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Five Elements

von

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Der Sturm und das Meer

Am Nächsten Tag erschienen weder Darien, noch Benjamin oder Stacey in der Schule, was in Anbetracht der letzten nacht mehr als verständlich war. Doch außer den Five Elements und den Betroffenen, wusste niemand davon. Alicia wurde von vielen gefragt, weshalb Benjamin nicht in der Schule und was mit ihm los war, doch sie spielte die Unwissende. Doch von Minute zu Minute wurde Alicia unruhiger, sprach aber mit niemandem darüber, bis Michelle der Kragen platzte.

"Cammy, was ist nur los mit dir?"

"Nichts", beteuerte die Angesprochene, doch es war offensichtlich, dass das eine Lüge gewesen war.

"Verarsch mich nicht, du weißt, dass das nicht klappt. Und jetzt raus mit der Sprache", sagte Michelle in befehlendem Ton, jedoch so leise, dass nur Alicia es hören konnte.

"Was würde passieren, wenn wir erkannt würden?" fragte Alicia, anstatt zu antworten.

"Ich denke, wir wären nicht mehr sicher. Aber es kommt immer drauf an, wer weiß, wer wir sind. Worauf willst du hinaus?"

"Na ja", stammelte Alicia, "ich glaube, Benjamin könnte uns alle enttarnen", gestand sie mit gesenktem Kopf, doch Michelle lächelte. Diesmal war es kein Lächeln, das etwas verbergen sollte, diesmal war es ein völlig ehrliches Lächeln, das Alicia etwas Mut gab.

"Ich sagte doch, es kommt darauf an, wer unsere Identität kennt."

"Ich will ihn nicht belügen! Ich will ihm alles über mich erzählen, aber ich weiß, dass ich das nicht kann. Aber ich glaube, dass es nicht mehr lange dauert, bis er errät, wer wir sind." Alicia senkte wieder den Kopf.

"Natürlich konnte das nur eine Frage der Zeit sein. Es ist leicht, die Augen eines Menschen zu täuschen, aber die restlichen Sinne lassen sich nicht so leicht täuschen. Ben identifiziert die Menschen seiner Umgebung durch ihre Schritte, ihre Wortwahl, ihre Stimme und ihre Art zu sprechen, und ich vermute, dass er dich nun besser kennt, als jeder andere. Wir können unser Äußeres ändern, aber wir können keine anderen Menschen werden. Hat er dich gestern erkannt?"

"Ja, das hat er, aber ich denke, ich konnte die Situation retten. Wir müssen vorsichtig sein, wenn Ben in der Nähe ist", sagte Alicia leise. Michelle nickte zustimmend und sagte dann:

"Ja, wir müssen vorsichtig sein, aber mach dir keine Sorgen, keine von uns dreht dir einen Strick daraus. Sag ihm ruhig, wer wir sind. Ich denke, ich spreche im Namen aller, aber wir können es nachher noch vor allen ansprechen, wenn du damit einverstanden bist."

"Ja, ich denke, das sollten wir tun. Danke, Michelle."

"Dafür sind Freunde da, denkst du nicht? Außerdem bin ich die Letzte, die dich dafür verurteilen dürfte, denn ich habe Alex, dem ich auch nicht ewig verschweigen kann, wer wir sind."

"Ja, du hast Recht. Und nun sollten wir lieber in die Klasse gehen, nicht dass wir zu spät kommen.".

Wieder lächelte Michelle und die Beiden gingen Arm in Arm zu ihrem Klassenraum.
 

"Darien, das können wir unmöglich annehmen", sagte Stacey. Sie war blass geworden, als sie dieses Angebot gehört hatte.

"Sie hat Recht, wir können nicht verlangen, dass du unsere Schulden bezahlst!" sagte Benjamin ernst.

"Erstens war das kein Angebot, sondern eine Feststellung und zweitens verlangt ihr nicht, dass ich eure Schulden bezahle, ich mache das von mir aus, weil ihr meine Freunde seid. Ich hab genug Geld zur Verfügung, was soll ich damit?" Darien wartete nur einen Augenblick, dann fuhr er fort: "Außerdem bin ich der Meinung, dass ich lange genug ganz allein hier gewohnt habe. Ich könnte ein wenig Gesellschaft gebrauchen." Stacey schluckte.

"Darien, das ist nett gemeint, aber wir können das doch unmöglich annehmen, jedenfalls nicht umsonst" sagte Benjamin, der noch ruhig blieb, es aber trotzdem nicht fassen konnte.

"Wieso? Was ist denn daran so schlimm? Ich verlange ja nichts von euch", sagte Darien.

"Das ist es ja grade, du verlangst gar nichts. Das können wir nicht annehmen." Benjamin schüttelte den Kopf. "Das können wir wirklich nicht."

"Dann seht es nicht als einen Gefallen von mir, sondern als einen Gefallen für mich. Wie gesagt, ich habe in diesem riesigen Haus lange genug allein gelebt." Darien beharrte darauf, man konnte ihn einfach nicht davon abbringen.

"Wir wollen dir wirklich nicht zur Last fallen", sagte Stacey, die den Gedanken eigentlich gar nicht so schlimm fand, bei Darien zu wohnen. Schließlich hatte er ein sehr großes, sicheres Haus. Viel zu groß für einen Einzelnen, da hatte er schon Recht.

"Ihr würdet mir nicht zur Last fallen. Und jetzt hört auf zu diskutieren. Wir sollten lieber einen Wagen mit Anhänger organisieren, damit wir eure Sachen zu mir schaffen können. Momentan ist eure Wohnung ein Paradies für Einbrecher", sagte Darien.
 

"Und nun? Ich will gerne zu Ben gehen, aber wir ,dürfen' ja nicht allein gehen, obwohl die Dämonen tagsüber schon lange nicht mehr aufgetaucht sind", sagte Alicia und sah zu ihren Freundinnen.

"Sorry, aber ich wollte eigentlich noch ein wenig experimentieren. Ich komm also nicht mit", sagte Darlene und schaute ihre beste Freundin betroffen an.

"Ist schon okay. Kommt sonst jemand von euch mit?" fragte Alicia weiter, bis Michelle nickte und sagte:

"Klar, warum nicht. Ich wollte ohnehin mal nachschauen, wie es Stacey geht. Sie war ja gestern ganz schön mitgenommen."

"Ja, du hast Recht. Also Mädels, wir sehen uns dann später. Wenn was ist, wisst ihr ja, wie ihr uns erreichen könnt, nicht wahr?" Alicia zwinkerte und hakte sich dann bei Michelle unter. Zusammen gingen sie durch die bedrohlich wirkende Stadt, auf dem kürzesten Weg zur Wohnung von Benjamin und Stacey. Der kürzeste Weg, wie beide inzwischen wussten, führte durch den ,Schwarzen Bezirk', wie der teilweise abgebrannte Stadtteil genannt wurde. Genau der Stadtteil, den die fünf Mädchen bei ihrer Ankunft als erstes kennen gelernt hatten.

"Das kann doch nicht wahr sein!" sagte eine raue Stimme. "Die kleine Schlampe vom Letzten Mal!"

"Das kann doch nicht wahr sein", sagte Michelle, wobei ihre Stimme das Blut eines Jeden hätte zu Eis werden lassen können, "Der unterbelichtete, arrogante, schmierige Schwächling vom Letzen Mal! Was ist, willst du dir noch mal von einem Mädchen die Visage demolieren lassen? Komm nur Her! Aber ich sage dir schon vorher, ich kümmere mich nicht darum, dass du zu schwach bist." Der Mann stutze, doch dann zückte er sein Messer und ging wütend auf Michelle zu. Diese schüttelte den Kopf. Dann presste sie ihren Ring in die Einwölbung ihres Armbandes. "Schwert". Dann erschien das lange Schwert mit der blanken Klinge und dem Schwarzen Heft. "Komm schon, glaubst du echt, du kannst mir mit dem kleinen Zahnstocher Angst machen? Da musst du dir schon was besseres einfallen lassen." Michelle und Alicia ließen den Mann links liegen und gingen weiter.

"So leicht kommst du mir nicht davon!" schrie er und stürmte auf die Beiden Mädchen zu, doch blitzschnell hielt Michelle das Schwert in die Höhe und sein Messer prallte daran ab. Mit einem gezielten Tritt auf das Handgelenk sorgte Alicia dafür, dass er das Messer fallen ließ.

"Warum gibst du nicht einfach auf? Glaubst du wirklich, du könntest gegen sie ankommen?"

"Ich sage es dir nur noch ein Mal: Ich töte keine Menschen, aber ich mache Ausnahmen." Selbst Alicia lief ein kalter Schauer über den Rücken, als Michelle das sagte. Dann drehten sich die Beiden wieder um und gingen davon, ohne einen weiteren Angriff abwehren zu müssen. Dann fiel etwas in Michelles Blick: Eine Gruppe von Jugendlichen, völlig in Schwarz gekleidet. "Das sind sie", flüsterte Michelle und ließ den Anführer nicht aus den Augen.

"Wer?" fragte Alicia ebenso leise."

"Siehst du die Gothics? Als wir das Letzte Mal hier waren, waren sie in der Gasse verschunden, aus der sie jetzt kommen. Irgendwas stimmt mit ihnen nicht." Sie fixierte den Anführer und er schien diesen Blick zu spüren. Er sah zu Michelle rüber. Wieder stieg dieses Gefühl in ihr auf. Das Gefühl des Beobachtetwerdens, der Angst und der Vertrautheit. Das Gefühl, dass eine Erinnerung hervorzubrechen drohte. Dann gingen sie ihrer Wege. Michelle wandelte wie in Trance die Straße entlang.

"Priss, ist alles okay?" fragte Alicia und betrachtete besorgt ihre Freundin.

"Klar. Er kommt mir so bekannt vor. Ich muss rausfinden, was es mit ihm auf sich hat."

"Weißt du eigentlich, dass er dir ähnlich sieht?"

"Wirklich? Hmm. Komischer Zufall."
 

Als die Beiden die Wohnung der Stokes erreichten, war diese komplett leer geräumt. Alicia wurde leichenblass und es war ihr, als drehte sich ihr der Magen um, aus Angst, ihrem Freund könnte etwas passiert sein.

"Hey, ganz ruhig. Dafür gibt es sicher eine Erklärung, glaub mir", versuchte Michelle die Freundin zu beruhigen. "Setz dich erst mal hin, wir finden schon raus, was los ist."

"Warum waren sie heute nicht in der Schule? Warum sind sie nicht hier? Ich verstehe das nicht!" sagte Alicia aufgewühlt. Sie malte sich das Schlimmste aus, doch Michelle blieb realistisch und ruhig.

"Also, wir wissen, dass die Geschwister heute nicht in der Schule waren; aber Darien ebenso wenig. Da die Drei befreundet sind, ist es logisch, dass es etwas mit dem gestrigen Abend zu tun hat. Wir werden jetzt erst mal zu Darien gehen. Und erst, wenn er nicht da ist und sein Haus leer ist, erst dann machen wir uns Sorgen, okay?"

