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Am Anfang war das Schulprojekt

JoeyxSeto
von

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Zweite Woche, Sonntag (Teil 2)

Kapitel 14, Zweiter Teil: Zweite Woche, Sonntag
 

Der Anruf bei Serenity war schnell erledigt und das Mädchen sagte begeistert zu. Man holte sie bei ihrer Mutter ab und Mrs. Wheeler hatte für ihren Sohnemann und seinen Freund nebst brüderlichem Anhang einen Picknickkorb vorbereitet, ungeachtet der Tatsache, dass Mokuba schon einen solchen auf dem Schoß hatte und ihn eifersüchtig bewachte.

„Mama, wer soll das alles essen, frage ich mich?!"

„Na, du und Seto-san, Mokuba-chan und deine Schwester. Wer denn sonst? Du futterst doch ohnehin immer viel zu viel! Darfst du dir das als Model eigentlich erlauben?"

„Ich habe schon eine gute Figur! Außerdem steht mir der Schlankheitswahn bis hier! Solange ich mein Gewicht halte, ist alles in Ordnung, das sagt auch Catherine. Trotzdem glaube ich, dass du uns mit ein paar neunköpfigen Raupen verwechselst! Na ja....wenn du deine unnachahmlichen Sandwiches eingepackt hast, verzeihe ich dir!"

„Nun, dann dürfte mir die Absolution erteilt sein! Viel Spaß!"

Das silberweiß lackierte Auto der Marke Rolls Royce (dafür musste ich im Duden nachschlagen *drop*) mit einem winzigen Blue Eyes White Dragon auf der Kühlerhaube setzte sich in Bewegung und Kaiba, die Hände sicher am Lenkrad, fuhr Richtung Stadtpark. Er war lässig gekleidet, in Jeans und T-Shirt, was man an dem Firmenchef wahrlich nicht oft sah. Joey auf dem Beifahrersitz genoss es sichtlich, dass den Passanten die Augen aus dem Kopf fielen, sobald der Wagen an ihnen vorbei rauschte. Ohne materiell sein zu wollen, aber es hatte doch etwas für sich, mit einem Millionär liiert zu sein! Er verdiente in seinem Job zwar auch nicht gerade schlecht, aber eine Garage voller Autos hatte er noch nicht vorzuweisen. Er lehnte sich zurück und blinzelte in den Sonnenschein.

»Hm....ich bin glücklich. Aber es ist ein merkwürdiges Gefühl, dass das Schulprojekt morgen in die letzte Woche übergeht. Wir sollten endlich mal mit dem Bericht anfangen....immerhin haben wir nur noch fünf Tage, denn das Wochenende wird ja diesmal nicht mehr mitgezählt. Ob ich mich vielleicht bei Mrs. Sagami bedanken sollte? Klar, ich fand das Experiment mit dem Existenzentauschen im Grunde total bescheuert, aber mittlerweile habe ich meine Meinung geändert - schließlich habe ich dadurch den wahren Seto Kaiba kennen und lieben gelernt. Ohne ihre fixe Idee wäre es nie dazu gekommen....Die bisherige Bilanz: Zehn Tage waren nötig, um zueinander zu finden und vier Tage sind wir jetzt schon ein Paar, den heutigen mit eingerechnet. Ja. Ich bin glücklich.« bekräftigte er sein Urteil vom Anfang noch einmal und blickte zu seinem Schatz hinüber, der sich auf den Verkehr konzentrierte. Plötzlich jedoch stieß er einen Fluch aus und trat mit Karacho auf die Bremse. Reifen quietschten und der Inhalt des Wagens, bestehend aus Joey, Serenity, Mokuba und zwei Picknickkörben, wurde gründlich durcheinandergeworfen, nur der Firmenleiter blieb unverrückbar auf seinem Platz sitzen. „Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt euch anschnallen!!!" zischte der Brünette und sprang ins Freie. Es hatte zwar keinen Zusammenstoß gegeben, aber dafür war dem Meisterduellanten das Auto bekannt, das ihnen auf so regelwidrige Weise den Weg abgeschnitten hatte.
 

„Miller!! Was fällt Ihnen ein?! Sie können Ihrem Schutzengel für Finanzen danken, dass Sie meinem Rolls Royce keine Schramme verpasst haben, sonst hätte ich Sie verklagt!"

