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Schutzengel wider Willen

von

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Geliebter Feind

"Das gibt es doch gar nicht!", motzte Hermine dermaßen plötzlich, dass Harry sich an seinem Kürbissaft verschluckte und hustete, bis sich Ron schließlich seiner erbarmte und ihm kräftig auf den Rücken schlug.
 

"Was gibt es nicht, Herm?", krächzte er dann und versuchte die Flecken von seinem Umhang zu bekommen. Leider war er damit nicht sehr erfolgreich.

"Das hier!", fauchte sie nur und hielt ihm die neueste Ausgabe des Tagespropheten unter die Nase. Doch bevor er oder Ron noch eine Zeile entziffert hatte, riss sie die Zeitung schon wieder an sich und las vor:
 

"Schon wieder wurden Dementoren in der Nähe von Muggelsiedlungen gesichtet. Es wurde Dank des beherzten Eingreifen einiger Ministeriums-Mitarbeiter mit Namen...blah-blah... Es besteht jedoch keine weitere Gefahr...blah... Trotzdem wird die magische Bevölkerung aufgefordert in den späteren Abend-Stunden nur unter strenger Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen ihre Behausungen zu verlassen. Das Ministerium macht weiterhin darauf aufmerksam, dass spezielle Kurse... ach was soll's den Rest kann man sich auch schenken."
 

Das Mädchen sah ihre beiden Freunde mit funkelnden Augen an. "Ist doch eine bodenlose Frechheit. Immer halten sie die wichtigen Informationen, wie zum Beispiel wo das Ganze stattfand, zurück. Hauptsache das Ministerium hat die Sache in Ordnung gebracht. Man könnte meinen, es ginge lediglich darum, ein paar teure Klunker vor einer Horde Einbrecher zu schützen. Nicht darum, dass hier Menschenleben in Gefahr sind, geschweige denn das von Leuten, die sich nicht im Geringsten gegen die Dementoren zur Wehr setzten können."
 

Ärgerlich feuerte sie die Zeitung auf den Boden und stürzte sich auf ihr Frühstück. Sie würden sich beeilen müssen um nicht zu spät zu Hagrids Unterricht zu kommen. Als Hermine fertig war, erhoben sich die drei und verließen fast als Letzte die Halle. Lediglich Malfoy und seine Gang harrten noch am Slytherin-Tisch aus. Sie machten sich offensichtlich einen Spaß daraus mit Absicht zu spät zu kommen.
 

Harry warf einen Blick in Richtung des blonden Jungen, der da so selbstsicher vor einem noch ziemlich vollen Teller saß und ihn interessiert musterte. Er versuchte es zu ignorieren, aber es kam schon wieder die alte Feindschaft in ihm hoch, wenn er dieses höhnische Grinsen betrachtete. "Ich weiß, wo du heute Nacht warst, Potter.", schien es zu sagen. "und ich weiß, dass du wiederkommen wirst, so wie schon so oft in den letzten Wochen."
 

Er wand sich ab und folgte seinen Freunden mit großen Schritten. Malfoy würde ihn nicht mehr so leicht aus dem Konzept bringen. Zwar hatte der Slytherin die offenen Anfeindungen inzwischen auf ein Minimum beschränkt, aber er wusste von Harrys Problemen und er hatte klar gemacht, dass er nicht davor zurückschrecken würde, diese Tatsache irgendwann auszunutzen. Harry hatte gemerkt, dass er vorsichtig sein musste, auch wenn es schwer fiel, denn auf eine schwer zu beschreibende Art und Weise vertraute er dem anderen auch.
 

Die beiden hatten viel geredet, wenn auch nicht mehr in Malfoys Schlafzimmer, sondern meist in einem leeren Klassenzimmer irgendwo in den oberen Stockwerken. Manchmal hatten sie sich gemeinsam vor einem der Lehrer oder Filch verstecken müssen, was nicht immer einfach gewesen war. Etwas Besonderes war jedoch letzte Nacht gewesen, als sie beide sich den gleichen Schrank zum Verstecken ausgesucht hatten und beinahe erwischt worden waren, weil keiner dem anderen den Vortritt lassen wollte.
 

Ja, diese Nacht hatte so einiges erklärt.
 

-Rückblick-
 

"Das ist mein Schrank, Potter. Ich habe ihn zuerst gesehen.", fauchte der Slytherin leise und versuchte Harrys Hand von dem Türgriff zu lösen.
 

