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Bis dass der Tod uns scheidet

von

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Part 1

Bis, dass der Tod uns scheidet
 

PART 1
 


 

Autor: Chryssantes
 

Rating: pendelt zwischen R (Part 1 und 2) und NC-17 (ab Part 3)
 

Warnungen: Death, graphische Darstellung von Gewalt, Rape (angedeutet), Dark
 

Disclaimer: SRatSS gehört immer noch WEP, leider!
 

Widmung: Für Trista, die mich zu dieser Story inspirierte und an der Stange hielt (Smile).
 

Kommentar der Autorin: Ich bin kein Fan von Gewalt in jeglicher Form!!!
 


 


 

Anmerkung: Bitte diese Story nur lesen, wenn man Volljährig und emotional stabil ist!!!
 


 

Ihr habt hier noch einmal die letzte Chance, die Geschichte nicht zu lesen. Ich habe euch gewarnt!!! Ich akzeptiere weder Flames noch irgendwelche sonstigen Beschwerden!
 


 


 

***
 


 

Die Welt wie Jesse sie einmal kannte, existierte nicht mehr. Der Krieg zwischen den beiden verfeindeten Dimensionen ging nun bereits in die dritte Runde und war schrecklicher, als die vorangegangen.
 

Nemesis, der Cyborg und Phantomboss hatte auf mysteriöser Weise die Zerstörung seines Körpers auf Yuma und sogar die Vernichtung der Tritonmaterie überlebt. Schon zu seinen Lebzeiten war er ein alter, cleverer Outrider gewesen und in seinem jetzigen neuen Cyborgdasein war er unaufhaltsam in seinem Rachedurst. Daran war er, Jesse Blue, nicht ganz unschuldig, denn schließlich hatte er am Ende des zweiten Krieges in seiner damaligen Funktion als oberster Outriderkommandant seinen Oberbefehlshaber Nemesis hintergangen. Er bereute nichts; vielleicht seine damalige Ungeduld, die ihm letztendlich vorzeitig nach der absoluten Macht greifen und scheitern ließ.
 

Jesse lebte seit kurzer Zeit unter einen fremden Namen auf einer Abstiege von Planeten im Neuen Grenzland. Wegen seines zweifachen Verrates stand er auf der Todesliste von beiden Völkern. Er wechselte ständig seinen Aufenthaltsort. Der Planet bot ihm fürs Erste Schutz vor beiden Parteien.
 


 

Der ehemalige Outriderkommandant hatte, nach der Zerstörung der Tritonmaterie durch das Ramrod-Team, das Flammeninferno schwer verletzt überlebt, aber er war für immer gezeichnet. Unzählige Brandnarben übersäten seinen Körper, sichtbar auch noch nach so vielen Jahren. Die Kunst der menschlichen Medizin hatte ihm ein annehmbares Gesicht zurückgegeben und das Gefühl sich wieder wie ein Mensch zu fühlen. Durch die Wirren nach dem letzten Krieg mit den feindlichen Outridern war Jesse nur eines von vielen, bis zur Unkenntlichkeit entstellten Opfern gewesen, welche für eine Zeitlang namenlos in den noch halbwegs intakten Kliniken lagen. Nachdem der Verwundete wieder aus seinem Coma aufgewacht war, stellte er fest, dass seine Bezeichnung ,John Doe Nummer 185' lautete und niemand bisher den geringsten Verdacht geschöpft hatte, wer er in Wirklichkeit war. Jesse gab bereitwillig Auskunft über seine Personalien und Wochen später verließ ein James Black das Krankenhaus. Die Zeit danach war hart. Die Wunden waren zwar verheilt, aber er war nicht mehr so belastbar wie vor seinen schweren Verletzungen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, sich irgendeinen Job zu suchen, wenn er überleben wollte. Der Wiederaufbau des Neuen Grenzlandes war in vollem Gange und jedes Paar Hände wurde gebraucht. Jesse schaffte es, sich eine neue Existenz aufzubauen und wieder Pläne für die Zukunft zu schmieden. Genau vier Jahre später griffen die neu formierten Outridertruppen wieder an und schlugen grausamer zu, als je zuvor. Einen Planeten nach dem anderen legten sie in Schutt und Asche. Die Wut und der Wahnsinn Nemesis kannte keine Grenzen. Eine Zeitlang schien es so, als wenn die Phantomwesen die Oberhand in dem Krieg innehatten. Die zurzeit im Neuen Grenzland kursierenden Gerüchte und die offizielle Berichterstattung des Kavallerie Oberkommandos klangen wieder zuversichtlicher, als noch vor ein paar Monaten. Die Outrider verloren langsam aber sicher an Boden in diesem Krieg.
 


