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A Serious Temptation

Vampirblut und Rache
von

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Bedrohung durch einen Unbekannten

Doktor Emmanuel Hallstein schreckte aus seinem tiefen Schlaf auf. Benommen blinzelte er in die Dunkelheit, um sich überhaupt zu orientieren.

Was hatte ihn geweckt?

Langsam nahmen die Schemen um ihn herum eine festere Form an. Die Augen des Vampirs erkannten im Dunkeln schnell die ihn umgebenden Möbel des Schlafzimmers, die zugezogenen Vorhänge… es war ja mitten in der Nacht!

Der Doktor atmete erleichtert auf, als seine Fingerspitzen den warmen und schlafenden Körper seines Geliebten neben sich ertasteten. Ein wohliges, glückliches Gefühl durchströmte den Deutschen beim Anblick seines Liebsten, wie dieser so ruhig und unschuldig schlummerte. Ja, solch ein Anblick war wahrhaftig nicht vielen vorbehalten. Er selbst hatte schon mit ansehen müssen, wie sich sein sanfter Schmusekater sich außerhalb der Arme seines Liebhabers in eine gefährliche und kalte Bestie verwandelte. Sogar er selbst konnte sich beim Anblick von Anguis, dem zu Recht gefürchtetsten Killer dieser Zeit eines Schauderns nicht erwehren.

Twain sein Liebster tötete ohne Gnade oder Reue… schließlich hatte er sich den Tod zum Beruf erwählt. Als Todesengel ohne Gesicht oder einen Rest an Menschlichkeit versetzte er seine Opfer wie seine Untergeben in Angst und Schrecken.

Wie unglaublich würde ihnen der Anblick vorkommen, der sich ihm nun bot. Das hier war nicht mehr Anguis, die mörderische Schlange, sondern sein geliebter Twain – ein junger Mann mit Ängsten, Schwächen, Wünschen, mit allem, was einen normalen Menschen auszeichnet. Und vor allem verletzlich.

Niemand sollte einem so wundervollen Geschöpf wie Twain wehtun können und er würde alles in seiner Macht stehende machen, um dies zu verhindern. Doch wusste Emmanuel selbst, dass er seinen Liebsten nie so beschützen könnte, wie er es wollte. Gegenüber Erik, oder Twains Leibwächter Luke war er als Beschützer vollkommen unfähig. Was sollte er schon tun? Twains Widersachern Gedichte verbal entgegenschleudern?

Der Vampir fuhr behutsam und andächtig über die weiche und schimmernde nackte Haut seines Geliebten, welcher sich im Schlaf aufgedeckt haben musste. Twain war ja immer so heiß!

Der Doktor errötete leicht bei der Doppeldeutigkeit seiner Gedanken, konnte aber den Blick oder die Hand nicht von seinem schlafenden Liebsten nehmen. Twain erinnerte ihn an eine dieser marmornen Statuen – so vollkommen. So perfekt, wie diese Statue, welche Erik aus schwarzem Marmor von Twain angefertigt hatte.

Der Doktor wurde jäh aus seinen romantischen Gedanken gerissen, als er den Türklopfer im Erdgeschoss vernahm. Dies musste das Geräusch gewesen sein, dass ihn geweckt hatte. Doch es klang nun lauter und fordernder.

Twain hob nun auch den Kopf und flüsterte verschlafen „Emah…?“

„Warte hier, ich gehe nachsehen, wer das ist.“

Emmanuel küsste Twain auf die Wange und erhob sich vom Bett. Über einen Stuhl geworfen hing noch sein Morgenmantel, den er sich schleunigst überzog und zuband.

Auf dem Weg zur Haustüre fragte er sich, wer die Nerven besaß um diese Stunde bei ihnen zu klopfen. Oder wer überhaupt diese Adresse kannte.

Ein ungutes Gefühl machte sich ihn ihm breit. Entweder war etwas geschehen und Luke, oder Tuya oder Madeleine brauchten Hilfe – Erik war ja gerade in Italien-, oder Fremde hatten sie hier aufgespürt. Jedenfalls verhieß es nichts Gutes, dessen war sich der Doktor sicher.

„Was wollen Sie?“ Emmanuel hatte die Türe einen Spaltbreit geöffnet und lugte nun hindurch. Eine Kette verhinderte das komplette Öffnen der Türe, als Vorsichtsmaßnahme.

Eine dunkel gekleidete und vermummte Gestalt, allem Anschein nach ein Kutscher, stand davor. Sein Gesicht war nicht zu sehen. Emmanuel schwante Übles bei diesem Anblick.