"Fällt mir nicht im Traum ein, dich vorzulassen, Malfoy.", gab Harry ärgerlich zurück und versuchte nicht laut aufzuschreien, weil der andere ihm fast die Finger brach. Ein schmerzverzerrtes Gesicht konnte er sich jedoch nicht verkneifen, woraufhin ihn der Blonde sofort losließ.
 

Ein mitfühlender Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. "Hab ich dir wehgetan?", fragte er vorsichtig. Doch begannen schon seine Flügel zu verblassen und der jetzt wieder kalt blickende Junge öffnete einfach die Tür und schob Harry in den Schrank, bevor er selber hinterher kletterte. In dem Moment, als er die Tür nahezu schloss, hörten sie auch schon die Stimme des Hausmeisters durch den Raum schallen.
 

"Na mein Mädchen, wo sind sie, die ungezogenen Rotzgören? Hast du mal wieder jemanden entdeckt, meine Süße?" Ein helles Miauen antwortete ihm und die beiden Jungen im Schrank verfolgten atemlos die Schrittgeräusche, die durch die Klasse wanderten. "Kommt raus, ich weiß, dass ihr hier seid. Aber hier wird nicht nachts weder rumgeknutscht noch sich duelliert, habt ihr mich verstanden? Ich kriege euch schon noch. Los Mrs Norris, schnapp sie dir."
 

Harry schloss entsetzt den Türspalt des Schrankes und hielt die Luft an. Malfoy, der ihm gegenüber hockte, wollte offensichtlich etwas sagen, doch dann wusste Harry schon, dass seine Handlung ein Fehler gewesen war. Plötzlich wurde es ziemlich eng in dem Schrank, weil sie schon wieder die Flügel des Slytherin hervorgewagt hatten und ihren sowieso schon begrenzten Raum noch enger machten.
 

Er fühlte eine Mischung aus Stoff und Federn, die sich auf ihn lehnt und ihm im selben Augenblick den Mund zu hielten. Der Slytherin presste Harry an sich und hielt selbst fast den Atem an. Die Minuten schienen sich zu Stunden zu dehnen, in denen Filch vor dem Schrank herumgeisterte und sich offensichtlich viel Zeit ließ, bei der Untersuchung des "Tatortes"
 

Durch das sanfte Leuchten der Federn, konnte Harry das Gesicht des anderen schemenhaft erkennen. Ein seltsamer Ausdruck lag darauf, der irgendwo zwischen körperlichem Schmerz und freudiger Erregnung lag. Fast als könne er sich nicht entscheiden, wie er es finden sollte so auf engstem Raum mit dem Gryffindor eingesperrt zu sein. Harry wusste jedoch, wie er die unglaubliche Nähe seines begehrenswertesten Gutes finden sollte. Er schlang einfach die Arme um den Blonden und ließ seine Finger durch die weißen Federn gleiten.
 

Malfoy erlaubte ihm nicht oft, sie zu berühren, deshalb war diese Erlebnis umso köstlicher, da der Slytherin sie ihm nicht so ohne weiteres wieder entziehen konnte. Eine unglaubliche Wärme durchströmte Harry und er vergaß sogar für einen Moment, dass sie nur hier drinnen waren, weil Filch draußen nach ihnen suchte. Er ließ seine Kopf an die Brust des Blonden sinken und spürte nun ebenfall die Arme des anderen auf seinem Rücken. "Eigentlich eine absurde Situation", fuhr es Harry durch den Kopf. "Ich hasse Malfoy und doch hat genau er dass, wonach ich mich am meistens sehne. Wie ist das nur möglich?"
 

Komischerweise ließ Filch ihren Schrank bei seiner Suche aus. Ärgerlich hörten sie ihn mit seiner Katze schimpfen. "Du lässt nach, Mädchen. Erst rennst du wie eine Irre hierher und dann fegst du nur wie wild durch den Raum, anstatt dich auf die Suche nach einem Versteck dieser missratenen Schüler zu machen...und hör auf, dich aus dem Boden herumzuwälzen. Das Gehört sich nicht für eine anständige Katze." Aus den nachfolgenden Geräuschen war zu schließen, dass Filch eine ziemlich enttäuschte Katze auf den Arm nahm und schimpfend das Zimmer verließ.
 

Erleichtert atmeten die beiden Jungen auf. Dann grinste Harry. "Hey, du hast mir mal wieder das Leben gerettet Malfoy. So langsam könnte ich mich daran gewöhnen."
 

"Bild dir nichts darauf ein, Potter. Das bin nicht ich, der sich so verhält. Wenn ich diese vermaledeiten Dinger auf meinem Rücken erstmal los bin, kannst du dich wieder auf was gefasst machen."
 

