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A Serious Temptation

Vampirblut und Rache
von

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Leben und Sterben

Temptation
 


 

Twain betrat das staubige, kleine Zimmer, welches die beiden einst gemeinsam unter dem Dache ihres Vaters bewohnt hatten.

Ein matter Lichtstrahl fiel nur kurz von außen ein und beleuchtete für einen Augenblick die schmale Gestalt auf ihrem Lager von Stroh und Leinen.

Doch schon kehrte wieder das nur durch eine halb abgebrannte Kerze erhellte Halbdunkel in den düsteren Raum ein. Mit einem leichten Knarren und einem unheilvollen Lächeln auf den Lippen schob Twain den Riegel vor.

Sein Bruder, der von den Vorgängen nicht das Geringste ahnte, lag weiterhin zusammengerollt und leise atmend in unschuldigem Schlaf und Twain, erkannte, oder eher gesagt spürte, trotz der Dunkelheit dessen Präsenz. Als stünde er in Flammen, so schien sein Körper zu strahlen. Eine Aura von Wärme und Versuchung, die zu erkennen es jemandem wie Twain keiner Augen bedurfte.

Mit geräuschlosen Schritten näherte er sich dem Schlafplatz, welchen die beiden Brüder vor längst verflossener Zeit einmal geteilt hatten. Doch das gehörte der Vergangenheit an und an diesen Tagen kam es fast nicht mehr vor, dass Twain sich dazu bewegte den Raum mit ihm zu teilen, geschweige denn sich in irgendeiner Weise mit ihm abzugeben.

Ein schwarzer Schatten fiel über den schlafenden Jungen.

"Zeit zum Aufwachen, Kleiner", schnitt Twains Stimme durch die Stille, jedoch mit einer Sanftheit die an jene Süße von Gift zu erinnern vermochte. Gift, so berauschend und verführerisch wie das, welches Twain Menschen als Flüssigkeit in seinem erwählten Beruf durch die Adern jagte.

Als schwarze Silhouette gegen das ersterbende Licht waren nur noch seine Augen sichtbar, deren merkwürdiger Glanz sich wie die Reflektion von Katzenaugen unwirklich vom Dunkel abhob und wie an einer Beute an seinem Bruder hingen.

Tendes schlug mit einem Mal seine eigenen Augen auf. Sie weiteten sich mit Schreck, als sie die Gestalt über sich erblickten und furchtsamem Erstaunen, sobald sie seinen um 4 Jahre älteren Bruder (18 Jahre) erkannten.

"Ja, ich will dich sehen", hauchte Twain listig -und dennoch einvernehmend-, den erschrockenen Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen richtig deutend. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen, die im Schatten der tief herabhängenden Kapuze kaum zu erkennen waren. Doch mit einem eisigen Aufwehen eines Luftzugs, der die Vorhänge am winzigen Fenster hoch über ihnen zum Erzittern brachte, war es wieder weggehaucht. Auch der schwere, dunkle Stoff der Vorhänge beruhigte sich wieder und hing so leblos wie zuvor, der Windhauch schien nur eine ferne Einbildung gewesen zu sein. Die eisige Kälte, die mit Twain in den Raum geschlichen war blieb jedoch und legte sich wie das Dunkel über die spärlichen Möbel, die schlafende Figur und kroch die Wände empor.

Twain stand wie ein dunkler Schatten vor der Schlafstätte. Seine Gestalt glich einem in schwarzen Stein gemeißelten Friedhofsengel. Ein Unheilsüberbringer, Bote des Todes. Seine Augen glühten kaum merklich auf.
 

Selten hatte sich Twain nur noch dazu herabgelassen jegliches Interesse an seinem kleinen Bruder zu zeigen, der ihm was Begabung und Intelligenz anbelangte in so vielem nachstand. In diesem Haushalt hatte es bis vor kurzem nur zwei Personen gegeben: Twain und ihren Vater.

Tendes hingegen wurde unter diesem Dach vom Tag seiner Geburt an nur Verachtung und Ignoranz entgegengebracht.

Alle Hoffnungen des Vaters hatten auf seinem älteren Sohn gelegen, dessen Talent sein eigenes schon weit überragte.

Doch Tendes beklagte sich nicht, noch befand er sein Los ungerecht.

Ganz im Gegenteil: Beide, sein Bruder und ihr Vater mussten ihn dafür verabscheuen, dass er am Tod seiner Mutter schuld war. Denn sie war bei seiner Geburt gestorben, er hatte ihnen Frau und Mutter genommen und dies konnten sie ihm nicht verzeihen.

