A life without Gackt?
Ein angenehmer kühler Luftzug wehte durch das geöffnete Wohnzimmerfenster. Der Vorhang flatterte leicht im Wind.
Gackt, welcher mit Hyde auf dem Sofa saß, blickte auf. Er hatte seinen Laptop neben sich auf einer kleinen Ablage stehen, um seiner Arbeit nach zu gehen, während Hyde es sich liegend auf der Couch gemütlich gemacht hatte.
Seinen Kopf hatte er auf Gackts Schoß gebettet.
Der ältere Sänger las gerade in dem Buch, welches er sich von Gackt geliehen hatte und versuchte sich soweit darauf zu konzentrieren.. Jedoch war das Ganze ein eher schwieriges Unterfangen, denn seine Gedanken konnten sich nicht auf das Buch vor sich konzentrieren.
Sie waren eher auf den Mann gerichtet, welcher gerade bei ihm saß.
Hyde ließ sein Buch sinken und legte es auf den Couchtisch nebenbei. Er konnte sich jetzt sowieso nicht mehr konzentrieren, da seine Gedanken wie auf einer Achterbahn durch seinen Kopf fuhren.
Der Frontsänger von L’arc~en~Ciel verstand sich selbst nicht. Warum ließ ihn die Frage, ob Gackt noch immer etwas für ihn empfand, einfach nicht los?
Hyde seufzte leise und blickte auf die weiße Decke, welche über ihn aufgebreitet war. Gedankenverloren strich er über den weichen Stoff.
Ihm war warm, obwohl es doch relativ kühl hier im Zimmer war. Ob es vielleicht an Gackts Anwesenheit lag?
Apropos... er bemerkte es erst jetzt, aber hatte Gackt aufgehört zu arbeiten? Das klackern der Tastatur war verstummt.
Neugierig blickte Hyde hoch, um in Gackts Gesicht sehen zu können. Das war von seiner Position zwar etwas schwierig, aber es würde gehen, selbst, wenn er sich dabei verrenken musste.
Er mochte es, Gackt bei der Arbeit zu zusehen. Es faszinierte ihn, wie engagiert und konzentriert er dabei war.
„Ga~chan..?“, flüsterte Hyde schließlich, als er merkte, dass Gackt seine Arbeit im Moment wirklich ruhen ließ.
Der Jüngere hatte seinen Blick auf das Fenster gerichtet, während beide Hände noch an der Tastatur seines Mac verweilten.
Er schien auch seinen Gedanken nachzuhängen, denn es dauerte ein paar Augenblicke, bis er Hydes Stimme realisierte.
„Hu?“, fragte Gackt und blinzelte leicht, als er Hydes fragenden Blick spürte. „Ist dir kalt? Soll ich das Fenster zu machen?“
Der Ältere hob eine Augenbraue, schüttelte aber sogleich den Kopf. Nein, kalt war ihm definitiv nicht..
„Alles in Ordnung..“, flüsterte er leise und versuchte einen Blick in Gackts Augen zu erhaschen, doch dieser wandte sich gleich wieder ab und begann weiter an seinem Laptop zu arbeiten.
Hyde blinzelte, als er Gackts Reaktion bemerkte. Hatte er ihn etwa gestört?
Der Ältere presste die Lippen aufeinander. Sagen wollte er nichts, da er ihn vielleicht wieder stören würde...
Leise seufzend wandte er den Blick von Gackt ab und starrte wieder auf seine Hände, welche er auf seinem Bauch liegen hatte. Warum war er eigentlich noch hier?
Hyde ging es sichtlich besser, das musste Gackt bereits bemerkt haben. Als sie heute Mittag gemeinsam gekocht hatten, hatte er zumindest keinen Schwächeanfall bekommen...das Fieber war auch verschwunden.
Dachte Gackt vielleicht daran, dass es Zeit war, für ihn zu gehen, damit er sich wieder ungestört seiner Arbeit widmen konnte?
Wenn man es genau bedachte, hinderte er ihn ja nur daran.. er nahm so viel Zeit des Solokünstlers in Anspruch, so dass dieser sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren konnte.
Hyde hatte es doch bemerkt, als Gackt heute Mittag nach Hause gekommen war.
Er hatte ein Gespräch mit seinem Manager, welcher durchaus bemerkt hatte, dass bei Gackt derzeit etwas nicht in Ordnung war.
Zumindest hatte der Solokünstler so eine Anmerkung gemacht. Zwar hatte er auch gesagt, dass er seinem Manager erklärt hatte, wie die Dinge stehen, aber dennoch war da dieser Demutstropfen..
Ein tiefer Seufzer entkam Hyde, wenn auch unbewusst, während er seinen Gedanken nachhing. Ihn plagte ein schlechtes Gewissen.. er war schuld.
