'Was du siehst...'
Titel: 'Was du siehst...'
Widmung: Das Kapitel is all denen gewidmet, die mittlerweile über ein Jahr auf das nächste Kapitel gewartet haben und denen, die das Christmas Spezial kommentiert haben. Ich danke euch!!! Ohne euch, hätte ich nicht die nötige Motivation tatsächlich nochmal diese Arbeit aufzunehmen... *knuddl*
Kommentar: So... anderthalb Jahre dürften es sein, seit der Veröffentlichung des letzten Kapitels. Mittlerweile hat sich soviel in meinem Leben verändert, ich hoffe ich bin noch in der Lage dieses Kapitel zu schreiben bzw. die ganze Fanfic zuende zu bringen und zwar gut! Ich hab damals soviele Informationen zu BBE aufgeschrieben und finde nun leider nicht mehr alle – ich hoffe ich finde sie noch oder schaffe es ohne. Wünsche viel Spaß beim Lesen ;) (meine treuen Leserlein).
Behind Blue Eyes
Schweissgebadet wachte Taichi auf. Grausam. Langsam fuhr er mit seiner rechten Hand durch seine Haare, fasste sich an die Stirn, welche jedoch kalt war. Hm, kein Fieber, wenigstens etwas. Unsicher kroch er aus seinem Bett, tappste ins Badezimmer und stellte sich unter eine eiskalte Dusche.
Seit Hikari damals, hatte sich diese Art von 'Sehen' nicht mehr gezeigt. Aber gestern, wo er mit Yamato... gestritten konnte man nicht sagen. Wo er und der Blonde aneinander geraten waren, vielleicht. Da zumindest, sah er es wieder. Nach der Sache damals, war er zu seiner Tante gelaufen, die sich mit Hellsehen beschäftigte. Er hatte ihr erzählt was er gesehen hatte, ihr und niemandem sonst hatte er es gesagt. Seine Tante erklärte ihm damals in einfachen Worten, was er schon längst wusste:
„Was du siehst, ist nicht wichtig, denn Augen können trügen. Du musst in ihr Herz sehen.“ Doch was tun, wenn man ihr Herz, ihren seelischen Zustand, bildlich sah? Wirklich so sah, wie seine Tante es ihm sagte...
Yamato Ishida so sah. Überströmt mit Blut. Kehrte seine Gabe zurück? Oder tauchte sie einfach immer nur dann auf, wenn jemand extrem reagierte? Niemals hätte er damit gerechnet das Ishida so viel an einem Tag redete. Ihn schubste, berührte. Ihn... anschrie. Obwohl sein „Geh weg“-Schrei eher nach einem heiseren Kreischen geklungen hatte. Doch mehr konnte man wohl kaum erwarten, schließlich hatte der Blonde jahrelang kein einziges Wort gesprochen.
Nachdenklich stellte Taichi das Wasser ab, stieg aus der Dusche und tastete am Handtuchhalter nach seinem blauen Handtuch. Er wickelte seinen Unterleib langsam darin ein und stützte sich auf das Waschbecken, sah sein Spiegelbild vor sich und seufzte. Heute Ishida zu besuchen traute er sich gar nicht so recht, nach der Reaktion gestern. Es war viel zu früh gewesen und man könnte schon fast sagen, Taichis Arroganz, zu denken, dass er ein unschlagbarer, schnellheilender Psychologe war, war schuld an diesem Debakel. Doch was tun, außer abwarten?!
Vielleicht konnte ihm ja Hikari helfen, schließlich war heute Donnerstag und in seiner Erinnerung kam sie heute um 24 Uhr an. Oder wollte sie noch einmal anrufen? Egal.
Haare geföhnt, angezogen und Tasche gepackt. Langsam schlüpfte er in seine Jacke, prüfte ob der Wohnungsschlüssel in den Jackentaschen war und klemmte sich die Tasche unter den Arm, verließ die Wohnung, welche sofort in Stille verfiel.
„Wie schön, dass Sie da sind. Sie sehen aber immer noch ziemlich angeschlagen aus. Haben Sie nicht gut geschlafen?“, begrüßte Yakabi den Braunhaarigen stürmisch, als er zum Haupttor hereinschritt. „Taichi? Geht es Ihnen gut?!“
„Ja, selbstverständlich. Aber geschlafen habe ich nicht gut.“ Er seufzte.
