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Jugendträume

von

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Stille lag über allem, über den dunklen Gängen, über den mit Kerzen spärlich beleuchteten Wohnräumen , einfach über allem. Nur in einem der Schlafräume war leises, unruhiges Seufzen zu vernehmen. Es handelte sich um Maliks Schlafraum.
 

Der junge Ägypter warf sich unruhig hin und her. Seine Finger hatten sich krampfhaft in das Laken vergruben und die Decke war, durch das viele hin und her wälzen des Jungen vom Bett gefallen.
 

Das blonde Haar stand in alle Himmelsrichtungen ab, auf seiner braunen Haut hatten sich Schweißtropfen gebildet und immer wieder entwich dem Jungen ein hilfloses Seufzen. Schritte durchbrachen die Stille, sie klangen vom Gang her.
 

Erst ganz leise, dann immer lauter werdend, bis sie schließlich vor Maliks Zimmer zum stehen kamen.
 

Das leise Seufzen drang durch die Tür an das Ohr des Besuchers, dessen maskulines Gesicht verzog sich besorgt und er öffnete leise die Tür. Ein Knarren erfüllte die ruhig, abgestandene Luft des kleinen Zimmers, allerdings nicht laut genug, um den Jungen aus seinen unruhigen Träumen zu holen. Der große Besucher trat ein und ging langsam schlendernd zum Bett hinüber.
 

Mit mütterlichem Lächeln hob er die Decke auf, die auf dem Steinboden lag. Sanft und behutsam deckte der Ältere seinen Schützling zu. Dieser drehte sich auf die Seite und klammerte sich an der Decke fest.
 

Maliks Mund war leicht geöffnet und er atmete sichtlich gleichmäßiger. Das Unterbewusstsein des Jungen schien die Anwesenheit des Beschützers zu spüren und vermittelte beruhigende Bilder in die Träume des Blonden, woraufhin dieser sichtlich besser zu träumen schien. Eine von der Arbeit raue hand strich über die weiche Wange des Jungen.
 

Es tat ihm fast leid, die Unschuld des Untergrundes wecken zu müssen, aber schließlich hatte der Junge lang genug geschlafen und Ishisu war schließlich mit dem Frühstück fertig.
 

"Malik, aufstehen!" Die tiefe Stimme erfüllte sanft und zärtlich den Raum, woraufhin sich die kleine Gestalt zu regen begann. Erst ganz leicht, ein Zucken der Augenbraue, dann, als Odeon sein Gesagtes wiederholte, begann der Junge sich ganz zu regen und öffnete schließlich seine Augen.
 

Verschlafen blinzelten die Amethystfarbenen Augen den Älteren Jungen an, der sich auf die Bettkante gesetzte hatte und seine Hände nun im Schoß faltete.
 

Gähnend begann der Blonde seine Augen zu reiben, die Beine anzuziehen und sich auf die andere Seite zu legen, so dass Odeon sich nun den Hinterkopf des Jüngeren ansehen konnte.
 

"Ich will noch nicht aufstehen." Murmelte der Junge und zog die sandfarbene Decke über den Kopf. Odeon lächelte leicht, griff dann mit festem Griff nach der Decke und zog daran. Malik konnte die Decke nicht halten und somit lag er ohne da. Müde rollte er sich noch mehr in Fötusstellung zusammen und brummelte etwas Unverständliches.
 

Der Größere wartete nur ein paar Augenblicke, dann schnappte er sich den Jungen, der sich quiekend an dem Älteren festhielt und trug ihn einfach aus dem Zimmer. "Du schummelst, Odeon!" Brummelte der zukünftige Grabwächter.
 

"Ich schummle gar nicht, wenn du nicht aufstehst, dann muss ich zu solchen mitteln greifen." Er kam im Baderaum wieder zum stehen und setzte den Jungen dort ab, dieser allerdings verschränkte nur die Arme vor der schmalen Brust und sah Odeon gespielt beleidigt an.
 

Der Raum war groß und viereckig, ein tiefes Becken mit Wasser war in der Mitte des Raumes eingelassen. Eine altmodische aber schicke Kommode stand in einer der Ecken, sie war mit Salben, Flaschen, Dosen und anderen Utensilien voll gestellt.
 