Alicia atmete tief durch. "Du hast Recht, ich sollte mich beruhigen. Komm, wenn wir schon gehen, dann lieber schnell, Ich will wissen, was passiert ist!"

"Gut, lass uns gehen, ich kenne einen relativ kurzen Weg. Weißt du eigentlich, dass meine Maschine völlig kaputt irgendwo am Straßenrand liegt? Da hilf gar nichts mehr."

"Priss, es ist nett gemeint, aber der Themenwechsel war ziemlich auffällig."

"Ich musste daran denken, weil ich gestern Nacht mit Darien zusammengestoßen bin. Das war kein Vergnügen. Nur deshalb trage ich heute die Hose."

"Das sollten wir ihm allerdings nicht auf die Nase binden, oder? Was denkst du über Darien?"

"Was soll ich über ihn denken? Er ist ein starrköpfiger Kerl, der niemals einen Fehler zugeben würde. Er kann nicht glauben, dass er nicht perfekt ist." Michelle brach ab, sie wollte nicht wütend werden, wenn sie an Darien dachte.

"Das klingt schon etwas nach dir, findest du nicht? Du bist mindestens genauso starrköpfig. Leugnen kannst du das nicht."

Michelle überlegte einen Augenblick. "Vielleicht hast du recht. Aber nun komm, schließlich willst du wissen, was mit deinem Freund los ist."

Alicia nickte und die Beiden gingen die Straße entlang. Es dauerte ein wenig, bis sie das Haus von Darien erreicht hatten, vor dem Michelle gestern Nacht noch sein Motorrad abgestellt hatte. "Hoffentlich ist nichts passiert", sagte Alicia. Sie war merklich angespannt, was in dieser Situation nur allzu verständlich für Michelle war. Sie überlegte, wie sie wohl reagieren würde, wenn Alex einfach verschwunden wäre. Schnell schüttelte sie diesen Gedanken ab und klingelte. Erst geschah nichts, doch dann hörten die Mädchen Dariens Stimme aus der Gegensprechanlage:

"Wer ist da?" Alicia war erleichtert, doch keineswegs beruhigt.

"Michelle P.F.B. und Alicia", sagte diese und ihr Herz schlug schneller. "Ist Ben bei dir?"

Anstatt zu antworten, öffnete er die Tür.

"Was wollt ihr hier?"

"Was denkst du wohl? Ich mache mir Sorgen! Ihr wart heute nicht in der Schule und Bens Wohnung ist völlig leergeräumt!" sagte Alicia aufgebracht. "Ich will nur wissen, ob Ben hier ist!"

"Beruhige dich!" sagte Darien, der von dem Gefühlsausbruch ein wenig überrascht war, ebenso, wie Michelle. "Die Beiden sind hier. Kommt rein." Michelle sah Darien nicht an, sondern ging wortlos neben Alicia. Dariens Blick fiel jedoch auf Michelles Beine. In all der Zeit, die sie auf der Schule war, hatte sie nicht ein Mal eine Hose getragen. Der Vorabend kam ihm in den Sinn, verscheuchte den Gedanken jedoch schnell wieder. Es war unmöglich, dass Michelle Storm sein sollte. Er führte die Beiden ins Wohnzimmer, in dem die Geschwister saßen.

"Alicia?" fragte Ben, der die Schritte sofort erkannt hatte.

"Ben, was ist passiert? Warum ist eure Wohnung leer? Und warum wart ihr nicht in der Schule?" Alicia war tatsächlich den Tränen nahe, das hatte Michelle schon lange nicht mehr bei Alicia erlebt. Seit ungefähr vier Jahren, oder noch länger?

"Komm, Stacey, wir sollten die Beiden allein lassen", schlug Michelle vor. Stacey nickte und ging zu Michelle, um ihr das Geschehen zu berichten.

"Weißt du, Michelle, gestern war ein grässlicher Tag!" begann Stacey und erzählte die ganze Geschichte von A bis Z, nur dass sie die Rolle der Five Elements erheblich herunterspielte, aber das war egal. Die Mädchen setzten sich in die Küche, Darien war irgendwo verschwunden. Nach der Geschichte sagte Michelle:

"Na dann wundert es mich gar nicht, dass ihr nicht in der Schule wart. Wir haben uns alle Sorgen gemacht." Staceys Blick wurde düster.

"Ihr habt euch doch nur Sorgen um Ben und Darien gemacht", sagte Stacey traurig und wütend.

"Du würdest dich wundern, wie viele aus deiner Klasse heute nach dir gefragt haben, wie viele sich kaum getraut haben uns anzusprechen und nur den Mut aufgebracht haben zu fragen, weil sie ich um dich gesorgt haben. Und du glaubst ja wohl nicht ernsthaft, dass ich wegen Darien hier bin. Du weißt genau, dass ich gut und gerne auf ihn verzichten kann", antwortete Michelle. Stacey war verblüfft. Einerseits über die Reaktion ihrer Mitschüler, andererseits über die Freundlichkeit von Michelle und die Tatsache, dass sie so viel gesagt hatte.

"Wow, so viel habe ich dich noch niemals sagen hören", gab sie zu und lächelte scheu.

"Ja, normalerweise spreche ich nicht viel. Ich habe nichts übrig für überflüssige Worte."

"Ich weiß nicht, ob es eine so gute Idee war bei Darien einzuziehen."

"Und ich glaube, dass ihr hier auf jeden Fall sicherer seid. Es ist besser so. Aber ich muss langsam gehen, ich muss noch etwas erledigen."

"Und was musst du erledigen?" fragte Stacey neugierig.

"Ich will noch zu Alex."

"Allein?"

Mist! Dachte Michelle, das darf ja wohl nicht war sein. "Eigentlich wollte ich allein gehen."

"Das kannst du nicht machen, Priss..." Stacey brach ab. "Tut mir Leid!"

"Was tut dir Leid?" fragte Michelle verständnislos.

"Na, dass ich dich Priss genannt habe. So nennen dich doch nur deine Freunde."

"Sicher, und du zählst dich nicht dazu? Ich habe nichts dagegen, dass ich Priss genannt werde. Wirklich! Schließlich ist das seit ewigen Zeiten mein Spitzname", sagte Michelle und lächelte kurz.

"Wieso wirst du denn Priss genannt?"

Es schmerzte Michelle davon zu erzählen, aber trotzdem erzählte sie es, ganz kurz: "Meine Eltern haben mir drei Vornamen gegeben. Mein Zweiter Vorname ist Priscilla. Daher wurde ich immer Priss genannt."

"Drei Vornamen? Wow. Und was ist dein Dritter Vorname? Ich habe schon Öfter gehört, dass dich deine Freunde ,Michelle P.F.B.' nennen."

"Ja. Michelle Priscilla Faith Bergerace. Ich hab mir das ja nicht ausgesucht. Und jetzt sollte ich gehen, sonst macht sich Alex noch Sorgen."

"Aber du kannst doch nicht alleine gehen", wandte Stacey wieder ein.

"Klar kann ich, so weit ist es nicht zu Alex. Mir passiert schon nichts, und ich kann recht schnell laufen."

"Trotzdem. Was ist, wenn du auf Dämonen stößt?" Stacey machte sich wirklich Sorgen.

"Cammy will sicher noch bleiben. Ist schon okay. Sag Cammy nachher aber einfach, sie soll sich von Darien nach Hause bringen lassen. Es wird schon nichts passieren. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen, ich passe auf mich auf." Michelle stand auf und wurde noch von Stacey zur Tür gebracht.
 

"Oh Mädels, ihr werdet mir niemals glauben, was ausgerechnet Darien vorgeschlagen hat, bevor er mich nach Hause gebracht hat, übrigen Herzlichen Dank, dass du mir das aufs Auge gedrückt hast, Prissy!" sagte Alicia ironisch und erzählte dann weiter: "Etwas weiter nördlich von Angel City, wo übrigens noch niemals Dämonen waren, besitzt Darien ein großes Strandhaus, in das er uns einlädt."

"Du willst uns verarschen, gib's zu", sagte Alenka ruhig.

"Ganz und gar nicht. Ich weiß, dass Dariens Klasse, Stacey und wir mitkommen sollen. Na ja, eigentlich sollten weder Stacey noch wir mitkommen, aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie zuckersüß Stacey um etwas bitten kann. Herzallerliebst", sagte Alicia vollkommen motiviert.

"So. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Darien mich freiwillig mitnehmen würde", sagte Michelle kalt.

"Das war auch nicht freiwillig, Priss. Aber es ist genug Platz, also was sagt ihr?" fragte Alicia. Nichts war schöner für sie, als Sonne und Meer, wie damals in Spanien.

"Ich weiß nicht recht. Wie lange sollte das sein?" fragte Michelle, die sich größere Sorgen um die Stadt während ihrer Abwesenheit machte, als um alles andere.

"Das wären zwei Wochen, nicht länger. Michelle, ich weiß, was du denkst, aber wie lange haben wir ohne Pause gekämpft? Glaubst du nicht, dass wir uns einen kleinen Urlaub verdient haben?" Alicia sah Michelle flehend an, von der alles abhing.

"Wie kommt es, dass ihr mir die Entscheidung überlasst, Jedes Mal? Frage Michelle nachdenklich.

"Ganz einfach, du hast die Five Elements ins Leben gerufen, du hast uns immer geholfen, uns von Land zu Land mitgenommen. Du bist seit jeher unsere Anführerin. Also was sagst du nun?" fragte Darlene, die sich nur allzu schnell mit dem Gedanken an Urlaub anfreunden konnte.

"Gut, wir fahren in Urlaub. Ich bin gespannt, was das wird", gab Michelle zu. Die Freundinnen freuten sich und vielen Michelle um den Hals. Sie konnte sich kaum dagegen wehren.
 

Zwei Wochen später ging es mit mehreren Autos in Richtung Strandhaus. Alle waren gut gelaunt, selbst Darien. Nur Michelle sah skeptisch auf das Wasser hinaus. Für einen Augenblick erschien ihr das Weite Blau, wie ein Strudel und sie bekam keine Luft.

"Priss, alles in Ordnung?" frage Catharina besorgt. Michelle fasste sich schnell wieder.

"Ja, es ist nur das Meer. Du weißt, was mit mir los ist, oder?"

"Klar. Aber du musst ja nicht mit uns schwimmen. Du kannst dich ja entspannt in die Sonne legen, obwohl ich bezweifle, dass deine Haut noch dunkler würde. Dich zwingt ja niemand schwimmen zu gehen." Catharina legte Michelle die Hand auf die Schulter. Eine Geste, die Michelle Kraft gab. Catharina hatte Recht, wer sollte sie zwingen ins Wasser zu gehen?
 

