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Das Schicksal der Erbin

*ABBRUCH DER FF MIT ERKLÄRUNG*
von

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10. Ein Schlag ins Wasser

10. Ein Schlag ins Wasser
 

"Mariah? Ich glaube, du hast aus Versehen meinen Koffer eingepackt."

"Ah ja, hier. Und wer hat meinen dann?"

"Ich", antwortete Draco und gab ihr den winzigen Koffer zurück, den sie mit 'Engorio' wieder auf seine normale Größe wachsen ließ. Sofort öffnete sie ihn, wühlte darin herum und holte ihr Zaubertrankfläschenset heraus. Das größte Fläschen übergab sie Harry, der auch schon die drei der anderen in seinen Händen hielt.

"Wie viele Brote hast du nochmal, Ron?", fragte er seinen besten Freund.

"Genau drei. Ich denke, die teilen wir später pro Paar auf."

Harry nickte und ging mit den Fläschen nach unten zum naheliegenden See.

Schon seit fast einer Stunde saßen sie bereits verloren auf den Ländereien von England. Währenddessen hatten sie sich genau beraten, wie ihre nächsten Schritte aussehen würden. Nach langer Diskussion hatten erst einmal alle Hermiones Vorschlag zugestimmt, selber den Schienen nach Hogwarts zu folgen. Danach waren Überlegungen über Wasser, Essen und Pauseneinhaltung gefolgt.

So war Hermione, die darüber Bescheid wusste, dass nach dem kleinen See, der sich in der Nähe des explodierten Waggons befand, der einzige war, an dem sie in den nächsten fünf Stunden vorbeilaufen würden, etwas Gutes eingefallen. Und zwar, alle großen Zaubertrankfläschen, die sie sonst für den Unterricht nutzten, mit Wasser zu füllen und gut einzusparen. Jeder müsste mit seinem Fläschen bis zur nächsten Wasserquelle oder bis zum nächsten Regen auskommen.

Mit diesen näherte sich Harry auch gerade dem See, an dessen Ufer Hermione bereits saß und ihr eigenes füllte. Harry ließ sich neben sie nieder und tauchte das erste Fläschen ins kalte Wasser.

"Sag mal, Hermione", murmelte er, "wie lange, glaubst du, werden wir zu Fuß brauchen, bis wir in Hogwarts sind?"

Er sah überrascht zu ihr, da sie auf seine Frage nicht antwortete, sondern nur stumm über den See blickte.

"Hermione?"

"Harry ...", flüsterte sie, sah ihn jedoch noch immer nicht an, "... findest du auch, dass ich euch nerve?"

Fast hätte Harry sein Fläschen ins Wasser fallen lassen.

"Wie bitte?", fragte er verwundert.

"Na ja ... weil ich euch dauernd Dinge aus 'Eine Geschichte von Hogwarts' erzähle und ... nun ja ..."

Hermione versuchte, ihr Fläschen vernünftig mit dem Korken zu verschließen. Jedoch waren ihre Hände so unruhig, so dass sie mit diesem immer an der Mündung abrutschte.

"Wie kommst du denn auf einmal darauf?"

Harry hätte gelogen, zu behaupten, es hätte nicht wenigstens einen Augenblick gegeben, in dem Hermione durch ihre ständigen Predigten und aufgesagten Fakten aus einem Lehrbuch ihm ein Augenverdrehen oder Kopfschütteln entlockt hatte. Doch wirklich genervt, wie sie es wohl meinte, hatte sie ihn niemals.

"Weil ... na ja, Ron und ..."

Sie seufzte, da dieser verflixte Korken einfach nicht in die Öffnung reinwollte. Harry konnte sich das nicht mehr mitansehen, nahm ihr das Fläschen ab und verschloss es sorgfältig.

"Ach, Hermione, du kennst Ron doch. Ihm rutscht andauernd so etwas raus, aber er meint es doch nicht so. Und außerdem sind wir alle wegen der ganzen Situation sowieso sehr gestresst", sagte er, denn immerhin waren sie vor einer Stunde um Haaresbreite dem Tod entgangen.

"Mmm ... ja, du hast Recht", sagte Hermione und nahm von ihm dankend wieder ihr Fläschen ab.

"Bekommen wir heute noch unser Wasser?", hörten sie Malfoy von weitem rufen.

"Ich werf dich gleich in den See, Malfoy, dann hast du dein Wasser!", rief Harry genervt zurück.

"Harry!", wurde er prompt von Hermione ermahnt. "Wenn ihr jetzt schon wieder anfängt, euch zu streiten, dann schaffen wir es nie gemeinsam nach Hogwarts."

"Ich hab mir diesen Pfadfinderlauf ja wohl kaum selbst ausgesucht", meinte Harry nur dazu und füllte nun auch endlich die restlichen Fläschen. "Also, Hermione, wie lange werden wir wohl brauchen, bis wir in Hogwarts sind?"

Hermione überlegte genau und als Harry alle Fläschen voll gemacht hatte und sich beide erhoben, sagte sie: "Mit dem Zug brauchen wir fast neun Stunden ... Wenn wir unsere Laufgeschwindigkeit und die nächtlichen Pausen miteinbeziehen, würde ich minimal auf zwei Wochen schätzen, falls uns keiner vorher findet."

Harrys Augen weiteten sich. Über zwei Wochen würden sie bis nach Schottland laufen? Wie gerne wünschte er sich in diesem Moment einen Portschlüssel oder gar die Fähigkeit, apparieren zu können.

Als er und Hermione wieder bei den anderen waren, sprach Ron den Gedanken aus, den er wohl als nächstes gehabt hätte.

"Hey - warum nehmen wir nicht einfach die Besen? So würden wir fix nach Hogwarts kommen."

"Nein!", stießen Laura und Hermione fast zugleich aus.

"Warum denn nicht?", fragte Ron verwundert.

"Ich halte das auch für eine gute Idee", sagte Harry. "Wir haben drei Besen also könnt ihr doch auf zweien von ihnen -"

"Harry, du und Ron, ihr wisst ganz genau, dass ich Angst vor dem Fliegen habe", erinnerte Hermione ihn etwas beschämt.

"Laura hat auch Flugangst; ihr kriegt sie nicht mal zwei Meter in die Luft, ohne dass sie schreit."

Mit rotem Kopf trat Laura auf Dracos Fuß, der dadurch unterdrückt aufkeuchte.

"Bitte, das schaffe ich einfach nicht", entschuldigte sich Hermione noch einmal.

"Ist schon in Ordnung, Hermione", meldete sich nun auch Mariah zu Wort. "Dann laufen wir eben und vielleicht haben wir ja Glück und morgen kommen uns schon einige Lehrer oder Suchtruppen aus dem Ministerium entgegen."

"Ganz genau", sagte Harry, der nun jedem sein Fläschen mit Wasser gab.

"Wir haben in den Trümmern übrigens noch ein paar Süßigkeiten gefunden, die wohl für den 'Honigtopf' gedacht waren."

Mit diesen Worten präsentierte Laura Harry und Hermione einen kleinen Beutel, in dem sich leicht verkohlte Zuckerfederkiele, Schokofrösche, Bertie Botts Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen und sogar ein paar Kürbispasteten befanden.

"Wunderbar", sagte Hermione, "wenn wir uns das gut einteilen und vielleicht noch Äpfel oder sonst was unterwegs finden, dann kommen wir damit ein paar Tage aus. Was für ein Jammer, dass wir erst in diesem Jahr lernen, wie man normale Gegenstände wie Steine in Essen verwandelt."

"Kannst du das denn trotzdem nicht? Immerhin liest du doch schon alle neuen Schulbücher vor der Schule durch."

Hermione warf Ron einen beleidigten Blick zu und wandte sich ohne eine Antwort von ihm ab.

"Wir sollten langsam aufbrechen", sagte sie und ließ ihren eigenen Koffer wieder schrumpfen. Die anderen taten es ihr gleich und so begaben sie sich auf die Schienen und gingen los.

Der Himmel über ihnen blieb die nächsten Stunden lang bewölkt und grau, doch verschonte er die sechs Reisenden zum Glück vor Regen und Gewitter.

Während sie den Schienen folgten, konnten sie die Natur bewundern, was ihnen all die Jahre nur von den Fenstern des Hogwarts-Expresses aus vergönnt gewesen war. Felsige Hügel, weite Wiesen und zu ihrem Glück auch ab und zu ein paar, schmale, klare Bäche, bei denen sie ihre immer wieder leerer werdenen Fläschen auffüllen konnten. Denn trotz des feuchten Wetters, war es immer noch ein sehr warmer Spätsommertag, der ihren Durst immer wieder aufkeimen ließ.

Nach fast sieben Stunden schleppten sie sich weiter voran, bis sie in der Ferne einen weiteren Tunnel entdeckten, der durch einen großen Berg führte. Ihre Füße schmerzten bereits sehr und ihr Hunger, den sie immer wieder zu unterdrücken versuchten, bescherrte ihnen ein Schwindelgefühl und eine gewisse Übelkeit.

"Können wir nicht endlich mal wieder eine Pause machen und was essen?", maulte Ron schließlich und hielt sich seinen knurrenden Bauch.

"In einer Stunde werden wir unser Nachtlager aufschlagen", sagte Hermione, die auch selbst schon vor Hunger und Erschöpfung wankte.

"In einer Stunde?! Willst du uns umbringen?!", fauchte Ron.

"Spar dir dein bisschen Kraft zum Laufen, Weasley, und nicht zum Rumnölen."

"Als hättest du kleines Frettchen nicht auch Hunger", grummelte Ron und im nächsten Moment hatte er die Spitze von Dracos Zauberstab an seinem Hals.

"Nimm das zurück, du Wiesel!", zischte der Slytherin.

"Draco!", riefen Mariah und Laura erschrocken und zogen ihn von Ron weg. Draco zeigte jedoch noch immer mit seinem Zauberstab auf diesen.

"Nimm deinen Zauberstab runter, Malfoy", ermahnte Harry ihn und umklammerte zur Sicherheit seinen eigenen, den er in seiner Tasche hatte. "Wir sind alle schon irre vor Hunger, also lasst uns weitergehen."

"Warum macht ihr alle mich eigentlich immer zum Sündenbock?!", schrie Draco ihn und auch die anderen an.

"Beruhige dich jetzt bitte, Draco", bat Laura ihn, doch half das nicht viel.

"Es ist doch so! Ihr beleidigt mich auch ständig und dürft das wohl auch noch!"

"Du fängst doch immer an, du schleimiger -"

"Halt jetzt den Mund, Ron!", fiel Hermione ihm ins Wort.

"Seid doch mal ruhig!", rief Mariah laut. "Hört ihr das?"

Abrupt verstummten alle in ihrem Streit und lauschten auf der Suche nach etwas, was sie, nach Mariahs Worten, hören müssten.

