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Vier und vierundzwanzig kleine Überraschungen

Der Kleine Adventskalender
von

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13. Dezember - Wolf's Rain

Meine geliebte, schöne, süße Hamona. Noch bevor mein Großvater vor 200 Jahren verschwand, war es Sitte, zu einer bestimmten Zeit des Jahres die Geburt Christi zu zelebrieren. In der Darcia Famlie feierten wir diesen Umstand für drei Tage. Vierundzwanzig Tage zuvor erlebte das Haus einen Wandel. Überall erstrahlten Kerzen; Tannengirlanden zierten die Wände und Treppengeländer. Die Farben Rot und Gold dominierten das Geschehen. Vorhänge in diesen Farben zierten die Fenster, welche groß und majestätisch die Fronten der Paläste schmückten. Von Zeit zu Zeit ging Schnee vor ihnen nieder und tauchte die Landschaft in ein reines Tuch, welches alle Sünden des vergangenen Jahres wegzuwaschen schien. Überall kehrte Frieden ein.
 

Es war für uns wie das Paradies. Das Paradies auf Erden und vor allem wir Kinder genossen es. Diese Tradition und die Erinnerung an unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen halten sich bis zum heutigen Tag. Und das Paradies, das ich eins zu schätzen lernte, will ich dir heute zu Füßen legen.
 

Darcia stand in der Vorhalle des großen Palastes. Er trug eine schwarze Hose und ein rotes Hemd, welches nur bis zur Brust zugeknöpft war, welche im Schein des Kerzenmeeres golden schimmerte. Im gleichen Licht glänzte sein schwarzes Haar bläulich und betonte das stechend blaue Auge, welches voller Vorfreude die Treppe hinauf blickte.
 

Kurz huschte sein Blick nervös zu der großen Standuhr, die an der Ostwand der Vorhalle stand. Es war bereits spät und jeden Moment erwartete er das Erscheinen seiner geliebten Hamona, welche in ein edles Designerkleid gekleidet sein würde, welches er für sie hatte anfertigen lassen.
 

An diesem Tag, an einem Tag, der auf das Paradies seiner Kindertage hinauslief, wollte er sie in alte Traditionen einführen. Ihr nahe legen, wie schön diese sein konnten. Und er wollte noch viel mehr. Er wollte ihr seine Liebe gestehen. Mündlich und nicht nur auf dem Papier, wollte er ihr sagen, dass sie alles für ihn war, und dass er sich ihr in alle Ewigkeiten verbunden fühlte.
 

In Gedanken versunken dachte er an den Tag zurück, als er sie das erste Mal getroffen hatte, dachte an ihr wunderschönes Lächeln zurück, das sein Herz und auch seine Seele berührt hatte, um ihm letztendlich beides zu stehlen und ewig an sie zu binden. Und obgleich dem so war, so wollte er es nicht anders. Nie mehr wollte er ohne sie sein. Und niemals würde er zulassen, dass sie getrennt würden.
 

Als das Rascheln von feinem Stoff oben auf der Treppe erklang, riss der junge Lord sich aus seinen Gedanken los und glaubte beinah, sich einem Engel gegenüber zu sehen. Hamona, groß, schlank und wunderschön, war gekleidet in ein weißes fließendes Kleid, welches ihre Figur umschmeichelte und gleichzeitig soviel verhüllte, um seine Fantasie Freudensprünge machen zu lassen. Ein zärtliches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie seinen Namen sprach und einem Engel gleich schwebte sie zu dem Sterblichen hinab, der sie aus tiefstem Herzen liebte und verehrte.
 

Als sie die unterste Treppenstufe erreichte, machte Darcia eine tiefe Verneigung vor ihr und offerierte ihr galant seine Hand, welche sie vorsichtig, beinah scheu ergriff, trotz der Tatsache, dass sie einander besser kannten, als jedem Anderen dies möglich wäre. "Du bist wunderschön, Hamona." Darcias Auge richtete sich auf die engelsgleiche Frau mit den strahlenden Augen und dem Gesicht, das zu schön war, um für ihn Realität zu sein. Wie immer, wenn er sie anblickt, klopfte sein Herz vor Aufregung.
 

Die junge Frau lächelte ihn liebevoll an und ließ ihren Blick über seine große Statur gleiten. "Mein Begleiter steht mit keineswegs nach."
 

Darcia blickte in ihre Augen und neigte sich vor. Zärtlich und zugleich vorsichtig hauchte er einen zarten Kuss auf ihre Wange, immer darauf bedacht, ihr nicht doch zu nahe zu treten.
 

Zart röteten sich die Wangen der jungen Frau. Der Kuss hinterließ ein warmes Feuer, welches ihren ganzen Körper in Brand setzte. Ihre Hand in Darcias drückte seine Hand.
 

Der junge Lord erwiderte das Lächeln, welches sie immer noch auf den Lippen trug und führte sie in den großen Wohnraum, der in vorweihnachtlichem Glanz erstrahlte. Weihnachten, das Fest, das er ihr als Paradies auf Erden geschildert hatte.
 

Hamonas Augen weiteten sich vor Freude, als sie der ganzen Dekorationen, der Wärme und des angenehmen Geruchs gewahr wurde. Ihre Augen wanderten durch den ganzen Raum und blieben an dem mit Tannengirlanden, welche rot und golden behangen war, geschmückten Kamin hängen, der durch sein prasselndes Feuer die angenehme Wärme verströmte. "Das ist unglaublich schön, Darcia."
 

"Nicht so schön, wie du." Mit langsamen Schritten, die ihrem Tempo angepasst waren, geleitete er sie zu der Sitzecke, die sich um den Kamin erstreckte. Vor diesem und damit in der Mitte der Sitzgelegenheiten blieb er stehen und blickte in ihre strahlenden Augen. "Ich wollte dir einen Eindruck davon vermitteln, wie wir leben. Wie ich lebe und es immer tun will. Mit dir zusammen. Und... und..." Sein Herz begann heftig in seiner Brust zu schlagen, während seine Hände immer wärmer wurden, obwohl sie ihm kalt erschienen wie der Schnee draußen in der Kälte. Aufgeregt wie ein kleiner Junge, brach es schließlich aus ihm heraus. "Hamona, ich muss es dir einfach sagen. Ich liebe dich. Seit dem Augenblick, als ich dich das erste Mal sah. Du bist in meinem Kopf, in meinem Herzen und in meiner Seele. Ich liebe dich."
 

Gerührt und überglücklich blickte sie ihn an. Verzückt von den süßen Worten, die sich seinem Mund entrungen hatten und wegen der Wahrheit, die seine Lippen sprachen. Eine gemeinsame Wahrheit, eine Wahrheit, die auch für sie zutraf. Langsam und zurückhaltend näherte sie sich seinem Gesicht. Noch viel langsamer schlossen sich ihre Augen, als ihre Lippen auf seine trafen und sich ihre Münder in einem süßen Spiel bewegten. Erst, als der Kuss gelöst war und die darauf beruhende Röte ihr Gesicht verlassen hatte, erhob sie ihre leise und zarte Stimme. "Und ich liebe dich, Darcia. Aus ganzem Herzen."
 

Das Herz des jungen Lords schlug um so heftiger in seiner Brust und erst, als sie ihn bat, sie in seine Traditionen einzuführen, riss er sich von ihrem Anblick, von ihren Lippen los und erzählte ihr von seiner Jugend. Von den Weihnachtsbäumen, dem Gebäck, dem aromatisierten Tee und wie glücklich er einst gewesen war.
 

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© by Sandra Wronna/Merenwen



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