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Amazonen

von

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Erwachen

Van fläzte sich in seinem neuen Thron und stützte mal wieder die Faust an der Wange ab, starrte trübsinnig und tödlich gelangweilt auf die tanzenden Paare im neuen Thronsaal.

Der Winter war vorbei, das erste Fest des Frühlings wurde gefeiert und der König hätte am liebsten Escaflowne genommen und wäre geflohen.

Die vielen glücklichen Paare in den Straßen der Stadt, in den Parks, ja selbst im Wald machten ihn rasend, und er wusste auch haargenau, warum.

Und Nachts konnte er nicht mehr schlafen, er aß kaum noch etwas und wenn er nicht in Arbeit ertrank, widmete er sich dem Kendo, bis er vor Erschöpfung schier zusammenbrach.

Allen war auch keine Hilfe mehr, er musste schließlich wieder nach Asturia zurück. Aber er hatte versprochen, zu Vans und Hitomies Hochzeit zurück zu sein.

<Haha. Wie Witzig.>

"Soll ich dich zwicken, damit du wenigstens wach aussiehst?" flüsterte ihm Merle ins Ohr und unwillkürlich sank er noch tiefer in den Sessel. Er hatte das Gefühl, die edlen Gewänder zögen ihn herab, schnürten ihm die Luft ab..

Dann hatte er eine Idee.

Was, wenn er einfach..

Ja. Er würde Escaflownes Energiestein nehmen, den Drachen erwecken und ein wenig die frische Frühlingsluft genießen.. das konnte nicht schaden, das würde keinen Krieg auslösen oder sonst wie jemandem schaden. Der Gedanke daran ließ ihn für einen Moment, einen winzigen Augenblick, breit grinsen. Das Mädchen, dass gerade mit einem Partner vorbeitanzte lief rot an und er hatte das dumpfe Gefühl, dass sie sich angesprochen fühlte.

Wieso wollte alles in der Welt ihn verheiratet sehen?

Er hatte doch noch verdammt viel Zeit!

Und sowieso, er hätte, ganz gleich wie, nie und nimmer jemanden gefunden, der..

Sofort zerschmolz seine gute Laune zu einem schweren Stein, der ihm in den Magen sackte.

Aprupt stand der König auf und marschierte unter dem Geklirr der königlichen Klinge an seiner Seite aus dem Thronsaal.

Die Musik verstummte einen Augenblick und er hörte verwirrtes Gemurmel, dann, während er sich durch die noch fremden Gänge mit den neuen Gerüchen bewegte, setzte sie wieder ein.

Nein, wozu brauchten sie auch ihren König?

<Jetzt wirst du dir selbst gegenüber unfair.>

Rasch hatte er seine neuen Gemächer erreicht, schlüpfte aus den einengenden, schweren Kleidern und warf sie auf das viel zu große, viel zu leere Himmelbett.

Benutzt hatte er es noch nie, das würde er erst wenn.. ja, wenn was?

Mittleweile war er fest davon überzeugt, dass Hitomie sie vergessen hatte, .. ihn vergessen hatte. Sonst hätte sie sich doch mal gemeldet, oder nicht?

Er selbst war natürlich viel zu feige, um zu versuchen, Kontakt mit ihr aufzunehmen.

"Nur ein kleiner Rundlfug. Das klärt den Kopf." murmelte er, während er sich bequemere Kleidung überzog und den Schlüssel nahm, der neben Hitomies Anhänger der einzige Schmuck war, den der König Fanelias sich zu tragen gestattete.

Er trat hinüber zur Wand, schob das erst kürzlich entstandene Familienportrait (er hatte einen Maler gefunden, der tatsächlich alle Mitglieder seiner Familie gekannt hatte!) beiseite und schob den Schlüssel in das nun enthüllte Schloss. Dahinter offenbarte sich ein kleines Fach, in dem ein staubiges Kästchen vor sich hingammelte.

Der König holte es heraus, blies den Staub herunter und öffnete es.

In schlichtem Leinen gebettet lag Escaflownes Energiestein, und leuchtete ihm entgegen. Der König nahm den Stein heraus, verbarg das Kästchen im Geheimfach, verriegelte es und schob das Portrait wieder an seinen Platz.