 

Das einzige was für Jesse zählte, war, dass er lebte. Das konnten seine ehemaligen Feinde - die Star Sheriffs - nicht von sich sagen. Sie waren in einer der letzten Kampfhandlungen für die Freiheit des Neuen Grenzlandes gefallen. Ihr Tod war eine kurze Notiz in den News wert gewesen. Kein pompöses Staatsbegräbnis, keine posthume Auszeichnungen, nichts. Wie sich doch die Zeiten geändert hatten! Selbst Helden wurden rasend schnell vergessen. Andere nahmen stillschweigend den Platz der Gefallenen ein und der Kampf gegen die angeschlagenen Outridern ging weiter.
 

Irgendwie wollte sich bei ihm keine Trauer um Aprils Tod einstellen. Mehr als einmal war er in seiner damaligen Funktion als Outriderkommandant nahe daran gewesen, April zu töten. Sie durch ihren Tod zu der Seinen zu machen. Die schwärmerische Verliebtheit der Vergangenheit, die sehr schnell in eine Art Besessenheit umgeschlagen war, verblasste zunehmend im Lauf der Zeit. Die fürchterlichen Schmerzen seines geschundenen Körpers und die damit einhergehende Agonie ließen jedes zärtliche Gefühl für diese ewig unerreichbare Frau für immer aus seinem Herzen verschwinden.
 


 

Der junge Mann bewegte sich einem Schatten gleich zwischen den baufälligen Hütten der Siedlung. Es wurde langsam dunkel und er musste sich eine Bleibe für die Nacht suchen, wenn er es nicht riskieren wollte Futter für die wilden Bestien der Nacht - menschliche wie tierische - zu werden.
 

In einer der Hütten brannte kein Licht und genau die schien ideal zu sein, um ihn für die Nacht aufzunehmen. Jesse schlich sich an das Fenster und blickte vorsichtig hinein. Es war nichts zu sehen. Dann versuchte er einen alten Trick und ließ ein lautes Poltern vor der Tür los. Nach einem kurzen Augenblick wurde die Tür aufgerissen und drei bewaffnete und finster ausschauende Kerle stürzten vor die Hütte um nach der Ursache des Geräusches zu sehen. Grinsend hob Jesse seinen Blaster und schoss ohne zu zögern. Die Typen waren auf der Stelle tot.
 

Der Mann schenkte den Gestalten keinen zweiten Blick. Wer hier überleben wollte musste hart sein und töten. Das hatte er sich verinnerlicht. Es blieb ihm auch keine andere Wahl. Vorsichtig trat er in das windschiefe Gebäude und der ihm entgegenschlagende Geruch weckte seinen Brechreiz. Pfui Teufel! Was stank hier so? Die in der Hütte stehende Luft roch nach ungewaschenen Körpern, Essensreste, Erbrochenen und war noch mit etwas anderem gemischt, was er nicht so schnell identifizieren konnte. Doch dann fiel es ihm wieder ein. Es war der Geruch der bei einem Geschlechtsakt entstand. Angeekelt trat Jesse tiefer in die Hütte, nachdem er die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte. Ein undefinierbarer Haufen in einer der Ecken erweckte seine unmittelbare Aufmerksamkeit. War hier vielleicht noch einer von der Bande, sturzbetrunken und daher leicht zu eliminieren?
 