"Weißt du denn schon, wie du das anstellen willst?", fragte Harry vorsichtig. Dieser Gedanke jagte ihm nicht mehr ganz so einen Schrecken ein, wie er es am Anfang getan hatte. Er hätte sie im Moment noch ziemlich schmerzlich vermisst, aber sein Hunger nach ihnen schien kleiner zu werden, mit jedem Mal, da er in ihre Nähe kam.
 

"Keinen blassen Schimmer.", gab Malfoy widerwillig zu, ließ Harry jedoch immer noch nicht los. "Wahrscheinlich muss ich dir noch ein paar Mal deine Arsch retten und krieg dann am Ende eine Urkunde und einen "Hiermit-darf-ich-meine-Flügel-Ablegen"-Schein. Irgendwas in der Richtung. Sie hat sich da nicht so klar ausgedrückt."
 

Harry schwieg eine Weile, dann entschloss er sich doch die Frage zu stellen, die ihm im Kopf herumspukte. "Wie war es eigentlich, als du sie bekommen hast? Ich meine, wie war es auf der andere Seite?"
 

Der Slytherin löste sich nun aus der Umarmung, öffnete die Tür des Schrankes und kletterte umständlich daraus hervor. Er ging zum Fenster und starrte nach draußen. "Dunkel war es und irgendwie friedlich. Ich war jedoch nicht wirklich auf der anderen Seite, eher in etwas, dass sie "dazwischen" nannten. So ein komisch, kleiner Kerl hat mich zu Ihr gebrachte. Er nannte sich selbst einen "Himmelsboten" und konnte sich verwandeln. Sie hat dann die Entscheidung gefällt, was weiter mit mir passiert."
 

"Wer war diese SIE?"
 

"Wenn ich das wüsste, wäre ich wahrscheinlich der reichste Mensch der Welt, Potter. Ich weiß es auch nicht. Irgendein Wesen mit einem ziemlich abartigen Humor, wenn du mich fragst. Warum sie ausgerechnet mich zu dir geschickt hat, weiß wohl nur Sie allein. Ihr Geschenk ist ein ziemlich Fluch, so wie ich das sehe."
 

"Du magst sie nicht, hab ich Recht?", fragte Harry leise.
 

"Wen? Dieses komische Wesen oder die Flügel? Auf diese Frau habe ich eine ziemliche Wut. Was die Flügel angeht...Sie sind lästig, machen mein Leben kompliziert und zwingen mich mit einem dämlichen Gryffindor meine Zeit zu verbringen. Genügt das als Auskunft?" Der leicht resignierte Ton schien nicht rcht zu dem Inhalt seiner bissigen Aussage zu passen.
 

Der schwarzhaarige Junge ging langsam auf das Fenster zu, an dem der andere stand. "Du hast dich auch verändert, Malfoy.", sagte er nicht laut, aber bestimmt. "Die Flügel haben auch auf dich eine Wirkung."
 

Der andere starrte immer noch aus dem Fenster, doch als Harry schon gar nicht mehr mit einer Antworte rechnete, wisperte der Blonde. "Man merkt es also schon. Ich hatte gedacht, es würde länger dauern. Schande über mich, dass ich das jetzt ausgerechnet dir erzähle."
 

"Was merkt man, Malfoy? Das du auch nur ein Mensch bist, der Gefühle hat, wie jeder andere? Ich gebe zu, ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber es sieht so aus." Nach einer kleinen Pause fügte er zögernd hinzu: "Was hast du eigentlich gemeint, als du sagtest, dass du mich brauchst?"
 

"Dich brauche ich bestimmt nicht, Narbengesicht.", lautetet die überraschend kalte Antwort. "Aber man braucht ein Ziel im Leben und mein Ziel ist es nun mal, dir das Leben schwer zu machen. Das macht aber keinen Spaß, wenn du dich bei der kleinsten Attacke gleich auf Rücken legst und mir deine Kehle darbietest. Ein Malfoy hat auch seinen Stolz."
 

"Ich dachte ihr Slytherins seid berühmt für eure Hinterhältigkeit.", grinste Harry nun.
 

"Ach ja, und die Gryffindors für ihren Mut, oder nicht? Potter, wir fallen beide aus unserer Rolle, wenn ich dich mal darauf aufmerksam machen darf.", schnaubte der Blonde verächtlich und drehte sich um. "Aber merk dir eins, Potter. Ein Malfoy ist besitzergreifend bis in den Tod, egal ob nun im Hass oder in der Liebe. Du wirst mich nicht wieder los. Ich werde dich begleiten, bis du tot bist und wenn es das Letzte ist, was ich tue."
 

