Three
Draco sitzt in einem Sessel am Fenster und starrt in den grauen, tristen Himmel. Immer wieder gehen ihm diese vier Worte durch den Kopf: Never Love Never Live
<<Das soll wohl bedeuten, wer niemals liebt, lebt niemals wirklich. Was ist ein Leben ohne Liebe? Es ist einsam... Nie ist jemand da, der einen in den Arm nimmt oder dem man auch überhaupt vertrauen kann. Nie ist jemand da, der einen tröstet oder der einen einfach nur durch ein paar liebe Worte aufheitert.
Schwach erinnere ich mich an die Liebe, dieses warme Gefühl, dass einem so viel Stärke gibt, einen aber gleichzeitig so sanft macht. Ich habe sie mal empfunden, vor Jahren. Doch jetzt ist sie weg, hat sie mich verlassen.
Aber ist sie nicht gerade dabei zurückzukehren? Spüre ich nicht dieses leichte Glimmen, wenn ich an Harry denke oder bei ihm bin?
Wenn man liebt, ist man glücklicher, als wenn man nicht liebt. Auch wenn diese Liebe nicht erwidert wird, man braucht sie und will sie... Denn wenn man nicht liebt, ist man eigentlich kein Mensch oder? Sondern nur eine Hülle, eine schwache Seele.
Dann ist man nur ein Ding. Wenn man nur an den andren denkt, schlägt das Herz schon schneller und ein Glücksgefühl breitet sich in einem aus. Das allein ist es doch schon wert zu lieben.
Dieses beständige warme Feuer, das auch verbrennen kann. Es vertreibt die Kälte, die man fühlt. Es macht einen einfach glücklich. Man kann die Liebe nicht beschreiben, aber ohne sie ist das Leben kalt und dunkel.
Ich sehne mich danach zu lieben. Und ich will auch geliebt werden. Ich will wieder dieses Glück spüren, dass mir so lange verwehrt geblieben ist. Kannst du nicht einfach aufwachen, Harry? Harry!!!>>
Da ist sie wieder. Diese Stimme, diese liebevolle, traurige Stimme. Und dieses Licht. Er drückt sich noch tiefer in die Schwärze, versteckt sich vor dem Licht. "Hallo, Harry. Ich habe viel über deine letzten Worte nachgedacht, Never Love Never Live. Ich weiß jetzt, was sie bedeuten. Nämlich, dass wenn man nicht liebt, man nicht wirklich lebt, sondern nur sein Leben dahin fristet und wartet, dass es endlich vorbei ist.
Ich habe schon lange nicht mehr geliebt, aber langsam spüre ich dieses sanfte Feuer wieder in mir aufflammen. Es verbrennt mich nicht, noch nicht. Ich hoffe, dass es das auch nie tun wird. Spürst du es auch, Harry?"
Dieses Licht ist gar nicht so wie andre. Es blendet mich nicht. Es ist wie etwas Warmes, Helles. Es wird mich nicht verbrennen, es wird mir nicht in den Augen wehtun, nicht wahr? Und es wird mich nicht ungefragt mit sich nehmen...
"Ich bin in dich verliebt, Harry und ich würde so gerne leben."
Langsam streckt Harry die Hand nach dem Licht aus, fühlt wie es seine Hand sanft streichelt und sie angenehm wärmt.
"Aber richtig leben, kann ich nur mit dir, verstehst du? Wenn du aufwachen würdest und dich in mich verlieben würdest...Ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt."
Er zuckt zusammen. Seine Narbe... Aber nein, sie brennt ja gar nicht. Er fühlt dort auch diese liebkosende Wärme. Aber schon ist sie wieder weg. Ein Atem auf seiner Wange. Jemand hat sich über ihn gebeugt, blickt auf ihn herunter.
"Wach auf, Harry, tu es für mich, wenn du mich liebst. Bitte...zeig mir, wie man richtig liebt."
Diese Worte, so voller Trauer, so flehend. Und das Licht, so lockend...viel schöner als die Schwärze...Die Dunkelheit liebt ihn auch, bittet ihn zu bleiben. Er liebt beide, Licht und Dunkelheit. Doch er war lange genug hier. Jetzt muss er erfahren, zu wem diese Wärme gehört, zu wem diese Stimme gehört.
"Verzeih mir, Dunkelheit... Ich bitte dich, sei mein treuer Begleiter... Ich liebe dich noch genauso wie vorher. Nimm mich nachts in deine schützende Umarmung... Verlass mich nicht." flüstert er noch, bevor er sich erhebt und einen vorsichtigen Schritt in den Kreis des Lichtes macht.
Noch einmal streicht die Dunkelheit über seine Wange, dann entlässt sie ihn aus ihrer Umarmung und zieht sich zurück. Er macht einen weiteren Schritt und endlich steht er komplett im Licht.
Es hebt ihn hoch, lässt ihn schweben, trägt ihn zu seinem Ursprung, zu seinem Besitzer. Und Harry lacht, seine Augen funkeln, er wird glücklich sein können...
Draco streicht Harry die Haare aus der Stirn und streift dabei kurz seine blitzförmige Narbe. "Wach auf, Harry, tu es für mich, wenn du mich liebst. Bitte...zeig mir, wie man richtig liebt."
Er seufzt leise, kaum hörbar, auf und starrt dem Gryffindor in sein gebräuntes Gesicht. Er will sich gerade wieder aufrichten, als er erstarrt.
Zwei Arme haben sich um ihn geschlungen und ein Gesicht hat sich in seiner Halsbeuge vergraben. "Harry..." bringt er stotternd hervor."Harry!" Seine Arme ziehen den dünnen Jungen ganz nah an sich. "Du bist wach..." "Ja, Draco. Ich bin aufgewacht, für dich. Ganz allein für dich."
"Dieses Lied, was war das?" "Scht. Erwähne nie wieder dieses Lied, ich bitte dich. Und singe es nie, niemals! Versprich mir das, ja?" Verwundert stimmt Draco zu.
Hätte er dem Gryffindor jetzt in die Augen gesehen, hätte er darin Angst und Verzweiflung gesehen.
<<Niemals, niemals darfst du dieses Lied singen, mein Herz. Niemals! Es ist nicht nur ein Lied...Leih ihm nie deine Stimme, ich flehe dich an.>> denkt Harry und klammert sich noch fester an den Slytherin.