„Mein Herr wünscht Anguis zu sehen“, kam die knappe Antwort.

„Zu welchem Zweck?“

„Das ist eine Sache zwischen meinem Herrn und ihm.“

Der Doktor betrachtete den Mann kritisch. Es war zwar nicht ungewöhnlich von Auftragebern Anguis zu sich zu bestellen, doch… dieser hier hatte ihn offensichtlich in seinem privatem Domizil ausfindig gemacht. Es gefiel ihm gar nicht, dass ein Fremder wusste, wo er –und Twain manchmal- wohnte.

Emmanuel wollte sich gerade umdrehen und Twain holen gehen, der viel mehr von diesen dunklen Machenschaften verstand als er selbst, als sich eine Hand sanft auf seinen Oberarm legte.

„Was gibt das hier, Emah? Wer ist dieser Kerl?“, flüsterte sein Geliebter ihm leise ins Ohr.

Twain hatte sich einen Mantel mit Kapuze übergezogen, der außer seinen Händen und ein Stück des Kinns wie gewohnt alles verhüllte und öffnete die Türe ganz.

Er baute sich vor dem Kutscher auf und sah diesen mit vernichtendem Blick, wenngleich seinen Augen verdeckt waren, an.

„Wie kannst du es wagen, hier einfach aufzukreuzen?“, zischte er schlangengleich. „Wer bist du, und was willst du?“

„Mein Herr wünscht Euch zu sehen, Anguis“, wiederholte der Scherge ungerührt von Twains hitzigem Temperament. „Ihr habt etwas, was ihm gehört.“

„Was soll das denn bitte sein?!“, entfuhr es Twain. „Wer ist dein so genannter Herr überhaupt?“

„Das kann ich Euch nicht sagen.“

„Wie soll ich denn dann wissen, was ich von ihm habe?“

„Er meinte, es reiche vollkommen, wenn Ihr zu ihm geht.“

Twain schnaubte wild. „Du willst mich wohl verarschen! Ich bin doch nicht bescheuert, mich ohne Sinn und Verstand zu meinen Feinden kutschieren zu lassen, damit die mich abmurksen können. Wäre ich so dumm, wäre ich schon längst im Grab!“ Twain zückte ein Messer aus einer Tasche seines Mantels. „Aber dorthin wirst du jetzt leider gehen müssen. Zu viel gesehen, und zuviel gehört für meinen Geschmack.“ Er schnappte sich den widerstandslosen Mann und presste ihm die Klinge an den Hals. „Ein einfacher Mensch wie du verdient die Ehre nicht mit mir gesprochen, mein Zuhause ausfindig gemacht und meinen Liebhaber gesehen zu haben… Sag „Adieu“, Scheißer!“

Mit einem eher irren Auflachen zog Twain die Klinge durch die Kehle des Mannes, von wo aus sofort frisches, rotes Blut sprudelte.

Der Doktor sah mit leicht gehobenen Augenbrauen zu, wie der junge Vampir sich sogleich auf die Wunde stürzte und das Blut gierig aufnahm.

„Willst du auch noch, Emah?“, fragte Twain grinsend und blutverschmiert, doch der Doktor lehnte dankend ab.

Sobald er den Menschen restlos ausgetrunken hatte packte der junge Killer die Leiche unter den Armen und schleifte sie zu einem nahe gelegenen Kanal, wo er sich ihrer ohne Umschweife entledigte. Emah blieb besorgt in der Haustüre stehen und beobachtete ihn. Die Kutsche dieses Kerls stand noch immer vor dem Haus, und wer könnte garantieren, dass nicht noch mehr Gehilfen dieses mysteriösen Auftraggebers innen drin saßen und darauf warteten sich Twain zu schnappen. Der junge Vampir kam ihm sogar außergewöhnlich unvorsichtig vor in aller Öffentlichkeit diese Leiche herumzuschleppen.
 

Als Twain zurückehrte schlich er argwöhnisch um die Kutsche herum und versuchte hineinzuspähen. Doch waren die Fenster mit schwarzen Vorhängen zugezogen und auch keine Geräusche ließen sich vernehmen.