Ein leises Schluchzen, wie das eines Kindes war plötzlich aus der Richtung des Haufens zu hören. Jesses Schritt stockte überrascht. Ein Kind? Hier? Vorsichtig bewegte er sich zu dem Haufen und stieß ihn mit dem Fuß an. Eine Hand krallte sich plötzlich an seinem Bein fest und eine Furie stürzte sich auf ihn. Panisch wehrte Jesse die krallenbewehrte Frau ab, die versuchte wie eine Wahnsinnige kreischend ihm die Augen auszukratzen. Jesse kämpfte sich einen Arm frei. Ein Schuss löste sich und traf die Frau zwischen den Schulternblättern, aber das schien der Furie zuerst nichts auszumachen, bis sie mit einem Mal in sich zusammensackte.
 

Keuchend saß er auf dem Boden. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, so sehr hatte sich der Mann über den Angriff erschrocken. Schnell brachte er sich aus der gefährlichen Nähe der Frau. Der Kleiderhaufen wackelte noch einmal und Jesse riss den Blaster herum und richtete diesen auf die kleine Gestalt, die ihn mit einem durch starken Hunger gekennzeichneten Gesicht anstarrte. Die Augen des Geschöpfes erschienen riesig in dem abgemagerten Gesichtchen. Einen Anflug von unpassendem Mitleid durchzuckte Jesses Herz. Er wusste wie schrecklich Hunger war und der Kleine, wenn es sich um einen Jungen handelte, hatte diese Erfahrung bereits als Kind machen müssen.
 

Der Mann ignorierte den Jungen und wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder der am Boden zusammen gekrümmten Frau zu. Ein schneller Tod durch den Blaster war für diese Kreatur das Beste, als ein langer und qualvoller Tod. Langsam richtete er die Waffe auf die vor Schmerzen stöhnende Frau und wollte schon abdrücken, als das Kind "Mama!" sagte. Jesse zuckte zusammen. Natürlich! Es konnte sich nur um die Mutter des Kleinen handeln, die von den Banditen misshandelt und hier wie ein Tier gehalten wurde. Es wäre besser, wenn der Junge den Tod der Mutter nicht sehen würde. Aber wie sollte er das jetzt anstellen? Vor der Hütte war es jetzt gefährlicher als vorher. Das vergossene Blut und der Geruch der Leichen würden Aasfresser und andere Raubtiere aus der Savanne anlocken. Dann musste er eben die Frau hier in Schach halten und darauf warten, dass sie vielleicht bis zum Morgengrauen von alleine starb.
 

Aus einer seiner vielen Manteltaschen holte Jesse schließlich ein Feuerzeug und knipste es an. In dem flackernden Lichtkreis war nur wenig zu erkennen, aber es genügte ihm, um die Hütte nach weiteren, bisher unentdeckten Überraschungen abzusuchen. Die reinste Müllhalde begegnete seinem suchenden Blick. Er schüttelte fassungslos den Kopf. Kein Wunder, dass es hier so stank! Leere Bier -und Whiskyflaschen tummelten sich mit Wegwerfkartons, verschimmelnden Essensresten und Spuren von Exkrementen. Kleidungsstücke waren wahllos auf dem Fußboden verstreut, halb zerrissen oder zusammengeknüllt. Der Lichtschein des Feuerzeugs fiel auf das halb unter struppigem Haar verborgene Gesicht der Angreiferin.
 

Die Haarfarbe war vor lauter Schmutz und anderem Unrat nicht mehr zu erkennen und die Kleidung war in einem jämmerlichen Zustand. Er war sicher, dass der Frau Gewalt angetan wurde. Aber auf diesem dreckigen Loch von einem Planeten überlebten nur die Stärksten und die Zähesten. Niemand konnte für sich allein überleben. Jeder musste irgendwann einen Deal mit einem eingehen, der den Ton angab. Trotzdem war dies keine Garantie fürs Überleben. Wer hier strandete war verloren. Die Bestien - menschliche wie tierische - beherrschten diesen Planeten.
 