Zusammen gingen die beiden Psychologen in Yagami's Büro. Tarena ignorierte gekonnt die Unordnung und versuchte verzweifelt sich gegen den Drang, das Chaos zu beseitigen, zu wehren. Doch Taichi sah so mitgenommen aus, für etwas anderes als ihn, konnte ein normaler Mensch gar keine Augen haben.
„Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?“, fragte Yakabi vorsichtig. Taichi nickte schwach. Er war nicht so ganz bei sich, wie er hätte sein sollen und bekam nicht einmal mehr mit, wie Tarena das Büro verließ. In ihm tobte ein Kampf, ein Kampf mit sich selbst und seinem Herzen. Er ertrug es nicht mehr, er konnte dieses Bild nicht mehr sehen.
„Bitteschön.“
Taichi sah ein wenig erschrocken hoch. Er war vollkommen in Gedanken versunken gewesen. Yakabi stand vor ihm, hatte den Kaffee, noch heiß und dampfend vor ihm abgestellt, und stützte sich auf den Schreibtisch; ihn besorgt musternd.
„Vielen Dank.“
Er schaute auf den die braune, erhitzte Flüssigkeit, nicht ganz schlüssig darüber, ob er es trinken sollte oder nicht. Momentan war er wohl allgemein zu verunsichert...
„Entschuldigen Sie Tarena, würden Sie mich wohl allein lassen?“
Die Frage war höflich, das Verhalten nicht. Denn die braunen Augen starrten nach unten, richteten sich nicht einmal auf um diese Bitte auszusprechen. Dr.Yakabi nickte stumm, drehte sich um und verließ ohne eine Frage weshalb, das Büro.
Auf der braungebrannten Haut bildeten sich Schweisstropfen, winzig klein, doch störend. Yagami wusste nur, dass er jetzt dringend mal nachdenken musste – aber wie das, wenn man nicht wusste, wo man anfangen sollte. Wo nur?
„Was... was hat Hikari mit Yamato zu tun? Wo besteht der Zusammen Hang? Warum habe ich bei Ishida dasselbe gesehen, wie bei Hikari...? Warum?“, stellte sich Taichi diese Frage, beinahe so leise, dass er sie selbst kaum hörte. Seine Fingerkuppen drückten leicht auf das Äußere der Kaffeetasse. Noch zu heiß. Zu heiß zum trinken.
Moment...
Zu Heiß zum trinken? Vielleicht war das die Lösung. Man musste warten, warten bis der Kaffee abgekühlt war. Dann konnte man ihn trinken. Taichi lächelte über sich selbst. Kaffee mit einem Patienten vergleichen? Wie unsensibel.
Aber doch, war etwas Wahres daran. Er musste warten bis Yamato ihm vertraute, warten, bis er wusste, was geschehen war. Vorher konnte er nicht helfen. Er konnte nur mit Yamato warten.
„Und wenn... man will, dass der Kaffee etwas schneller kühl wird... dann pustet man.“
Amüsantes Kichern hinter der verschlossenen Tür.
Es klopfte.
„Herein.“, forderte eine ruhige, klare Stimme auf.
„Guten Tag, Dr.Yagami.“, die Schwester Mimi stand in der Tür und sah ihn entschuldigend an. „Entschuldigen Sie, wenn ich störe.“
„Tun Sie nicht.“, lächelte Taichi sie an.
„Oh, darf ich fragen, was Sie da machen?“, fragte Mimi neugierig und deutete auf die vielen Blätter die auf dem Tisch verteilt lagen, mit Strichen und Kreuzen darauf.
„Ich habe mir aus dem Internet viele verschiedene Rätsel ausgedruckt und bin dabei sie zu lösen. Aber sagen Sie mir, was möchten Sie von mir?“, freundliches Schmunzeln.
„Oh, äh, ich... ich habe mich gefragt, ob Sie Ishida heute gar nicht besuchen wollen...? Normalerweise haben Sie in einer halben Stunde schon wieder Feierabend und dort sind Sie heute noch nicht aufgetaucht...“, Mimi seufzte. „Also, nicht dass ich aufdringlich sein will, aber... aber er sieht immer so traurig aus.“
Yagami sah sie an.
„Und... und wenn Sie da waren, wirkt er... er wirkt dann so anders. Lebendiger.“
Lächeln.
„Sie sind ein guter Mensch.“, sagte Taichi. „Ich werde ihn heute nicht besuchen.“
„Aber – aber warum denn?“, verdutzt und enttäuscht sah ihn die Schwester an.
