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Die Ehe auf Abbruch

-doch die Liebe lässt sich nicht leugnen!
von

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Gleichgültigkeit und Zweifel

Hi, ich meld mich mal wieder mit einem neuen Kapi am Start.
 

Hab es dir ja versprochen Yoela !!!

Naja ohne weitere Vorreden ab ins neue Kapi
 

^____^°
 


 


 


 


 

Kapitel 13
 


 

An die Heimreise erinnerte sie sich später kaum. Bilder glitten in ihr Gehirn und wieder davon - die Farbe des Himmels, die blendende Sonne, wenn sie die Augen öffnete und wieder schloss, um erneut Trost im Dunkeln zu finden. Eine Droge, dachte sie vage, Newlins Trank, eine geheime Mischung aus Kräutern, die Körper und Geist von allen Schmerzen befreite ...
 

Irgendwann erwachte sie in ihrem eigenen Bett. Sie spürte das weiche Kissen, duftende frische Laken, die Felldecken, und als sie die Lider hob, sah sie die seidenen Vorhänge, um die Pfosten hängend. Sie war Zuhause ...

Nein, wie lächerlich, so etwas zu denken! Es war das Heim des Königs. Er war nur so lange fort gewesen, dass sie begonnen hatte, dieses Schloss als ihres zu betrachten. Wie viele Nächte, lang hatte sie allein in diesem breiten Bett gelegen, sich an Vans Liebkosungen erinnert, an die süßen Stürme der Leidenschaft ...

O Gott, warum war sie so dumm gewesen, das Schloss zu verlassen? Warum hatte sie jene Männer nicht erkannt. Anscheinend war die ihnen erwartet worden. Aber warum? Irgendetwas musste schiefgelaufen sein - etwas, an dem sie keine Schuld trug. Trotzdem würde Van ihr niemals glauben, denn die Tatsache, dass sie gegen ihn gekämpft hatte blieb bestehen. Aber unwissentlich, dachte sie verzweifelt. Niemals würde ich mich bewusst gegen ihn stellen.
 

In diesem Augenblick spürte sie, wie sehr sie ihn liebte, und diese Erkenntnis erfüllte sie mit bitterem Schmerz. Ohne Liebe war man stark, gefreit gegen körperliche Qualen, denn sie konnten die Seele nicht treffen. Aber wenn man liebte, war man verletzlich. Allein schon Vans Worte taten ihr so weh, wie es sein Schwert niemals vermochte. Plötzlich spürte sie seine Anwesenheit. Ich werde ihn nicht mehr anflehen, mir zuzuhören, gelobte sie sich. Er darf nicht erfahren, welche Macht er über mich hat, sonst bin ich verloren ...

Langsam wandte sie den Kopf zur Seite und begegnete seinem Blick. Er stand am Fenster oberhalb des Hofes, prächtig in Rot und Schwarz gekleidet, einen weiten Umhang mit goldener Schließe um die Schultern.
 

Als Hitomi sich aufsetzt, merkte sie, dass man ihr ein weißes Nachthemd aus feinen Leinen angezogen hatte. Unsicher griff sie sich an die Kehle. Die ruhige, kühle Miene ihres Mannes erschreckte sie, denn wie sie inzwischen wusste, war sein Zorn nicht so gefährlich wie seine Gelassenheit.

"Du bist also erwacht", sagte er leise.

"Und du siehst frisch und munter aus"

Er wand sich vollends vom Fenster ab und stützte ein Bein auf einen Stuhl, die Arme vor der Brust verschränkt.

"Jetzt können wir miteinander reden"

"Da du mich ohnehin nicht anhören willst, hab ich dir nichts zu sagen"

"Lass dir was einfallen"

Mühsam versuchte sie, nicht auf ihr pochendes Herz zu achten.

"Ich wollte dir alles erklären. Aber du ziehst es vor, mich zu strafen, ohne die Wahrheit zu kennen, ohne Rücksicht auf Gerechtigkeit. Du verurteilst mich, und ich wird nie vergessen ..."

Wie du mir Handschellen angelegt und mich hinter deinem Pferd hergeschleift hast, dachte sie.

"Wie grausam du von mir behandelt wurdest? Ich habe sehr gut acht gegeben, um dich nicht ernsthaft zu verletzen, um dir keine bleibenden Schäden zuzufügen. Und ich tat nichts weiter, als dir eine Lektion zu erteilen"

"Dazu hattest du kein Recht ..."

