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Guilty

Schuldig - Kann ich es je wieder gut machen?
von

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Kurzbesuch

Als Kai am Bahnhof angekommen war, fiel ihm ein, dass er Ray noch einen Wecker schuldig war.

"Och nee... Einen Morgen kommt der auch wohl ohne aus!"

Trotzdem: Wohl war ihm nicht dabei.

Aber damit konnte er sich jetzt nicht abgeben, er musste so schnell wie möglich nach Russland. Kai stieg sofort in die nächste Bahn ein, die gerade einfuhr. Er setzte sich in ein Abteil neben eine alte Dame, die er höflich gefragt hatte, ob dort noch ein Platz frei wäre.

"Du bist aber ein wohlerzogener Junge! Die Jugend heutzutage ist ja oft längst nicht mehr so höflich. Sehr bedauerlich", sprach die Dame Kai an. Der Blaugrauhaarige nickte nur bestätigend. Er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen.

"Wie alt bist du denn, wenn ich fragen darf? 16? Weißt du, ich habe zwei Enkelkinder, ein Zwillingspärchen, die sind auch ungefähr in deinem Alter. So lieb, kann ich dir sagen, aber wenn die untereinander reden, mit Gleichaltrigen, dann sind sie rotzfrech, da erschreckst du dich!"

So ging das noch eine Weile weiter. Dem Jungen ging das Gelaber der Dame zwar mächtig auf den Keks, zumal es ihn ja nicht mal interessierte, aber er machte gute Miene zum bösen Spiel, sprich, er blieb weiterhin höflich, beantwortete ihr Fragen und hörte ihr zu.

"Wohin willst du denn eigentlich noch so spät abends? Ist das nicht gefährlich so ganz alleine? Oder fährst du gerade nach Hause?"

Kai bemerkte für sich, dass die Dame scheinbar Gefallen daran hatte, ihn mit mehreren Fragen auf einmal zu bombardieren.

"Nein, nicht nach Hause. Ich möchte einen Freund von mir besuchen, das ist nicht mehr allzu weit."

"Einen Freund? Das ist aber schön! Wie weit geht die Reise denn?"

"In Otaru muss ich aussteigen."

"Ja, aber das sind ja noch mindestens drei Stunden Fahrtzeit!", rief die Frau erschrocken aus.

Der Graublauhaarige musste sich beherrschen, denn sie fing an, ihn heftigst zu nerven.

"Das macht nichts, dann ist es ja erst kurz vor zwölf Uhr."

"Na, wenn du das mit deinen Eltern so abgesprochen hast... Also ich habe meinen Sohn nicht mehr so spät nachts rumlaufen lassen, da hätte ich mir als Mutter ja viel zu viele Sorgen gemacht! Zwölf Uhr nachts, wenn das mal gut geht! Du, ich muss hier aussteigen! Sei vorsichtig und viel Spaß noch!"

Damit verabschiedete sich die alte Dame und stieg in Aomori aus.

Kai blickte ihr nach. Mit traurigen Augen senkte er den Kopf. Die Frau hatte alte Wunden aufgerissen. Seine Eltern... 11 Jahre hatte er sie schon nicht mehr gesehen...
 

Die frühen Sonnenstrahlen leuchteten in einem sanften orangerot. Diejenigen von ihnen, die sich durch die kleinen Lücken zwischen den Rollläden hindurchschoben, kitzelten den kleinen Jungen, der im Bett seiner Eltern selig schlief, an der Nase. Müde öffnete er die Augen, dann streckte er sich, nachdem er mehrmals geblinzelt hatte. Er kuschelte sich näher an die Wärmequelle, die seine Mutter war, und atmete ihren Duft ein. Nur sie roch so, wie der Kleine fand, und dieser Geruch war wie Balsam für ihn, er beruhigte ihn immer wieder.

