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Projekt Ijuuin

the truth is sometimes harder than a lie
von

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Die mysteriöse Lady

Kapitel 10

"Die mysteriöse Lady"
 

"Warum verfolgst du mich?" Meiru hatte sich seit der Schule an Nettos Versen geheftet und ist nicht einmal stehen geblieben, als sie ein paar Freundinnen ansprachen. Auf Nettos Frage verfinsterte sich ihr Gesicht "Was soll das heißen? Ich verfolge dich, weil wir zufälligerweise seit Jahren nebeneinander wohnen! Darf ich den Herrn dann nicht folgen und einen Umweg durch die Stadt nehmen? Ich geh gerne 2 Stunden länger!"
 

Der Braunhaarige seufzte. Wenn sich dieses Mädchen einmal aufregte, dann konnten diese Gespräche Stunden dauern. "Ist ja schon gut..." murmelte er genervt und atmete tief durch. Das rothaarige Mädchen setzte wieder einen zufriedenen Blick auf und schmunzelte vergnügt.

Was ging bloß in ihrem Kopf vor sich?
 

Als er endlich sein Haus erreichte und den Hausschlüssel ins Schloss drückte, stand sie immer noch neben ihm. Wie eine stets grinsende Puppe, die an einer Schnurr an ihm festgebunden war. "Ähm...Meiru? Du wohnst ein Haus weiter, schon vergessen?" Erneut verfinsterte sich ihr Blick "Darf ich deiner Mutter nicht einmal mehr "Hallo" sagen?" "...? Wenns sein muss..." entgegnete ihr der Junge und schloss auf.
 

"Bin wieder zuhause, Mama!" rief er wie üblich "Und Meiru möchte dir ganz unbedingt "Hallo" sagen!" ergänzte er wehleidig. Haruka huschte direkt durch den Flur, umarmte ihr Söhnchen und begrüßte die liebe Nachbarstochter. "Wo ist den Enzan?" fragte Meiru nun endlich und grinste.
 

Netto verschränkte seine Arme. Das war also der Grund gewesen, warum sie unbedingt mit wollte. "Warum interessiert dich das?" fragte er skeptisch. Das Mädchen spürte den Eifersuchtsanfall von dem Braunhaarigen und schmunzelte vergnügt. Manchmal machte es wirklich Spaß ihn ein bisschen aus der Reserve zu locken.
 

"Vielleicht habe ich mir große Sorgen um ihn gemacht?" antwortete sie gelassen und pfiff fröhlich, doch dann ergänzte sie "Ah! Du glaubst ja auch Alles! Ich bin nur hier um zu schauen, wie es ihm geht, damit sich Yai keine Sorgen machen braucht! Verstehst du?"
 

Ungläubig sprang der Braunhaarige auf "Du hast es Yai erzählt!!" brüllte er. Sogleich zog Haruka ein böses Gesicht und legte drohend einen Finger auf ihre Lippen "Netto! Du weckst ihn noch und dann gibt es gehörig Ärger von mir!"
 

Netto senkte seine Tonlage und zog Meirus Ohr an seinen Mund heran "Was hast du dir dabei gedacht? Weißt du überhaupt, was der Satz: "Sag es niemanden!" bedeutet?!" Das Mädchen zuckte kurz mit den Schultern "Mach keinen Aufstand, Netto! Sie kommt ja nicht her, sie will nur wissen ob es ihm gut geht, dass ist alles!"
 

"Es geht mir ums Prinzip!" murrte der Braunhaarige "Heißt das also, ich darf meiner besten Freundin nicht sagen, wie es einem Freund von uns geht? Hätte ich sie belügen sollen, als sie nach ihm gefragt hat?!" "Ja hättest du! Das ist ganz einfach!" "Du hast ja schon Erfahrung darin, nicht wahr Netto? Wie oft hast du es schon bei mir getan?!" Zwischen den beiden entflammte ein heftiger Streit, der wohl schon fast Routine war.
 

"Pst...Einige Leute versuchen zu schlafen..." unterbrach sie eine vertraute Stimme "Tut mir Leid Mam...? Oh! Du bist es ja Enzan!"

