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Guilty

Schuldig - Kann ich es je wieder gut machen?
von

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Die Unsterblichkeit des Phönix

Es war Samstag, noch recht früh am Morgen. Da klingelte es an der Tür.

„Ich mach auf!“, rief Tyson stürmisch.

„Ich bin schneller!“, lachte Max und startete zu einem Wettlauf mit seinem besten Freund. Doch Tyson war zuerst an der Tür und öffnete sie. Vor ihm stand ein hochgewachsener Typ, dessen Gesicht sie nicht erkennen konnten, da es von einem gewaltigen Strauß weißer Lilien und roter Rosen verdeckt wurde.

„Ähm, ich glaube, wir hatten keine Blumen bestellt...“, meinte Tyson ratlos.

Da raschelte der Strauß, und ein roter Haarschopf kam zum Vorschein.

„Tala!“ Erschrocken drehten sich Tyson und Max um. Hinter ihnen stand ihr Teamleader und grinste.

„Kai!“ Ein ebenso breites Grinsen legte sich auf die Lippen des Rothaarigen. Die Wiedersehensfreude der beiden Freunde war unverkennbar.

„Dawai, komm rein!“ Kai schob sich an Max und Tyson vorbei und öffnete die Tür ganz. Dabei entdeckte er auch einen schwarzen, recht schwer aussehenden Koffer. Er umarmte Tala herzlich, packte dann dessen Koffer und schob seinen Freund ins Haus hinein.

„Hier, hab ich dir mitgebracht.“ Tala überreichte Kai den Blumenstrauß, der ihn fast ehrfürchtig entgegennahm. „Weiße Lilien und Rosen...“ Der Graublauhaarige drehte sich weg. „Dass du daran gedacht hast... Danke! Ich suche eben ne Vase, geh ruhig schon mal ins Wohnzimmer.“ Dann ging er in den Keller.

Jetzt wandte Tala sich an Tyson und Max. „Entschuldigung, ich habe euch noch gar nicht begrüßt. Hi!“ Er reichte den beiden seine Hand. Max fand als erster seine Sprache wieder, da sie beide noch total überrascht gewesen waren. „Ähm, ja, hallo! Das Wohnzimmer ist geradeaus, durch die Küche und dann links. Setz dich doch!“

Tala nickte und ging in eben beschriebene Richtung. Dabei humpelte er leicht und hielt sich die rechte Seite.
 

„Oh, hallo Tala! Was verschafft uns die Ehre?“, fragte Ray überrascht, als der Russe das Wohnzimmer betrat und auf dem Sessel Platz nahm, wo Kai gesessen hatte, als er seinen Teamkameraden erklärt hatte, dass Tala einen Unfall gehabt habe.

„Ich wollte Kai besuchen. Hab ihn ja schon lange nicht mehr gesehen und heute ist ein besonderer Tag...“

„Besonderer Tag? Ein Feiertag oder was meinst du?“ Interessiert setzte sich Max ihm gegenüber auf das Sofa.

~Treffer, Fettnäpfchen gefunden! Kai hat es ihnen ganz sicher nicht erzählt...~, dachte Tala.

„Wie geht es dir eigentlich? Kai sagte, du wärst verletzt“, erkundigte sich Kenny, der neben Max saß.

„Schon viel besser. Es dauert noch ne Weile, bis ich mich wieder uneingeschränkt bewegen kann, aber der Verband muss noch einmal gewechselt werden und nach einer Woche muss ich ihn dann gar nicht mehr tragen.“

„Das hört sich gut an!“ Kai, der eben wieder gekommen war, lächelte erfreut. Er stand hinter Tala und legte seine Hände auf dessen Schultern.

„Leute, wir, also Tala und ich, gehen für ein paar Stunden weg, ok? Damit ihr Bescheid wisst. Sorry Tala, dass ich dich schon wieder aufscheuche, obwohl du gerade erst gekommen bist.“

„Kein Problem. Also Jungs, hat mich gefreut! Bis die Tage!“

Tala stand, mit Hilfe von Kai, auf und zusammen verließen sie die WG. Kai trug Talas schweren Koffer, während Tala den Blumenstrauß in der Vase mitnahm.