So langsam erwachten auch die Eltern des Jungen. Alexander Hiwatari rutschte sachte näher an seinen Sohn und seine noch schlafende Frau heran und bedachte sie mit einem liebevollen Lächeln. Da schlug die Frau nun schläfrig die Augen auf und als sie ihren Mann sah, erwiderte sie sein Lächeln. Beide schauten zärtlich auf ihren Sohn herab.

Nach einer Weile aber stand die junge Mutter auf, um das Frühstück vorzubereiten. Ihr Sohn kommentierte das mit einem leichten Grummeln. Darüber musste sein Vater lachen.

"Komm kleiner Mann, raus aus den Federn!"

Doch der Kleine dachte gar nicht daran, aufzustehen. Er rollte sich in die Bettdecke seiner Mutter ein und gab nur ein "Möh!" von sich, was auch immer es heißen sollte.

"Kai..."

Alexander dehnte den Namen seines Sohnes besonders lang. Dann schnappte er sich ein Kissen und warf es auf das Kind. Der Junge war sofort hellwach und wehrte sich lachend. Kissen um Kissen flog durch die Luft und eine schöne Kissenschlacht begann. Da warf sich Alexander aber auch schon angriffslustig auf Kai und begann, ihn gehörig durchzukitzeln. Kai selbst bekam kaum noch Luft vor Lachen.

Durch das fröhliche Geschrei angelockt, stand seine Mutter in der Tür und beobachtete das Treiben eine Weile. Dann nahm sie Anlauf und stürzte sich ebenfalls in die Fronten. Das junge Ehepaar war kaum zu stoppen. Sie hatten sich gegen ihren Sohn verbündet und kitzelten ihn nun gemeinsam durch. Schließlich aber erbarmten sie sich doch ihres Sohnes, da er unter höchsten Anstrengungen den Satz "Ich mach gleich in die Hose!" hervorgebracht hatte, weil er so lachen musste.

"Sophia, lassen wir das lieber, sonst passiert noch ein Unglück!", grinste Alexander.

"Ok!", meinte die junge Frau. Ihre Augen strahlten und ihre Wangen waren gerötet, wie die von Kai und Alexander auch.

"Jungs, es gibt Frühstück!"

"Jaaaaaah!"

Schon waren ihre ,Jungs' verschwunden. Vater und Sohn begannen ein Wettrennen in die Küche, wobei diesmal Kai gewann, da er das Treppengeländer herunterrutschte.

"Na gut, wollen wir das mal gelten lassen!", entschied Alexander. Dann warteten beide auf Sophia. Wenig später betrat sie auch die Küche, nahm aber eine strenge Haltung ein und erklärte mit ernstem Ton: "Ihr beide werdet gleich oben aufräumen, dass das klar ist!" Dabei erkannte man aber ganz deutlich den Schalk, der in ihren Augen blitzte.

"Aber natürlich Schatz. Du musst uns nur vormachen, wie das geht, wir wissen das doch nicht!", meinte Alexander, ein Grinsen unterdrückend.

"Das könnte dir so passen, du...!" Sie nahm ihren Mann scherzend in den Schwitzkasten. "Dir zieh ich die Ohren lang!"

"Wieso? Ist doch schon längst aufgeräumt...", sagte Kai unschuldig. Sophia hörte auf, ihren Mann zu ,quälen' und strubbelte Kai durch sein Haar.

"Nun verrat doch nicht immer alles! Woher wusstest du das denn schon wieder?"

"Na ja.. Das machst du doch immer, bevor du runterkommst, und wir mussten ja auch auf dich warten.."

"Stimmt! Du kannst nie was liegen lassen, weil du so ein ordentlicher Mensch bist!", fiel der Vater ein. Sophia gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn. "Hast ja Recht, mein Liebling!"

"Hey, und was ist mit mir?", empörte sich ihr Mann gespielt.

"Du bist frech und ungezogen, Tigrönok!"

Sophia setzte sich auf seinen Schoß. "Aber ich liebe diese Seite an dir, genau wie ich all die anderen Seiten an dir liebe...", wisperte sie. Und damit gab sie ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen...
 