Der weißhaarige Junge stand an die Wand gelehnt und lauschte dem Gespräch schon eine ganze Weile. "Tut uns leid!" stotterten Meiru und Netto wie aus einem Mund. "Na wenigstens seit ihr euch einmal einig..." murmelte der Junge schwach.
 

"Leg dich bitte wieder hin..." bat Haruka sogleich, als sie ihn ebenfalls entdeckte, doch der Junge schüttelte den Kopf "Mir geht es viel besser..." bemerkte er, doch seine Stimme verriet schon, dass er log.
 

Meiru nutzte den Augenblick und musterte den jungen Vizepräsidenten. Was gefiel Yai bloß so sehr an ihm. Enzan trug ein weißes langes Hemd, welches er wohl von Nettos Vater geliehen bekommen hatte und seinen überaus schlanken Körper betonte. Darunter war eine kurze dunkle Boxershorts zu erkennen. Seine langen schlanken Beine wiesen einige blaue Flecken auf und er war barfuss. Die blauen Augen gaben einen schönen Kontrast zu den schwarz-weißen Haaren und glitzerten vor Fieber. Ohne es zu merken lief sie ein wenig rot an. Irgendwie sah er ja verdammt gut aus.
 

Wenn sie ihn so mit Netto verglich, der an den Seiten immer ein bisschen Babyspeck aufwies und dessen Beine etwas krumm geraten waren, war er wahrhaftig perfekt. Zudem hatte er auch bessere Tischmanieren und aß nicht immer schmatzend mit offenem Mund, sondern benutzte auch eine Gabel oder Stäbchen.
 

Plötzlich sah sie Netto schief an "Sag mal, Meiru....Was starrst du ihn denn so an?" Erschrocken fuhr das Mädchen hoch "N...Nur so! Ich finde nur er sieht so fiebrig aus." stotterte sie. Der Braunhaarige zog ein überraschtes Gesicht und rannte zu ihrer Überraschung sofort zu Enzan herüber und legte seine Hand auf dessen Stirn.
 

Der Weißhaarige stutze "Dürfte ich wissen, was du da machst?" "Ich befühle deine Stirn." Erklärte Netto ernst "Du was? Du befühlst meine Stirn....??"

Noch ernster sah der Braunhaarige ins Gesicht seines Freundes "Ja das tue ich und ich weiß, dass es dir noch nicht gut geht! Leg dich hin und iss mit uns einen Happen! Dann geht es dir sicher wieder prima!" dabei klatschte er Enzan kurz auf den Rücken und grinste freudig.
 

Meiru sah den beiden zu und schmunzelte. Jetzt wusste sie, warum sie über Nettos Fehler wegsehen konnte. Obwohl er verfressen, dickköpfig, leichtsinnig, etwas pummelig und verschlafen war, konnte man stets auf ihn bauen. Für seine Freunde legte er seine Hand immer wieder in Feuer. Ja! Das war ihr Netto, der sich seit dem Kindergarten kaum verändert hatte.
 

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Yuuichiro warf zum sechsten Mal einen Blick auf seine Armbanduhr. Vor einer halben Stunde wollte er sich doch mit Yukiko treffen, um mit ihr gemeinsam nachhause zu gehen. Immerhin hatte er sie, mehr oder weniger, zum Essen eingeladen und musste zu seinem Wort stehen.
 

Endlich er kannte er die junge Frau, die aufgeregt mit der Hand winkte. "Tuuut mir leid!!" rief sie hektisch und stolperte zu guter letzt noch über ihren eigenen Absatz. Der junge Wissenschaftler schaffte es grade noch rechtzeitig sie aufzufangen. "Danke..." murmelte sie, den Kopf an seine Brust gequetscht. "Schon gut!" Langsam half er ihr wieder auf die Beine.
 

