Abgründe

Gespräche

Kapitel 7 Gespräche
 

Sowohl Ron als auch Hermine warfen ihrem besten Freund am Frühstückstisch des heutigen Tages immer wieder skeptische Blicke zu. Irgendetwas schien passiert zu sein, denn Harry strahlte eine Zufriedenheit aus, die anscheinend die ganzen Leute um sie herum anstecken wollte. Und gerade das machte es ja so verdächtig.

"Jetzt sag schon Harry, was hast du ausgefressen?"

"Ich? Was soll ich gemacht haben?"

"Tu doch nicht so, ich habe Tweety und Silvester auch gesehen, als ich klein war. Du siehst aus, wie der Kanarienvogel, der gerade den Hund auf die verfressene Katze gehetzt hat. (So Blaise, da hast du deine Retourkutsche) Kann es sein, dass du uns irgendwas über eventuell moralisch verwerfliche Aktivitäten im Bezug auf die Lösung eines gewissen ,Problems' sagen willst?"

"Wieso sollte ich?"

"Harry James Potter, ich kenne dich, glaub bloß nicht, dass du mir etwas vormachen kannst. Du tust in letzter Zeit Dinge, die man niemals von dir erwarten würde. Vergiss nicht, auch wenn es nicht angenehm ist, aber die ganze Welt schaut dabei zu!"

Mit diesen Worten brachte Hermine ihren Freund endlich dazu, eine Reaktion zu zeigen, auch wenn diese unerwartet heftig ausfiel.

"Genau DAS hab ich ja so satt!!!!!! Dass alle sagen: Du hast Verantwortung, du sollst die Welt retten, du bist ein Vorbild! Scheiß auf die Verantwortung, ich bin ja sicher, die Kinder werden sich freuen ein Vorbild zu haben, das mit siebzehn sein heroisches Leben aushaucht. Das ist ja etwas, was man sehr leicht nacheifern kann, viel Spaß mit den explodierenden Selbstmordraten. Und wenn ich dann ein Geist bin, bleibt mir noch zu sagen, oh, ich habe die Welt gerettet, schade dass ich es nicht genießen kann, aber ich bin ja so selbstlos und es macht mir auch gar nichts aus. Ja, ich habe absolut keinen Bock mehr auf den verdammten Mist und traue mich auch endlich das zuzugeben. Ich lebe mein Leben, wie mir es passt und wenn Voldemort zwischendurch Weltherrschaft an sich reißt, soll er doch! Es ist. Mir. SCHEIßEGAL! Also wäre ich euch verbunden, wenn ihr mich in Zukunft mir diesem Schrott verschonen würdet."

Damit war er aufgestanden und aus der Halle gestürmt. Es hätte sowieso keiner der beiden Zurückgebliebenen etwas darauf zu erwidern gewusst.

"Hermine?"

"Ja, Ron?"

"Was glaubst du, war das eben?"

"Wenn du mich fragst, das sind die Hormone..."

"Ja, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass das in Harrys Fall zu einem schlimmen Ende führt."

Die Braunhaarige sah ihren Freund eindringlich an.

"Das mag sein, aber ich gebe ihm Recht. Er sollte auch einmal die Möglichkeit haben, zumindest so zu tun, als wäre er nicht, wer er ist. Jeder Jugendliche hat mal hin und wieder so eine Phase und wenn wir ihm das nicht zugestehen, wird es nur noch schlimmer werden. Ich hoffe bloß, dass er sich wieder fängt, bevor es ernst wird."

"Das ist es ja, was mir Sorgen bereitet, ich glaube, das hat er gar nicht vor!"
 

Wutschnaubend lief Harry durch die Gänge. Er hatte es getan, er hatte die Kontrolle verloren und einfach blindlings drauflos gewettert. Das durfte nicht wieder, nie wieder, passieren. Das Spiel, das er spielte, war zu gefährlich, um die Kontrolle zu verlieren, das wusste er selbst. Er hatte ein Gebäude aus Lügen um sich herum aufgebaut und nun musste er darin leben. Man tauschte eine Illusion gegen die nächste, vom Held zum Rebellen, was bedeutete das schon. Niemand wusste wirklich, wer er war oder was er für Wünsche hegte.

