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Remember the promise you made

San Francisco Love Stories
von

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Noises everywhere (Part 1 of 4)

Marcus gelang es, seine Starre zu überwinden und er drückte Gary mit soviel Kraft von sich, wie sein zitternder Körper aufbringen konnte.

„Was bildest du dir eigentlich ein?“, stieß er hervor.

Jasons Bruder lächelte ihn an. „Ich habe mich so darauf gefreut, das zu tun... du weißt gar nicht, wie ich dich vermisst habe...“

Er machte einen Schritt auf ihn zu, Marcus zwei von ihm weg.

„Wow, stopp, Cowboy! Was soll das werden?“ Er hielt eine Hand abwehrend vor sich, um sich zumindest ein wenig das Gefühl zu geben, Gary aufhalten zu können. Dabei rutschte sein Ärmel hoch und zeigte das Armband, das er trug.

„Du hast es noch?“ Auf Garys Gesicht erschien ein triumphierendes Grinsen.

„Das ist kein Verlobungsring, Gary, du hast es mir damals geschenkt, bevor du überhaupt wusstest, dass ich schwul bin!“

„Aber trotzdem trägst du es.“

„Ja, ich trage es, kleb dir einen Sticker auf die Stirn!“, fauchte Marcus, dieses Verhalten regte ihn auf. „Das gibt dir noch lange nicht das Recht, mich einfach zu küssen!“

„Hat der Kuss dir nicht gefallen?“

„Wenn du weiter so grinst, trete ich deine Kronjuwelen in die Umlaufbahn, Gary! Das ist nicht witzig!“

„Warum wehrst du dich so, Marcus?“

„Warum?! Das fragst du im Ernst?! Erinnerst du dich? Colin? Groß, gut aussehend? Mein Freund?“

Gary nickte.

„Du nickst?!“ Marcus war kurz davor an die Decke zu gehen.

„Und?“

„Gary, was soll das?!“

Der Brünette ließ sich auf Marcs Schreibtischstuhl nieder und seufzte. „Ich weiß es doch selbst nicht so genau... aber ich habe eben das Gefühl, das hier tun zu müssen. Du bist mir seit damals nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich habe nicht einmal mehr mit einem Mädchen geschlafen, seit unserer Nacht...“

Marcus schloss die Augen. „Nein...“

„Ich glaube, ich bin wirklich bi, Marc!“

„Nein!“ Das hatte Marcus regelrecht geschrieen. „Na-hein! Stopp! Auf der Stelle!“

„Was?“ Gary sah ihn vollkommen verdutzt an, der blonde Junge hatte den Zeigefinger mahnend erhoben und atmete schwer.

„Hör sofort auf damit! Ich will das nicht hören! Was für ein kranker Mistkerl bist du eigentlich?! Erst willst du mich nicht, brichst mir das Herz, lässt über Monate nichts von dir hören und dann „Hallo hier bin ich! Jetzt will ich dich doch!“? Nein, mein Lieber, so nicht! So nicht!“

„Marcus...“

„Nein!“, fuhr der Junge dazwischen. „Nein und noch mal nein! Das wirst du nicht tun! Was bildest du dir eigentlich ein?! Ich habe hier ein Leben, Gary! Ich bin über dich hinweg, ich habe endlich wieder eine Richtung gefunden! Und ich habe Colin, der mich liebt! Und ich liebe ihn! Wage es ja nicht, noch einmal zu sagen, dass du mich willst! Du hattest deine Chance, Gary Cunningham! Noch eine kriegst du nicht!“

Gary erhob sich und ging seelenruhig auf Marcus zu, er baute sich vor ihm auf und sah auf den Blonden herunter.

„Okay, ich habe verstanden. Aber wenn du denkst, dass mich das aufhält, kennst du mich nicht. Ich werde um dich kämpfen, Marc. Und ich werde gewinnen.“

Damit drehte er sich einfach um und ging. Marcus blieb mit offenem Mund stehen und starrte auf die geschlossene Zimmertür. Über eine Minute. Dann kam seine Mutter mit einer Packung Oreos und Milch rein.

„Wollte ihr Keks... oh, dein Besuch ist schon gegangen?“

Marcus antwortete nicht. Ja, er war weg, aber wenn er seine Drohung ernst meinte, würde er sicher wieder kommen.
 

„Guten Abend, Marcus!“, lächelte Mrs. Shephard den blonden Jungen an. „Was für eine Überraschung.“

„Eigentlich nicht...“ Marcus erwiderte das Lächeln. „Colin und ich waren verabredet, aber er hat mich versetzt und geht nicht ans Telefon... ich wollte mal sehen, ob alles in Ordnung ist.“

„Er ist oben, mein Schatz.“

Colins Mutter war regelrecht vernarrt in den Freund ihres Sohnes, sie sah in ihm ein willkommenes Ziel für ihre überschäumende Mutterliebe, aus deren Umarmung sich Colin gerade frei zu strampeln versuchte.

Marcus bedankte sich brav und eilte dann die Treppe hinauf. Er war hin und her gerissen zwischen Wut und Sorge. Für welches von beidem sollte er sich nun entscheiden? Als er die Tür zu Colins Zimmer öffnete, hatte er die Antwort sofort bekommen. Sein Freund saß zusammengekauert in der Ecke zwischen Wand und Bett und weinte. Er schluchzte beständig vor sich hin.

„Colin...?“

Tränennasse Augen wandten sich ihm zu. „Marcus... was machst du hier?“

„Wir waren verabredet... was ist denn passiert?“

Es dauerte noch eine ganze Weile bis Colin soweit war, dass er Marcus alles erzählen konnte. Er schluchzte und wimmerte immer wieder zwischendurch, musste mehrmals die Nase putzen. Nur mühsam schaffte er es, Marcus die ganze Geschichte zu berichten. Danach war auch der blonde Junge leichenblass.

„Das ist nicht dein Ernst...“

„Glaubst du, ich mache Scherze mit so etwas?! Glaubst du das wirklich?!“, schrie Colin ihn an. „Glaubst du das?!“

„Ist ja gut! Bitte!“ Marcus hob die Hände. „Ich weiß, du würdest nicht...“

„Ich könnte sterben...“

„Colin, sag so etwas nicht!“

„Es ist doch wahr!“

Marcus schaute ihn an, die verweinten Augen, die rote Nase, die zitternden Hände. Und plötzlich war er ganz ruhig. Geradezu beunruhigend ruhig. Sanft strich er ihm über die Wange.

„Du hörst jetzt sofort auf mit diesem Gerede. Wir gehen morgen zum Arzt und lassen einen HIV-Test machen. Und du wirst sehen, er ist negativ. Und dann hat sich die ganze Sache in Luft aufgelöst.“ „Was?“

„Du reißt dich jetzt zusammen! Ich lasse nicht zu, dass du dich in diese Scheiße hinein steigerst und dich in den Sarg legst, bevor du überhaupt weißt, was los ist!“ Marcus wurde lauter, er konnte das nicht ertragen.

„Schrei mich nicht an!“

„Ich schreie dich aber an! Du benimmst dich eben wie ein ängstliches Kind. Und du tust so, als wärst du allein!“

„Ich bin vielleicht HIV-positiv!“

„Und vielleicht bist du es nicht!“

Marcus seufzte. So ging das nicht. Er schloss Colin in die Arme. „Ich bin für dich da und wir stehen das gemeinsam durch.“

„Ich kann das nicht, Kätzchen...“

„Du kannst... du kannst das. Ich bin bei dir und du wirst sehen, dass alles gut wird...“

Colin klammerte sich an seinen Freund und fing wieder an zu weinen. Marcus war so stark, warum konnte er das nicht? Die Angst fraß ihn regelrecht auf. Er hatte solche Panik vor dieser tödlichen Krankheit.
 

Trotz seiner Ansage, ging Gary zunächst nicht zum Angriff über, es wurde sogar überraschend ruhig im Leben der ganzen Clique. Jason verbrachte viel Zeit mit Nicolai und blühte sogar wieder ein wenig auf, im Gegensatz zu Chris, der mit jedem Tag zickiger zu werden schien, denn das Geschnäbel von Jason und dem Russen ging ihm tierisch auf die Nerven.

An diesem Mittwoch hatte er die Flucht ergriffen und war mit Gary, den er sehr mochte, Utensilien für den baldigen Semesterbeginn kaufen gegangen, Anna hatte auch unbedingt mitgewollt.

Jason lag mit Nicolai in den Armen auf der Couch im Wintergarten und kuschelte. Den warmen Körper des jungen Mannes in den Armen zu halten, war ein tolles Gefühl, endlich wieder ein bisschen wie Zuhause nach all der Kälte in der letzten Zeit. Nicolai schmiegte sich an seinen Oberkörper.

„So schön ruhig...“

Die Türklingel schrillte auf.

„Du musstest ja was sagen...“, seufzte Jason.

„Geh nicht...“

„Vielleicht ist es was Wichtiges...“ Sanft schob er den Blonden von sich und eilte in den Flur, um zu öffnen.

„Ich hab was für dich!“ David war schon an ihm vorbei, kaum dass er die Tür auf hatte, und ging direkt ins Wohnzimmer.

„Dir auch einen guten Tag!“, lächelte Jason den leeren Rahmen der Haustür an, bevor er seinem besten Freund folgte.

„Also ich...“ David stockte und schaute überrascht in den Wintergarten hinüber, wo Nicolai sich mittlerweile erhoben hatte. „Du hast Besuch?“

„Er wohnt hier. David, das ist Nicolai Romanov, Nico, das ist David Vanderveer, mein bester Freund.“

„Sehr erfreut.“ Der junge Russe verbeugte sich leicht.

„Meine Güte, was für Manieren! Aber wenn man schon den Namen der Zarenfamilie trägt.“, lächelte David und ging zu ihm hinüber, um ihm einen Handkuss zu geben. „Auch sehr erfreut.“ Er schenkte ihm einen tiefen Blick aus seinen blauen Augen.

„Lass stecken, Casanova!“, grinste Jason und trat neben den Russen. „Nico ist schon vergeben.“

„An wen?“

Jason zog die Augenbraue hoch.

„An dich?! Warum denn das?!“

Die Beiden schauten überrascht den Anwalt an, der sichtlich schockiert war.

„Na, hör mal!“, lachte der Brünette. „Was war das denn?“

„Ich werde einen Tee kochen, möchten Sie auch welchen, David?“

„Gern, danke.“

Nicolai nickte und ging dann in die Küche, die Verbindungstür zum Wintergarten fiel zu, doch trotzdem zog David Jason am Arm ins Wohnzimmer, um mehr Distanz zwischen sie zu bringen.

„Er ist was?“

„Er ist mit mir zusammen!“

„Sunshine, tickst du noch ganz sauber?!“ David stemmte die Hände in die Hüften. „Du machst Chris eine Szene, weil er einen anderen Kerl wollte und jetzt schleppst du selbst einen an und holst ihn dir gleich ins Haus?“

„Es ist mein Haus.“

„Jason, hältst du das für klug?“

„Ja.“

Der Anwalt schüttelte den Kopf. „Du Dickschädel, mit dir kann man ja sowieso nicht über eine von deinen Entscheidungen diskutieren...“

„Sagt der Mann, der eine lebensrettende OP ablehnt...“

„Wir haben gleich Streit, Sunshine...“, knurrte David.

„Dann wechsele das Thema, David.“

Der Blonde schloss die Augen und seufzte. „Na gut. Hier.“ Er griff sich in die Tasche und streckte Jason vier Eintrittskarten entgehen.

„Was...“ Jason drehte sie in seinen Händen. „Der Schwarzweiß Ball zu Gunsten der AIDS-Stiftung... scheiße...“

„Ja, ich hab es auch vergessen. Er ist am Samstag und wir hatten die Karten schon vor Monaten bestellt. Sechs Stück, Chris, Jeremy, Ash, Sly, du und ich...“

„Wollen wir noch hin?“

„Ich werde gehen, ist schließlich für einen guten Zweck. Es sterben so viele Menschen an AIDS, so viele von uns.“

Jason nickte langsam. „Warum gibst du mir vier Karten?“

„Das sind auch die von Jeremy und die von Ash. Mit ihm habe ich telefoniert, er kann nicht, nur Sly kommt. Und Jeremy... na ja...“

„Willst du ihn nicht doch einladen?“

„Streit, Jason, Streit.“, ermahnte der Anwalt.

Bevor Jason noch etwas sagen konnte, kam Nicolai mit einem Tablett und drei großen Teetassen. „Störe ich?“ Er blieb in der Tür stehen.

„Nein, Nico, natürlich nicht.“ Jason ging hinüber und nahm ihm seine Last ab, stellte sie auf den Couchtisch. „Ich habe mich eben gefragt, ob du nicht Lust auf einen Ball hast. Ich habe Karten für uns.“

„Ball? Aber ich... ich war noch nie...“

„Das wird sicher schön, nicht wahr, David?“ Dieser nickte nur. „Tu mir den Gefallen.“

„Na gut!“, lachte Nicolai und ließ sich mit Jason auf der Couch nieder, David saß gegenüber im Sessel. Einen Moment schlürften alle genüsslich ihren Tee.