"Oh, doch" unterbrach er sie.

"Solche Rechte wurden mir bei unserer Hochzeit verliehen"

Ihre Bitterkeit verwandelte sich in Wut. Könnte sie ihn doch schütteln, die kalte Verachtung aus seinem Gesicht schlagen!

"Du bist ein Narr" fauchte sie.

"Man rühmt deine Weisheit und Barmherzigkeit, aber du verstehst es nicht einmal, die Wahrheit herauszufinden. Denk doch einmal nach! Wäre ich tatsächlich entschlossen gewesen, dich zu töten, hätte ich es versucht, ohne meine Landsleute zu gefährden"

"Und du willst mir einreden, du seiest auf der Suche nach uns zufällig über die Gesetzlosen gestolpert?"

"Genauso war es. Ich dachte, diese Banden bestünden aus Farneliaer und Verbündeten"

Verächtlich fiel er ihr ins Wort.

"Du beleidigst meine Klugheit, wenn du verlangst, ich soll dir glauben - wo ich doch weis, dass du die Arglist einer Füchsin besitzt"

Langsam kam er auf sie zu.

"Sicher, dieser Bande gehörten auch ein paar Farneliaer an. Aber ich vermute, die Herkunft der Männer, die du benutzen wollest, um mich zu töten, war dir gleichgültig"

"Du irrst dich!" rief sie in tiefster Verletzung.

"Was würdest denn du an meiner Stelle glauben?"

Ihre Lippen begannen zu zittern, und sie musste blinzeln, um gegen ihre Träne anzukämpfen.

"Nicht einmal, wenn du gefesselt und geknebelt wärst, würde ich dir trauen. Mein Rücken wurde zu oft bedroht"

Als müsste sie sich vor ihm schützen, presste sie ihr Kissen in dem bestickten Leinenbezug an die Brust.

"Du hörst nicht auf mich. Also denk, was du willst, und lass mich in Ruhe!"

"O nein, dieses Gespräch ist noch lange nicht beendet" erwiderte er und entriss ihr das Kissen.

"Erzähl mir doch mehr von deiner Geschichte, die mich allmählich belustigt. Wieso wusstest du von den Gesetzlosen, wenn du dich nicht mit ihnen abgesprochen hattest?"

"Durch eure Männer! Eines Nachts war ich durstig und ging nach unten. Einer redete gerade mit dem Hauptmann der Wachposten, und sie sahen mich nicht, denn ich versteckte mich im Treppenhaus"

Van wandte sich ab und begann umherzuwandern.

"Wann wirst du das Kind zur Welt bringen?"

Krampfhaft schluckte sie, als sie den Sinn seiner Frage erkannte.

"Eigentlich müsstest du imstande sein, die Monate zu zählen"

"Natürlich" bestätigte er trocken und drehte sich zu ihr um.

"Du bist der Vater meines Babys, das weißt du!"

"Nein, ich weiß nur, dass du alles tun würdest, um mir das Leben zu erschweren. Aber du erwartest tatsächlich mein Kind, daran zweifele ich nicht, weil du während meiner Abwesenheit streng bewacht wurdest. Du kannst von Glück reden. Wärst du nicht schwanger, würdest du jetzt in eimem Verlies schmoren. Und hättest du mich nicht verführt, um mein Vertrauen zu erschleichen ..."

"Du Bastard!"

Empört sprang sie aus dem Bett und trommelte mit beiden Fäusten gegen seine Brust.

Mit eiserner Kraft umfasste er ihre Handgelenke.

"Lass das!"

Er wollte sie aufs Bett schleudern und gehen, doch die Nähe ihrs warmen Körpers unter dem dünnen Leinen begann seinen Verstand zu umnebeln. Sie hatte ihn schmählich verraten, aber das bedeutete ihm nicht mehr, als die Leidenschaft sein Blut erhitzte. Was für ein Narr er war ....

Sie wünschte seinen Tod, verachtete ihn mehr denn je. Niemals würde sie erfahren, wie weh es seinem Herzen getan hatte, sie mit Handschellen zu fesseln und hinter seinem Pferd herzuziehen - und wie gern er ihr glauben würde. Nun, das konnte er sich nicht leisten als König von Farnelia.
 