„Twain, ich bitte dich, komm schnell wieder zurück ins Haus. Du gibst hier ein leichtes Ziel für diese Schurken ab.“

„Ich möchte wissen, wer mich hier bei dir ausfindig gemacht hat! Außerdem hab ich keine Ahnung, was dieser Kerl von mir will. Vielleicht hab ich seine Frau gevögelt oder so…“

Emah seufzte und dachte an die zahlreichen Eskapaden seines Geliebten. So viele Frauen… er verstand wirklich nicht, was die meisten Männer an ihnen fanden. Ihre Brüste, vor allem die der deutschen Frauen seiner Heimat, waren einfach zu wuchtig und schwabbelten seiner Meinung nach nur ziellos umher… und ihre massigen Oberschenkel schreckten den armen Doktor ebenfalls ab. Dazu kam noch diese schrille, alberne Art. Nein, er würde Twain in der Hinsicht wohl nie verstehen…

Außer natürlich diese japanischen Frauen, denen er das letzte Jahr über ausgesetzt war. Ihre knabenhafteren Körper gefielen dem Doktor schon um einiges besser. Und die japanischen jungen Männer erst…

Ein wenig lüstern glitt sein Blick über Twains schlanke Silhouette und er wusste, dass der Vampir unter diesem Mantel, den er sich nur schnell übergeworfen hatte, gänzlich nackt und umwerfend sein musste.

„He, was…?“

Emah sah wie erstarrt auf die Kutsche deren Tür gerade neben Twain von selbst aufgesprungen war. „Twain!“

Ein Arm griff blitzschnell heraus und packte den jungen Vampir, welcher vor Überraschung aufgeschrieen hatte. In den wenigen Sekunden Twains Erstarrung zogen ihn mehrere Gestalten ins Innere der Kutsche und gleich drauf knallten die Türen wieder zu.

„Twain! Verdammt!“ Emah versuchte dem Gefährt hinterher zu rennen, doch hatte dieses sich schon wie von selbst in Bewegung gesetzt. Die pechschwarzen Rosse, die davor gespannt waren, trabten in schnellem Schritt und mit einem unheimlichen Hallen die dunkle Gasse hinunter –der Doktor keuchend hinterher.

„Wartet, ihr verdammten…!“ Doch die Pferde beschleunigten nun zum Galopp und es war dem Vampir unmöglich weiter zu folgen.

Schwitzend und fluchend stütze er sich an einer steinernen Mauer ab und blickte in die Dunkelheit in die sein Liebster verschwunden war. Sein geliebter Twain… man hatte ihn entführt! Was, wenn er ihn nie wieder lebend sehen würde?

Der Doktor eilte von schweren Vorwürfen geplagt zurück zu seinem Haus um sich anzuziehen. Er beachtete nicht einmal das Brennen seiner nackten Fußsohlen auf dem Pflaster während er zurückhechtete. Er hegte nur noch den Gedanke etwas zu unternehmen, die Leute zu informieren, welche die Macht hatten ihn zu befreien: Luke Twains ergebener und unglaublich fähiger Leibwächter und Tuya, die ganz nach ihrem lieben Vater selbst Auftragskillerin und Kopfgeldjägerin wurde. Warum ausgerechnet war Erik jetzt nicht da? Er war es, der Twain unter allen Umständen finden – und retten – konnte! Hatte dieser Entführer etwa genau den Zeitpunkt abgewartet, an dem Erik außer Landes war? Doch wie konnte ein Mann so viel über Anguis wissen? Ganz zu schweigen von ihrem privaten und gut versteckt gehaltenen Domizil.

Schweißüberströmt hechtete er durch die noch offen stehende Vordertür ins Haus, nach oben ins Ankleidezimmer, wo er hastig Hemd und Hose zusammensuchte, wieder nach Unten um Schuhe und Mantel anzuziehen. Es war ihm egal, das jeder gesittete Mann hierzulande niemals ohne Hut oder sonstigen dummen Kram aus dem Haus gehen würde, er musste jetzt Luke und Tuya finden.

Doch er hatte nicht die geringste Ahnung, wo sich ein Leibwächter in seiner Freizeit herumtrieb. Er vermutete stark in Kneipen und Bordellen, aber davon gab es Unzählige in der Stadt!

Also beschloss er zuerst Tuya ausfindig zu machen, die zwar unter normalen Umständen auch schwierig aufzufinden wäre, als Killerin und Diebin, aber mit einem kleinen Säugling an der Brust wohl doch des Öfteren zu Hause weilen musste.

Emah weckte den verstörten Stallburschen, der noch selig im Stroh geschlummert hatte und befahl ihm barsch so schnell wie möglich ein Pferd zu satteln.

Der Junge bemerkte die außerordentliche Eile seines Herrn und machte sich ohne Widerworte an die Arbeit.

Sobald er damit fertig war warf der Doktor ihm einige Münzen zu und sprang auch sogleich auf das Pferd auf, um dann wie vom Teufel verfolgt hinwegzupreschen.