Der Ältere seufzte und deutete auf das sandfarbene Nachthemd, was der Jüngere trug. "Zieh dich aus und nimm ein Bad, sonst müssen wir noch länger auf unser Frühstück warten!" Die Amethystfarbenen Augen funkelten herausfordernd und Malik blieb stur stehen, ohne einen Finger zu krümmen.
 

Ein erneutes Seufzen war vom Älteren zu hören. Mit breitem grinsen machte sich Odeon schließlich daran, seinen Schützling aus dem Nachthemd zu wickeln. Auf die braunen Wangen des Blonden legte sich ein Rotschimmer, als er unbekleidet vor Odeon stand.
 

Odeon überspielte seine Verlegenheit mit einem Lächeln und schob den Jungen in das Wasser. Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis Malik gewaschen, gesalbt und fertig angezogen am Esstisch saß. Der Vater des Blonden warf diesem einen tadelnden Blick zu. "Das nächste Mal, stehst du früher auf!"
 

Artig nickte der Junge seinem Vater zu und streckte ihm dann die Zunge raus, als dieser nicht hinsah. Ein leichter Schlag auf den Hinterkopf erfolgte von Odeon. Amethystfarbene Augen funkelten ihn daraufhin amüsiert an. Odeon musste Schlucken, in diesen Augen war etwas, etwas was er nicht in Worte fassen konnte, was aber so schön und gleichzeitig so gefährlich war, dass es ihm die Sprache verschlug.
 

Nachdem Essen und seinen täglichen Lehrstunden mit seinem Vater, saß der Blonde mit unterschlagenen Beinen auf seinem Bett und las etwas in einer alten Schriftrolle, als Odeon das Zimmer betrat.
 

Nur kurz, aber lang genug, damit Odeon es bemerkte, hatten sich die Amethyste von dem Papyrus gelöst und sahen ihn an, bevor sie sich wieder den Zeilen zu wanden. "Was liest du da?" Fragte der Schwarzhaarige neugierig und setzte sich zu seinem Schützling aus Bett, der bereitwillig Platz machte.
 

"Ich habe in der Bibliothek gestöbert und eine Geschichte von Seth und Horus gefunden." Erklärte der Junge beiläufig, las die letzen Zahlen und legte die Rolle beiseite. Der Kleinere rutschte näher, glitt dabei auf die Knie und krabbelte auf Odeon zu. Die violetten Augen funkelten wieder so unbeschreiblich. "Wusstest du, dass Seth sich zu Horus hingezogen fühlte? Weil er so schön war?" [1]
 

Odeon musste unwillkürlich schlucken. Wie eine Katze ließ Malik sich auf dem Schoß des Größeren nieder und strich mit seinem schmalen, langen Zeigefinger über Odeons Hals. Odeons Blick sprach Bände, er zeigte gleichzeitig sein Unbehangen und seinen Wunsch nach dem Jungen. Dieser begann zu lachen und der Blick änderte sich schlagartig wieder.
 

Ein Schweißtropfen rannte an Odeons Stirn hinunter und er musste seufzen, als der Blonde sich wieder auf die andere Seite des Bettes zurückzog. Irgendwann würde Malik ihn noch wahnsinnig machen.
 

"Sag mal, Odeon, werde ich genauso enden wie Vater? Gefangen in der ewigen Dunkelheit?" Die Amethyste hatten einen dunklen Schleier bekommen, als der Junge wieder zu sprechen begonnen hatte.
 

Odeon kratzte sich am Hinterkopf und spielte mit seiner Jugendlocke [2], dann schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des Beschützers. "Das wirst du nicht, du bist das Licht, dass die Dunkelheit für alle hier erhellt und wenn es erst einmal soweit ist, wirst du für dich selbst die Dunkelheit erhellen."
 

Der Jüngere schien Odeon nicht zu verstehen und legte leicht den Kopf schief. "Aber ich leuchte doch gar nicht." Der Schwarzhaarige schüttelte mit dem Kopf. "Wenn ich deine wundervoll strahlenden Augen sehe, dann vergesse ich, dass wir hier unter der Erde sind und ich wäre bereit, alles für dieses Leuchten auf zugeben."
 