Gleich am ersten Tag machten sich einige Auf zum Schwimmen, darunter natürlich auch Alicia und Alenka. Für Alenka gab es nichts schöneres, als das Gefühl von dem kalten Wasser auf ihrer Haut, weshalb sie gleich die erste im kühlen Nass war. Catharina folgte lachend. Es war fast, als hätte es die Bedrohung der Dämonen niemals gegeben, so ausgelassen lachten die Leute am Strand. Michelle legte sich auf ihr Handtuch. Ihr Badeanzug war hochgeschlossen und schwarz, wie man es nicht anders gewohnt war. Sie ignorierte alles um sich herum.

"Alles schwarz! Trägt sie denn nichts anderes, als schwarz? Da wird man ja depressiv!" sagte Pamela, ein Mädchen aus der Klasse von Alex, Benjamin und Darien. Darlene hatte das gehört und ging zu ihr.

"Schwarz ist ihre Farbe, ihr Element. Es passt zu ihr. Das und kaum etwas anderes, das ist Priss! Priss ist nun mal anders. Versuche nicht, sie zu ändern."

"Ach komm schon, wie heißt du noch gleich?"

"Darlene."

"Also, einen Imagewechsel könnte sie doch wirklich mal vertragen. Vielleicht sollte das Mal jemand in Angriff nehmen." Pamela war sehr von sich überzeugt und wollte zu Michelle gehen, doch Darlene sagte:

"Versuche nicht, sie zu ändern. Stille Wasser ruhen tief und du weißt nicht, wie schnell es zu einem Sturm wird. Glaub mir, dieser Sturm ist unberechenbar, SIE ist unberechenbar."

"Immer mit der Ruhe, kann mir doch egal sein, wie das Mädel rumläuft. Sie sieht aus, wie die Gothics im ,Schwarzen Bezirk'."

"Pam, ich glaube du hast keine Ahnung, wovon du sprichst. Du warst doch sicher noch nie im Black Corner!"

"Ach, aber du?" fragte Pamela herausfordernd.

Darlene blieb ruhig. "Habe ich das behauptet? Gib Ruhe und spiel weiter mit deinen Barbiepuppen." Darlene drehte sich nun um und ging weg, ließ Pamela einfach im Regen stehen.
 

Alenka und Catharina begannen im Wasser mit einem kleinen Volleyballspiel, zu dem sich mit der Zeit immer mehr gesellten. Viele waren im Haus, manche waren am Strand, manche im Wasser. Selbst Benjamin spielte mit Alicia zusammen Volleyball, obwohl es schwer war, den Ball immer zu treffen, doch das störte niemanden. Pamela, Alex und Stacey waren ebenfalls im Wasser.

"Warum bist du nicht bei deinen Freundinnen?" fragte Darien, der sich neben Michelle gesetzt hatte.

"Seit wann interessiert dich, was ich tue?"

"Antwortest du immer mit einer Gegenfrage?"

"Und was wäre, wenn es so wäre?" Michelle blickte nicht auf.

"Ich weiß nicht. Es ist nur ungewohnt, dass ihr nicht zusammenseid."

"Wir sind Freunde, wir sind nicht aneinander festgewachsen", sagte Michelle kalt in der Hoffnung, dass er verschwinden würde.

"Wieso bist du nicht im Wasser? Hast du Angst?" Darien versuchte Michelle zu provozieren.

"Ich hasse das Meer. Zufrieden?"

"Wie kommt das? Gib es doch zu, du hast Angst! Oder kannst du etwa nicht schwimmen?"

"Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Geh einfach weg, geh schwimmen und von mir aus kannst du absaufen!"

"Wer wird denn gleich unfreundlich werden?" Darien grinste. Noch ehe Michelle etwas sagen oder tun konnte, hatte er Michelle hochgehoben und trug sie auf das Wasser zu.

"Lass mich runter!" verlangte Michelle und wehrte sich, doch Darien war stark

"Wie käme ich dazu?"

"Ich warne dich, Lass mich runter!" sie wand sich, doch Dariens Griff war fest. Er stand mit den Füßen im Wasser und ging immer tiefer hinein. "Lass mich gefälligst runter! Was soll der Scheiß?!?" Michelle wurde nervös, ihr schnürte sich de Kehle zu, sie hatte das Gefühl zu ertrinken.

Auch die anderen wurden aufmerksam auf das Geschehen.

"Ist es denn wahr, dass die furchtlose Michelle Angst vor etwas hat?" fragte Darien, er stand schon bis zur Hüfte im Wasser. Michelle wehrte sich nicht mehr.

"Bitte, bitte bring mich wieder zurück, ich..." Ihr versagte die Stimme

"Darien, spinnst du?" Alenka und Catharina schwammen schon in Windeseile zu den Beiden, während Alicia wütend gerufen hatte. Alex dagegen machte nur Pamela schöne Augen und kümmerte sich nicht darum, was mit seiner Freundin passierte. "Was ist los?" Fragte er Michelle, die schwer atmete. Schnell brachte er sie zurück an den Strand. Michelle atmete schwer, sie glaubte zu ersticken, ihr Blick ging ins Leere und Bilder jagten durch ihre Gedanken. Schreckliche Bilder, die sie erlebt hatte, noch bevor man sie gefunden hatte. "Hey Priss, Priss, wach auf!!!" rief Catharina aufgeregt, die nach Alenka bei der Freundin angelangt war. Sie griff nach Michelles Hand. "Priss, ganz ruhig, wir sind da, sei ganz ruhig." Michelle stiegen die Tränen in die Augen. Darlene und Alicia kamen auch dazu, nur Alex kümmerte sich nicht.

"Scheiße, was machen wir nur?" fragte Catharina, die Michelle noch niemals in diesem Zustand erlebt hatte.

"Was ist mit ihr los?" fragte Darien, ehrlich besorgt.

"Du verdammter Idiot!", fauchte Alicia und stieß ihr zu Seite, stieß ihn immer weiter von Michelle weg. "Was hast du dir dabei gedacht? Ist dir klar, dass sie in diesem Schockzustand sterben könnte? Wage es nicht noch ein Mal, ihr zu nahe zu kommen!" drohte sie und stieß ihn weiter. "Ist dir klar, was du getan hast?" Alicia weinte, sie fühlte sich verloren, sie wollte sich nicht ausmalen, was geschehen konnte.

"Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, was da grade passiert ist. Alicia, es tut mir wirklich Leid! Ich weiß nicht, was mit ihr los ist." Darien wurde blass, er hatte Angst um Michelle.
 

"Michelle, ganz ruhig, wir sind da, wir sind alle da, sei ganz ruhig", versuchte Darlene sie zu beruhigen.

"Ich, ich kann nicht mehr", schluchzte Michelle, die sich langsam zu beruhigen schien. "Ich kann nicht", wiederholte sie.

"Ganz ruhig, wir sind da", sagte Alenka. Sie zwang sich nicht zu weinen. "Erzähl uns, was passiert ist", bat sie leise. Michelle schloss die Augen, doch wenn sie das tat, wurde ihr schrecklich schwindelig.

"Ist in Ordnung, mir geht es wieder gut, ich bin nur..." sie wusste nichts zu sagen. "Ich kann einfach nicht... Ihr wisst schon. Ist schon gut. Mir ist nichts passiert." Passiert. Darlene dachte eine Sekunde nach und blickte zu Darien und Alicia.

"Cammy!!!" rief sie, sprang auf und rannte zu Alica. Darlene hatte Angst, sie würde Darien umbringen, was gar nicht so abwegig war. "Cammy es ist alles gut, wir bringen sie ins Zimmer." Darlene fasste die Hände ihrer besten Freundin.

"Da hast du Glück gehabt, Darien. Aber ich rate dir: Komm ihr nicht noch mal zu nahe! Sonst kann ich für nichts garantieren." Die Freundinnen drehten sich um und gingen zu ihren Kameradinnen. Stacey und Benjamin kamen aus dem Wasser. Der Tag war gelaufen. Die Fünf Freundinnen schwiegen, Darien machte sich Vorwürfe und Alex knutschte Mit Pamela in seinem Zimmer, was Michelle nicht wusste. Darien hatte keine Chance zu Michelle zu gelangen, um sich zu entschuldigen, nicht an diesem Abend. Aber am nächsten Morgen traf er sie, ausnahmsweise allein. Es war erst fünf Uhr morgens, Darien konnte nicht mehr schlafen, er schlief nie lange, genauso wenig, wie Michelle.

"Guten Morgen", sagte Darien bedrückt und mit schrecklich schlechtem Gewissen. "Wie geht es dir?"

"Guten Morgen. Mir geht es jedenfalls besser als Gestern, das ist sicher", antwortete Michelle knapp.

"Es tut mir Leid", sagte Darien und sah Michelle in die Augen. Gab es solche Smaragdaugen ein zweites Mal auf der Welt? "Wirklich."

"Ist schon gut", sagte Michelle etwas sanfter, denn sie sah, dass Darien es wirklich ernst meinte. "Du konntest nicht wissen, was mit mir los ist. Seit ich mich erinnern kann habe ich Angst vor dem Wasser."

"Weißt du wieso?"

"Nein. Das heißt, ich habe eine Ahnung, aber ich habe es noch nicht herausbekommen. Warum bist du um diese Zeit schon wach?" fragte Michelle, um das Thema zu wechseln und ging langsam den Flur entlang, damit sie nicht mehr flüstern mussten und draußen etwas frische Luft schnappen konnte.

"Ich stehe fast immer so früh auf. Und du?"

"Ich schlafe nie lange. Ich hab mir das irgendwann abgewöhnt", sagte sie, was ja auch der Wahrheit entsprach. "Ich wollte ein wenig am Strand spazieren gehen, solange ich nicht ins Wasser muss." Sie warf Darien einen herausfordernden Blick zu.

"Das wirst du mir noch ewig vorwerfen, habe ich Recht?"

"Nein", sagte Michelle ernst. Doch dann lächelte sie - ehrlich: "Nur bis zum Ende meines Lebens."

"Du bist unmöglich", sagte Darien und öffnete die Außentür. In diesem Moment sahen beide eine schwarze Gestalt, die sich schnell vom Strandhaus entfernte. Dieser Gestalt schlossen sich noch drei weitere an, dann waren sie verschwunden, noch ehe Darien oder Michelle irgendwas hätten tun können.

"Wer kann das gewesen sein?" fragte Michelle alarmiert. Ihr ganzer Körper spannte sich an. Das Bekannte Gefühl der Gefahr, des Beobachtet Werdens, es brach wieder hervor. Aber sie zwang sich nichts zu sagen. Wie sollte sie erklären, was sie fühlte, was sie wusste? Und vor allem, wie sollte sie erklären, weshalb sie es wusste? Sie vertraute Darien nicht, obwohl sie festgestellt hatte, dass er gar kein so übler Kerl war.

"Ich weiß es nicht, aber ich glaube, das Bedeutet nichts Gutes."