„Ich bin entzückt, Sie in bester Verfassung anzutreffen, Kaiba. Ich darf Ihnen gratulieren!"

Der kalte, abweisende Ton seiner Stimme strafte diese Ankündigung Lügen. Souichi Miller, in eine elegante Kombination aus Rot und Weiß gewandet und trotz vormittäglicher Stunde wie aus dem Ei gepellt, stand vor ihm wie der Rachegott persönlich.

„Ihr kleiner Helfer hat es geschafft, mich zu beleidigen und mich in höchstem Grade zu verärgern! War es Ihre Idee, mein Büro ausräumen zu lassen?"

„Nein, seine eigene. Aber wenn es darum geht, können Sie es ihm gleich selbst sagen."

Joey interpretierte das als sein Stichwort und stieg aus der Luxuskarosse. Er stellte sich neben seinen Schatz und fragte höflich, aber kühl: „Was wollen Sie?"

„Ich betrachte Ihre Einmischung als Kriegserklärung, Mr. Wheeler. Es hat mich einen beträchtlichen Teil meines Vermögens gekostet, sämtliche Kaiba-Aktien zu erwerben und ich werde mich nicht von Ihnen und Ihrem Vorgesetzten von der Spitzenposition vertreiben lassen, die ich mir erarbeitet habe!"

„Sie meinen wohl, die Position, die Sie sich erkauft haben?" erwiderte der Jungmillionär sachlich und stemmte eine Hand in die Hüfte. „Hören Sie, Miller: Ich habe meine Firma noch nicht aufgegeben und ich werde mir nicht von einem ungebildeten Kleingeist wie Ihnen das zerstören lassen, was ich aufgebaut habe. Sie kennen das Ergebnis der Pressekonferenz. Ich habe Ihnen den Kampf angekündigt und beabsichtige, ihn auch zu gewinnen. Bald schon werden Sie und Ihr Vater nichts weiter sein als eine weitere vernichtete Existenz im Archiv der Kaiba-Corporation!"

„Bedauerlich, dass ich Ihre Ansicht nicht teile!"

„Es ist nicht meine Schuld, wenn Sie dafür keinen Verstand besitzen. Ich pflege nicht zu scherzen, Miller! Sie sollten besser sehen, dass Sie Ihre Niederlage eingestehen, solange Sie es noch können, denn ich werde Sie zermalmen!"

„Das wird sich zeigen! Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wir werden um Ihre Firma spielen!"

„Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst? Wenn Sie jemanden zum Spielen suchen, sollten Sie bei einem Kindergarten anfragen, vielleicht nimmt man Sie noch auf!"

„Seien Sie nicht so herablassend. Ich spreche von einem Spiel, das wir beide recht gut beherrschen: Duel Monsters."

„Ein Duell?!"

„Genau. Der Termin ist für kommenden Freitag festgesetzt. Es ist eine öffentliche Veranstaltung in Ihrem eigenen Duellanten-Stadion. Ein bisschen Publikum schadet nie, meinen Sie nicht auch? Ich stelle nur eine Bedingung: Sie duellieren sich mit einem Partner."

„Einem Partner!?"

„Richtig. Mein Vater ist als Geschäftsmann vielleicht nicht mehr so gewieft wie früher, aber was Duel Monsters angeht, so ist er in der Senioren-Klasse nach wie vor einer der Besten. Daher werde ich mit ihm antreten. Der Einsatz ist klar: Die Partei, die verliert, verliert auch die Firma! Nehmen Sie die Herausforderung an?"
 

Seto biss sich auf die Lippen, um seinen Zorn unter Kontrolle zu bringen. Was erlaubte sich dieser Lackaffe?! Glaube er wirklich, er und sein hirnloser Vater wären in der Lage, ihn zu schlagen?! Ihn, Seto Kaiba?! Besser hätte es gar nicht kommen können! Spätestens am Freitag würde er also seine Firma zurückhaben, denn dass er siegen würde, stand für ihn von vornherein fest. Ein selbstzufriedenes, arrogantes Lächeln zog seine schönen Lippen auseinander.

„Ich nehme an, Miller. Aber seien Sie versichert, dass ich Sie nicht schonen werde. Es wird mir ein Vergnügen sein, Sie in der Arena auszulöschen!"