„Und was machen Sie beruflich, Nicolai?“

Der Russe sah David etwas überrascht an. „Ich... nun, ich habe eigentlich keinen Job und davor...“

„Er hatte viel mit Menschen zu tun! Darüber haben wir uns auch kennen gelernt.“, sagte Jason schnell und machte hinter dem Rücken Nicolais eine Geste in Richtung David. Er zog seinen Zeigefinger ruckartig über seine Kehle und fletschte die Zähne.

David verstand und ließ dann fast die Tasse fallen, als ihm dämmerte, was eigentlich nur gemeint sein konnte und wer der junge Mann war.

„Kann ich Ihnen noch etwas bringen, David?“

„Habt ihr Kekse? Tee ohne Kekse ist irgendwie nicht das Wahre.“

„Ich schaue mal nach.“, lächelte der junge Mann und erhob sich, nachdem er Jason einen flüchtigen Kuss gegeben hatte.

„Tee ohne Kekse ist nicht das Wahre?“, fragte Jason mit hochgezogener Augenbraue, kaum dass sie allein waren.

„Ein Stricher?“, gab David zurück.

„Fang nicht schon wieder an. Nicht wieder die gleiche Leier wie bei Chris!“

„Stichwort! Chris! Was soll das? Du nimmst einen blonden Stricher bei dir auf und weiter? Nennst du ihn bald Chris zwei?“

„Du bewegst dich auf dünnem Eis, David.“, knurrte Jason. „Nicolai ist nicht Chris zwei. Ich habe ihn gern und er macht mich glücklich. Und außerdem ist er nur blond gefärbt.“, fügte Jason schon fast trotzig an, als sei dies ein schlagendes Argument.

„Du stürzt dich da Hals über Kopf in etwas hinein, Sunshine.“

„Das ist meine Sache...“

„Wie du meinst...“ David ließ das Thema fallen, Jason hatte sich da was in den Kopf gesetzt und hielt verbissen daran fest. Sie waren sich so erschreckend ähnlich was den Dickkopf anging.

„Willst du dir das mit Jeremy nicht noch einmal überlegen?“, schnitt Jason gleich wieder ein brisantes Thema an.

„Sunshine...“

„Ich meine ja nur!“ Jason zuckte hilflos mit den Schultern. „Du bist fest entschlossen zu sterben, warum willst du dann nicht noch die verbleibende Zeit,“ Er hatte einen Kloß im Hals bei dem Gedanken, „genießen so gut es geht? Und denkst du nicht, dass Jeremy dazu gehört?“

„Ich will ihm das ersparen!“

„David, hast du auch nur eine Sekunde daran gedacht, wie er sich später fühlen könnte? Wenn du... stirbst... und er damit leben muss, dass er dich gehasst hat und nicht für dich da war? Und zwar nur, weil du ihn belogen hast?“

„Er wird es so leichter haben, mit etwas Glück erfährt er nicht einmal von meinem Tod.“ „Hast du einen Knall?! Das soll ich ihm auch noch verschweigen?“

David erhob sich.

„Denk an den Ball, wir haben eine Limousine gemietet, die holt dich um acht ab. Ich muss los.“

„David...“

„Sunshine... bitte lass es. Bitte. Hör auf mir ins Gewissen zu reden, hör auf mich zu etwas drängen zu wollen, sonst bereue ich noch, es dir gesagt zu haben.“ Er küsste Jason auf die Wange. „Bis später.“

Der Brünette blieb einfach stehen, bis die Haustür hinter seinem besten Freund zugefallen war. Nicolai kam von der Küche her mit einem Teller Kekse.

„Er ist schon weg?“

„Ja... der Tee hat ihm auch ohne Kekse geschmeckt...“, sagte Jason leise.

„War es wegen mir? Weil er... ich meine, hat er doch gemerkt, dass ich ein Stricher bin?“

„Das du ein Stricher warst, Nicolai. Warst. Und nein, das war nicht das Problem, das hat er schon mit Chris durchgemacht.“

„Was dann?“ Der gefälschte Blonde stellte die Kekse auf den Tisch und ließ sich dann nieder, um seinen mittlerweile fast kalten Tee zu trinken.

„Wenn du etwas von deinem besten Freund wüsstest...“, fing Jason an, er schaute aus dem Fenster auf die Hillside Street, die Arme auf dem Rücken verschränkt, „und er dich gebeten hat, das niemandem zu sagen, auch nicht demjenigen, der ihn über alles liebt, du aber das dringende Gefühl hast, dass derjenige das wissen muss... was würdest du tun?“

„Das nennt sich ein Dilemma, Jason. Du riskierst seine Freundschaft, wenn du es sagst, und nicht endenden Druck auf dein Gewissen, wenn du es nicht sagst.“

„Hilfreich...“

Nicolai lachte leise. „Ich würde es sagen, Jason. Es scheint ja nicht eben eine Lappalie wie ein Kratzer in der Autotür des Anderen zu sein... wenn es wirklich so etwas Wichtiges ist und das Liebesglück der Beiden davon abhängt... ich würde mein Versprechen brechen.“

Jason drehte sich um und musterte seinen jungen neuen Freund. Sollte er sich den Rat zu Herzen nehmen und zu Jeremy gehen? Vielleicht wäre der Ball genau die richtige Gelegenheit, um alles wieder ins Lot zu bringen. Aber was wenn nicht? Was, wenn es zum Eklat käme und er David dadurch noch früher verlieren würde?
 

„Brauchst du noch Collegeblöcke?“ Chris hielt einen karierten Block für Notizen hoch, damit ihn Gary von der anderen Seite des Regals sehen konnte. Der junge Mann wühlte eben in einem Fach mit Textmarkern.

„Einpacken!“, lächelte er zustimmend, so dass Chris sie in seinen Korb fallen ließ. Es fiel Gary anfangs schwer, mit dem vollkommen veränderten Texaner umzugehen, schließlich war es Chris gewesen, der ihm damals am meisten in der Zeit mit Marc geholfen hatte. Jetzt konnte er ihn nicht einmal mehr fragen, was er tun sollte, wie er Marcus am besten erobern konnte. Den jungen New Yorker quälten hier und da Zweifel, ob es überhaupt das Richtige war, sich zwischen Marcus und seinen neuen Freund zu stellen. Aber seit ihrem ersten Treffen war ihm der blonde Junge nicht mehr aus dem Kopf gegangen und das musste doch etwas zu bedeuten haben. Wenn er schon bisexuell war, dann wollte er das auch mit dem Jungen ausleben, der ihm diese Seite der Beziehungsmedaille gezeigt hatte.

“Darf ich das haben?“, quäkte plötzlich eine Mädchenstimme neben ihm. Gary blickte hinunter und erkannte Anna, die ihm übermütig einen Stift entgegen hielt, der über und über mit Federn und Strass verziert war.

„Ja, weil du uns so gut hilfst.“, antwortete der junge Mann und nahm das Schreibutensil entgegen, um es in seinen Einkaufskorb zu legen. Er fand Anna einfach nur lieb, genau wie ihren Bruder, obwohl es verdammt komisch war, Jason mit einem anderen Mann zu sehen. Aber es hatte sich soviel verändert, da hatte so etwas passieren können. Trotzdem war die neue russisch-amerikanische Verbindung in seiner Familie mehr als gewöhnungsbedürftig. Es wirkte irgendwie... falsch. Gary kam nicht gegen den Eindruck an.

Chris schaute derweil weiter durch die Schreibwarenabteilung, blieb hier und da an Regalen stehen, froh mal einige Zeit aus dem Haus zu sein. Jason und Nicolai waren ihm unerträglich. Dieses liebevolle Geschnäbel war einfach zum Kotzen.

Dabei wusste er immer noch nicht genau, warum. Schließlich hatte er Jason doch gesagt, dass er ihn nicht wolle, weil er langweilig sei. Aber war der Mann langweilig? Er sah verdammt gut aus, unbestreitbar, aber sonst... Chris wusste einfach nicht, was er denken oder wie er seine Gefühle definieren sollte.

Eigentlich war es ja sowieso egal. Jason wollte ihn nicht mehr. Ende. Aus.

Chris drückte auf einen Knopf an einem Kugelschreiber und ließ ihn vor Schreck fast fallen, als dieser plötzlich blinkte und „Itsy Bitsy Spider“ dudelte.

„Chris?“

Der Blonde drehte sich um und schaute Sly ins Gesicht. Es war ein merkwürdiges Bild, der bunte Stift in seiner Hand blinkte wie ein Feuerwerk und mittlerweile war die Spinne schon wieder die Regenrinne herab gespült worden. Schnell warf er das Schreibgerät in den Korb zurück.

„Was machst du denn hier?“

„Ich muss ein paar Sachen besorgen und du?“

„Ich muss auch ein paar Sachen besorgen.“

„Wow!“, lachte Sly. „Das war jetzt ein tolles Gespräch, wir sind gut.“

„Ja, sind wir wohl.“

„Und wie machen wir jetzt weiter?“

„Na ja...“

Chris war nicht wirklich wohl. Er spürte deutlich, dass Sly sich zu ihm hingezogen fühlte und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.

„Hör zu... ich...“

Sly trat etwas unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Also ich... unsere Karten sind ja angekommen.“

“Karten?“

Der Brünette verlor kurz den Faden. „Ja, für den Schwarzweißball.“ Ihm wurde bewusst, dass Chris gar nicht wissen konnte, wovon er redete. „Wir haben vor ein paar Monaten Karten dafür geordert und die kamen jetzt an. Jason müsste deine haben. Geht ihr zusammen hin?“

Chris knurrte. „Mit mir? Der geht sicher mit Nicolai hin.“

„Mit Nicolai?“

„Ja, sein neues Russenliebchen.“

Sly glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Jason hatte einen Neuen? Er war nicht mehr mit Chris zusammen und hatte auch noch einen neuen Freund? Das war ja großartig.

„Gehen wir zusammen hin?“ Die Worte hatten Slys Lippen verlassen, noch bevor er groß darüber nachgedacht hatte.

„Wir?“

„Ja... ich meine.“ Sly kratzte sich am Hinterkopf. „Ash kann nicht und seine Karte verfällt sonst. Nimm du sie doch.“

Chris schaute ihn an. Die Augen des Braunhaarigen strahlten regelrecht, er schien abheben und durch den Raum schweben zu wollen. Chris brachte es nicht übers Herz, ihn vor den Kopf zu stoßen. Und warum auch eigentlich nicht? Jason würde ja definitiv nicht mit ihm gehen, sondern mit der Russenschlampe. Also was sprach dagegen?

„Ja, okay.“

„Okay?!“, fragte Sly ungläubig.

„Ja.“

Einen Moment blieb er still, dann explodierte der junge Mann geradezu. „Wahnsinn! Das ist cool! Ich muss los, ich brauche einen neuen Anzug.“ Er lächelte. „Du glaubst nicht, was du mir für eine Freude damit machst!“ Und schon eilte er davon.

Chris sah ihm verwundert hinterher. Was war das denn jetzt gewesen?
 

„Komm schon, Schatz, steh auf...“ Abby lehnte in der Zimmertür und starrte auf das Knäuel aus Decken und Kissen, in dem irgendwo Jeremy stecken musste.

„Nein...“, nuschelte es aus den Decken hervor.

„Jem... bitte. Dann geh wenigstens einmal ans Telefon. Deine Alice hat schon viermal angerufen.“

„Sie soll mich in Ruhe lassen!“

„Schatz... du kannst doch nicht dein Leben anhalten, nur weil dieser Arsch dich abserviert hat.“

Abby ging zu Jeremys Schreibtischstuhl und setzte sich mit überschlagenen Beinen hin. Während sie sprach, band sie sich die Haare zu einem Pferdeschwanz.

„Mein Leben geht nur mich etwas an...“

„David Vanderveer hat es nicht verdient, dass dein Leben endet, während er weitermacht, als sei nichts gewesen!“

„Wer weiß, ob er das tut...“

„Natürlich!“, schnaubte Abby. „Wahrscheinlich fickt der sich schon wieder durch die Betten und hat dich vergessen.“

Ruckartig schlug die Decke zurück und ein zerzauster Rotschopf kam zum Vorschein. „Wahnsinn, dein Einfühlungsvermögen ist überragend.“

„Ist doch wahr!“ Abby verdrehte die Augen. „Du tust so, als wäre jetzt alles vorbei. Du musst endlich weitermachen! Vergiss ihn! Du hast alle Brücken abgebrochen, jetzt solltest du endlich auch deinen Weg gehen.“

„Abby, er war meine große Liebe!“

„Er ist ein Arsch!“

„Das auch...“, gab Jeremy zu. „Aber das ändert nichts daran, dass ich meine Gefühle nicht abschalten kann...“

„Jem...“

„Abby, ich kann es doch nicht ändern... ich kann ihn nicht vergessen. Ich liebe ihn. Egal, was passiert ist... ich würde ihn so gern vergessen, aber es geht nicht...“

„Aber er verdient das nicht! Er ist Dreck!“

„Ich weiß! Ich weiß!“, schrie Jeremy und verschwand wieder unter der Decke. „Lass mich allein... bitte...“

„Jeremy, komm schon, lass uns was essen gehen, hm?“

„Ich will allein sein...“

Seufzend stand Abby auf und ging in den Flur. Das war ja nicht zu ertragen. Am liebsten wäre sie direkt wieder zu David gegangen und hätte ihm eine verpasst. Diesmal aber mit der Faust.