Letztendlich war das aber auch irgendwie egal...

Das Schicksal konnte man nicht austricksen, die alte Lady hatte das Spiel schon viel zu lange in der Hand, um jetzt noch die Führung abzugeben.

Hilflos schlug er mit der Faust auf die nächstbeste Wand ein. War es kindisch, dem Leben nur ein klein wenig abzuverlangen? Um sich dann jeden Tag auf's Neue von ebenjenem verlachen zu lassen, weil man sich wieder mal abstrampelte.

Aber er hatte keine Wahl, die Würfel waren gefallen, diese Partie entschieden. Nun lag es ganz allein bei ihm, wie er seine letzten Züge machte. Und er hatte es nach wie vor auf einen ganz bestimmten Preis abgesehen. Den würde er sich jetzt holen... Stück für Stück. Ein leises Lächeln breitete sich auf den Lippen des, momentan nicht im Amt befindlichen, Goldjungen aus. Der erste Schritt seines Plans hatte sich doch als vielversprechender Erfolg erwiesen, da konnte er doch jetzt nicht die Motivation verlieren.

Auf einmal fast wieder fröhlich pfeifend machte sich Harry zu den Kerkern auf und fragte sich, ob er seinem Eisprinzen schon einen Hinweis darauf geben sollte, welche Macht Träume hatten.
 

Ebenjener stand vor seinem begehbaren Wandschrank und suchte krampfhaft nach Sachen, die sowohl seinem Stil als auch der Jahreszeit angemessen waren und dabei das höchst auffällige Überbleibsel der vergangenen Nacht verdeckten, gleich wie es entstanden war. Schlussendlich entschied er sich, neben der üblichen schwarzen Hose einen leichten Rollkragenpullover, statt des üblichen Hemdes anzuziehen und machte sich daran, die restlichen Teile seiner Schuluniform zusammenzusuchen. Immer noch kreisten seine Gedanken um den überaus merkwürdigen Traum. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, Potter sei in seine Traumwelt eingestiegen, aber die Überlegung war absurd. Woher sollte Potter die Macht nehmen, so etwas zu tun? Am besten ließ sich eine solche Aktion mithilfe schwarzer Magie durchführen, aber erstens:

Potter war DER Verfechter der ,weißen' Zaubererwelt und der größte Widersacher des mächtigsten Schwarzmagiers dieser Zeiten. Warum sollte gerade ER schwarze Magie einsetzen? Das wäre ja, als ob man Benzin ins Feuer kippen würde, um es zu löschen. Dann aber fiel ihm das Gespräch wieder ein, das er belauscht hatte. Potter hatte mit seinem Hauslehrer doch darüber gesprochen, dass er die dunklen Künste studierte. Diese Möglichkeit blieb also doch bestehen.

Übrig blieb da noch die Frage, wo er so etwas machen wollte? Das Schloss quoll ja geradezu über von ,positiver Energie' vor allem, seit dieser alte Zausel hier das Sagen hatte. Da lief nix mit dunkler Macht. Was war also wirklich los?

<Vielleicht hast du einfach einen ganz ,normalen' feuchten Traum gehabt.>

Das wäre einerseits beruhigend, andererseits auch wieder nicht.

<Mal sehen, Bestandsaufnahme für den heutigen Tag: Entweder Potter geistert mithilfe von schwarzer Magie durch deine Träume, weil er geil auf dich ist. Oder Potter geistert aufgrund deiner besonders lebhaften Phantasie durch deine Träume, weil du geil auf ihn bist. Also, zwei Möglichkeiten: Scheiße und noch größere Scheiße.

Welchen der beiden Kackhaufen hättest du lieber?>

Draco sah auf die Uhr und merkte, dass er sich beeilen musste, wollte er nicht zu spät kommen. Zu seinem Glück hatte er Zaubertränke in der ersten Stunde, da war der Weg nicht besonders weit. Er schaffte es trotzdem gerade noch rechtzeitig, sich auf einen Platz in der ersten Reihe fallen zu lassen bevor die Tür aufging und der Professor eintrat.