Das schmerzvolle Stöhnen der Verletzten hatte aufgehört. Das Kind fing wieder an leise zu wimmern. Vorsichtig streckte der Junge seine bleistiftdürren Ärmchen nach seiner Mutter aus. Schuldbewusst wich Jesse etwas zurück, damit der Kleine zu seiner Mutter krabbeln konnte. Bei ihr angekommen, rüttelte er sie an ihrer Schulter und rief immer wieder "Mama!".
 

Jesse versteifte sich reflexartig, als die Frau wieder zu sich kam. Ein heiseres Krächzen erklang: "Jesse?"
 

Das Kind umschlang glücklich seine Mutter und heulte leise an ihrer Schulter weiter. Der beobachtende Jesse Blue war vor Schreck erstarrt, als die Frau seinen Namen aussprach und damit das Kind meinte. Diese Stimme! Nein, das konnte nicht sein! Das war unmöglich!!!
 

"Trista." flüsterte er. Damit hätte er nie im Leben gerechnet. Sie hier noch einmal wieder zusehen und unter diesen Umständen...
 

Jetzt erst recht würde sie ihn als das Übel aller Dinge ansehen, welches ihren Absturz aus der Gesellschaft verursacht und sie betrogen hatte. Jesse wusste, dass er diese Frau Zugrunde gerichtet hatte. Früher hätte er darüber gelacht und wäre wieder zum Tagesgeschäft übergegangen, aber die nahe Bekanntschaft mit seinem eigenen Tod und die Agonie des Schmerzes hatten tief in seinem Inneren etwas verändert. Er fühlte sich seiner Verbrechen an dieser Frau schuldig.
 

Vorsichtig kniete er sich neben die Verletzte und drehte sie behutsam auf den Rücken. Trista schrie vor Schmerzen einmal auf und danach verstummte sie wieder. Ihre Atmung klang nicht gut. Jesse hoffte, dass er nicht die Lunge getroffen hatte und diese veränderten Atemgeräusche nur auf die starken Schmerzen zurückzuführen waren. Er holte das Medikit aus seinem Mantel heraus. Nachdem er eine seiner mitgebrachten Kerzen angezündet und neben Trista abgestellt hatte, begann er in dem schwachen Lichtschein die Schusswunde der Frau zu untersuchen. Trista war ebenso furchtbar abgemagert wie ihr Sohn und die Rippen waren deutlich unter seiner Hand spürbar. Wie kamen sie und ihr Kind nur auf dieses Dreckloch? Normalerweise waren hier nur Piraten und andere Verbrecher zu finden. Frauen gab es hier kaum. Natürlich lag es nicht daran, dass es unter ihnen keine hart gesottenen Ganovinnen gab. Es war allgemein bekannt, dass sogar gesuchte Mörderinnen und Piratinnen um diese Planeten einen großen Bogen machten.
 

Wahrscheinlich waren Trista und ihr Kind Passagiere auf einen der unzähligen gekaperten Schiffe gewesen, hierher verschleppt und verkauft worden. Die Piraterie hatte schlagartig zugenommen, seitdem eine Kolonie nach der anderen von den Outridern angegriffen und zum großen Teil zerstört worden waren. Die allgemeine Ordnung im Neuen Grenzland war sehr schnell ohne die Präsenz der Star Sheriff oder der Truppen des Kavallerie Oberkommandos zusammengebrochen. Es war traurig, dass der Mensch nach wie vor der größte Feind des Menschen war und nicht die Outrider.
 

Trista öffnete ihren Mund und flüsterte "Jesse." Ihr Sohn hob den Kopf und sah seiner Mutter fragend ins Gesicht. Doch Trista beachtete ihn nicht, sondern wandte ihren Blick dem Manne zu, der sie medizinisch versorgte. "Was machst du auf diesen von Gott verdammten Planeten, Jesse? Solltest du nicht an der Seite von deinem Boss Nemesis sein und das Neue Grenzland von den kleindenkenden Leuten befreien, so wie es immer dein Plan war?"
 