Auch wenn man nur wenig Einblick in Twains Gedanken und Beweggründe haben konnte, so spürte Tendes, auch ohne es zu wollen, wie sehr sein Bruder ihren Vater hassen musste. Jeden Blick, den Twain unbemerkt auf diesen gerichtet hatte, zeugte von langem, kalten Hass. Tendes hatte diese Blicke, im Gegensatz zu ihrem Vater, gesehen. Zwar ließen sie Tendes wenig von dem mitbekommen, was zwischen ihnen geschah, doch konnte dieser sich denken, dass Twain in irgendeiner Weise unter ihm zu leiden hatte. Stärker als er selbst.

Seiner Mutter beraubt musste er allein mit der groben Brutalität ihres Vaters, der Schmied war und täglich mit Waffen und Mordinstrumenten arbeitete, fertig werden. Tendes hingegen schien für beide nicht zu existieren; zu seinem Glück wahrscheinlich.

Und nun, seitdem Twain vor ein paar Wochen ganz von Zuhause losgesagt hatte und ohne ein Wort des Abschieds verschwunden war, wäre es Tendes besser ergangen weiterhin von jenem gewalttätigen Vater nicht beachtet zu werden.
 

Doch jetzt stand Twain vor ihm. Verändert; finsterer und stärker als jemals zuvor war er zu ihm zurückgekehrt. So kam es dem Jungen jedenfalls vor. Doch wozu?

Twain zog ein Messer aus einer Tasche seiner schwarzen Kleidung, welches er, wie Tendes dumpf wahrnahm, einst selbst in der Schmiede ihres Vaters gefertigt haben musste.

Tendes Augen weiteten sich mit Entsetzen, während er wie gelähmt die dünne Leinendecke aus der Hand gleiten ließ. Das glänzende Metall der Waffe reflektiert sich in den weit geöffneten Pupillen, die schlanke Form der Waffe zwei silberne Mondsicheln im goldenen Himmel seiner Augen.

"Oh, nicht doch. Es ist nicht für dich bestimmt", versicherte Twain, scheinbar geduldig lächelnd und mit einem Funkeln in den Augen. Er beugte sich über seinen Bruder, genoss für einen Augenblick die Macht, die er damit über ihn ausübte und dessen Gefühl der erwachten Furcht. Er konnte diese Ausströmung beinahe fühlen, riechen. Es flutete wie eine elektrisierende Woge über Twain hinweg. In diesem Augenblick liebte er diese dunkle Macht.

Doch anstatt es an Tendes zarten Hals zu pressen, hielt er die im Zwielicht matt schimmernde Klinge an seine eigene Handfläche. Das Metall war kühl, beinahe so kühl wie Twains Haut. Ohne einen Laut von sich zu geben zog er es fast gemächlich hindurch, sodass rotes Blut aus dem Schnitt heraus floss und in den Linien seiner Hand dem Boden entgegen rann. Schon bald begannen rote Tropfen das grau-weiße Laken zu besprenkeln.

Mit einer ruhigen, eleganten Bewegung hatte Twain sich auf den Rand des Schlafplatzes niedergelassen. Sein in dunklen Stoff gehüllter Köper schien kaum Gewicht zu haben und senkte sich auf dem Laken, unter dem das Stroh war, bloß wenig herab.

Beide Brüder betrachteten die Flüssigkeit, deren Rot sich seltsam vom sie umgebenden Grau des Halbdunkels absetzte.

Plötzlich schnellte Twains Kopf wieder nach oben, wobei seinen Bruder mit einem merkwürdigen, beinahe wahnsinnigen Ausdruck fixierte.

"Das", lachte Twain auf einmal auf, "ist doch genau das, was du die ganze Zeit über gewollt hast! Mein Blut auch nur einmal lecken zu dürfen!"

Immer noch wild lachend beobachtete er den Jungen, der sich unter dem Anblick des Blutes verstört wand. Tendes tiefgründige, bernsteinfarbene Augen starrten ihn nun nur noch in stummem Entsetzen an und begriffen nicht, wie sein Bruder zu solch einer abscheulichen Tat fähig war. Twain jedoch drückte ihn bestimmt und gnadenlos mit der Hand, welche immer noch den Dolch umfasste, auf die Matratze aus Stroh und hielt die Andere, Zerschnittene vor Tendes nun zitternde Lippen. Eine tote Kälte ging von ihr aus, die langen, weißen Finger nahmen Tendes Blickfeld ein.

