On my knees
Schmale Rauchschwaden ziehen gen Decke, doch sie kommen niemals an. Es ist genau wie im richtigen Leben, sie wird sich auflösen, bevor sie ihr Ziel erreicht hat. Sterben bevor sie Perfektion erlangen wird. Perfekt... was bedeutet das schon? In ihrem Fall vermutlich alle Untoten auf dieser Erde ausgelöscht haben und einen Erben produziert zu haben. Produktion... etwas anderes würde es nicht sein, sie fragte sich sowieso, ob sie fähig war zu lieben. Sie wusste was es bedeutet einsam zu sein, aber lieben?
Ihr Blick richtete sich auf das Portrait ihres verstorbenen Vaters, langsam stand sie auf und schritt auf das Bildnis zu. Davorstehen betrachtete sie das tote, mit Ölfarbe festgehaltene Abbild ihres über alles geliebten Vaters
"Einsamkeit Vater, weißt du was es bedeutet in völliger Einsamkeit zu Leben? Wenn du hunderte von Menschen um dich herum hast und trotzdem dieses zerfressende Gefühl von Einsamkeit tief in dir drin ist? Dieses Gefühl, dass droht dich zu ersticken, egal wie sehr du dich wehrst, wie laut du schreist, wie stark du strampelst , es lässt dich nicht aus seinen Fängen."
Leisen Schrittes begab sie sich zur Fensterwand ihres Büros. Im Grunde war sie eine lebende Untote. Von Einsamkeit beherrscht unfähig etwas anderes zu fühlen. Dieser Gedanke ließ sie unwillkürlich auflachen.
Ob auch er einsam war? Er war nun schon Jahrhunderte lang allein, zumindest vermutete sie das.
Langsam drehte sie sich mit dem Rücken zur Fensterscheibe und ließ sich zu Boden gleiten. Zusammengekauert wägte sie ihre Möglichkeiten ab. Die Vor- und Nachteile dessen was sie tun könnte. Und sie kam zu einem Entschluss.
Sie erhob sich und ging leichtfüßig zu dem Portrait ihres Vaters zurück .
- I can fall down on my knees and apologize to you, but that's not my style.-
"Es tut mir leid dich zu enttäuschen Vater, aber meine Entscheidung ist gefallen. Warum sollte ich nicht unsterblich werden, wenn meine Gefühle längst erkaltet sind. "
Ein rotglühendes Augenpaar erschien hinter ihr, " Denkst du wirklich untot sein, führt gleichzeitig Gefühlsarmut mit sich?". Die Stimme schien von überall wiederzuhallen, dennoch löste sie nicht mehr als einen leichten Schauer, der über ihren Rücken lief, aus.
Still wand sie sich um und ging auf ihn zu. Leicht legte sie ihre Hand auf seine Brust und sah ihn an.
Ohne das sie sprechen musste antwortete er ihr " Ich bin Körperlich tot, dennoch empfinde ich Gefühle." Er nahm ihre Hand und deutete ihr die Augen zu schließen.
Vor ihrem inneren Auge liefen Sequenzen seines Lebens ab. Zu jeder Szene die sie sah konnte sie fühlen was er in den jeweiligen Situationen gespürt haben musste. Trauer, Angst, Extase.
"Du siehst, auch als Untote wirst du noch mit Emotionen zu kämpfen haben."
Sie seufzte und legte ihren Kopf an seine Brust. "Bitte lass es aufhören, ich ertrage es nicht länger. Die Leere in mir... sie erdrückt mich."
Und er tat was ihm in dieser Situation einzig richtig erschien, er umarmte sie. Gab ihr körperlichen und seelischen Schutz.
"Alucard, bist du einsam?"
Er antwortete ohne groß überlegen zu müssen "Nein, seit 10 Jahren bin ich es nicht mehr. Seitdem ich ein Wesen gefunden habe, dass mir ebenbürtig ist, das ich respektiere und verehre."
Ihr unschuldiger, eisblauer Blick traf seinen Granatroten. Und in seinem Blick lag etwas, dass die Leere in ihr zu verdrängen schien und sie verstand.
~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ *~* Ende ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*