Jesse war innerlich zusammengezuckt, als er von Trista wieder erkannt wurde. Ihre Worte trafen. Er erinnerte sich, ihr diesen Nonsens während ihrer gemeinsamen Zeit auf New Wichita verkauft zu haben. Mein Gott, was war er doch für ein Arschloch gewesen! War dies alles wirklich erst sieben Jahre her? Wie er sich doch verändert hatte, und Trista...Sie schien körperlich nur noch ein Schatten ihres damaligen Selbst zu sein. Und geistig? Die neue Trista war nicht mehr das naive junge Ding von damals. Sie hatte diesen ganzen Dreck hier bis jetzt überlebt und war immer noch bei Verstand. Diese Leistung sollte ihr erst mal jemand nachmachen!
 

"Nemesis ist nicht mein Boss und das Neue Grenzland hat zurzeit ganz andere Probleme. Ich mache mein eigenes Ding." stellte Jesse mit ruhiger Stimme klar. In einer Sache war er sich die ganzen Jahre treu geblieben: Er machte stets 'sein eigenes Ding'. Jesse würde sich nie wieder jemanden unterwerfen und für dessen Sache arbeiten. Die Zeiten und die Chancen, das große Ding zu drehen, waren unwiderruflich vorbei. Sein Körper war nicht mehr fähig, so wie früher Höchstleistungen im Kampf zu bringen. Er hatte sich damit abfinden zu müssen, dass er so wie all die anderen war, nur mit ein bisschen mehr Köpfchen.
 

Tristas Lippen kräuselten sich. "Du bist genauso eingebildet wie früher, Jesse." Der Gescholtene verdrehte leicht die Augen und setzte seine Untersuchungen der Schusswunde fort. Zu seiner großen Erleichterung war die Lunge nicht getroffen worden. Der glatte Durchschuss würde unter normalen Umständen gut verheilen, aber unter diesen miesen hygienischen Bedingungen? Tristas Körper war außerdem stark abgemagert und sie hatte sicherlich noch andere, alte Verletzungen, die an ihrer Kraft nagten. "Die Schusswunde habe ich jetzt verbunden, Trista. Hast du sonst noch eine Verletzung an deinem Körper? Ich habe das Medikit hier, welches mir bereits in der Vergangenheit gute Dienste geleistet hat."
 

Tristas Lächeln verschwand schlagartig. Ihre Augen wurden für einen Moment glasig. Jesse befürchtete schon das Schlimmste, als die Frau ihre Augen wieder vor Wut funkeln ließ. "Was glaubst du wohl, was diese Kerle mit mir hier angestellt haben?! Mein ganzer Unterleib ist eine offene Wunde! Und nach all den Jahren kommt der Große Jesse Blue und fragt mich plötzlich, wie es mir geht? Verdammt sollst du sein! Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasssssseeeeee diiiiiiiiiiiiiiiiicccccccccccchhhhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!!!" fauchte Trista und schlug mit der ganzen ihrer verbliebenen Kraft auf Jesse ein. Ihr Sohn verkroch sich ängstlich in den nahe liegenden Resten von Decken und sah zu, wie seine Mutter mit dem fremden Mann kämpfte.
 

Jesse hatte große Mühe, Trista davon abzuhalten ihm an diesem Abend ein zweites Mal die Augen auszukratzen. Trista kämpfte mit der Kraft einer Wahnsinnigen und Jesse floss der Angstschweiß, denn er hatte erhebliche Mühe sie abzuwehren. Er warf sie nieder und drückte sie mit seinem gesamten Körpergewicht zu Boden. Ihm erschien es wie Stunden, als Trista plötzlich nachgab und still in sich zusammengesunken dalag.
 

