Rot(e Haare), wie die Liebe
Hermine kam atemlos in ihrem Zimmer an und warf sich gleich auf ihr Bett um erstmal zu realisieren, was passiert war. Sie war weggerannt. So kannte sie sich überhaupt nicht, dass sie einfach so vor ihren Problemen wegrannte!!!
Müde fuhr sie sich übers Gesicht. Es war noch nicht spät, bald würde es Abendessen geben, aber sie hatte überhaupt keinen Appetit, auf irgendetwas...ohnehin aß sie in letzter Zeit kaum etwas.
Das kostete zu viel Zeit und würde sie vom Lernen abbringen, sagte sie immer zu Ron und Harry, die sich immer mehr Sorgen machten.
Sie zwang sich doch zum Essen zu gehen und wenigstens etwas Suppe zu sich zunehmen, damit die beiden nicht dachten, sie würde total vom Fleisch abfallen.
Ron beäugte sie die ganze Zeit mit einer Mischung aus Besorgnis und etwas anderem, was Hermine nicht identifizieren konnte, aber jedesmal wenn sie aufsah und ihm versuchte in die Augen zu sehen, sah er schnell weg.
Verwirrt ließ sie den Blick durch die Halle schweifen und blieb am Slytherintisch hängen, wo Draco abwesend in seiner Suppe löffelte und nicht merkte, dass sie ihn beobachtete.
Aber irgendwann erhob er sich und ging aus der Halle, aber nicht, ohne vorher noch einmal einen Blick zu Hermine zu werfen, die dem Blick auswich und rot wurde.
Ron sah sie verwundert an.
Draco hatte seine Hermine verletzt und benutzt. Wütend festigte er den Griff um seinen Löffel. Warum ließ sie sich das gefallen?? Wieso würde sie es ihm nicht heimzahlen?? Diesem verdammten Slytherin....Ron wurde durch das Erheben von Hermine aus seinen Gedanken gerissen.
"Ich geh noch lernen!", murmelte sie und war auf dem Weg nach draußen.
Schnell warf Ron den Löffel in die Suppe, dass es spritzte und seine Mitschüler im Umland laut protestierten, und rannte Hermine hinterher.
An der Treppe hatte er sie eingeholt.
"Mine?? Warte mal!", er hastete die Stufen, die sie schon gegangen war, hoch und griff sie bei der Hand.
Sie drehte sich um und hatte wieder diesen traurigen Ausdruck im Gesicht, der ihm so schmerzte.
"Komm...lass uns reden!", er zog sie nachdrücklich ein paar Stufen runter aber sie sah ihn verwirrt an.
"Worüber denn?"
"Worüber du willst!", sagte Ron nur und zog sie weiter nach draußen, obwohl er genau wusste, worüber er reden wollte. Er wollte endlich Klarheit haben, was wirklich zwischen Draco und Hermine vorgefallen war.
Zusammen liefen sie nebeneinander her durch die Dunkelheit der Ländereien.
"Erzähl mal...", meinte Ron, als sie schon zur zweiten Seeumrundung kamen.
"Was denn?", Hermine sah die ganze Zeit auf ihre Füße.
"Naja...mit dir und...Malfoy...", er klang vorsichtig, wollte er sie doch nicht verletzen.
Hermine stöhnte.
"Ich will nicht darüber reden!"
"Hast du überhaupt schon mal darüber geredet?"
Sie nickte.
"Mit Ginny!"
"Hmm...ich mach mir aber solche Sorgen um dich, Mine!", er sah sie an und versuchte ihren Blick zu erhaschen, aber sie blickte nur in die andere Richtung.
"Erzähl mir doch was passiert ist!!", flehte Ron und Hermine sah ihn plötzlich so fest an, dass er sich beherrschen musste, vor Erschrecken nicht aufzuschreien.
"Es wissen doch schon alle bescheid!!!!", sie klang wütend.
Ron schüttelte den Kopf.
"Nein. Eigentlich weiß jeder nur, dass bei dir und Malfoy was vorgefallen ist...keiner weiß genau was..."
Sie sah es ein und seufzte reumütig, um dann weiterzugehen.
"Draco und ich...haben immer mehr Zeit zusammen verbracht...", begann sie und Ron hörte ihr zu.
"Er hat mich anfangs so behandelt, wie immer und irgendwann dann, hat er angefangen sich mir zu nähern. Und so kam eins zum anderen...und irgendwann war ich dann verliebt in ihn...und er...ich dachte er auch in mich, aber da habe ich mich wohl getäuscht!", sie seufzte.
"Dann hab ich erfahren, dass er mich nur benutzt hat...als Wette...naja und jetzt bin ich hier angekommen...", sie wurde immer leiser.
"Das...das tut mir Leid!"
"Sag nicht, dass das typisch ist für Draco...", mahnte ihn Hermine und Ron schüttelte den Kopf.
"Im Grunde kennt ihr ihn gar nicht!", wetterte sie weiter, "er ist ganz anders als alle denken, er ist lieb, nett, zärtlich...", sie wusste nicht, was sie hier gerade redete. Obwohl er sie so verletzt hatte, empfand sie immer noch etwas für ihn und wusste, wie er wirklich war.
Ihre Lippen bebten und sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen.
"Hermine...ich...", Ron wusste nichts zu sagen, also zog er sie einfach nur in seine Arme und sie begann wieder zu weinen.