"Aber sag mal, was war los? Du bist spät..." fragte Yuuichiro und öffnete seiner alten Freundin die Wagentür seines Autos. "Ah...nichts Wichtiges! Ein paar Problemchen...wie immer in dieser Branche! Aber vergessen wir das. Ich freue mich schon auf Harukas Eintopf! Hast du sie angerufen? Ich hoffe es macht keine Umstände" "Nein, nein! Sie weiß alles und es ist alles in Ordnung. Wir sehen uns so selten, da ist das doch selbstverständlich!" Beide setzten ein Lächeln auf "Na dann, freue ich mich umso mehr..." ein kurzes Grinsen huschte über ihre Lippen.
 

Yuuchiro bemerkte es, sagte aber nichts. irgendetwas war nicht in Ordnung und daran war nicht das Essen Schuld.
 

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"Rate mal wer da ist?" hörte Rockman eine liebliche Stimme hinter sich und spürte, wie jemand ihm die Augen mit den Händen verdeckte. "Ähm...Roll?" "Bingo!" Das rosa Navimädchen sprang dem Blaumann an den Hals. "Wir wollten dich unbedingt besuchen und auch nach Blues schauen!" erklärte sie und winkte dem roten Navi zu, der in der Ecke des Raumes saß.
 

"Hallo..." brummte er ein wenig mürrisch. Zu viel Gesellschaft war ihm nicht sonderlich lieb. Er bevorzugte es allein zu sein. "Was heißt den: WIR wollten dich besuchen?" fragte Rockman nun verdutzt und sah sich um. Glyde und Gutsman standen dicht bei dem Navimädchen und grüßten ebenfalls. Gutsman verzog sein Gesicht, als er saß, dass Roll Rockman im Arm hielt.
 

"Hey Roll! Gutsman auch wollen Rock umarmen!" rief er, doch Roll erkannte die unguten Absichten des Kolosses und ließ nicht von ihrem Liebsten ab.

Glyde trat währenddessen auf Blues zu und verbeugte sich kurz "Ich wollte mich erkundigen, wie es ihrem Herrn Netop geht!"
 

Der silberhaarige Navi setzte einen kritischen Blick auf "Was geht dich das an?" "Nun...Yaito-sama macht sich Benken um seine Gesundheit!" erklärte der gelbe Navi, doch er bekam keine Antwort. Blues fixierte stumm das Glas des Desktops. Wie sollte er Glyde antworten, wenn er selbst nicht wusste, wie es seinem Herrn ging und was ihn bedrückte?
 

"Komm schon! Schau nicht so traurig. Es wird alles gut!" Roll umarmte den roten Navi sprunghaft. "Genau! Ich bin mir sicher, dass alles wieder in Ordnung kommt!" ergänzte Rockman und lächelte seinen Freund an.
 

"Hauptsache ihr glaubt es..." murrte Blues mürrisch. Doch irgendwie freute es ihn, dass die anderen sich so um ihn kümmerten. Er war es nicht allzu sehr gewohnt, denn obwohl Enzan immer ein offenes Ohr für ihn hatte, konnte er ihn schlecht persönlich gegenüberstehen.

Obwohl er unter den Freunden ein wohlig warmes Gefühl hatte, machte ihn diese Tatsache irgendwie noch trauriger. War das der Grund, warum sie sich immer mehr voneinander entfernten und bald nur noch im Kampf vereint waren?
 

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Yai hielt ihre Hand nervös über en Telefonhörer. Warum rief Meiru nicht an? Ob sie vergessen hatte, dass sie auf ihren Anruf wartete? Aber warum wartete sie überhaupt?

Es war sicher alles in Ordnung und wenn Enzan wollte, dass sie und besuchen käme, hätte er doch angerufen, oder nicht? "Selber Schuld..." murmelte sie.

Murrend nahm sie die Hand wieder vom Hörer und breitete sich auf ihrem riesigen Bett aus und hielt ihren gigantischen Stoffbären in den Armen, den ihr Vater ihr zu ihrem fünften Geburtstag geschenkt hatte.
 

Damals war er so groß, dass er sie in seinen Armen halten konnte und schon fast ihr Bett ersetzte. Heute schien er so klein und sie so groß. Sie war schon größer geworden und zu einer jungen Dame herangewachsen.
 