Wäre er nicht hier, würde Gackt sich mehr auf seine Arbeit konzentrieren können und..
Hyde erschrak leicht, als er plötzlich eine zaghafte Berührung an seiner Stirn bemerkte. Er kniff die Augen zusammen, beruhigte sich aber sogleich wieder, als er ein leises „Shh..“, vernahm.
Er ließ die Augen geschlossen und spürte, wie Gackts warme Hand, sich langsam von seiner Stirn über seine Nase zu seiner Wange bewegte. Unbewusst lehnte sich der Ältere an diese Wärme und lächelte leicht.
Gackt beobachtete Hyde im Augenwinkel und lächelte, als er sich an seine Hand schmiegte. Er wollte ihn schon seit längerem berühren, hatte sich jedoch nicht getraut, da er es vielleicht als unangenehm empfunden hätte..
Der jüngere Sänger nahm nun auch seine zweite Hand von der Tastatur seines Laptops weg und legte sie an seinen Schoß.
Mit der anderen schenkte er Hyde diese kleinen Zärtlichkeiten und beobachtete, wie dieser es sichtlich genoss.
Gackt hatte die Veränderung in Hyde durchaus gespürt, als er das Buch zur Seite gelegt hatte. Irgendwie hatte es den Anschein gemacht, als hätte er sich nicht mehr konzentrieren können.
Ihm hingegen ging es nicht anders. Seit sie hier saßen, kreisten seine Gedanken um Hyde, er fühlte die angenehme Wärme, welche dessen Körper ausstrahlte...
Gackt war froh, dass sich Hydes Gesundheit langsam wieder gebessert hatte und sein Fieber stetig gesunken war. Heute war es sogar ganz verschwunden, was den Jüngeren umso mehr freute.
Allerdings war er sich auch bewusst, dass dies durchaus zur Folge hatte, dass Hyde ihn wieder verlassen würde. Warum sollte er auch bei ihm bleiben, wenn es ihm wieder besser ging?
Ein leises Seufzen entkam Gackt, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging.
Es machte ihn traurig. Dabei hatte er sich doch gerade wieder so an die Nähe des anderen gewöhnt.
‚Wie heißt es doch so schön? Wenn es am schönsten ist, muss man aufhören..‘, bei diesem Gedanken schüttelte er jedoch leicht den Kopf.
Er wollte nicht schon wieder so lange von dem anderen getrennt sein. Er wollte nicht, dass er zu Megumi zurückkehrte und ihn hier alleine ließ.
Schweigend betrachtete er Hydes feine Gesichtszüge und dieses leichte Lächeln, welches sichtlich zeigte, wie sehr er diese Berührung genoss.
Was wäre, wenn Hyde doch noch etwas für ihn empfinden würde?
Als sie damals auseinander gingen, hatten sie besprochen, dass das, was zwischen ihnen war, für immer in ihrem Herzen bleiben würde..jedoch, würde es keine „Fortsetzung“ geben.
Hyde hatte sich das fest in den Kopf gesetzt. Er wollte versuchen ein geregeltes Leben zu führen, mit Frau, Haus und Kind.
Gackt hatte dem schweigend zu gestimmt, jedoch war er anderer Ansicht gewesen. Da er Hyde allerdings nicht verlieren wollte, war ihm keine andere Wahl geblieben.
Andererseits musste er an den Kuss denken, als Hyde wieder zu ihm gekommen war. Vielleicht war doch noch nicht alle Hoffnung vergeben?
Zumindest wollte Gackt versuchen, sich an diesen kleinen Hoffnungsschimmer zu klammern...denn für ihn gab es nur Hyde.
Seufzend ließ er seine Hand über die Schläfe des älteren Sängers wandern. Vorsichtig berührte er dessen Ohr, was ein leises aufseufzen Hydes zur Folge hatte.
Ein kleines Grinsen schlich sich auf Gackts Lippen. Er genoss es sichtlich, den andren diese Zärtlichkeiten zukommen zu lassen.. wenn es Hyde nicht gefallen würde, würde er sicher dagegen protestieren oder etwas sagen.
Also ließ er seine Hand über das Ohr herabgleiten und strich leicht über Hydes Hals, hinab zu dessen Schlüsselbein.
Gackt hatte in all der Zeit fast vergessen, wie angenehm sich Hydes Körper anfühlte. Es war, als wäre er für ihn bestimmt..
Der Jüngere verlor sich vollkommen mit den Berührungen, welche er Hyde zukommen ließ. Verträumt blickte er auf den Älteren und lächelte bei jedem kleinen Seufzen, den sich der andre nicht verkneifen konnte.
Langsam glitt Gackts Hand über Hydes Schulter, fuhr den starken Arm nach, bis hin zu den zierlich-wirkenden Fingern, mit denen er schon einige Gitarrenstücke gespielt hatte.