"Ach, ich denke, das waren einfach nur neugierige Nachbarn oder so. Jugendliche, vielleicht Kinder. Ich denke in diese Gegend sind noch nie Dämonen gekommen." Michelle versuchte wieder ruhig zu werden und das Gesehene herunterzuspielen. Schließlich hatte dieses unangenehme Gefühl noch nie angezeigt, dass ihr wirklich Gefahr drohte. Es würde schon nichts passieren.

"Wahrscheinlich hast du Recht. Und hier waren wirklich noch nie Dämonen. Hier gibt es anscheinend nichts zu holen."

Oder sie vertragen Wasser genauso wenig, wie ich selbst!!! Dieser Geistesblitz ließ Michelle nicht mehr los und bei der nächsten Gelegenheit würde sie es austesten.

"Weißt du wirklich nicht, warum du Angst vorm Wasser hast?" Michelle schwieg einen Moment. Der kühle Morgenwind fuhr durch ihr seidengleiches Haar. Nur ein paar Möwen schrieen, die aus ihrer Ruhe gerissen worden waren. Hinter Darien und Michelle zeichnete sich ein heller Streifen ab und die Sonne würde bald endgültig aufgehen.

"Ich bin mir nicht sicher. Kennst du das Gefühl, dich an etwas zu erinnern, als du noch ein kleines Kind warst? Dieses Gefühl habe ich in Verbindung mit dem Meer. Und es sind keine schönen Erinnerungen. Ich denke damit hat es etwas zu tun. Aber dafür müsste ich dir mehr über mich erzählen, als mir lieb ist", sagte Michelle und sah zu Boden. Sie war vollkommen ernst.

"Willst du nicht wissen, was passiert ist?" fragte Darien weiter, ungeachtet der Tatsache, dass Michelle nicht weiter erzählen wollte.

"Schon, aber wie? Ich meine, wenn ich dem Wasser zu nahe komme, steh ich jedes Mal kurz davor zu sterben, das hast du gestern mit eigenen Augen gesehen."

"Ich mache dir einen Vorschlag", sagte Darien ruhig, "Ich versuche dir zu helfen, deine Angst zu überwinden und wir schließen Frieden. Einverstanden?"

"Und wie willst du das machen?"

"Da überlege ich mir noch etwas. Wenn es geklappt hat, musst du mir eine Frage ehrlich beantworten."

"Welche Frage?"

"Das wirst du noch früh genug erfahren. Einverstanden?" er streckte seine Hand aus. Michelle überlegte einen kurzen Moment und schlug ein. Sie wusste noch nicht, worauf sie sich eingelassen hatte, aber sie ließ einfach alles auf sich zukommen.
 

Erst am nächsten Tag ging es los. Darien hatte Michelle gesagt, sie solle in Badesachen am Eingang warten, wieder um fünf Uhr morgens. Genau das tat Michelle und sie wartete nur eine Minute, bis Darien erschien.

"Bereit?"

"Kommt drauf an, was du mit mir vor hast", antwortete sie.

"Das wirst du noch sehen." Darien ging vor und die Beiden gingen ein ganzes Stück, bis sie eine kleine, versteckte Bucht erreichten. Das Wasser war seicht und am Morgen schienen keine Wellen das unendliche Blau zu kräuseln. Ein silberner Spiegel, der Michelle den Atem nahm. "Ich hoffe, dir macht die Kälte nichts aus.

"Ich denke nicht. Ich war einmal eine Zeitlang in Sibirien im Winter. Seit dem bin ich abgehärtet."

"Gut. Vertraust du mir?"

"Nein", war die ehrliche Antwort. Darien hatte nichts anderes erwartet. Er grinste.

"Na ja, du wirst es jetzt müssen, ob du willst, oder nicht." Er nahm Michelles Hand und führte sie bis zum Wasser, doch es erreichte sie nicht. "Meine Schwester hatte früher auch Angst vor dem Wasser. Und irgendwie habe ich es geschafft, ihr sogar das Schwimmen beizubringen."

"Du hast eine Schwester?"

"Nicht mehr, sie ist gestorben. Das ist schon lange her. Ich spreche nicht gern darüber."

"Quit pro quo" schlug Michelle lächelnd vor. "Du erzählst mir, was passiert ist, und ich beantworte deine Fragen."

"Also gut. Ihr Name war Maria. Sie war zwei Jahre jünger als ich und ein richtiger Sonnenschein. Sie hatte nur Angst vor dem Wasser, ich wusste nicht, wieso."

"Was ist mit ihr geschehen?"

"Es ist schon lange her. Ich war im Urlaub mit Freunden und deren Eltern. Kanada. Als ich wieder nach Hause kam, waren meine Eltern ermordet worden, von Dämonen. Ich habe überall nach Maria gesucht und fand sie schließlich in ihrem Zimmer. Ich nahm sie in den Arm und als sie mich gesehen hatte, starb sie, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben." Darien weinte nicht, aber Michelle sah, dass er traurig war.

"Ein Glück, dass du nicht im Haus warst, als es passiert ist."

"Vielleicht. Und was ist mit dir? Man weiß gar nichts über deine Familie."

"Nein, man weiß wirklich nichts. Ich habe keine Familie mehr und eine echte Familie hatte ich nie. Ich wurde gefunden, von meiner Mutter. Na ja, Sie hat mir ins Herz geschlossen und mich adoptiert, aber daran erinnere ich mich nicht mehr. Ich war erst ein Jahr alt, denke ich. Ich hatte vier Stiefbrüder und sie alle wollten mich immer beschützen. Tja und das haben sie auch getan, so gut sie konnten. Sie liefen nicht weg, als die Dämonen die Türen aufbrachen und meine Eltern ermordeten. Sie liefen nicht weg, sondern beschützen mich solange sie konnten. Ich wurde trotzdem verletzt und hätte es fast nicht überlebt."

"Das klingt schrecklich", sagte Darien und hielt Michelles Hände.

"Das war es auch, aber fast jede Familie kann von ihrem Schicksal berichten. Das ist nichts besonderes mehr."

"Ich denke, wir sollten nicht weiter in traurigen Erinnerungen schwelgen. Schließ deine Augen", befahl er sanft und Michelle tat es. Dann zog Darien sie ein wenig mit sich. Sie spürte, wie das Wasser um ihre Füße spielte.

"Darien ich..." stammelte sie und drückte fest seine Hände.

"Ganz ruhig, Michelle, ich bin da, egal was passiert." Er zog sie weiter, bis sie bis zu den Knien im Wasser stand. Michelle atmete schwer und wieder kamen die schrecklichen Bilder. Michelle spürte regelrecht, wie sie ergriffen und in ein Waschbecken geworfen wurde. Sie erinnerte sich, dass sie schrie und das Wasser ihr Lungen füllte. Und das nächste, das sie sah, war das Meer. Über ihr der blaue Himmel und um sie herum Wasser. Dann war alles Schwarz.

Michelle sank zusammen, doch Darien fing sie auf und trug sie schnell in den trockenen Sand. "Michelle, alles in Ordnung? Michelle, sag etwas!"

"Ich weiß es", stotterte sie. "Ich weiß, was passiert ist." Michelle begann zu weinen. Das zweite Mal, dass Darien sie weinen sah.

"Ganz ruhig", sagte Darien und hob Michelles Oberkörper, um sie in die Arme zu schließen. "Es ist nichts passiert, es ist alles in Ordnung."

Wie gut diese Umarmung tat. Den warmen Körper von Darien zu spüren, zu wissen, dass er sie beschützen würde. Sie fühlte sich sicher, so wie seit Jahren nicht mehr.

Darien spürte, wie Michelle sich an ihn presste und ihre Tränen seine Haut befeuchteten. Er hielt sie ganz fest und in diesem Moment empfand er wahre Zuneigung zu Michelle. "Was hast du gesehen?" fragte er.

"Ich erinnere mich, warum ich Angst vor Wasser habe. Ich weiß nicht, wer es war... vielleicht mein echter Vater. Er hat versucht mich zu ertränken, als ich noch ein Baby war. Ich sehe es deutlich vor mir. Er hat mich gehasst, ganz sicher hat er das!" Michelle weinte noch immer. Sie fühlte sich schrecklich.

"Wenn du weiß, wovor du Angst hast, dann kannst du diese Angst auch überwinden", sagte Darien leise.

"Ich kann nicht", sagte Michelle. Ihre Tränen versiegten langsam, doch Darien ließ sie noch nicht los.

"Wenn du es willst, dann kannst du deine Angst überwinden. Aber ich denke, für heute ist es genug, oder?"

Michelle nickte. Ihr Herzschlag beruhigte sich wieder und sie befreite sich aus der Umarmung. Sie versteckte alles, was sie eben offenbart hatte hinter ihrer harten Schale, die bis jetzt niemand hatte durchbrechen können. "Sag bitte niemandem, was hier passiert ist. Ich will nicht, dass jemand etwas falsches denkt. Ich will nicht, dass Alex glaubt, es sei etwas passiert, in Ordnung?"

"Ja, ist in Ordnung. Ich sage schon niemandem etwas, versprochen."

"Ich werde auch mit meinen Freundinnen sprechen. Ich hätte Angst, dass Alicia dich umbringt."

"Ach, das würde sie nicht schaffen, ich kann mich wehren", sagte Darien lächelnd.

"Unterschätz niemals das Feuer von Spanischem Temperament. Wenn sie wütend ist, entwickelt sie enorme Kräfte. Was ist mit der Frage, die du mir stellen wolltest?"

"Du hast deine Angst noch nicht überwunden, du weißt nur, weshalb du sie hast. Die Frage kann warten." Darien stand auf und half auch Michelle auf die Beine. "Wir sollten langsam zurück gehen, die ersten werden langsam aufstehen.

"Ja. Wie soll es jetzt weitergehen?" fragte Michelle.

"Wir werden sehen, wie stark du wirklich bist und ob du es schaffst ins Wasser zu gehen, ohne vor Angst zu sterben", sagte Darien nüchtern. "Morgen früh, fünf Uhr?"

"Okay", sagte Michelle und lächelte. In der Zeit in Amerika hatte sie mehr gelächelt als zuvor. Woran das lag, wusste sie selbst nicht, aber es war ein gutes Gefühl und ein kleiner Lichtblick.
 

"Darien konnte nichts dafür, wirklich! Ihr braucht mich nicht die ganze Zeit über beschützen. Er hatte keine bösen Absichten, da bin ich mir sicher", sagte Michelle, als sie mit ihren Freundinnen im Zimmer saß.

"Er ist dafür verantwortlich, dass du in dem Schock fast gestorben wärst!" sagte Alicia streng.

"Das stimmt, aber ich glaube nicht, dass er das wollte. Er kann doch nichts dafür. Wirklich. Ich brauche keinen Babysitter mehr. Ich bin alt und stark genug. Er wird mich nicht noch mal ins kalte Wasser werfen. Und ihr könnt auch wieder normal mit ihm sprechen. Er macht sich doch schon Vorwürfe, seht ihr das denn nicht?" Michelle beharrte darauf.

