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A Serious Temptation

Vampirblut und Rache
von

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Dunkle Wolken

„Was ist das für ein Teil?“

Twain antwortete nicht direkt auf Lukes Frage, sondern kuschelte sich behaglicher in die starken Arme seines Beschützers. Zudem war er plötzlich sehr, sehr müde. Sie hatte ausgiebig ihrer Wollust gefrönt und das mit in Twains Falle reichlich Alkohol im Blut. Ein paar Stündchen Schlaf könnten sogar ihm gerade ganz gut tun.

Luke allerdings, welcher den schlanken Leib seines Liebhaber mit dem Rücken gegen seinen eigenen Oberkörper und Bauch gepresst hatte, gab nicht so schnell auf und nahm sich Twains linke Hand zur genaueren Untersuchung. „Ich hab da schon die ganze Zeit was glitzern sehen. Mann, der ist ja riesig!“

Die erstaunten Augen des Leibwächters gingen über den großen, tiefroten Edelstein, welcher in über hundert Facetten geschliffen das spärliche Licht einfing und reflektierte. Der Brillant erreichte mit einem Durchmesser von über drei Zentimetern eine Größe, die Luke noch nie an einem ähnlich kostbaren Stein gesehen hätte. Genau genommen bekam er Schmuckstücke dieser Preisklasse ohnehin nie zu Gesicht.

Doch bevor er sich die genauere Beschaffenheit des Ringes ansehen konnte zog Twain schon wieder energisch seine Finger aus Lukes Griff.

„Der’s von ihm…“, murmelte Twain-

„Du trägst doch sonst nicht so opulenten Schmuck. Soll das ein Verlobungsring sein?“

„Spinnst du?! Nie im Leben!“ Erbost drehte Twain sich zu seinem Liebhaber um und funkelte diesen an.

„Ist ja gut, war nur ein Scherz. Warum trägst du ihn dann nicht einfach am Daumen statt am Ringfinger, er ist dir doch arg weit.“

Luke ergriff mit seinen Händen abermals die filigranen Finger seines Herrn um sanft über diese zu streichen. Dabei blickte er ihn mit ebenso zärtlichem Blick an.

Der große Engländer hatte vor ihrer Begegnung nicht an solche Dinge geglaubt, aber heute wusste er, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Damals auf der britischen Insel, als er bei diesem Turnier Twains Augen zum ersten Mal auf sich spürte. Dieser intensive Blick, der ihm bis unter die Haut ging. Er hatte den Kampf natürlich gewonnen, angespornt durch die goldenen Augen in dem blassen und überirdisch schönen Gesicht des unbekannten Zuschauers.

Auch jetzt noch vermochten diese Augen, in die er sich seit jenem Zeitpunkt unsterblich verliebt hatte, ihn in seinen Bann zu ziehen. Luke lächelte in sich hinein und versuchte diesen perfekten und anbetungswürdigen Körper wieder näher an sich zu ziehen und dessen Wärme weiter in seinen Armen zu spüren.

Twain jedoch murrte nur etwas Unverständliches und zog sich den massiven Ring ab, dann schälte er sich aus der Umarmung seines Liebhabers um das Kleinod in einem Beutel zu verstauen, welcher auf dem Nachttisch lag. Ein leises Klirren verriet, dass das Gold auf Münzen des gleichen Elements aufkam.

Der jüngere Vampir seufzte. „Ich sollte jetzt eigentlich nicht schlafen. Ich muss… noch was erledigen. War zu lange weg.“ Er lag halb aufgerichtet und Luke den Rücken zugewandt an der Bettkante. Sein Blick ging auf das kleine Dachfenster, dessen Vorhänge im Moment fest zugezogen waren.