Es klingelte. Entnervt wechselte die junge Frau den Kurs und steuerte statt der Küche die Wohnungstür an. Als sie jedoch sah, wer da stand, wollte sie gleich wieder schließen.

„Was willst du denn hier?“

„Ich muss mit Jeremy reden.“, antwortete Jason.

„Er will doch nichts mehr von euch hören, das hat er ja wohl klar gemacht.“

„Abby, bitte, es ist wichtig.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich werde nicht zulassen, dass Davids Sippe ihm noch mehr Kummer macht! Es reicht jetzt!“

„Abby, ich werde mich nicht abwimmeln lassen! Es ist wirklich wichtig!“

„Jason! Du weißt sicher was Hausfriedensbruch ist!“

„Er soll reinkommen!“, tönte es aus dem Zimmer von Jeremy hinüber.

Abby zuckte mit den Schultern. „Das ist wieder typisch er...“ Sie trat zur Seite. „Macht doch, was ihr wollte...“ Damit ging sie in die Küche.

Jason sah ihr kurz hinterher, ob es sicher war, vielleicht warf sie ja gleich mit Tellern. Als nichts passierte, schloss er schnell die Tür und eilte in Jeremys Zimmer.

Der junge Mann erwartete ihn auf seinem Bett sitzend. Er sah total ungepflegt aus. Dunkelbraune Bartstoppeln, tiefe Augenringe, die Haare unfrisiert. Allerdings wollte er wohl den Eindruck erwecken, als ginge es ihm gut.

„Die Funkstille hat ja lange vorgehalten.“

„Tut mir leid...“

„Schon okay...“, winkte der Rothaarige ab. „Was gibt es?“

„Ich muss mit dir über David reden.“

„Du weißt ja, wo es raus geht.“Er stand auf und drehte Jason den Rücken zu.

„Jeremy, bitte, ich fühl mich schon beschissen genug deswegen, mach es mir nicht noch schwerer!“

„Jason, was erwartest du denn?“ Der Tänzer schlug mit der Hand gegen den Fensterrahmen. „Ich will nichts davon hören, nicht das David es nicht so meinte, nicht dass ich ihm noch eine Chance geben soll, nicht dass...“

„Er wird sterben.“

Jeremy erstarrte. Für einige Zeit herrschte Stille. Hatte Jason das eben wirklich gesagt? Er musste sich zwingen, sich umzudrehen. Jason sah ihn mit einem geradezu unheimlich ruhigen Gesicht an.

„Was?“

„Er wird sterben, Jeremy. Deswegen hat er mit dir Schluss gemacht, weil er das weiß...“

„Rede nicht so einen Scheiß!“

„Das ist kein Witz!“, gab Jason in ebenso lautem Ton zurück. Er hatte so lange mit sich gehadert, ob er Jeremy das sagen sollte oder nicht und er würde nicht zulassen, dass der Rothaarige das jetzt als Scherz abtat.

„Nein!“ Jeremy schüttelte wild den Kopf. Er stürmte auf Jason zu und schlug ihm mit der Faust auf die Brust. „Nein! Das ist ein schlechter Scherz! Sag sofort, dass du nur einen kranken Humor hast!“

Jason nahm ihn einfach in den Arm.

„Es tut mir leid.“

„Das ist ein Scherz! Das ist nicht wahr!“

Der ehemalige Cop schloss die Augen und seufzte. „Ich bin bisher der Einzige, der davon weiß. David will nicht, dass es jemand erfährt und er wollte dich nicht belasten.“

Jeremy sank in Jasons Arme und vergrub sein Gesicht an dessen Brust. Er fing an zu weinen, von einer Sekunde auf die andere. „Dieser Idiot... dieser dämlich Idiot... das ist so typisch... das ist so typisch, verdammt noch mal!“, schluchzte er.

Jason hielt ihn erst einmal einfach nur fest. Abby war von dem Geschrei angelockt ins Zimmer gekommen und schaute die Szene entsetzt an.

„Ich muss zu ihm!“, sagte Jeremy plötzlich und drückte seine Hände gegen Jasons Oberkörper.

„Nein, warte!“ Der Brünette hielt ihn am Handgelenk fest. „Du kannst ihn damit nicht überfallen, schon gar nicht in seiner Wohnung, er würde alles abstreiten, dich vielleicht rauswerfen. Du musst ihn auf neutralem Terrain erwischen. Und ich weiß auch wo.“

Der Rothaarige sah ihn aus verweinten Augen an. „Ach ja?“

„Ja....“, lächelte Jason und betete, nicht gerade den Fehler seines Lebens zu machen.
 

„Du hast was?!“ Ash verschluckte sich fast an seiner Pommes, als Sly ihm die Nachricht überbrachte. Sein Ex hatte zwei prall gefüllte Tüten Junk Food von McDonald’s angeschleppt, mit der Aussage, es gäbe etwas zu feiern.

„Ich habe Chris gebeten, mich zu dem Ball zu begleiten.“

„Spinnst du jetzt völlig? Jason killt dich!“

„Nein!“ Sly schüttelte den Kopf und zog an seinem Strohhalm. „Er hat einen Neuen.“

„Er hat... ich bin nicht mehr auf dem Laufenden...“

„Scheint so, mein Lieber. Die Institution Chris und Jason ist geschlossen, er hat jetzt einen Russen namens Nicolai und Chris ist wieder frei! Sogar vollkommen! Er hat zugestimmt, er kommt mit!“

„Ich fasse es nicht...“ Ash legte den Kopf in den Nacken und fuhr sich durch die blonden Haare, zog die Finger aber schnell zurück als er realisierte, dass sie fettig und salzig waren.

„Was denn?“

„Sly, wann wirst du endlich klug?“

„Ash, bitte mach mir die Freude nicht kaputt.“

„Ich mache mir viel eher Sorgen um dich! Das kann doch nicht gut gehen! Chris und du ihr seid...“

„Was?“, fragte Sly säuerlich.

„Ein Molotowcocktail! Das kann nur knallen!“

„Übertreib mal nicht so maßlos.“

„Du warst kurz davor, wegen ihm wieder zu trinken! Das nenne ich nicht übertrieben!“

Sly lehnte sich zurück. „Ich weiß, dass ich damals fast Mist gebaut hätte, aber ich habe mich verändert und Chris hat das auch. Er ist ein anderer Mensch.“

„Er ist kein anderer Mensch, er hat Amnesie! Dir ist schon klar, dass er sonst gemütlich in Jasons Armen kuscheln würde, oder? Willst du den Lückenbüßer machen?“

„Ich wäre kein Lückenbüßer, schließlich hat Jason jemand Neuen und da sehe ich nicht ein, warum ich nicht meinen Zug machen sollte. Du“, er deutete auf Ash, „hast mir damals auf der Halloween Party gesagt, dass kaum eine Beziehung ewig hält und dass meine Chance kommen würde, jetzt ist sie da und ich lasse sie mir von dir nicht schlecht reden!“

Ash schloss die Augen.

„Sly, sei doch vernünftig...“

„Nein!“ Der Brünette sprang auf, er war stinksauer, dass Ash ihm so in den Rücken fallen würde, hatte er nicht erwartet. Er schnappte sich seinen Teller und ging in die Küche.

„Was hast du?! Sei nicht so zickig!“

„Ich bin jetzt aber zickig, mir ist der Appetit vergangen durch dein ewiges Genörgel!“

„Ich mache mir nur Sorgen!“

„Tust du gar nicht!“, gab Sly motzend zurück und erschien in der Küchentür. „Tu doch nicht so scheinheilig, es ist nur, weil ich jetzt jemanden habe und du nicht!“

Ash starrte ihn an. „Was?“

Sein Exfreund hatte sich regelrecht in Rage geredet. „Du kommst nicht damit klar, dass du, der tolle Hengst, der muskelbepackte Schönling, schon seit unserer Trennung niemanden mehr gefunden hast! Du hast sicher gedacht, dass du schneller einen festen Freund finden würdest und jetzt versuchst du mir mein Glück aus purer Missgunst madig zu machen!“

Der Polizist sog die Luft ein. Das war zuviel.

„Weißt du was?“, sagte er in gefährlich ruhigem Ton. „Tu, was du willst! Du hast ja nicht mehr alle Tassen im Schrank! Du solltest dich mal reden hören! Fester Freund, dass ich nicht lache! Du greifst etwas vor, denn noch sehe ich nicht, dass Chris dein fester Freund ist! Und wenn er dir wieder weh tut, dich wieder weg stößt und enttäuscht, dann komm ja nicht zu mir! Wage es nicht, mir die Ohren voll zu heulen! Das ist deine Sache und interessiert mich nicht im Geringsten!“ Er war immer lauter geworden.

„Schön!“, brüllte Sly.

„Schön!“, entgegnete Ash in ebenso lautem Ton.

Der Brünette schnaubte, riss seine Jacke vom Haken und verließ die Wohnung, die Tür flog scheppernd hinter ihm zu. Ash blieb noch einen Moment stehen, dann sank er mit einem Stoßseufzer auf den Sessel.
 

Während für die Clique der große Tag des Balls immer näher rückte, es war mittlerweile Freitag, sah sich Colin ganz anderen Problemen gegenüber. Er saß mit Marcus im Warteraum der Arztpraxis, in der er den HIV-Test hatte machen lassen. Weil bei ihm ein hohes Risiko bestand, hatte die Wartezeit nur zwei Tage betragen, die schlimmsten zwei Tage seines Lebens.

Und auch jetzt war es nicht besser. Er hockte neben seinem Freund und starrte die gegenüberliegende Wand an, an der ausgerechnet ein Plakat Safer Sex anpries. Colins Kopf war wie leer gefegt. Er wusste nicht, was er denken oder tun sollte. Durch die Leere huschten Bilder, aber immer nur kurz. Wie wäre es, wenn er positiv wäre? Wie würde sich sein Leben verändern? Wie lange würde er noch leben? Es war Ironie, dass er einen mit unter sehr gefährlichen Krebs überstanden hatte, um nun an so etwas zu scheitern. An der Dummheit seines Liebhabers. Und an seiner eigenen Blauäugigkeit.

Marcus schaute in eine Zeitschrift, aber sein Blick irrte immer wieder zu Colin hinüber. Er wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Wie machte man diese Situation erträglicher? Konnte man das überhaupt?

„Ich werde sterben...“, sagte Colin auf einmal.

„Das wirst du nicht.“

„Marcus, ich habe AIDS und jetzt sag nicht, dass ich HIV-positiv bin und erst AIDS habe, wenn es ausbricht.“

Der Blonde legte die Zeitschrift nieder. „Hast du eben per Gedankenübertragung mit dem Arzt kommuniziert und dein Ergebnis erfahren?“

“Was?“

Marcus lächelte. „Colin, du kannst noch gar nicht wissen, ob du positiv bist.“

„Ich weiß es... ich weiß es...“

„Panikattacke...“ Der blonde Junge griff nach Colins Hand und drückte sie. „Du bist nicht positiv.“

„Woher willst du das wissen?“

„Woher willst du wissen, dass ich es nicht bin!“

„Colin!“

Sein Freund schaute ihn an. „Marcus... wenn ich positiv bin, dann machen wir Schluss.“

Fassungslos starrte Marcus ihn an, die Worte brauchten einen Moment, bis sie sein Gehirn überhaupt erreichten. Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch in diesem Moment kam die Helferin herein und rief Colins Namen.

Schlagartig stand der Schwarzhaarige auf und ging aus dem Zimmer. Marcus blickte ihm nach. ‚Wenn ich positiv bin, machen wir Schluss’... der Satz hämmerte durch seinen Kopf. Er sprang auf und rannte Colin hinterher. Ruckartig riss er die Tür des Sprechzimmers auf, sowohl der Arzt als auch Colin starrten ihn entsetzt an.

„Marcus?“

„Das kann doch nicht dein Ernst sein, oder?!“

Der Schwarzhaarige erhob sich. „Marcus, bitte...“

„Nein! Das geht uns Beide an!“ Marcus ließ sich nicht beirren. Das ging zu weit. Colin wollte wegen dieser Sache Schluss machen und er sollte das einfach hinnehmen.

„Sind sie Beide verwandt?“

„Nein, er ist mein Freund!“, gab der Blonde dem Arzt die ruppige Antwort. „Und ich will dabei sein.“

Colin schaute den Arzt an. „Lassen Sie ihn hier bleiben.“

Der Mediziner nickte, wenn auch offensichtlich widerwillig. „Wie Sie wünschen.“

Marcus ließ sich auf dem freien Stuhl neben seinem Freund nieder und nahm seine Hand.

„Danke...“, flüsterte der Schwarzhaarige ihm zu.

Der Arzt klappte seine Mappe auf und musterte die Zeilen vor sich. „Nun, Mr. Shephard... Sie hatten Glück im Unglück. Ihr Test ist negativ ausgefallen.“

Colins Hand verkrampfte sich um die von Marcus. So heftig, dass der Blonde das Gesicht schmerzhaft verzog.

„Ich bin...“

„Sie sind gesund, Mr. Shephard.“

„Dem Himmel sei Dank...“, flüsterte Marcus.

