"Kommt mit mir", raunte er ihm ins Ohr, drehte sich um und ging, ohne sich noch einmal umzusehen, doch mit dem festen Wissen, sie würden ihm folgen. Ein einziger Blick wurde ausgetauscht und beide standen auf, fassten sich an der Hand und gingen Danavan hinterher. Sie sahen noch den langen schwarzen Mantel hinter der Ecke verschwinden, dann hatten sie ihn aus den Augen verloren.

Er hatte sie aus der Wirtschaft heraus, eine Treppe hinauf, in einen langen, dunklen Gang geführt, dessen Ende durch die tiefe Finsternis nicht auszumachen war. Verloren blickten die beiden jungen Männer sich in die Augen, denn von dem Dämon keine Spur. Doch da fasste eine Hand den Schwelb am Ärmel und zog ihn mit dem Pierrot in eines der Zimmer, die sich rechts und links vom Gang befanden.

Der Raum war nicht sehr groß und mit dem Bett auf dem mit Leichtigkeit drei Personen Platz finden konnten beinahe ausgefüllt, machte aber einen sehr gemütlichen Eindruck. Danavan ließ sich grinsend auf das Bett fallen, winkte den Schwelb und den Pierrot zu sich, hieß sie mit einer beiläufig wirkenden Handbewegung vor ihm auf die Knie gehen. Sie gehorchten ihm blind, beide waren sie seinem magischen Charme verfallen. Des Dämons Lippen näherten sich dem Schwelb, umfingen die seinen in einem bezaubernden Kuss, während seine Hände sich mit den Haaren des Pierrots verwoben, welcher seinen Kopf auf den Schoß des Dämonen gebettet hatte und dessen magere und doch muskulöse Brust sanft mit den Spitzen seiner Finger erkundete.

Heiße Körper bewegten sich gegeneinander. Nichts war mehr zwischen ihnen, bis der Spannung, die die brennende Luft zerteilte. Es schien, ihr Geist bildete eine Einheit, nur durch ihre Körper waren sie noch getrennt. Der Schwelb konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es war, als drehe sich alles, das Bett, der Raum, seine Gespielen und er selbst stak mittendrin, überflutet von süßen Gefühlen. Ihre Zungen und Hände spielten miteinander, keiner vermochte mehr zu agen, wen er berührte, von wem er gekost. Brennende Lippen senkten sich auf die Brust des Schwelbs, seine Schultern, sein ganzer Körper wurde übersäht mit weichen Küssen. Er spürte den Dämonen sich in ihm bewegen, fühlte die heiße Zunge des Pierrot. Es waren ungewohnte Gefühle, doch es war so gut...
 

Als der Schwelb am nächsten Morgen die Augen aufschlug, fühlte er sich leer, als würde ihm etwas fehlen, doch wusste er zunächst nicht, was es war. Er wand den Kopf zur Seite und da wurde er gewahr, dass das Bett kalt und leer. Er war allein. Sollte er sich die letzte Nacht nur eingebildet haben? Ersponnene Traumfiguren, Gespinst seiner Hoffnung, wartend auf die Unendlichkeit.

Eine kleine salzige Träne rann ihm über die Wange. Langsam setzte er sich auf, vergrub leise schluchzend sein Gesicht in den Händen. Doch da feil sein Blick auf eine Pergamentrolle, die zu seinen Füßen lag. Durch einen kristallinen Schleier blickend streckte er die Hand danach aus, langsam, als hätte er Angst, sie könne sich auflösen, zerfallen. Zitternd vor Spannung erbrach er das Siegel und entrollte das Pergament. Es war beschrieben mit blutroter Tinte, unterzeichnet mit Danavan.

Guten Morgen, Chéri. Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Es war eine wundervolle Nacht, du hast mir viel Spaß bereitet. Das Geld findest du unter dem Kopfkissen, vier Goldstücke sind bestimmt genug. Wir sehen uns wieder, so es das Schicksal will"

Und in diesem Moment wusste er, dass er nie wieder würde lieben können...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-11-10T18:39:38+00:00 10.11.2006 19:39
Sehr schöne Geschichte und sie schreit geradezu nach einer Fortsetzung.
Gruß,
Morien
Von:  etama
2006-11-07T00:07:27+00:00 07.11.2006 01:07
.... <-- Kommentar zu dem Dämon...
ihn einfach so.. zurückzulassen.. gut geschrieben... wird es eine fortsetzung geben?wenn ja schick mir ne ens.. wäre lieb... :)
Von: abgemeldet
2006-02-08T22:36:18+00:00 08.02.2006 23:36
awww~w mir gefällt sie echt gut! sehr mitreißend und ergreifend. man konnte sich sehr gut in die personen versetzen. der schreibstil ist auch toll un das ende erst^^
Von: abgemeldet
2005-06-30T11:57:18+00:00 30.06.2005 13:57
boah, wie gemein... *schnief*
Tolle geschichte, aber leider kein happy end. Trotzdem *thumps up* gut geschrieben!
Von: abgemeldet
2005-05-17T13:09:44+00:00 17.05.2005 15:09
Wieder mal eine sehr schöne geschichte und der schluß so herzzereißend


Zurück