"Dies ist das einzige Mal, das du die Gelegenheit bekommen wirst, also nutze sie!"

In seinem Blick schwang etwas Wildes, Animalisches mit; etwas, das Tendes in letzter Zeit immer häufiger hatte beobachten können.

Der Jüngere brachte keinen Laut heraus.

Was war nur mit Twain los? Was war mit seinem Bruder geschehen? Mit aufrichtiger Angst um Twain und fast kindlichem Unwissen und Besorgnis fragte er sich, welcher Umstand diesen plötzlichen Wandel und dieses Verhalten in seinem Bruder bewirkt hatte.

Warum wollte Twain, dass er dessen Blut tränke? Er konnte doch keiner von ihnen...

Tendes dachte diesen Furcht einflößenden, unmöglichen Gedanken nicht zu Ende. Twain war wie er ein Mensch gewesen. Die Todesstrafe erwartete in diesem Land diejenigen, die einen Menschen zu einem Vampir machten und jene, welche sich zu einem machen ließen. Es war auf Höchststrafe verboten. Kein Vampir würde es tun. Twain konnte unmöglich...
 

Der Blick aus diesen uneinsehbaren, raubtierhaften goldenen Augen war aus diesem Grund um ein vielfaches Angst einflößender für den Jungen als der gewohnte Ausdruck des kalten Verachtens, welcher ihm bis dahin stets beschieden gewesen war. Eine neue Note war in ihn eingekehrt, etwas was zu bedenken gab.

Er fürchtete sich um sich selbst und um seinen Bruder. Hatte Twain deswegen ihr Zuhause verlassen?

Tendes Blick wanderte ängstlich vom Blut überlaufenen Messer aufwärts in das Gesicht dessen Besitzer und er umfasste mit zitternden Fingern die Hand seines so grausamen Bruders, aus deren Wunde das Blut noch leicht floss...

"Los doch", wisperte Twain ungeduldig, wobei sein Körper angespannt war und unterdrückt bebte. Er wirkte erregt.

Twain presste seine kühle Handfläche gegen Tendes Mund und dieser begann erst langsam, dann immer schneller werdend daran zu saugen. Tendes schloss die Augen, während Blut aus seinem Mundwinkel sickerte, durch seine Kehle floss. Es war warm und süß, mit einem Geschmack, den der Junge noch nie im seinem Leben je gekostet hatte. Anders als alles andere. Seine bittere Süße stieg ihm in die Adern, berauschte ihn merklich auf eine Art und Weise, wie es keiner anderen Flüssigkeit jemals gelingen konnte. Es schien wie das Leben selbst -jedoch behaftet mit einem schrecklichen Fluch...

Die Augen fest zugekniffen fuhr Tendes mit der ihm befohlenen Tätigkeit fort. Befohlen in dem Maße, dass Tendes sich gezwungen sah auch nur die kleinste Bitte, die winzigste Andeutung seines Bruders auszuführen. Alles für ihn zu tun, um nur ein wenig Aufmerksamkeit von diesem zu erhalten.
 

Beide fingen an immer rasanter zu atmen -die Luft zischend einzusaugen- so durstig wie Tendes den Lebenssaft seines Bruders.

Beim Anblick seines wehrlosen Bruders und der rötlich glitzernden Blutbahnen um dessen Mundwinkel gelang es Twain nicht mehr sein Verlangen zurückhalten.

Dieses unaufhaltbare Begehren brach sich seinen Weg durch jeglichen Widerstand. Der süße Geruch seines eigenen Blutes verlockte ihm die Sinne, übernahm die Kontrolle über sein Denken und Handeln. Und das Ersehnte war so nah...

Er konnte beinahe sehen, wie das Blut lebhaft in Tendes Andern pulsierte. Wie es durch seinen Hals schnellte, von wo aus es nur durch eine dünne Haut von ihm getrennt war. Nur ein winziger Schnitt und schon gehörte es ganz ihm allein, diese kostbare Flüssigkeit...
 

Unter einem verlangenden Aufflammen seiner Augen ließ er seinen Körper auf den seines wehrlosen Bruder unter ihm gleiten und rammte spitze Zähne in dessen weißen Hals. Nun war es an ihm, das hervorquellende Rot seines Bruders gierig aufzunehmen. Wie ein Verdurstender, dessen einzige Hoffnung auf Leben dieses Leben spendende Wasser war. Und genau dies war es für Twain und jeden einzelnen seiner Rasse.

