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Schutzengel wider Willen

von

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Verwicklungen und Verwünschungen

Zu spät bemerkte Draco seinen Fehler.
 

Die gesamte Klasse war mit einem Mal totenstill. Nicht nur, dass der Blonde die verrückte These aufstellte, dass es diese geflügelten Wesen tatsächlich gab. Er hatte auch noch seinen schlimmsten Rivalen und den Todfeind aller Slytherins in Schutz genommen.
 

Potters Augen wurden groß und er starrte den anderen Jungen nur an. Ebenso wie alle anwesenden Schüler nebst Lehrerin. Dracos Blick bohrte sich vernichtend in Harrys. Wenn er doch nur geschwiegen hätte, doch das war nun nicht mehr möglich. Eigentlich war Potter an allem schuld. Schließlich hatte er mit den Engeln angefangen.
 

Doch jetzt musste er sich einen Weg ausdenken, wie er hier wieder rauskam, denn ganz wohl war ihm nicht dabei, so angestarrte zu werden. Dass ließ ihn fast denken, seine Flügel wären doch für alle sichtbar. Wenn er doch nur einen Weg gefunden hätte, sie wieder los zu werden, doch alles Suchen hatte nichts genützt.
 

- Rückblick -
 

Am nächsten Morgen war Draco erwacht in der Hoffnung, es sei alles nur ein böser Traum gewesen. Doch kaum hatte sich Madame Pomfrey verabschiedet, nachdem sie ihn noch einmal kurz untersucht hatte, waren die federbehafteten Auswüchse wieder da gewesen. Er musste aufstehen, um frühstücken zu können, da er im Bett nicht sitzen konnte. Zu guter Letzt stellte er das Tablett auf das Bett und hockte sich dann auf den umgedrehten Stuhl davor. Wenn er wieder hier raus war, würde er ja aber wieder in Ruhe essen können. Außerdem war es eigentlich ganz praktisch, denn die Flügel schienen zu wissen, was sie taten und verschwanden zuverlässig, wenn jemand kam. Das machte es einfacher für ihn, noch den Kranken zu mimen, denn er wollte in Ruhe die Möglichkeit haben, nach einer Lösung zu suchen, bevor er wieder in den Schulalltag zurückkehrte.
 

Gleich in der ersten Nacht schlich er sich nachts in die Bibliothek und suchte dort nach einem Buch, das sich mit dem Thema beschäftigte. Der Weg dahin war einfach, denn auch hier machten sich die Flügel nützlich. Zunächst einmal, leuchteten sie ein wenig im Dunkeln, so dass er durch die Gänge eilen konnte und nicht dauernd fürchten musste zu fallen. Außerdem schien er einen verschärften Sinn für Gefahren zu haben.
 

Bei den ersten Begegnungen zeigte ihm meist erst das Verschwinden seiner gefiederten, neuen Körperteile einen sich Nähernden an. Doch er merkte bald, dass er es auch schon vorher ahnte, wenn er gleich in Filch reinzurauschen drohte. Nur der Katze des Hausmeisters trat Draco regelmäßig fast auf die Füße, denn die schienen die Flügel nicht zu stören. Sie sah ihn im Gegenteil immer an, als wäre er ihr nächstes Fresschen, wobei er sie durch gezielte Fußtritten eines Besseren zu belehren versuchte.
 

Doch die Suche nach geeigneter Literatur erwies sich als schwierig. In den meisten Büchern wurden Engel immer nur als Muggel-Phantasien abgetan. Weil sich die Muggel früher die Erscheinung von magischen Wesen mit Flügeln nicht erklären konnte, fasste man diese irgendwann im Zuge einer Reform zusammen und nannte sie "Engel". So in etwas stand es auf jeden Fall in den Büchern. Erstaunlich war, dass diese Entwicklung ziemlich viel Unruhe in die gesamte Muggelheit gebracht hatte, was ziemlich viele Kriege und ähnliches mit sich zog.
 