„Ganz sicher?“ Colins Stimme schwankte. „Wirklich ganz sicher?“

„Absolut sicher. Sie sind kerngesund. Allerdings muss ich Sie nun doch über Safer Sex aufklären.“

„Nein, das brauchen Sie nicht...“, Colin hob die Hände. „Das war damals... ich war in einer Beziehung, wissen Sie? Und er ist fremd gegangen. Marcus und ich haben nur Safer Sex. Wir kämen gar nicht auf die Idee, ohne Kondom miteinander zu schlafen. Aber jetzt könnten wir ja eigentlich, weil ich weiß, dass Marcus negativ ist und ich bin es auch. Und wir...“ Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.

„Colin“, lachte der Blonde verschämt.

„Schon gut, schon gut, Mr. Shephard.“, stimmte auch der Arzt zu.

„Entschuldigen Sie!“ Colin wurde rot. „Aber ich bin nun mal so glücklich!“ Er zog Marcus an sich und küsste ihn übermütig.
 

Marcus’ Finger kraulten zärtlich über die nackte feuchte Haut von Colins Brust. Sein Körper fühlte sich wohlig und matt an, vollkommen erschöpft. Vorsichtig schob er sich ein wenig mehr über seinen Freund und schmiegte sich an ihn. Der Schwarzhaarige schaute zur Decke, seine Wangen waren rosig.

„Woran denkst du?“

„An Brandon.“

„Das ist es, was man von seinem Freund nach dem Sex hören will. Dass er an einen Anderen denkt.“ Er lachte leise. Vor den Fenstern dämmerte der Abend.

„Entschuldige...“

„Na ja, angesichts der Leidenschaft, mit der du mich eben genommen hast und der Tatsache, dass wir deine Rückkehr ins Leben gefeiert haben, will ich dir noch einmal verzeihen.“

Colins Hand klatschte lautstark auf den Po seines Freundes.

„Blödmann!“

„Danke, ich liebe dich auch.“ Einen Moment herrschte Stille. „Warum denkst du an Brandon?“

„Ich muss ihn gleich morgen besuchen. Er muss erfahren, dass ich negativ bin. Vielleicht baut ihn das etwas auf. Außerdem habe ich ihn furchtbar angeschrieen... ich habe ein schlechtes Gewissen.“

„Er wird dir sicher verzeihen.“

„Das hoffe ich. Er tut mir so leid.“ Colin strich mit der Hand über den Steiß nach oben. „Ich habe die letzten Tage gespürt, wie er sich ständig fühlt... er ist ja infiziert.“

„Das stelle ich mir so schrecklich vor...“ Marcus schauderte.

„Es ist auch sicher so... zu wissen, dass man sterben muss.“

„Aber er kann doch heutzutage lange mit so einer Infizierung leben, wenn er sich an die Vorschriften und Medikamente hält, oder?“

„Das sagt man zumindest...“, flüsterte Colin. Wieder wurde es still.

„Ich liebe dich... und ich bin so glücklich, dass du gesund bist.“, sagte Marcus plötzlich und drückte sich fest an den warmen Körper.

„Ich liebe dich auch.“

„Soll ich morgen mit zu ihm kommen?“

„Würdest du das tun?“

Marcus nickte, seine blonden Haare kitzelten über Colins Haut. „Ja, ich will für dich da sein.“

„Ich danke dir.“ Er küsste seinen jüngeren Freund sanft auf die Stirn. „Gleich morgen früh gehen wir hin und dann wird alles gut, denke ich.“

„Ja...“, wisperte Marcus tonlos und ließ seine Lippen Colins Brust berühren. Alles würde gut werden. Wenn da nicht Gary wäre.
 

Die Luft im Raum war aufgeheizt und schwül, Wasser perlte von den Wänden ab. Der sanfte Duft von Badeschaum umhüllte alles.

Brandon lag ausgestreckt in der Badewanne und starrte an die Decke. Er hatte seit dem Tag im Park nichts mehr von Colin gehört. Warum auch? Er hatte sein Leben ruiniert, ihn vielleicht sogar zum Tode verurteilt. Er war ein ekliger Mistkerl, der allen nur Unglück brachte. Die Jungs in der Mannschaft hatten sich von ihm abgewandt, als raus kam, dass er schwul war, der Coach hatte allen erzählt, dass sich ihr gefeierter Quarterback bei einem Mann mit HIV angesteckt hatte. Was besseres war ihm nicht eingefallen, dabei hatte er immer betont, dass Brandon sein bestes Pferd im Stall sei.

Danach war alles bergab gegangen. Brandon kam nicht damit klar, dass er positiv war und seine Eltern hatten ihm einen Therapeuten besorgt. Aber er ging nicht mehr hin. Das brachte doch sowieso nichts. Dieses Gerede... was wusste der Kerl schon davon, wie er tickte. Keiner wusste das. Die wussten alle nichts. Nur er hatte ihn jemals wirklich gekannt. Nur er. Nur Colin. Brandons Finger tasteten nach dem Foto auf dem Badewannenrand. Eine Aufnahme von Colin am Pier 39, die er damals gemacht hatte. Der Junge lächelte so wunderschön und glücklich, so verliebt und voller Freude. Dieses Gesicht. In dieses Gesicht hatte er sich verliebt. Und dieses Gesicht liebte er immer noch.

„Colin... es tut mir so leid...“

Er hatte ihm so weh getan, damals wie heute. Nur durch seine Schuld war alles kaputt gegangen und nur durch seine Schuld würde Colin vielleicht sterben. Und selbst wenn er nicht HIV-positiv war, würde er ihn für den Rest seines Lebens hassen. Er hatte ihn in die Hölle gewünscht.

Brandon legte das Foto weg. Neben ihm auf dem Rand lag noch etwas. Seine Finger bebten leicht, als er das funkelnde Metall der Rasierklinge aufhob, vorsichtig, damit er sich nicht schnitt. Er spiegelte sich in der Klinge. Die verweinten Augen, das um Jahre gealterte Gesicht. Brandon hob die linke Hand aus dem Wasser, die Klinge ruhte in der rechten. Unendlich lang schaute er sein nass glänzendes Handgelenk an.

Es hatte doch alles keinen Sinn mehr. Die Welt war besser dran ohne ihn. Vielleicht konnte er so ein wenig davon wieder gut machen, was er den Menschen um sich angetan hatte. Was er Colin angetan hatte. Brandon schloss die Augen. Er hasste Schmerzen. Aber trotzdem tat er es. Seine rechte Hand vollführte eine Hiebbewegung. Im ersten Moment geschah gar nichts. Dann kam der Schmerz und das Blut quoll hervor. Brandon keuchte auf, das Wasser färbte sich sofort immer mehr rot. Die linke Hand zitterte, während er die Klinge in diese nahm und sich mit Mühe das rechte Gelenk öffnete. Dann warf er sie irgendwo ins Bad und sank ins Wasser zurück. Der Badeschaum brannte in den Wunden, durch die sein Blut in Strömen austrat. Mittlerweile war das Wasser in dem er lag knallrot. Brandon atmete heftig. Er angelte panisch nach dem Bild von Colin und drückte es an seine nasse Brust.

Ihm wurde schwindelig.

„Colin... ich liebe dich... bitte verzeih mir...“

Er senkte die Lider. Bald würde es vorbei sein. Der Schmerz, das Leiden, er würde niemandem mehr weh tun. Das Foto löste sich aus seiner Hand und trieb auf der blutroten Wasseroberfläche.
 

„Guten Morgen.“ Nicolai nickte Chris zu, der im Bademantel in die Küche kam. Der Mann mit den echten blonden Haaren murrte eine Erwiderung, die kaum den Namen verdiente. Er ließ sich wortlos auf einen Stuhl am Esstisch fallen.

„Gibt es Kaffee?“

„Klar.“

Ein Danke kam nicht. Zwischen den Männern herrschte eine mehr als unterkühlte Stimmung.

Nicolai stellte Chris eine dampfende Tasse hin.

„Hast du gut geschlafen?“

„Wieso willst du das wissen? Glaub ja nicht, dass ich dir meine Seite vom Bett abtrete! Das kannst du vergessen!“

Chris hatte sich strikt geweigert, aus dem gemeinsamen Schlafzimmer auszuziehen. Und da Nicolais Schwester im Gästezimmer schlief und diese höchstens mit ihrem Bruder ein Bett teilen wollte, mussten Jason und der Russe darauf verzichten, zusammen zu schlafen. Die Couch, die als Liebesnest eh nicht in Frage kam, belegte Gary.

„Ich habe bloß gefragt, Chris.“

Nicolai nervte es, dass der andere Mann scheinbar jeden seiner Sätze als Angriff wertete. So was von empfindlich.

„Und du gehst heute wirklich mit Jason zu dem Ball?“

Nicolai drehte sich um, er hatte Teller eingeräumt, die aus der Spülmaschine kamen.

„Ja, das tu ich.“

„Mutig von ihm.“

Der Russe zog eine Augenbraue hoch.

Chris nippte genüsslich an seiner Tasse. „Ich meine... du magst vielleicht diese Ausstrahlung haben, die Jason offenbar gefällt.“ Er setzte den Kaffee ab. „Schund mit einem kleinen Hauch Klasse, aber dass er sich gleich auf einem solchen Ereignis mit dir zeigt.“

Nicolai fing an zu lachen. Das war plump, geradezu amüsant.

„Spinnst du oder warum lachst du so dämlich?“

„Ich lache über deine Eifersucht, Chris. Und du solltest darüber nachdenken, bevor du Jason unterstellst, er stehe auf Schund, schließlich war er mit dir zusammen.“

Das hatte gesessen. Chris sprang auf. „Das ist etwas Anderes!“

„Ach ja?“

„Ja, ist es! Du bist nur der billige Ersatz für mich! Die Straßenhure, die er in sein Bett schleppt, weil ich ihn nicht mehr will! Er muss schon sehr verzweifelt sein, um Dreck wie dich anzufassen!“

„Du lehnst dich etwas weit aus dem Fenster, Chris...“, sagte Nicolai ruhig. Schließlich wusste er aus Jasons Andeutungen, dass Chris einmal ebenso eine Hure gewesen war wie er.

„Das würde ich auch sagen.“

Beide sahen sich um. Jason stand in der Küchentür, Shorts und ein Muskelshirt am Körper.

„Sei froh, dass Anna noch schläft.“, fuhr er an Chris gewandt fort. „Und hüte gefälligst deine Zunge!“

„Sonst was? Ich lasse mir doch nicht den Mund verbieten! Und dieser Hure sage ich, was ich will!“

„Das ist mein Haus, Chris!“, donnerte Jason. „Und im Gegensatz zu Nicolai lebst du hier wie ein Schmarotzer! Du tust ja nicht einmal einen Handschlag im Haushalt! Hör endlich auf dich wie ein verzogenes Balg zu benehmen und werde erwachsen!“

Chris war zusammen gezuckt, starrte Jason aber unverwandt an.

„Vielleicht sollte ich doch ausziehen! Mit einer Nutte und seinem Lover unter einem Dach zu leben ist eine Zumutung!“

„Dann zieh doch aus!“, schrie Jason zurück.

„Was ist denn hier los?“ Gary war aus dem Wintergarten gekommen, er hatte schon früh eine Runde gejoggt, damit seine alte Kondition wieder aufgebaut werden konnte.

„Du kannst mich echt mal!“, motzte Chris weiter, ohne Jasons Bruder auch nur zu beachten. „Und nur damit du es weißt: Ich gehe heute Abend mit Sly zum Ball!“ Damit stürmte er an Jason vorbei aus der Küche.

“Mir doch egal!“, brüllte dieser ihm nach.

„Euch auch einen guten Morgen...“ Gary setzte sich an den Tisch. „Mann... ich war lange weg.“

„Spar dir deine altklugen Sprüche!“, fauchte Jason.

„Jason, bitte...“ Nicolai legte ihm die Hand auf die Schulter. „Er kann doch nichts dafür.“

„Ich weiß... entschuldige...“ Gary nickte nur. „aber er macht mich wahnsinnig! Und jetzt auch noch Sly... ausgerechnet!“

„Was interessiert es dich, mit wem er zum Ball geht? Ihr seid doch nicht mehr zusammen...“ Gary schaute auf den gedeckten Tisch, etwas geistesabwesend. „Wie das klingt... total komisch... irgendwie falsch.“ Er schaute Nicolai an, ein wenig entsetzt über seine Worte. „Oh, sorry... ich wollte nicht....“

„Schon gut.“ Nicolai gab ihm lächelnd Kaffee. Er schien ein echt dickes Fell zu besitzen.

„Das mit Sly kann nur ein Fehler sein.“ Jason setzte sich ebenfalls zu ihnen. „Er ist so vernarrt in Chris, wenn er ihn nur benutzt um jemanden zu haben, dann...“ Jason wollte lieber nicht weiterdenken.
 

Chris polterte die Treppe hoch und in ihr gemeinsames Schlafzimmer. Was dachte sich dieser Mistkerl, ihn direkt vor der Nutte vorzuführen?! Chris hatte einen regelrechten Tobsuchtsanfall. Er riss die Schubladen aus Jasons Nachttisch und pfefferte sie aufs Bett, der Inhalt verteilte sich darauf.

Schwer atmend blieb er stehen. Was machte er da eigentlich? Er benahm sich wirklich wie ein Kind und das alles nur, weil er... ja... weil er...