Tendes schnappte hörbar nach Luft, als sich die Zähne in sein Fleisch bohrten, bevor er seine Lider mit einem leisen Aufstöhnen wieder halb bewusstlos schloss.

Twain ließ nicht ab von seinem Bruder, bis er das Leben aus diesem weichen spürte. Tendes Herz verlangsamte stetig seinen Rhythmus und das Leben entrann seinem Körper wie der rote Saft seinem Hals. Sobald er wieder aufwachte, würde Twains Blut durch seine Adern fließen, Vampirblut. Und er selbst würde dieser verfluchten Art angehören, die weder lebte, noch tot war...

Ein Lächeln huschte über Twains Züge, die denen seines Bruders so ähnlich und doch so anders waren, während seine Zunge langsam noch mehr der kostbaren Flüssigkeit ableckte.

Sein kühler Atem streifte über Tendes Haut. Die Finger beider Hände hatten sich um die Schultern des Jungen gelegt und hielten diese fest, wobei das Messer noch immer in einer Hand ruhte.

Mit Genuss nahmen die Lippen des Älteren auch noch den aller letzten Tropfen der hervorperlenden Flüssigkeit auf.

Vereint bis in die Ewigkeit, schoss es ihm mit Sarkasmus durch den Kopf.
 

"Wie wäre es", keuchte Twain schließlich grinsend, nachdem er seine Malzeit beendet hatte, "wenn ich dir zeige, warum es sich noch lohnt ein Geschöpf der Nacht zu sein?"

Tendes, in Besinnungslosigkeit gefallen, war nicht mehr in der Lage zu antworten. Seine Lippen schienen leicht geöffnet, im Gegensatz zu den fest geschlossenen Lidern und das anmutige Gesicht des Jungen wirkte bleich und ausgelaugt, zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe.

Mit einem eigensüchtigen Lächeln auf den Lippen sah Twain die Stummheit als Einverständniserklärung. Er war ein Mann, der sich die Welt aneignete und für sich passend gestaltete.

Mit beiden Händen ergriff er seines Bruders Hemd und riss den dünnen Stoff in einem Ruck auf. Darunter kam Tendes schlanker, nun für ewig knabenhafter Körper zum Vorschein, weiße Haut, die im matten Kerzenlicht schimmerte.

Er neigte seinen Kopf nach unten und begann mit den Lippen über dessen Leib zu fahren. Mit kalten Fingern strich er vorsichtig über die samtige Haut, die empfindlichen Brustwarzen und die sich leicht abzeichnenden Linien seiner Muskeln. Seine vor Begierde fiebrig glänzenden Augen ruhten abwechselnd auf dem Gesicht des Jüngeren und dem noch warmen Körper direkt unter ihm.

Tendes begann sich nun zu winden und den Kopf von Seite zu Seite zu drehen, als wollte er den Berührungen seines Bruders entgehen und sich zur selben Zeit nach ihnen verzehren. Sein Leib bog sich wider seine Vernunft Twains Fingern entgegen, die Gesichtszüge von seinem inneren Zwiespalt verzerrt.

Noch immer flossen dünne Rinnsaale von Blut aus den beiden Einschnitten in seinem Hals, was zu seiner Erschöpfung noch zusätzlich beitrug und ihn blass und ausgezehrt aussehen ließ.

Im Gegensatz dazu hatte sich Twains Körper durch das warme Blut seines Bruders unweigerlich erwärmt und die andauernde Kühle war einer heißen, beinahe fiebrigen Glut gewichen. Die von Tendes abgegebene Wärme strahlte nun von Twain, welcher sich dicht über ihn gebeugt hatte, wieder auf diesen zurück; ein Wechselspiel von Geben und Nehmen, so wie ihr gemeinsames Austauschen von Blut. Das Lebenselixier des Bruders floss nun durch ihre Venen und ließ den Einen zu einem Teil des Anderen werden.

"Der Wunsch, den du schon für so lange gehegt hast, geht nun in Erfüllung, Tendes... mein Schatz", wisperte Twain, während er sich dem Hals seines Bruders näherte, um ihn dort mit flüchtigen Küssen übersähen, wo die beiden winzigen Bisse noch immer sichtbar waren.

"Oder denkst du ich habe es nicht bemerkt?

Tendes fuhr wie schuldbewusst zusammen und sah stumm zur Seite. Twains Worte trafen ihn mit ungeahnter Intensität.