Kai lächelte. Bis plötzlich eine Stimme über Lautsprecher verkündete, dass der Zug nun die Haltestelle Otaru erreicht hatte. Schwerfällig stand er auf und stieg aus. Ein kühler Wind ließ seinen Mantel umherwehen. Auf der Bahnhofsuhr kündigten die Zeiger 23:45 Uhr an. Mit einem letzten Blick auf den wieder anfahrenden Zug setzte sich der Graublauhaarige in Bewegung Richtung Hafen. Er begegnete keiner Menschenseele. Wie auch, es war mitten in der Nacht, und jeder halbwegs vernünftige Mensch schlief um diese Zeit, da es zusätzlich mitten in der Woche war und man am nächsten Tag entweder arbeiten oder zur Schule musste. Nur Kai mal wieder nicht.

"Oh, das kotzt mich ja alles so was von an!", murrte er vor sich hin. Er wollte ein normales Leben führen, wie seine Teamkollegen, ein ganz gewöhnlicher Jungendlicher sein, gut in der Schule... Doch das alles wurde ihm seit nun mehr 11 Jahren schon verwehrt. Na ja, gut in der Schule war er eigentlich doch, wenn er sich das überlegte. Obwohl er, wie er selbst feststellen musste, in letzter Zeit derbe nachgelassen hatte. Nur in Sport stand er eins, worauf er sich durchaus was einbilden konnte.

Mittlerweile war die Fähre losgeschippert und er genoss die Stille und die Meeresluft. Wie immer stand er an Deck und betrachtete die Sterne am Himmel. Er fragte sich, was SIE wohl gerade machten. Ob SIE wohlauf waren? Ob auch SIE an ihn dachten, ihn suchten? Kai wusste, dass seine Grübeleien bezüglich dieses Themas zu nichts führten, außer zu schmerzvollen Erinnerungen. Aber er konnte einfach nicht anders. Er musste sich Gedanken um SIE machen, in letzter Zeit verlor er zusehends seine Zuversicht, ob seine verzweifelte Suche überhaupt noch sinnvoll war.

Automatisch verließ er die Fähre, als sie nach zwei Stunden im Hafen Terneis anlegte. Immer noch in Gedanken versunken lief er den Weg zu einer Mietfirma, die rund um die Uhr Autos verlieh. Das Problem bei ihm war, dass, wann immer er mutlos wurde, sein Phönix es merkte. Er wollte nicht schwach sein, seine Probleme zeigen, aber Dranzer bemerkte es immer, ebenso wie Tala. Deswegen waren sie auch wohl seine besten Freunde.

"Priwet. Schto ti hotschis?"

Kai hatte gar nicht realisiert, dass er den Laden der Mietfirma bereits betreten und sich an den Schalter gestellt hatte. Erst der Angestellte schreckte ihn aus seinen Gedanken auf.

"Oh... Priwet. Nu, ja hotschu jedan Honda CR-V. Ti eto mosches?"

"Hm... Da. Sdesj, tolko 1200 Rubel."

Mit diesen Worten schob der Angestellte den Schlüssel für den verlangten Wagen über den Tresen. Kai gab ihm das Geld, nahm die Schlüssel und verließ den Laden. Auf dem Parkplatz hinter dem Geschäft fand er das Auto, schloss es auf und setzte sich hinein.

"Er ist teurer geworden.. Sonst hat er immer nur 1000 Rubel verlangt. Na ja, vielleicht nimmt er neuerdings Schweigegeld. Was meinst du, Dranzer?"

Das Amulett um seinen Hals leuchtete rot auf und die Stimme des Phönix antwortete ihm: "Vielleicht. Kann ja sein, dass er weiß, dass du erst 16 bist."

"Ja... Hier fragen die nicht groß danach, wie alt man ist. Alle wollen verdienen, ist doch verständlich. Besonders seitdem Großvater so machtvoll geworden ist, dass er die Hälfte der Steuergelder kassiert und sie noch in die Höhe treibt."

