Die Spannung steigt
Nun geht es ma weiter!
Naja hab ja auch lange genug damit gebraucht, hoffentlich gefällt euch der Teil.
Wenn ihr euch überhaupt an meine Geschichte noch erinnern könnt!
Viel Spass
Kapitel 17
Die Tage dehnten sich zu Wochen. Immer noch ritten sie vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang. Anfangs dachte Hitomi, die anstrengende Reise in den Osten würde sie umbringen. Doch sie war stärker als sie geglaubt hatte. Jeden Tag rechnete Dilandau ihr spöttisch vor, wie lange er noch warten musste, bis er sich an seiner Beute erfreuen konnte.
Die Zeit lief ihr davon, und von Van war nichts zu sehen. Oder folgte er ihr gar nicht? Fand er, sie hätte ihn einmal zuviel verraten? Hatte er entschieden, es wäre besser, seine Frau, dieses ständige Ärgernis, loszuwerden. Schmerzlich vermisste sie ihr Baby, tröstete sich aber mit dem Gedanken, dass es bei seinem Vater in guten Händen war und von allen Bewohneren der Residenz geliebt wurde. Die Zaibacher behandelten sie nicht grausam, erkannten sie als Dilandaus Eigentum an und ließen sie in Ruhe. Manche begegneten ihr sogar sehr freundlich und respektieren ihre Tapferkeit.
Nach neunzehn Tagen erreichten sie endlich das Ziel, eine Siedlung, die eben erst errichtet wurde. Schweren Herzens sah Hitomi, dass Dilandau viel mehr Männer zur Verfügung standen, als sie angenommen hatte.
Die Siedlung entstand an der Stelle eines teilweise niedergebrannten farnelischen Dorfs. Das erkannte Hitomi an vereinzelten Hütten aus Flechtwerk, mit Lehm beworfen, die sich immer noch zwischen den Bauwerken der zaibacherischen Eindringlinge zeigten. Hohe Erdwälle und Zäune aus gekreuzten Bäumstämmen umgaben das Lager. In der Mitte erhob sich ein Podest, und Hitomi fragte sich, welch makabre Strafmaßnahme Dilandau dort ergreifen mochte.
Während sie sich umschaute, kam er zu ihr.
"Eure Gemahl ist spät dran, Königin, falls er überhaupt erscheint. In ein paar Tagen ist meine Festung uneinnehmbar. Folgt mir!"
Er hob sie vom Pferd und führte sie in die größte Behausung nahe dem seltsamen Podest. Die Architektur nach glich sie Vans Residenz, war aber viel kleiner. Der Zaibacher schob Hitomi in eine Kammer am Treppenabsatz.
"Genießt die letzte Nacht, die ihr allein verbringen werdet, Mylady! Die Wartezeit ist zu Ende"
Die Tür wurde vorgeschoben.
Verzweifelt warf sich Hitomi aufs Bett, und die Tränen, die sie während des langen Ritts stets zurückgehalten hatte, begannen nun zu fließen. Schließlich sank sie vor lauter Erschöpfung in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Am Morgen brachten ihr einige Dienstboden eine Mahlzeit, Badewasser und saubere Kleidung. Jetzt, wo sie sich einigermaßen ausgeruht fühlte, konnte sie ihre Flucht planen. Tagsüber blieb die Tür ihrer Kammer unverriegelt. Die Zaibacher beobachteten, wie Hitomi in die Halle hinunterging. Niemand hielt sie auf, und Dilandau ließ sich nirgends blicken. Entschlossen eilte sie aus dem Haus um sich genauer umzusehen. Über die hohen Erdwälle und Zäune konnte sie nicht klettern, aber im Westen bildeten aufgeragte Klippen eine natürliche Verteidigungsbastion gegen Überraschungsangriffe. Auf diesem Weg musste sie entkommen.
Sie heuchelte Interesse für die Bauarbeiten, wanderte umher, durfte sich offenbar frei bewegen. Dilandau ist sich seiner Sache viel zu sicher, dachte sie. Um so leichter werde ich ihm entwischen. Schließlich ging sie auf die Klippen zu, wobei sie verstohlen nach allen Seiten spähte. Bald fand sie einen Weg, der sich nach oben wand. Atemlos erreichte sie einen Gipfel, und ihre Zuversicht wuchs. Offensichtlich brauchte sie nur in wesentlichen Richtungen hinabzusteigen, dann konnte sie sich im Wald verbergen und später Hilfe suchen. Natürlich würde sie die Kälte nur schwer ertragen, aber sie erfror oder verhungerte lieber, als sich von dem verhaßten Dänen anzurührren zu lassen.