Folkens Nase war zu lang, das Haar seines Vaters hatte einen anderen Ton gehabt und er war sich sicher, dass seine Mutter nicht so schrecklich dürr gewesen war, aber immerhin, es war besser als wenn er selbst versucht hätte, so etwas zu malen.

Flüchtig huschte ein Lächeln über seine Lippen und er wandte sich ab.

Rasch trugen ihn seine Schritte hinaus aus dem Palast und den gewundenen Pfad in die Berge hinauf. Hinter sich hörte er noch das Gedudel der Tanzmusik.

Wie schön wäre es doch, dort unten zu sein und mit Hitomie über die Tanzfläche zu wirbeln!

Nicht, dass er tanzen konnte.

Nicht, dass Hitomie hier wäre..

Seine Schritte beschleunigten sich, bis er rannte.

Den Berg hinauf, dann durch den Waldpfad, der zu den Gräbern führte, neben denen Escaflowne seine stumme Grabwacht hielt.

Eine noch immer vereiste Pfütze brachte Van zu fall, doch er rappelte sich hastig auf und stürmte weiter.

Warum lief er denn so wie von Dämonen gejagt?

Er hatte doch alle Zeit der Welt!

Warum tat es dann so weh?

Keuchend bremste er vor Escaflowne und legte sich fast wieder auf die Nase, stemmte schwer atmend die Hände auf die Knie und starrte auf den großen Fuß der Kampfmaschine.

Einen flüchtigen Augenblick konnte er sich kaum mehr vorstellen, mit diesem Gerät gekämpft zu haben. Getötet zu haben.

Nein, nein, heute war er nicht hier um zu töten, sondern um zu leben!

Ein paarmal noch atmete er tief durch, dann sprang er auf die geschickt getarnten Trittstufen - eigentlich waren es Öffnungen für Abluft, Wartungsluken und so weiter - und erklomm den stillgelegten Gymilef. Vor dem riesigen stumpfen, glasartigen rosa Kristall blieb er stehen, warf einen Blick auf das Ausdruckslose Gesicht der Maschine.

Rasch streifte er sich den Handschuh ab, zog das königliche Schwert zwei Fingerbreit und schnitt sich in den Daumen, wie er es vor.. Sein Blick wanderte hinauf zum Himmel und er nickte.

Ja, vor ziemlich genau einem Jahr hatte er Escaflowne das erste mal erweckt. Diesmal jedoch waren ihm keine unsichtbaren Feinde auf den Fersen, diesmal nur seine ganz persönlichen Dämonen.

Das Blut aus seinem Daumen rann auf den Energiestein, verlor sich in den vielen Windungen der merkwürdigen, endlosgedrehten Kugel.

Dann näherte er sich mit der Kugel dem Kristall und schob sie hinein in das plötzlich so seltsam weiche Material.

Sofort erglühte der Kristall in einem zarten Rosa, und die beiden grünen Kristalle an den Schultern erstrahlten wieder in ihrer altbekannten Farbe.

Ein Zittern durchlief den gigantischen Gymilef und Van wusste, Escaflowne war bereit.

Er spührte die Maschine, wusste, die Verbindung hatte nicht gelitten. Der König konzentrierte sich und zischend öffnete sich die untere Luke, gab einen ersten Blick auf das erstaunlich saubere Cockpit frei. Die obere Verschalung klappte auf und ließ somit zu, dass der Herr des Drachen eben diesen wieder bestieg.

Zufrieden schwang sich Van an seinen Platz und spührte, wie ihn der Drache willkommen hieß. Ein weiterer Gedankenbefehl ließ die Maschine sich versiegeln und Van schob die Arme und Beine in die dafür vorgesehenen Halterungen.

Irgendwie hatte er diesen riesigen Körper ja vermisst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-08-03T15:19:53+00:00 03.08.2005 17:19
Armer Van, scheint wirklich sehr gelangweilt zu sein. Ach und nun geht er zu Escaflowne, vielleicht hilft ihm der Flug ein wenig...
Sehr gutes Chapter
Liebe Grüße
Lina


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