„Das kann nicht dein ernst sein, Twain!“ Hellhörig geworden richtete auch sein Leibwächter sich auf und legte seine Pranke auf Twains unbedeckte Schulter. Der Kopf der tätowierten Schlange ragte nur noch halb unter seiner Hand hervor, jedoch war es ihm, als sei sie tatsächlich lebendig unter der samtenen Haut zu spüren. „Du musst dich ausruhen, du hast dich zu sehr verausgabt. Als dein Leibwächter muss ich dir wirklich sagen…“

„Blödsinn. Ich bin durch das Blut wohlauf“, flötete Twain munter und drehte seinen Kopf, sodass er Lukes Lippen sacht mit den Seinen berühren konnte. Luke erwiderte den Kuss zwar innig, doch allzu leicht würde er seinen Widerstand noch nicht aufgeben.

„Wenn du gehen musst dann lass mich mitkommen, Twain.“

Der Angesprochene seufzte theatralisch. „Wenn es sein muss...“ Er grinste. Sein Beschützer dagegen strahlte freudig und drückte ihn fest von hinten mit seinen muskulösen Armen, jedoch darauf bedacht ihm nicht weh zu tun. Das Kampftraining hatte dem Leibwächter eine enorme Stärke verliehen, auch weil er wusste, dass sein Herr auf seine Muskeln und seine breite Statur stand.

Ihre Zungen suchten einander und fanden sich. Sie erforschten einander gierig, vereint in einem wilden Spiel. Twain musste seinen Kopf weit drehen, denn er lehnte noch immer mit dem Rücken gegen seinen Liebhaber. Dabei umschloss Lukes schwitzige Hand fest Twains Gesicht, so als wollte er ihn nicht wieder gehen lassen. Die andere Hand legte er auf Twains unbekleidete Taille, zog ihn wieder näher zu sich und strich fiebrig über die seidenweiche Haut und den flachen Bauch.

Nach kurzer Zeit und leicht keuchend lösten die beiden sich wieder und sahen sich in die Augen.

„Wir sollten gehen“, befand Twain heiser.

Luke drückte ihm einen Kuss auf das Ohrläppchen und arbeitete sich mit seiner Zunge hinunter, bis er die weiche Haut des Halses liebkosen konnte. „Ja, gehen wir.“ Doch er machte keine Anstalten aufzubrechen, sondern bearbeitete die empfindliche Haut weiter mit Küssen und Saugen.

„Ich meinte jetzt gleich!“ Twain legte mit einem leisen Stöhnen den Kopf nach hinten um seinem Geliebten noch mehr des weißen Fleisches darzubieten. Ein warmes Kribbeln breitete sich an den Stellen aus, die von Lukes Lippen berührt worden waren, und nicht nur dort, sein gesamter Körper schien von Hitze durchströmt zu werden.

Luke tat, als habe er die Aufforderung nicht gehört. „Du bist heute wirklich wahnsinnig empfindlich, Twain. Lieg das am Hochprozentigen?“ Vielleicht konnte er seinen Herrn für einige Zeit ablenken und ihn doch noch zum Schlafen gewinnen, was gewiss das Beste in dieser Situation wäre. Twain war ein zu großer Hitzkopf, so impulsiv, dass er sich auch selbst schaden konnte. Einige Stunden Schlaf würden seinem Entscheidungsvermögen sicherlich gut tun.

„Das ist nicht wahr…!“, protestierte der jüngere Vampir. Ein Schaudern überkam seinen gesamten Körper und ließ seine feinen Nackenhaare zu Berge stehen.

Was ist nur mit mir los?, fragte Twain sich. Er hat mich doch nur geküsst… Ich muss mich zusammenreißen.

Der hünenhafte Leibwächter nutzte die Zweifel seines Geliebten um den Kuss noch einmal zu vertiefen. Seine Zunge drang tiefer in die warme und feuchte Höhle ein und erkundete mit wildem Enthusiasmus das weiche Fleisch.

Dem nicht genug begann Luke nun auch noch über Twains erregte, spitz aufgerichtete Brustwarzen zu streichen, leicht in sie hinein zu kneifen. Dies verfehlte seine Wirkung nicht, wie Luke zufrieden am heiseren Aufkeuchen seines Schützlings erkannte.