Vorsichtig nahm sie das Stofftier in die Höhe und spielte damit hin und her. "Ist nur mein Körper gewachsen...?" flüsterte sie zu dem Teddy. "Nein...ich bin doch auch viel klüger und erwachsener als damals..." ergänzte sie hitzköpfig und grinste selbstsicher. Doch desto länger sie den Bären ansah, desto trauriger wurde ihr Blick wieder.
 

Wie klein und hilflos er jetzt war, ihr damaliger Beschützer. Jetzt musste sie ihn halten.

"Verdammt..." brummte sie und griff wieder nach dem Telefonhörer. "Melde dich, Meiru...Melde dich bitte schnell!"
 

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Haruka war vollkommen damit beschäftigt den Tisch zu decken und bat Meiru ihr bei der Vervollkommnung der Tischdecke und der Kerzen zu helfen. Alles musste wunderbar und perfekt aussehen. So schickte es sich, war ihre feste Überzeugung, von der sie niemand abbringen konnte.
 

Netto hatte sich währenddessen zu Enzan gesetzt und beobachtete, wie der Weißhaarige im Schlaf angestrengt auf und ab atmete. So gerne würde er ihn in die Seite puffen um ihn zu wecken und zu fragen, was nun eigentlich geschehen war. Warum hatte er sich mitten in der Nacht auf dem Friedhof herumgetrieben?
 

Doch Rockman riet ihm mit einem ernsten Gesicht davon ab, den Jungen zu stören "Er muss sich erst erholen, Netto-kun! Dann kannst du ihn immer noch fragen..." erklärte er, doch das machte den Braunhaarigen nicht ruhiger. Von Natur aus, wollte er schon immer alles sofort und auf der stelle wissen.
 

Plötzlich kam ihm eine blendende Idee. Er ergriff das blaue PET, welches um seine Hüfte hing und grinste freudig "Du! Blues..." begann er fröhlich. Der rote Navi hob leicht seinen Kopf, schien aber ganz und gar nicht zum reden motiviert zu sein.
 

"Was gibt's?" murrte er und seine Brille funkelte gefährlich. Netto ließ sich nicht abschrecken. "Sag mal! Du wusstest so genau, dass er auf dem Friedhof war..." "Ja und? Glaub ja nicht, dass ich es dir verrate, Hikari!" Der Braunhaarige schnaubte. Er hasste es beim Nachnamen genannt zu werden. Das hörte sich schon fast so an, als wäre er ein Sechzigjähriger.
 

"Aber wenn wir es wüssten, könnten wir ihm vielleicht helfen..." entgegnete nun Rockman und setzte seinen typischen Hundblick auf, den er immer einsetzte, wenn ihm eine Sache wichtig war. Blues stutzte einen Augenblick. Vielleicht war es wirklich besser darüber zu reden. Vielleicht konnte Netto etwas ausrichten.
 

"Nun gut..." bemerkte er "Aber ich dürft es niemanden verraten...Verstanden? Niemanden!" sein scharfer Tonfall brachte Netop und Navi zum erzittern. Rockamn und Netto nickten parallel. "Ist gut..."
 

"Dann hört zu..." begann der silberhaarige Navi "Vor zehn Jahren verlor Enzan-sama bei einem Unfall seine Mutter...Es war ihr Grab. Als er jünger war und sein Vater ihn ausschimpfte oder er Kummer hatte ging er immer zu diesem Grab und saß stundenlang davor." Der Braunhaarige nickte traurig und schwieg "Ich hatte mich oft gefragt, warum er dort saß...Er erzählte mir eines Tages, dass er seiner Mutter alles erzählen konnte und es ihm Trost gab. Später, als er älter wurde ging er immer seltener zum Grab....Er sagte, er bräuchte es nicht mehr. Das habe ich nie verstanden..." bemerkte Blues abschließend.
 

Netto warf einen besorgten Blick auf den Weißhaarigen. Er fühlte sich, als könnte er die Kälte und Arbeitssucht die Enzan oft zeigte nun besser verstehen. Es musste schrecklich sein, keine Mutter mehr zu haben.
 