Aber er wollte kein Wissen über Muggel, er wollte welches über Engel. Schließlich fand er nach ein Paar schlaflosen Nächten einen kurzen Absatz. Dort stand in etwa dass es mehrere Arten von Engeln gab. Engel, die eine Botschaft zu überbringen hatten und den Willen ihres Gottes verkündeten, Engel, die ihrem Gott in seinem Reich dienten, Engel, die gegen die bösen Mächte der Finsternis kämpften und schließlich Engel, die zum Schutz von Muggeln abgestellt waren, um sie vor dem Bösen zu bewahren.
 

"Na toll.", dachte er genervt. "Und was für einer bin ich nun? Ich kann nicht fliegen; das habe ich schon ausprobiert. Das heißt ich bin kein Verkünder schlechter Neuigkeiten. Ich bin hier und nicht bei dieser Verrückten in ihrem Reich, somit bin ich offensichtlich kein Dienstbote. Ein Schwert oder so habe ich ebenfalls nicht; Kämpfer fällt damit ebenso flach. Bleibt ja eigentlich nur die Schutzengel-Sache. Aber wen soll ich beschützen?"
 

Auf diese Frage hatte er auch nach etlichen Tagen in der Krankenstation keine Antwort gefunden, also hatte er irgendwann beschlossen, wieder zum Unterricht zu gehen.
 

Potter hatte mehrmals fragen lassen, ob er ihn besuchen durfte, doch Draco hatte immer abgelehnt. Für den kleinen Gryffindor würde er sich was anderes ausdenken. So leicht sollte er nicht davonkommen, schwor er sich. Er wusste zwar noch nicht was, aber anhand der weit reichenden Folgen seines Zurufs, würde Draco ihn richtig drankriegen. Er sollte leiden dafür, dass der Slytherin nur noch auf dem Bauch schlafen konnte und dass eine Toilettenkabine nun eine ziemlich lästige Erfindung für ihn war. Dahin konnte er jedoch schlecht in Begleitung gehen.
 

Ansonsten waren ihm sogar Besuche von Pansy recht gewesen, wenn nur diese dämlichen Flügel dadurch verschwanden. Zu nichts nütze, außer im Weg zu sein, nervten sie Draco gewaltig. Auch wenn er zugeben musste, dass sie ihm relativ gut standen. Manchmal hatte er sich nachts vor das große Fenster gestellt, die weißen Schwingen gemustert, mit ihnen gespielt und sie in immer neuen Positionen um den Körper geschlungen. Das war schon ein ziemlich beeindruckender Anblick gewesen.
 

Doch wieder zurück in seinem normalen Zimmer war es wirklich anstrengend gewesen, denn wenn er zum Anziehen nicht alleine war, musste er aufpassen, dass sein Mitbewohner Zabini das Zimmer nicht verließ, wenn er sich nicht mit dem Hemdkragen seiner Uniform erwürgen wollte. Schlussendlich hatte er zur Sicherheit die Rückseiten seiner Uniform-Hemden großzügig entfernt, denn unter der Schulrobe, war von außen nichts von seinem Problem zu erkennen. Dass die Hauselfen die Hemden wahrschienlich flicken würden, war zwar hinderlich, aber es ging eben nicht anders.
 

- Rückblick Ende -
 

Draco schluckte, als ihm keine vernünftige Erklärung einfallen wollte, warum ausgerechnet er an diese Dinge glaubte und dazu noch Potter verteidigt hatte. Nicht mit Absicht, aber schließlich war er sich ziemlich sicher, dass es Engel eben doch gab. Er saß schließlich hier.
 

Dann grinste er hinterhältig. Schließlich hatte er nicht gesagt, dass er selber an Engel glaubte. Oh ja, jetzt würde er Potter schon mal eine Kostprobe von den Leiden geben, die ihm bevorstanden. Er würde ihn total fertig machen, bis er am Boden lag und um Gnade wimmerte.
 