„Ihnen das zu erklären, würde lange Zeit brauchen. Glauben Sie mir, ich habe gute Gründe.“, und mit diesen Worten sah Yagami wieder auf seine Rätsel, die auf dem Tisch herumflatterten und beachtete Mimi nicht mehr. Damit war klar gestellt, dass er zu keiner weiteren Diskussion bereit war.
Mit hängendem Kopf verließ die junge Frau das Büro und suchte verzweifelt nach einem Grund, den man haben könnte – den Yagami haben könnte, Ishida nicht zu besuchen.
„Beende dein Leiden.“, murmelte Taichi, als er eine Stunde später immer noch im Büro hockte und sich Yamatos Aufzeichnungen gewidmet hatte. „Es muss eine Bedeutung haben, wie die Vorigen.“
Fünf leere Kaffeetassen auf dem Tisch, Stapelweise gelöste Rätsel um das Nachdenken und vor allem das logische Denken etwas miteinander in Verbindung zu bringen zu trainieren, Kaugummipapiere, sogar zwei Zigaretten im Aschenbecher und ein kaputtes Feuerzeug, aufgrund zuviel Herumspielerei. Und ein junger Mann, der sich sicher war, auf der richtigen Spur zu sein, aber irgendwie nicht weiterkam.
„Ich glaube, mir fehlt eine Information, eine einzige um weiterzukommen.“, er sah kurz auf die Uhr. Halb Zwölf gleich. Seufzend stand Yagami auf, nahm seine Jacke und seine Tasche. Bevor er das Gebäude verließ, um Hikari vom Flughafen abzuholen, stand er noch eine ganze Weile im Gang und starrte in Ishidas Richtung. Doch es waren zuviele Türen, zuviele Wände und zuviele mentale Mauern zwischen Ihnen.
„Ich hasse Flughäfen!“, fluchte Taichi, als er irgendwo, inmitten einiger Massen stand und versuchte sich auf eine, unbekannt welche, von fünf verschiedenen Ansagen zu konzentrieren. Doch das Gedränge um ihn, die eiligen Menschen, die hektischen Ausrufe, die ängstlichen Gesichter um ihn, erschwerten das drastisch.
„TAI!“
Der Braunhaarige fuhr herum, doch er sah immer noch die gleichen Menschenmassen.
„TAI HIER!! HIER TAICHI!!!“
„HIKARI?“
Und doch da, endlich. Jemand sprang ihn von hinten an, schloss die Arme um ihn und schmiegte sich lachend an ihn heran. Derselbe Geruch, dieselbe Stimme.
„Ach, Onii-chan!“
Hikari ließ von ihm ab und wirbelte um ihn herum, wo sie dasselbe noch einmal tat, nur dieses Mal von vorne. Überglücklich drückte Taichi seine Schwester an sich und drehte sich mit ihr im Kreis – so, wie sie es immer getan hatten, als sie noch ganz klein waren.
„Ich bin schon ganz gespannt auf deine Wohnung!“, quasselte Hikari sofort los, als sie Beide sich ins Auto gesetzt hatten. „Wir haben uns sooo lange nicht gesehen und uns ja soviel zu erzählen und hach, da gibt es Sachen die mir passiert sind, die würdest du gar nicht glauben und Hilfeee... Oh, Onii-chan, ich hab dich sooo sehr vermisst!“
„Ich dich auch, Imotou.“, lächelte Taichi. „Doch sei so gut und warte bis wir bei mir sind, bevor du anfängst mich mit Informationen zuzuschütten.“
„Oh, entschuldige. Natürlich!“, Hikari lächelte zurück und sah dann aus dem Fenster, beobachtete schweigend und doch glücklich, die Wälder und Häuser.
„Aber... hast du etwas aus Takeru heraus bekommen? Oder etwas heraus gefunden?“, fragte der große Bruder trotzdem aus lauter Neugierde. „Hikari?“
„Ich...“, plötzlich war das unbesorgte Mädchengesicht verschwunden und ein bitterer Gesichtsausdruck erschien. „Ja, das habe ich. Ich habe etwas herausgefunden.“
„Sagst du mir auch was es ist?“, er merkte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
„Oh Tai...“
„Kari, was ist denn? Sag es mir.“
„Wie... wie könnt’ ich das ausprechen...“, eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über die weiche Haut der jungen Frau. „Das kann ich nicht aussprechen... niemals...“
„Warten wir lieber, bis wir bei mir sind.“, räumte Yagami dann ein und Kari nickte schweigend. Musste man sich Sorgen um sie machen? Was hatte sie Furchtbares heraus gefunden, was sie nicht einmal in Worte fassen konnte...?