Nachdem sie für eine kleine Weile auf einem Felsenblock gesessen hatte, um sich auszuruhen, machte sie sich auf den Weg.
Wie festgewurzelt blieb sie stehen, als eine höhnischhe Stimme hinter ihr erklang.
"Glaubt bloß nicht, Ihr könntet mir davonlaufen, Mylady, wo ich doch so lange warten musste, um meine Rache zu genießen. Jetzt soll meine Geduld süßen Lohn finden, denn die Geschichten über Eure Schönheit und Eurer Temperament sind keineswegs übertrieben"
Entsetzt starrte sie Dilandau an, der sie auf den Klippen erwartet haben musste.
"Niemals werdet Ihr siegen, Zaibacher"
Grinsend stolzierte Dilandau zu ihr und spielte mit einer ihrer Locke, die im Wind flatterten.
"Vergeßt Euren Gemahl und betet, er möge Euch nicht nachreiten. Sicher werdet Ihr mit der Zeit lernen, mir willig zu dienen ..."
Er sprach weiter, doch sie hörte nich mehr zu. Seine Nähe ließ sie erschauern.
Plötzlich merkte sie, dass er verstummt war. Er schaute über ihre Schulter nach Osten, dann flüsterte er.
"Unmöglich! So schnell kann er nicht hier sein"
Sie drehte sich verwundert um, und ihr Atem stockte. Angst und ein heißes Glücksgefühl kämpfte in ihrem Herzen. Der König von Farnelia war auf dem Weg zu ihr. Rasch kamen die Truppen näher, mit wehenden Standarten. Die Erde zitterte unter den Hufschlägen, farnelische Schlachthörner erklangen, vermischt mit dem Kriegsgeschrei der Männer. Bis zum Horizont erstreckte sich die gewaltige Reiterschar.
Bald erkannte Hitomi den König an seinem schwarzem Kopf, der die anderen überragte. Ein scharlachroter Umhang flog hinter ihm her. Er kam hierher, um sie zu holen.
Wie oft hatte sie, wenn auch halbherzig gewünscht, er würde in seiner Residenz bleiben, kein neues Blut vergießen heraufbeschwören ...
Doch jetzt, bei seinem Anblick, empfand sie nur noch wilde Freude. Lachend wandte sie sich zu Dilandau.
"Er ist da, Zaibacher! Der König wir Euch töten!"
Dass sie vorher wahrscheinlich selbst den Tod finden würde, störte sie nicht. Ihre Liebe konnte ihr der Feind nicht nehmen, niemals auslöschen, was zwischen der Frau und dem farnelischen König geschehen war. Und in Farneila würde ihr Sohn weiterleben, ein Zeuge ihres Glücks.
Dilandau packte ihren Arm.
"In der Tat, der König reitet auf uns zu. Doch es wird Euch nichts nützen, Mylady. Nie wieder wird er Euch besitzen - und auch Farnelia nicht, denn heute wartet der Tod auf ihn"
Schmerzhaft verdrehte er ihr den Arm, aber sie lachte immer noch.
"Er wird nicht sterben. Und wenn Ihr dumm genug seid, ihm entgegenzutreten, wird er Euch zerstückeln"
"Mag sein"
Ein hässliches Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Dänenführers.
"Aber so oder so - Ihr werdet nie mehr in seinen Armen liegen. Einer von Euch beiden wird heute sein Leben aushauchen"
Er zog sie den gewundenen Klippenpfad hinab, und sie versuchte vergebenlich, sich von seinem harten Griff zu befreien. Trotzdem behinderte sie ihn, so gut es ging, ließ sich mehrmals fallen, und er musste sie hochzerren.
"Nehmt Euch in acht!" warnte er sie, als sie erneut am Boden lang und nach Luft rang. Schmerzhaft war ihre Schulter gegen einen Felsblock geprahlt.
"Ihr sollt nicht die Besinnung verlieren, ehe ich mit Euch fertig bin!"