„Gefällt dir das?", raunte Luke leise in Twains Ohr. Dessen Erzittern war Antwort genug.

Der jüngere Vampir drückte sich entgegen seines Wunsches jetzt gleich aufzubrechen, um sich wieder um seine zwielichtigen Geschäfte zu kümmern, enger an den heißen Leib seines Liebhabers. Die rauen, aber zärtlichen Hände strahlten Sicherheit und Stärke aus. Wie er dies genoss... Langsam aber sicher kam Twain auf den Geschmack von mächtigen, männlichen Körpern und deren beschützender Stärke.

Twain atmete schwerer als gewöhnlich, jedoch zwang er sich dazu, sich wieder zu beruhigen. Er wandte sich um und legte seinem Beschützer eine leicht zittrige Hand auf die Brust. „Bitte, Luke, ich muss wirklich gehen…“

Luke seufzte tief und ließ von seinem Schützling ab. Er hatte noch nie eine Bitte von Twain abschlagen können… Auch wenn sein halb erwachtes Glied nun wieder enttäuscht den Kopf hängen ließ.

„In Ordnung. Ich hab noch frische Kleidung für dich hier.“ Das Bett knarrte laut, als sich der große Vampir, welcher wahrhaft ein Bild von einem Mann war, von diesem erhob und die Schränke nach Wäsche durchsuchte. Zum Glückt hatte er immer frische Kleidung für seinen Herrn und Geliebten im Haus, sodass der sich ohne die diversen Düfte der vergangenen Nacht wieder seiner Arbeit zuwenden konnte.

So kramte er alles heraus, was aus einem nackten (und wahnsinnig hinreißenden) Twain einen anständig furchteinflößenden Anguis machen würde und half seinem Liebsten auch gleich sorgsam die Kleidungsstücke anzuziehen.

„Bist du meine Zofe, oder was?“, feixte Twain, während er auf den vor ihm knienden Mann sah, welcher ihm gerade eine Hose zärtlich überstreifte.

„Ich bin alles was du willst für dich.“ Luke lächelte sein herzerweichendes Lächeln und Twain ließ ihn auch mit den übrigen Kleidungsstücken gewähren.
 

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„Wo soll ich dich hinbringen?" Luke sah zu seinem schwarz verhüllten Schützling.

„Ich muss erst mal nach Hause... Schade, dass Erik nicht da ist." Twain gab es zwar nicht direkt zu, aber er vermisste seinen Partner. Erik war mehr als nur ein Freund, er war wie ein großer Bruder, seine Familie...

Luke wusste dennoch, wie sein Liebster fühlte.

„Ich würde gern mit dir kommen, aber ich weiß ja, dass Erik niemanden außer dir in seinem Heim duldet. Aber ich kann draußen auf dich warten", fügte er hoffnungsvoll hinzu.

„Ja... das wäre gut", murmelte Twain leise. Er wollte auch nicht zugeben, dass er sich ohne einen Menschen an seiner Seite einsam fühlte, vor allem in den dunklen Stunden der Nacht, in denen er alleine mit sich und seinen Gedanken war und ihn immer noch Alpträume heimsuchten. Keiner wusste, dass er sich nachts bei Erik im Bett einquartierte um dessen beruhigende Nähe zu spüren, vor allem wenn er schweißgebadet aus einem Alptraum schreckte, und er würde sich auch lieber von einer Klippe stürzen als dies jemandem zu erzählen.

„Danach muss ich mit meinen Männern sprechen. So ein Mist, dass ich ausfallen musste während Erik nicht übernehmen konnte. Hoffentlich haben meine Leute nicht wieder so viel Scheiße gebaut. Wenn man es richtig haben will, muss man alles selbst machen." Twain schnaubte verächtlich.

Luke wusste nur zu gut, dass sein Chef ein zwanghaftes Kontrollverhalten an den Tag legte. Er verlangte fehlerfreie Arbeit von seinen Untergebenen und grenzenlose Loyalität. Doch im Gegenzug konnten sie auf eine faire Behandlung und Schutz von Anguis zählen.