Er wollte aufhören zu denken, nur noch Hitomis weichen Körper spüren, das Gesicht in ihrem seidigen Haar vergraben, die zarte Haut fühlen, die verlockenden vollen Brüste. Ja, er begehrte sie, er würde sein Verlangen stillen, trotz allem, was zwischen ihnen geschehen war, und er würde ihr nicht erlauben, ihn abzuweisen.

Ungeduldig warf er sie aufs Bett und lief zur Tür um zu überprüfen, ob der Riegel vorgeschoben war. Dann kehrte er zu Hitomi zurück, und sein herausfordernder Blick verriet nur allzu deutlich, was er beabsichtigte. Wortlos begann er sich zu entkleiden.

Erschrocken rückte sie zum Kopfteil des Betts hinauf, lehnte sich dagegen und zog die Beine an.

"Das wirst du nicht tun!" zischte sie.

"Du kannst mich nicht Verräterin nennen und andeuten, wie gern ich die Hure gespielt hätte, und mich gleich darauf nehmen, als wäre ich dein jederzeit verfügbares Eigentum!"

Seine Stiefel fielen zu Boden, seine Kleider landeten auf dem achtlos hingeworfenen Mantel. Tränen füllten Hitomis Augen. Wie oft hatte sie sich nach dem Anblick seines schönen nackten Körpers gesehnt ...

Er darf mich nicht anrühren, dachte sie, sonst könnte ich ihm nicht widerstehen, und er wird mich erst recht für eine Dirne halten.

"Wenn du mir zu nahe kommst wäre es eine Vergewaltigung, König von Farnelia" warnte sie ihn so würdevoll wie möglich.

"Das bezweifle ich. Aber wenn du es so nennen willst - mir ist das einerlei"

Langsam, aber zielstrebig ging er zum Bett, nahm sie in die Arme, presste seinen Mund auf ihren.

Die Fäuste, die auf seinen Rücken trommelten, beachtete er nicht. Um Hitomis Kopf festzuhalten, schlang er die Finger in ihr Nackenhaar. Aufreizend ließ er seine Zunge über ihre Lippen gleiten, bis sie stöhnte und seiner überwältigenden Anziehungskraft nachgab.

Ein Schluchzen stieg in ihre Kehle auf, als sie seine Zunge in ihrem Mund spürte, die lang ersehnte Liebkosung seiner Hände, die sie gegen ihren Willen zu erwidern begann.

Plötzlich riss er sich von ihr los, uns sie starrte verwirrt in seine Augen, die eine seltsame Mischung aus eisigem Zorn und wildem Schmerz widerspiegelten.

"Van"

Seine Begierde war übermächtig, sogar stärker als sein Wunsch, dieses Land zu regieren. Aber er konnte sein Verlangen nicht befriedigen. Sie hatte ihn beschuldigt, er würde sie vergewaltigen. Und die Genugtuung, recht zu behalten, missgönnte er ihr. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen.

"Ich habe beschlossen, dich lieber nicht gegen deinen Willen zu nehmen, teure Gemahlin" erklärte er, stand auf und trat ans Fenster.
 

Neues Grauen erfasste Hitomi. Er hatte sie nur geküsst, um zu beweisen, welche Macht er auf sie ausübte, wie leicht er ihren Widerstand zu brechen vermochte. Doch gleich würde ihr Herzenskummer von heller Wut verdrängt.

"Nie wieder wirst du mich anrühren. In diesem Land gibt es Gesetze, und die werde ich gegen dich verwenden. Ich verlange, dass du mir ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellst, während ich unsere Scheidung betreibe. Dann brauchst du dich nicht mehr um meine Mordlust zu sorgen, denn ich wird mich nicht darum scheren, ob du am Leben bleibst oder nicht"

Erstaunt sah sie sein Lächeln, als er sich vom Fenster abwandte.

"Du lässt dich wohl niemals unterkriegen, was? Aber du unterschätzt deine Macht. Du wirst kein eigenes Zimmer bewohnen, das dich ohnehin nicht vor mir schützen würde. Denn selbst wenn ich dir eins zugestände, käme ich zu dir, wann immer ich Lust dazu hätte. Was mir gehört, behalte ich. Auch wenn du dich meine Gemahlin nennen kannst, bin ich auch dein Herr. Und du wirst diesen Raum erst verlassen, wenn ich es gestatte"

"Ich werde fliehen!" stieß Hitomi zwischen zusammengebissen Zähnen hervor.