"Du hast also schon mit ihm gesprochen. Ein Jammer, dass du immer so früh aufstehst, sonst hätten wir das vielleicht verhindern können", sagte Alenka, die Alicias Meinung war - ausnahmsweise.

"Aber wieso denn? Ich meine, nur weil er einen Fehler gemacht hat, können wir ihn doch nicht ewig so behandeln. Uns hat Darien doch nichts getan, oder irre ich mich? Und Michelle hat ihm verziehen, was an sich schon das größte Wunder ist. Wir sollten mal mit ihm sprechen." Darlene ergriff Partei für Darien und nach weiteren zehn Minuten Diskussion sahen es Alenka und Alicia endlich ein. Später am Tag sprachen sie mit Darien und vertrugen sich wieder.
 

An den nächsten Tagen gingen Darien und Michelle wieder um die gleiche Uhrzeit zu der kleinen Bucht und nach und nach schaffte Michelle es ins Wasser zu gehen, ohne zusammenzubrechen.

"Also gut", sagte Darien, "Du stehst im Wasser, ohne umzufallen. Wie geht es dir?"

"Ich fühle mich nicht wohl, aber ich lebe noch."

Darien ließ sich in das eisige Wasser fallen und schwamm ein wenig. "Willst du Schwimmen lernen?"

"Was würdest du dafür verlangen?" fragte Michelle ironisch. Die Frage hatte er noch immer nicht gestellt.

"Das werden wir noch sehen", antwortete Darien und schwamm auf Michelle zu, die bis zur Taille im Wasser stand. "Willst du oder willst du nicht?"

"Ich weiß nicht, ob ich will. Was würde es mir bringen? Ich wohne mitten in de Stadt und ich würde niemals in ein öffentliches Schwimmbad gehen."

Darien grinste und seine Augen funkelten. "Komm noch ein paar Schritte näher", sagte er.

"Wieso?"

"Das wirst du schon sehen."

"Ich denke ja gar nicht daran", sagte Michelle und wollte sich umdrehen, um wieder zum Strand zu gehen, doch Darien kam zu ihr und hielt sie fest.

"So schnell kommst du mir nicht davon", sagte er. Dann hob er sie blitzschnell hoch und trug sie ins tiefere Wasser.

"Hey, lass mich gefälligst runter!" befahl sie aber Darien hörte nicht auf sie. Vorsichtig ließ er sie durch das Wasser gleiten.

"Ist das so schlimm?" fragte er.

"Nein, eigentlich nicht, aber ich hab dir gesagt, dass ich runter will! Warum hörst du nicht?"

"Ich höre dich ja aber ich ignoriere es. Ich mache keine halben Sachen." Darien ließ sie ein Stück tiefer sinken. Michelle hielt die Luft an und schon tauchte sie unter Wasser, aber sie wehrte sich nicht.

Michelle lernte schnell und bald war das Schwimmen kein großes Problem mehr für sie. Ein unglaubliches Gefühl. Doch irgendwann verließen die Beiden das Wasser und trockneten sich ab. Sie unterhielten sich, während sie zurück zum Haus gingen. "Was ist mit deiner Frage?"

"Warum trägst du nur schwarze und hochgeschlossene Sachen?" fragte er endlich.

"Ich kann dir nur den ersten Teil beantworten", sagte sie. "Schwarz passt zu mir. Niemand wagt sich an mich heran und das ist gut so. Und warum ich nur Hochgeschlossene Oberteile Trage, sage ich niemandem. Du weißt schon viel zu viel von mir."

Darien hielt sie für einen Augen blick fest. Michelles Herzschlag schien auszusetzen. Dann küsste er sie. Michelle war verwirrt, doch sie erwiderte den Kuss. Für eine kleine Unendlichkeit standen sie da. Doch Michelle war innerlich zerrissen: Was war mit dem Unbekannten, der ihr immer half, wenn die Five Elements einen Kampf hatten? Und vor allem, was war mit Alex?

"Nein! Darien, bitte lass das", bat sie. "Du weißt genau, dass ich einen Freund habe. Bitte lass mich."

"Ich weiß, aber das war die Belohnung dafür, dass ich dir das Schwimmen beigebracht habe, Okay?"

Michelle nickte stumm, was sollte sie anderes tun?
 

Der Tag verlief ruhig, bis Michelle auffiel, dass Alex nicht mehr da war. Sie suchte ihn und fand ihn schließlich in seinem Zimmer. Er stand vor ihr in seinen Shorts, was an sich nichts schlimmes war.

"Wer?" fragte sie kalt und ihr Blick war finster.

"Hey Kleines, was meinst du?" er tat völlig unschuldig.

"Du verlogenes Arschloch!" schrie sie, "Ich will wissen, wer da unter deiner Decke liegt!!! Oder glaubst du, ich sei blind?" inzwischen waren auch Catharina und Alicia an der Tür und sahen das Geschehen. Alex stand da, als sei nichts gewesen, doch die Spuren von rotem Lippenstift waren nicht zu übersehen.

"Was willst du von mir?" fragte er ärgerlich, doch er wurde nervös und warf einen raschen Blick auf sein Bett. Michelle trat darauf zu und riss die Decke weg und fand, wie schon erwartet, ein anderes Mädchen: Pamela.

"Du machst mich krank!" sagte Michelle und verließ das Zimmer. Sie weinte nicht, nein, sie war einfach wütend, sehr wütend. Alex folgte ihr und draußen ging die Szene weiter.

"Man, glaubst du echt, alles hält ewig? Du spinnst doch! Es liegt in der Natur mehrere Partner zu haben. Reg dich doch nicht so auf!"

"Ja, das mag sein. Aber wage es nicht noch ein Mal zu sagen, ich spinne. Verschwinde aus meinen Augen und hoffe, dass du mich nie wieder trifft!" schrie sie.

"Miststück!" sagte Alex. Das war zu viel! Michelle drehte sich um und holte aus, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Sie dachte nicht darüber nach, wie stark sie war und was mit ihm passieren könnte. Doch bevor sie zuschlagen konnte, griff jemand nach ihrer Hand und dieser jemand war stärker als sie selbst. Mit einem Ruck drehte Darien Michelle um und küsste sie. Sie weigerte sich, die Sache auf sich zu beruhen zu lassen und wollte sich befreien, doch Darien ließ sie nicht los.

"Lass ihn einfach", flüsterte er. "Alex ist es nicht wert, dass du dich darüber aufregst."

"Lass mich los", befahl Michelle, doch Darien ließ sie nicht los.

"Wenn ihr Herz so schwarz ist, wie ihre Kleidung, dann sehe ich schwarz", sagte Pamela kalt, die inzwischen hinzugetreten war.

"Nicht ihr Herz, aber etwas in ihrer Seele", sagte Darlene und scheuerte ihr eine.

Michelle riss sich los und ging weg. Sie ignorierte alle um sie und alle, die ihr im Weg standen, machten vorsorglich Platz.
 

Michelle sprach in den nächsten Tagen weder mit Pamela, noch mit Alex. Sie hatte Darien gesagt, dass sie ihn sehr gern hat, aber sie viel zu wütend sei, um eine neue Beziehung anzufangen. Ihn schien es nicht zu kümmern, was Michelle nur noch mehr verletzte. Niemand sah das, und das war gut so.

"Alex ist schon immer ein Weiberheld gewesen, aber das hätte ich nicht von ihm erwartet", sagte Benjamin. Er und Alicia saßen zusammen am Strand und unterhielten sich.

"Sie ist verdammt wütend, was ich voll und ganz verstehen kann. Ein Wunder, dass sie ihm keine runtergehauen hat", antwortete Alicia und küsste Benjamin. Sie war glücklich und sie wusste, dass Benjamin sie niemals so verletzen würde. Michelle saß allein in der kleinen Bucht, in der Darien ihr die Angst vorm Wasser genommen hatte und dachte nach. Einfach über alles. Dann hörte sie Schritte im weichen Sand, kaum hörbar im Normalfall, doch Michelle nahm sie deutlich wahr. Sie drehte sich um.

"Warum sitzen Sie hier so allein?" fragte ein kleines Mädchen. Es hatte einen kleinen Teddybären in der einen Hand und ihr Kleid war etwas zerrissen.

"Ich will nachdenken. Und was machst du so allein hier?" fragte Michelle.

"Ich mag das Wasser. Aber ich kann nicht schwimmen. Meine Mama wollte es mir zeigen, aber sie ist nicht mehr nach Hause gekommen. Mein Papa sagt, dass sie im Himmel ist, wo keine Dämonen sind. Er sagt, dass sie da oben ist und auf mich aufpasst." Das Mädchen zeigte hoch und begann zu winken.

"Setz dich zu mir", sagte Michele sanft. "Wie heißt du?"

"Lina. Und wie heißen Sie?"

"Du kannst mich Priss nennen. Das ist mein Spitzname, obwohl ich Michelle heiße. Weißt du, meine Mutter ist auch gestorben. Und mein Vater auch, aber ich habe gute Freunde. Hast du Freunde?"

Lina schüttelte traurig den Kopf. "Nein, hier wohnt niemand mehr. Nur Lena und ich."

"Wer ist Lena?" fragte Michelle irritiert.

"Das ist meine Schwester. Meine Mama wollte, dass wir so heißen: Lena und Lina. Ich habe Sie und ihre Freunde gesehen. Sie wohnen in dem großen Haus, wo sonst niemand mehr ist."

"Da hast du recht. Wo ist Lena denn jetzt?" Michelle wollte gern wissen, was mit dem Mädchen los war. "und wo ist dein Papa?"

"Lena sucht was zu essen. Wir haben nichts mehr. Das ist ganz blöd, weil wir doch so großen Hunger haben. Wir wollen nicht stehlen, aber manchmal müssen wir das."

"Ja, das verstehe ich. Aber warum geht ihr denn nicht in ein Kinderheim? Dort gibt es etwas zu Essen für euch."

"Nein. Mein Papa hat gesagt, wir sollen auf das Haus aufpassen, bis er wieder da ist. Er hat gesagt, er geht einkaufen."

Michelle wurde hellhörig. "Wann ist dein Papa denn weggegangen?"

"Das ist ganz lange her", sagte Lina traurig. "Aber er kommt bestimmt, um uns zu holen und uns etwas zu essen zu bringen. Mein Papa liebt uns doch! Er hat das nicht gesagt, aber er liebt uns doch! Ich weiß es, Mama hat es uns immer gesagt." Lina weinte. Michelle nahm das kleine Mädchen in den Arm, um es zu trösten. Lina war vielleicht sechs Jahre alt, nicht älter. Sie hatte langes Haar, das genauso schwarz und seidig war, wie das von Michelle. Ein Auge war braun, das andere grün. Sie sah Michelle ein wenig ähnlich, aber viel mehr ähnelte sie William Stanton.