Missmutig drehte Kai den Schlüssel um und trat aufs Gaspedal.

"Aber dafür kannst du doch nichts!"

"Oh doch! Denn da er mich nicht mehr hat, um seine angestrebte Weltherrschaft zu erlangen, versucht er es eben so! Nimmt den Bürgern das Geld, macht Geschäfte mit den Politikern und die Polizei ist machtlos dagegen. Viele von denen lassen sich ja auch bestechen!"

"Kai! Hör auf damit! Immer musst du dir die Schuld an allem geben, was falsch läuft! Kannst du das nicht einmal abstellen?"

"Aber wenn es doch so ist?"

Kai erhöhte die Geschwindigkeit. Er fuhr nicht, wie er es eigentlich vorgehabt hatte, über Tetjuche-Pristan, sondern direkt durch Wälder, Felder und sonstige kleine Landstraßen, die unscheinbar waren, nach Iman. Er war so wütend, auf sich selbst, auf seinen Großvater... Und das veranlasste ihn dazu, immer schneller zu fahren, um seiner Wut Luft zu machen. Die Anzeige des Wagens stand schon auf 134 km/h und Kai beschleunigte immer noch.

"Immer wieder geschieht Leuten in meiner Gegenwart etwas, oder wenn etwas schief läuft, bin ich immer in der Nähe. Das sind doch keine Zufälle! Du kannst mir nicht erzählen, dass ich NICHT derjenige welcher bin, weswegen diese ganze Scheiße passiert!", schnauzte er Dranzer an.

"Du kennst meinen Standpunkt dazu. Und jetzt hör auf, das hält ja keiner aus, dein ewiges Selbstmitleid! Du musst ein für alle Mal verstehen, dass... KAI!! FAHR LANGSAMER!!!"

Kai war mit 156km/h in eine Kurve gebrettert und schien zusehends die Kontrolle über den Wagen zu verlieren. Die Reifen drehten durch und das Heck schlitterte nach links.

"GOVNO!!!!!!!!!"

Fluchend trat er auf die Bremse und gerade noch rechtzeitig riss er das Steuer herum. Der Wagen blieb stehen.

"Das hast du nun von deiner unbegründeten Wut! Du hast so ein Glück gehabt! Kai, ich will jetzt kein Wort mehr davon hören, ist das klar?!!"

"Da hast du's! Wegen mir wären wir fast drauf gegangen!!"

Kai konnte nicht klein beigeben, es war schon immer so gewesen und das wusste er, das wusste Dranzer. So flackerte das rubinrote Licht von Kais Anhänger, bis es endgültig erlosch.

"Dranzer?", fragte Kai vorsichtig. Aber sein Phönix war weg. Kai hatte ihn verärgert und jetzt würde er erst mal für den Rest der Fahrt alleine bleiben. Vorsichtig fuhr er wieder an.

"Shit..."
 

Nach 6 ½ Stunden Fahrzeit erreichte er endlich den verabredeten Treffpunkt in Iman. Er hatte viel Zeit verloren, es war bereits zwanzig vor neun am Morgen. Der Graublauhaarige parkte den Landrover geschickt in einer Lücke zwischen einem klapprigen alten Jeep und einer Straßenlaterne. Nachdem er abgeschlossen hatte, lief er die Straße herunter zu einem kleinen Cafe. Dort wartete bereits Tala.

"Priwet. Mi usche dolgo ne rasgawariwali", grinste der Rothaarige ihn an.

"Ach, astaw menja w pakoje!"

Tala zog Kai am Arm zu sich ran.

"Hey, was ist los? Hattest du Probleme herzufinden? Oder hast du Stress gehabt? Ich hab schon lange auf dich gewartet, wolltest du nicht schon früher kommen?", fragte er ihn flüsternd.

"Ich hab mich gleich nach unserem Telefonat auf den Weg gemacht. Es ging nicht eher."

"Warum bist du denn dann so schlecht drauf?"