Hitomi biss die Zähne zusammen und stand auf. Wenig später erreichen sie den Hof der Festung wo heillose Verwirrung herschte. Ein Zaibacher rannte seinem Hern entgegen.
"Sie greifen die Tore an!"
"Jammert nicht wie ein altes Waschweib!"
Angewidert spuckte Dilandau ihm vor die Füsse.
"Trommelt die Leute zusammen und besetzt die Tore! Die können nicht einmal von tausend Pferden niedergetrampelt werden"
"Es ist nicht der König allein. Die Truppen der Nachbarländer begleiten ihn. Wir kämpfen gegen die Hälfte der Provinzen..."
Es ist mir gleichgültig, gegen wen wir kämpfen. Schon immer habe ich gegen diese Männer gekämpft. Geht auf Eure Posten! Oder verwandeln sich die Zaibacher in feige Memmen, sobald der König auftaucht? Er ist kein Gott, sondern ein Sterblicher, und heute wird er vor Euren Augen verbluten"
Hastig floh der Mann vor dem Zorn seines Anführers und leitete dessen Befehle weiter. Brutal zerrte Dilandau seine Gefangene mit sich.
"Kommt nur, meine Königin! Ihr sollt nichts von diesem Gemetzel versäumen, und ich habe einen wunderbaren Aussichtsplatz für Euch!"
Schreiende Männer holten ihre Waffen, formierten sich, bereiteten Katapulte vor, um siedend heißes Öl die Außenmauern hinabzugießen. Bogenschützen versammelten sich an den Schießscharten.
Immer noch bebte die Erde unter den trommelnden Hufen. Dilandau zerrte Hitomi zu dem hölzernen Podest, das von einem Zaun aus Baumstämmen umgeben war. Dahinter erhob sich ein Schandpfahl. Zu ihrem Entsetzen erkannte sie, dass der Zaibacher sie daran festbinden wollte.
Als er sie über die Rampe hinaufführte, wehrte sie sich mit aller Kraf. Sie stürzten, rollten nach unten, unde sie wäre ihm beinahe entkommen. Aber er packte den Saum ihres Kleids, sprang hoch, zog sie auf die Beine und schlug sie gnadenlos ins Gesicht. Ihr Kopf schien sich blitzschnell zu drehen, und sie schmeckte Blut im Mund.
"Keine Dummheiten mehr, Mylady, oder Ihr müsst schon jetzt sterben. Dann würdet Ihr das große Spektakel versäumen"
Tränen brannten in ihren Augen, aber sie schluckte sie hinunter. Dilandaus Arm umschlang ihre Taille und er trug sie zu dem Schandpfahl. Gepeinigt schrie sie auf, als er ihre Arme zusammeband und am Pfosten befestigte. Die Fessel schnitt so fest in ihr Fleisch, dass ihr Blut kaum durch die Adern fließen konnte.
Dilaudau kurzgeschnitterner Bart nährte sich ihrer Wange, seine Lippen berührten ihr Ohr.
"Wie töricht vom König von Farnelia mich zu überfallen!" flüsterte er.
"Tröstet Euch mit der Hoffnung, dass Ihr wahrscheinlich zu zweit nach Walhall reisen werdet!"
Sie zwang sich zu einem verächtlichen Lächeln.
"Tapfere Worte aus dem Mund eines Mannes, der eine wehrlose Frau an einen Schandpfahl bindet - der sich dem König nicht stellt, im Kampf von Mann zu Mann ... Das wagt Ihr nicht, feiges Krummbein, denn Ihr wißt, dass er der Stärkere ist..."
Mit einer weiteren Ohrfeige brachte er sie zum Schweigen.
"Haltet den Mund, Königin, sonst durchschneide ich Euch schon jetzt die Kehle"
Krampfhaft schluckte sie und kämpfte gegen den Schmerz an, der sie zu überwältigen drohte. Die Plattform schien sich unter ihren Füßen zu drehen, ihr wurde schwarz vor Augen. Aber sie riss sich zusammen, und das Bewußtsein kehrte zurück.
"Wann ich sterbe, spielt keine Rolle. Den König von Farnelia werdet Ihr auf keinen Fall besiegen. Und er wird seine Stellung hier immer noch halten, wenn Ihr schon längst eine kleine Staubwolke im Wind seid..."