Souichis himmelblaue Augen verengten sich zu Schlitzen, als er den Händedruck erwiderte, der die Abmachung bekräftigte. Trotz seines düsteren Blicks lächelte er zurück und Joey, der das gesamte Gespräch bisher mit gemischten Gefühlen verfolgt hatte, spürte plötzlich, wie ein Schauer über seinen Rücken rann. Miller wirkte sehr sicher....ZU sicher. Fast so, als wüsste er, dass sein Gegner verlieren würde....Er schüttelte sich und verdrängte diesen unsinnigen Gedanken aus seinem Kopf. Sein Geliebter war ein glänzender Duellant und wem außer Yugi - und ihm! - war es bislang geglückt, ihn zu besiegen? Es war albern, auch nur den geringsten Zweifel an seinem Triumph zu hegen!

„Dann also auf Wiedersehen, Kaiba. Seien Sie nicht zu enttäuscht, wenn Sie verlieren." Er kehrte zu seinem Cabriolet zurück und fuhr hupend davon, als wolle er seinen Rivalen verhöhnen. Sie setzten ihren Weg Richtung Park fort, aber das unerwartete und recht unliebsame Zusammentreffen mit dem anderen Millionär hatte die Stimmung merklich gedrückt. Die beiden jüngeren Geschwister schwiegen und auch die zwei Älteren sprachen kein Wort miteinander....es war, als hätte sich plötzlich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Allen schien die richtige Begeisterung zu fehlen, als sie an ihrem Ausflugsziel ankamen und sich einen schönen, windgeschützten Platz für ihr Picknick auswählten. Der quirlige Schwarzhaarige vergass seinen Unmut jedoch rasch, als er die köstlichen und appetitanregend zusammengestellten Sandwiches von Mrs. Wheeler auspackte und genüsslich in eines hineinbiss. Es schmeckte ihm ausgezeichnet und Serenity ließ sich von seiner wiedergekehrten guten Laune anstecken. Das Mädchen hatte selbstgemachte Reisbällchen mitgebracht und verteilte sie nun an die Anwesenden. Das junge Paar speiste still, während Mokuba sich angeregt mit der Vierzehnjährigen unterhielt.
 

„Hör mal, Seto....ich weiß ja, dass du dich ärgerst, aber diesen aufgeblasenen Mistkerl zu schlagen dürfte für dich doch keine Schwierigkeit darstellen. Du hast schon andere Spitzenduellanten aus der Arena gepustet und den wirst du auch schaffen!"

„Darum geht es nicht. Er erwartet von mir, dass ich mit einem Partner gegen ihn antrete. Eine derartig lächerliche Bedingung musste ich noch nie eingehen."

„Wo liegt das Problem? Du hast einen Partner - mich!"

Der Brünette zog eine Augenbraue nach oben und runzelte anschließend die Stirn. Seine ganze Miene drückte Ablehnung aus und der Blondschopf schluckte unbehaglich. Sein Gegenüber goss sich etwas Orangensaft in sein Glas und trank einen Schluck.

„Nein." sagte er dann. Sein Freund meinte einen Moment, sich verhört zu haben, aber die ernsten Saphire, die ihn anstrahlten, belehrten ihn eines besseren.

„Nein....?" wiederholte er mühsam. „Was soll das heißen?"

„Es handelt sich bei diesem Duell um eine äußerst wichtige Konfrontation. Ich benötige dafür einen Partner, der sich nicht nur auf sein Glück verlässt, sondern der etwas kann."

„WAS?!?! Ich kann etwas, das weißt du ganz genau!! Ich bin ein sehr guter Duel-Monsters-Spieler und ich habe dich sogar einmal geschlagen!!"

„Ja, einmal. Aber einmal ist keinmal. Vergiss nicht, wie oft ich dir eine Niederlage zugefügt habe. Ein einziger Sieg kann das kaum aufwiegen. Außerdem hattest du auch damals nichts weiter als ein unglaubliches Glück! Ich kann es mir nicht leisten, bei diesem Duell einen Partner zu haben, dessen Können nicht ausreicht. Das ist zu riskant."

Der Sechzehnjährige war sprachlos. Eine Woge heißer Wut wallte in ihm hoch und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er rang mit sich und presste in unheimlich ruhigem Ton hervor: „So siehst du....das also? Du wagst es, mich so zu beleidigen?! Habe ich dir nicht endlich bewiesen, wozu ich fähig bin!? Ich war Zweiter im Königreich der Duellanten und bin ins Finale des Battle-City-Turniers gekommen! Geht das nicht in deinen verdammten Dickschädel?! Ich wäre dir ein hervorragender Partner und ich würde dir gerne dabei helfen, diesen Idioten von Miller in die Knie zu zwingen!!"
 