"Was sollen wir hören?", fragte Harry, doch dann vernahm er wie auch die anderen eine Art leises Kreischen. So wie das von einer unter Qualen leidenen Eule. Doch es klang so seltsam, als würde es aus dem Schnabel oder Maul eines riesigen Wesens entstammen. Wohl sogar einem, welches sie noch nie gesehen hatten...

"Was ist das?", murmelte Laura und konnte die Nervosität in ihrer Stimme kaum verstecken.

Sie drehten sich mehrere Male um und suchten aus einem Reflex heraus den gesamten Himmel ab. Nach wenigen Minuten der Stille zuckten sie zusammen, als dieses Kreischen im hohen Ton erklang und es war ihnen sofort klar, dass dieses aus nächster Nähe gekommen war.

"Schnell - in den Tunnel!", rief Hermione panisch und rannte los. Sofort liefen ihr die anderen nach, wobei der ein oder andere vor Aufregung über die Holzplanken stolperte und dabei fast stürzte.

Mit keuchendem Atem kamen sie schließlich im Tunnel an. In dessen Schwärze suchten sie nur soweit Schutz, so dass sie noch genug Ausblick nach draußen hatten. Groß war ihre Furcht, aber eben auch ihre Neugier, was für ein Wesen da draußen war und wohlmöglich auf sie lauerte.

Sie hielten allesamt den Atem an, als sich dieses wahrhaftig zeigte und auf einem knorrigen Baum niederließ, der nah der Schienen stand.

Es war ein riesiger Vogel, der jedoch keine Federn über sein vermodertes Skelett trug. Statt einem Schnabel besaß er eher ein langes Gebiss, welches dem eines Pferdes glich. Nachdem er mit seinen riesigen spitzen Klauen die Äste des Baumes umklammert hatte, streckte er noch einmal seine langen, knochigen Flügel aus, welche mit einem seltsamen Stoff, wie der zweier zerrissener, schwarzer Umhänge, bedeckt waren. Es war einfach nur ein schauriger Anblick und als dieses Wesen erneut seinen Laut herausschrie, gefror den Freunden fast das Blut in den Adern.

"Was ist das bloß?", flüsterte Ron so leise wie er konnte. Doch keiner war in der Lage, ihm zu antworten. Stattdessen wandte sich Hermione, die dem Eingang am nächsten war, den anderen zu und sagte ruhig: "Geht ganz langsam weiter und seid leise. Wenn wir weit genug von ihm weg sind, machen wir Licht."

Die anderen nickten einstimmig und schlichen, mit den Rücken an der kalten Steinwand gepresst, langsam in das Innere des Tunnels. Immer wieder, wenn das Kreischen erklang, zuckten sie zusammen, doch gingen sie immer weiter.

"Schlampe!"

Geschockt, drehte sich Mariah zu Harry um, der direkt hinter ihr lief. Der schaute sie verwundert an.

"Was ist?", fragte er leise, da sie noch immer zu nah am Eingang waren.

"I-ich -", stotterte Mariah und war immer noch blass vor Schreck, "- ha-hast du irgendwas gesagt?"

Harry schüttelte den Kopf.

"Ist alles in Ordnung mit dir?", erkundigte er sich.

"Los, weiter!", zischte Draco so leise wie möglich.

Somit setzten sich Mariah und Harry wieder in Bewegung.

'Was war das nur?', fragte sich Mariah, während sie alle immer mehr in der Dunkelheit verloren gingen und sich nun mit dem Abtasten an der Wand allein fortbewegen konnten. 'Warum hat er das gesagt? Er sagte, er hätte es nicht, aber es war doch ganz klar seine Stimme ...'

In ihren Gedanken versunken, prallte sie bald an Rons Rücken, da dieser stehen geblieben war.

"Der Eingang ist kaum noch zu sehen", sagte er und holte seinen Zauberstab hervor. "Wir sollten jetzt Licht machen. Lumos!"

An der Spitze seines Zauberstabes entfachte ein angenehmes Licht, welches den sechs Jugendlichen ein Gefühl der Wärme und Sicherheit gab. Nun holten auch Harry, Draco und Hermione ihre Zauberstäbe hervor und sprachen den Lumos-Zauber aus. Dasselbe wollten auch Laura und Mariah mit ihren Händen vollziehen, doch aufgrund ihres Hungers und ihrer Kraftlosigkeit gelang es ihnen gerade mal, ein schwaches Fünkchen zu entfachen.

Bei einem genauen Blick in die Runde war unschwer zu erkennen, wie blass alle waren.

"Was war das bloß für ein Tier?", fragte Laura geradeaus.

"Ich kann mir nichtmal vorstellen, dass das ein Tier war", murmelte Harry.

"Ich habe das Gefühl", sagte Hermione und rieb sich mit dem Daumen das Kinn, "dass ich schon mal über ein magisches Tier mit so einer äußerlichen Erscheinung gelesen habe ... Doch ich komme nicht drauf ... Vogelgerippe ... zerrissene Stoffflügel ..."

"Denk nach, Hermione", trieb Harry sie an.

"Ich ... ich weiß es nicht", bedauerte sie. "Ich habe es auch eher flüchtig in der Bibliothek gelesen ..."

"Was auch immer es war ... so wie es aussah, ist es sicher nicht gutartig", vermutete Ron.

"Was machen wir jetzt?", fragte Mariah unsicher.

"Wir gehen zum anderen Ende des Tunnels. Sollte dieses Wesen uns da nicht auflauern, schlagen wir dort unser Nachtlager auf."

Begeistert von Hermiones Anweisung, die auf baldiges Essen zu hoffen schien, ging Ron als Erster los und die anderen folgten ihm. Es dauerte gerade mal fünf Minuten, bis sie das Tageslicht am Ende des Tunnels endlich erblickten.

Daher beschleunigten sie auch sofort ihre Schritte, denn sie alle hatten solch einen Hunger und konnten vor Erschöpfung kaum noch stehen.

"Nox!"

Die vier Lichter erloschen allesamt und als sie sich dem Ausgang nun näherten, gingen Harry und Draco voran, um nachzusehen, ob die Luft rein war. Sie sahen sich ganz genau um und wandten sich schließlich wieder den anderen zu.

"Alles in Ordnung", beruhigte Draco ihre verunsicherten Hintermänner.

"Da vorne ist ein kleiner Wald", erkannte Harry, als er nach Westen sah. "Dort können wir die Nacht verbringen, ohne, dass uns dieses Vieh von oben entdeckt."

Alle nickten und mit gespitzten Ohren und eiligen Schritten liefen sie los in den Wald. Immer wieder sahen sie dabei flüchtig zurück zum Tunnel und über den Berg, den sie gerade durchquert hatten. Doch keine Gefahr war in Sicht.

Als sie den kleinen Wald erreichten, ließen sie sich erschöpft ins Gras fallen und atmeten tief durch.

"So, am besten suchen wir jetzt ein wenig Holz für ein Feuer und dann essen wir endlich etwas", schlug Hermione vor. Nur das Wort 'essen' brachte alle dazu, wieder aufzustehen und kleine und größere Äste vom Boden der Umgebung aufzusammeln. Dabei sahen sie immer wieder hoch zum Himmel. Zu sehr hatte ihnen der unheimliche Anblick dieses Wesens zugesetzt.

Nach einer halben Stunde saßen sie dann endlich um ein großes Lagerfeuer und aßen Rons Brote, welche Mrs. Weasley ihm extra gemacht hatte. Hungrig aß jeder seinen Anteil. Selbst Draco sagte nichts zu dem eher armseligen Mahl.

"Können wir nicht noch eine Kleinigkeit essen?", murrte Ron und griff nach dem Beutel mit ihrem Proviant. Doch Laura zog diesen von ihm weg.

"Nein, wir müssen es uns einteilen", sagte sie. Jedoch hatte auch sie der kleine Happen noch hungriger gemacht als davor.

"Na toll", murmelte Ron und legte sich ins Gras. "In ungefähr einer Stunde beginnt das Festessen in Hogwarts und wir hocken hier mit verkohlten Süßigkeiten."

"Das ist aber besser als gar nichts", meinte Hermione dazu.

Ron grummelte nur wie sein Magen es ihm gleich tat und schloss die Augen. Es war ein langer, ereignisreicher Tag gewesen und wie auch die anderen war er einfach nur müde.

"Bevor du einschläfst, Ron, sollten wir klären, was für Wachposten wir aufstellen", sagte Hermione und ließ einen besonders großen Ast ins Feuer schweben, um es zu nähren.

"Wachposten?"

"Ja, falls dieses Tier oder sonst was uns in der Nacht überrascht. Am besten immer zwei Leute, sollte einer einschlafen."

"Dann übernehmen Mariah und ich die erste Wache", schlug Harry vor und sah Mariah fragend an. Diese war ein wenig überrascht, nickte dann aber.

"Gut", war auch Hermione einverstanden. "Dann übernehmt ihr die erste Wache für vier Stunden. Wer übernimmt dann die nächste?"

Laura und Draco hoben ihre Hände.

"Und danach Ron und ich und dann macht ihr beide wieder weiter, ja?", fragte Hermione an Harry und Mariah gewandt, welche nickten.

Somit holten alle ihre Koffer aus den Taschen und ließen diese wieder wachsen. Sie kramten dicke Sachen und jeder einen Umhang heraus, um sich während der Nacht vor der Kälte zu schützen.

Hermione, Ron und Laura und Draco legten sich getrennt nebeneinander hin und fielen auch sofort in einen tiefen Schlaf.

Harry und Mariah setzten sich zusammen auf einen der Koffer und legten sich einen ihrer Winterumhänge für Hogwarts um.

Während langsam die Nacht hereinbrach, warfen sie ab und zu neue Äste ins Feuer, um es am Erlischen zu hindern.

Zu ihrem Glück fielen nur ab und zu ein paar Tropfen Regen, die jedoch von dem hohen Blätterdach der Bäume um sie herum aufgefangen wurden.

Mariah, die nach drei Stunden beträchtlich zu frieren begann, kuschelte sich an Harry, der sofort seinen Arm um sie legte.

Ihre Blicke wanderten ruhig und gelassen zu ihren Freunden, die friedlich neben dem jeweiligen Partner schliefen.

Dieser Anblick, sowie auch das munter prasselnde Feuer, verschaffte eher den Eindruck des heiteren Endes eines Ausfluges.

Doch der Hunger, der sich sogar lauthals in den Bäuchen der Schlafenden bemerkbar machte und die Tatsache, dass sie beide auf einem Koffer saßen, fesselte sie an der ungerechten Realität, dass sie fast planlos in der Wildnis festsaßen und auch nur knapp dem Tod entgangen waren.