Kai folgte Tala, der ihn ein Stück weitergezogen hatte.

"Ich hab mich auf dem Weg hierhin mit Dranzer gestritten."

"Du bist aber auch ein Sturkopf. Ich kann mir schon denken, worüber. Dranzer hat es bei dir echt nicht leicht", lachte der Ältere.

"Na danke auch!"

Als sie an einem Uhrengeschäft vorbei gingen, hielt Kai seinen Freund auf.

"Warte mal!"

"Was ist denn? Musst du dir unbedingt jetzt ne Uhr kaufen?"

Aber Kai hatte schon den Laden betreten. Tala seufzte und schüttelte den Kopf. ~Wenn er sich erst mal was in den Kopf gesetzt hat, ist er nicht davon abzubringen. Da hab ich ein schweres Los gezogen...~ Dann betrat er ebenfalls den Laden. Kai sah sich bei den Weckern um.

"Die brauchst du doch nicht! Du schläfst doch eh nie!"

"Der soll ja auch nicht für mich sein!", erklärte der Graublauhaarige, "Ich suche einen neuen Wecker für Ray. Seinen hab ich neulich geschrottet, als ich endlich mal wieder in der WG geschlafen hab."

"Gute Arbeit!", meinte Tala ironisch. Nach einer Weile fügte er vorsichtig hinzu: "Du nennst die WG immer noch nicht dein Zuhause?"

Die Antwort war ein schlichtes Nein. Dann nahm Kai einen schwarzen Wecker vom Regal, bei dem der Rand um das Ziffernblatt indigoblau war und dessen Ziffern im Dunkeln ebenfalls in einem Blauton leuchteten.

"Könnten Sie diesen Wecker in einen Karton von diesen Weckern dort verpacken", fragte er den Verkäufer freundlich und deutet auf eine aus schrill pinkfarbenen, kitschigen Kinderweckern mit Bärchenaufdruck bestehende Pyramide. Der Verkäufer sah seinen Kunden skeptisch an, zuckte dann aber die Schultern und tauschte die Kartons aus.

"Würden Sie mir den auch noch als Geschenk einpacken?"

Auch diesen Wunsch führte der Verkäufer aus. Nach dem Bezahlen verstaute Kai den Wecker in einer Tasche seines Mantels und schlug dann vor: "Lass uns im Auto über alles reden. Ich denke nicht, dass uns jemand im Wagen abhört. Zur Not können wir ihn ja noch filzen."

Tala stimmte dem zu. So fanden sie sich kurze Zeit im Landrover wieder. Der Silberhaarige steuerte den Wagen über einige wenig befahrene Straßen über Landstraßen zu einem Feld, das gerade brach lag. Hier konnten sie sofort sehen, wenn sich jemand dem Wagen näherte. Und da sie keine Wanzen oder ähnliche Abhörgeräte fanden, begannen sie, ihr geschäftliches Vorhaben zu besprechen.

Um fünf Uhr nachmittags meinte Kai: "Gut, so machen wir's. Du rufst Ispahan an, der soll unser Geld auf dieses Konto überweisen."

Er unterdrückte ein Gähnen.

"Und in ungefähr 5 Tagen, so sagst du ihm, wird dieser Clan, der ihm ein Dorn im Auge ist, vom Erdboden verschwunden sein. Außerdem werden wir eine Zusatzprämie von, sagen wir mal, 13700000 Yen verlangen. Wegen dem Zeitdruck, unter den er uns gesetzt hat."

"Das ist gut! Der hat auf das Konto übrigens schon die Hälfte unseres Lohnes überwiesen."

"Richtig so. Und wenn der nicht zahlen will, kann der sich auf was gefasst machen!"

"Wir sind zwar teuer, dafür aber gut. Ich finde sowieso, dass wir unsere Honorarleiste höher anschrauben sollten. Schließlich sind wir besser als manche Profis. Oder was meinst du?", fragte Tala. Kai nickte zustimmend und gähnte dann erneut.