Etwas verlegen kratzte sich Odeon wieder am Hinterkopf. Malik saß mit leicht erröteten Wangen vor ihm, er hatte angefangen, mit seinem Gewandt zu spielen. "Wieso sagst du so etwas?" Fragte der Blonde schließlich mit leiht zitternder Stimme.
 

"Weil es die Wahrheit ist, deswegen."

Malik sah zur Seite. "Weißt du Odeon, ich werde nicht hier bleiben, eines Tages werde ich nach oben gehen und dann mein Leben leben. Ein Toter ist es nicht wert, sein Leben für ihn zu verschwenden!"
 

Odeon schüttelte wieder den Kopf. "Es ist deine Bestimmung und deine Aufgabe Grabwächter des Pharaos zu werden, bis er wiederkommt." Malik zog die Beine an und legte das Kinn auf die Knie. "Ich will aber nicht. Es ist mein Leben und ich will nicht wie ein gefangener eingesperrt werden. Ich hasse es hier!"
 

Irgendwie taten diese Worte Odeon weh. Warum konnte er nicht genauso ein Licht für den Jungen sein, so wie der Junge für ihn eines war? Betrübt sah der Ältere zur Seite. "Ich würde so gerne wissen, wie es draußen aussieht."
 

Die sehnsüchtige Stimme Maliks riss ihn wieder aus den Gedanken. Odeon seufzte, wenn er doch nur könnte, er würde so gern die Sehnsucht des Jungen stillen, aber das war ihm nicht vergönnt. Schweigend saßen sie eine Weile auf dem bett, bevor Malik wieder die Papyrusrolle zur hand nahm und sie Odeon überreichte.
 

"Bringst du sie für mich zurück, bitte?"
 

"Natürlich."

Damit erhob sich Odeon und verließ das Zimmer. Malik ließ sich müde zurück sinken. In letzter Zeit war sein Geist so müde, sein Körper lustlos und alles schien für ihn keinen Sinn zu machen.
 

Aber wenn Odeon in seiner Nähe war, dann wusste er, dass er sich nicht seinem Wunsch hingeben konnte. Odeon wollte ihm zwar helfen, aber er konnte die Bürde, die ihm, Malik, auferlegt war nicht übernehmen.
 

Diese Verantwortung hatte er alleine zu tragen, auch wenn der Gedanke diesen unheimlichen Hass in sich nur noch anfächelte. Sein Vater war Schuld, er wollte es so, er konnte doch einfach alles aufgeben und an die Oberfläche gehen. Nicht nur, dass er sich selbst an die Dunkelheit fesselte, nein er nahm auch noch seinen Sohn mit.
 

Die Wut in seinem Bauch nahm zu und ein großer Kloß setzte sich in seinem Hals ab. Die Amethyste wurden feucht und leises Schluchzen entrang seiner Kehle. Er wollte nicht in dieser Dunkelheit gefangen sein. Jetzt wusste er noch nicht, dass dieser Hass es auf die hier Herrschende Dunkelheit es war, der ihn Jahre später zeigen würde, was wirkliche Dunkelheit bedeutete.
 

*~*~*
 

Odeon hatte sich anders entschieden und lag nun auf seinem Bett, um die Schriftrolle zu lesen. Interessiert rollte er sie auf und begutachtete die schön geschriebenen Hieroglyphen, die Geschichte schreiben:
 

[3]*oOo*

Nach Osiris Tod keimte der Streit über den Nachfolger der Götterherrscher auf. Seth, der stark und mächtig war, sah sich natürlich als rechtmäßigen Nachfolger. Auf der anderen Seite stand Horus, der klug und listig war und noch dazu Rechtmäßiger Thronfolger.
 

Um Horus davon zu überzeugen, dass er, Seth, der richtige war, lud er seinen Kontrahenten in seinen abgelegenen Palast in der Wüste ein. Horus, der stolz war, ging auf seine Einladung ein. Sie saßen beisammen in einem gemütlichen Raum und Seth versuchte mit allen Mitteln den Sohn seines Bruders davon zu überzeugen, dass er der Richtige war.
 

Doch alles fruchtete ei Horus nicht. Erhaben und schön erhob sich Horus schließlich von seinem Platz und wollte gehen, als Seth hinter ihn trat und seine Hände fest hielt. Mit vor Verlagen bebender Stimme machte er Horus ein Unsittliches Angebot.
 