"Ich frage mich ehrlich ..."

"Hm?" Verwundert, sah Mariah, deren Kopf auf Harrys Schulter geruht hatte, zu ihm auf und bemerkte so seinen nachdenklichen Blick. Dieser war auf das Feuer gerichtet, welches sich auf seinen Brillengläsern spiegelte und wild flackerte.

"Ich frage mich, wie das alles überhaupt passieren konnte."

Mit diesen Worten griff er nach einem Ast von dem Haufen neben dem Koffer und warf ihn gut gezielt ins Feuer. Es knackste zart und Ron regte sich mit einem Murren.

"Ich bin mir sicher, das war kein Unfall", gestand Harry.

Nun sah Mariah ebenfalls ins Feuer. Dieses rief in ihr die Erinnerung an die erschreckende Explosion des Zugwaggons zurück und zum ersten Mal, seit Hermione sie und auch die anderen wieder halbwegs zur Vernunft aufgerafft hatte, dachte sie an etwas anderes als an ihren quälenden Hunger und diesen grausigen Kopfschmerzen.

Sie sah die braunen, besorgten Augen vor sich ... Die Augen desjenigen, der sie vor dem Tod bewart hatte ... Die Augen, die ihr so seltsam vertraut gewesen waren ...

"Aber", flüsterte sie abweisend, "wer könnte den Waggon abgekoppelt haben?"

Ein kühler Wind ließ die Baumkronen über ihnen und das Feuer gefährlich tanzen und Harry zog den Winterumhang fester um sich und Mariah.

"Ich will es mal so sagen, dass es ... jeder im Zug gewesen sein könnte", murmelte Harry still und vorsichtig, als würde er über etwas Verbotenes reden. Mariah verstand sofort, wovon er redete und sie gab ihm mit einem knappen Nicken Recht.

So wie sie nun auch genauer darüber nachdachte, war es sehr naheliegend, dass die Slytherins dafür verantwortlich waren. Immerhin hatten ihre, Harrys und auch die Aussagen der anderen dafür gesorgt, dass ihre Eltern zumeist ihr restlichen Leben in Azkaban verbringen würden.

Doch hatte Hermione ihnen im Zug berichtet, die Schulsprecher hätten sie genauestens bewacht. Daher wäre so eine Aktion also sicher bemerkt worden.

Die zweite, jedoch eher vorsichtiger zu behandelne Vermutung deutete auf ihre restlichen Mitschüler hin. Mariah hatte ihre misstrauischen und zum Teil sogar verachtenen Blicke vor den Sommerferien nicht vergessen und auch an diesem Tag auf dem Bahnhof und an ihrem Abteil vorbeigleiten sehen. Wer von ihnen würde sie, vor allem nach ihrem neu enthüllten Geheimnis, noch in Hogwarts haben wollen?

Es war genauso, wie sie es die ganze Zeit über vermutet hatte. Die Welt außerhalb des wunderschönen Hauses, in dem sie seit zwei Monaten mit Harry, Remus und Sirius lebte und dem vertrauenswürdigen Freundeskreis, den sie so sehr schätzte, lehnte alles an ihr ab. Und sie würde sicher niemals Ruhe geben...

"Jedoch glaube ich, dass dieser rätselhafte Junge es war ..."

Mariahs trübsinnige Augen weiteten sich abrupt und wandten sich Harry zu.

"Was?", wisperte sie ungläubig. "Aber ... er hat mich doch gerettet -"

"Ja, aber warum haben wir seine Leiche nicht in den Trümmern gefunden? Apparieren konnte er nicht."

Mariah kam ein Gedanke, den sie einfach nicht zulassen wollte und der ihre Augen nicht nur wegen dem Rauch des Feuers zum Tränen brachte.

"Kann das Feuer durch die ganzen Knallkörper nicht an Hitze gewonnen und ihn so vollkommen verbrannt haben?", vermutete sie.

Harry grübbelte nun. Anscheinend hatte er über diese Möglichkeit noch nicht so recht nachgedacht. Jedoch war er wohl der Ansicht, dass Mariah Recht haben könnte. Und obwohl es geschmacklos von ihm war, beruhigte ihn der Gedanke, dass dieser Junge nicht mehr am Leben war. Denn wie kurios war das, wo er, ohne apparieren zu können, aus dem Waggon verschwunden war? Und nachdem sie diesem seltsamen Wesen begegnet waren, wollte er in einer Stunde, wenn ihre Nachtwache zu Ende sein würde, nicht mit noch so einem Rätsel schlafen gehen.

"Ich konnte mich noch nicht einmal für seine Hilfe bedanken", flüsterte Mariah und schmiegte sich noch mehr an Harrys Wärme spendenden Körper. Er kam ihr entgegen, indem er sie nun vollkommen in den Arm nahm und ihr beruhigend über den Rücken strich.

Während sie so nun für die nächsten fünf Minuten dasaßen und sich gegenseitig wärmten und Halt gaben, kämpfte Harry mit sich darum, sich über etwas zu äußern, was ihn schon seit vielen Stunden nicht mehr losließ...

"Sag mal, Mariah ..."

Mariah spitzte die Ohren und beendete das Kraulen ihrer Hände an seinem Nacken, was sie gerade eben erst begonnen hatte.

" ... Im Tunnel da ..." Harrys Stimme war so unglaublich leise. "... Hast du da vielleicht ..."

Mariah löste sich augenblicklich von ihm und sah in sein unsicheres Gesicht.

"Was habe ich?", fragte sie vorsichtig nach.

Harry setzte zu einer Fortsetzung seiner Frage an, doch schüttelte er auf einmal den Kopf und lächelte.

"Ach vergiss es", wimmelte er ab und erhob sich sogleich, wobei der Winterumhang von seinen Schultern rutschte.

"Was - wo willst du hin?", fragte Mariah verwundert.

"Platz schaffen für unser bisschen Wasser", erwiderte Harry grinsend. "Ich bin gleich zurück."

"Beeil dich aber bitte", sagte Mariah, die schon jetzt sehr fror ohne seine Nähe. Harry nickte und verschwand zwischen den Büschen und Zweigen.

Um sich wenigstens ihre zweite Wärmequelle zu sichern, erhob sich nun auch Mariah, den Umhang stramm um ihren Oberkörper gezogen, und schürte mit einem besonders dicken Ast das Feuer. Sie warf ihn auch sogleich vollkommen hinein und hielt der warmen Glut ein wenig die Hände entgegen, um sie zu wärmen.

Erschrocken, sah sie sich um, als hinter ihr ein lautes Knacken von den Büschen her ertönte. Ihre Augen huschten in alle Ecken und ihre Lider zuckten vor Nervosität.

"Harry?", flüsterte sie unsicher. Es kam jedoch keine Antwort und auch zeigte Harry sich nicht. Ihr Herz sprang fast aus ihrer Brust, als nun die Büsche vor ihr laut raschelten.

Ängstlich, stolperte sie nach hinten und rief noch einmal leise Harrys Namen. Doch folgte die gleiche Stille wie beim ersten Mal und auch ließ das Rascheln nach.

Mariah wandte sich mit Unsicherheit ihren Freunden zu, die noch immer fest schliefen. Zuerst befiel sie der verzweifelte Wunsch, sie zu wecken, doch dann schritt sie mit einem Schlucken auf die Büsche zu und verschwand dahinter in die dunkle Nacht.
 

***
 

Harry rieb sich bibbernd seine Hände; so kühl war es in dieser Sommernacht, die eher ein Vorbote des feuchten Herbstes war. Er sehnte sich nach Mariahs Wärme und Nähe und war daher schon nach wenigen Minuten wieder zurück bei ihrem Nachtlager.

Doch Mariah war nicht mehr da.

"Mariah?", rief er leise und ging in einer kleinen Runde um das Feuer, die Augen alles absuchend. Er blieb vor Hermione und Ron stehen und beugte sich zu ihnen hinunter.

"Hermione -"

Er musste sie kräftig rütteln, bis sie endlich die müden Augen öffnete und ihn fragend ansah.

"Weißt du, wo Mariah ist? Ich war nur kurz weg und jetzt -"

"NEEIIN!"

Sofort wachten alle anderen auf und blickten fast blind vom Schlaf in alle Richtungen.

"Mariah!", schrie Harry, der sofort auf den Beinen war und sich durch Zweige und Büsche in die Richtung kämpfte, aus der der hohe Schrei gekommen war.

Er zog seinen Zauberstab und wollte mit diesem gerade ein Licht entfachen, doch als er aus dem Wald rannte und sich so nun nahe den Schienen befand, stand er im Licht des Halbmondes und konnte so genau sehen, was sich da vor seinen Augen abspielte.

Mariah lag mit aufgerissenen Augen im Gras und direkt vor ihr, mit dem Rücken zu Harry, stand ein Junge, mit sehr dunklen Haaren und einem schwarzen Umhang. Er näherte sich ihr mit schnellen Schritten, und sie wich wimmernd vor ihm zurück.

"Hey!", rief Harry und richtete seinen Zauberstab auf den Jungen. Dieser drehte sich zu ihm um und augenblicklich zerfiel sein Umhang zum größten Teil zu einem zerrissenen Lumpen und bedeckte nun auch sein gesamtes Gesicht. Sein Körper began bedrohlich zu schweben, riesige, schleimige Krallenhände wurden nach Harry ausgestreckt und eine klirrende Kälte umhüllte ihn wie ein Umhang aus Eis.

Vor ihm stand ein Dementor.

Harrys Hand, welche seinen Zauberstab umklammerte, zitterte heftig vor Kälte und Angst, so dass kein Zauberspruch über seine Lippen kam.

"Das ist ein Irrwicht, Harry!"

Diese Worte weckten ihn aus diesem Zustand und er wirbelte zu seinen Freunden herum, die ebenfalls in diesem Moment aus dem Wald auf sie zurannten. Hermione führte die kleine Gruppe mit schnellen Schritten und erhobenen Zauberstab an.

"Ein Irrwicht!", wiederholte sie laut und blieb nun in einem bestimmten Abstand von Harry und dem vermeintlichen Dementor stehen. "Erinnere dich, Harry!"

Und das tat er auch trotz der Aufregung, wandte sich dem Wesen vor ihm wieder zu und zückte erneut seinen Zaubertab.

"Ridikkulus!", rief er laut und sofort wurde das modrige Gewand schneeweiß und dort, wo das Gesicht zu vermuten war, erschienen große, schwarze Flecken, die zwei Augen darstellen sollten. Aus dem Dementor war ein schlecht dargestelltes Gespenst geworden, welches über sein eigenes Gewand, das einem riesigen Laken glich, stolperte.

Obwohl ihm nur wenig zum Lachen zumute war, verfiel Harry in ein großes Gelächter und so heulte der Irrwicht laut auf und flog davon direkt in den Zugtunnel. Das Heulen verstummte erst nach fast einer halben Minute und die Gefahr war gebannt.