"Wie heißt denn dein Papa? Vielleicht kann ich dir sagen, was mit ihm passiert ist", sagte Michelle sanft.

"Stanton. Meine Mama nannte ihn oft Will. Kennst du meinen Papa?" Linas Gesicht hellte sich hoffnungsvoll auf, während Michelle innerlich zu zerbrechen drohte.

"Ja, ich kenne deinen Papa. Und ich weiß, was mit ihm passiert ist. Er ist jetzt bei deiner Mama im Himmel, das hat mir ein ganz böser Mann gesagt. Er hat deinen Papa zu deiner Mama gebracht. Dieser Mann ist ein Teufel, man kann nicht mehr sagen, er sei ein Mensch. Bring mich zu Lena, ihr werdet bei uns wohnen." Michele stand auf und nahm das Mädchen bei der Hand. Sie drückte eine Art Knopf an ihrem Armband und sagte dann: "Catharina, Darlene, kommt zu mir. Ihr werdet mich finden. Alenka, halt Ausschau nach Dämonen, es sind sicher welche hier. Alicia, halt die Stellung, pass auf alles auf."

"Was ist los?" ertönte die Stimme von Alicia.

"Erkläre ich euch später." Michelle ließ sich von Lina führen, überraschender Weise zu dem Strandhaus von Darien. "Lina, ist deine Schwester hier?"

"Sie ist da. Irgendwo. Wir wollen nicht stehle, aber wir haben doch so großen Hunger. Sie ist bestimmt da unten im Keller."

"Ich verstehe. Schau mal, da vorne sind zwei Freundinnen von mir. Sie passen auf dich auf, während ich nach Lena schaue, in Ordnung?"

Lina nickte und sah zu Darlene und Catharina.

"Priss, was ist los?" fragte Catharina, deren Blick sofort auf Lina fiel.

"Das hier ist Catharina und das ist Darlene. Das sind meine beiden Freundinnen. Sie werden mit dir in die Küche gehen und dann kannst du dir aussuchen, was du essen möchtest. Catharina, Darlene, das hier ist Lina Stanton. Ich habe sie eben kennen gelernt. Jetzt suche ich nach Lena, ihrer Schwester. Ihre Eltern sind gestorben und jetzt haben sie niemanden mehr. Wir werden uns um sie kümmern." Catharina und Darlene nickten und gingen mit Lina ins Haus. Michelle suchte Darien und bat ihn, ihr den Kellerschlüssel zu geben.

"Was willst du damit?" fragte er, "da ist seit Jahren niemand mehr drin gewesen."

"Ich vermute, dass jetzt ein kleines Mädchen da unten ist. Bitte, es ist wichtig. Außerdem müssen wir aufpassen..." Verflixt, verquatscht, dachte sie sich.

"Weswegen?"

"Das erkläre ich dir später. Komm jetzt, bitte." Michelle nahm seine Hand und zog ihn mit sich. Zusammen gingen sie in den Keller. Die Tür ließ sich kaum öffnen. Sie schalteten das Licht ein und suchten Lena in dem vollstehenden Keller.

"Lena, bist du hier?" rief Michelle und durchsuchte alles, bis Darien irgendwann rief:

"Sie ist hier!" Michelle eilte sofort hin und sah Darien, der vor einem kleinen Mädchen hockte. Zwillinge!

"Hallo Lena, wie geht es dir? Möchtest du zu Lina gehen? Sie wartet oben." Lena zitterte vor Angst.

"Bitte, seinen Sie nicht böse. Ich wollte nicht stehlen, ich habe doch nur", Lena begann zu weinen.

"Komm erst mal mit nach oben. Wir tun dir sicher nichts, das verspreche ich dir hoch und heilig. Wir sind nicht böse", sagte Michelle sanft. Lenas Magen knurrte. "Komm her, es ist alles gut." Michelle nahm das Mädchen bei der Hand und führte es nach Oben.

"Was ist hier los?" fragte Darien auf Deutsch, damit das Mädchen nichts verstand.

"Ich habe ihre Zwillingsschwester getroffen. Die kleinen haben niemanden mehr, ihre Eltern sind tot. Die Kleine hier suchte etwas zu Essen, darum war sie im Keller. Ein Wunder, dass sie überlebt haben", sagte Michelle leise, ebenfalls auf Deutsch.

"Du wirst sicher mal ne gute Mutter", scherzte Darien.

"Sicher nicht. Aber als große Schwester mach ich mich sicher nicht schlecht."

In der Küche angekommen, setzte sich Lena unsicher zu ihrer Schwester und begann etwas zu essen. Auch sie trug ein zerrissenes Kleid, das nun voll Spinnweben war. "Hey meine Kleinen", sagte Michelle freundlich. "Wie alt seid ihr eigentlich?"

Wie aus einem Mund kam die Antwort: "Sechs." Dazu hielten sie ihre Hände hoch und zeigten die Zahl freudestrahlend mit ihren Fingern.

"Esst euch erst mal satt, wir werden mal sehen, ob wir ein paar neue Sachen für euch auftreiben können, so können wir euch schließlich nicht lassen. Darien wird bei euch bleiben. Wenn ihr Fragen habt, kann er sie bestimmt beantworten. Aber euren Vater kannte er nicht. Wir sind gleich wieder da." Michelle bedeutete Darlene und Catharina ihr zu folgen. Sie gingen in ihr Zimmer und riefen auch Alicia dazu, Alenka war über den Kommunikator mit den vieren verbunden.

"Darlene und Catharina wissen es schon, diese beiden Mädchen heißen Stanton mit Nachnamen. Ich bin mir sicher, dass hier Dämonen in der Nähe sind. Ich kann mir das ganze nur so erklären, dass er seine Töchter hier zurückgelassen hat, damit sie sterben. Was mit ihrer Mutter geschehen ist, weiß ich nicht genau, aber sie ist tot, bestimmt sogar.. Ich weiß nicht, was die Mädchen für eine Rolle spielen, aber wir können sie nicht allein hier lassen. Die Gegend ist verlassen, das haben sie gesagt und diese Kinder lügen nicht. Sie haben verblüffende Ähnlichkeit mit William Stanton"

"Und mit dir, Michelle, unterbrach Catharina ernst. Ihre Augen haben die gleiche Farbe, wie deine."

"Ja, aber eine Verbindung kann ich mir in dieser Hinsicht nicht erklären. Wir müssen unsere Augen offen halten. Ich werde mir den Beiden die Gegend erkunden und mir alles von ihnen erklären lassen. Ich hoffe, sie haben nicht zu große Angst. Alenka, sei wachsam, melde alles, was verdächtig erscheint. Und noch etwas: Vor ein paar Tagen haben Darien und ich vier Gestalten, schwarze Gestalten, vom Haus wegrennen sehen. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber sicher nichts Gutes."

"Verstanden", sagten die Vier Mädchen gleichzeitig und teilten sich auf, um alles abdecken zu können. Michelle ging wieder zu den Mädchen in die Küche, die Darien unaufhörlich ausfragten. Michelle hatte T-Shirts und kurze Hosen mitgebracht, die den Mädchen vielleicht passten.

"Also, ihr Süßen, ich habe hier ein paar Sachen. Ich weiß aber nicht, ob sie euch wirklich passen."

"Meine Rettung", scherzte Darien. "Die Mädchen sind ganz schön neugierig."

"Sie sind wirklich sehr nett zu uns", sagte Lina, welche die Mutigere zu sein schien. "Aber wir müssen gleich nach Hause. Es ist doch Gefährlich, wenn es dunkel ist, das hat uns Michael gesagt."

"Wer ist Michael?" fragte Michelle.

"Michael ist ein Engel, den unsere Mama geschickt hat, um uns zu beschützen. Sie sind bestimmt auch ein Engel, den unsere Mama geschickt hat, nicht wahr Michelle?" Beide, Lena und Lina starrten Michelle erwartungsvoll an. Diese warf einen Blick zu Darien.

"Ich glaube nicht, dass ich ein Engel bin. Aber ich passe auf euch auf. Ich bringe euch jetzt nach Hause und dann holen wir eure Sachen. Wie wäre es, wenn ihr bei mir bleiben würdet, für eine Weile, bis wir wieder nach Hause fahren?"

"Aber, was machen Sie denn, wenn Sie nach Hause fahren?" fragte Lena traurig. "Lassen Sie uns wieder allein?"

"Nein", sagte Darien, bevor Michelle ein Wort sagen konnte. "Ich wohne in einem großen Haus und habe genug Platz. Wenn ihr wollt, könnt ihr da wohnen. Und Michelle wird euch ganz oft besuchen, nicht wahr?"

"Genau. Uns nun lasst uns gehen, bevor es dunkel wird", schlug Michelle vor. Die Mädchen sprangen von den Stühlen und nahmen Michelles Hände, um ihr den Weg zu zeigen. Darien folgte. "Dairen, du brauchst uns nicht zu begleiten, hier gibt es doch keine Dämonen..."

"Das mag sein, aber wenn die Mädchen sagen, dass es im Dunkeln gefährlich ist, dann ist da sicher etwas dran.

"Weißt du, Michelle", sagte Lena, "Ähm, wissen Sie, Michael sagte auch ein Mal, dass er kein Engel ist, aber wir wissen, dass er einer Ist. Weil Mama uns doch von den Erzengeln erzählt hat. Und Michael ist doch ein Erzengel!"

"Bestimmt. Aber ihr müsst mich nicht siezen", sagte Michelle.

"Aber bist du dann auch ein Erzengel?" fragte Lina.

"Natürlich ist sie auch ein Erzengel!" sagte Lena und Michelle blieb keine Möglichkeit zu widersprechen. Sie betrachtete die kleinen Mädchen, die sicher schon lange allein waren. Linas rechtes, sowie Lenas linkes Auge waren smaragdgrün, wie Michelles Augen. Nach einer Weile erreichten sie eine kleine Siedlung. In keinem Haus brannte Licht, nirgendwo schien Leben zu sein.

"Weshalb ist hier niemand?" fragte Darien. "Es ist totenstill."

"Ja, viele Menschen haben hier gewohnt. Aber irgendwann sind sie eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Das war, als Papa weggegangen ist. Wir haben dann manchmal in den Häusern geschaut und etwas zu essen genommen. Die Schlafenden Menschen haben gar nicht mehr gegessen. Und jetzt sind sie fast alle weg." Lina deutete auf ein kleines, rote Haus. "Nur da schlafen noch welche. Die sind nicht gegangen." Darien und Michelle warfen sich vielsagende Blicke zu. Sie sahen beiden zu dem Haus und sahen, dass sich etwas bewegt. Eine Gestalt, die sich auf die vier zu bewegte.

"Pass auf die Mädchen auf", flüsterte Darien.

"Warte, das ist Alenka!" sagte Michelle und rief laut: "Leny, komm hier rüber, wir sind hier." Alenka beeilte sich, setzte ein freundliches Gesicht auf und begrüßte alle.