Draco lehnte sich entspannt zurück und erklärte genüsslich: "Naja zumindestens in Potters Vorstellung. Ist ja auch verständlich, denn jeder vernünftige Hausgeist hätte doch inzwischen schon aufgegeben, ihn beschützen zu wollen. Schließlich bringt er alle, die sich in seine Nähe wagen in so große Gefahr, dass es ziemlich dumm wäre bei ihm zu bleiben. Alleine seine Anwesenheit ist eine Bedrohung. Auch könnte keine normale Fee eine solche Zauberkraft aufbringen, den Schlamassel auszugleichen, in den er immer wieder gerät. Als einzige logische Erklärung, dass der Gute leider immer noch unter uns weilt, ist, dass er tatsächlich einen Engel hat, der ihm Händchen hält. Ist es also ein Wunder, dass er so fest daran glaubt? Imaginäre Freunde haben kleine Kinder doch oft, habe ich nicht recht?"
 

Befriedigt sah Draco Potters entsetztes Gesicht, "Ja, genau", dachte er höhnisch lächelnd. "Ich habe so eben verkündet, dass du nicht ganz zurechnungsfähig bist, Narbengesicht." Offensichtlich hatte der andere ihn genau verstanden, denn er wurde kreidebleich im Gesicht. Die Reaktion gefiel dem Blonden
 

Dann holte er noch einmal aus und fügte hinzu: "Hab ich jetzt dein kleines Geheimnis verraten, Potter?"
 

Erst herrschte verblüffte Stille, dann fing Pansy so hysterisch an zu lachen, dass sie die ganzen Slytherins ansteckte und bis zum Ende der Stunde kein vernünftiger Unterricht mehr zustande kam. Immer wieder flüsterte jemand. "Potter glaubt an Engel.", und es ging wieder von vorne los. Die Gryffindors warfen zwar meistens böse Blicke zu ihnen rüber, aber bei einigen war auch ein unterdrücktes Kichern zu hören.
 

Einerseits erleichtert, weil er sich so gut aus der Affäre gezogen hatte, andererseits etwas frustriert, weil tatsächlich keiner glauben würde, was ihm zugestoßen war, verließ Draco nach dem Unterricht den Raum. Er sah, dass einige der schlammblütigen Gryffindors versuchten ihren Helden zu trösten.

Interessiert spitzte er die Ohren.

Dean Thomas meinte gerade: "Sei doch nicht sauer, Harry. Als Kind hat mir meine Oma auch Geschichten von Engeln vorgelesen und ich dachte eine ganze Zeit lang, ich hätte einen persönlichen Schutzengel, der auf mich aufpasst."
 

Doch der schwarzhaarige Gryffindor machte sich von dem Jungen los und sagte genervt: "Dean, sieh es doch ein. Ich glaube gar nicht an Engel. Das ist mir nur so rausgerutscht, weil ich im Unterricht geschlafen habe. Den Rest hat sich Malfoy aus seinen dreckigen Fingern gesogen."
 

Zu Dracos Befriedigung sah der andere mehr als skeptisch aus. Gut, sehr gut sogar. Er würde Potter noch drankriegen. Fröhlich machte er sich auf den Weg zum Mittagessen.
 

Aber dann holte ihn der schwarzhaarige Junge ein und drückte ihn in einem Seitengang gegen die Wand. Entsetzt musste Draco feststellen, dass er sich nicht wirklich wehren konnte, da der andere stärker war als er. Böse funkelten ihn die grünen Augen an. "Mach so was nie wieder, Malfoy, oder du wirst den nächsten Tag nicht überleben, das schwöre ich dir. Ich lass mich von dir nicht lächerlich machen."
 

Doch Draco bewahrte Haltung. "Das solltest du aber, wenn du nicht als Alternative als Mörder dastehen möchtest, Potter. Aber das ist natürlich deine Entscheidung. Würdest du nun bitte meinen Hals loslassen, denn er ist immer noch ein wenig steif. Ich glaube, ich muss dich nicht daran erinnern, wessen Schuld das ist, nicht wahr?"
 