"Du liebst mich?", fragte Harry entsetzt.
 

"Hast du Tomaten auf den Ohren, Potter? Nein, ich liebe dich nicht in dem Sinne, wie es mache wohl vermuten mögen, auch wenn mich die Flügel mich oft genug dazu bringen, mich so zu verhalten. Ich hasse dich mit jeder einzelnen Faser meines Körpers und das macht dich so unersetzlich für mich. Ich betrachte es als meine persönliche Aufgabe, dich ins Grab zu bringen, aber ich will meinen Spaß dabei und den kannst eben nur du mir bieten. Doch das verstehst du wahrscheinlich nicht."
 

-Rückblick Ende-
 

Auch wenn es Malfoy nicht glauben wollte, Harry hatte es sehr genau verstanden. Der Slytherin konnte ihn immer noch nicht ausstehen, fühlte sich aber jetzt, da er die Flügel trug, nicht im Stande, die Sache zu Ende zu bringen. Zusätzlich hatte er Harry ein Versprechen gegeben, dass er sehr ernst nahm, besonders, wenn es von Malfoy kam. Auch Harrys Freunde würden ihm versprechen immer für ihn da zu sein, dessen war er sich sicher. Doch sie würden nie eine dermaßen innige Beziehung zu ihm aufbauen, wie der junge Slytherin, der ihn, beziehungsweise seinen Tod, zu seinem Lebensziel erkoren hatte. Sie konnten auch weiterleben, wenn Harry einfach sterben würde, bei dem Versuch Voldemort zu besiegen.
 

Doch Malfoy würde dabei sein, würde sehen, was geschah und Harrys Agonie teilen, in dem Moment, da er wirklich sterben sollte. Auf eine merkwürdige Art war der Blonde der einzige, der wirklich so tief vom Verlust der Person "Harry Potter" betroffen wäre, und nicht nur von dem Verlust des "Jungen-der-lebte" und dessen Aufgabe darin bestand, die Zauberwelt von ihrem größten Feind zu befreien. Niemand sonst, außer vielleicht Voldemort selbst, würde einen derartigen Triumph oder eine so große Niederlage erleiden.
 

All das macht Malfoy nicht unmittelbar bedeutender für Harrys Leben, doch es weckte das Gefühl in ihm, nicht nur eine Marionette im Netzt eines unbeeinflussbaren Schicksals zu sein. Da war jemand, der ihn auf perfide Weise brauchte, da er offensichtlich sonst nicht viele ernsthafte Beziehungen hatte, und das weckte seinen alten Kampfgeist wieder ihn ihm. Also schön, wenn Malfoy den alten Harry wieder wollte, so würde er ihm den Gefallen tun.
 

Grimmig ballte er die Hände zu Fäusten und beeilte sich Ron und Hermine zu folgen, die schon abwartend im Gang zu dem Klassenraum standen, in dem jetzt der Unterricht für "Pflege magischer Geschöpfe" untergebracht war.

Als sie den Raum betraten, hing vorne an der Tafel, die Schautafel mit dem Drachen, das Harry schon bei Hagrid gesehen hatte. Er musste lächeln, als er den Blick durch die Klasse schweifen ließ. Das Bild schien auf viele eine ähnliche Wirkung zu haben, wie auf Fang. Neville hatte sich mit Lavender und Pavarti in die letzte Reihe verzogen, so dass Harry und seine Freunde entgegen ihrer Gewohnheit in den noch freien Plätzen in der ersten Reihe Platz nehmen mussten. Neben ihnen waren noch zwei Tische frei und es war klar, wer dort sitzen würde.
 

Doch Malfoy und Kompanie ließen noch auf sich warten und so vertiefte sich Harry zunächst mit Hermine in eine tiefere Betrachtung des Bildes und überboten sich gegenseitig darin, Ron mit nervenaufreibenden Schilderungen über mögliche weiter Unterrichtstunden über Drachen in tiefe Verzweiflung zu stürzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-04-28T18:11:32+00:00 28.04.2005 20:11
Naja, es gibt schon kranke Leute.
Ich müsste mich von dre nächsten Klippe stürzen, wenn ich dachte, das die einzige Perso, die von meinem Tod schwer betroffen sein würde mein Erzfeind und mein Mörder sein würde.
Was für eine beschissene Vorstellung!
Von: abgemeldet
2004-10-14T22:23:15+00:00 15.10.2004 00:23
Armer Ron, oder auch nicht, geschieht ihm recht. Aber wieso redet Herm wieder mit Harry, ich dachte die hätten sich zerstritten!?
Wird Harry wirklich wieder wie vorher!?


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