„Hier hast du einen Tee. Ist der okay so?“, fragte Taichi sicherheitshalber nach und Hikari nickte, nahm ihn in ihre zittrigen Hände und kuschelte sich in das Sofa hinein.
„Ich kann dir nicht alles erzählen.“, sagte sie plötzlich.
„Warum?“
Der junge Mann setzte sich neben sie und schaute sie nachdenklich an. Irgendwas stimmte hier nicht. Was war mit Hikari passiert, was hatte sie erfahren?
„Ich musste es Takeru versprechen.“, erklärte sie. „Sonst hätte er nichts gesagt.“
„Aber wie soll mir das dann weiterhelfen?“
„Oh, es wird dir sicher helfen... aber du weißt selbst, du kannst einem solchen Menschen nur helfen, wenn er dir selbst alles freiwillig anvertraut, sonst lässt er dich nicht in sein Herz und dann stehst du vor dieser riesengroßen Mauer...“, leise schlürfte sie den Tee.
„Gut. Dann erzähle mir, was du mir erzählen darfst.“, bat Yagami und seine Schwester nickte langsam und bedächtig, stellte dann den Tee weg und holte tief Luft.
„Angefangen hat alles damit, dass Natsuko, die Mutter der Beiden, damals viel unterwegs war. Geschäftsreisen und das alles eben. Sie war einfach nie zu Hause und selbst das ist für einen Zehnjährigen, wie Takeru und einen Zwölfjährigen, wie Yama es waren, nicht sehr einfach. Aber da gab es ja auch ihren Vater, Masaharu.“
Hikari stiegen Tränen in die Augen, als sie diesen Namen aussprach und schluckte heftig.
„Masaharu... hat Yamato sehr bevorzugt. Normalerweise werden ja eher die Kleinen bevorzugt, umschmeichelt und das alles. Aber dieser Mann mochte den Älteren, er mochte nur Yamato. Und Takeru.“
Plötzlich brach sie in Tränen aus, kauerte sich zusammen und hielt sich das Gesicht vor die Hände. Ihr ganzer Körper bebte und sie schluchzte sehr laut. Taichi nahm sie ohne ein Wort, in den Arm und streichelte ihr sanft über den Rücken.
„Takeru und Masaharu... sie...“, ein leises Schluchzen. „Yamato hat immer weg geschaut, er wollte es nie wahrhaben. Er konnte es nicht sehen... und dann hat er alles falsch verstanden...“ Damit beendete sie ihre Erzählung.
„Was hatten Takeru und Masaharu?“, harkte Taichi nach.
„Das kann ich dir nicht sagen.“, meinte Hikari und sah zu Boden, wischte sich die Tränen weg und schniefte. „Aber... Yamato hat seinen Vater geliebt. Er hat ihn geliebt und als er eingeliefert wurde, war sein Vater bereits tot. Und man hat Yamato die Schuld in die Schuhe geschoben.“
„Da sind so viele Lücken Hikari, so viele offene Fragen...“
„Ich weiß, Tai.“
Sie nahm ihn in den Arm, unterdrückte ein weiteres Schluchzen und kuschelte sich an ihren großen Bruder, der sie immer beschützt hatte und immer da war. Ihr großer Bruder, ihr Held und Vorbild. Einfach Onii-chan.
Taichi hielt sie lange fest. Er schloss die Augen und versuchte einfach an gar nichts zu denken. Einen freien Kopf zu bekommen und wenigstens jetzt, wo Hikari da war, sich einmal richtig zusammen zu reissen. Dann hörte er ihr Flüstern, bevor sie einschlief:
„Ich hab es gesehen, Tai... als ich 4 war... ich habe gesehen was Masaharu getan hat...“
//“Taichi, Tai was hast du getan? Was ist ihr passiert? Was hast du gemacht?!\\
//“Mama, ich hab nix gemacht!! Kari hat geblutet, sie war voller Blut!“\\
TBC
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Bitte um Verzeihung, dass das Kapitel kürzer ist, als die anderen. Ich habe es sehr schwer, wieder in die Story reinzufinden. Vor allem weil ich einiges ändern musste und auch noch müssen werden. Aber ich danke herzlich allen, die solange gewartet haben und bitte viemals um Kritik.
^.~ Ducky
PS: Wird nochmal überarbeitet, wenn Autorin wieder nüchtern...