Sofort wallten wieder die alten Schuldgefühle in ihm auf. Sein ganzes Leben hatte mit Schuld begonnen und er hatte von da an mit dieser Schuld gelebt.

Hatte er sich das gewünscht? Es war wahr, jeder einzelne Blick, mit dem sein größerer Bruder sich je herabgelassen hatte ihn -sei es auch noch so desinteressiert- anzusehen, hatte sein Herz für einige Sekunden stillstehen lassen. Jedes Wort, welches an ihn gerichtet gewesen war, hatte seine Sinne vernebelt und verwirrt. Mit den simpelsten Gesten der Anerkennung könnte er ein Lächeln auf die Züge seines stillen, schüchternen Bruders zaubern.

Twain musste Recht haben. Er hatte es sich ganz bestimmt gewünscht und nun würde sein Bruder tatsächlich etwas für ihn tun. Ihm das erfüllen, wonach er sich so dreist gesehnt hatte. Twain würde ihm etwas geben, das doch so verwerflich und unangebracht war. Endlich nach der langen Zeit, in der Junge sich gewünscht hatte, alles könnte wieder so sein wie damals, als sein Bruder sich mit Hingabe um ihn gekümmert hatte. Doch er, Tendes, hatte nun kein Recht mehr sich so etwas auch nur zu erhoffen.

Seine Gesichtszüge erröteten leicht mit Scham.

Twain, sich gewandt auf Tendes Körper niederlassend und nun vor Verlangen bebend, glitt langsam immer weiter hinab an seinem jungen Bruder, welcher mit unterdrücktem Begehren und dem Zerreißen seiner in zwei gespalteten Seele kämpfte, strich über dessen Seiten und beobachtete, wie die weiche Haut dort in Gänsehaut aufging. Seine dunklen Haare streiften leicht über den Leib des Jungen, genau wie die Berührungen seiner langen, schlanken Finger. Die Kapuze, die Twains Gesicht bis vor kurzem bedeckt gehalten hatte, war ganz nach hinten gestrichen und enthüllte endlich die nicht minder ansprechenden Züge, welche leider viel zu oft ungesehen im Dunkeln verborgen blieben. Twains finstere Ausstrahlung wirkte auf eine gefährliche Art und Weise sehr anziehend. Tendes wand und verzehrte sich mehr und mehr, hielt es kaum noch aus. Die Sehnsucht nach seinem Bruder wurde immer heftiger. Vor Glück von diesem berührt zu werden bildeten sich kleine Tränen an seinen Augenwinkeln; nie hatte er dies auch nur zu träumen gewagt.

Der Junge jedoch verstand seinen Körper, der erst vor kurzer Zeit damit begonnen hat zu erwachen und auch dieses flammende Gefühl in seinem Herzen und Unterleib nicht, im Gegensatz zu seinem Bruder, der um etliches reifer und erfahrener war als er selbst. Doch es war Twain, sein geliebter und vergötterter Bruder, der diese neuartigen Empfindungen hervorrief und ihm ein größeres Glücksgefühl gab als jedes, welches er in seinem Leben bis jetzt herspürt hatte. Twain schenkte ihm dieses wunderbare Gefühl, wie auch sein Blut und Tendes konnte sich nicht erklären, womit er sich diese Zuwendung nur verdient hatte.
 

Twains Hände glitten immer tiefer, umfassten die weichen Pobacken und strichen sanft und dennoch fordernd darüber. Noch nie war Tendes dort so berührt worden.

Mit geschlossenen Augen genoss er das sanfte Streichen über seine Hüften.

Als der Ältere schließlich die weichen Innenseiten der Oberschenkel erreichte und streichelte, war es für Tendes nicht mehr auszuhalten. Leise flehte er ihn an, ihn nicht länger warten und endlich geschehen zu lassen, was geschehen sollte. Twain jedoch lächelte mit einem Anflug von Nachsicht und begann mit grausamer Langsamkeit Tendes dunkles, seidenes Haar in den langen Fingern zu zwirbeln und für lange Zeit nur den Jungen unter ihm mit einem seltsamen Ausdruck zu mustern.

