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I don't want to miss a thing...

Seishirou und Subaru
von

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Unbreak my heart

Es war später Herbst, bald würde Winter sein. Die Blätter hatten sich inzwischen alle verfärbt und kalter Wind zog hin und wieder auf. Am heutigen Abend war es allerdings warm. Man hätte meinen können, es handele sich um die letzten Sommertage. Das war aber nicht der Fall, und ohnehin war es nicht mehr weiter wichtig, was für ein Wetter in welcher Jahreszeit herrschte. Der Großteil Tokios war zerstört. Ganz Japan glich einer riesigen Müllhalde für den Schutt, der aus Tokio herausgewirbelt war, als es in die Luft geflogen war. Oder sollte man besser sagen: Der Schutt, der Japan jetzt bedeckte und zu ersticken drohte, und einmal Tokio, die Hauptstadt des Landes, gewesen war?
 


 

Lass mich nicht allein mit all diesem Schmerz

Lass mich nicht allein im Regen stehen

Komm zurück und bring mir mein Lächeln wieder

Komm zurück und lass diese Tränen verschwinden
 


 

Subaru gähnte herzhaft. Obwohl es kaum noch Menschen geben konnte, so fanden irgendwelche zwielichtigen Gestalten immer noch Aufträge für ihn, die er, aus reiner Langeweile schon, annahm.

Die meiste Zeit über meuchelte er die letzten paar korrupten Anwälte und Politiker nieder, die noch überlebt hatten, da sie es sich hatten leisten konnten, sich evakuieren zu lassen. Hinoto schien ihre Finger da mit im Spiel gehabt zu haben, doch genaueres wusste Subaru nicht. Es interessierte ihn auch nicht, so lange er dadurch etwas zu tun bekam.

Er lehnte sich in dem Gartenklappstuhl zurück und betrachtete seinen Garten, den Garten der Familie Sakurazukamori. Er errötete leicht als er daran dachte, dass er quasi durch den Mord an Seishirou hier „eingeheiratet“ hatte. Der Gedanke gefiel ihm. Der Garten gefiel ihm ebenfalls. Hier blühte noch alles. Jede einzelne Blume blühte und der Rasen war kräftig grün. Wie Subaru inzwischen wusste, lag das am Blut der Menschen, die unter diesem wundervollen Garten begraben lagen. Es störte ihn nicht. Früher hätte er die Pracht sicher nicht bestaunen können, mit solch einem Hintergrundwissen, aber jetzt konnte er es – und er genoss es auch in vollen Zügen.
 


 

Bring die Freude zurück in mein Leben

Lass mich nicht hier, mit diesen Tränen
 


 

Die leichten, rosa Blüten des großen Kirschbaumes, der inmitten des Gartens stand, wiegten sich in der sanften Brise, die im Herbst oft herrschte. Subaru hatte sie nie für besonders befunden und er hatte nie alleine wegen ihr die Augen geschlossen, um besser genießen zu können, wie der Wind seine Wangen streichelte.

Heute ließ er sich Zeit dazu.

Ob es davon kam, dass er durch seine Aktivität als Killer eine neue Einsicht ins Geheimnis des Lebens bekommen hatte? Sicher. So wie Seishirou diese eigenartige Weise hatte, über das Leben und das Sterben und die Liebe und den Hass zu sprechen, so war Subaru nun auch eigenartig geworden.

Nur fand er es äußerst bitter, dass er das Seishirou nicht mitteilen konnte. Allerdings war er an dieser Tatsache ja selbst Schuld. Mehr oder minder hatte er Seishirou in den Tod getrieben. Er lächelte.

Hätte Seishirou mich nicht geliebt, dachte Subaru, dann hätte er sich nicht von mir töten lassen wollen und dann würden wir beide noch leben. Aber dann hätte ich wahrscheinlich zu viel nie kennen gelernt und Seishirou vielleicht auch nicht, schloss er seine Gedankengänge ab und lehnte sich an den wichtigsten Baum hier im Garten. Der große, makellose Kirschbaum. Der, der am meisten Blut brauchte, um voll aufzublühen, dafür aber auch am schönsten war.
 


 

Komm und küss diesen Schmerz hinfort

Ich kann den Tag, an dem du gegangen bist, nicht vergessen

Die Zeit ist so hart

Und das Leben ist furchtbar, ohne Dich, hier an meiner Seite
 


 

Subaru küsste die kalte Rinde, die sich verschnörkelt um das weiche Holz rankte, das innerhalb des Stammes zu finden sein würde, wenn man ihn irgendwann fällte.

Sollte die Welt heute untergehen, dann wäre das natürlich nicht mehr nötig und es würde dem Baum auch sicher nicht so wehtun, wie eine Axt, von Menschenhand geführt.
 


 

Ich brauche jetzt deine Arme, die mich halten

Die Nächte sind so kalt

Bring diese Nächte wieder, als ich dich neben mir in meinen Armen hielt

Mach mein Herz ungebrochen
 


 

Er war schon seit der Früh auf, hätte es noch Hähne in der Nähe gegeben, sie hätten sogar noch geschlafen, aber dass ihn jetzt so eine gewaltige Müdigkeit überrannte, verdutzte ihn doch.