„Sei nicht zu streng mit ihnen, darling." Sich schnell umschauend legte Luke eine Pranke auf Twains Hintern. Gut, in dieser Gasse waren sie alleine und keiner konnte sehen, wie ungebührlich er sich seinem Herrn näherte. Es war wirklich von Vorteil heute zu Fuß unterwegs zu sein. Obwohl eine Kutsche noch eine ganz andere Art von Privatsphäre bieten konnte...

Luke musste bei dem Gedanken an eine weich gepolsterte Kutsche, die leise im Rhythmus ihres Liebesspiels knarrte, scharf Luft einsaugen. Hoffentlich hatte sein Herr nichts bemerkt, sonst hielt er ihn noch für einen schwanzgetriebenen Lüstling... obwohl Twain das ohnehin schon längst bemerkt haben musste.
 

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Twain bewegte sich lautlos in der kompletten Dunkelheit der labyrinthartigen Geheimgänge, die immer tiefer unter die Erde führten. Auch wenn kein Fünkchen Licht mehr auf der katzenhaft reflektierenden Netzhaut des Vampirs zurückgeworfen werden konnte, so brauchte Twain kein Licht um sich in den Gängen, die er wie seine Westentasche kannte, zurechtzufinden. Die übermenschlich scharfen weiteren Sinne eines Vampirs taten ihr übriges.

Ich muss den Ring hier unten deponieren, wo Charon nicht hinkommen kann. Geschieht ihm ganz recht, nachdem er mich so behandelt hat. Ich gehöre niemandem, schon gar nicht ihm, egal, was auf irgendeinem blöden Zettel steht!

Endlich in ihrem geheimen Domizil angelangt fischte er den Ring zwischen den Münzen heraus und legte ihn auf seine Kommode, die schon andere angehäufte Kleinodien mit Bedeutung für den jungen Verbrecher beherbergte. Er musste grinsen, als er ihn neben Emahs Ring, ein Geschenk seiner Liebe, legte.

Ich habe wirklich zu viele Liebhaber...Ein Einzelner kann das alles doch gar nicht schaffen. Zum Glück ist Luke so unglaublich nachsichtig mit mir... Er sorgte sich aber, dass Emah nicht Lukes Toleranz haben könnte. Der Deutsche kam weniger gut mit dem Gedanken an Polygamie zurecht als sein Leibwächter, welcher einfach nur froh war überhaupt bei Twain sein zu dürfen. Man konnte es Emah auch nicht verübeln. Und wenn er jemals dieser Konstellation überdrüssig würde und sich von ihm trennte...

Twain wollte nicht weiter darüber nachdenken, was es bedeuten könnte Emah zu verlieren. Schmerz über seinen Verlust war nichts als Schwäche, er war schon so zu schwach und angreifbar, weil er diese Leute zu gern hatte. Und Charon hatte es sofort auszunutzen verstanden.

Kurz flammte Wut in ihm über den allmächtigen, sadistischen Dämon auf.

Wenn ich nur wüsste, was an dem Ding so besonders ist. Es wird ihn schon nicht umbringen, dass ich ihn jetzt habe. Aber er wird ihn sicherlich nicht kampflos aufgeben...
 

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Nach längerem Warten, welches Luke sich mit Leibesübungen zu verkürzen versuchte, tauchte sein Liebster aus den Schatten auf. Sein völlig unbemerktes und lautloses Anschleichen verursachte bei dem Leibwächter allerdings keine Überraschung mehr, er hatte es schon oft genug erleben können.

"Komm, ich nehme das." Galant nahm Luke seinem Schützling die große Tasche ab, welche er mitgebracht hatte. Es gefiel ihm, dass Twain Gepäck dabei hatte, denn das hieß, er würde sich irgendwo außerhalb einquartieren, am besten natürlich bei Luke selbst.

"Wo soll ich dich hinbringen? Ich kann uns eine Kutsche anhalten."

"Ich weiß noch nicht... Ich will niemanden in Gefahr bringen", überlegte Twain in Gedanken verloren.