Wenig wusste dieser was wirklich im Kopf seines älteren Bruders vor sich ging. Tendes, in Glückseligkeit schwebend, verstand nichts von der vampirischen Gier eines jener Geschöpfe, kannte deren Verlangen nach Blut und sexuellem Rausch nicht. Er selbst war von solch engelhafter Reinheit, die ihm keine Vorstellung von jener Verderbtheit hätte bescheren können. Genauso wenig wie er die Motive seines Bruders ahnte, die diesen keineswegs selbstlos, wie Tendes glaubte, dazu bewegt hatten den Jungen auszusaugen, zum Vampir zu machen und sich schließlich dessen Körper anzueignen.

Ihr Vater hasste Vampire. Wenn er Tendes seiner Reinheit und Menschlichkeit beraubt hatte, würde diesem keine andere Wahl bleiben als auch von Zuhause fort zu gehen. Und damit würde er beginnen seinem Vater all das zu nehmen, was er noch besaß. Dessen größte Hoffnung; sich selbst, seinen verbleibenden Sohn und schließlich sein Leben. Twain Lächeln verwandelte sich in einen unheilvollen Ausdruck.

Nun presste er den inzwischen nackten Körper Tendes mit sanfter Bestimmtheit an die raue Wand und entkleidete dann langsam seinen eigenen Leib, der ausgebildeter als der des Jungen - mit 18 fast schon ausgewachsen- war. Er warf die schwarze Kleidung beiseite und die bis zu jenem Zeitpunkt vollständig verhüllte Haut kam zum Vorschein. Das flackernde Licht warf Schatten über die hervortretenden Muskeln seines nahezu perfekten Körpers, welcher im Zwielicht leicht glänzte. Dieser Körper war ihm stets eine beinahe unschlagbare Waffe gewesen, von einer anziehenden Sinnlichkeit, der fast kein Geschöpf dieser Welt widerstehen konnte. Aber er war auch eine mörderische Waffe.

Eben diese sorgfältig geformte, hüllenlose Ausbildung der Perfektion drückte er schließlich gegen Tendes bloße Haut. Twain genoss jeden Augenblick dieses Geschehens, keinen Gedanken an die Konsequenzen verschwendend. Er lebte im Hier und Jetzt und dieses betörte ihn, berauschte seine Sinne und seinen Leib wie eine Droge. Fiebrige Erregung stand in seinen Augen, deren goldener Glanz selbst wie eine Lichtquelle glitzerte.

Der Raum schien sich mit einer feurigen Spannung zu laden und verscheuchte die Kälte, die ihn bis dahin besetzt gehalten hatte.

Das konnte nur richtig sein...

Tendes öffnete seine Lider schließlich wieder und schaute tief in diese unergründlichen Augen seines eigenen Bruders, welcher unmittelbar vor ihm saß. Eine Weile lang sahen sie sich mit einem tiefen Blick an und etwas Gemeinsames stand dort geschrieben, etwas was man nicht auszusprechen wusste.

Twain umfasste daraufhin sachte Tendes Kinn und hob dieses zu sich an. Mit seinen Lippen berührte er die seines Bruders, welche seinem Verlangen nachgaben und sich für seinen Kuss öffneten. Sie küssten sich sanft, ihre Lippen waren sich so ähnlich, dass sie beinahe identisch wirkten.

Twains Leidenschaft gewann jedoch die Oberhand und sie begannen sich immer berauschter und heftiger zu küssen; Tendes voll Sehnsucht, Twain lustvoll.

Twains Hände umfassten nun ganz das Gesicht des anderen und jetzt da beide entblößt und sich so nah waren, erkannte man unverwechselbar, dass die beiden Brüder waren. In beiden Sinnen waren sie nun blutsverwandt.

Außerdem konnte man in diesem kurzen Augenblick auch Twains unbestreitbare Jugend feststellen.

Twain schob sich noch näher an seinen Bruder heran und ihre Oberkörper berührten sich, wobei der zweite Junge sehr zaghaft die Arme um Twains schlanke Taille schlang. Dieser lächelte befriedigt und drückte sich an Tendes. Er genoss diesen Moment des Zugeständnisses, der Ergebenheit; die warme, weiche Haut auf der Seinen.

Eine Weile verharrten sie in ihrer Umarmung, bis Twain schließlich aus den Armen seines Bruders nach unten glitt. Mit neu erflammten Verlangen beugte er sich herab und spreizte die Beine seines Bruders, der halb lag und halb an der Wand gelehnt saß. Seinen Kopf neigend ließ er seine Lippen über die weiche Haut an der Innenseite der Oberschenkel entlang streifen und kam dann schließlich vor dem Glied seines jungen Bruders, der nun halb japsend, halb aufstöhnend die Hände zusammenballte, zum Stillstand. Mit dem kurzen Aufflackern eines Lächelns und einem letzten Blick in das nun vor Lust verzogene Gesicht seines Bruders begann er schließlich dessen Glied mit den Lippen zu berühren. Tendes Körper bäumte sich auf.