"Verschone mich mit deinen Drohungen. Inzwischen müsstest du wissen, wie sinnlos sie sind"

"Van ... "
 

Mühsam rang sie nach Fassung.

"In all den Monaten habe ich keinen einzigen Fluchtversuch unternommen. Ich weis du glaubst mir nicht, aber ich versichere dir noch einmal - ich wollte dich nicht töten. Statt mich zu strafen, solltest du besser nach der wahren Gefahr suchen, denn ich wurde in eine Falle gelockt"

Sein Gesicht war ausdruckslos, als er zum Bett kam und sich zu ihr setzte. Er wollte ihr Kinn umfassen, aber sie wandte abrupt den Kopf zur Seite.

"Rühr mich nicht an!"

Leise seufzte er.

"Ich habe wohl bewiesen, dass du in dieser Hinsicht keine Wahl hast"

"Dann bekommst du nur, was du dir nimmst, denn solange du mich Verräterin schimpfst, gebe ich dir nichts"

"Du kannst mir nicht geben, was ich mir nehmen würde - wenn ich es wollte"

"Liebe ist kein Besitztum, das man sich nimmt, sondern ein Geschenk"

"An die Liebe glaube ich nicht. Sie ist eine Schwäche, die Männer zu Narren macht"

Grinsend fügte er hinzu.

"Für dich gibst es kein Entrinnen, Hitomi. Du bist und bleibst meine Frau - meine schwangere Frau. Aber eins gestehe ich dir zu. Ich werde deine Warnung, auch andere könnten mir schaden wollen, ernst nehmen. Und ich will versuchen herauszufinden, ob du vielleicht doch die Wahrheit sagst"

"Wie großzügig von dir!" entgegnete sie sarkastisch.

Er lachte, und sie war versucht, ihm mit allen Fingernägeln ins Gesicht zu fahren, aber er erriet ihre Absicht und hielt ihre Handgelenke fest.

"Du erwartest nicht nur dein, sondern auch mein Kind. Allein schon aus diesem Grund war es sträflicher Leichtsinn, eine Kriegerin zu spielen. Dafür hätte man dich auspeitschen müssen. Oder wolltest du den Erben des Königs töten?"

"Nein"

"So oder so, es ist mein Kind"

"Behältst du mich nur deshalb hier? Bin ich deine Gefangene, weil du dir einen Erben wünschst? Und wenn er geboren ist? Werde ich dann verstoßen?"

"Ich behalte dich, weil du mir gehörst, weil du mich erfreut hast und es vielleicht wieder tun wirst. Und auch, weil ich mein Kind haben will. Was nach der Geburt geschehen wird, bleibt abzuwarten"

"Wir werden ein unglückliches Leben führen ...

Lächelnd hob er die Brauen.

"Als ich dich vorhin küsste, machtest du keinen allzu unglücklichen Eindruck"

Hitomi schlug so schnell in sein Gesicht, dass er keine Zeit fand, es zu verhindern, und sie nur verblüfft anstarren konnte.

"Nie wieder! Fessle mich, leg mich in Ketten, droh mir, nimm mich - ich werde mich dir nie mehr hingeben!"

Zu spät bereute sie ihren Wutbruch. Da sie ihre Unschuld nicht beweisen konnte, war es töricht von ihr, seinen Zorn und seine Rachsucht herauszufordern. Schweigend saß sie da und wartete auf die Vergeltung. Doch er rieb nur über seine Wange, und seine Augen verengten sich.
 

"Ich muss deinen Mut bewundern, Hitomi. Aber schlag mich niemals wieder! Vergiss nicht, ich bin ein grausamer Barbar"

Sie wich seinem Blick aus.

"Die Grausamkeit, die du bevorzugst ist schlimmer als Handschellen oder Peitschen"

"Bei den Flammen aller vorstellbaren Höllen!" stieß Van hervor.

"Ich stehe meiner Frau gegenüber, die ihr Schwert gegen mich schwingt und ich bin grausam, weil ich ihren armseligen Erklärungen keinen Glauben schenke!"

Er sprang auf und begann, sich so hastig anzuziehen, dass er seine Kleider beinahe zerriss.

Hitomi antwortete nicht, schloss ihre Augen und hüllte sich in die Decken, als könnten sie ihr Schutz vor ihrer hoffnungslosen Verzweiflung geben.
 

Als er wieder sprach, klang seine Stimme kühl und beherrscht.