Die Kälte verzog sich nur langsam und Harry kam die kühle Nacht nun wie die hitzige Mittagssonne vor. Neben ihm kamen Ron, Hermione, Draco und Laura zum Halt und keuchten laut. Rons Hose war an den Knien grün und wohl gezeichnet von einem schweren Sturz auf den Weg vom Lager hierher.

"Mariah -", schnaufte Laura atemlos und näherte sich ihrer Freundin, die noch immer zusammen gekauert im Gras lag. Sie zitterte so heftig, als würde sie an Schüttelfrost leiden und als Laura sie berührte, schlug sie nach ihr aus.

Doch Laura schreckte diese Reaktion nicht ab und sie packte fast schon grob Mariahs Arm.

"Beruhige dich!", zischte die junge Slytherin und hielt Mariah mit aller Kraft fest. "Das war nur ein Irrwicht."

Ihre Stimme war nun ruhiger und Mariahs Wehren ließ langsam nach. So konnte Laura sie vorsichtig umarmen und fast vollkommen zur Ruhe bringen.

Die anderem näherten sich ihnen eher zögernd und standen nun um sie herum. Harry ging zuerst direkt auf die beiden zu und strich vorsichtig über Mariahs Kopf.

Unter dieser Berührung zuckte sie heftig zusammen und drückte ihr mittlerweile von Tränen durchnässtes Gesicht gegen Lauras Brust.

"Es ist nur Harry", flüsterte Laura leise und drückte ihre Freundin leicht von sich. "Es ist alles in Ordnung."

Scheu, sah Mariah zu Harry auf, der völlig hilflos vor ihr und Laura stand. Er traute es sich nach Mariahs Reaktion nicht noch einmal zu, sich ihr zu nähern. Er wusste, wenn sie es nicht zuließ, dass jemand sie berührte, dann hieß es, von ihr fernzubleiben.

Mariah sah ihn eindringlich an und ihr Gesicht erhielt auf einmal den Ausdruck, als hätte sie ihn erst jetzt erkannt. Harry schnappte überrascht nach Luft, als sie sich plötzlich erhob und ihre Arme um seinen Hals schlang. Er hörte ihr leises Weinen und spürte ihre Tränen auf seiner Haut.

Erleichtert darüber, dass sie sich wieder beruhigt hatte, legte er seine Arme um sie.

Laura stand auf und strich sanft durch Mariahs leicht durcheinander geratene Haare.

"Gehen wir zurück", murmelte Hermione leise.

Die anderen nickten und Mariah löste sich augenblicklich von Harry. Jedoch griff sie sofort nach seiner Hand und bis sie wieder zurück bei ihrem Lager waren, ließ sie diese nicht mehr los.

Das Feuer war schwächer geworden und sofort warf Draco einige dicke Äste hinein, so dass es wieder wuchs und knisterte.

Danach wandte er sich sofort Mariah zu.

"Warum hast du dich vom Lager entfernt?", fragte er sie geradeaus, so dass sie leicht zusammenzuckte.

"Lass es jetzt gut sein, Malfoy -"

"Und du -", fiel Draco Harry ins Wort, "- wo bist du gewesen?!"

Doch statt Harry, antwortete Mariah mit kleinlauter und schwacher Stimme: "Er musste nur mal kurz und als ich allein war, habe ich was im Gebüsch rascheln hören. Ja, und da ..."

Sie sah flüchtig in Harrys Gesicht und blieb ab da still.

"Ich wundere mich darüber, dass es hier in der Gegend Irrwichte gibt", äußerte sich Hermione eher unbeteiligt an dieser Diskussion.

"Wie meinst du das?", fragte Ron sie.

"Erinnert euch doch", forderte Hermione sie im ruhigen Ton auf, "Irrwichte halten sich doch eher an dunklen, ruhigen Orten wie Nischen und Schränken auf ... Was macht so einer also hier in der weiten Wildnis?"

Darauf konnte ihr niemand antworten und es folgte eine lange, bedrückende Stille.

Erst das gedämpfte 'Plump', als Mariah sich nun auf das Nachtlager niederließ, welches Draco und Laura sich zusammen gelegt hatten, ließ diese Stille verfliegen.

Laura lächelte, während sie dabei zusah, wie Mariah sich in der großen Decke aus zwei Winterumhängen kuschelte. Mit einem Anklebzauber hatte Draco diese zusammengefügt.

"Ich denke, Draco und ich übernehmen jetzt die Nachtwache", beschloss sie. Draco nickte sofort und setzte sich auf den Koffer vor dem Feuer.

"Gut", sagte Hermione und gähnte, "vergesst nicht, Ron und mich in vier Stunden zu wecken. Wir werden dann länger machen und übernehmen Harrys und Mariahs Wache."

Harry lächelte ihr dankbar zu und legte sich vorsichtig zu Mariah unter die Umhangsdecke. Als er seinen Arm um ihre Taille legte, schmiegte sie sich an ihn und ihre vertraute Wärme führte ihn in einen tiefen Schlaf.
 

***
 

Obwohl Hermione und Ron ihm und Mariah noch zwei Stunden Schlaf geschenkt hatten, fühlte sich Harry unvorstellbar träge, als er so gegen neun Uhr morgens geweckt wurde. Gähnend setzte er sich auf, griff nach seiner Brille und besah das Lager.

Das Feuer war erlischt und Hermiones Kater Krummbein spielte mit den letzten Resten eines verkohlten Astes.

Hermione selbst stand über dem Beutel mit ihrem Proviant und holte drei Kürbispasteten hervor, von denen sie Asche runterkratzte. Ron saß neben ihr auf dem Koffer und stierte hungrig auf die Pasteten.

Laura schüttelte mit Draco die zwei zusammen gefügten Umhänge, die sie schon längst von Harry und Mariah runtergezogen hatten, aus und trennten diese wieder voneinander.

Harry sah neben sich auf die verschlafene Mariah, die soeben auch aufgewacht war und sich die Augen rieb. Wie Harry schien auch sie nicht gut geschlafen zu haben. Ihre Augen wanderten sofort zu den Kürbispasteten, die Hermione für die anderen auf einem sauberen Tuch bereit legte und ihre Augen glänzten.

Harry verstand diese Reaktion und fühlte selbst, wie sich beim Anblick des kleinen Frühstücks das Wasser in seinem Mund sammelte. Er erhob sich mit Mariah und fühlte hinter sich gleich einen starken Wind, da Laura und Draco nun auch die restlichen Umhänge, auf denen die beiden Gryffindors gelegen hatten, ausschüttelten und schließlich in ihre Koffer verstauten.

Dann setzten sie sich alle um das Tuch mit den Kürbispasteten und halbierten diese, so dass jeder nun ein kleines Stück für sich hatte. Jeder griff nach seinem Anteil und in ihnen entfachte sogleich ein Kampf zwischen Hunger und Genuss.

Der Genuss zwang sie dazu, den leckeren und wohltuenden Geschmack so lange wie möglich im Mund verweilen zu lassen, doch der Hunger ließ sie den eher kleinen Happen gierig hinunterschlingen. So waren nur gerade mal vier Bissen nötig, bis alles im Magen war. Als alle fertig waren, sahen sie missmutig zu dem Proviantbeutel, wandten die hungrigen Blicke jedoch aus Scham wieder ab.

Keiner wagte es, sich zu beklagen, da ein neuer Streit einfach nicht angebracht war.

Doch auch etwas anderes nährte die schlechte Stimmung.

Da sie sich seit über vierundzwanzig Stunden nicht mehr gewaschen hatten, rochen sie stark nach Schweiß, Wald und Asche, die der Wind in der Nacht von dem Feuer zu ihnen rübergeweht hatte. Ihre Haare waren strubbelig, was vor allem bei Hermione und Harry deutlich herausstach und ihre Münder waren allesamt sehr trocken. Wie sehr sie sich alle ein Bad oder wenigstens eine kleine Dusche wünschten, doch das einzige Wasser, was sie bei sich hatten, war in ihren Zaubertrankfläschen und selbst das war schon außerordentlich knapp.

Sehnsüchtig, schauten sie nach oben zum Himmel, doch es schien die Sonne und keine Regenwolke war zu sehen. Und es war nur zu erahnen, wann sie die nächste Wasserquelle erreichen würden.

Ratlos starrten sie alle auf ihre Fläschen, aus denen jeder einen kleinen Schluck nahm.

Doch auf einmal erhellte sich Lauras blasses und leicht schmutziges Gesicht.

"Hey", sagte sie, "wir könnten doch einfach 'Aquarius' benutzen, oder nicht?"

Erleichterung machte sich nun auch auf den Gesichtern der anderen breit, die sogleich ihre Zauberstäbe hervorholten. Doch Hermione schüttelte nur bedauernd den Kopf.

"Wenn wir damit Wasser in unsere Fläschen schießen, zerspringen sie noch", sagte sie trocken.

Diesmal schüttelte Mariah, die freudig lächelte, den Kopf.

"Nein, Laura meint damit, dass wir das Wasser nach oben in die Luft schießen. So können wir es mit den Fläschen auffangen und uns sogar damit waschen. So haben wir es damals auch gemacht, als wir vor den Todessern geflüchtet sind."

Zuerst folgte ein angespanntes Schweigen. Noch nie hatte Mariah jemand anderem als Harry detailiert von ihrer großen gemeinsamen Flucht mit Laura erzählt. Und Ron und Hermione, denen sie fast ein Jahr lang ihre wahre Identität verheimlicht hatte, erst recht nicht.

Doch sofort spürte jeder, wie die Stimmung sich hob, als alle die praktische Anwendung des Wasserzaubers verstanden. Sie erhoben sich alle sofort und getrennt verschwanden die Jungen und Mädchen im Gebüsch.

In den nächsten Sekunden schoßen riesige Wasserfontänen nach einem lauten 'Aquarius' zwischen den Baumkronen hervor und fielen auf die freudig lachenden Jugendlichen herab. Sie hatten sich vorher bis auf die Unterwäsche ausgezogen und genoßen die frische Dusche in vollen Zügen.

Ihre Hände hoben sie erwartungsvoll in die Höhe und fingen damit Wasser auf, welches sie in ihre Gesichter warfen und auf ihren Armen und Beinen verteilten. Bald holten sie auch ihre Fläschen heraus, stellten sie auf den Boden und sprachen den Aquarius-Zauber darüber aus. Das Wasser schoß erneut zum Himmel hinauf und tropfte schließlich in die Fläschen hinein. Der Zauber wurde so oft ausgesprochen, bis sie alle voll waren.

Als sich alle sauber genug fühlten, sprachen sie einen Trocknungszauber über sich und zogen sich wieder an.