Gegen Ende seiner Rede war er immer lauter geworden, sodass Serenity und Mokuba ihren Dialog unterbrachen und gespannt beobachteten, wie sich eine unheilvolle Atmosphäre zwischen ihren beiden Brüdern aufbaute. Kaiba hatte sich erhoben und erklärte gereizt: „Jetzt sei nicht kindisch! Du weißt ganz genau, dass man unser Duellniveau unmöglich miteinander vergleichen kann. Außerdem findet der Kampf unter den Augen der Öffentlichkeit statt! Wie stehe ich da, wenn ich einen drittklassigen Spieler wie dich als meinen Partner ankündige? Du....oh! Oh....!" Er hatte in einiger Entfernung einen Mann erkannt, dessen Person ihm nicht fremd war und dem zu begegnen er absolut nicht wünschte.

„Komm mit, Ototo!" Er griff nach der Hand des Jungen und verschwand mit ihm in eiligem Tempo aus der Parkanlage. Der Kleine wusste nicht recht, wie ihm geschah und stolperte verwirrt hinterdrein. Joey starrte perplex und bebend vor Zorn hinterdrein und beäugte misstrauisch den Herrn, der sich ihnen näherte. Er trug einen englischen Anzug mit Krawatte und eine Kamera baumelte um seinen Hals. Das Model erkannte ihn gleichfalls, da dieser Mann ab und zu Berichte in Modezeitschriften veröffentlichte. Sein Hauptgebiet war allerdings alles, was mit dem Kaiba‘schen Imperium zu tun hatte und seine Klatschgeschichten verkauften sich wie geschnittenes Brot, obwohl die meisten seiner Artikel Halbwahrheiten, Lügen oder Schöpfungen seiner eigenen Fantasie beinhalteten. Sein Name war Kagashi und er wurde von vielen Prominenten in Domino gefürchtet. Er grüßte den Blonden im Vorbeigehen, da er bereits einmal ein Interview mit ihm geführt hatte, aber sein Grinsen war mehr als unsympathisch.

„War das nicht dieser Reporter, den du nicht magst?" erkundigte sich seine Schwester. „Und wo sind Kaiba-san und Moki-chan hingegangen? Warum sind sie so plötzlich verschwunden?"

„Das würde mich auch interessieren." würgte er zwischen knirschenden Zähnen hervor. Sie sammelten die Reste des Picknicks ein und begaben sich mit den Körben zum Parkplatz - nur um festzustellen, dass der Rolls Royce sich in Luft aufgelöst hatte.

„Sie....sind weg....ganz weg, meine ich", murmelte das Mädchen erstaunt, als könne es diese Tatsache nicht fassen. Ihr Blick wanderte bestürzt und ein wenig ängstlich zu ihrem Bruder hinüber, der noch wütender zu sein schien als vorhin.

»So!!! Jetzt hat er uns auch noch sitzengelassen!! Was denkt er sich eigentlich?! Na warte, das wirst du büßen!! Ich lasse dich nicht einfach so davonkommen!! Du wirst mir Rede und Antwort stehen für dein unmögliches Verhalten!! Wehe dir, wenn du keine gute Erklärung hast - DANN GNADE DIR GOTT, SETO KAIBA!!!«

Er reichte Serenity den zweiten Korb und rauschte davon, mit ausgreifenden, energischen Schritten. Sie blieb zurück und seufzte.

»Jetzt möchte ich nicht in Kaiba-sans Haut stecken....«
 

Joey stürmte zur Villa und betätigte den Klingelknopf ungefähr sechsmal. Die Stimme von Roland meldete sich durch die Sprechanlage. „Wer ist da?"

„Fragen Sie nicht so blöd!!! Ich bin es, Ihr momentaner Chef!!! Machen Sie das Tor auf und lassen Sie mich rein!!!"

Im Zorn war der Sechzehnjährige ein Gegner, dem man nicht widersprach, nicht einmal, wenn er einem nicht gegenüberstand. Roland, der den ehemaligen „Feind" seines Arbeitgebers durchaus mochte und zudem an das Gehorchen gewöhnt war, öffnete sofort.