"Ich glaube, ich muss nach Hause, sonst meckern die wieder rum..."

Tala betrachtete Kai eindringlich.

"Soll ich dich fahren?"

"Wenn's dir keine Umstände macht. Du kannst den Wagen noch bis zwei Uhr morgens fahren, ich hab schließlich für einen ganzen Tag bezahlt."

Beide setzten sich wieder nach vorne, mit dem Unterschied, dass Tala nun am Steuer saß.

Er brauchte nur 1 ½ Stunden weniger als Kai bis zum Hafen in Ternei, was auch daran lag, dass das Feld, auf welchem sie geparkt hatten, sehr weit in Richtung Ternei lag.

"Wir sind da. Komm gut nach Hause."

Tala tippte Kai auf die Schulter. Der Jüngere rieb sich die Augen.

"Schon? Na dann..."

Kai drehte sich zu seinem Freund und umarmte ihn kurz.

"Pass auf dich auf, Tala."

Leicht lächelnd verließ er den Wagen und trat seinen Rückweg an.

Da rief der Rothaarige ihm nach: "Vergiss nicht, dich etwas auszuruhen!" Als Antwort hob Kai im Weitergehen den Arm und winkte einmal. Dann verschwand er im Nebel, der eingesetzt hatte.
 

Um sieben Uhr kam er wieder in Kioto an. Es hatte zu regnen begonnen. Der Silberhaarige schlug den Kragen seines Mantels hoch und ging leicht gebeugt durch den Regen zur WG der Bladebreakers, die er immer noch nicht sein Zuhause nennen wollte. Er fühlte sich nicht wirklich daheim. Sowieso konnte er nicht sagen, wo er sich wirklich wohl und geborgen fühlte. Er hatte schon lange keinen so besonderen Bezug zu seiner Umgebung, dass er sie als sein Zuhause ansehen konnte. Der einzige Ort, wo er so vertraut mit allem war, bestand seit mehr als 11 Jahren nicht mehr. Und doch suchte er danach...

Kai stand bereits vor der Haustür. Sein Mantel war nass und seine Haare trieften vor Wasser. Leise schloss er die Tür auf und betrat die Wohnung. Aber mit einem wütenden Ray, der im Flur stand und ihn zornfunkelnd anstarrte, hatte er um diese Uhrzeit nicht gerechnet. Als der Graublauhaarige ihn sah, schreckte er innerlich kurz zusammen. Mit einem Seitenblick auf seinen Teamkollegen zog er seine Schuhe aus und wollte in die Küche gehen. Doch der Schwarzhaarige stellte sich ihm in den Weg.

"Wo kommst du her? Du warst gestern den ganzen Tag nicht auffindbar! Es ist bereits Donnerstag!! Du bist Dienstag Abend abgehauen!!"

"Ich hab doch gesagt, dass es später wird! Und jetzt geh mal beiseite", versuchte Kai sich an ihm vorbei zu schieben. Ray jedoch war standhafter, als er gedacht hatte.

"Du sagst mir jetzt sofort, wo du warst! Wir haben uns Sorgen gemacht, und du hast jetzt die Nerven, hier einfach reinzuspazieren und so zu tun, als sei nichts gewesen!!"

"Ja genau, die habe ich!"

Kai funkelte Ray nun ebenfalls böse an. Dann zwängte er sich an dem Chinesen vorbei und betrat die Küche. Dort stellte er den in Geschenkpapier gewickelten Wecker auf den Küchentisch und meinte: "Ich dachte, es interessiert dich vielleicht, dass du jetzt nicht mehr verschlafen musst. Aber da du ja anscheinend mehr damit beschäftigt bist, mich auszuschimpfen, brauchst du das ja wohl nicht."

"Was soll das denn heißen? Was ist das denn überhaupt?"

"Ein Wecker. Ich hab deinen doch kaputt gemacht. Und sag jetzt bloß nicht, dass du dir schon einen neuen besorgt hast."