Sie fühlten sich um einiges besser, wo sie nun einigermaßen sauber waren und wieder volle Fläschen hatten.

Sie trafen bei der Feuerstelle wieder aufeinander und lächelten zufrieden.

"Am besten packen wir jetzt zusammen und gehen weiter", sagte Hermione.

Daraufhin wurden alle Koffer geschrumpft und eingesteckt. Hermione wollte zuerst wieder Krummbein in seinen Reisekorb verfrachten und diesen ebenfalls wieder in Kleinformat in ihre Tasche stecken. Doch hatte er sich so dagegen gewehrt, so dass er nach zehn Minuten neben der kleinen Gruppe den Schienen entlang tapste. Ab und zu verschwand er für kurze Zeit und tauchte schließlich wieder mit einer kleinen Maus zwischen den Zähnen wieder auf.

"Hat der es gut", sagte Ron mit einem Seitenblick auf das orangene Fellknäuel. "Kann sich überall was zu fressen fangen."

Der Meinung waren auch die anderen, die jedes Mal sofort Krummbeins Beute begutachteten, wenn dieser von einer kleinen Jagd zurückkehrte. Sie hatten die Hoffnung, er würde vielleicht auch einmal etwas bei sich tragen, was auch sie essen konnten. Vielleicht ein Kaninchen oder ein Wildhuhn, doch fing er nur Mäuse und kleine Vögel.

Trotz ihres großen Hungers, hatten sie sich mit Widerwillen darauf geeingt, nur am Morgen und am Abend etwas Vernünftiges aus dem Beutel zu holen. Zwischendurch drückte Hermione, die diesen immer bei sich trug, jedem ab und zu drei Bertie Botts Bohnen in die Hand.

Das war jedoch eher ein Tropfen auf den heißen Stein, denn irgendwie erwischte sie beim Griff in die Bohnenpackungen immer nur welche, die nach Leber, rohen Fisch und sogar nach Ohrenschmalz schmeckten. Dennoch lehnte niemand ab, wenn wieder die Zeit zu so einer Zwischenmahlzeit kam.

Harry und Mariah bildeten das Schlusslicht der kleinen Gruppe. Gleich, als sie losgegangen waren, hatte Mariah seine Hand mit ihrer verharkt und hatte diese auch nur flüchtig losgelassen, wenn sie eine fünfminütige Pause eingelegt hatten.

Ab und zu sah er zu ihr, wie sie mit roten Wangen und müden Augen neben ihm lief.

Er erinnerte sich auch, wie sehr sie sich in der vergangenen Nacht an ihn geschmiegt und ihn überhaupt schon fast den ganzen Morgen lang kaum aus den Augen gelassen hatte. Geradeso, so kam es Harry vor, als hätte sie Angst, er würde verschwinden, wenn sie ihn losließe.

Aufgrund Mariahs heftiger Reaktion auf die erste Berührung nach der Begegnung mit dem Irrwicht hatte er sich schon gestern sehr darüber gewundert, dass sie sich sofort in seine Arme geworfen hatte. Normalerweise mied sie jeglichen Körperkontakt, egal, ob sich ein schreckliches davor stattgefundenes Ereignis auf ihn direkt bezogen hatte oder nicht.

Doch wenn er allein daran dachte, in was der Irrwicht sich bei ihr immerhin verwandelt hatte, konnte er verstehen, warum sie so sehr seine Nähe und seinen Schutz suchte.

Letzte Nacht hatte er auf den Rücken von Tom Riddle gestarrt.

Und dieser hatte Mariah bedroht.

Selbst ohne diesen Vorfall hätte Harry sofort die Irrwichtgestalt von Mariah nennen können. Denn immerhin hatte dieser, ihr eigener Vater, ihr mehr schreckliche Dinge angetan, als könnte man sie allein an zwei Händen abzählen.

Daher hatte er auch sofort das Gefühl bekommen, sie würde darüber mit ihm reden wollen. Doch bei jedem Ansatz, über den gestrigen Abend sprechen zu wollen, hatte sie sich wortlos von ihm abgewandt.

Diese Ablehnung war deutlich genug.

Und Harry verstand den Zusammenhang nicht mehr.
 

Nach ungefähr drei Stunden schien die sengende Mittagssonne auf sie herab und ließ sie nur noch müde, durstig und keuchend vorankommen.Ab und zu kühlten sie sich mit dem Aquarius-Zauber ab, doch half dieser nicht in geringster Weise gegen den Hunger. Die Gruppe stoppte, als Mariah zuerst in die Knie ging und dabei fast in Ohnmacht fiel. Wie auf Knopfdruck ließen sich auch die anderen seufzend auf den blanken, heißen und in der Sonne glänzenden Schienen nieder. Jetzt wo jemand zum ersten Mal schlapp gemacht hatte, zerbrachen auch bei den anderen die Masken aus Stärke und Durchhaltevermögen.

"Ich kann nicht mehr", sagte Draco zuerst und trank sein Fläschen in einem Zug aus. Ron griff nach dem Proviantbeutel und selbst Hermione hatte kaum noch die Kraft, ihn davon abzuhalten.

"Hör auf, Ron", nuschelte sie leise und zerrte zaghaft an dem Beutel, "wer weiß, wie lange wir noch hier draußen sein werden ... Wir brauchen jeden Krümmel ..."

Ron wusste, dass sie Recht hatte und dass es einfach nur egoistisch von ihm war, so nach dem Essen, welches auch den anderen zustand, zu hungern. Doch fühlte er sich, als hätte er bereits eine ganze Woche lang nichts im Magen gehabt. Am Morgen zuvor hatte seine gesamte Familie verschlafen und so hatten sie sich noch nichtmal die Zeit für ein Frühstück nehmen können, bevor sie zum Bahnhof King's Cross gereist waren. Er konnte einfach nicht mehr.

"Bitte gib uns Schokofrösche, Ron", sagte Harry und hielt die völlig erschöpfte Mariah in seinen Armen. Ron zögerte zuerst, doch da nun auch Draco und Laura ihn bittend ansahen, nickte er, holte acht Schokofrösche aus dem Beutel und warf sie zu den anderen. Er griff nochmal nach den letzten vier Fröschen und gab Hermione, die nun doch nichts dagegen einzuwenden hatte, zwei ab.

Jeder riss geschwind die Packungen seiner zwei Schokofrösche auf und stopfte sie in den Mund. Alle seufzten dabei vor Erlösung und ließen sich diesmal Zeit, jeden Tropfen der feinen Schokolade zu genießen.

Hermione sah schließlich mit schlimmer Vorahnung in den Beutel und sagte: "Jetzt haben wir nur noch neun Zuckerfederkiele und eine Packung Bertie Botts Bohnen."

Keiner schien ihr wirklich zugehört zu haben, denn sie hockten noch immer auf den Schienen und sahen teilnahmlos hinauf zum blauen, wolkenlosen Himmel.

"Klasse", lachte Ron auf einmal und besah seine Karte von berühmten Hexen und Zauberern, die sich in einer der Schokofroschpackungen befunden hatte. "Nach so vielen Jahren habe ich endlich Ptolemäus. Meine Sammlung ist komplett."

Alle grinsten zurückhaltend nach diesen Worten.

"Glückwunsch, Weasley", kommentierte Draco sarkastisch. Sein Blick folgte nun Krummbein, der sich auf der weichen, warmen Wiese neben den Schienen sonnte.

"Wenn wir bis heute Abend nicht gefunden werden, dann schwöre ich euch, brate ich den fetten Kater", raunte er mit glänzenden Augen.

"Nein!", fuhr Hermione ihn an, erhob sich hastig und rannte zu Krummbein. Der fauchte erschrocken, als das Mädchen ihn packte und an sich drückte. "Du kannst Krummbein doch nicht essen!"

Hilfesuchend wandte sie ihren Blick zu den anderen, welche jedoch recht desinteressiert zu ihr sahen.

"Ihr lasst das doch nicht zu, nicht wahr?"

Sie lief rot an vor Angst und Zorn, da keiner etwas sagte.

"Wehe, ihr fasst Krummbein an!"

"Beruhige dich, Hermione", sagte Ron ruhig. "Wir werden dein kratzendes Pelzmonster schon nicht verspeisen. Aber trotzdem werde ich bald irre, wenn ich nicht endlich etwas ordentlich zu -"

Er stoppte mitten im Satz und seine Hand tastete nach etwas zwischen den Holzplanken der Schienen. Verwundert, besah er den kleinen Gegenständ, auf den seine Finger gestoßen waren. Eine rote, kleine Pfeife hielt er nun vor seiner Nase.

"Beim Barte Merlins", hauchte er mit offenem Mund und roten Ohren. Die anderen schauten verwirrt zu ihm.

"Was hast du da, Ron?", fragte Hermione, die noch immer Krummbein in ihren Armen hielt, und näherte sich ihrem Feund.

Ron, der in den letzten Minuten noch den Eindruck erweckt hatte, sich wohl nie wieder erheben zu wollen, stand abrupt auf und sah nur zu Harry, der auch ziemlich verwundert über dieses Verhalten war.

"Harry", sagte der Rothaarige mit ungewöhnlich hoher Stimme, "die Pfeife ist aus dem Ford Anglia!"

Die heiße Sonne schien ihm schon das Gehirn durchweicht zu haben, denn Harry sah seinen besten Freund völlig bedöppelt an.

"Häh?", brachte er nur hervor.

Doch anstatt sich noch länger um ihn zu kümmern, setzte Ron die Mündung der Pfeife an seine Lippen an und blies mit aller Kraft hinein.

Ein ohrenbetäubender Pfiff breitete sich in Windeseile und mit überdemensionaler Lautstärke über den Ländereien aus und als er dem Verstummen nah schien, ließ ein mehrfaches Echo ihn immer wieder ertönen.

"BIST DU BESCHEUERT?!", schrie Draco, der wie auch die anderen seine Handflächen gegen die Ohren gepresst hatte.

"Ron!", polterte auch Hermione drauf los, die den armen Krummbein vor Schreck fallen gelassen hatte. "Wegen dir hat uns wahrscheinlich dieses seltsame Tier gehört!"

Ron jedoch hörte weder auf sie noch auf Draco. Er blickte nur erwartungsvoll auf zum Himmel und wippte unruhig mit seinen Füßen.

"Was wird das, Weasley?", wollte Draco nun endlich einmal wissen und erhob sich. Laura, Harry und Mariah taten es ihm gleich und sahen Ron ebenfalls ziemlich verdutzt an.

Plötzlich ertönte hinter ihnen ein kräftiges Hupen und Ron entfiel ein Aufschrei der Freude. Alle wandten sich nun der Richtung zu, aus der sie gekommen waren.

Ein türkisgrünes Auto näherte sich ihnen in einem langsamen und holprigen Landeanflug.