Jesse wagte es fürs erste nicht Trista wieder loszulassen. Der Schock über ihren, wenn auch insgeheim erwarteten Ausraster saß noch zu tief. Der dritte Adrenalinstoß an diesem Abend erschöpfte ihn mehr, als es ihm lieb war. Er musste unbedingt ruhen, nur deshalb hatte er diese Hütte auch in Besitz genommen. Aber Trista...Was zum Henker sollte er mit ihr und mit dem kleinen Jungen anstellen? Seine ursprüngliche Absicht war vielleicht die beste gewesen. Nein, er würde sie und ihr Kind nicht töten. Sie hatten Schlimmes hinter sich und er war bereit seine alte Schuld an ihr wieder gut zu machen.
 

"Sieh mich an, Trista." bat Jesse und wider Erwarten schaute ihn Trista schweigend an. Das Kerzenlicht beleuchte ihre beiden Gesichter und erleichterte Jesse den Ausdruck auf Tristas verhärmten Antlitz zu deuten. "Ich will hier nur die Nacht verbringen und im Morgengrauen bin ich wieder verschwunden, wenn du darauf bestehst. Oder wir beide suchen ab morgen nach einem Weg, um aus dieser Hölle zu entkommen. Auf der nächsten freien und zivilisierten Welt trennen sich dann unsere Wege. Es ist deine Entscheidung, Trista."
 

Trista atmete einmal aus und es klang wie ein unterdrücktes Schluchzen. "Warum?" flüsterte sie mit ihrer rauen Stimme. Jesse sah für einen Augenblick beschämt zu Boden. Den Samariter zu spielen war für ihn neu und ungewohnt, aber er war es Trista schuldig. "Weil ich es dir schuldig bin." äußerte er seinen Gedanken laut.
 

Trista schloss ihre Augen erschöpft und nickte kaum merklich. Sie drehte ihren Kopf und schickte einen langen Blick zu ihrem kleinen Jungen. "Hilf uns von diesem Planeten runterzukommen."
 

"Ich schwöre es dir, Trista. Bei meinem Leben." Jesse Blue ließ ihre Arme vorsichtig los und wich von ihr zurück. Er setzte sich an eine der Innenwände der Hütte und beobachtete, wie der Junge erneut aus seinen Decken krabbelte, diese mit sich zog und über seine Mutter ausbreitete.
 

Jesse war trotz seines Eides auf der Hut. Trista war eine nicht zu unterschätzende Gegnerin und ihr Mutterinstinkt verstärkte noch ihren Kampfgeist. Er selbst brauchte dringend eine Mütze voll Schlaf. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich auf seine Überlebensinstinkte zu verlassen. Müde schloss er die Augen und dämmerte in einen leichten Schlaf hinüber.
 

Irgendetwas krachte. Jesse fuhr aus seinem leichten Schlaf und zog blitzschnell den Blaster. Das Geräusch wiederholte sich und es kam von außerhalb der Hütte. Jemand oder etwas versuchte die Tür zu sprengen, um in die Hütte hineinzukommen. Jesse erinnerte sich fluchend an die drei Toten vor der Tür. Hatten diese verdammten Mistkerle etwa noch irgendwelche Kumpane, die ihre Kumpels nun vermissten? Verdammter Mist! Ging heute alles schief?!
 

Der Haufen, unter dem sich Trista und ihr Sohn befand, bewegte sich. Trista setzte sich trotz ihrer Verletzungen vor Schmerz stöhnend auf und sah zu Jesse hinüber. "Lass es nicht zu, dass sie uns kriegen, Jesse!" Keuchte sie und drückte den ebenfalls vom Lärm aufgewachten Jungen an sich.
 

Jesse nickte zustimmend und schlich sich zur Tür. Er kramte in seinen weiten Manteltaschen herum und fand schließlich was er gesucht hatte. Vorsichtig setzte er den kostbaren Aufsatz auf seinen Blaster und schraubte ihn fest. Schon einmal hatte er einen solchen speziellen Aufsatz benutzt, um die Turbos von Ramrod zu verpulverisieren. Was für ein Triumphgefühl er damals verspürt hatte, als er die betretenen Gesichter der Blechsterne sah und wie sie ihre Wut runterschluckten!
 