Mit verschämtem Gesicht klaubte er die Sachen von Jason wieder zusammen, er hoffte inständig, dass er nicht rein kam. Ein paar Zettel, Handschellen und Gleitmittel, Chris musste unwillkürlich grinsen, riss sich aber schnell wieder zusammen, ein paar Medikamente, die Jason dort aufbewahrte und ein Roman. Als Chris das Buch aufhob, rutschte ein Briefumschlag raus auf dem ganz deutlich sein Name stand. Verwirrt hob der Blonde ihn auf und drehte ihn. Er war nicht einmal zugeklebt, keine Marke. Aber warum sollte Jason auch einen Brief an seinen Mitbewohner per Post schicken?

Sollte er ihn öffnen? Nein. Oder doch? Schließlich war er auch für ihn verfasst worden, oder nicht?

Chris hebelte die Schublade wieder in ihre Schienen und räumte so schnell er konnte die Sachen hinein. Der Umschlag blieb auf dem Bett liegen, eine Verheißung in weiß, flüsternd wie die Schlange im Garten Eden.

Öffne mich...

Lies mich...

Öffne mich...

Chris war noch nie gut mit Verlockungen klar gekommen und seine Neugier war legendär. Eilig zerrte er den Zettel aus dem Umschlag und faltete ihn auf. Seine Augen wanderten langsam über die Zeilen. Und mit jedem Wort wich mehr Farbe aus seinem Gesicht...
 

„Brandon?“

Colin klopfte schon zum dritten Mal lautstark gegen die Tür der Wohnung seines Exfreundes.

„Er ist nicht da.“ Marcus stand hinter ihm.

„Sieht wohl so aus.“

„Vielleicht sollten wir ein anderes Mal wieder kommen.“

„Das denke ich auch, wir...“ Die Tür öffnete sich. Colin war an die Klinke gekommen und sie war einfach aufgegangen. Nicht abgeschlossen.

„Wie unvorsichtig.“

„Das kannst du laut sagen, Kätzchen.“

„Willst du jetzt einfach reingehen? Darf man das?“

„Er ist mein Ex.“ Colin zuckte mit den Schultern. „Dann darf ich auch in seine Wohnung einbrechen.“

„Wo ist denn da die Logik?“

„Tja, man muss schon so genial sein wie ich, um das zu durchschauen.“

„Und ebenso eingebildet, was?“, lacht Marcus.

„Also, bereit für deinen ersten Einbruch?“

„Nur wenn du mich dann im Gefängnis vor den Jungs beschützt, für die ich die Seife aufheben soll.“

„Ich werde dich heldenhaft verteidigen!“, grinste der Schwarzhaarige. Sie betraten gemeinsam die kleine Wohnung von Colins Exfreund. „Brandon?“, rief Marcus’ Freund. „Brandon, bist du da?“

„Riechst du das?“

„Hm?“

Marcus reckte die Nase in die Luft. „Riech mal. Es riecht komisch hier. So süßlich...“

Colin tat es ihm nach. „Stimmt... du hast Recht... ist hier was gegoren?“

„Nein, das riecht anders.“ Der Blonde sah sich um. „Colin, da drüben brennt Licht. Sieht aus wie das Badezimmer.“ Marcus konnte durch den Türspalt Fliesen sehen.

„Brandon? Bist du mal wieder in der Badewanne eingepennt? Ich bin es, Colin!“ Der Schwarzhaarige ging hinüber und stieß die Tür auf. „Ich muss mit dir... Oh, mein Gott...“

„Was denn?“

„Nein...“

„Colin?“, fragte Marcus etwas unsicher. Sein Freund war plötzlich so blass. „Colin, was ist los?“ Er lief zu ihm hinüber. „Ist was nicht in Ordnung?“ Marcus schaute an Colin vorbei ins Bad. Er sah nicht viel. Die Hand, die aus der Wanne hing, das Blut auf dem Boden, das knallrote Wasser. Dann wurde ihm schlecht und er musste sich übergeben.
 

Der große Abend begann schließlich mit einer großen Ernüchterung. David hatte für sie alle eine große Limousine gechartert und die Atmosphäre im Wagen war geradezu eisig. Chris redete nicht mit Jason, geschweige denn mit Nicolai. Jason redete natürlich nicht mit Chris und seine Blicke auf Sly sprühten regelrecht Funken. Nicolai hockte dazwischen und fühlte sich unwohl, zudem machte er sich Sorgen um seine Schwester, die eigentlich unter Garys wachsamen Augen mehr als sicher war, nur David schien krampfhaft gute Laune versprühen zu wollen. Sly, Jason und er trugen schwarze Smokings, die von Nicolai und Chris waren schneeweiß von Kopf bis Fuß.

„Leute, es reicht mit der trüben Stimmung!“, fing David einen neuen Versuch an. „Wir wollten uns doch heute amüsieren!“

„Also, was mich angeht!“ Chris langte nach Slys Hand und legte sie auf sein Knie. „Ich habe vor, mich glänzend zu amüsieren.“

„Wie schön für dich. Ich auch!“, gab Jason in eisigem Ton zurück und legte den Arm um Nicolai.

Dessen Augen ruhten auf Davids und zwischen den beiden Männern, die sich eigentlich ja gar nicht kannten, entstand eine seltsame Einigkeit. Beide wusste genau, was hier los war, allerdings waren sie wohl die einzigen im Wagen. Sly dagegen schwebte plötzlich in anderen Sphären. Verklärt starrte er auf seine Hand, die auf Chris’ Knie ruhte. Er musste im Himmel sein.

Der Ball fand in der San Francisco City Hall statt, einem großen Veranstaltungsort für alle möglichen Events. Der gesamte Raum war stilvoll dekoriert, alles in schwarz und weiß, selbst die Aidsschleifen wurden für diesen Ball statt in leuchtendem Rot in diesen Farben hergestellt und am Eingang verteilt. Damit sie besser auffielen, steckten sich die Gäste in weiß schwarze an und umgekehrt.

Eine Band spielte und über der ganzen Veranstaltung hing eine Atmosphäre der Leichtigkeit. Hier musste sich niemand verstecken. Auf der Tanzfläche tummelten sich gemischte Paare, ebenso wie schwule als auch lesbische Pärchen, keiner wurde schief angeguckt. Als Jason den Blick über den Saal schweifen ließ, Nicolai an der Hand, wünschte er sich augenblicklich, dass es immer so sein könnte. Warum war es so schwer zu akzeptieren, dass nicht jeder Mensch gleich tickte? Wie kam man auf die Meinung, dass schwul sein mit Minderwertigkeit einher ging?

„Woran denkst du?“, fragte Nicolai lächelnd.

Jason schreckte aus seinen Gedanken hoch. „Ich... an nichts... ich war nur kurz abgelenkt.“

„Mach dir nichts daraus.“ David stieß den jungen Russen leicht in die Seite. „Jason ist immer so. Er ist ein großer Denker und dann vergisst er die Welt um sich herum. Zumindest wenn er nicht gerade einen seiner hitzköpfigen Anfälle hat.“

„Vielen Dank, David!“, knurrte Jason.

„Wozu hat man gute Freunde?“, lächelte der Anwalt süffisant.

„Wollen wir tanzen?“, fragte Nicolai aufgeregt. Er war auf einmal richtig hibbelig, er kam sich ein wenig wie eine schwule Fassung von Cinderella vor.

„Kannst du das denn?“ Das war Chris gewesen.

„Wehe du versaust uns den Abend!“ Jason schob sich vor Nicolai und funkelte Chris böse an. Dieser schnaubte.

„Das habe ich nicht vor! Ich hole mir was zu trinken!“ Bevor Sly überhaupt etwas sagen konnte, war er in der Menge verschwunden. Jason verdrehte nur die Augen und zog Nicolai mit sich zur Tanzfläche.

„Wenn du einen Rat von mir haben willst.“ David legte die Hand auf Slys Schulter. „Mach die Augen auf und renn nicht in dein Unglück. Es gibt auch andere hübsche Männer.“

Der Brünette schaute ihn verständnislos an.

„Was laberst du da?“

„Du verstehst mich schon.“

Wenn Sly das tat, so zeigte er es nicht. „Steck deine Nase nicht in Dinge, die dich nichts angehen!“, fauchte er und ließ David einfach stehen.

Dieser seufzte und zuckte mit den Schultern. Unverbesserlich. Er fuhr zusammen als seine Hand kurz prickelte, als würde sie jeden Moment taub werden. Nicht jetzt, nicht hier. Aber es ging wieder vorbei. David wurde schwindelig. Er brauchte dringend frische Luft. Eilig verließ er die Halle und ging ein Stück in die große Parkanlage, die sie umgab. Es war kühl heute Nacht und kaum jemand war hier draußen. Aber der Moment der Einsamkeit tat ganz gut.

„Schon keine Lust mehr?“

David sah auf und erstarrte. Ein Stück entfernt auf dem Weg stand Jeremy, in einem blütenweißen Anzug. Er leuchtete regelrecht im Licht der Laternen. Für einen kurzen schwachen Augenblick ergab sich David diesem Anblick, dann riss er sich zusammen.

„Was machst du denn hier?“

„Ich habe auch eine Karte und ich muss mit dir reden.“

David schnaufte genervt. „Es reicht, Jeremy, ich will mir dein kindisches Gequatsche nicht noch einmal anhören müssen!“ Er stand auf. „Geh spielen, ja?“ Umdrehen und weggehen. Einfach nur umdrehen und weg.

„Wie lange hast du noch?“

Der Satz fror die Zeit ein. David blieb wie vom Donner gerührt stehen. Scheinbar unendlich lang. Seine Hände fingen an zu zittern. „Was?“, fragte er schließlich.

„Ich will wissen, wie lange dir die Ärzte noch geben!“

„Was redest du da für einen Unsinn?!“

Jeremy lächelte. „Gib dir keine Mühe, ich weiß es...“

Davids Blick wanderte zur Festhalle. „Jason...“, zischte er. „Dieser dreckige Hurensohn!“ Er stürmte los. „Ich mach ihn fertig! Ich prügele ihn, dass er nicht mehr weiß, ob er Männlein oder Weiblein ist!“

„David!“ Jeremy rannte ihm hinterher und packte ihn nach wenigen Metern am Arm. „Nicht!“

„Lass mich los!“, schrie ihn der Blonde an und stieß ihn von sich. „Was bildete sich dieser Wichser ein?! Wie kann er es wagen, sich mein Freund zu nennen?! Ich habe ihm vertraut!“

„Er ist dein Freund und wenn du nicht so verbohrt wärst, würdest du auch erkennen, was für ein guter Freund er ist!“

„Ach ja?! Er hat mein Vertrauen missbraucht!“

„Er wollte nur das Richtige tun!“

„Wer ist er, zu entscheiden, was für mich das Richtige ist?!“, brüllte David.

„Er ist dein bester Freund und er weiß, was für ein Idiot du bist!“, gab Jeremy ebenso laut zurück. „Wie konntest du das tun?! Weißt du, wie ich mich fühle?! Hast du eine Sekunde an meine Gefühle gedacht, du elender Egoist? Ich habe seit wir uns getrennt haben kaum noch geschlafen! Ständig liege ich wach und denke daran, was ich hätte tun oder nicht tun sollen! Was ich falsch gemacht habe und was nicht! Wie ich es verdient habe, von dir wie Dreck behandelt zu werden! Was ich verbrochen habe, um das, was wir hatten, zu zerstören! Und dann muss ich erfahren, dass du einfach alles weg wirfst, nur weil du denkst, dass ich mit deinem Schicksal nicht klar komme?! Was für ein gottverdammter Blödmann bist du eigentlich?! Immer alles alleine machen! Nur keine Hilfe annehmen! Lieber allen um dich herum weh tun, als einmal zuzugeben, dass du Angst hast! Du jämmerlicher Feigling! Du bist erbärmlich! Einfach nur ein erbärmlicher Schwächling!“

Davids Hand rutschte aus, er verpasste Jeremy eine Ohrfeige. Und dieser schlug zurück. Prompt und ohne Umschweife. Seine Hand knallte gegen Davids Wange. Und das Nächste, was Beide wussten, war, dass sie sich in den Armen lagen und sich voller Leidenschaft küssten.
 

„Wonach schaust du ständig?“ Nicolai lächelte seinen Tanzpartner an. Jason schien absolut nicht bei der Sache.

„Ich... nach nichts.“ Der Braunhaarige schien ertappt.

„Sie tanzen nicht. Sly steht da hinten an einem Tisch, allein, und wo Chris ist, weiß ich nicht.“

„Wie kommst du darauf, dass ich nach den Beiden sehe?“

„Weibliche Intuition? Schließlich tanze ich eben Damenschritte.“

„Spinner.“

„Es muss dir nicht peinlich sein.“

„Was denn?“ Jason spielte entweder den Dummen oder er wusste es wirklich nicht.

„Jason, du vergehst vor Eifersucht.“

„Nein, das tue ich nicht. Wir sind hier zusammen und nicht Chris und ich!“

„Und wenn du dich entscheiden könntest, mit wem du hier sein könntest?“

Jason sah ihn an. „Natürlich mit dir!“ Davor war eine extreme Denkpause gewesen.

