Macht der Erinnerungen
Macht der Erinnerungen
Erschrocken starrte Sarah ihren Gegenüber an. Victoria bemerkte erst jetzt , dass sie ihre Zähne gezeigt hatte und entschuldigte sich ein wneig verlegen.
"Tut mir Leid , ich hätte dich warnen sollen" , meinte sie und versuchte das schwarzhaarige Mädchen zu beruhigen , doch dieses war nicht mehr in der Gegenwart , sondern in Gedanken in die Vergangenheit entschwunden zu jenem einen Tag , an dem sie ihr Lächeln verloren hatte. Es war ein regnerischer Herbsttag vor einem Jahr gewesen. Sie hatte sich mit ihrem Professor getroffen und übe ihre Facharbeit gesprochen. Auf dem nach Hauseweg war sie dann mit einem scheinbar Betrunkenen zusammengestoßen , der sich als Vampir entpuppt hatte. Ihr war das Herz stehen geblieben als sie seine blutroten Augen und diese enorm langen Eckzähne gesehen hatte. Sie hatte sich verzweifelt gewehrt gehabt , doch er war viel stärker gewesen. Unter Tränen hatte sie um ihr Leben gebettelt , doch er hatte das nur lachend kommentiert. Sie konnte wieder seinen toten Atmen auf ihrem Hals spüren und die Fangzähne sehen , wie sei bereit
waren , sich in ihren Hals zu bohren um ihren Lebenssaft zu trinken. fast glaubte sie den Schmerz zu spüren , wie sie gebissen und ausgesaugt wurde.
Mit einem Angstschrei kehrte sie wieder in die Realität zurück , wo sich eine besorgte Victoria zu ihr beugte. Diese freundlich gemeinte Geste gab Sarah den Rest , sodass sie weinend und von Panik erfüllt aus der Küche stürmte und ein verwirrtes Vampirmädchen zurückließ. Wieder wurde Walters Nichte von den finsteren Erinnerungen heimgesucht , die sie in Angst und Schrecken versetzten. Jede noch so kleine Bewegung , selbst ihr eigener Schatten jagte ihr Todesangst ein. Wie ein verängstigtes Tier stürmte sie in ihr Zimmer , warf die Tür hinter sich zu und schloss ab. Völlig aufgelöst rutschte sie an der Zimmertür herunter und weinte sich die gequälte Seele aus dem Leib. Heute würde sie keine Ruhe mehr finden und vermutlich auch in den nächsten Wochen nicht.
Ich muss hier weg , schleunigst , schoss es ihr durch den Kopf. Gehetzt sah sie ich in ihrem Zimmer um und musste doch erkennen , dass sie nirgendswo hinkonnte. Erst langsam kehrte ihr vernünftiges Denkn zurück und sie stellte fest , dass außer ihr hier noch andere Menschen lebten , unter anderem ihr Onkel , der mit den Vampiren umzugehen vermochte. Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an diesen Gedanken , der ihr wie ein Rettungsseil aus den ängstigenden Erinnernungen erschien. Allmählich beruhigte sich ihr aufgeschrecktes Herz , dass wie wild in ihrer Brust hämmerte und der Tränenstromm begann zu versiegen.
Ich muss ja aussehen wie einen Jammergestalt, schoss es ihr durch den
Kopf , als sie sich ins Bad begab und sich das Gesicht wusch. Ihre Vermutung wurde von ihrem bleichen Spiegelbild mit dne geröteten Augen bestätigt. Seufzend ließ sie sich heißes Wasser in die Badewanne ein , entkleidete sich und stieg hinein , in der Hoffnung sich so von ihrem gewaltigen Schreck erholen zu können und die dunklen Gedanken wieder in die Tiefen ihres Bewusstseins verbannen zu können.