"Ich kann dir Lust verschaffen, die dir ein anderer nie geben könnte!", behauptete Twain, jetzt schwerer atmend und brachte seinen Bruder dazu, die schlanken Beine noch weiter auseinanderzuspreizen. Ein verlangendes Glitzern lag in den Augen des älteren Jungen, ein Hunger, der dem eines Raubtieres glich und nach zu langer Zeit erst gestillt werden würde. Jegliche Schuldgefühle seinerseits waren zurückgedrängt. Trotz dem er seinen eigenen Bruder begehrte und getötet hatte.

Tendes flehte ihn erstickt unter keuchendem Atmen an, nicht aufzuhören und es zu tun, ihn endlich zu sich zu nehmen. Kleine Schweißtropfen bildeten sich auf seiner heißen Stirn.

Twain hob letztendlich die leichten Hüften des Jungen an und ließ sein inzwischen hartes Glied mit außerordentlicher, ungewöhnlicher Vorsicht in ihn gleiten. Beide stöhnten auf; unter Lust und auch Schmerz. Die Körper der Brüder begannen sich in einem einklängigen Rhythmus auf und ab zu bewegen und ihre Haut im Kerzenlicht glänzte vor Schweiß.

Tendes begann leise und innig den Namen seines Liebhabers und Bruders zu flüstern. Seine Augen waren geschlossen und das Gesicht verriet nichts anderes als absolute Glückseligkeit.

Ihre Leiber waren in nahezu perfekter Harmonie miteinander verbunden und schienen tatsächlich eins geworden zu sein.

Twains Hüften und Körper bewegten sich langsam und geschmeidig, die trainierten Muskeln agierten, als wären sie für diese Art körperlicher Verbindung geschaffen worden, bis er schließlich den Höhepunkt erreichte. Mit einem heißeren Aufschrei bog sich sein Rücken durch und er legte den Kopf in den Nacken. Sein Mund war leicht geöffnet und da sich die Lippen zu einem Aufstöhnen verzogen hatten konnte man die weißen, spitzen Eckzähne erkennen. Keuchend und mit halb geschlossenen Augen verharrte er eine Weile, während die Wogen des Höhepunkts wie eine Flutwelle über ihn schwappten.

Nur etwas erschöpft ließ er seinen Körper dann nach einigen Augenblicken wieder zusammensinken und entfernte seinen Unterkörper von Tendes Hüften, jedoch war das fieberhafte Glitzern bei weitem nicht aus seinen Augen verschwunden. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte umschlang er die Brust des ebenso flach atmenden Jungen, welche sich schnell hob und senkte. Er rutschte neben Tendes und er schmiegte sich an ihn, wobei er dessen glänzendes Haar mit gemächlichen Bewegungen aus dem Gesicht strich und seinen Kopf auf dessen Schulter legte.

"Und war es den Preis wert, dafür zum Vampir gemacht zu werden?", fragte Twain mit einem zynischen Lächeln seinen ausgezehrten Bruder, welcher sich langsam zurück in die raue Matratze aus Stroh hatte sinken lassen und nun stumm die Decke über sich anstarrte. Twain strich Tendes ein letztes Mal zärtlich die verschwitzten Haare aus der Stirn und drängte ihm einen weiteren Kuss auf. Danach glitt er wieder mit schlangenhafter Eleganz vom Bett und zog sich an, während er aus den Augenwinkeln den schönen Jungen -seinen Bruder- welcher nun die Augen geschlossen hatte, betrachtete.

Durfte ich das tun? Ihn mit mir ins Elend reißen?

Nur sehr kurz fragt er sich, das Gesicht starr und die Lippen leicht aufeinander gepresst. Mit einem Ruck wandte er den Kopf ab.

"Ich werde fortgehen und nicht wiederkommen. Warte also nicht auf mich, Bruder."