„Natürlich...“, lächelte Nicolai.

„Hör zu... mir ist nicht so gut. Vielleicht liegt es am Champagner, ich habe noch nichts im Magen. Ich geh kurz vor die Tür, ja?“

Der Blonde ließ ihn los. „Klar.“

Jason nickte nur und eilte davon. Nicolai lächelte immer noch. Sie hatten noch gar keinen Champagner getrunken. Er verließ die Tanzfläche und steuerte die Waschräume an, trotz fehlenden Alkoholkonsums plagte ihn ein menschliches Bedürfnis. Es war nur wenig los, verwunderlich eigentlich für einen so großen Abend. Aber er hatte ja auch eben erst begonnen und noch floss der Schampus nicht in Strömen. Als er die Kabine wieder verließ, stand er plötzlich Chris gegenüber, der an einem der Waschbecken vor dem beleuchteten Spiegel stand und hinein starrte. Als er den Russen über die Oberfläche entdeckte, rollte er entnervt mit den Augen.

„Du schon wieder.“

„Ja, ich.“ Nicolai lächelte und wusch sich die Hände, er spürte die ganze Zeit den Blick von Chris.

„Es tut mir leid.“ Das war genuschelt und kaum verständlich gewesen.

„Bitte?“

„Es tut mir leid, okay?!“, brach es aus Chris heraus. Er hatte ein schlechtes Gewissen und wusste selbst nicht warum. „Mein Verhalten heute in der Küche! Eigentlich immer! Der Spruch mit der Nutte... all das... es tut mir leid.“

„Schon okay.“

„Nein, ist es nicht!“, beharrte Chris. „Ich bin nicht so, klar? Mag sein, dass alle mich für ein verzogenes Blag halten, aber eigentlich bin ich nett!“

„Du kaschierst das aber gut.“ Nicolai lehnte sich an die Wand und schaute ihn freundlich an. Endlich war es soweit. Er hatte eigentlich nur darauf gewartet.

„Ich drehe auch bald durch! Ich kann nicht mehr. Diese ganze Situation macht mich fertig!“ Er schlug mit der Hand auf das Waschbecken. „Warum erzähle ich dir das überhaupt?!“

„Weil es um mich geht. Oder eher um Jason.“

„Nein.“

Nicolai hob die Augenbrauen.

„Ja!“, gab Chris dann nach einer Pause doch zu. „Ich weiß nicht mehr, was ich denken oder tun soll. Und keiner versteht mich. Das alles hier ist so... es überfordert mich. Ich bin ein sechzehnjähriger Junge aus Dallas... und ich bin es eigentlich nicht. Ich bin Chris, den alle schätzen und lieben. Ich bin die andere Hälfte von Jason...“ Er biss sich auf die Lippe. „Warum sieht denn keiner, wie schwer das alles ist? Natürlich... die Erwartungen haben sie zurückgedreht, aber nur oberflächlich. Jason ist so... er... wir... ach, scheiße...“

„Du liebst ihn.“

Chris sah auf, Nicolai zum ersten Mal direkt ins Gesicht, direkt in die Augen. „Ja...“, sagte er schließlich, „Ich liebe ihn...“

Das Lächeln des jungen Russen blieb warm und freundlich. Er bekam nur bestätigt, was er wusste. Ein Blinder konnte das sehen.

„Aber ich weiß nicht, was ich tun soll! Er kennt mich... er kennt Chris... den Chris, der ich nicht mehr bin... wie könnte ich mit ihm zusammen sein... vielleicht würde ich ihn enttäuschen oder verletzen. Ich kann doch nicht einfach wieder so sein wie vor meinem Unfall.“ Er wusste ja bis heute nicht, was wirklich geschehen war. „Er hat mir Angst gemacht... deswegen habe ich... nur deswegen...“

„Deswegen hast du ihm gesagt, dass du ihn nicht willst.“

„Ja...“ Chris fühlte sich plötzlich, als würden Tonnen der Last von seiner Seele krachen. Die Wahrheit tat so gut. „Damals dachte ich das auch... aber jetzt... ich weiß, was ich fühle, aber er hasst mich jetzt...“

„Das tut er nicht.“

Chris nickte, eine Träne lief über seine Wange. „Natürlich tut er das! Er kann gar nicht anders. Ich bin so eklig zu ihm und zu dir... und vor allem ist er mit dir zusammen! Ich könnte doch gar nicht mehr... und er... er will mich sicher nicht... und...“

Nicolai stieß sich von der Wand ab und nahm den ihm eigentlich noch immer fremden Mann in den Arm. „Nicht weinen... er liebt dich, Chris. Er hat nie aufgehört, das zu tun.“

Chris klammerte sich an den anderen Mann. „Aber er... und du...“

„Keine Angst, ihr brecht mir nicht das Herz.“ Er strich ihm über den Rücken. „Wenn man Augen im Kopf hat, konnte man gleich sehen, dass er sich nur einredet, etwas für mich zu empfinden, weil er sich gewaltsam von dir lösen will. Er denkt, du willst ihn nicht... aber glaube mir, er will dich. Letztens ist er in meinem Arm eingenickt und hat deinen Namen im Schlaf gesagt... mehrmals.“

„Hat er?“, schniefte Chris.

Nicolai nickte nur sanft.

„Es tut mir leid... ich wollte dir nicht...“

„Ich weiß...“ Nicolai wusste, was Chris sagen wollte. Er hatte ihm nicht den Freund ausspannen wollen, doch der junge Russe war sich bewusst, dass Jason eigentlich nie sein Freund gewesen war. Jason war kein schlechter Mensch, er hatte ihn nicht als Notnagel benutzt, sondern sich wirklich über ihn von Chris lösen wollen. Aber Nicolai wusste auch selbst, dass er Jason nicht die Gefühle entgegenbrachte, die zwischen ihm und Chris vorhanden waren. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob überhaupt jemand das konnte.

„Was soll ich jetzt tun?“

Nicolai lächelte und wischte ihm eine Träne von der Wange. „Geh zu ihm. Er ist draußen vor der Halle.“

Chris löste sich von ihm. Er ging ein paar Schritte in Richtung Tür, drehte sich aber dann wieder um.

„Nicolai... bitte entschuldige...“

„Später.“ Der junge Russe hob immer noch lächelnd die Hände. „Jetzt geh endlich! Hol ihn dir!“

„Danke!“ Chris warf sich herum und eilte aus dem Waschraum. Mit einem Seufzen lehnte sich Nicolai gegen die Armaturen. Es war richtig so. So musste es sein. Jason hatte soviel für ihn getan und er war sich sicher, dass er ihn nicht sofort aus dem Haus werfen würde, nur weil er jetzt endlich wieder bei dem Mann war, der zu ihm gehörte. Zumindest hoffte Nicolai darauf, dass der Brünette nicht auf stur schaltete und Chris abwies. Dann würde er dem Depp eine scheuern.
 

Jason stand vor der Halle und schaute in den Himmel. Er wusste nicht mehr weiter. Der Gefühlssturm in seinem Inneren zerriss ihn allmählich. Er war es gewesen, der Chris den Abschiedsbrief geschrieben hatte, er hatte ihm gesagt, dass er nichts mehr von ihm wolle, dass es vorbei sei, und er hatte das Verhältnis mit Nicolai angefangen.

Was war er eigentlich für ein Arsch? Er hatte Chris verboten, einen Mann ins Haus zu bringen und er selbst hatte keine Zeit verloren. Was hatte er sich dabei gedacht? Und vor allem: Wie kam er zu der plötzlichen Erkenntnis?

Jason wusste es. Sly und Chris. Der Anblick seines Exfreundes, Hand in Hand mit Sly... „Du vergehst vor Eifersucht.“ Wie recht Nicolai doch hatte... Und wie mies er sich vorkam. Wie konnte er Nicolai das antun, das hatte der junge Mann doch nicht verdient. Er war so mies. Wie sollte es jetzt weitergehen? Er hatte Chris verloren und mit Nicolai konnte er auch nicht mehr zusammen bleiben. Nicht unter diesen Umständen.

„Jason...?“

Der Angesprochene wirbelte herum. Chris stand hinter ihm, die Hände nervös vor dem Schoss gefaltet, die Finger spielten miteinander.

„Was machst du hier draußen? Bist du nicht bei Sly?“

„Ich... ich...“ Chris hatte einen Kloß im Hals. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Was sollte er nun tun?

„Was ist denn?“ Jason merkte, dass er vollkommen anders mit dem Blonden sprach als vorher. Viel liebevoller.

„Dieser perfekte Tag nur für uns zwei... besteht darauf noch eine Chance?“

„Der perfekte...?“ Jason begriff. „Du hast den Brief... durchwühlst du meine Sachen?“

„Nein!“, meinte Chris schnell. „Nein! Ich... er ist mir... es war ein Zufall.“

„Chris, das sind nur Worte. Du musst dich jetzt nicht verpflichtet fühlen...“ Was zum Teufel redete sein Mund da? Er wollte so etwas doch gar nicht sagen.

„Nein, das sind nicht nur Worte! Das sind deine Gefühle für mich! Und ich habe endlich begriffen, wie stark die sind! Jason, ich... ich hatte solche Angst! Ich bin nicht Chris, verstehst du? Nicht der Chris, den du kennst! Wenn ich dich nun enttäusche!“ Er plapperte wie ein Wasserfall. „Du hast doch sicher Hoffnungen, die du in mich setzt, du erwartest Verhaltensweisen von Chris, von deinem Chris. Und wenn ich das nicht schaffe, dann bist du enttäuscht und wendest dich von mir ab. Dann war alles umsonst und ich stehe allein da, obwohl ich einen Mann gefunden habe, der mich so sehr liebt, der sogar so einen wundervollen Brief schreibt und der...“

Weiter kam er nicht, denn Jason zog ihn an sich und küsste ihn. Die Welt blieb stehen. Einfach so. Ihr hektisches Treiben hielt an für diesen Moment. Für einen Augenblick der Liebe und des Glücks. Jasons Lippen fuhren sanft über den so vertrauten Mund seines Freundes, leiteten dessen Lippen in einen wundervollen Kuss. Chris’ Arme schlangen sich um Jasons Hüften, dessen Hände erforschten den Rücken des Blonden.

In diesem Moment waren beide einfach nur glücklich. Es war sowohl für Chris als auch für Jason wie Nachhause kommen. Sie waren so lange weg gewesen, hatten sich beide im Schneesturm verirrt und doch hatten sie sich wieder gefunden. Endlich.

„Nein...“

Eine fremde Stimme drang in ihre Welt und durchbrach den Zauber, die Magie des Augenblicks. Die Realität kehrte in den Alltag zurück und mit ihr die Probleme. Und zwar in der Gestalt von Sly. Beide sahen den Braunhaarigen an, immer noch eng umschlungen.

„Nein... das ist nicht wahr.“

„Sly...“ Chris löste sich von Jason. „Bitte... bitte versteh mich. Ich habe mich in Jason verliebt... schon lange. Ich wollte es nur nicht wahrhaben.“

„Sly, es tut mir leid.“ Jason kam ebenfalls näher. „Wir wollten dir nicht weh tun.“

„Halt dein Maul, du verlogenes Arschloch!“ Beide schreckten zurück, als der sonst so ruhige Mann plötzlich an die Decke ging. „Was bildest du dir ein?! Erst wirfst du ihn weg und dann, als ein Anderer ihm nahe kommt, musst du ihn plötzlich wieder haben?! Das ist doch das Letzte! Chris und ich waren uns endlich näher.“

„Sly...“

„Nein, Jason! Du redest dich nicht raus! Du bist ekelhaft!“

„Das ist er nicht!“, rief Chris wütend dazwischen. „Hör auf, ihn zu beschimpfen! Er kann nichts dafür! Ich war schon länger in ihn verliebt und ich bin nur mit dir ausgegangen, weil ich eifersüchtig auf ihn und Nicolai war! Sonst hätte ich das doch gar nicht gemacht.“

Slys angriffslustig erhobene Schultern sanken herunter, in seinem Blick schien etwas zu zerbrechen. Er ging einfach an Jason und Chris vorbei.

„Sly...“

Jason streckte die Hand aus, aber Sly wich ihr aus. Er stieg die Treppe hinunter und ging immer weiter.

„Sly, bitte...“

Chris wollte ihm hinterher laufen, doch Jason hielt ihn fest.

„Lass ihn, er muss sich erst einmal beruhigen.“

„Aber ich... ich wollte ihm nicht weh tun.“

„Ich weiß...“

Jason schloss ihn in die Arme. Seinen Chris. Endlich wieder. Endlich.
 

Mitchell Donovan war Barkeeper im 7th Heaven. Leider war die Bar nicht gerade der siebte Himmel. Er hatte so große Träume gehabt, er hatte sich soviel vom Leben versprochen. Und dann hatte er es nur zum Barkeeper einer billigen kleinen Spelunke irgendwo Downtown von San Francisco gebracht. Nicht einmal in einer der großen Bars. Nein, nur im 7th Heaven.

Hier trafen sich notorische Singles und Taugenichts, abgewrackte Typen und die, die auf dem besten Weg dahin waren.

Der Abend war noch jung, es war recht wenig los. Mitchell langweilte sich. Also gesellte er sich, ein Glas putzend, zu dem einzigen Kerl der an der Bar hockte.