„Wohin geht es denn?“

„Na ja, ich hab dir ja versprochen, dass du hier wohnen kannst. Damit meinte ich jetzt nicht die WG. Wenn du willst, kannst du natürlich auch da wohnen, aber... der Ort, zu dem wir jetzt gehen, ist weitaus ruhiger und schöner, das kannst du mir glauben“, erklärte Kai und sah dabei fast glücklich aus.
 

Sie waren lange gelaufen, durch viele Neben– und über zwei Hauptverkehrsstraßen. Endlich waren sie an ihrem Ziel angekommen.

„Was ist das? Wo sind wir hier?“ , fragte Tala verwirrt, als sie vor der kleinen Gartenpforte eines recht ansehnlichen Hauses standen. Kai öffnete das Pförtchen und ging über den gepflasterten Weg durch den Garten bis vor die weiße Haustür. Tala folgte ihm verblüfft.

Der Weg war übersäht mit Wildpflanzen, in den Blumenbeeten wuchs alles durcheinander. An diesem Garten schien schon sehr lange niemand mehr Hand angelegt zu haben. Dennoch besaß er eine gewisse Schönheit.

Kai betrachtete den Garten lange. Dann wandte er sich ab. Er zog seine Halskette mit dem Amulett hervor. Dieses öffnete er und zum Vorschein kam ein Schlüssel. Er steckte diesen ins Schloss und drückte die Tür auf. Kai trat ein und ließ das Amulett, in das er den Schlüssel bereits wieder sicher verstaut hatte, mit einer selbstverständlichen Bewegung links von sich auf dem marmornen Sideboard nieder. Es staubte sehr, als er dies tat.

Tala dagegen sah sich um. Von seinem Standort aus mündete der Flur geradeaus in eine große, geräumige Küche. Links von ihm ging es ins Wohnzimmer. Rechts führte eine Treppe hinauf in die zweite Etage. Sie war relativ breit und auf halber Höhe machte sie einen Knick nach links.

Tala ging weiter in Richtung Küche. Diese war durch eine Tür mit dem Wohnzimmer verbunden. Er öffnete die Tür und sah in den Raum hinein. Hier befand sich ein breites, orangefarbenes Sofa, gesäumt von zwei Sesseln derselben Farbe. In der Mitte dazwischen stand ein kleiner Holztisch von runder Form. Gegenüber der Tür, in der Tala stand, trug ein gläserner Tisch mit Spitzendeckchen ein etwas älteres Modell eines Fernsehers, das heute schon längst nicht mehr verkauft wurde.

Der Rothaarige drehte sich um und bemerkte zu seinem Erstaunen, dass die Küche über eine weitere Tür verfügte. Diese führte über einen kleinen Flur zum Wintergarten. Auf diesem Flur hing eine zweite Garderobe, ähnlich der, die Tala bereits im ersten Flur entdeckt hatte. Ihr gegenüber war ein Schild mit der Aufschrift „Gäste-WC“ an einer Tür befestigt.

Kai, der vorgegangen war, kam durch den Wintergarten wieder ins Haus. „Kai? Wem gehört dieses Haus? Wer wohnt hier?“, fragte Tala. Kai sagte leise: „Es ist das Haus meiner Eltern... Wir haben hier gewohnt, bis...“ Er senkte seinen Blick, denn durch seine Entdeckung, die er draußen gemacht hatte, war ihm zum Heulen zumute. Doch vor seinem besten Freund konnte er sich nicht verstellen.

„Weißt du, ich wollte früher unbedingt ein Kaninchen.. Aber weil Mama und Papa ja immer unterwegs waren, ging das nicht, keiner hätte sich um das Tier kümmern können. Und grade... ich... also, da steht ein unfertiger Stall im Garten... Sogar das Werkzeug liegt noch da.. ein Hammer, rostige Nägel...“

Kai zwängte sich an dem Rothaarigen vorbei und rannte los, die Treppe hoch, hielt erst, als er im Zimmer seiner Eltern stand.