Erneut krachte etwas Großes und Schweres gegen die recht stabile Tür der Hütte und riss Jesse aus seinen Erinnerungen. Verärgert hörte er sich die Kommentare der Banditen vor der Hütte an. "Der Typ schleicht hier schon seit ein paar Wochen rum, Jonny. Ist nur Haut und Knochen und sieht ganz ungefährlich aus." Eine andere Stimme knurrte erbost. "Ach ja? Ganz harmlos? Mensch, du bist so bescheuert wie du auch aussiehst! Der hat mit Links drei meiner besten Männer platt gemacht und sie den verdammten Biestern aus der Savanne zum Fraß liegen gelassen. Das ist ein Profi! Wer weiß, wer das ist und warum er hier ist! Und jetzt legt mal einen Zahn zu! Ich will diese verdammte Tür aus den Angeln haben! Macht hin, ihr Versager!"
 

Jesse konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als die Knalltüten ihn als Profi bezeichneten. Da lagen sie nicht mal daneben. Nur war er kein Profikiller. Er legte sich mit seinem Blaster in einem sicheren Abstand auf die Lauer. Würden die Typen vor der Tür zu Schallgranaten oder ähnlichen Kram greifen, wenn sie die Tür nicht auf einem einfachen Wege aufbekamen? Zuzutrauen war es ihnen. Jesse verstand nicht, wieso sie dachten, dass er bei diesem Krach nicht aufwachen würde. Oder war es ihnen egal? Er kannte diesen Jonny nicht, aber der klang nach einem hart gesottenen Halsabschneider, den so schnell nichts aus der Fassung brachte.
 

Die Türfassung splitterte und Jesse hörte den Chef draußen rumbrüllen, dass 'diese selten dämlichen Rindviecher' ihm seine kostbare Tür nicht auseinander nehmen sollten. Plötzlich begriff Jesse. Die 'Siedler' dieses Planeten, wenn man sie als solche überhaupt bezeichnen konnte, litten unter akuten Rohstoffmangel. Die Tür war kostbarer als ein Menschenleben. Stabile Türen hinderten die Bestien der Savanne daran in die Hütten und Häuser der Siedler einzudringen und unter ihnen ein Blutbad anzurichten.
 

Diese Suppe würde er ihnen versalzen! Aber wo sollten er, Trista und ihr Kind die nächste Nacht unterkommen, wenn er ihnen die Hütte zerlegte?
 

So oder so, einer Auseinandersetzung konnte er nicht mehr ausweichen. Jesse hob seinen Blaster und schoss in die Richtung, aus der vor kurzem noch die Stimme des Bandenchefs erklungen war. Der extrem verstärkte Blasterstrahl versengte mit einem wütenden Fauchen alles, was ihm in die Quere kam. Hüttenwand, Tür und die dahinter sich befindenden Männer wurden gnadenlos verpulverisiert. Die von dem Schuss verschont gebliebenen Bandenmitgliedern schrieen wild durcheinander und schossen durch die entstandene breite Öffnung in der Hütte zurück. Mehrere Schüsse zischten haarscharf an Jesse vorbei und schlugen auch in Tristas Nähe ein, die einen Schrei von sich gab. Besorgt sah Jesse in ihre Richtung. Sie schien jedoch unverletzt zu sein.
 

Der junge Mann zielte und schoss ein zweites Mal in die Menge der Angreifer. Ein weiteres Mal zog der Blasterstrahl eine Spur der Verwüstung und des Todes. Niemand schoss zurück. Diejenigen, die noch am Leben waren und laufen konnten, versuchten ihr Glück in der Flucht. Jesse schraubte den Aufsatz wieder von seiner Waffe und verstaute ihn in seinem Mantel. Diese Stück Outridertechnologie war eines der wenigen, die er wirklich zu schätzen gelernt hatte. Nun musste er auf der Hut sein, wenn er seine sichere Stellung verließ und draußen nachsah, ob die Luft rein war. Danach würde er mit Trista und Kind von hier schleunigst verschwinden.
 