Leise lachend machte er sich schließlich in die Dunkelheit auf, aus der er gekommen war und hinterließ seinen eigenen Bruder, welcher jetzt dasselbe Schicksal teilte wie er, verdammt zu ewigem Leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (28)
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Von:  Hisaya
2009-03-10T12:48:39+00:00 10.03.2009 13:48
Öh hi~ xD
ich lese eigndlich gar keine FF's~...Nyo..ich wollt aber mal ausprobieren und da bin ich auf deine story gekommen xDDD
Bin jetzt grad mit dem 1. kapitel fertig und werd auch so weiterlesen *3*... Ich finde die Story nämlich richtig gut, es weckt voll die neugier, was als nächstes passieren könnte! Überhaupt hast du eine echt tolle art zu schreiben, manchmal war ich zwar etwas verwirrt und hab es ncht verstanden aber danach wurds dann klar =)... Super schön erzählt, ich konnte mia alles bildlich vorstellen, wie sie im dunkeln da liegen und man nur so leichet umrisse von denen sieht oder einfach nur ein leichter schimmer, des von irgndwoher herabfehlt *____*
Ich bin ya sowieso Shonen-ai und yaoi fan aber noch inklusive ne vampir-story ... damit gehen alle wünsche für ne story in erfüllung ♥
ich freu mich mehr hiervon zu lesen x3

bye~
Von:  sinfath
2008-01-26T23:17:37+00:00 27.01.2008 00:17
hey. deine schreibweise ist an sich sehr anspruchsvoll. deutsch-lk vielleicht? ;P
jedoch finde ich sie teilweise ein wenig, hm, aufgesetzt: einfachere strukturen hätten den lesefluss evtl besser unterstützt. die idee, welche sich abzuzeichnen scheint, finde ich bis jetzt interessant und werde mir wohl noch deine anderen kappis zu gemüte führen ;)

sNs
Von: abgemeldet
2007-10-11T22:25:36+00:00 12.10.2007 00:25
O.O Ich wusste es doch, ich hab die FF schon mal gelesen^^°
Ich finde sie immer noch super,nur Schade, das du mir keine ENS geschickt hast (oder hab ich Trottel sie übersehen...?), sonst hätte ich schon früher weiterlesen können, was ich jetzt auch mache^^
Von: abgemeldet
2007-05-11T13:19:36+00:00 11.05.2007 15:19
Hi,
deine FF ist genial, sowas Gutes ließt man selten.
Ich hoffe doch, es geht noch weiter? Wenn ja, kannst du mir denn 'ne ENS schicken??? Das wäre nett.

Bye, Jessi.
Von: abgemeldet
2005-08-13T15:38:39+00:00 13.08.2005 17:38
super^^
der schreibstil ist gut, so kann man sehr flüssig lesen *großes Lob*
natürlich ist auch der Inhalt interessant, zwei Brüder die zusammen finden ... alles in allem find ich die Storie spitze - hätte sie nicht besser schreiben können und du hast wenigstens nicht, wie viele andere, die Vampire verunstaltet, d.h. die Eleganz, Schönheit und gleichzeitig die Grausamkeit gingen bei dir nicht verloren ^___________^
*sich mal umschaut, ob du noch mehr solcher ff´s geschrieben hast*
Von: abgemeldet
2005-08-07T21:53:35+00:00 07.08.2005 23:53
Hi,
das war echt ne coole Geschichte. Auch der Schreibstil ist klasse.
Ich hoffe du schreibst noch mehr solcher Geschichten *grins*
Von: abgemeldet
2005-08-05T17:43:55+00:00 05.08.2005 19:43
Wow
also ich wow!!!!
ich bin, total hin und weg wie du das beschrieben hast der wahnsinn, wie du teilweise ins detail gegangen ist total krass, echt cool
aber sag mal geht es vielleicht noch weiter???
das würde ich nämlich bestimmt lesen

bye
Asagao
Von:  Aveena
2005-07-27T16:35:13+00:00 27.07.2005 18:35
DIe geschichte musst du weiter schreiben ich find die echt super
*o*
Und ich hab so mit gefiebert XD
Von:  Allonsy-Alonso
2005-07-12T09:35:37+00:00 12.07.2005 11:35
Wirklich super!
Aber geht es auch noch weiter?
Das wäre wirklich super!
MFG
SD

P.S: Sollte es weiter gehen könntest du mir eine ENS schicken? Wäre wirklich total lieb von dir!
Von: abgemeldet
2005-07-11T22:14:31+00:00 12.07.2005 00:14
ich fand die geschichte richtig gut , twain ist irgendwie leicht fies finde ich... und das alles wegen dem vater... aber ich bin gespannt wie diese geschichte sich fortsetzt... ich hoffe doch das du sie fortsetzen wirst oder

TERRIKLES


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