"Du... warst deswegen so lange weg? Weil du mir einen Wecker gekauft hast, hast du in der Schule gefehlt?"

Der Schwarzhaarige sah seinen Leader ungläubig an. Der aber schwieg dazu. Er war schließlich nicht nur wegen dem Wecker nach Russland gefahren.

"Entschulde bitte, das wusste ich nicht."

Mittlerweile hatte Ray sich wieder beruhigt, was Kai aufatmen ließ.

"Mr. Dickenson hat sich schon voll aufgeregt. Von wegen, wo du wärst! Er wollte schon eine ,SOKO Kai' einrichten lassen."

Kai stutzte.

"Warum das denn? Mal ehrlich, findest du nicht auch, dass er übertreibt?"

"Er macht sich eben Sorgen um dich, was ich auch verstehen kann."

Kenny stand, mit Tyson und Max im Schlepptau, in der Tür und musterte seinen Teamchef. Derweil war Ray dabei, den Wecker auszupacken.

"Du hättest den Wecker doch nicht extra noch einpacken lassen müssen."

Der Graublauhaarige schwieg dazu. Als Ray das gesamte Papier abgewickelt hatte, hielt er die Verpackung des Kinderweckers in den Händen.

"Ähm, ja... Vielen Dank, Kai."

Mit großen, ungläubigen Augen betrachtete er sein ,Geschenk'.

"Also, mal ehrlich Kai: Ich hätte dir echt einen besseren Geschmack zugetraut. Das ist ja mega-kitschig!", gab Tyson hingebungsvoll von sich. Kenny und Max nickten bestätigend.

Ray hingegen öffnete den Karton, um sich dieses Objekt genauer anzusehen.

"... Woah! Der ist echt geil!"

Die anderen drehten sich zu Ray um.

"Was? Du findest so ein pinkes Teil gut?", fragte Max verständnislos.

"Schaut doch mal! Der ist doch echt geil!" Der Schwarzhaarige hielt ihnen den Wecker entgegen. Auch sie staunten nicht schlecht. Dann sah er Kai an: "Aber der war doch sicher teuer, oder?"

Ihr Anführer zuckte mit den Schultern.

"Da sind 36 Monate Garantie drauf. Bewahre den Karton gut auf, man kann ihn nämlich nur mit der Verpackung umtauschen!"

Kai konnte ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Ihn hatte Rays Reaktion beruhigt und es freute ihn, dass der Wecker seinem Teamkollegen gefiel.

"Und wenn es euch nichts ausmacht, ziehe ich mich jetzt um."

Mit diesen Worten verließ Kai die Küche und ging in das gemeinsame Zimmer von ihm und Ray, wo er sich seines nassen Mantels entledigte, seine kleine Tasche wieder ordnungsgemäß unter seinem Bett verstaute und den Mantel, nachdem er ihn nach etwaigen, vergessenen Arbeitsutensilien abgesucht hatte, im Badezimmer über die Heizung zum Trocknen hing.

Als Kai dann, nachdem er sich auch die anderen Kleidungsstücke ausgezogen hatte, vor seinem Schrank stand, klopfte es an der Tür und Ray sprach durch die Tür: "Beeil dich, wir wollen los, zur Schule."

Der junge Russe seufzte. Er beeilte sich dann aber wirklich und kurze Zeit später machte er sich mit den anderen auf den Weg zur Schule.

~Das kann ja heiter werden...~

Mit gemischten Gefühlen setzte er sich an seinen Platz und wartete auf das Donnerwetter, welches sein Klassenlehrer mit Sicherheit über ihn herfallen ließ.
 