Seit er Mörder war, schlief er ohnehin viel zu viel. Aber er hatte ja sonst auch nichts zu tun, ausgenommen, Leute zu killen, von denen er höchstens mal etwas in der Zeitung gelesen hatte und ihren Namen wieder vergessen, nachdem Hokuto ihm ins Ohr gebrüllt hatte. Irgendetwas. Hokuto war es auf Inhalt nicht so sehr angekommen, wenn es darum gegangen war, ihren Zwilling verlegen zu machen. Das hatte sie sehr gut gekonnt. Seishirou ebenfalls.

Doch inzwischen dachte Subaru, dass auch er Seishirou einige Male verlegen gemacht haben konnte. Zumindest das eine Mal ganz sicher.

Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen und er ließ sich auf den Boden fallen. Subaru kniete auf der Stelle, an der Seishirou damals, vor vielen Jahren, Hokuto getötet und vergraben hatte. Das Schicksal hatte hier schon einmal getötet und vielleicht hatte es das getan, um das bestmögliche aus einer unmöglich komplizierten Situation zu machen.

„Es wäre so schön, würde es das heute wieder tun“, murmelte Subaru gegen die Wurzeln des Baumes. Inzwischen saß er geduckt da, den Kopf auf den untersten Teil des Baumes gestützt, der in die Erde überging. Tränen rannen ihm über die Wangen.

„Heute geht die Welt unter. Willst du mich so sterben lassen?“
 


 

Mach mein Herz ungebrochen

Sag mir, dass du mich wieder lieben wirst

Mach diesen Schmerz ungefühlt, den du verursacht hast,

Als du gingst,

Und aus meinem Leben verschwandest

Mach diese Tränen ungeweint

Ich habe so viele Nächte geweint

Mach mein Herz ungebrochen, mein Herz
 

Nimm dieses traurige Wort, „Good-Bye“, zurück

Bring die Freude zurück in mein Leben

Lass mich nicht hier, mit diesen Tränen

Komm und küss diesen Schmerz hinfort
 

Ich kann den Tag, an dem du gegangen bist, nicht vergessen

Die Zeit ist so hart

Und das Leben ist furchtbar, ohne Dich, hier an meiner Seite
 


 

Die Blüten und Blätter über ihm raschelten im Takt. Subaru fragte sich einen Moment, ob sie tanzten und sich über ihn lustig machen wollten. Er verwarf den Gedanken, denn inzwischen hatte er sich mit diesem Baum angefreundet.

Selbst für den Kamui der Erddrachen hatte sich das abstrus angehört, als Subaru es ihm während eines Gesprächs offenbart hatte. Selbst diesem durchgeknallten Amokläufer bin ich unheimlich, dachte er und ein leichtes Lächeln, das auf seinen Lippen gelegen hatte, formte sich zu einem Grinsen.
 


 

Oh, oh

Lass mich nicht allein mit all diesem Schmerz

Lass mich nicht allein im Regen stehen

Bring diese Nächte wieder, als ich dich neben mir in meinen Armen hielt
 


 

„Ich denke, es reicht jetzt.“

Subaru hob den Kopf an und sah sich verwirrt um, woher die tiefe, angenehme Stimme gekommen sein mochte, die er meinte gehört zu haben. Ebenfalls hatte er das Gefühl, dass er diese Stimme kannte. Äußerst gut. Eine Stimme, die er sich vor einiger Zeit eingeprägt hatte, als sie ihre vermeintlich letzten Worte gesprochen hatte.

„Der Baum, Subaru. Ich hatte eigentlich mehr von dir erwartet, aber gut.“

Subaru blinzelte, rieb sich die Augen und betrachtete den Kirschbaum, an dem sich äußerlich nichts verändert hatte, aus dem aber eindeutig Seishirous Stimme zu hören war.

„Falls jetzt die Frage kommt, hier die Antwort: Nein, du bist nicht vollkommen übermüdet. Aber ich denke, ein ewiger Schlaf würde dir langsam mal gut tun.“
 


 

Mach mein,

Mach mein Herz ungebrochen, oh Baby

Komm zurück, und sag mir, dass du mich liebst

Mach mein Herz ungebrochen,

„Sweet Darling“
 


 

„Das denke ich auch, Seishirou.“

Subaru schmiegte sich an den Baum wie an ein weiches Daunenkissen und schloss die Augen. War es ihm eben noch kalt gewesen, so spürte er im nächsten Moment schon Arme um sich, die ihn wärmten.

„Da bist du ja, du Möchtegern-Killer.“

„Schwächling.“

„Das können wir später klären...“

Subaru hielt die Augen weiterhin geschlossen. Er spürte wie sein Oberkörper angehoben wurde, ein Finger unterm Kinn, welches sich von selbst nach oben bewegte und dann weiche Lippen, die er auf seinen spürte.

„Das ist also der Himmel.“

„Ich zeige dir später alles...“, Seishirou atmete tief ein, als ob er sich aus dem Nichts Mut zusammensaugen wollte, „Schön, dass du endlich da bist. Ich glaube, ich hab dich ziemlich vermisst, weißt du?“

Subaru nickte und öffnete endlich die Augen. Er konnte Seishirou sehen. Lebendig sah er aus. Auf die Umgebung achtete er nicht.

„Das hört man gern.“
 


 

Ohne dich kann ich nicht weiterleben,

Nicht weiterleben
 

A/N: Ein ganz großes Dankeschön an alle Leser, die so lange dabei geblieben sind! Natürlich auch an ninnive (Livejournal), die mir als Beta bei dieser Story sehr geholfen hat. :)

Auf Wiedersehen! Denn wer weiß, vielleicht liest man sich ja mal wieder?



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