„Guten Tag, Sir. Mr. Kaiba ist schon vor Ihnen zurückgekehrt, zusammen mit Master Mokuba. Darf ich fragen, wie der Ausflug war?"

„Nein, Sie dürfen nicht!! Wo steckt dieser arrogante Pinkel?!"

„Mr. Kaiba befindet sich in seinem Büro. Soll ich Sie anmelden, Sir?"

„Sein Büro ist laut des Schulprojekts vorläufig mein Büro!! Und ich werde jetzt ein ernstes Wort mit Mr. Kaiba wechseln - genaugenommen sogar zwei, drei, vier ernste Worte!!"

Er rannte los und donnerte durch die Flügeltür wie ein Tornado. Seto, der gerade an seinem Laptop sass und irgendein Dokument abtippte, wandte ihm seine Aufmerksamkeit zu. Er wirkte völlig gelassen und das brachte den Blonden noch mehr in Rage.

„Was willst du?"

„Was ich will?!?! Eine Antwort!! Lassen wir mal deine bescheuerte Einstellung im Bezug auf meine Duellfähigkeiten außen vor - warum bist du abgehauen und hast Serenity und mich sitzengelassen?!?!"

„Kagashi."

„Der ist mir auch aufgefallen!! Wolltest du nicht, dass er uns beide zusammen sieht?!"

„Korrekt."

„Was soll der Schwachsinn?! Was ist dabei, wenn zwei Freunde gemeinsam picknicken?! Glaubst du allen Ernstes, der hätte dir auf der Stelle eine homosexuelle Neigung angedichtet?!"

„Nein. Aber in Anbetracht deines Rufes als Model, das auch für erotische Fotos posiert, ist mir nicht anderes übriggeblieben. Das allein hätte ihm genug Stoff für zwielichtige Vermutungen geliefert, die er allesamt in einem anrüchigen Artikel in einer noch anrüchigeren Zeitung veröffentlicht hätte."

„....Soll das heißen....ich bin....dir....peinlich....?"

Die nachfolgende Stille war lähmend und lag schwer wie ein Fuder Steine auf den zwei jungen Männern im Raum. Nach einer Weile erklangen wieder Tippgeräusche und der Firmenchef arbeitete unbekümmert weiter, als wäre nichts passiert. Joey atmete tief ein und aus, ein heftiges Zittern überlief seinen Körper und sein Geduldsfaden, ohnehin schon dünn und nicht sonderlich strapazierfähig, zerriss endgültig. Er marschierte auf den anderen zu, klappte den Laptop zusammen ohne Rücksicht auf die schlanken Finger zu nehmen, die noch mit der Tastatur in Kontakt waren und demzufolge eingeklemmt wurden und funkelte den Älteren erbost an; die braunen Augen glühten wie die Lava eines kurz vorm Ausbruch befindlichen Vulkans.
 

„Aua!! He, was soll das!?"

„WAS DAS SOLL?!?! DAS FRAGST DU MICH?!?! ICH BIN DIR ALSO PEINLICH, JA?! DESWEGEN HAST DU MICH SITZENGELASSEN?!?! WEIL MEIN IMAGE NICHT SO PERFEKT UND REIN UND IDEAL IST WIE DEINES UND DIE PRESSE ES NEGATIV AUFFASSEN KÖNNTE, DASS DU DICH ÜBERHAUPT MIT MIR ZEIGST?!?!"

„Ich bin nicht taub, Joey. Versuch bitte, dich ein wenig zurückzuhalten. Und brüll nicht so! Ich möchte es vermeiden, deinetwegen einen Gehörsturz zu erleiden."

„Was soll dieses Gequatsche?!?! Am Donnerstag war es für dich auch kein Problem, in der Öffentlichkeit mit mir spazierenzugehen!!"

„Es war ja auch kein Reporter anwesend."

„Solange also kein Pressefritze da ist, der eventuell was Falsches über dich und mich schreiben könnte, ist es okay - nur sobald es riskant wird und dein glanzvolles Image bedroht ist, ist‘s aus und vorbei mit der Liebe, oder was!?!"

„Das ist momentan die beste Lösung. Ich habe dir doch erklärt, dass ich noch nicht dazu bereit bin, unsere Beziehung öffentlich zu machen."