"Wie haben sie sich schon wieder hingesetzt? So können wir das nicht lassen. Weasley, sie setzten sich rüber zu Nott. Und ziehen sie keine solche Grimasse in meinem Unterricht, sonst können sie sich wieder von ein paar Punkten verabschieden. Potter, zu.... Zabini, marsch, marsch verlieren sie nicht so viel Zeit. Granger... Malfoy, Finnigan, bewegen sie sich mal zur Abwechslung ein paar Zentimeter von Thomas weg und setzen sie sich heute neben Longbottom, wehe da in der Ecke explodiert heute ein Kessel! Und jetzt kommen sie mal in die Hufe und schreiben endlich das Rezept des heutigen Zaubertranks von der Tafel ab."
 

Die Gryffindors hatten sich mittlerweile an die Unmöglichkeit gewöhnt, dass auch ein Severus Snape auch mal eine weniger verheerende Laune haben konnte. Nach der Punktvergabe an Harry in der ersten Stunde dieses Schuljahres, hatte sie sowieso nichts mehr schocken können.

Blaise sah Potter eine Weile von der Seite an und überlegte, was der Junge an sich haben könnte, das Draco so aus der Fassung brachte. Denn das war offensichtlich passiert. Blaise kannte seinen Zimmernachbarn schon ziemlich lang, seit er drei war vielleicht. Wenn Draco etwas wollte, dann verlangte er danach und wenn jemand der Meinung war, dass das nicht nötig war, dann überzeugte der kleine Drache denjenigen, dass es sehr wohl berechtigt war, zu wollen, wonach auch immer er gerade wieder strebte. Doch bei Potter lag die Sache anders: Es war offenkundig, was der Goldjunge wollte und doch war es ihm gelungen, die ganze Angelegenheit praktisch ins Gegenteil zu verkehren und Draco in die Defensive zu drängen. Da sage mal noch einer Harry Potter hätte in Slytherin keinen Erfolg gehabt.

Ebenjener ließ ein leichtes Schmunzeln vernehmen.

"Es gäbe sicherlich einige, die diese Meinung teilen würden und vielleicht hätten sie sogar recht damit."

Blaise blinzelte verwirrt, hatte er eben etwa laut gedacht?

"Deine Überlegungen standen dir mitten ins Gesicht geschrieben."

Der Blick des Goldjungen wanderte beobachtend einige Augenblicke nach vorne, wo sich Draco gerade niedergelassen hatte. Blaise folgte seinem Blick und sah dann wieder Potter an, der ganz ungerührt ohne hinzusehen anfing, die Zutaten für den verlangten Trank vorzubereiten.

"Hmm, unser kleiner Prinz sieht aber heute morgen etwas abgespannt aus. Hat er nicht gut geschlafen? Dabei dachte ich, er hätte süß geträumt..."

Ein leichtes Grinsen erschien auf den majestätischen Zügen. Bei Blaise schellten derweil die Alarmglocken in den höchsten Tönen.

"Du hast doch nicht etwa... hast du was damit zu schaffen?"

Als einzige Antwort bekam er einen spöttischen Blick der Kategorie ,Wenn du wüsstest' geschenkt.

"Das wird er dir schon selbst sagen müssen. Es ist seine Sache, ob er über solch ,private' Angelegenheiten spricht."

Blaise nahm sich vor, das noch genauer zu Überprüfen, bevor er Draco darauf ansprach. Vielleicht konnte er ja bei anderer Gelegenheit doch noch ein bisschen mehr aus dem Gryffindor herausquetschten. Er wollte schließlich nicht unnötig die Pferde scheu machen. Und ganz nebenbei würde Draco ihn killen, wenn er herausfand, dass er hier mit POTTER über seine nächtlichen Aktivitäten tratschte.
 

Hermine setzte sich nur äußerst widerwillig neben Malfoy und nahm sich vor, ihm dieses widerliche arrogante Grinsen wenigstens in dieser Stunde einmal aus dem Gesicht zu wischen. Besagter schien sich mit seinen üblichen Beleidigungen diesmal jedoch zurückzuhalten... bis jetzt.