Der Stallbursche schüttelte nur müde den Kopf, jedoch freute er sich nicht minder über das Geld, welches ihm der Deutsche hatte zukommen lassen. Er legte sich zurück in sein Stroh und war gleich darauf wieder eingeschlafen.
 

„Los, Mädchen, mach schneller!“, spornte der Doktor seine Stute auf Deutsch, wie immer wenn er sehr erregt war, an. Er durfte nicht zulassen, dass Twain etwas zustößt. Was, wenn sie ihn schon getötet hatten?

Ein unbeschreibliches Stechen durchfuhr seine Brust. Sein Geliebter… tot. Und er hätte ihn zurückhalten sollen zu dieser verdammten Kutsche zu gehen!

Er durfte gar nicht daran denken. Der Verlust dieser wunderbaren und einzigartigen Mannes, den er liebte, wie er noch keinen zuvor geliebt hatte und jemals wieder lieben könnte… sein Verlust wäre unerträglich. Es wäre, als würde man einen Teil seiner eigenen Seele mit herausreißen. Und was würde Erik tun, wenn er es erführe? Und Tuya, die sein Kind geboren hat… oder Luke… Tendes! Nein, das konnte er nicht zulassen.

Im Galopp ritt er durch die pechschwarze Nacht und nur vereinzelt waren Rufe und Gesang von betrunkenen und fröhlichen Leuten zu hören.

Er würde alles tun, um seinen Geliebten zu retten, so wie dieser ihm ohne Rücksicht auf sein Leben das Seine gerettet hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Hisaya
2009-03-10T14:05:30+00:00 10.03.2009 15:05
ohaa öÖ...in kapitel 3 hat man ya richtig mitgefiebert!... Wie der Doktor in Eile war, du konntest es echt gut rüberbringen we sehr er twain liebt! öÖ....
Aber um ehrlich zu sein, mia kommts so vor als hätte ich total vieles verpasst in ihrere zeitgeschichte =(...was ich echt schade finde~... vielleicht ist das ya mit absicht oder die geschichte innerhalb dieser fehlenden jahre hast du irgendwo anders aufgeschrieben~...aber ich würd gern wissen, was alles dahinter steckt >___<...was ist denn mit diesen ganzen leuten?...Der leibwächter, Erik oder die tatsache, das er ein kind hat (wenn ich's richtig verstanden habe öÖ) oder als tendes name gefallen ist...echt confused @-@~.... oder ist das mit absicht?
Von: abgemeldet
2007-10-11T22:39:01+00:00 12.10.2007 00:39
WOW
Er ist entführt worden..
Und dazu noch fast nackt XD
Pech kann man(n) haben. Naja, ich muss weiterlesen.
Von:  RayDark
2006-06-17T19:19:42+00:00 17.06.2006 21:19
Wow!...
Klasse!
Dein Schreibstyl ist echt schön und wie du alles schilderst... super!!!
Was ist jetzt eigentlich mit Tendes? Ich meine sein Bruder ist einfach so nach der Nacht, die sein Leben für immer veränderte, verschwunden. Da kann sich doch keiner wohl fühlen bzw. glücklich sein...
Von:  WhirlwindVio
2006-06-05T00:00:33+00:00 05.06.2006 02:00
Die Story!
Endlich ist sie oben! *feier*

Jetzt weiß ich also, was mit Twain passiert ist. Etwas in der Richtung war ja schon angedeutet.
Was mir gleich zu beginn aufgefallen ist, war, wie oft Erik schon allein in den Gedanken Emahs vorkam. Er hat also einen festen Stand innerhalb des ganzen ‚Familiengeflechts’ der Riddles, Reniers, Hallsteins und Co’s *g*.
Überhaupt arbeitetest du dieses Mal sehr viel mit Namen.
Lucs Bedeutung ist mir auch noch mal aufs Neue klargeworden... und die Schutzlosigkeit Twains ohne Erik in Paris war beinahe greifbar. Ich konnte förmlich spüren, wie die Geborgenheit, die unterhalb der Oper herrscht, oberhalb verpuffte...

An sonsten war Emah beschrieben, wie er leibt und lebt. Etwas anderes als das, was er getan hat, erwartet keiner von ihm. Er ist eben auch ein mutiger, zielstrebiger Charakter. Wenn auch kein Kämpfer.

Darüber, dass Twain tot sein könnte, hat sich Erik zwar auch das hässliche Köpflein zermartert, aber der lauteste Verdacht war und blieb der Fährmann und dessen Machenschaften.

Eine wirklich vortreffliche Geschichte. ;)
Ich freue mich schon auf deren Fortgang!


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