„Aber das heißt nicht, dass du mich einfach so sitzenlassen kannst, ohne was zu sagen!! Na schön, ich mache erotische Fotos, aber das ist nun mal ein Teil meines Jobs!! Das ist kein Grund, mich zu verleugnen!!"

„Kommt darauf an, wie man es betrachtet. Ich empfinde deine Bilder als sehr ästhetisch...."

„Sie sind es auch, Catherine ist schließlich keine Porno-Fotografin!!"

„....aber die japanische Gesellschaft sieht das anders. Du magst beliebt sein, aber deine Kritiker führen immer den erotischen Aspekt deiner Arbeit an, wenn sie gegen dich zu Felde ziehen. Du bist nicht unbekannt, vor allen Dingen nicht der Presse und daher...."

„....und daher ist es dir peinlich, mit mir gesehen zu werden!?! Klar, natürlich, ich passe ja auch nicht zu deinem vollendeten Image des unerschütterlichen, fleißigen, strebsamen Jungunternehmers, der so großartig und perfekt ist, dass es wehtut!! Ein Kerl, der vor lauter Perfektionsdenken nicht dazu kommt, menschlich zu sein - so menschlich etwa wie der Mann, mit dem man eine dauerhafte Beziehung eingehen könnte!! Und dann dein blödes Gewäsch von wegen, dass ich mich immer nur auf mein Glück verlasse und als Duellant nichts tauge und nicht dein Partner sein kann....Ich hab‘s satt, verstehst du!?! SATT!!!"

Er knallte seine Faust auf den Schreibtisch und der Brünette begriff, dass Joey diesmal wirklich über die Maßen angefressen und stinksauer war. Es handelte sich nicht um einen seiner berühmt-berüchtigten Wutausbrüche, in denen sein Temperament mit ihm durchging, sondern er war tatsächlich verletzt und traurig, Gefühle, aus denen ebensoviel Zorn erwachsen konnte wie aus seinem feurigen Wesen.

„Ich hatte gehofft, mit dir zusammen zu sein, wäre möglich!! Ich wollte darauf vertrauen, dass ich mit dir leben könnte!! Aber es funktioniert nicht!! Der Geschäftsmann in dir kommt immer zuerst! Er wird dir immer wichtiger sein als der Mensch, der du bist! Dann folgt Mokuba, deine Firma, dein Ansehen und deine Position als Duellant....und danach erst ich!! Das ist für mich nicht akzeptabel, hast du kapiert!?! Es steht mir bis hier!! Also lass dir eines gesagt sein...."

Er hielt kurz inne, um Luft zu schöpfen. „....Es war ein Fehler, es mit dir zu versuchen, KAIBA!! Es ist AUS!!!"
 

Der Nachname. Da war er. Wie in alten Zeiten, als sie sich noch gegenseitig Gemeinheiten an den Kopf geworfen hatten. Der „Status quo". War das nicht eigentlich genau das, was er gewollt hatte? Er wollte dieser Beziehung eine Chance geben, aber sie war gescheitert. So war das eben. Ein Versuch, mehr nicht.

„Und jetzt bitte ich dich, die Villa zu verlassen." zischte der Blondschopf. „Das Schulprojekt läuft noch und du kennst die Vorschriften des Experiments. Verschwinde."

Der Siebzehnjährige stand auf und ging nach draußen, vorbei an Mokuba, der unfreiwillig den Streit mit angehört hatte, vorbei an Roland, der sich verneigte, vorbei an Franklin dem Butler, der ihm die Tür aufhielt. Im Rahmen drehte er sich noch einmal um.

„Joey...." begann er.