"Na Granger, was sagst du, ob sich dein lieber Freund, wo er doch neuerdings mit der Fledermaus auf so gutem Fuß steht, eingeschleimt hat, nicht mehr neben mir sitzen zu müssen, weil er Angst hat? Aber gerade dich müsste es ja unglaublich wurmen, dass er sich mit Snape so gut versteht."

Hermine warf ihm einen abschätzigen Blick zu, der wohl zeigen sollte, dass sie es sich mehr als genau überlegen musste, darauf überhaupt zu antworten. Dann wandte sie sich ihrer Aufgabe wieder zu.

"Was Harrys Einigung mit Prof. Snape betrifft, so hatte ich nichts damit zu tun und es geht mich auch nichts an. Aber ich bin froh, dass er es endlich geschafft hat. Und nebenbei, Harry hat keine Angst vor dir, Malfoy."

Das wiederum entlockte Draco ein amüsiertes Schnauben.

"Nein, er hätte mich gern zum Abendessen, als Dessert. Möglichst nackt und mit Sahnehäubchen."

Hermine erstarrte und ließ beinah die Schale Schlangenzähne fallen, die sie gerade vorbereitet hatte. Das hatte er doch jetzt nicht wirklich gesagt, oder?

Draco deutete ihre heftige Reaktion auf eine völlig unterschiedliche Weise.

"Was denn, Klugscheißer? Hast du etwa nicht über deinen ach so tollen Freund Bescheid gewusst? Dass er auf Kerle steht, oder besser gesagt auf MICH?"

Hermine war fassungslos. Wie konnte er es wagen? Zumal sie ihre allerschlimmsten Befürchtungen bestätigt sah und Malfoy offensichtlich ganz genau im Bilde war. Mühsam schaffte sie es, eine einigermaßen schlagfertige Antwort zustande zu bringen.

"Glaub mir ich habe es gewusst, schon vor dir. Aber ich warne dich, wenn du anfängst mit ihm zu spielen, musst du wissen, worauf du dich einlässt."

"Willst du mir damit Angst machen? Uhhh, ich fürchte mich zu Tode."

"Nicht vor mir solltest du Angst haben, sondern vor ihm."

"Soll das eine Drohung sein, Granger?"

"Nur ein guter Rat. Wenn es außer Kontrolle gerät... dann kann ich für nichts garantieren. Keiner, kein einziger von uns, hat auch nur die leiseste Ahnung, wozu er wirklich fähig ist. Aber wenn du ihn weiterhin so verletzt, dann wirst du dir darüber keine Sorgen machen müssen, denn ich mache dir das Leben zur Hölle!"

"Das war jetzt eine Drohung."

"Ja"

Nach dieser knappen Antwort, verkorkte sie ihre Flasche und stellte sie just beim Klingeln auf das Lehrerpult, wo zuvor nur einsam Harrys Phiole sich die Ehre gegeben hatte.
 

So, nä, Ende!!!

Diesmal ein reines Informationskapitel. Ich liebe es, wenn Hermi Dray fertig machen darf, auch wenn sie hier noch nicht zur Höchstform aufgelaufen ist. Trotzdem gefällt mir die Vorstellung wie die beiden sich fetzen und Hermine ist auch schon auserkoren, unserem lieben kleinen Königsdrachen ganz andere Nachrichten zu überbringen, aber mehr wird noch nicht verraten.

Das nächste Kapitel wird wieder äußerst heiß werden, versprochen und es wird auch nicht lang dauern.

Aber bis es zur großen Auflösung kommt, lass ich euch noch eine Weile schmoren.

Es ist ein richtig großer Knall geplant und ich bin gespannt, ob es irgendjemand schafft, mir vorher auf die Schliche zu kommen (Mitarbeiter sind von der Teilnahme ausgeschlossen, die wissen zuviel). Derjenige der es schafft kriegt n' Keks und n' Reißverschluss an den Mund, damit er auch ja nix verraten kann, gelle?

Oh ich schwafel und plappere hier und nerve euch nur, also bis zum nächsten Mal

Cat