„Kai!!“, rief Tala und lief ihm hinterher. Er stoppte. Kai hatte ihm den Rücken zugewandt, er zitterte leicht. Die Sonne schien durch die Fenster und erhellte den Raum. Zu seiner Linken sah Tala eine Kommode mit einem Spiegel, dahinter, in Richtung der Fenster, einen Schrank. Auf der rechten Seite stand ein breites Ehebett, mit einem Nachttisch an jeder Seite.

Langsam ging Kai weiter ins Zimmer, stellte sich direkt vor das Bettende. Eine dicke Staubschicht lag auf der Bettwäsche, wie auch sonst auf allen Möbeln und Gegenständen im Haus. Doch das war nicht verwunderlich, schließlich hatte es seit elf Jahren niemand mehr betreten. Der Graublauhaarige ließ sich auf die Knie sinken.

„Ich habe immer gewusst, dass es hier ist. Dass mein Zuhause nur ein paar Straßen entfernt liegt“, begann Kai leise. „Aber ich habe mich nicht getraut...“

„Weil du Angst hattest? Davor, wieder erinnert zu werden?“

Ein schwaches Nicken war die Antwort. Tala seufzte. Er hockte sich hinter Kai und schlang seine Arme um ihn. „Du warst hier doch zuhause, hast dich hier wohl gefühlt, nur gute Gefühle verbindest du mit diesem Ort, das stimmt doch, oder? Du wirst dich immer an die erinnern, die dich lieben und die du liebst. Das kannst und sollst du nie verdrängen, hörst du?“, flüsterte er ihm sanft, aber eindringlich ins Ohr. Da spürte er etwas auf seine Hände tropfen. Kai rannen die Tränen die Wangen hinunter. Er wollte es zurückhalten, doch er schaffte es nicht. Der Rothaarige wiegte ihn sacht hin und her, Kai krallte sich an ihm fest. In diesem Moment glühte sein Amulett auf, das er unten hatte liegen lassen, und leuchtete heller denn je. Es wurde zu einer Lichtkugel mit rötlichem Schimmer, stieg auf in die Luft und schwebte hinauf zu den beiden Jungen im elterlichen Schlafzimmer. Dort strahlte es noch heller, so dass es die Jungen blendete. Als Kai die Augen blinzelnd wieder aufschlug, sah er rotes Gefieder und aufgeweckte, goldene Augen, die ihn zärtlich musterten.

„Dranzer?!“

Ja, sein geliebter Phönix war zurückgekehrt!
 

„Ich finde es gut, dass alles in diesem Haus so hell ist“, meinte Tala. Und das stimmte, die großen Fenster ließen viel Licht durch, die Einrichtung an sich war in frohen Farben gehalten. So hatte sich Sophia Hiwatari wohl gefühlt.

„Krasser Gegensatz zur Abtei, nicht wahr?“, fragte Kai, während er den Kühlschrank öffnete. Tala erwiderte darauf nichts. Er wischte mit einem Lappen den Staub vom Küchentisch. Dann setzte er sich auf einen Stuhl, wobei er viel Staub aufwirbelte. Er hustete. Kai drehte sich zu ihm um.

„Du kannst hier wohnen. Wenn du möchtest...“

„Was? Nein, Kai, das... das kann ich nicht annehmen! Du hast hier gelebt, deine Eltern, Erinnerungen, du...“

„Ich weiß. Das alles ist mir sehr wichtig. Aber du bist es auch! Ich vertraue dir. Du bist mein bester Freund, und hiermit will ich dir zeigen, wie wichtig du mir bist!“

„Kai...“ Tala lächelte.