"Gefahr?" Bei diesem Wort musste Luke aufhorchen. Er musste jeglicher Gefahr, die seinem Schützling drohte, Einhalt gebieten. "Dann werde ich nicht von deiner Seite weichen. Vor allem nicht, wenn es um diesen Kerl geht."

"Er könnte ein wenig... erzürnt sein. Er darf euch nichts tun, aber wer weiß, was er unter "schaden" versteht... Er kann dich trotzdem irgendwie ausschalten."

"Das ist mir egal, das weißt du doch! Ich lasse dich nicht allein. Und ich werde dich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen!" Luke baute sich groß und mit herausgestreckter Brust vor dem kleineren Vampir auf um seinen Standpunkt zu verdeutlichen. Er konnte nicht zulassen, dass seinem Schutzbefohlenen wieder etwas zustieß. Mit entschlossenem Blick sah er auf seinen Geliebten hinab.

Twain musste ein Lächeln ob dessen Beherztheit unterdrücken und entgegnete seinen Blick ebenso fest. "Du bist wirklich süß, Luke..."

"Ich... bin doch nicht... wie auch immer... gleich sagst du sowieso wieder "aber" und..."

"Nein, ich will, dass du bei mir bleibst." Twain sah ihn noch immer fest an.

"Ähm, das... das ist gut." Verlegen kratze sich der Leibwächter am Hinterkopf. "Aber wieso ist er überhaupt sauer auf dich? Er hat dich doch entführt!"

"Na ja, ich wollte mich revanchieren und hab was von ihm mitgenommen... Diesen dämlichen Ring, wenn du's genau wissen willst. Er lag einfach da, als ich mir den verdammten Vertrag angesehen hab... da hat mich dieser Stein angeblinkt, als wolle er unbedingt angezogen werden."

Luke musste den Kopf schütteln. Immer dieses unüberlegte Verhalten, dass seinen Herrn in Schwierigkeiten brachte. Kein Schmuck der Welt war es Wert seinen Herrn in Gefahr zu bringen.

"Twain... gib ihn einfach zurück und damit ist die Sache erledigt."

"Nein, das kannst du vergessen!" Wie immer war der junge Vampir nicht von seiner Entscheidung abzubringen. Außerdem würde ihm selbst, wenn er ihn zurückgab, eine Strafe blühen, die sich gewaschen hatte.

"Und wenn ich dir dafür... nun ja... eben einen anderen Ring geben würde", stammelte Luke verschämt. Er hatte schon einmal mit dem Gedanken gespielt seinem Geliebten ein Zeichen seiner Liebe zu schenken, aber er hatte nie den Mut dafür aufgebracht. Erstens konnte er sich kein teures Schmuckstück leisten, und er konnte Twains elegante Hand nicht mit billigem Tand entwürdigen, zweitens wusste er nicht, ob sein Herr so etwas überhaupt annehmen würde. Er war auch in Sachen Romantik mehr als unvorhersehbar.

"Red' keinen Unsinn, es geht doch gar nicht um den Ring an sich. Ich wollte ihn nur ärgern. Tja, sieht so aus als sei der Schuss nach hinten losgegangen. Jetzt muss ich nämlich in Angst vor seiner Rache weiterleben."

"Wie kannst du das so unbeteiligt sagen, Twain?", fragte Luke erschüttert und fasste seinen Herrn an den Schultern.

"Reg dich doch nicht immer so auf. Es wird schon nicht so schlimm, wie du dir das denkst", versuchte Twain ihn zu beruhigen. "Mir wird er nichts tun."

So ganz stimmte das zwar nicht, aber das musste er seinem Diener ja nicht auf die Nase binden.

"Aber wenn Dr. Hallstein oder so etwas geschieht wird er dich auch damit treffen..."

Twain winkte nur ab. Er würde später überlegen, was die günstigsten Schritte wären.