„RAUS!!!" Der Jüngere sank wie kraftlos gegen den Schreibtisch und musste sich an dessen Kante abstützen, um nicht zusammenzubrechen. Er bedeckte sein Antlitz mit der Hand, die Lippen fest aufeinander gepresst, als müsse er einen Schrei unterdrücken. Der Firmenchef trat hinaus, durchwanderte die ellenlange, vornehme Auffahrt und schlüpfte durch das Tor. Auf halbem Weg lief ihm Serenity in die Arme, die noch immer die zwei Picknickkörbe bei sich trug. Gemeinsam kehrten sie zum Wheeler‘schen Apartment zurück, wo das Mädchen bis zum Abend blieb. Sie wagte nicht, ihn zu fragen, was vorgefallen sein mochte. Er war äußerst schweigsam und daraus schloss sie, dass es etwas Unschönes gewesen sein musste. Sie half ihm ein bisschen beim Putzen der Wohnung und erzählte ihm ein paar humorvolle Anekdoten aus der Schule. Von ihrem Bruder zu sprechen, traute sie sich nicht. Um sieben Uhr verabschiedete sie sich und er beseitigte die Spuren ihres Besuches - ein Glas Limonade, einen leeren Kuchenteller und ein zerknittertes Kissen, auf dem sie gesessen hatte. Zwei Stunden später war er bettfertig. Das Fernsehprogramm war langweilig und hatte nicht das geringste zu bieten, wozu also hätte er wachbleiben sollen? Er lag da, in die weichen Laken gekuschelt, und las, aber irgendwie verschwamm ihm die Sicht. Das Buch wanderte zurück auf das Nachtkästchen und dabei fiel sein Blick auf das Familienfoto, das Mrs. Wheeler und ihre beiden Kinder zeigte. Joey lachte auf dem Bild, strahlend und charmant, wie es seine Art war. Mechanisch löschte er das Licht, indem er die Lampe mit zitternden Fingern ausknipste. Es wurde dunkel und still.... bis ein Geräusch diese Stille durchbrach. Seto hockte aufrecht in seinem Bett, die Hände in die Decke gekrampft. Seine Lippen bebten und das Geräusch klang wie ein Schluchzer, der seine Kehle hinaufkroch. Er hatte der Beziehung eine Chance gegeben, aber es hatte nicht geklappt. Er hatte es geahnt. Ein Versuch, mehr nicht. War es nicht besser so?

Er schlang die Arme um seine Beine und neigte den Kopf. Es wurde erneut still im Zimmer. Mit einem Mal warf er sich herum und verbarg das Gesicht im Kissen. Ein letztes Erschauern durchlief ihn und seine Selbstbeherrschung stürzte in sich zusammen. Dann brach Seto Kaiba in wildes Schluchzen aus....
 


 


 

*sich hinter einer Wand versteck* Liebe Leser, bitte nicht hauen! *fleh* Aber diese Story wird 40 Kapitel haben (mit Zusatzkappi+Epilog), daher gibt's leider erst mal kein Friede, Freude, Eierkuchen, statt dessen muss noch was passieren. Natürlich hätte ich Schluss machen können, nachdem Joey und Seto zusammengekommen sind, aber genau das wollte ich eigentlich nicht tun, weil das bei den meisten FFs passiert. Ich hoffe sehr, Ihr könnt mir vergeben! *sich verneig* Bis zum nächsten Mal!



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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von:  jyorie
2013-07-19T23:04:35+00:00 20.07.2013 01:04
Hey ^_^

Hm .., man wieso versucht dieser blöde kleine Miller den, eine Firma, die er schon hat, nochmal mit einem Duell zu gewinnen?! Oder soll seto damit unterlassen zu versuchen sie zurücknehmen zu holen?

Und dann noch der Vertrauensbruch, dass er nicht mit Joey spielen will ... Oh man ... Du machst es den beiden nicht leicht und das schöne Picknick ist damit auch in die Hose gegangen *schnüff*