Sofort sprangen Harry, Mariah, Laura, Draco und Ron zur Seite, so dass das Auto auf den Schienen landen und auf diesen nach einigen Metern quietschend zum Stillstand kommen konnte.

Für unerklärbar lange Zeit standen die sechs Hogwartsschüler einfach nur da und starrten ungläubig auf das Gefährt.

Es war heftig zerbeult und Teile von riesigen Pflanzen rakten aus den Fenstern. Deren Scheiben waren allsamt zerbrochen und der Motor schien geradezu zu knurren und zu qualmen.

"Was ist das?", fragte Laura zuerst, die so ein Ding in ihrem ganzen Leben nur in großer Anzahl auf den Straßen Londons hatte fahren sehen.

"Das ist doch eines von diesen Muggelreisedingern", meinte Draco dazu, "ein Automobali oder so."

"Automobil", verbesserte Hermione und sah den Wagen noch immer mit geweiteten Augen an.

"Ron ... das ist der Ford Anglia", murmelte Harry, der einfach nur erstaunt war. Ron nickte zufrieden und näherte sich dem Auto.

"Ja, er sieht wirklich gut aus nach all den Jahren", sagte er stolz und schlug leicht auf die zerkratzte Motorhaube, wodurch ein lautes Dröhnen ertönte.

"Ist ... ist das etwa der selbe Ford Anglia, der deinem Vater gehörte und mit dem ... ihr im zweiten Schuljahr nach Hogwarts geflogen seid?", fragte Hermione fassungslos und trat nun wie auch die anderen näher heran. Vor allem Laura, Draco und Mariah musterten den Wagen mit sehr neugierigen Blicken.

"Jep", antwortete Ron und hielt ihnen noch einmal die rote Pfeife entgegen. "Die benutze Dad immer, wenn er den Wagen nicht mehr finden konnte. Der hat sich ja schon damals selbstständig gemacht und sich immer versteckt. Doch immer wenn die Pfeife ertönte, kam er dann sofort raus."

"Aber was macht er ausgerechnet hier?", fragte Harry, denn immerhin hatte er den Wagen vor drei Jahren das letzte Mal im Verbotenen Wald gesehen, als Ron und er mit dessen Hilfe vor Aragogs Spinnenbrigade geflüchtet waren.

"Keine Ahnung ... Wahrscheinlich war es ihm einfach zu langweilig im Verbotenen Wald", vermutete Ron und umkreiste den Wagen mit musternden Augen.

"Der ist von Hogwarts bis hierher geflogen?", fragte Mariah voller Ehrfurcht.

"Ab und zu ist er wohl auch gefahren", teilte Ron mit, als er die geplatzen Reifen besah, "doch hat er wohl diese Strecke tatsächlich hinter sich."

Mariahs Strahlen auf ihrem Gesicht machte nun der Mittagssonne Konkurrenz.

"Dann können wir damit doch nach Hogwarts fliegen", schlug sie vor.

Wie bei jeder neuen guten Idee weiteten sich prompt alle Augen und intensive Blicke trafen sich, mit der Frage, was der oder die andere wohl davon hielt. Doch schien nur Ron von Mariahs Vorschlag begeistert zu sein.

"Wir sind damit in die Peitschende Weide gekracht", erinnerte Harry ihn, der keineswegs vergessen hatte, wie die riesigen Äste auf sie eingeschlagen hatten.

"Mit so einem Muggelding fliege ich sicher nicht!" Draco verschränkte demonstrativ seine Arme und sah den Wagen abfällig an.

Laura hingegen hielt sich zurück und wirkte sehr unsicher. Auch Hermione schwieg verbissen, doch schien es hinter ihrer Stirn zu arbeiten.

Ron schnaubte fast schon verzweifelt.

"Verflucht nochmal", sagte er kopfschüttelnd, "versteht ihr es nicht? Mit dem Wagen könnten wir noch heute Abend in Hogwarts sein!"

Dracos Blick verlor an Verachtung und er sah zu Ron.

"Ehrlich?", forschte er nach. Ron nickte heftig.

Er sah erwartungsvoll zu Harry, von dem er hoffte, er würde nun doch endlich zustimmen.

"Wir sind damals in die Peitschende Weide -"

"Die steht aber nicht mehr da!", sagte Ron ungeduldig, der so klang, als würden sie zu viel kostbare Zeit verschwenden.

Ron hatte Recht. Vor über zwei Monaten hatten Voldemorts Todesser die Peitschende Weide entwurzelt, durch das hohe Fenster in die Große Halle und schlussendlich in den Verbotenen Wald geschleudert.

Er sah nun zu Hermione, die so aussah, als würde sie zwischen zwei Stühlen stehen.

"Hermione", sagte Mariah und sah auch kurz zu Laura, "darin mitzufliegen ist sicher nicht so schlimm für euch wie auf einem dünnen Besen."

Der Meinung waren wohl auch Hermione und Laura, die jedoch immer noch mit Unbehagen das Auto musterten.

"Wir werden verhungern, wenn wir hier noch länger den Schienen folgen", stellte Draco fest, der noch einmal in den Beutel mit dem mickrigen Proviant schielte.

Keiner hatte mehr die Gelegenheit, ihm zuzustimmen, denn im nächsten Augenblick ertönte ein schriller Schrei, der allen eine Gänsehaut bereitete. Sie erkannten diesen unheimlichen Laut sofort und drückten leicht ihre Hinterköpfe in den Nacken.

Weit am Horizont erschienen zwei riesige Gestalten, die mit hoher Geschwindigkeit auf sie zuflogen. Finstere Stoffflügel wehten zugleich im Gegenwind und trieben die Skelettvögel schnell voran. Ihre langgezogenen Knochenköpfe mit den schrägen, spitzen Zähnen zuckten auf eine seltsame Weise, als die Höhlen, aus denen wohl einst Augen herausgeschielt hatten, sich ihnen zuwandten und sie näherten sich den sechs Jugendlichen immer schneller.

"IN DEN WAGEN!", schrie Harry laut, doch die anderen eilten schon während seines Rufs zum Ford Anglia und rissen die Türen auf. Ron ließ sich prompt auf den Fahrersitz fallen und bemerkte zu seinem Glück, dass der Schlüssel noch im Zündschloss steckte.

Hermione, Mariah, Laura und Draco quetschten sich auf die Rücksitze, wobei ihre Hinterteile Bekanntschaft mit dornigen Gewächsen machten und Harry schlug als letzter die Beifahrertür zu.

"FAHR!", brüllte er mit einem panischen Blick in den schmutzigen Rückspiegel. Ron drehte den Zündschlüssel um, wobei er sich fast das Handgelenk verdrehte, und trat aufs Gas.

Ein gewaltiger Ruck folgte, wobei alle, die ja noch unangeschnallt waren, nach vorne an den Vordersitz oder gegen das Armaturenbrett stießen und der Wagen fuhr schnurstracks den Schienen entlang.

Sofort drehten sich alle, außer der rothaarige Fahrer, nach hinten um.

Die zwei Vögel begannen nun mit einem synchronen Schrei einen Sturzflug.

"FLIEG!", schrien alle gemeinsam und drehten sich wieder zu Ron um, der erhebliche Probleme hatte, da ihm der Gegenwind so heftig ins Gesicht peitschte. Immerhin war sogar die Frontscheibe zerstört.

Mit der einen Hand das Lenkrad umklammert, kramte er mit der anderen nach seinem Zauberstab und schlug dessen Spitze schwungvoll auf das Armaturenbrett.

Alle schrien laut auf und Krummbein kratzte wild um sich, als sich der Wagen mit einem Mal in die Luft begab. Weit hinter ihnen ertönte das Kreischen der Vögel, die wohl mitten in ihrem Sturzflug abgebremst hatten.

Ron steckte sofort seinen Zauberstab wieder ein, der ihm sonst durch den heftigen Wind, der durch alle Öffnungen hineinfegte, noch aus der Hand geflogen wäre.

Doch kaum waren sie nur vier Meter in der Luft, begann der Ford Anglia arg zu rütteln und zu schlingern.

"Reparo!", rief Hermione und machte eine flinke Kreisbewegung mit ihrem Zauberstab. Sofort setzten sich alle Glasscherben zusammen und jedes einzelne Fenster war wieder heil. Das Auto flog nun, ohne erneut zu kippen oder zu wanken, geradeaus nach oben.

Als der kleine Sturm verebt war, wandten sich alle vier auf den Rücksitzen wieder um und rissen vor Schreck Augen und Münder auf. Die Vögel waren nur noch einige Meter von ihnen entfernt, rissen die Knochenschnäbel auf und kreischten erneut so laut, so dass die eben erst reparierten Scheiben böse zitterten.

"RON!"

Im selben Moment hatte Harry die Gangschaltung gepackt und Rons Fuß drückte mit aller Kraft gegen das Gaspedal. Ein gewaltiger Knall, gleich dem der Explosion des Zugwaggons, ertönte. Ein drittes Mal schnellten die Augen von Laura, Mariah, Draco und Hermione nach hinten.

Eine dicke, fast schwarze Rauchwolke hatte der Auspuf auf die Vögel abgeschossen, die nun laut kreischend versuchten, sich in dieser Desorientierung zurecht zu finden. Doch der Ford Anglia schoss schnell wie ein Pfeil davon und ließ so die fliegenden Monster weit hinter sich.

Im Auto herrschte ein lange Stille und nur der brummende Motor und das leise, abgehackte Atmen aller war zu hören.

"Das war knapp", murmelte Harry und schaute noch einmal zur Sicherheit in den Rückspiegel. So sah er auch in die Gesichter der vier Herrschaften hinter ihm, die rot und durchgeschwitzt waren vor Aufregung. Krummbein lag mit abstehendem Fell auf Hermiones Schoß und ihre Arme waren leicht zerkratzt. Draco hielt beruhigend Lauras Hand und sah aus dem Fenster neben sich hinaus. Mariah blickte zu Harry in den Rückspiegel und lächelte erleichtert.

"Kannst du den Wagen nicht unsichtbar machen, Ron?"

Harry wandte sich seinem besten Freund zu, da dieser weder etwas erwiderte, noch der Aufforderung nachging. Rons Haare standen in alle Richtungen ab, was sicher nicht nur an dem heftigen Wind von vorhin lag, und ähnelten ungemein Krummbeins Fell. Er war leichenblass und sah fast apathisch nach vorne.

"Ron?", sagte Harry und rüttelte vorsichtig an der Schulter seines besten Freundes. "Es ist alles in Ordnung. Die Vögel sind weg."

Ron nickte leicht und drückte mit der zitternden rechten Hand auf einen kleinen, silbernen Knopf am Armaturenbrett.

Es passierte nichts und er drückte ihn ein weiteres Mal.