„Na, Kumpel, schlechten Tag gehabt?“

„Kann man sagen...“

„Und? Kann ich dir was gutes tun?“

„Ja... einen doppelten Wodka.“

Mitchell lächelte wissend. Typischer Fall. Da sprang sicher gutes Trinkgeld raus. Er brachte dem Mann seinen Drink.

„Bitte, zum Wohl.“

„Danke.“ Sly setzte das Glas an und trank es fast in einem Zug aus.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Endlich. Endlich. ENDLICH!!! Über einen Monat... so lange hat es noch nie mit einem Remember the promise Kapitel gedauert.

Es war wie verhext. Ich hatte so wenig Zeit wegen meiner Zwischenprüfung, dann kam die Grippe auf einen Besuch vorbei und meine Betas waren auch nicht verfügbar... außerdem kam ich ab Seite 15 kaum voran...

Und dann kam der Kommentar von Silent-Voice. Der hat den Knoten gelöst. Sie hat mir vor Augen geführt, wie viel Spaß ich immer an dieser Geschichte hatte und plötzlich ging es wie von selbst. Und jetzt wo Jason und Chris wieder zusammen sind, wird es vielleicht auch wieder einfacher zu schreiben ;-)

Ich hab euch mal wieder ein paar Cliffhanger gegönnt ^^ Deswegen lasse ich auch offen, was aus dem Kuss zwischen Jeremy und David wird. *fg*

Ich hoffe, die nächste Wartezeit wird nicht so lang, ich werde mir alle Mühe geben. Die Jungs haben es verdient und ihr sowieso!!!

Vielen Dank euch allen für eure Geduld und eure Unterstützung. ^^ Und einen Extradank an Silent-Voice für den Kommentar, der meine Schreibblockade gelöst hat! ^^
 

Euer Uly ^^
 

PS: Wenn ihr DEN Song zu diesem Kapitel hören wollt, zieht euch „Die Welt steht still“ von Revolverheld rein ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Zuckerfee
2007-05-22T20:04:00+00:00 22.05.2007 22:04
An erster Stelle muss ich mich wohl bei dir entschuldigen. Es gab viele Dinge, die mich in den letzten Monaten aufgehalten haben, Dinge die mich beschäftigt haben und auch Dinge die mir immer noch an die Leber gehen (im Wahrsten Sinne) - wir sind beide ein stück gewachsen und hatten ein tourbulentes Jahr hinter uns.
Ich hatte gar nicht bemerkt dass du wieder neue Kapitel hochgeladen hast, wahrscheinlich, weil du (leider ;_;) nicht so oft online warst und naja...

Jedenfalls, lässt mich dieses Kapitel noch an Engel glauben. Menschen wie Nicolai, die viel zu viel geben und sehr wenig dafür wollen gibt es nur noch selten *handhebt* und ich fände es wunderbar, wenn jemand sowas mal für mich machen würde.
Ich fand es gut, dass Jason diesen Schritt gemacht hat, und Jeremy von Davids Krankheit erzählte, vielleicht wird es für David sehr schwer sein, ihm zu vertrauen, aber es wird vielleicht auch gut für ihn sein, denn das trauirge an Homosexualität ist das Verstecken, und auch in diesem Fall wollte unser blonder Anwalt das nicht wahr?
Menschen haben oft große Angst, Gefühle zu zulassen, weil sie meinen, man könnte sie auslachen und sie würden mit heruntergelassenen Hosen da stehen. Dast tut weh und ich kann seine Entscheidung etwas nachvollziehen, wennwohl ich an seiner statt irgendwann irgendwem die Wahrheit erzählt hätte. Wenn man von etwas lebensgefährdetem bedroht wird, dann BRAUCHT man Menschen um sich herum, ich weiß das, denn ich habe am eigenen Leib erfahren wie es ist, mit einer bedrohlichen Krankheit umgehen zu müssen, ohne dass ich viele Menschen in meiner Nähe hatte. Hätte ich meinen Lebensgefährten nicht an meiner Seite gehabt, hätte ich wohl am Ende so reagiert wie Brandon das hat. Und es tut mir leid, dass er diesen Weg gewählt hat. Auch wenn ich nicht sicher bin ober wirklich tot ist (sein Tod wurde ja noch nicht festgestellt *haha*) ist es schade, wie labil junge Menschen sein können und wie schwierig es ist, jemandem aus einem schwarzen Loch heraus zuholen. Vor allem fühle ich mit Collin, der sich sicher Vorwürfe machen wird. Es ist schön, dass er sich nicht angesteckt hat und es ist auch schön zu lesen, dass Marcus endlich jemanden hat, bei dem er ganz er selbst sein kann, egal wie NERD oder wie abgefahren er sein mag :)

Das Chris trotz allen Schwierigkeiten irgendwie wieder zu Jason gefunden hat finde ich zwar irgendwo etwas... naja sagen wir kitschig *g* aber es ist trotzdem schön gewesen das zu lesen.
Das mit dem Brief ist übrigens eine gute Idee, vielleicht sollte ich dem ein oder anderen Menschen auch mal so etwas schreiben, wie wichtig er mir ist, wie sehr er mir fehlt oder wie viel ich ihn schätze, auch wenn ich das nicht zeigen kann.

Auf in ein neues Kapitel - mögen deine Ideen niemals ausgehen und ich hoffe, dich erheitert dieses Kommentar.
Vergiss nicht wieviel freude es dir gemacht hat, "Remember" zu schreiben und wie viel Freude wir Beta-Tiere hatten, mit dir gemeinsam daran zu basteln.
Apropos: ich habe wieder ein oder zwei Fehlerchen entdeckt *g* - aber das nimmt der Geschichte jetzt keines falls etwas

bis denne *knu*

mighty might fairy~
Von: abgemeldet
2006-07-20T12:13:00+00:00 20.07.2006 14:13
schon wieder ein mehrteiler? so schnell? wow, dann wirds wieder spannend, hehe!
was für ein auftritt von gary! und mit was für einer standhaftigkeit marcus sich gegen ihn gewehrt hat! ich weiß gar nicht, welcher der beiden mich mehr überrascht!
dass colin negativ ist, war zu erwarten. noch eine katastrophe mehr würde (meiner meinung nach *räusper*) die story überlassten. aber brandons selbstmord(versuch?) ist ja auch eine katastrophe... scih die pulsadern aufzuscheniden... ich kann mir echt angenehmere todesarten vorstellen *schauder*
aber hallelujah! endlich erfährt jeremy auch, was sache ist! danke jason! danke nicolai, dafür dass du jason dazu ermutigt hast! was ein genialer auftritt bei dem ball! erst schläge, dann küsse XD
und chris hat es wirklich geschafft, sich selbst einzugestehen, dass er rasend eifersüchtig auf nicolai ist.
nicolai ist wirklich ein grundguter mensch. er wusste von anfang an, dass er eigentlich nur eine bessere art eines lückenbüssers ist, ein temporärer trost praktisch. wobei er eigentlich auch der berühmte stein ist, der alles ins rollen brachte. ohne ihn wäre chris ja nicht so eifersüchtig gewesen. jedenfalls ist er trotzdem weder verbittert noch sonst irgendwie gemein und gönnt jason & chris ihre liebe. hach, wie schön.
nur nicht für sly *seufz* es musste ja so kommen! das war die enttäuschung seines lebens, denk ich mal. bis zum letzten buchstaben habe ich gehofft, dass ash noch auftaucht und ihn davon abhält wieder zu trinken, aber es hat nichts genutzt *heul* ash ist eben doch nicht immer der retter in der not, leider. ach gott, was wird jetzt nur mit sly? ich muss unbedingt weiterlesen! *g*
immer fleißig weiter so, gelle :)
gruß
mZ
Von:  Jami-san
2006-05-21T20:29:32+00:00 21.05.2006 22:29
Hallo ^^

Also, bevor ich dir ein ganz dickes Lob ausspreche, muss ich mich erstmal bei dir bedanken, was dir sicher komisch vorkommt. Aber deine Story hat mich jetzt durch meine Abiprüfung begleitet und quasi beim lernen unterstützt, weil sie immer meine Belohnung war, wenn ich ein Thema fertig gelernt hat. Und ich kann dir sagen, eine so geniale Geschichte ist wirklich ein riesiger Ansporn, um ordentlich zu lernen XD

So, jetzt aber zur Story selbst. Ich weiß eigentlich gar nicht so richtig, wo ich anfangen soll (zumal es ja wirklich viel werden würde, wenn ich jetzt wirklich zu der ganzen Story was schreibe *drop). Ich kann nur sagen, dass ich erstmal deinen Schreibstil wirklich sehr, sehr gerne mag. Deine Geschichte liest so sich einfach so leicht dahin und ohne, dass man es richtig bemerkt ist schon wieder ein Kapitel rum. Das ist einfach nur toll!

Und ich liebe deine Charas! Wobei Jem und David meine absoluten Lieblinge sind ^^ (von daher würde es mich irgendwie auch nicht überraschen, wenn du David wirklich sterben lässt. Irgendwie hab ich fast immer das Glück, dass die Charaktere, die ich besonders mag, dran glauben müssen T.T Also, bitte lass David nicht sterben!! Auch wenn ich eigentlich der Meinung bin....das es für die Story an sich richtig wäre...gott, hört sich das seltsam an. aber es ist, wie Silent-voice schon gesagt hat. Man hat es irgendwie schon akzeptiert, dass das der Weg für David ist). Ähm...was wollt ich eigentlich sagen?? Ach ja, deine Charas wirken auf mich so lebensecht und menschlich, dass finde ich sehr gut. Man kann einfach gar nicht anders, als sie lieb zu haben ^^

Weiterhin finde ich die ganze Storyline einfach nur genial. Ich fand deine GEschichte an keienr einzigen Stelle langweilig. Ich muss wirklich sagen, ich bewundere dich echt für deine Ideen, die du hast und die Probleme, vor die du deine Charas stellst. (Hierbei muss ich natürlich gleich wieder an die Sache mit Chris denken...es ist ja so grausam, was du alles mit dem Armen angestellt hast >.<)

Na gut, ich glaube, ich könnte jetzt noch eine ganze Weile so weiter schreiben ^^ Deshalb sag ich nur noch, ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel und bin seeeeehr gespannt, wie es weiter geht.

Viele liebe Grüße, Jami-san
Von:  Gansebluemchen
2006-05-10T21:19:32+00:00 10.05.2006 23:19
was soll ich sagen, ich fand es auch einfach süß, die eifersucht von den Beiden oder der Kuss von Jem und David.
Als du das mit Brandon geschilder hast, musste ich kurz aufhören zu lesen, da ich es mir auch bildlich vorgestellt habe und mein magen fand das nicht toll. ich hab ja erst noch gedacht er wird gerettet, aber als du das mit dem Geruch geschildert hast, musste ich einsehen, dass er wohl diesmal das Opfer ist.
Du lässt doch aber Sly nicht in eine Depri phase rutschen, wo er wieder dem Alkohol verfällt. Das kannst du doch dem armen Kerl nicht antun.
Ich hab Nikolai auch schon lieb gewonnen und freu mich schon was du mit ihm vor hast. Die Idee, welche hier einer genannt hat mit Ash/ Nikolai würd mir auch gefallen.
Ich freu mich auch schon aufs nächste Kapitel
Von:  Silent-voice
2006-05-09T22:18:37+00:00 10.05.2006 00:18
Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott.....
;__________________;~....
Ich müss gleich weinen....
*nase hoch zieh*
*schnief*
Du Schuft..... das ist so lieb von dir....
Und das Kapitel so süß.... (ich darf doch süß sagen oder?.... jedenfalls ist mir das Wort einfach so in den Sinn gekommen, als ich dieses Kapitel gelesen hab...)

Ich weis gar nicht was ich schreiben soll, dabei will ich so viel schreiben....

Zuerst auf jeden Fall hatt es mich sehr gefreut, dir so geholfen zu haben... und solltest du wieder ein wenig aufmunterung schreiben, dann gib mir bescheid! ^^....

Zum anderen möchte ich mich ganz herzlich bei dir bedanken, dass du es wirklich getan hast....
du hast es endlich getan ;__________________;....
ich hab so lang auf den moment gewartet, wo Chris den Umschlag liest und hier hat er es endlich getan....
vor Freude hab ich erst einmal aufgehört zu lesen und hab dir 1000 Mal gedankt, bevor ich grinsend weiter lesen konnte xD...
Und dann kamen irgendwie nur noch ultra süße szenen...
das war ja fast, als ob man allein vom lesen Karies bekam... *lach*
aber es war wirklich so...
Angefangen von diesem bockig sein von Chris Seite, bis zu der "Ist mir doch egal"-Szene im Wagen, bis hin zu den eifersüchtigen Blicken in der Halle.
Ich glaube, man hätte mir mein Grinsen aus der Fresse schlagen wollen....
Und als dann die Geständnisszene auf der Toilette folgte, da konnte ich es auf einmal gar nicht mehr abwarten, dass Chris und Jason aufeinander trafen und hätte dich bestimmt tausend Tote sterben lassen, hättest du da mitten drin abgebrochen xD....
Jeden Falls, von dieser Szene mit Nicolai bis zu dem Geständnis bei Jason, hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass Chris Chris war. Ich mein, er war es nicht und das hatte er ja auch gesagt, aber in dem Moment hat man gemerkt, dass der neue Chris wirklich der Chris war, dass sie sich so unterschiedlich gar nicht waren trotz Gedächtnisverlust…
Ich hoffe, dass war jetzt irgendwie verständlich… >_____>…. wusst jetzt nicht, wie ich das hätte anders beschreiben sollen…
Auf jeden Fall war das wirklich ein sehr schöner Moment, als sich Jason und Chris endlich, seit, mir schien es, einer Ewigkeit, zusammen trafen. Sich küssten…..
*snif* wirklich schön….