"Hallo, ich heiße Alenka."

"Das ist aber ein komischer Name", sagte Lena nachdenklich.

"Na ja, das ist ein russischer Name. Ich komme aus Russland. Das ist ziemlich weit weg."

"Achso. Mein Papa war da mal, hat er früher erzählt. Aber das war schon vor unserer Geburt." Lena ging mit ihrer Schwester vor auf ein kleines Haus nahe dem Pier zu. "Michelle, Darien, ihr werdet es nicht glauben, aber hier ist gar nichts los. Keine Menschenseele ist hier. Ich dachte, das sei nur, weil dir dieses Private Stück gehörte, aber hier ist wirklich niemand. Mich wundert nur, dass die Mädchen hier sind. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht."

"Ja, das glaube ich auch. Die Kleinen erzählten etwas von ,schlafenden Menschen'. Wir müssen uns das rote Haus anschauen", sagte Darien.

"Das können wir uns sparen. Drei Leichen. Die Leben seit mindestens einem Jahr nicht mehr." Alenka behielt die Mädchen im Blick.

"Also, das ganze wird langsam immer deutlicher", sagte Michelle. "Wir wissen, dass die Mädels seit ungefähr einem Jahr allein hier sind. Zu der Zeit ist ihr Vater verschwunden und hat sie zurückgelassen."

"Warte mal"; unterbrach Darien. "Du sagtest doch, er sei tot."

Darien, hast du jemals von William Stanton gehört? Er hat die Dämonen erschaffen."

"Ich weiß, worauf willst du hinaus?"

"Priss!" ermahnte Alenka, doch Michelle ließ sich nicht mehr aufhalten.

"Er ist der Vater der Mädchen, da bin ich mir jetzt sicher. Ich habe Stanton ein Mal gesehen und die Mädchen sind ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Er hat seine Töchter allein gelassen, damit sie sterben, so viel ist sicher. Und jetzt sollten wir mal sehen, was Lina und Lena machen. Wer weiß, was hier lauert, wenn es dunkel ist."

Darien sah Michelle verwundert an. "Woher weißt du das alles?"

"Ich bin aus Europa, wir wurden als erstes angegriffen. Stanton war dabei, als meine Familie umgebracht wurde. Was soll ich mehr dazu sagen?" Michelle ging den beiden Mädchen nach, die schon einen kleinen Vorsprung hatten. "Lena, Lina, wo wollt ihr denn so schnell hin?"

"Aber es wird bald dunkel", rief Lina. "Dann ist es gefährlich für uns. Und wir dürfen Michael doch nicht widersprechen, oder?"

"Nein, Michael hat schon recht, aber wir sind ja da. Und wenn etwas passiert, dann beschützen wir euch." Michelle fasste die beiden Mädchen an den Händen und ging mit ihnen weiter. Als sie am Haus der Mädchen angekommen waren, erschraken Darien, Alenka und Michelle, denn es war sehr heruntergekommen. Es muss einmal ein reiches Haus gewesen sein, und gut gebaut, doch etwas oder jemand hat es demoliert.

"Was war das?" fragte Alenka.

"Böse Geister. Dämonen", sagte Lena. "Die haben nachts immer an unser Haus geklopft. Drinnen sieht es auch so aus, aber wir haben uns dran gewöhnt. Michael sagte, sie kommen in der Nacht, um uns zu holen. Aber wenn wir ganz still bleiben, können sie uns nicht finden. Und darum sind sie schon lange nicht mehr da gewesen. Im Haus ist es immer kalt. Unser Zimmer ist im Keller, weil wir da am Sichersten sind. Das hat Michael gesagt."

"Ich wüsste nur zu gern, wer dieser Michael ist! Hier lassen können wir die Mädchen jedenfalls nicht." Sagte Alenka ernst und sah sich um.

"Mädchen, holt eure Sachen, ihr kommt mit zu uns, auch wenn es schon langsam dunkel wird. Wir haben doch ein Haus, das ganz heil ist, da könnt ihr mit uns bleiben", sagte Michelle. Sie fühlte sich immer unwohler. Sie fühlte sich wieder so beobachtet. Und sie glaubte sich an etwas zu erinnern. Das Haus kam ihr Schemenhaft bekannt vor. War sie mit ihrer Familie schon ein Mal hier gewesen? Alles war möglich, wenn man bedachte, wer William Stanton war...

Lina und Lena suchten ihre wenigen Sachen heraus und kamen dann wieder zu den drei anderen. Alenka hatte das Haus schnell erkundet, aber nichts verwertbares darin gefunden. Zusammen gingen sie zurück zum Strandhaus, wobei Lena und Lina immer nervöser wurden. Sie sahen sich immer wieder um, ließen ihre Blicke schweifen, als erwarteten sie, dass etwas aus der Dunkelheit hervorkäme. Aber zum Glück blieb alles ruhig. Alenka und Michelle hätten alles getan, um die beiden Mädchen zu beschützen, und Darien auch.

"Da seid ihr ja endlich", sagte Alicia, die mit Benjamin draußen gesessen hatte, um auf die anderen zu warten. "Alle fragen schon nach euch."

"Es ist doch alles Okay", log Michelle, damit sich die kleinen Mädchen keine Sorgen machten. "Aber ich glaube, das hier zwei kleine Engelchen ins Bett müssen. Alicia, dein Bett wird belagert, meins auch. Ok?"

"Klar", sagte Alicia und lächelte. "Und jetzt sollten wir die kleinen Engelchen wirklich ins Bett bringen!" Alicia küsste Benjamin und sprang dann auf, um im nächsten Moment die kleine Lena auf den Arm zu nehmen. Diese erschrak, freute sich dann aber wie ein kleiner Schneekönig. Lina schaute traurig hinterher, doch zum Traurigsein blieb ihr keine Zeit, denn Michelle nahm sie hoch.

"Sag gute Nacht."

"Gute Nacht." Lina winkte noch ein Mal und hielt sich dann an Michelle fest. Nicht mehr, als eine Feder, dachte Michelle. Die Kleinen putzten die Zähne und wurden ins Bett gebracht.

"Das ist so bequem", sagte Lena und kuschelte sich in die Bettdecke. "Zuhause ist es nicht so schön. Können wir nicht hier bleiben?"

"Leider nicht, auch wenn ich es sehr schön hier finde. Aber wir müssen alle wieder in die Schule. Und ihr müsst auch in die Schule gehen, schließlich sollt ihr etwas lernen. Und in Angel City gibt es bestimmt eine Schule, die ihr besuchen könnt, wo ihr sicher seid.

"Gibt es in Angel City Engel?" fragte Lina.

"Na ja, ich weiß nicht", sagte Michelle.

"Aber ich weiß. Vor vielen hundert Jahren hieß diese Stadt ,Los Angeles'. Das ist Spanisch und Heißt ,die Engel'. Darum glaube ich ganz fest daran, dass es in Angel City Engel gibt, die uns alle vor den bösen Dämonen beschützen. Und nun müsst ihr schlafen." Michelle blieb noch so lange im Zimmer, bis die Beiden eingeschlafen waren.
 

In der Nacht hatte es viel Lärm gegeben, das Haus war angegriffen worden, doch vorsorglich hatten alle ihre Türen verschlossen. Dennoch war es den Angreifern, den Schäden nach zu urteilen Dämonen, gelungen Lena und Lina zu entführen. Sie waren nicht mehr da.

"Priss, was hast du vor?" fragte Alicia und hielt die Freundin am Arm fest.

"Was denkst du? Ich werde sie suchen."

"Was hast du vor?"

"Meine Tarnung nicht auffliegen lassen. Kommt mit oder lasst es bleiben. Ich lasse jedenfalls nicht zu, dass ihnen etwas passiert! Sie sind unschuldig!".

"Wir sind alle unschuldig", sagte Darlene.

"Nein, wir sind nicht unschuldig. Wir nicht mehr. Aber diese Mädchen sind es und sie haben einen solchen Tod nicht verdient. Ich werde herausfinden, was mit ihnen Passiert ist, mit ihrer Familie. Ich werde Stanton umbringen für das, was er getan hat. Anfangs wollte ich nur meine Familie rächen, jetzt räche ich auch Lena und Linas Familie." Sie ging los und natürlich gingen auch Alenka, Darlene, Alicia und Catharina mit. Als sie außer sichtweite des Hauses waren, ,verwandelten' sie sich in die Five Elements. Water vermutete die Dämonen am Pier, da sie dort am Tag etwas gesehen hatte. Sie hatte dies aber nicht weiter beachtet. Also machten sie sich auf zum Pier. Es brannte Licht und Stimmen waren zu hören. Tiefe, grausame Stimmen. Und ein heller Schrei durchbrach die Nacht.

"Lina!" rief Storm und rannte los, ohne auf etwas anderes zu achten. Sie rannte bis zum Ende des riesigen Piers und zog ihr Schwert. Noch bevor die Dämonen reagieren konnten, hatte sie zwei von ihnen enthauptet. "Lina, Lena, wo seid ihr?" rief sie. Lina schrie ein weiteres Mal auf. Die Elements hatten den Schauplatz erreicht und man hörte, wie etwas ins Wasser fiel.

"Hilfe!" schrie Lina erstickt. Wie aus dem Nichts war der Maskierte Mitstreiter der Elements aufgetaucht und hielt Storm den Rücken frei. Sie sprang auf das Wackelige Geländer, welches Das Pier umschloss und sprang ins schwarze Wasser.

"Storm!!!" riefen die Elements, die Michelles Angst nicht vergessen hatten.

Im Wasser suchte Storm nach dem kleinen Mädchen. "Lina, wo bist du?" Die Strömung war stark und zog Storm unter das Pier. Sie hörte ein leises Wimmern, welches sofort wieder unterging, Lina drohte zu ertrinken. Storm tauchte unter, ohne zu wissen, wo Lina war. Aber ein Gefühl trieb sie voran, eine Ahnung und im nächsten Moment berührte sie etwas. Sie griff danach und zog das kleine Mädchen an die Wasseroberfläche. "Lina, wo ist deine Schwester?" fragte Storm so sanft es ihr in dieser Situation möglich war.

Lina spuckte ein wenig Wasser und stammelte nur: "Oben, oben im Pier." Eine Welle erfasste die Beiden und presste sie an einen der Stützpfeiler, die mit scharfen Muscheln übersäht waren. Storm drehte sich so, dass sie mit dem Rücken dagegen schlug und Lina nichts passierte. Sie kämpfte sich mit dem Mädchen bis zum Strand vor.

"Lina, bleib hier und sei ganz still, wie Michael es dir gesagt hat. Michael hat recht, wenn sie dich nicht hören, dann finden sie dich nicht. Hier bist du sicher. Warte, bis ich wiederkomme, oder bis eine von den Five Elements herkommt. Sie sehen aus, wie ich", sagte Storm.

"Aber Lena!"