"Es funktioniert nicht", sagte er leise.

"Was funktioniert nicht?!", japste Laura erschrocken und erbleichte.

"Wir können uns mit dem Wagen nicht unsichtbar machen", erklärte Ron und ließ es nun mit dem Knopf bleiben. "Das wäre natürlich toll, damit uns diese gegrillten Riesenhühner nicht wieder sehen."

"Da oben sind ein paar dickere Wolken", sagte Mariah und zeigte nach Rechts. Ron drehte das Lenkrad zart in diese Richtung und in einer weichen Kurve näherte sich der Wagen den Wolken und versteckte sich in ihnen. Ron sah ganz genau auf den Kompass vor ihm neben dem Lenkrad und richtete die Flugrichtung so aus, so dass sie nun genau nach Norden flogen.

"So, da wir schon mal hier oben sind und die alte Kiste wohl noch so einiges aushält, fliegen wir jetzt nach Hogwarts."

Es vergingen mehrere Stunden, in denen sie einen mehr oder weniger angenehmen Flug erlebten. Immer wieder suchten sie inmitten der Wolken Schutz, doch achtete Ron immer ganz genau darauf, dass sie direkt nach Norden flogen. Er, Harry, Mariah und sogar Draco genossen diese Art zu reisen, die sich ja schon um so einiges vom Besenfliegen unterschied. Laura und Hermione jedoch saßen die ganze Zeit angespannt da mit zusammengedrückten Knien und zitternden Fingern, die sich ins zerrissene Sitzpolster gebohrt hatten.

Krummbein wurde bald von Hermione in den Reisekorb gesetzt und dieser landete dann wieder geschrumpft in ihrer Hosentasche.

Obwohl sie, da sie ja in sehr großer Höhe flogen, noch nicht so recht einschätzen konnten, wann sie in Hogwarts sein würden, waren sie mit all ihren Sinnen schon längst dort.

Sie sahen das gewaltige Schloß vor sich, welches auf einem großen Berg stand und sich in einem schwarzen See in der Nacht spiegelte. Sie rochen schon das wunderbare Abendessen in der Großen Halle und obwohl dies schon einen Tag zuvor geschehen war, hörten sie den Gesang des Sprechenden Hutes und das frohgestimmte Heulen der Hogwartsgeister.

Und auch fragten sie sich natürlich, wie wohl alle reagiert hatten, als man ihr Verschwinden bemerkt hatte. Hatte Dumbledore denn niemanden losgeschickt, um sie zu suchen? Dachte man wahrscheinlich, sie wären gar nicht mehr am Leben und waren wohl in genau diesem Moment beim verbrannten Waggon, wo man jedoch ihre Leichen nicht finden würde?

Jedes ihrer Schuljahre hatte wohl spektakulär begonnen und geendet, doch das, was sie diesmal erlebt hatten, übertraf freilich so manches.

Harry überlegte sich schon eifrig, wie sie es wohl Professor Dumbledore und den anderen erzählen würden, wie sie stundenlang gelaufen waren und gehungert hatten. Und auch beschloss er spätestens am nächsten Tag mit Hermione in die Bibliothek zu gehen und die hässlichen Vögel nachzuschlagen. Dies war ihm sehr wichtig, um sich endlich diese bedrückenden Gedanken zu erklären...

Der Flug der sich bleiernd bis zum jungen Abend dahinzog, verlief sehr ruhig. Gelegentlich fiel nur eine Nachfrage, wann sie wohl da sein würden, denn es vergingen erneut lange Stunden ohne Essen. Und selbst, wenn Laura und Hermione doch zugeben mussten, dass diese Art zu reisen angenehmer als auf einem Besen war, schwiegen sie zumeist. Auch wimmerten sie jedes Mal vor Angst, wenn Ron eine zu scharfe Kurve flog oder der Motor ungewöhnliche Geräusche von sich gab. Diese häuften sich, als es nun schließlich so dunkel wurde, so dass die Scheinwerfer wie von selbst zwei grelle Lichtspuren auf die Wolken warfen.

"Geh ein wenig runter", murmelte Harry schließlich. "Vielleicht sind wir ja schon da."

Ron nickte, bog leicht nach links ab und verließ die schützende Wolke. Alle zwölf Augen weiteten sich vor Freude, denn direkt vor ihnen ragte ein großer Felsen und auf ihm das gewaltige Schloss, dessen leuchtende Fenster sich, wie in ihren Erinnerungen, im schwarzen See in einem Lichtmosaik spiegelten.

"Wir haben es geschafft!", jubelte Mariah und wippte aufgeregt auf ihrem Sitz herum.

"Wo werden wir landen?", fragte Harry und presste seine Wange gegen die Fensterscheibe, während sie Hogwarts ruhig umflogen.

"Am besten auf dem Fluggelände. Dort haben wir genug - Oh nein!"

Nicht nur Hermione und Laura schrien auf, als der Ford Anglia auf einmal mit einer hohen Geschwindigkeit an Höhe verlor.

"Ron - bitte lass das!", kreischte Hermione panisch.

"Ich mach nichts! Der Wagen kann nicht mehr!" Ron zerrte mit aller Kraft an dem Lenkrad herum. "Komm schon!"

Doch das Auto ruckelte nun heftig und konnte sich nicht mehr in der Luft halten. Nur knapp konnte Ron den Wagen an dem Turm vorbeisteuern, in welchen sie fast reingerast wären, doch dass sie nun direkt auf den See zuflogen, konnte er nicht verhindern.

"TU WAS!", schrie Draco mit einer zu Tode geängstigten Laura im Arm.

Doch nichts konnte mehr getan werden und der Wagen krachte direkt und mit einem lauten 'Wosch' in den See.

Zum Glück hatten sie sich bereits während der Fahrt alle angeschnallt und verletzten sich so bei dem Ruck, der beim Aufprall folgte, nicht. Ganz langsam sank der Wagen auf den schleimigen mit Algen besetzten Seeboden. Jedoch befanden sie sich in einer nicht allzu gefährlichen Tiefe, da sie nahe am Ufer abgestürzt waren. Dennoch befand sich jeder Zentimeter des Ford Anglias unter Wasser.

Sie saßen zutiefst schockiert auf ihren Plätzen und starrten geradeaus durch die Windschutsscheibe, welche durch den Aufprall mit der harten Wasseroberfläche ein paar Risse bekommen hatte und kleiner Wasserstrahlen ins Innere einströmen ließ.

"Reparo!", rief Harry augenblicklich, als er die Situation erfasst hatte und die Scheibe, wie auch viele andere undichte Stellen, war wieder heil.

Die Scheinwerfer waren noch immer an und so konnten sie alle die langen Algen sehen, die im Licht schwebten und tanzten.

"W-wa-was machen wir jetzt?", wisperte Laura leise.

Keiner schien fähig zu sein, auf ihre Frage zu antworten oder überhaupt einen Mucks von sich zu geben.

Doch wie in fast jeder aussichtslosen Situation war es wieder einmal Hermione, die zuerst wieder ihre Fassung zurückgewann. Sie lehnte sich nach hinten zum Rückfenster, blickte hoch zur Oberfläche und sah dort die verschommenen Lichter von Hogwarts.

"Wir liegen nicht sehr tief", sagte sie. "Wenn wir die Fenster öffnen und Wasser einlassen, können wir dann raus und nach oben schwimmen."

"Ich mache jetzt hier ganz sicher kein Fenster auf, Granger", murmelte Draco und starrte durch das Fenster neben sich in die rätselhafte Dunkelheit des Sees.

"Wie willst du sonst hier rauskommen, Malfoy? Wir befinden uns fast direkt am Ufer und so -"

"Bei Merlin ..."

Hermione verstummte schlagartig bei Rons Worten und schaute nach vorne zur Frontscheibe hinaus. Sie keuchte laut auf und drückte sich prompt wie alle anderen mit dem Rücken in die Sitze.

Im grellen Licht der Scheinwerfer tauchten riesige, wie monströse Regenwürmer kriechende Arme mit reifengroßen Saugnäpfen auf. Diese ertasteten sich, geführt vom Licht, neugierig den Weg zum Wagen.

"Das ist die Krake", flüsterte Hermione atemlos. Ihrer Feststellung folgte ein unheimliches Grollen und der Kopf der Krake war nun ebenfalls zu sehen. Er war beinahe so groß wie das Haus von Hagrid und ähnelte einem deformierten Organ.

"Wir-wird sie u-uns was tun?", stotterte Mariah zitternd und und folgte mit ihren Augen den Armen, deren Spitzen nun die Motorhaube berührten.

"Si-sie ha-hat noch keinem Schüler e-etwas ge-getan ... Jedoch ... i-ist bis jetzt auch noch k-kein Auto in ihren See ge-gestürzt", brachte Hermione nur hervor. Die Arme der Krake ertasteten nun fast jeden Winkel des Wagens und umschlangen ihn dabei langsam. Die Saugnäpfe pressten sich gegen die Scheiben und ein widerliches Quietschen erklang dabei. Auf der Hintersitzbank rückten alle näher aneinander; so weit weg wie möglich von den Fenstern.

"Seid einfach nur ruhig", flüsterte Harry, der nun ganz langsam und vorsichtig seinen Gurt öffnete. Auch seinen Zauberstab hatte er bereits hervorgeholt.

"Was hast du vor?", fragte Ron erschrocken.

"Nichts", sagte Harry, "wenn wir ruhig bleiben, verschwindet sie von alleine und dann schwimmen wir, wie Hermione schon sagte, nach draußen."

Die Krakenarme schlangen sich mittlerweile mit immer mehr Kraft um den Wagen, der deswegen dumpf stöhnte und knirschte. Die Fensterscheiben begannen leicht zu vibrieren.

"Öffnet eure Gurte", wies Harry nervös an. Er konnte nur erahnen, wie lange die Fenster der Kraft standhalten würden. Alle folgten mit zitternden Händen seiner Anweisung und schnallten sich ab.

Mit einem kleinen Aufschrei ließ Ron von dem Steuer ab, welches trotz Bruchlandung noch immer von ihm gehalten worden war. Von ganz allein bewegte sich dieses stockend und abwechselnd nach links und rechts.

"Sie spielt wohl an den Rädern rum", mutmaßte Hermione, die von der leise wimmernden Mariah gegen die sich nicht weniger fürchtende Laura gedrückt wurde.

In dieser wirklich verzwickten Situation war den sechs Eingeschlossenen entgangen, dass der Ford Anglia ein Eigenleben führte. Dieser wurde von den dicken Armen nun regelrecht zerquetscht und hupte somit laut vor Schmerz und Empörung.

Sofort ließen die Arme fluchtartig von ihr ab und die Saugnäpfe lösten sich mit einem 'Plopp' von den Fensterscheiben und dem restlichen Gehäuse.