Draußen herrschte nach dem ganzen Akt der Zerstörung eine trügerische Ruhe. Jesse gefiel das ganz und gar nicht. Die Sache begann ihm mehr und mehr aus den Händen zu gleiten und Jesse hasste es nicht Herr der Lage zu sein.
 

Das sirrende Geräusch einer Schallgranate näherte sich in Gedankenschnelle und der junge Mann hatte kaum noch Zeit sich zu Boden zu werfen, um sich aus dem Einschlagsgebiet der Waffe zu rollen. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen explodierte die Granate im hinteren Bereich der Hütte. Die Detonationswelle riss das gesamte Gebäude auseinander und begrub die drei Menschen unter sich.
 

Hustend krabbelte Jesse mühsam aus dem Schutt und sah sich einem unangenehmen Anblick gegenüber. Mehrere Wrangler standen um die Überreste der Hütte und hatten ihre Waffen auf ihn gerichtet. Seitlich von ihm arbeitete sich Trista langsam aus dem Schutt. Ihr Sohn war ebenfalls noch am Leben und klammerte sich panisch an die Kleidung seiner Mutter. Trista verharrte ebenso wie Jesse vor Schreck, als sie die Outridersoldaten und die auf sie gerichteten Waffen erblickte.
 

"Was haben wir denn da?" ertönte von Jesses Linke her die durch den Helm leicht verzerrte, grollende Stimme eines Wranglers. Ein anderer antwortete ihm feixend: "Noch so ein paar Wüstenratten. Da werden sich aber die Bestien aus der Savanne freuen, wenn es wieder Frischfleisch gibt." Er ließ ein schepperndes Lachen ab, welches durch ein donnerndes "RUHE!" unterbrochen wurde. Eine weitere Gestalt betrat den Ort des Geschehens. Der Outrider war von hohem Wuchs und hatte einen beeindruckenden Kampfanzug an. Sein Gesicht, war wie das der anderen anwesenden Phantomwesen von einem Helm verdeckt. Als Jesse diesen Helm sah, erinnerte er sich dunkel an einen vor seiner Zeit von Nemesis favorisierten Commander. Nemesis hatte jenen nach einer Reihe von Misserfolgen schließlich fallen gelassen und der Typ verschwand in der Versenkung.
 

Der Outriderkommandant entfernte lässig seinen Helm und sah den vor ihm in den Trümmern der Hütte liegenden Menschen mit einem kalten Blick aus seinen dunklen Augen an. "Jesse Blue, wie ich sehe. Ich verfolge deine Spur schon seit deinem letzten Auftritt auf unserer Basis in New Dakota. Nemesis würde dich gern wieder sehen. Ich bin mir sicher, dass er dir eine Menge zu sagen hat!" Hier brach Commander Gattler in ein dunkles, höhnisch klingendes Lachen aus. Er gab seinen Wranglern einen Wink und die rissen Jesse aus dem Schutt und entwaffneten ihn. Der junge Mann hatte gegen die bewaffnete Überzahl keine Chance. Zähneknirschend ließ er sich die Behandlung gefallen. Hinter sich hörte er Tristas Kind angstvoll aufwimmern. Jesse entriss sich fast aus dem festen Griff der Outridersoldaten, als ein Schlag von einem Gewehrkolben ihn ohnmächtig niederstreckte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bijou
2005-03-05T13:06:22+00:00 05.03.2005 14:06
Hey du , nachdem ich dir eine Vorstellungs ENS geschickt habe, wurde ich natürlich neugierig und mache mich ein wenig über deine FF's her ^^
Ich muss gestehen , ich kenne diese Serie überhaupt nicht , aber dein Schreibstil ist , finde ich , sehr sehr gut und du hast ein Gefühl für Beschreibungen und Textfluß.

Die anderen lese ich auch noch aber dazu brauch ich ein wenig Zeit :)

Also LG!
Sherly ^^


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