"Lena passiert nichts, das verspreche ich dir, hoch und heilig. Sie streckte ihren kleinen Finger aus, so dass Lina einhaken konnte. "Und nun sei ganz still." Storm kletterte wie eine Katze an einem der Pfeiler nach Oben und mischte sich wieder in den Kampf. "Glaubt ihr wirklich, ich gehe unter?" fragte sie. Erleichtert schüttelten die Freundinnen den Kopf und widmeten sich ihrer Arbeit. Ihr Mitstreiter schlug sich einen weg frei, so gut er konnte

"Eins muss man ihm ja lassen", rief Earth lachend, "Er kann kämpfen und hat wunderschöne Augen!" sie rammte ihr Schwert in die Brust eines Dämons uns stellte mit Schrecken fest, dass etwas im Blut zu sein schien, das das Metall zerfraß. "Scheiße, Säurekapseln! Nicht ins Herz, ich brauch ein neues Schwert!" sie warf ihres Beiseite und musste sich ohne Waffe wehren, was schwierig, aber nicht unmöglich war.

Der Maskierte Kämpfer schrie ein Mal auf. Er konnte nichts mehr sehen, etwas schwarzes, schwarzes Blut, war in sein Augen gespritzt. Er parierte die Schläge so gut es ihm möglich war, aber er wurde getroffen. Storm bahnte sich in Windeseile einen Weg zu ihm und tötete den Dämon, der ihn angegriffen hatte. Die Dämonen waren besiegt, doch von Lena war keine Spur und auch der Mitstreiter konnte noch nicht sehen.

"Im Pier, Lena muss drinnen sein. Macht euch auf etwas gefasst, es ist noch nicht vorbei!!!" rief Storm und kniete sich vor ihren Helfer. "Ganz ruhig, ich will dir nur helfen.

"Lass die Finger von mir", sagte er rau. Michelle glaubte die Stimme zu erkennen, konnte es aber nicht glauben.

"Ich mache, was mir passt", sagte Storm und nahm ihm die Sturmhaube ab, um sein Gesicht sehen zu können und um ihm helfen zu können. Es war Darien. "Und ich wollte mich zwischen euch beiden entscheiden", sagte Michelle lachend. Darien verstand nicht, was sie meinte, doch dann küsste sie ihn. Darien wusste nun, wen e vor sich hatte.

"Michelle?"

"Warte, ich wasche dir die Augen aus, vielleicht kannst du dann wieder sehen." Sie nahm ihr Tuch, das jetzt nur noch um den Hals hing, ab und wischte Darien die Augen sauber. Seine Tränen taten den Rest und obwohl er nur verschwommen sehen konnte, wusste er, dass es Michelle war.

"Ich hätte es wissen müssen", sagte er und lächelte unglücklich. "Die einfachste Lösung ist oft die Richtige."

Storm sagte nichts dazu, sie küsste ihn einfach. "Ich wollte dich nicht belügen müssen", gestand sie. "Los, wir müssten zu Lena." Doch bevor sie das Gebäude betreten konnten, kamen die anderen schon heraus und stellten erstaunt fest, dass Storm ihr Tuch nicht mehr vor dem Gesicht hatte und dass Darien ohne Sturmhaube dastand. Air trug die bewusstlose Lena, die aber unverletzt zu sein schien.

"Darien, dich hätte ich am wenigsten hier erwartet." Fire sah ihn schief an.

"Wir haben noch genug Zeit für Erklärungen. Lasst uns die Mädchen in Sicherheit bringen." Storm ging vor, um Lina zu holen, die ihr überglücklich um den Hals fiel.

"Ich hatte solche Angst, dass du nicht mehr wiederkommen würdest", rief sie und weinte.

"Ich bin da. Was ich verspreche, das halte ich auch. Lena geht es gut. Komm, wir gehen nach Hause." Lina nickte und gemeinsam gingen die Five Elements, die Zwillinge und Darien zurück zum Strandhaus.

"Ähm, ich glaube nicht, dass es gut ist so da aufzutauchen", sagte Earth und blieb stehen. Ich meine, bei Darien tut es nicht unbedingt viel zur Sache, oder?" sie sah ihn an und er schüttelte den Kopf. "Aber wir sollten es trotz allem vermeiden."

"Hast Recht." Sagte Fire. Ari gab Darien das Mädchen und alle zogen den linken Handschuh aus. Darunter kam bei jeder von ihnen der Armreif zum Vorschein. Sie steckten die Ringe hinein und drehten zurück. Blitzschnell standen sie da, als wären sie niemals die Five Elements gewesen.

"Ich glaube das müsst ihr mir noch mal genau erklären", sagte Darien verwundert.

"Ja, später", sagte Michelle. Sie gingen zum Strandhaus, wo schon Stacey und Benjamin warteten.

"Wo wart ihr so lange?" fragte Stacey besorgt. Ihr Blick fiel sofort auf Dariens Schulter. "Du bist verletzt" sagte sie.

"Alles halb so wild", sagte Darien.

"Kommt, wir haben einiges zu besprechen", sagte Michelle. "Wir sollten ein wenig mehr Licht in die Angelegenheit bringen." Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als sich die Freunde in Dariens Zimmer setzten. Lina und Lena lagen wieder im Bett und schliefen nach der Aufregung. Michelle begann mit den Tatsachen: "Also, wir haben keine Lust mehr unsere Freunde belügen zu müssen, deshalb kommt jetzt die Wahrheit auf den Tisch. Alenka, Darlene, Catharina, Alicia und ich sind die Five Elements. Darien hat es vorhin rausbekommen, schließlich stand er uns oft genug gegen die Dämonen zur Seite." Benjamin blieb ruhig, Stacey lachte.

"Ich habe mir schon irgend so was gedacht. Damit erklärt sich, wie Michelle es geschafft hat Amber ohne Probleme in die Luft zu halten. Schon an eurem ersten Schultag hätte ich es mir denken können."

"Benjamin, ich wollte dich nicht belügen", sagte Alicia leise.

"Ich habe es mir gleich gedacht. Schon an dem Tag von Staceys Entführung. Aber wer kann es euch verübeln? Ich jedenfalls bin froh die Wahrheit zu kennen", sagte Benjamin.

"Wo wir schon bei den Geständnissen sind, ich hätte noch eine Kleinigkeit auf Lager", sagte Alenka. "Ich denke, wir sollten mit der ganzen Wahrheit rausrücken. Ich heiße Alenka Valezca Alexandrvicha. Ich bin aus Russland, mein Element ist Wasser. Tja und vor Ewigkeiten bin ich von Zuhause abgehauen. Meine Famile weiß nicht, dass ich noch lebe."

"Keine von unseren Familien weiß, dass wir noch leben, und meine Eltern hat es niemals interessiert. Darlene Elizabeth Conelly aus England, der wohl schönste Insel."

"Ich wollte immer einen Namen haben, den es Häufig gab und der nicht berühmt war. Ich dachte Sanchez passt ganz gut. Aber ich heiße Alicia Carmen Cortéz."

"Catharina Aurelia zu Weißenfeld."

"Und jetzt kommt das Längste Geständnis", sagte Michelle. "Bergerace ist ein Name aus einem Buch. Ich wurde von der Familie de Pointhieu adoptiert.

"Irre ich mich oder sind das fünf der reichsten Familien der Welt?" fragte Stacey.

"Genau zu diesen Familien gehören wir, sonst hätten wir das alles niemals realisieren können. Unglaublich wie leicht es ist, Geld vom Konto meiner Ma abzuzweigen, ohne dass sie es merkt." Sagte Catharina.

"Ja, und nun zu den Zusammenhängen, die ich so lange verschwiegen habe." Michelle hatte die Augen geschlossen, um niemandem in die Augen sehen zu müssen. " Ich habe es einfach nicht über mich gebracht es zu sagen. William Stanton, der Vater von Lena und Lina, ist der Bruder meines Adoptivvaters." Ein Schock ging durch die Reihe. "Man sagt, ich sei seit Jahren tot. Niemand habe das erste Massaker der Dämonen überlebt. Stanton war da. Er hat mir die Narbe zugefügt, die ich seitdem verstecke. Er dachte, ich würde sterben, aber ich habe überlebt, weil ich ihn bestrafen wollte. Ich wollte, dass er so leidet, wie meine Brüder. Ich habe ihn gehasst. Jetzt hasse ich ihn noch mehr. Ich weiß nicht, weshalb mir die Mädchen so ähnlich sehen, aber ich weiß, dass sie zu meiner Familie gehören."

"Warum hast du uns nicht gesagt, wer er ist?" fragte Darlene.

"Ich konnte einfach nicht. Ich konnte es nicht. Ich werde mir gleich das Haus der Stantons ansehen, eine solche Chance bekommt man nicht alle Tage. Vielleicht finde ich einen Hinweis auf seinen jetzigen Aufenthaltsort. Es tut mir Leid, dass ich es euch nicht gesagt habe. Ich konnte es einfach nicht."

"Schon okay. Jetzt ist es raus. Also gut, ich würde sagten, dass Darien und Michelle sich das Haus ansehen, Cat und ich sehen nach den Mädchen, Darlene schiebt draußen Wache, mit Stacey, wenn es ihr nichts ausmacht. Tja Ben und Cammy sollten sich aussprechen." Alenka stand auf und grinste. Alle begannen zu Lachen.

"Also gut, an die Arbeit, wir haben noch viel vor uns", sagte Michelle und verließ erleichtert das Zimmer. Die Freunde strömten auseinander. Michelle und Darien machten sich also auf den Weg zum Haus der Zwillinge.

"Du überrascht mich immer wieder", sagte Darien und küsste Michelle.

"Jetzt weiß ich endlich, warum ich mich kaum gegen dich wehren konnte. Kein Wunder, wenn du gegen Dämonen kämpfst."

"Tja, da wirst du wohl Recht haben."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-05-29T18:17:07+00:00 29.05.2005 20:17
@Kizna_Miyu: Ja, der Schreibstil ist super^^

Konnte gar nicht aufhören, dass Kapitel zu lesen! xD
Und ich find es super, dass Michelle und Darien jetzt zusammen sind^^ *freu* Die passen doch so gut zusammen^^

Aber Ari, lass dir Zeit mit dem nächsten Kapitel, ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn deine Hand vom vielen Schreiben schrott geht! xD
Ganz liebe Grüße
JulY
Von:  Anoriel
2005-05-29T09:12:25+00:00 29.05.2005 11:12
*maunz*
hehe..erste! xD
Also hastu mir das kapi doch nich ganz geschickt!xD
*froh is weiter lesen zu dürfen*
nyah was solls^-^
ich finds super!^^
aber.. "Catharina Aurelia zu Weißenfeld." ich dachte sie heisst Müller?<_<"
*drop*
nyah..ich schau mir die steckis einfach nochmals an^^
ich hoffe du schreibst bald weiter.,denn dein Schreibstil is toll nicht wahr JulY-san?^^


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