Sofort verschwand der Glanz aus den Augen seines Angreifers und ein Schatten bezog sein Gesicht. Bei Merlin, musste der ein schlechtes Gewissen haben. Ihn selber hätte diese Ankündigung nicht im Geringsten gestört, Potter dagegen versuchte ja sogar noch seinen ärgsten Feind zu beschützen. Eine interessante Tatsache. Vielleicht sollte sich Potter für diese Mission tatsächlich einen Engel suchen, dachte er grinsend.
 

"Ich hasse dich, Malfoy." flüsterte der Gryffindor. "ich wünschte mir langsam wirklich, du wärst mir unter den Händen weggestorben, dann wäre ich dich losgewesen und hätte mich vergnügt vom nächsten Turm gestürzt. Alles besser, als sich ein dummes Gelaber anzuhören."
 

"Mit bestem Dank zurück, Potter. Denn du bist schließlich der mit dem Hang zur Geistesgestörtheit.", gab der Blonde herablassend zurück und ordnete seine Uniform. Er musste sich beeilen, sonst waren alle seiner Hauskameraden schon weg und er musste mit Potter zum Essen gehen, wenn er nicht schon wieder diese dummen Feder-Anhängsel haben wollte.
 

"Jetzt weiß ich endlich, was nachts in deinem Kopf vorgeht. Mord-Phantasien allererster Güte. Macht sich nicht so gut für den Retter der Welt, nicht wahr?", zischte Draco schadenfroh. "Das wird die von der Presse bestimmt interessieren. Nicht dass du noch mit dem Dunklen Lord paktierst, weil du zu viel Angst vor ihm hast. Oder weil du genauso bist wie er. Genügend Tote hast du ja schon verursacht."
 

Ein gequältes Wimmern aus der Kehle des Gryffindors zeigte Draco, dass er es geschafft hatte. Potter verging vor Selbstzweifel. Wie schön, dann würde er seine Ankündigung mit dem Sprung vielleicht bald wahr machen, was es dem Blonden erleichtern würde, nicht für die Sache verantwortlich gemacht zu werden. Vorsicht war schließlich die Mutter der Porzellan-Kiste, besagte doch so ein dummes Muggel-Sprichwort.
 

Dann ließ er den Gryffindor einfach stehen und hakte sich sogar bei Pansy unter, die auf ihn gewrtete hatte, um sich sofort an seine Brust zu werfen und ihn vollzuschleimen. Aber wenigstes stand er nicht mutterseelen alleine im Gang und heulte fast.
 

"Er ist wirklich ein erbärmlicher Anblick", dachte Draco, als er noch einmal über seine Schulter zurück sah "Wirklich traurig."
 

Dann grinste er dem schwarzhaarigen Jungen mitleidslos zu und verschwand zum Essen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-04-26T16:32:07+00:00 26.04.2005 18:32
Ok, ich sag niiie mehr was.
Nett sein kann er wohl nicht so gut und um ihn dazu zu zwingen müsste man ihn schon in die tiiiiefst Hölle verbannen *Spiritus nachschüttet*
Aber dann wär unser Dra ja nicht mehr er selbst und irgendwie mag ich ihn so wie er ist. Irgendwie.
Harry tut mir voll leid, der arme!
Von: abgemeldet
2004-11-13T19:17:40+00:00 13.11.2004 20:17
Arg, böser Draco *tret*
Ist er sicher kein Verkünder schlechter Nachrichten?
Ich freu mich schon darauf, zu lesen, wenn es ihm dämmert, wen er beschützen muss.
Was ich verändern würde ist an diesem Satz:
"Wenigstens stand er nicht mutterseelenallein im Flur..."
Zum besseren Verständnis vielleicht das "er" betonen, sprich kursiv setzen.
Kannst du nicht mal langweiliger schreiben, damit ich noch zum lernen komme? *g*
Von: abgemeldet
2004-10-14T22:19:36+00:00 15.10.2004 00:19
Das ist fies, aber wenigstens hat Draco sein Fett schon weg und wird es auch noch mehrere Male weg bekommen! ... hoffe ich


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