„Ja sku4aju bes tebja.“

Der Rothaarige nickte. „Sollen wir... ein bisschen Staub saugen?“

„Wäre besser. Aber... um Essen musst du dich selbst kümmern, das ist alles... schon etwas über der Haltbarkeit.“ Dabei holte er mit spitzen Fingern ein eingepacktes Stück Käse aus dem Kühlschrank heraus, das wirklich unansehnlich war.

„Aha. Nun, ich wollte immer schon mal wissen, wie ein Käse aussieht, wenn man ihn nicht isst...“

Tala schüttelte sich vor Ekel und machte den Mülleimer auf. Sofort schlug er ihn wieder zu.

Es war ein Wunder, dass der Schimmel sich nicht weiter im Haus ausgebreitet hatte.

„Meine Eltern haben sicher nicht gedacht, dass sie nicht wieder kommen werden. Für sie war es nur eine kleine Fahrt nach Moskau. Sie wollten mich doch nur abholen, weiter nichts. Alles ist so, wie sie es verlassen haben...“

Kurz schwiegen beide. Dann klatschte Tala in die Hände: „So, dann wollen wir mal! Lass uns mal ranklotzen, wenn deine Eltern wieder kommen, sieht’s hier wenigstens nicht mehr so aus wie bei mir unterm Bett!“ Er grinste und krempelte die Ärmel hoch.

„Ja, dann wollen wir mal...“, murmelte Kai leise.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2017-05-11T18:19:47+00:00 11.05.2017 20:19
hach jaaaaaaa....
dass kapitel ist nichts für schwache nerven *heul*
sehr emotional T^T
aber wenigstens hat man einen guten einblick ins kais gefühlswelt bekommen und einen einblick in seiner vergangenheit. sehr schön!
Von:  Phoenix-of-Darkness
2006-06-14T21:07:22+00:00 14.06.2006 23:07
Ich glaub ich will nicht wissen wie es bei Tala unter dem Bett aussieht!
*grins*
Jedenfalls war die Wiedersehnsfreude großartig beschrieben!!!
Auch die 'Wiedergeburt' von Dranzer war wirklich im passenden Moment!

dat Kaichen
Von: abgemeldet
2006-06-09T20:41:22+00:00 09.06.2006 22:41
Ich find die Geschichte klasse
Schreibst du mir ne ENS wenn es weitergeht? *bettel*
Von: abgemeldet
2006-06-02T12:20:17+00:00 02.06.2006 14:20
uwah... wie käse aussieht, wenn man ihn nich merh essen soll, sollte ich mir lieber gar nicht vorstellen... *würg*

nyo, das neue pittel ist supi! ^^
die frage von evil_chan stell ich mir auch, was ist hier eigentlich das pairing (wenns überhaupt eines gibt) ??

find ich schön, dass kai dranzer wieder hat! wär doch schade gewesen wenn nicht, oder? ^o^

nyo, krieg ich büdde ne ENS, wenn ein neues Pittel da ist???

Ciao,
Mina

PS.: Sorry, das ich erst so spät ein kommi schreib!
Von:  LindenRathan
2006-05-26T13:00:54+00:00 26.05.2006 15:00
Kai und Tala haben ein besonderes Verhältnis zueinander.
Sie vertrauen sich ohne Einschränkung.
Schreib schnell weiter.
Von:  Zess
2006-05-26T08:26:18+00:00 26.05.2006 10:26
Hm... ich finde diese FF einfach geil*.*
Kai hast du wirklich gut getroffen!!
Woher kannst du eigentlich so gut russisch? *dich beneid, will auch so gut russisch können >.<)
Gibt es deiner FF auch Parrings? hmm....?
Schreib mir wenn das nächste Kappi oben ist ok?

*flausch*
E-Chan
Von: abgemeldet
2006-05-25T21:51:54+00:00 25.05.2006 23:51
also...ich find das voll schön!!!
Das Dranzer wiederkommt, gefällt mir und überhaupt...ein super Kapitel!
Freu mich schon riesig auf das nächste^^

byeee
Julchen^^


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