Der Jüngere drehte sich zu dem großen Gott des Chaos herum. Ihre Augen trafen sich. Horus war von den Türkisen Augen wie gefangen. Nach einem innigen Kuss schob der Falkengott den anderen von sich und ging.
 

Ohne es zu wissen, hatte der Falkengott genau das getan, was Seth wollte...

*oOo*
 

Odeon legte den Papyrus weg. Er wollte nicht wissen, wie die nächste Begegnung der beiden Götter verlief, wenn Malik schon etwas von hingezogen sagte, dann ging die ganze Sache mit Sicherheit auch so weiter.
 

Kopfschüttelnd brachte Odeon die Rolle in die Bibliothek zurück, wo der kleine Blonde bereits wieder war und in den Regalen stöberte. Als der Schwarzhaarige den Raum betrat sah Malik nicht auf und der Ältere konnte die geröteten Augen sehen.
 

Besorgt legte er die Rolle weg und ging zu dem anderen hinüber. Wie Seth in der Geschichte griff Odeon von hinten um Malik herum und hielt seine Hände fest. In seinem Kopf kreisten die Gedanken. Wenn die Götter das dürfen, dann kann es nicht für die Menschen verboten sein. Überrascht sah Malik den anderen über die Schulter hinweg an. "Odeon?"
 

Keine Antwort. Stattdessen begannen neugierige Lippen den hals des Jungen zu küssen. Überrascht löste Malik seine Hände aus Odeons und drehte sich zu dem Größeren herum. Seine Augen hatten wieder dieses Funkeln angenommen.
 

Sanft legte er seine Arme um Odeons Hals und verstrickte ihn in einen Kuss. Erst massierten seine unschuldigen Lippen nur leicht die Odeons, doch der Ältere wollte mehr, viel mehr.

Leidenschaftlich strich seine Zunge über die weichen, warmen Lippen. Breitwillig öffnete der Aufgeforderte die Lippen und ließ die Zunge in seinen Mund gleiten.
 

Eine Woge von verlangen floss über Odeons Körper, als er den wie Nektar schmeckenden Speichel des Jüngeren kostete. Eine Ewigkeit lang küssten sie sich, bevor Malik den Kuss unterbrach und ihn mit seinen Unschuldigleuchtenden Augen ansah.
 

"Lass mich dein Licht sein, so wie du meines bist. Ich will dir diese Dunkelheit genauso angenehm machen, wie du die meine machst." Malik lächelte und für einen Moment sahen seine Augen so erwachsen, so Leid geprüft aus, dass ein neuer Schmerz Odeon erfasste.
 

"Das bist du schon längst, Odeon. Ohne dich, könnte ich die Dunkelheit nicht eine Minute ertragen, aber mit dir, an deiner Seite wird sie für mich angenehmer. Auch wenn mein Wunsch nach Freiheit so groß ist!"
 

Beide wussten nicht, dass dieser Wunsch nach Freiheit, nach dem Licht der Sonne und nach der Macht des Pharaos, eines Tages die Gefühle für einander fast besiegen könnten. Doch jetzt sah es für Beide aus, als würde ihnen die Dunkelheit für immer erhellt bleiben...
 

Ende
 

*~*~*
 

Ui... sorry, dass ich irgendwie etwas hochgestochen geschrieben habe, ich weiß auch nicht, was da so in mich gefahren ist, aber ich hoffe, dass sie euch trotzdem gefällt ^^ Und ich war schon immer ein Fan von einer menge Zucker *g* Aber diejenigen, die meine FFs kennen, wissen das ja *gg*

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[1] Kein Witz, es gibt eine Geschichte im alten Ägypten, wo Seth Horus' Hinterteil als schön beschreibt und noch so andere Andeutungen macht, die man nicht mehr als zweideutig werten kann ^^;;;
 

[2] Jugendlocke trugen alle Kinder im alten Ägypten. Total kahl geschorener Schädel nur eine dicke Haarlocke, die meist über eines der Ohren fiel.
 

[3] Diese Geschichte hier ist allerdings frei erfunden, da hab ich mal ein bisschen meine Fantasy über die Götter freien lauf gelassen ^^



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