"Netto, mein Schatz! Hol doch schon mal das schöne Besteck!" Der Braunhaarige zuckte auf, als seine Mutter ihn rief "J..jaaa! Ich komme sofort!" rief er hastig und legte das PET vorsichtig an Enzans Seite. Es war gut, wenn sein Navi bei ihm bleiben konnte, denn auch wenn der Weißhaarige keine Mutter mehr hatte, hatte er doc trotzdem noch eine Familie, die sich um ihn sorgte. Auch wenn es nur ein kleiner roter, silberhaariger und dickköpfiger Navi war.
 

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Ein dunkler Porsche raste durch die Dämmerung. Die letzen Sonnenstrahlen des Tages reflektierten an der glatten Oberfläche des Wagens. Die Fahrerin hatte einen scharfen Blick. Innerlich kochte sie beinahe.
 

Wie viele Jahre hatte sie treu in seinen Diensten gestanden? Seine Forschung unterstützt und oftmals die Drecksarbeit gemacht? Und jetzt nahm er ihr die Gelegenheit Rache an demjenigen zu nehmen, der ihre Pläne schon so oft durchkreuzt hatte.

Nur wegen dieser weißhaarigen Schönheit, die sie ersetzen sollte.
 

Die junge Frau knirschte bei dem Gedanken mit den Zähnen und schleuderte die dunkle Sonnenbrille, die sie auch abends trug auf den Rücksitz des Wagens.

Aber sie würde sich nicht einfach so ersetzen lassen. Zu viel hatte sie erdulden müssen. Regal bedeutete ihr zuviel um ihn einfach zu vergessen. Schließlich hatte er sich um sie schon als kleines Mädchen gekümmert. Sie aufgezogen und ihr beigestanden.
 

Sie würde ihm beweisen, dass sie besser war, als diese Möchtegernwissenschaftlerin. Ijuuin würde zuerst in ihre Hände fallen. So könnte sie diesen aufdringlichen Jungen heimzahlen, was er ihr angetan hatte. Nur durch ihn hatte sie so viele Fehlschläge erlitten und wurde jetzt von dem Doktor zurückgewiesen.
 

Ja! Sie würde ihn zuerst finden, koste es was es wolle.
 

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"Oh nein...es regnet ja schon wieder!" murrte Yukiko, als sie aus dem Fenster des Wagens sah, der gerade anhielt. "Macht nichts!" erklärte Yuuichiro und setzte ein mattes Lächeln auf "Ich habe einen Schirm dabei und bis zum Haus, ist es eh nicht weit!"
 

Sogleich stieg er aus, hielt der jungen Frau wie ein Gentleman die Tür auf und streckte ihr einen Regenschirm entgegen. Sie stieg aus und sie liefen gemeinsam die wenigen Meter zur Haustür mit dem Namensschild "Hikari".
 

"Ich komme schon!" rief Haruka sogleich sie die Türklingel schallen hörte und lief zusammen mit einem Stapel Geschirr, welches sie gerade abgewaschen hatte, zur Tür und öffnete sie.

"Ah! Da seid ihr ja! Yukiko...Dich habe ich ja schon seit Jahren nicht mehr gesehen! Wie geht's der Familie?"

Auch Nettos Mutter kannte die junge Wissenschaftlerin schon seit Jahren.
 

Sie waren alle gemeinsam zur Mittel- und Hochschule gegangen und sich erst in der Universität aus den Augen verloren. "Prächtig! Und selbst?" fragte die weißhaarige Frau mit einem kindlichen Lächeln.
 

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Enzan öffnete schwerfällig die Augen, als er Geräusche aus dem Flur hörte. Plötzlich wurde er hell wach. Diese Stimme. Es war die Frau, die noch gestern in dem Büro seines Vaters gesessen hatte und die in ihm seine bittere Vergangenheit weckte.
 

Aber es war nicht nur das. Nicht nur diese Erinnerung. Etwas jagte ihm bei dieser Frau einen eiskalten Schauer über den Rücken. Er konnte nicht länger bleiben. Nicht eine Sekunde länger. Halbbenommen griff er nach dem blauen PET, welches sich Rockman und Blues teilten.
 