"Du verachtest mich, und ich misstraue dir. Aber wir sind verheiratet, und ich will mein Kind haben. Nur wenige Getreue wissen, dass es die Königin von Farnelia war, die den Tod von zwölf Männern verursacht hat, denn deren Familien sollen nicht nach Rache streben. Verlass dieses Haus nicht! Du wirst nicht noch einmal gewarnt. Und noch etwas - ich werde mit dir sprechen und dich anrühren, wann immer ich es wünsche"

Fast unhörbar fügte er noch hinzu.

"Ich bin ein Narr, Hitomi, denn ich glaube immer noch, es gibt Hoffnung. Steh jetzt auf. Der König und die Königin werden in der Halle erwartet"
 

Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Mit zitternden Händen kleidete sie sich an, während Van ungeduldig, neben der Tür stand. Sobald sie fertig war, ging sie zu ihm und nahm den Arm, den er ihr reichte.

"Ich folge dir nur, weil du der Stärkere bist"

"Deine Beweggründe kümmern mich nicht - solange du tust, was ich dir sage"

Mühsam kämpfte sie mit den Tränen, während sie in königlicher Haltung die Treppe hinuntersteigen.
 


 


 

Dieser Streit lag mittlerweile einige Tage zurück. Hitomi hatte sich in Gemach zurückgezogen. Sie setzte sich ins heiße Bad, das man für sie vorbereitet hatte.

Gedankenverloren kaute die junge Frau bedrückt an ihren Fingernägeln. Nach diesem Streit hatte er sie allein gelassen, war aber zu ihr zurückgekehrt. Doch er rührte sie nicht an. Schlaflos lagen sie nebeneinander, angespannt und gequält. Gestern hatte er das Gemach mitten in der Nacht fluchend verlassen und seither war er nicht mehr zurückgekehrt. Hitomi redete sich ein, das sei gut so. Aber in schwachen Augenblicken erkannte sie, dass sie lieber mit ihm streiten als unter seiner Gleichgültigkeit leiden würde.

Kalte Angst stieg in ihr auf. Hatte er beschlossen, sie nach der Niederkunft wieder zu ihrer Mutter zurückzuschicken - mit dem Hinweis, der Ehevertrag gelte nicht mehr, nach dem sie ihr Schwert gegen ihn erhoben hatte? Unwillkürlich zitterte sie.

O Gott, niemals würde sie ihm gestatten, ihr das Kind wegzunehmen. Hatte sie sich mit ihrer feindseligen Haltung ins eigene Fleisch geschnitten? Er suchte sie nicht mehr auf, schlief nicht mehr mit ihr. Aber was hätte sie tun sollen? Sich schuldig bekennen, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach? Niemals!

Aber Zweifel nagten an ihr. Wenn er nicht seinen Gelüsten nicht mehr bei ihr nachging, bei wem den sonst? Kassandra, oder gar eine andere Gespielin? Das hatte sie befürchtet, er begehrt sie nicht. Sie trug seinen Erben aus und damit ihren Zweck erfüllt. Nach der Geburt würde er sie zurückschicken wie eine Ware.

Tränen bildeten sich unter ihren Wimpern und sie versuchte krampfhaft den Kloß in ihrem Hals runterzuschlucken.
 

Am Nachmittag wuchs ihre innere Unruhe. Sie hatte Vans Befehl befolgt und das Haus seit der Rückkehr vom Schauplatz des Kampfes nicht mehr verlassen. Aber plötzlich war ihr sein Verbot gleichgültig, das Bedürfnis seinen königlichen Steinmauern für eine Weile zu entrinnen, überwältigend. In der allgemeinen Aufregung von den Gästen der Nachbarländern und der Residenz herrschte, hoffte Hitomi, sie würde wieder einmal unbemerkt zu den Klippen reiten können, um ihre Seele von der frischen Meeresluft trösten zu lassen.

Während sie dahingaloppierte, genoss sie es, das starke Pferd unter sich zu spüren, das Gefühl der Freiheit.

Im tosenden Lärm der Brandung hörte sie die Hufschläge erst, als sie dicht hinter ihr aufklang. Erschrocken drehte sie sich im. Hatte Van ihr Verschwinden den bemerkt? Das atmete sie erleichtert auf, als sie Nancy erkannte.

"Hitomi!" rief sie etwas vorwurfsvoll.

"Es ist leichtsinnig hier her zu reiten in deinem Zustand!"