Hyde erschauderte immer wieder unter den angenehmen Berührungen des Jüngeren. Seine Augen waren geschlossen und er verfolgte mit seinem ganzen Körper, die leichte Spur, welche Gackt auf ihm hinterließ.
Dort, wo er berührt wurde, fühlte er noch Sekunden später, ein angenehmes Kribbeln auf seiner Haut.
War es überhaupt richtig, was er hier tat?
Wie aus dem Nichts hatte er plötzlich diesen Gedanken im Kopf, der ihn nicht mehr in Ruhe ließ.
Er musste an damals denken, als sie sich verabschiedet und beschlossen hatten, dass es eine „Fortsetzung“ ihrer Liebe nicht geben würde...
Die Zeit war hart für Hyde gewesen. Allein mit dem Wissen, dass seine Frau ihn nicht nur einmal betrogen hatte, machte ihn das ganze sehr schwer.
Dennoch versuchte er nach seiner Therapie an das Gute zu glauben. Er wollte versuchen ein geregeltes Leben zu führen.
Ein Leben ohne Gackt.
War das überhaupt möglich?
Hyde fühlte, wie Gackts Hand seine Finger berührten.
Schwach öffnete er die Augen und fasste instinktiv nach Gackts Hand. Er umfasste sie fest mit seiner, verhakte ihre Finger ineinander und drückte sie an seine Brust.
Anschließend schloss er die Augen erneut und legte mit Nachdruck seine zweite Hand ebenfalls auf die Gackts.
Er fühlte sein Herz heftig gegen seinen Brustkorb pochen. Schon lange hatte so etwas intensives nicht mehr gefühlt.
Doch warum brauchte er ausgerechnet jetzt Gackts Halt?
Es war doch alles in Ordnung... er hatte seine Frau, er hatte sein Haus.. ein Kind würde es allerdings so bald nicht geben, dessen war sich Hyde bewusst.
Also, warum?
Was lief in seinem Leben nur verkehrt?
„..Haido..?“, Gackts leise Stimme durchbrach die Stille, an welche sich Hyde gerade verzweifelt klammerte.
Der Jüngere versuchte aus Hydes Gesicht lesen zu können, was in ihm vorging. Doch Hyde drehte den Kopf zur Seite, so dass seine Haare jeglichen Einblick in seine Gefühlswelt verhinderten. Stattdessen drückte er Gackts Hand fester an sein pochendes Herz, welches ihm beinahe aus der Brust zu springen schien.
„Halt mich..“, vernahm er ein zittriges Wispern, dass so fordernd klang, als würde sich Hyde jeden Moment in Luft auflösen, wenn er es nicht täte.
Obwohl er nicht verstand, was gerade in dem Anderen vorging, zog er Hyde aus seiner liegenden Position hoch.
Er selbst rutschte am Sofa etwas nach und half Hyde so, sich auf seinen Schoß zu setzen. Er versuchte die Chance zu nutzen, um einen Blick in Hydes Gesicht zu erhaschen... Doch die Stirnfransen des anderen verdeckten weiterhin geschickt seinen verklärten Blick.
Schweigend schloss er den Älteren in eine feste Umarmung, legte seine Arme um den schmalen Rücken des anderen und bettete dessen Kopf an seine Halsbeuge.
Gackt schloss die Augen und spürte Hydes warmen Atem an seiner Haut... Er spürte die Wärme, die von dem Sänger ausging und seinen Körper wärmte.
Er musste zugeben, dass es in der Zwischenzeit doch ziemlich kühl hier im Raum geworden war, allerdings schien das nun eine volle Nichtigkeit zu sein.
Er spürte, wie Hyde sich regelrecht nach dieser Umarmung verzehrte.. Es schien ihm egal zu sein, was um ihn herum passierte. Vermutlich hätte sogar die Welt untergehen können und der Ältere hätte es nicht bemerkt.
„Haido..?“, flüsterte Gackt erneut, während er seine Hand vorsichtig in Hydes Nacken legte und begann, langsam zu kraulen.
Er wollte ihm mehr geben, als eine einfache Umarmung.. er wollte ihm das Gefühl geben, dass er für ihn da war. Er wollte ihm das Gefühl geben, nicht alleine zu sein.
„...Arigatou..“, zu mehr schien der Ältere nicht in der Lage zu sein. Er suchte weiterhin nach der Nähe des anderen, welche ihm Gackt nur zu gerne entgegen brachte.
Schweigend nahm Gackt Hydes Worte als Antwort hin und versuchte sich dadurch nicht den Kopf zu zerbrechen. Wenn die Zeit reif war, würde er sich ihm mitteilen, da war er sich sicher.
In der Zwischenzeit konnte er nicht mehr tun, als für ihn da zu sein. Ihm seine Wärme und Zärtlichkeiten zu schenken, welche Hyde hungrig in sich aufsog.
TBC.