 

*~*~*~*~*~

Hallo!^^

Ich muss da was beichten: Tetjuche-Pristan heißt Rudnaja-Pristan und Iman heißt Balneretschensk. Warum ich die Namen aber verwende? Das kommt daher, weil ich einen Atlas von 1967 benutze ^^'''

Ich find den alten Atlas aber irgendwie schöner, da kann man die Wege usw. viel besser erkennen. Einfach nicht dran stören lassen^^

Und dann noch kurz zur Währung: Die Preise sind in Yen, ich weiß jetzt nicht, wie viel das in russischer Währung ist.. 1 € sind so ungefähr 40 Rubel. ^^ Und der Wagen kostet pro Tag 30€, deswegen 1200 Rubel. 1 € sind auch ca. 136,9863014 Yen, grob also 137 Yen. (Es gibt auch Umrechnungen mit 1:125 und 1:130) 13700000 Yen sind so 100000 € ^^
 

Fremdwörter:

Tigrönok - Tigerchen

Priwet - Hallo / Guten Tag

Schto ti hotschis? - Was willst du?

Nu, ja hotschu jedan Honda CR-V. - Nun, ich will einen Honda CR-V.

Ti eto mosches? - Kannst du das? (ich hoffe, das stimmt so, sicher bin ich mir da nicht)

Da - Ja

Sdesj, tolko 1200Rubel - Hier, nur 1200 Rubel

Govno - Scheiße

Mi usche dolgo ne rasgawariwali - Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesprochen

Astaw menja w pakoje - Lass mich in Ruhe



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2017-05-07T18:37:44+00:00 07.05.2017 20:37
die erinnerung in kais vergangenheit war wirklich total niedlich.
klein Kai bei einer kissenschlacht mit seinen eltern. hach, da ging mir richtig das herz auf <3
und die idee mit der pinken weckerverpackung war einfach genial. so viel humor traut man dem hiwatari gar nicht zu. einfach zu göttlich die szene beim auspacken :D
Von:  Phoenix-of-Darkness
2006-06-14T17:56:49+00:00 14.06.2006 19:56
Boah!!! Geilo!!!!
Das Kapitel war der Hammer!
Aber diese alte Dame!!! Ich glaub der hätte ich den Hals umgedreht.....jedenfalls tut mir Kai leid!
Diese Erinnerung zeigt zwar wie glücklich er war,aber es ist schmerzvoll sich an etwas zuerinnern was man verloren hat!
Na ja wie dem auch sei.
Ich bin froh das Tala jetzt mal so richtig aufgetaucht ist....und eh ich es vergesse!
Das mit dem Russisch find ich geil und ich wusste auch was es bedeutet,aber für Leute die kein Russisch können ist es etwas blöd,dass die Erklärung erst am Ende des Kapitels steht.
Du könntest es z.B.: in Klammern dahinter schreiben!
Das war jetzt keineswegs böse gemeint! Es war jediglich ein Tip!

dat Kaichen
Von:  SkyAngel
2005-03-29T14:07:50+00:00 29.03.2005 16:07
Hey, das Kappi ist mal wieder endlos geil geworden. ^^ *freu* Du bist soooooo gut. Und die Story der FF ist auch voll geil. Man ich liebe diese FF. Mach bloß weiter so, ja?!?!?!

Greez,

hdgdl_kai.
Von: abgemeldet
2005-03-23T00:49:28+00:00 23.03.2005 01:49
hi^^
ich finde das kapi super geworden^^

Mei so ne alten labertanten können einem echt in zügen auf die nerven gehen *gg*.

Total schön finde ich auch die Erinnerungssequenz von Kai geworden.
Der Ärmste kann einem echt leid tuen ;_;

Ach, und das mit dem Fahrstil, wenn man wütend ist, kenn ich sehr gut *drop*.
Und die Idee, wie Kai den Wecker hat verpacken lassen find ich auch supi *LOL*
Den Blick von Ray würds ja gern ma sehen

Is wirklich ein tolles Kapi

ciao
Von: abgemeldet
2005-03-10T16:33:23+00:00 10.03.2005 17:33
hYiiii

ich finde es immer wieder geil, wenn ich in ff russisch sehe (obwohl ich es net versteh, aber es is ja immerhin die mutter sprach von kai und i find des soo geiL ;)

und zum kapi: schööööööön lang *g*.. suppi

mfg sabine


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