"Warum schimpfst ausgerechnet du mit mir ..."

"Du benimmst dich albern, Hitomi" fiel ihr Nancy ins Wort. In sanfteren Ton fügte sie hinzu.

Seine Majestät erzählte uns, er habe dir befohlen im Schloss zu bleiben. Das ist eine milde Strafe von Seiten eines Königs - nein. Von Seiten jedes Mannes, der dem Schwert seiner Frau gegenübergestanden hat"

"Nancy, ich habe mich nie gegen ihn gestellt, ich wurde getäuscht ..."

"Das spielt jetzt keine Rolle!" rief ihre Zofe.

"Wir müssen sofort zurückreiten, Hitomi. Ein Bote ist aus Lynwood gekommen und seine Majestät sucht dich"
 

Sie biss sich in die Unterlippe, die zu zittern begann.

"Weis er, dass ich das Schloss verlassen habe?"

"Keine Ahnung. Jedenfalls müssen wir sofort zurück. Die Halle ist überfüllt, vielleicht hat er deine Abwesenheit noch nicht bemerkt. Wir dürfen keine Zeit mehr verschwenden"

Sie schwangen ihre Pferde herum und galoppierten los. Erst bei der Stadtmauer drosselten sie die Geschwindigkeit der Pferde.
 

Als sie abstiegen, drängte Nancy.

"Geh durch die Küche hinein, Hitomi, und tu so, als wärst du beschäftigt gewesen. Und ich kümmere mich um unsere Pferde"

Hitomi nickte und schluckte mühsam.

"Danke ... Glaub mir ich bin unschuldig!"

"Ich glaube dir und nicht nur, weil du meine Herrin bist, sondern auch eine Freundin. Wenn du mir versicherst, dass du ein reines Gewissen hast, traue ich dir"
 

Sie lächelte ihr zu, dann eilte sie zum Hintereingang und betrat die Küche, dankbar für das Durcheinander das herrschte. Sie unterhielt sich kurz mit der Köchin und ein paar Küchengehilfen, dann ging sie rasch in die Halle und hoffte, niemand würde ihr die kalte Angst anmerken.

"Ich habe dich gesucht, meine teure Gemahlin"

Bestürzt drehte sie sich um und starrte in seine kühlen braunen Augen. Seine Miene verriet nicht, ob ihm ihr Verschwinden aufgefallen war.

"Ich hatte zu tun" erklärte sie und wollte an ihm vorbeigehen, doch er hielt ihren Arm fest.

"Ein Bote aus Lynwood erwartet dich!"
 

Ungeduldig zog Van sie davon. Vor einem kleingeraden Mann mit Schriftrolle blieben sie stehen.

Wortlos nickte Van ihm zu, trat ans Fenster und starrte in den Hof hinaus. Unsicher schaute der Bote zu hinüber, dann räusperte er sich und begann zu sprechen.

"Baroness von Lynwood wünscht ihre Tochter Hitomi, die Ehefrau und Königin des König von Farnelia der alljährigen Messe anlässlich des Todestages ihres Vaters und Baron von Lynwood beizuwohnen. Sie bittet außerdem ihren Schwiegersohn, Van de Farnel von Farnelia König von Farnelia, und seine Verbündeten, ebenfalls nach Lynwood zu kommen und der jährlichen Regierungsversammlung teilzunehmen ..."

Der Bote setzte seinen monotonen Vortrag fort, aber Hitomi hörte nicht mehr zu. Nach Hause! Wie sehr sie sich nach ihrer Mutter sehnte. Nun wollte sie, sie endlich wieder umarmen, den Trost ihrer Liebe und Weisheit suchen. Daheim würde sie ihren Frieden und neue Kraft finden. Doch dann wurde sie jäh aus ihren schönen Träumen gerissen, denn sie hörte sie Stimme ihres Mannes.

"Leider können meine Frau und ich zurzeit nicht nach Lynwood reisen. Die Kämpfe haben mich viel Zeit gekostet. Nun ich muss mich in der Stadt um verschiedene Gelegenheiten kümmern. Aber ich werde mich bemühen, sie alle rechtzeitig zu erledigen, damit ich die Einladung der Baroness zur Regierungsversammlung annehmen kann"
 

Schmerzlich krampfte sich Hitomis Herz zusammen. Er erlaubte ihr nicht, ihre Heimat wieder zu sehen.