Alle beugten sich, nachdem sie beim lauten Hupen zusammen geschreckt waren, nach vorne und bemerkten mit Erleichterung, wie die Krake aus dem Scheinwerferlicht verschwand und sich zurückzog.

Seufzend lehnten sie sich wieder zurück. Der Schreck saß noch immer tief in Lunge und Herz und dabei realisierten sie die knappe Luft im Wagen.

"Uns geht bald der Sauerstoff aus", keuchte Draco und holte nun seinen Zauberstab hervor. "Ich denke, Granger, wir folgen deinem Ratschlag und zerstören am besten die beiden großen Scheiben. Durch die anderen passen wir nicht durch ..."

Dabei hatte er sich dem kleinen Fenster links von ihm zugewandt und augenblicklich weiteten sich langsam Augen und Mund.

"Scheiße ..."

Es knallte und schepperte heftig, als etwas Riesiges auf das Dach des Autos schlug und dieses dadurch böse einknickte. Sprünge entstanden in jeder Fensterscheibe und winzige Wasserfontänen spritzten in die Gesichter von Harry, Ron, Draco und Mariah. Die Scheinwerfer gingen aus und es herrschte ab da absolute Dunkelheit.

"WAS WAR DAS?!", kreischte Laura.

Ein lautes, ihnen nun bekanntes Grollen beantwortete diese Frage und bevor auch nur einer 'Reparo' rufen konnte, folgte ein weiterer Schlag und alle Scheiben zerbrachen.

Sofort drangen die Wassermaßen ein und überfluteten das Innere des Wagens in nur wenigen Sekunden. Durch den gewaltigen Wasserdruck und den eingeknickten Fensterrahmen, konnten sich die Sechs nur mit großer Mühe und Eile heraus befreien. Reflexartig schwamen sie sofort hinauf zur sicheren Oberfläche.

Es dauerte wirklich nicht sehr lange, bis sie ihre Köpfe aus dem Wasser strecken und wieder atmen konnten. Unweit vor ihnen lag das rettende Ufer, auf welches sie sofort zuschwamen.

Harry und Ron tauchten zuletzt auf und schnappten erschöpft nach Luft. Sie wollten sogleich den anderen folgen, doch bevor sie die ersten Schwimmbewegungen vollziehen konnten, schlangen zwei Krakenarme nach einem ihrer Beine und zogen sie wieder nach unten.

Harry verschluckte viel Wasser bei diesem unerwartenden Ruck und wand sich vor Schmerzen, als es in seine Lunge eindrang. Wie sein bester Freund wurde er immer mehr in die Tiefe des Sees gezogen; hinab zu der hungrigen und in ihrer Ruhe gestörten Krake.

Die beiden Gryffindors glaubten sich verloren, doch auf einmal ertönte erneut ganz dumpf das Grollen der Krake und sie spürten, wie das schleimige Fleisch ihre Knöchel losließ.

Diese Gelegenheit nutzten sie sofort, um erneut an die Oberfläche zu schwimmen. Dort schnappten sie sofort wieder nach dem lebensnotwendigen Sauerstoff und schwammen nun endlich zum Ufer.

Harry stoppte dabei noch einmal, als er hinter sich ein seltsames Platschen vernahm. Er wandte sich um und erblickte zu seiner Verwunderung zwei Meerrmenschen, die mit ihren großen Dreizacken einen Salto in der Luft schlugen, bevor sie wieder ins Wasser fielen.

Die Meermenschen hatten ihn und Ron also von der Krake befreit und als er sich nun endlich an dem üppigen Gras am Ufer aus dem Wasser gezogen hatte, sah er in die hellblauen Augen des Magiers, der sie wohl als einziger um Hilfe gebeten haben könnte.

"Alles in Ordnung mit dir, Harry?", fragte Dumbledore mit sanfter Stimme. Harry antwortete nicht und keuchte vor Erschöpfung.

"HARRY!"

Erneut wurde ihm die Luft geraubt, als Mariah, die wie er ebenfalls völlig durchnässt war, ihre Arme um seinen Hals warf und ihn an sich drückte. Er hörte ihr verzweifeltes Schluchzen, konnte jedoch nicht feststellen, ob sie auch Tränen vergoss. Nun erblickte er auch Laura, Draco und Hermione, denen von einigen Lehrern wie Snape, Remus, McGonagall und Figg geholfen wurde. Hermione rannte sofort zu Ron, der ebenfalls wieder trockenen Boden unter den Füßen hatte und nahm ihn, wie Mariah schon Harry, in die Arme.

Remus holte nun seinen Zauberstab hervor und trocknete alle mit einem kleinen Zauber.

"Seid ihr in Ordnung?", fragte er an Harry und Mariah gewandt. Natürlich sorgte er sich auch um die anderen Vermissten, jedoch interessierte ihn das Wohl seiner beiden Schützlinge am meisten.

Die beiden nickten leicht und schrien vor Schreck auf, als eine lange rosa Zunge über ihre Gesichter leckte. Schwarzes Fell griffen sie mit ihren Fingern, als sie das freundliche Hundegesicht Sirius' von sich wegzogen. Er entfernte sich einen Schritt von ihnen und verwandelte sich in seine menschliche Form.

"Merlin sei Dank!", jubelte er und umarmte die beiden Gryffindors herzlich. "Euch ist nichts passiert! Ihr seid am Leben! Merlin sei Dank!"

"Lass sie doch erstmal wieder zu Atem kommen, Sirius", sagte Remus lächelnd. Jedoch war auch ihm leicht anzusehen, dass er Harry und Mariah am liebsten ebenfalls vor Freude umarmt hätte.

Sirius jedoch wollte seine Umarmung nicht unterbrechen und erst, als Dumbledore ihn ebenfalls darum bat, ließ er sie los.

"Wo seid ihr gewesen?", fragte er. "Wir sind euren Nachrichten ständig gefolgt - Wir haben euch so lange gesucht und ihr -"

"Welche Nachrichten?", kam es von der völlig verdutzten Hermione, die nun auch mit den anderen herantrat.

"Ich denke", äußerte sich McGonagall, "wir sollten dieses Gespräch im Büro des Schulleiters fortsetzen."

"Der Meinung bin ich auch, Minerva", meinte Dumbledore und erhob sich.

"Aber, Albus, sie sind gerade erst zurückgekehrt und sollten sich ausruh -"

"Nein, Remus, unsere und ihre Fragen sollten so schnell wie möglich beantwortet werden. Also folgt mir jetzt bitte allesamt in mein Büro."
 

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Meine lieben Leser^^,

eigentlich war ich schon am Sonntag mit diesem Kapitel fertig, jedoch wollte ich den Schluss noch etwas bearbeiten. Dies habe ich nun getan und ich hoffe, euch gefällt dieses Kapitel.

Ich selbst bin sowohl mit dem Inhalt als auch mit der Form zumindest sehr zufrieden.

Ich habe wirklich lange darauf gewartet zu schreiben, wie unsere Freunde, hungrig und wilden Kreaturen ausgesetzt, allein durch die Wildnis wandern.

Es ist wohl sehr einfach zu erkennen, welche Elemente der ersten vier Bücher ich wohl besonders mag, da ich sie wiederverwende, was^^? Ich mochte den Ford Anglia schon immer irgendwie und wollte ihn halt ein weiteres Mal wieder aufleben lassen. Nun ist er ein hübsches Wrack im See von Hogwarts^^.

Rons Kartensammlung ist nun wirklich vollständig. Ich wollte das gerne als kleines Licht der Freude in solch einer aussichtslosen Situation benutzen, die einfach jedem ein Lächeln einbringt. Im letzten Schuljahr bekam er von Laura Agrippa und nun hat er auch die letzte Karte^^.

Ich habe so viele Ideen für die nächsten Kapitel, doch muss ich mir in Zukunft erstmal wieder eine vernünftige Übersicht erstellen.

Das nächste Kapitel wird 'Jason Flemming' heißen^^.

Ich freue mich auf eure Statements und falls ihr Fragen bezüglich des Kapitels oder der Story überhaupt habt, dann schickt sie mir bitte extra per Ens/Pn/Nachricht.

Eure Maru ^-°



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2007-03-06T09:55:12+00:00 06.03.2007 10:55
hi,
tut mir leid, hab vergessen dir ein kommi zu schreiben, hab dein kapi schon vor tagen gelesen.

also erst mal, war wie immer super, das mit dem ford fand ich klasse, das den wieder reingebracht hast in die ff.

aber das die mädels sich so anstellen, mit den besen fliegen versteh ich nicht. sie ziehen wohl dem verhungern dem fliegen vor =)
na ja muss jeder selber wissen *g

ich glaub mir ist etwas aufgefallen, weiß aber nicht ob ich da richtig gelesen habe. kann es sein, das harry auch vermutet hat, das mariah ihm etwas angeblich gesagt haben soll?? weil er sie darauf ansprechen wollte und es doch nicht tat.
jetzt hören beide schon wohl stimmen wa ? *g

bei der gestalt die mariah gesehen hat, hab ich erst gedacht, es wäre jemand anderes als voldemort gewesen, wie z.b der unbekannte junge, was ja im nachinein nicht so war.

und ich bin mal gespannt, wie es nun in der schule weiter gehen soll. das unsere helden nicht im zug waren ist sicherlich aufgefallen.
Von:  -Anika-
2007-02-26T13:18:08+00:00 26.02.2007 14:18
wieder sehr schönes kapitel! *flausch* und es hat ja noch nichtma so lange gedauert ^^

das du den ford anglia miteingebracht hast, fand ich echt toll, nur ich finds nun schade, das er unten im see verroten soll ... ich hätte dumbledore gebeten, das er den ford auch da unten raus holen soll.

und diese monster/gestalten, die die sechs schüler verfolgt haben, waren selbst mir unheimlich.
ich dachte zuerst an thestrale, aber das können se ja schlecht gewesen sein. Oo

du hast das kap echt gut und spannend gestaltet! großes lob an dich ^^

ich freu mich echt schon aufs nächste kap und ma sehn, was es mit diesem jason auf sich hat!

*knuffz und flausch* Ani
Von:  rattenpirat
2007-02-25T10:13:43+00:00 25.02.2007 11:13
das war ja wirklich spannend O.O
bin noch richtig platt.. boah.. ich mag den ford *gg*
und dann müssen die jetz auch noch alles erklären.. das wird auch gut.
mach weiter

bloody soul

PS: ich hatte noch KEIN kommentar geschrieben oO
Von: abgemeldet
2007-02-21T13:35:46+00:00 21.02.2007 14:35
wow
das war ja voll spannend
ich habe die luft angehalten vor Spannung
bin schon voll gespannt auf die unterhaltung im büro
weiter so
leona


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