So… apropos wirklich schön und küssen…
so was gab es ja dieses Mal sogar im Doppelpack und ich danke dir ein weiteres Mal dafür. Dieses Kapitel war fast so was wie der Sonnenschein nach einem gewaltigen Unwetter. Sicher, es waren immer noch Wolken am Himmel, aber im Ganzen betrachtet wurde es mir endlich seit langem wieder ein wenig wohler ums Herz.

Ich bin so froh, dass Jason sein Versprechen gegenüber David gebrochen hatte. Es wurde wirklich Zeit, dass Jeremy die Wahrheit zu hören bekommt und noch mehr habe ich mich über seine Reaktion gefreut. Es hat mich auch teilweise erleichtert, dass du in diesem Kapitel Alex weg gelassen hast, denn irgendwie wollte ich zu der Zeit nur David und Jeremy sehen und keinen anderen in dieser Beziehung.
Und dann die Szene im Park… das war…. ich weis nicht …. so atemberaubend? rührend? herzerweichend? … wohl von jedem etwas, aber vor allem erleichternd…. mag seltsam klingen, aber ich war wirklich erleichtert, dass es gekommen ist… zwar hatte es mitten drin aufgehört und ich habe ehrlich gesagt so im nachhinein auch ein sehr schlechtes Gefühl, wie es weiter gehen könnte, aber trotzdem war ich sehr froh über diesen Moment am Ende….

Zu meinem schlechten Gefühl muss ich sagen, dass ich nun während des Lesens angefangen hab zu glauben, dass David sich wirklich nicht mehr operieren lässt. Es mag seltsam klingen und ich tu dies auch auf keinen Fall tolerieren, aber mit der Ruhe, mit der Jason dies an Jeremy rüberbrachte und wie Jeremy selbst im Park darauf reagierte, so bekam ich immer mehr das Gefühl, als ob du hier für David wirklich ein Ende setzten willst und ich hatte es ein ganz klein wenig, wie auch Jason widerwillig akzeptiert.
Und trotzdem, solltest du dies wirklich tun, so werde ich weinen wie ein Schlosshund. Was heißen soll, dass ich ihn viel lieber lebend sehen will!
Wobei ich dann zu dem Gedanken komme, dass es, hoffentlich, viel zu offensichtlich ist, müsste David sterben und ich hoffe doch, dass Jeremy sich den Arsch aufreisen wird um David zur OP umzustimmen, aber sollte dies so sein, so frage ich mich im Geheimen, ob dafür ein anderer sein Leben lassen wird.

Und da komm ich schon zu den nächsten Personen: Colin und Marcus.
Ehrlich gesagt, hatte ich wirklich schon befürchtet, dass Colin HIV-positiv ist, irgendwie kam mir das Kapitel einfach ein wenig zu idyllisch vor, wobei du dieses ja dann durch einen ganz anderen Akt wieder weg gemacht hattest.
Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass Brandon das Opfer in diesem Fall sein sollte, aber um ehrlich zu sein, hat er meiner Meinung nach, auch nicht mehr wirklich ins Bild gepasst, schließlich war ja Gary hier der Hauptakt, der zwischen den beiden für Ärger sorgen sollte.
Brandon tat mir wirklich leid und ich muss sagen, ich fand es wirklich schön, wie du seine letzte Szene geschildert hast. Doch die Tatsache, dass Colin ihm nicht einmal davor hatte verzeihen können und es damit evtl. hätte sogar verhindern können…. das sind wohl so die Spielchen des Lebens…
Jedenfalls freu ich mich trotzdem, dass das Ergebnis negativ war, denn jetzt kommt wohl Gary ein wenig mehr ins Spiel und ich bin ja schon sehr gespannt, was du dir da schönes überlegt hast ^^…

Genauso hat ja nun auch Sly seinen wohl größeren Part am Start. Dieses Kapitel war wirklich nicht mit vielen positiven Aspekten für ihn bespickt, aber ich muss sagen, dass er auch selber vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen hat. Und ich glaube, genau auf diese letzte Szene wolltest du hinaus oder? Auf jeden Fall hab ich immer geglaubt, dass es irgendwann passieren muss, dass Sly die Hand ausrutscht, besonders bei den vielen „fast“-Momenten, die es davor schon gegeben hatte.
Aber irgendwie freu ich mich dadurch evtl. ein wenig mehr über die Geschickte von Sly und somit auch Ash zu erfahren, denn ich glaube auch dieser wird wieder aktiver werden.

Last but not least bleibt noch Nicolai…
irgendwie kam er mir in diesem Kapitel ein wenig wie ein Engel vor, der versucht den Menschen zu helfen, die um ihn herum leiden und dafür seine eigene Interessen in den Hintergrund stellt. Er ist so ein lieber Kerl und ich habe ihn schon fest in mein Herz geschlossen mit der Hoffnung, ihn auch noch öfters in deinen Kapitel auftauchen zu sehen, aber wenn ich an den Moment denke, als er meinte Jason würde ihn nicht so schnell raus schmeißen, so glaube/hoffe ich, dass dies auch so sein wird.
Wobei ich ehrlich zugeben muss, dass es mich schon ein am Anfang verwundert hatte, als Jason Nicolai als seinen Freund aus gegeben hatte….
Und jetzt ist er wieder allein, jedenfalls beziehungsmäßig… aber evtl. nicht mehr lange?
*durch die Runde schiel*
ich hatte ja irgendwie den Einfall, dass Ash und Nicolai ja vielleicht gar kein so schlechtes Paar abgeben würden… nur mal so als Überlegung…. aber das ist ja nur meine Fantasie…
bin schon gespannt, was du da geplant hast ^^….

Und was ich noch zum Schluss erwähnen wollte, was mir bereits in den Kapitel davor aufgefallen ist.
Ich wollt kurz anmerkten, dass ich es wirklich schön finde, dass du selbst recht kurz auftretenden Personen, wie die Mitarbeitern bei HIoP (so richtig geschrieben? Oo) oder auch die Fahrradfahrerin, die David angefahren hatte und in diesem Kapitel den Kellner, eine kleine Hintergrundgeschichte widmest und diese Personen gleich ein wenig vertrauter und sympathischer machst und die ganze Situation so in einem interessanteren und wärmeren Licht darstellst.

So, ich glaub das wars schon wieder von mir! ^^….
Es ist gerade 00:21 Uhr und ich sollte wohl besser schlafen, da morgen schon wieder interessante Vorlesungen auf mich warten... *Ironie wink*

Es war auf jeden Fall ein sehr schön es Kapitel und auch endlich mal eines, mit so vielen schönen Momenten. Nochmals vielen Dank dafür *knuddel*, hat wirklich gut getan auch mal wieder solche Situationen zu lesen.
Ich hoffe sehr, dass es dir nun ein wenig leichter fällt zu schreiben und freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel.

LG
*knuff*
Silent-voice
Von:  Sammy5522
2006-05-09T20:14:55+00:00 09.05.2006 22:14
Hi Du!
Geil das es weiter geht.
Ich finde es auch klasse das Chris und Jason wieder zusammen sind!
Ich will doch auch hoffen das Jem und David jetzt endlich mal glücklich werden!!!!

Freue mich tierisch aufs nächste Kapitel!!!!!!


Deine Sammy5522 :-))
Von:  DieLinkeBazille
2006-05-09T17:46:36+00:00 09.05.2006 19:46
Juchheee…
*sich freu wie ein Schnitzel*
Ich hab so auf das nächste Kapitel gelauert….
Mensch ich bin fast Wahnsinnig geworden….aber Gott sei dank…
*grinsel*
…bin ich am Wahnsinn gerade so…noch mal vorbei geschlittert..
*lacht*

Also wie immer kann ich nur sagen….absolut klasse geschrieben….
*freu*
Und ich bin so froh, dass Jason zu Jeremy gegangen ist, aber wie er so mit der Nachricht raus platz….David würde nicht mehr lange leben…
*betet das er doch noch zur Vernunft kommt*
Er, also Jason kann echt…richtig „einfühlsam sein“, wäre ich an Jeremys Stelle gewesen hätte es mich wortwörtlich von den Socken gehauen…
v.v

Und das mit Brandon…
OO
Hilfe…das war so realistisch, das ich für einem Moment nicht mehr weiter lesen konnte.
Ich sah bestimmt herrlich aus mit weit aufgerissenen Mund und großen Augen…die die Bildschirm meines PC angaffte und nicht fassen konnten, was sie da erblickten…
Und er tut mir so leid….
*schnief*
Ich hab mir echt die Augen zugehalten….ich hab eine zu bildliche Vorstellungskraft….
*seufz*
vor allem…wenn die beiden so einen süßlichen Geruch wahrgenommen haben….frag ich mich…wie lange Brandon da schon lag…
*den Gedanken abschüttelt*
Nee…schnell anderes Thema…..

Aber mein Lieblingsszene war ja wo Jeremy David zur rede stellt, sie sich ohrfeigen und darauf sich ihre Münder verbanden…
*schwärm*
*träum*
Schööö~ööö~ööööö~önn~nn…
*säusel’*
Aber wie kannst du nur genau da abblenden..
*irre wird*

Und…ja sie haben sich wieder…Chris und Jason….
*freu*
*jubel’*

Mmmhh…ich bin schwer gespannt wie es weiter geht….
>.<
Vor allem…wie geht es mit Sly weiter…und was wird Gray tun um Marcus wieder zubekommen?
Wird er ihn wieder bekommen?
Und wenn ja, was ist mit Colin?
So viele Fragen…und ich habe sooooooooooooo wenig geduld…aber ich werde warten…
*droop*
Mir bleibt ja auch nicht wirklich was anderes übrig…
+schmunzel*
Also ich bin wie immer schwer begeistert von deinem neuen Kapitel und erwarte mit Freuden, Spannung und voller Ungeduld das nächste…
*fieps*

Also dann….bis zum nächsten Kapitel..
^^

Die Bazille^^
Von: abgemeldet
2006-05-09T17:37:26+00:00 09.05.2006 19:37
Endlich das neue Kapitel!!! Ich habe es regelrecht verschlungen!!! Und nach all den fiesen Cliffhangern aus dem letzten Kapitel kommt jetzt wieder richtig Bewegung rein! Das Jason und Chris wieder zusammen sind... hach... einfach nur schön! Und das Nicolai so ruhig reagiert... toll. Er ist so ein lieber und ich hoffe echt, dass du ihm auch noch seine zweite Hälfte erschaffst. ^-^
Und enldich, ja ENDLICH kommt auch in die Sache mit Davod Bewegung. Das Jem endlich bescheid weiß, war ja schon lange notwendig. ^^" Bleibt nur zu hoffen, dass sich David jetzt doch ncoh für die OP entscheidet. Du willst ihn doch nicht ernsthaft sterben lassen.
Nachdem die HIV-Krise mit Colin überstanden war, hab ich auch aufgeatmet. Allerdings beschleicht mich noch immer ein recht komisches Gefühl, wenn es um Gary geht... Wenn der die Beziehung kaputt macht!!! Grrrrr!!! (Ich weiß, vor ein paar Kapiteln habe ich noch anders geredet ^^")
So, alles in allem gibt es an deinem Kapitel nichts auszusetzten. Wie immer ist es einfach toll geschrieben und mitreißend. ^_________________^ Ich freue mich schon auf das nächste!
Von: abgemeldet
2006-05-09T17:24:20+00:00 09.05.2006 19:24
Ich bin so froh, dass Chris und Jason wieder zusammen sind! Obwohl es bestimmt trotzdem nicht leicht für sie wird und auch ansonsten viel nicht in Ordnung ist bei RTPYM, Chris und Jason, das ewige Traumpaar ist einfach eine beruhigende Konstante.
Sehr schön ist natürlich auch, dass Colin negativ ist. Das wäre ja sehr schlimm gewesen, vor allem wenn er sich dann wirklich vom Marcus getrennt hätte (wodurch Gary natürlich leichtes Spiel gehabt hätte, was Colin dann wohl doch nicht gepasst hätte).
Und Jason hat das Richtige getan, ich hoffe, Jem kann ihn doch noch zu der Operation überreden und er übersteht sie. Ansonsten können sie wenigstens die Zeit nutzen, die ihnen noch bleibt.
Nicolai ist ja ein richtiger Engel. Für mich war et fast zu grosszügig, du hättest ihm vielleicht die Entscheidung nicht so schnell und so leicht fällen lassen können. Irgendwie ist er für mich noch zu wenig menschlich und glaubwürdig.
Auf die negativen Dinge in diesem Kapitel will ich jetzt gar nicht eingehen, sondern hoffe einfach, dass du sie schnell wieder ausbügelst :-)


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