"Majestät" begann der Bote mit ruhiger Stimme.

"Es ist der ausdrücklich Wunsch der Baroness, dass ihre Tochter für die Seele ihres verstorbenen Vaters betet. Es wurden Männer geschickt die, die Königin beschützen werden"

"Bitte, Van!" erschrocken zuckte Hitomi zusammen, als ihr bewusst wurde, wie flehend sie ihren Mann ansah.

"Ich würde mein Mutter, so gern wieder sehen"

Eisig erwiderte er ihren Blick.

"Vorerst werden wir nicht mehr darüber sprechen"

Er wandte sich zu Nancy, und Hitomi erschauderte als sie sein nachdenkliches Gesicht beobachtete. Er wusste es. Ja, er musste wissen, dass ihre Zofe sie von den Klippen in die Stadt zurückgeholt hatten. Doch er erwähnte nichts davon, entließ den Boten und ging zur Tür.

"Die Gäste erwarten uns, Hitomi"

Sie nickte, zwang sich, ihre tiefe Enttäuschung zu verbergen, und folgte ihm in die Halle. An der Tafel nahm sie ihren Platz zur Rechten des Königs ein und senkte den Kopf, denn er sollte die Tränen nicht sehen, die in ihren Augen brannten. Hitomi nahm kaum wahr was ringsum vorging. Könnte sie doch nach Lynwood reiten, zu jenen schönen, alten Ort ...

Zögernd wandte sie sich zu ihrem Mann, der düster die Stirn runzelte.
 

Vorsichtig beugte er sich zu ihr herüber.

"Du solltest heute Abend besonders vorsichtig sein, denn du hast meine Geduld erneut auf eine harte Probe gestellt. Ich weis sehr wohl, das du meinen Befehl missachtet hast, und Nancy ihr Bestes tat, um dich vor meinem Zorn zu schützen"

Hitomis Kehle wurde eng und es dauerte eine Weile, bis ihr die Stimme gehorchte.

"Ich bitte dich, Nancy nicht für meine Handlungsweise verantwortlich zu machen ..."

"Gewiss nicht, denn sie ist eine tüchtige und treue Dienerin, die dir Loyalität schwor!"

Sie zwang sich zur Ruhe und nahm einen Schluck aus dem Silberkelch, den sie mit Van teilte.

"Vielleicht ist es nicht blinde Loyalität, die dahinter steckt, sondern einfach nur Vertrauen"

"Vertrauen?" wiederholte er spöttisch.

"Kaum kehre ich dir heute den Rücken, musstest du mich schon wieder herausfordern. Doch das hilft mir sogar, denn du hast ein schwieriges Problem für mich gelöst. Vielleicht hätte ich dir erlaubt, deine Mutter zu besuchen. Doch du hast mir die Entscheidung abgenommen"

Mit bebenden Fingern stellte sie den Kelch auf den Tisch.

"Das ist also dein letztes Wort"

"Möglicherweise"

Seine Stimme klang kühl, aber auch seltsam belegt.

"Es hängt davon ab, wie sehr du dir wünscht deine Mutter wieder zu sehen"

Diese Antwort verwirrte Hitomi. Sie wandte sich zu ihm, und ihre Augen verrieten die Hoffnung, die er in ihr geweckt hatte.

"Was meinst du damit?"

Er antwortete nicht sofort und blickte zur Mitte der Halle, wo eine einzigartig schöne Frau zu tanzen begonnen hatte. Ihre Haut schimmerte wie Honig, die mitternachtsschwarzen mandelförmigen Augen strahlten. Sie trug eine seidene Hose, die wenig verbarg. Anmutig und verführerisch bewegte sie sich im Rhythmus einer Musik, wie Hitomi sie nie zuvor gehört hatte.

Sie starrte auf ihren unberührten Teller, dann beobachtete sie wieder die Tänzerin. Plötzlich sah sie keinen Grund mehr, noch länger in der Halle auszuharren. Wenn sie jetzt ging, würde Van es wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Aber als sie aufstehen wollte, fühlte sie seine Hand aud ihrem Arm.

"Versuchst du schon wieder wegzulaufen?" fragte er leise.

"Ich laufe nicht weg" entgegnete sie würdevoll.

"Aber ich bin müde und möchte mich in meinem Zimmer ausruhen"

Langsam zog er seine Hand zurück.