CuCu Jyorie

Von:  ReiRei-chan
2007-06-03T09:03:28+00:00 03.06.2007 11:03
Ich kann nur sagen, richtig so!
Ich meine, ich mag Seto, ich vergöttere ihn, ich liebe ihn, ich könnte ihn anfressen und verspeisen so heiß ist er, aber mal ehrlich, er ist ein Arschloch (ja, ich liebe Arschlöcher xD).
Also an Joeys Stelle hätte ich es genauso gemacht. Seto soll mal endlich lernen was er will. Und seinen Arbeitsmenschen zu Hause lassen.
Ich kann also nur bestätigen was Joey gemacht hat, auch wenn es jetzt natürlich erst mal Unruhig zwischen den beiden ist und sie sich ignorieren udn sonstw as werden... aber das geschieht Mister Sexy auch nur recht.
Von: abgemeldet
2007-04-27T18:38:59+00:00 27.04.2007 20:38
Oh mein Gott!
Hab denn ff vor kurzem endeckt und finde ihn super mega hammer geil!
Seto und Joey fahren wirklich eine Gefühlsachterbahn!
Armer Seto! Ich hatte am Schluss Tränen in denn Augen!
Schreib schnell weiter! Und vielleicht könntest du mir eine Ens schicken wenn das nächste Kapi on ist! Ja?
glg
Von: abgemeldet
2007-04-09T19:35:56+00:00 09.04.2007 21:35
WAH! der arme joey! der arme seto! *schnief*
was machen die beiden nur? vor allem seto! ich kann joey verstehen. seto hat ihn ganz schön verletzt.
aber als seto am ende zusammengebrochen ist, tat er mir auch leid... *schluchz* das war richtig traurig. hoffentlich kommt joey darüber hinweg.
schreib schnell weiter!
fro
Von: abgemeldet
2007-03-18T19:04:20+00:00 18.03.2007 20:04
oh man das war einfach nur der wahnsinn!
die ff hat mich so in ihren bann gezogen,
konnte nciht vorher aufhören, bevor ich sie durch hatte.
einfach nur geil.
erst das ganze hin und her zwischen den beiden, bis sie sich dann langsam eingestanden haben, das sie sich lieben aber seto es nciht akzeptieren wollte. Und dann haben sie doch endlich zusammen gefunden und dann noch dieser strip, wirklich end geil! Und zu guter letzt dann dieser streit, das echt soo traurig. es hat shcon so lange gedauert bis sie zusammen gekommen sind und jetzt das und warum, nur wegen diesem scheiß miller, der die firma übernommen hat. aber ich bin mir sicher das die beiden das klären werden und diesem miller zusammen die firma wegnehmen.
oh man son langes kommi hab cih ncoh nie geschrieben^^

hoffe doch mal, dass es ganz schnell weiter geht.
Kannste mir dann bitte bescheid geben?
wär wirklich super lieb.
hdl kim
Von: abgemeldet
2007-03-10T16:12:45+00:00 10.03.2007 17:12
zuerst kommen sie zusammen und dann vertut er es wieder wegen dieser blöden meldung die er von sich gegeben hat.
wie blöd kann seto nur sein.
ich hoffe das es eine lehre ist für ihn und sich doch noch ändern wird.
war ein super kap.
Von:  Ryuuzaki
2007-02-26T20:58:43+00:00 26.02.2007 21:58
vergeben? ich bin dir sogar dankbar dafür, dass du da nicht einfach schluss gemacht hast. Eben weil das in vielen ffs so häufig vorkommt, schätze ich deine sehr, dass sie nicht das selbe schema antritt ^^
Von:  Swaja
2007-02-26T11:56:42+00:00 26.02.2007 12:56
Hey, ist doch nicht schlimm, wenn die Story 40 Kapitel hat.^^ Obwohl ich überrascht bin. War nicht von ZWEI Wochen Projekt die Rede? Und nun sind es drei? *am Kopf kratz*
Na egal. Das Kapitel war sehr gut. Ich war ziemlich fassungslos über Seto, aber so ist er nun mal und du hast ihnm gut getroffen, genauso wie Joey, es gibt wenige, die seine Wutanfälle so gut zu beschreiben wissen.
Ich wittere, dass mit diesem Kagashi ( oder so...^^) noch was kommt.^^
Und jetzt sind sie also wieder auseinander... man hätte es sich eigentlich denken können, es lief zu gut. Und das Seto am Ende doch nocht Gefühlsregung zeigt war auch super gemanaget. Daumen hoch!

Hdgdl, deine Swaja
Von:  Chicha
2007-02-20T23:48:56+00:00 21.02.2007 00:48
Schon viel besser ^^
-mag nicht sonderlich kitsch, weshalb das pitel so gesehen sehr gut fand-
*_______*
ich freue mich auf die nächsten Kapitel ^.~

gez. June ^^
Von: abgemeldet
2007-02-20T14:38:31+00:00 20.02.2007 15:38
T________________T
Boah Seto du arsch. >___<
;__________; *schnief*
Also ich kann ja verstehen das du die Story nicht so schnell enden lassen willst..und das finde ich ja auch gut!
Ich finds auch toll...das nicht alles gleich friede freude Eierkuchen ist....aber....wenn die zwei am schluss nicht zusammen kommen DANN GNADE DIR GOTT! T__________T
;__________________; Njaaa mach trozdem weiter so!;_;d
Ich hoffe das nimmt noch ein gutes Ende.

dat Blue^.~


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