Es brachte Ron zur Weißglut, wenn er sah, dass Malfoy so etwas mit Hermine anstellen konnte...dass er sie so sehr verletzte, dass sie einfach nur noch schwach und zerbrechlich war.
Ron wollte sie beschützen.
Beruhigend strich er ihr mit der Hand den Rücken auf und ab.
Sie löste sich aus seiner Umarmung, obwohl sie sich sehr wohl gefühlt hatte.
Leicht lächelnd sah sie in sein Gesicht...schüchtern grinste er sie an.
"Lass uns rein gehen!", sagte er, "es wird langsam kalt...komm..", Ron zog das Mädchen zurück zum Schloss in den warmen GR, wo Harry vor dem Kamin saß und las, er sah auf, als die beiden den Raum betraten.
"Hey ihr zwei...ich hab schon auf euch - was ist los Hermine?"
Sie atmete tief ein und zwang sich zu einem Lächeln.
"Nichts!! Alles bestens, Harry!! Ich geh schlafen...nehmt es mir nicht übel, aber ich bin todmüde."
"Warte...ich bring dich hoch, Hermine!", meinte Ron eilig und lief ihr hinterher zum Schlafsaal der Mädchen, wo sie schon in der geöffneten Tür stand.
"Danke Ron...das war wirklich...lieb!", sie lächelte leicht und er lief rot an.
"Hmm...sicher immer doch. Du bist doch meine beste Freundin!! Und für Freunde ist man immer da!", Ron grinste breit und Hermine lächelte.
Dieser Anblick erwärmte Rons Herz.
Hermine stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange.
"Gute Nacht Ron!!", sie verschwand schnell im Schlafsaal und schloss die Tür und ließ somit einen perplexen Ron zurück, der nur auf die Stelle starrte, wo das süßeste Mädchen der ganzen Welt soeben verschwunden war.
Tage später, Ron, Harry und Hermine saßen soeben draußen im Schnee. Es hatte die letzten Tage angefangen zu scheien und ganz Hogwarts erinnerte an eine wunderschöne weiße Schneelandschaft.
Hermine versuchte Ron gerade weiß zu machen, dass es niemals sein kann, dass Quidditch den Horizont erweiterte und Harry warf dabei Steine auf die Eisfläche, unter der sich der See verbarg.
Beiläufig beäugte er dabei Ron, der Hermine soeben den Schal um den Hals legte, da sie fröstelte. Harry grinste in sich hinein. Er wusste es, seine Freunde hatten schon immer mehr für einander übrig gehabt.
Harry beschloss die beiden alleine zu lassen und somit stand er auf.
"Ich geh rein, ich muss noch ein paar Hausaufgaben machen!", meinte Harry nur, als Ron ihn fragte, was los sei.
Die beiden nickten und somit waren sie allein.
Hermine warf sich rückwärts in den kalten Schnee und beobachtete die Wolken, die über ihnen hinwegzogen.
"Was siehst du, Ron?", fragte sie und Ron blickte gen Himmel.
"Wolken..."
"Welche Form haben sie?"
Er überlegte kurz.
"Herzen...ganz viele kleine Herzen!", er wisperte nur und sie sah ihn erstaunt an, lächelte dann aber.
"Hermine ich-"
"Sag nichts Ron. Ich brauch Zeit...viel Zeit um ihn zu vergessen....dann vielleicht...", sie richtete sich auf, schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihm einen langen Kuss auf den Mund.
Dann erhob sie sich und sah ihn an.
"Du musst nichts erklären, Mine...ich versteh dich!", sagte er und sah auf den See.
Lächelnd ging sie auf das Schloss zu.
"Willst du etwa wirklich mit Weasel anbandeln, wenn du mich haben kannst?", hörte sie eine kühle Stimme, als sie vor der GH war.
Sie ignorierte ihn und ging weiter die Treppe nach oben und spürte, wie der Junge ihr folgte.
Sie versuchte sich zu beherrschen und ihn einfach zu ignorieren, aber er machte es ihr so schwer. Der Klang seiner Stimme, seiner Schritte, sein Geruch...sie konnte ihn nicht vergessen, wenn er ständig um sie herum wuselte.
Sie schloss die Augen kurz um sich zu beruhigen, als er plötzlich ihr Handgelenk ergriff. Sie riss die Augen wieder auf und frierte in ihrer Bewegung ein. Nichtmal zu atmen traute sie sich.
Seine Berührungen ließen das Mädchen erzittern. Ihr wurde heiß und gleichzeitig kalt - nie hatte sie geglaubt, dass jemand einmal solche Gefühle in ihr hervorrufen konnte.
"Hermine?", er drehte sie um.
Sie sah ihn an - ihre ruhige Fassade aufrecht erhaltend.
"Was ist?"
"Willst du wirklich Weasley nehmen, oder spielst du nur mit ihm-"
"So wie du es mit mir getan hast?", sie funkelte ihn wütend an, "nein...niemals...ich bin kein Slytherin, weißt du?"
"Autsch..das tat weh. Hör mal, Hermine, ich weiß nicht, was ich noch tun soll, damit du mir endlich glaubst, dass ich dich wirklich liebe...und dass-"
"Ich will es nicht hören, Draco. Du hast mich zutiefst verletzt. Das dauert, bis ich dir wieder vertrauen kann. Und bis dahin - lass mich in Ruhe!", sie riss sich los und stürmte die Treppe hinauf.
Sie hatte, wie so oft, die Fassade wieder bröckeln lassen. In seiner Anwesenheit war sie einfach zu schwach!
