Verloren...
Lost without you...!
...Eine Blutlache bildete sich auf den kalten Fliesen. Sein Blut. Es entwich seinem Körper, wollte nicht zum Stillstand kommen. Er zog das Messer aus der Wunde und lächelte; sein Kopf lag in meinem Schoß. "Warum?" "Damit du lebst. Damit sie dich in Ruhe lassen." Das Blut tränkte seine Kleidung; die Seide färbte sich rot. In seinen eisblauen Augen lag die tiefe Ruhe, wie vor drei Monaten. Vor unserer Flucht. "Ich habe keine Angst. Nur werde ich alleine sein." "Jemand wird dich retten können!" "Zu spät." Sein Blut benetzte nun auch mein weißes Gewand. "Ich liebe dich." Damit schloss er die Augen. Blut lief seine Mundwinkel hinab. Ich küsste seine kühlen Lippen. "Schlaf gut, Liebster," wisperte ich. Dann übermannte mich der Schmerz. Er hatte mich allein gelassen. Ganz allein in einer Welt voll toter Hoffnung, Angst, Krieg. Einer Welt ohne ihn. Von jetzt an war ich wirklich ganz allein, verstoßen, von der Familie verjagt, zum Tode verurteilt. Weil er etwas höheres war als ich, ein Pharaonenpriester. Nun, da er sich geopfert hatte, war ich frei. Aber was nützte eine Welt ohne ihn? "Ohne dich bin ich verloren," meinte ich leise; eine meiner Tränen fiel auf sein schönes Antlitz.
Zeit verstrich; sein Blut trocknete langsam und immer noch saß ich da wie in Trance, seinen Kopf auf meinem Schoß gebettet. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten; ein dünnes Rinnsal war noch übrig. Allein gelassen mit meinem Schmerz saß ich hier im Tempel, den Leichnam meines Geliebten im Arm.
Ich hatte Angst. Warum noch leben, wenn mir die Götter alles genommen hatten? Sein Opfer hatte er gebracht, um mich am Leben zu lassen. Doch was nützte ein Leben ohne jemanden, mit dem ich es teilen konnte?
Mein Schmerz verwandelte sich in Angst, in Trauer. Behutsam legte ich seinen Leichnam zu Boden. Mit tränenden Augen nahm ich seinen Dolch, den er sich vor (Minuten? Stunden? Tagen?) kurzem selbst in die Brust gerammt hatte und vor meinen Augen zusammengebrochen war. Er, der große Priester, der immer kühl und undurchschaubar gewesen war, er, der mein Leben bis aufs äußerste verteidigt hatte, hatte nach langem Kummer wieder glücklich in meinen Armen gelegen und mich dann verlassen.
Meine Tränen liefen über mein Gesicht; ich nahm den Dolch, hielt seine Hand fest - und stieß zu. Blut sickerte aus meiner Wunde und benetzte mein Kleid. Ich legte mich dicht neben ihn, wollte ihm während des Sterbens nahe sein. Ich hatte keine Angst; ich wusste, er würde auf mich warten und sich freuen, mich wieder in die Arm schließen zu können. Eine langvermisste Ruhe breitete sich in mir aus. Ich lächelte, drückte seine Hand und zog den Dolch heraus.
Stunden später wurden unsere Leichen im Tempel gefunden. Er hatte sich geopfert und ich war ihm gefolgt. Im Leben vereint, auch im Tod nicht entzweit. Nun würde uns niemand mehr trennen können. Nie mehr! Nicht einmal der Pharao...
~~Ende~~
Diese kurze Story entstand kurz nach meinem Umzug ins (N)Irgendwo. Ich hab wohl zu lange auf das Bild mit Seto geguckt... Und das in der Schule... ^_^
Na ja, egal. Das Mädchen heißt Setsuna. Bevor ich die Story ins Net gestellt hab, durften meine Freunde rumrätseln, ob's Shounen Ai is... Haben fast alle ja gesagt. Darum hat die Hauptperson keinen Namen, und wenn ihr meint, es sei Shounen Ai, dann ist es das!!
Schön Kommis schreiben, ja?? *auf knien anfleh* *bettel* Danke!!
*knuddelz*