"Enzan-sama! Was habt ihr vor...?" murmelte der rote Navi, als er sah, dass sein Herr sich langsam vom Sofa rollte und versuchte aufzustehen. "Du musst liegen bleiben!" bestätigte Rockman, um den Jungen zu überzeugen, doch es war zwecklos.
 

Enzan taumelte zum nächsten Fenster, ohne auf die beiden Stimmchen aus dem Gerät zu hören. Für ihn zählte nur ein Gedanke: Weg! Und das so schnell wie möglich. Er hatte große Schwierigkeiten, das Fenster zu öffnen, doch nach dem dritten Anlauf gelang es ihm schließlich.
 

Den kalten und feuchten Wind bemerkte der Weißhaarige nicht einmal. "Enzan-sama!" Zum ersten Mal wurde der Tonfall des Silberhaarigen, gegenüber seines Operators, scharf. "Bleibt hier!" "Ich kann nicht..." flüsterte Enzan nur und stieg ins Freie.
 

Der Regen durchnässte sofort das weiße, verschwitzte Hemd des Jungen. Immer noch barfuss lief er um das Haus und warf durch ein Fenster einen Blick ins Esszimmer.
 

Nettos Mutter und Vater, sowie Netto selbst und Meiru saßen beisammen und aßen zu Abend und ganz am Ende des Tischkopfes saß sie. Die junge Frau hatte ein liebliches Lächeln aufgesetzt und wirkte ganz gewöhnlich, doch in ihrem Blick war etwas Eiskaltes.
 

Rockman und Blues sahen sich besorgt und verzweifelt an. Wie konnten sie den Jungen überzeugen, wieder ins Haus zu gehen? Was sah er, was ihn so beunruhigte?
 

Enzan musterte die ganze Zeit lang die junge Frau. Was wollte sie von ihm? Verfolgte sie ihn sogar? Plötzlich, für einen Bruchteil einer Minute kreuzten sich ihre Blicke. Der weißhaarige Junge schrak auf und drückte sich, so eng es nur möglich war, an die Wand des Gebäudes.
 

Hatte sie ihn gesehen? Bestimmt sogar! Sein Atem raste plötzlich und das Fieber war nicht Schuld daran. Er konnte es sich nicht erklären. Warum hatte er solche Angst vor ihr?
 

Ohne es zu wollen, begann er zu laufen. So schnell er nur konnte. Vor seinen Augen war alles verschwommen, seine Beine gaben ab und an nach und sein Herz pochte so laut, dass er es selbst hören konnte.
 

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Netto ging beim Essen strukturiert vor. Zuerst sammelte er, seine am meisten geliebten Speisen, in der Mitte des Tellers, damit er sich das Beste zum Schluss bewahrte, darauf hin folgte seine zweite Leibspeise, dann seine dritte und so weiter und so fort. Dass ein Teller eine Begrenzung hatte, störte ihn nicht weiter. Dann nahm er halt einen weiteren hinzu.
 

Meiru betrachtete etwas skeptisch den aufgetürmten, beinahe monströsen Berg voller Nahrungsmittel, der vor dem Braunhaarigen wie ein Jengaturm hin und herwackelte, in der Befürchtung der heiße Hot Dog auf jener Spitze würde gleich auf sie hinuntersausen.
 

Haruka hingegen freute es, dass ihr Sohn einen so gesunden Appetit hatte und ihre Köstlichkeiten genoss. Eher besorgten sie ihr geliebter Gatte und seine Begleitung. Yuuichiro hatte seinen Blick an der Weißhaarigen festgemacht und kaute seit 15 Minuten auf einem Stückchen Salat herum. Die junge Frau ignorierte seinen Blick und versuchte sich immer wieder in ein Gespräch einzuklinken.
 

Trotz dieser Tatsache verriet sie nur wenig über ihr Leben oder über ihre Familie. Vielmehr war sie es, die sich fröhlich nach der Familie erkundigte, Netto direkt ins Herz schloss und bemerkte wie sehr er seinem Daddy ähnelte, lobte Harukas hervorragende Küche, entzückte sich selbst an der herrlichen Tapete im Esszimmer, die scheinbar so hervorragend zur Deckenfarbe passen würde und erzählte heiter über alte Zeiten von der Grundschule bis zur Universität.
 