"Gehen wir zum Hauptquartier. Ich muss noch einen Haufen Briefe schreiben. Echt ätzend, das ist normalerweise Eriks Arbeit. Jetzt muss ich wieder seine grauenvolle Sauklaue fälschen. Kein Wunder, wenn er immer mit links schreibt!"

Luke war nicht zufrieden, jedoch wusste er, dass eine Diskussion mit seinem Herrn - wie immer- sinnlos wäre.

So zog sich Twain, nunmehr Anguis, ein Tuch über Mund und Nase und die Kapuze tief ins Gesicht, bis nichts mehr von ihm zu erkennen war, nicht einmal die auffälligen katzengleichen Augen. Glücklicherweise waren beide Kleidungsstücke aus dunkler Seide gefertigt, unheimlich teuer, doch sehr praktisch für seine Zwecke. So konnte er durch den dünnen Stoff sehen, ohne selbst gesehen zu werden und außerdem schwitze man kaum in dem luftigen Gewebe. Kennen und schätzen gelernt hatte Twain den kostbaren Stoff natürlich bei den Japanern. Wenn es nach ihm ginge, könnte er im Sommer immer Kimono oder Yukata tragen, Geld war das geringste Problem, doch wollte er keine Blicke von anderen auf sich spüren, wenn er mit solch exotischer Kleidung in Paris herumlief. Noch nie hatte er es gemocht wegen seines besonderen Aussehens angegafft zu werden, am schlimmsten war jedoch die Gier, die er in den Blicken mancher Männer erkannte.
 

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Charon saß in seinem hohen Sessel und beobachtete wie gewöhnlich durch die Augen seiner Krähen, welche die Stadt bevölkerten, was sein Eigentum gerade trieb. Es gefiel ihm nicht, wie der Leibwächter seinen Vampir ungehörig betatschte, andererseits hielt er Luke für keine ernstzunehmende Gefahr für ihn. Dieser Kerl hatte mehr Muskeln als Hirn. Er konnte seinen Herrn wohl ganz gut mit seinem Körper befriedigen, aber geistig blieb er ihm ewig unterlegen. Ein netter Zeitvertreib, es war wirklich lustig den beiden zuzusehen. Er gab sich ja immer so viel Mühe seinem Herrn zu gefallen, wie ein großer, tapsiger Hund, der freudig mit dem Schwanz wedelte.

Aber deswegen beobachtete er heute nicht. Sein schwarzer Engel hatte sich als diebische Elster erwiesen und er würde ihn nicht ungestraft davonkommen lassen. Wenn Twain spielen wollte, dann würde er ein Spiel bekommen. Aber er sollte sich nicht wundern, wenn er einen zu hohen Einsatz gesetzt hatte.

Charon lächelte maliziös. Strafen gefiel ihm besonders. Er liebte es zu dominieren und seine Macht zu demonstrieren. Aber er musste auch vorsichtig sein, denn sein kleines Spielzeug war, wie er festgestellt hatte, sehr sensibel was Sex und Dominanz, oder Lust vermischt mit Schmerz, anging. Er wusste auch warum und er würde ihn nicht wieder an das erinnern, was ihm in seinem früheren Leben zugestoßen war. Er sollte beim Sex nur an ihn und ihn alleine denken; voller Wonne und in ungehemmter Ekstase.

Und jetzt hatte der wunderschöne Vampir ihm auch noch einen Grund auf dem Silbertablett serviert. Ein wenig fragte sich der Dämon, ob es nicht unbewusst Twains Absicht gewesen war sich in eine solche Situation zu bringen. Es war vielleicht seine Art nach sexueller Unterwerfung zu betteln. Dann hatte sein kurzer unfreiwilliger Aufenthalt in seinem Heim doch etwas Gutes für ihn, Charon, gehabt. Twain war also auf den Geschmack gekommen. Und er würde ihm diese Gnade nur zu gerne gewähren...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ReinaDoreen
2022-02-03T13:54:32+00:00 03.02.2022 14:54
Vielleicht verirrst du dich ja wieder hier her und schreibst weiter.
Liebe Grüße reni


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