Für einen Augenblick hatte sich sein scharfes Lächeln auf ihren Lippen gezeigt und sie erhob sich mit einer entschuldigenden Geste "Darf ich vielleicht ihr Bad benutzen?" fragte sie kurzerhand. "Natürlich!" entgegnete Haruka ohne Einwände. Und warum sollte sie auch welche haben? War so etwas nicht die Pflicht eines jeden Gastgebers?
 

Nettos Mutter zeigte wohlwollend in die Richtung des Gäste-WC's. Yukiko bedankte sich herzlich und steuerte es guter Laune an, doch scheinbar überlegte sie sich die Sache noch einmal und schlug lieber den Weg zur Eingangstür ein.
 

Mit einer raschen Handbewegung zog sie eine lange, dünne Zigarette hervor und zündete sie an. Der Regen tropfte vom Dach herunter und brachte die Zigarettenspitze zum glimmen.

Gelassen stieß sie ein wenig Rauch aus und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
 

Ihr Blick vereiste sich schlagartig und ihr heimtückisches Lächeln kam wieder zum Vorschein, als ändere sie auf einen Schlag ihre Persönlichkeit.
 

"Soso...Enzan. Du möchtest also Katz und Maus spielen, ja? Von mir aus! Game start..."
 

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Anmerkung: hat etwas länger gedauert bis ich fertig war, sorry ^^" Aber jetzt ist es ja da! Ich mag einige stellen aus diesem Kapitel gerne leiden, z.B. Netto Befühlen von Enzans Stirn *lol* (muss ich verdreht gewesen sein, als ich das geschrieben hab)oder Meirus vergleich ^-^
 

Für die, die nicht wissen wer Yuriko ist: Sie kommt in Axess vor, hat nen schicken lila Lippenstift und ist die Schwester von Mariko (Evil-Twin *lacha*). Sie kennt Regal schon seit klein auf (kann sein, dass er sie adoptiert hat oder so ^^") und arbeitet für ihn. Der gute Enzan verdirbt ihr sehr oft dabei ihre Pläne, daher ist verständlich, dass sie ihn nicht leiden mag, oder?
 

Danke nochmals all meinen Leserrinnen und Lesern ^_^ Ich freu mich immer über Kommis *drüüück* bis bald

Eure Mahado



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Civa
2010-01-27T15:25:16+00:00 27.01.2010 16:25
*dahin schmelz*
einfach nur prima~
Ich würd Enzan gern auch mal so in Hemd & Shorts sehen *_*
Von: abgemeldet
2006-12-29T14:25:06+00:00 29.12.2006 15:25
Wieder sehr schön geworden. Ich mag die Stelle im Flur.
Von: abgemeldet
2005-03-02T10:09:05+00:00 02.03.2005 11:09
Meiru soll Enzan mit Netto vergleichen?Dass glaub ich nich:/
Ich gewöhne mich immer mehr an die original namen von Lan(oops),Netto und Co
Von:  Venka
2005-02-19T10:26:55+00:00 19.02.2005 11:26
Das mit Enzan auf der Flucht kenne ich woanders her...
^^()
Anyways!
WEEEEEEEIIIIIIIIITTTTTTTTEEEEEEEERRRRRRRRRR!!!
Und das ganze recht schnell!
^^
*hungert nach mehr*


Venka
Von: abgemeldet
2005-02-18T22:28:16+00:00 18.02.2005 23:28
Cool mach schnell weiter bin schon aufgeregt.
Bye Kiria
Von:  Ajeka3
2005-02-18T17:23:40+00:00 18.02.2005 18:23
WO IST LAN PUMMELIG??!! *von allen Seiten kuck*
(Thema wechsel)Der arme Enzan muß schon wieder abhauen,
"komm zu mir ich beschütze dich *grins*(fragt sich wer ihn dann vor mir schützt *sabber*)
Jetzt hat er wenigstens Blues und Rock bei sich, ich bin gespannt wie es weiter geht.


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