"Dann geh nach oben und warte auf mich. Wir haben einiges zu besprechen"
 

Sie eilte die Treppe hinauf, schloss die Tür hinter sich, lehnte sich kraftlos an das geschnitzte Holz. Die wenigen Worte ihres Mannes hatten genügt, um ihr Blut zu erhitzen, um wieder jene gefährliche Schwäche hervorzurufen. Sie zitterte am ganzen Körper. Wie sollte sie ihm widerstehen? Es musste ihr gelingen - und andererseits ertrug sie den Gedanken nicht, er könnte die exotische Tänzerin oder eine andere Frau aufsuchen. Närrin, schalt sie sich. Sie wusste nicht einmal, wo er schlief, seit er ihr Bett verlassen hatte.

"Was soll ich nur tun?" wisperte sie.

In ihrem Widerstand lag die einzige Macht, die sich noch besaß, die einzige Würde, die sie noch aufrechterhalten konnte, solange sie als vermeintliche Verräterin gefangen halten wurde.
 

Kritik, Lobeshymnen un Verbesserungsvorschläge wie immer an mich!
 

Ob es jetzt aber noch etwas helfen wird, kann ich nich sag *grins*

Schließlich sin wir ja schon bei Kapi 13 un ein Ende is noch nich in Sicht *g*

Man liest sich

Mfg eure Maigloeckchen



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von: abgemeldet
2005-03-01T21:12:00+00:00 01.03.2005 22:12
*heul* da schaut man jeden tag rein und was sieht man jap dass ist es nichts kein neues kap *schluchts* du bringst mich noch dazu die wände hochzurennen weil ich schon gespannt bin wies weitergeht ich renn schon herum als würd ich auf kohlen stehen *g* nagut also zicke zacke weiter schreiben hau in die tastaturen ....

lg
Von: abgemeldet
2005-02-24T19:00:08+00:00 24.02.2005 20:00
Ich weiß, dass ich nerve, aber wann schreibst du denn weiter? *ganzliebguck*

Nun ja ich wollt nicht nerven *g* und hör jetzt mit meinem gefrage auf.

Tschüssi!!!!
Von: abgemeldet
2005-02-09T12:07:52+00:00 09.02.2005 13:07
Hey! Wirklich super wie immer. ich hoff das du ganz ganz schnell weiter schreibst!!!!

Virginia
Von: abgemeldet
2005-02-07T16:28:03+00:00 07.02.2005 17:28
hey super fortsetzung....wie immer klasse!!!!!!!
ich freue mich schon auf das nähste kapitel...! schreib büdde büdde ganz schnell weiter....

cyaaaa *knuddel*
-narni
Von: abgemeldet
2005-02-06T14:54:58+00:00 06.02.2005 15:54
Das Kapitel ist .... äh .... hmm.... mir fallen nicht die richtigen worte dazu ein, aber ich kann es mal versuchen:
fantastisch, großartig, hervorragend, beeindruckend.
Ich freu mich schon wahnsinnig auf das nächste Kapitel... hoffe du lässt uns nicht zu lange warten
lg enell
Von:  Prinzessin
2005-02-05T16:24:01+00:00 05.02.2005 17:24
Hi !!!
Endlich bin ich wieder da und finde ein neues Kapitel von Dir !!! Ich bin immer noch ganz sprachlos !!! Gott, ist das gut geworden!!!! Bitte schreib schnell weiter !!!
Deine Prinzessin
Von: abgemeldet
2005-02-03T17:23:42+00:00 03.02.2005 18:23
Hallöchen!!!!!!!!!!!!

*rot werd*

Mein Name wurde verweigt @______@

Nya, is wieder super toll geworden!!!!

I LUF THIS FIC!! ^O^

HDL, YoCHAN =D
Von: abgemeldet
2005-02-01T17:59:52+00:00 01.02.2005 18:59
Der Teil war eimpfach super!
Ich bin schon richtig gespannt wie es weiter geht.

Also schreib ganz schnell weiter
deine bimmellein
Von:  ayak
2005-02-01T17:31:53+00:00 01.02.2005 18:31
waaaahnsinn. das ist echt ein megasuper kapi geworden. das war so richtig was zum reinsteigern, fand ich. das beste war daran das es so ein schön langes kapi war*hofft das die nächsten auch so werden* na gut bleibt nur noch zu sagen, schreib ganz schnell weiter. du bist echt super. *sich schon voll aufs nächste kapi freut und wie gebannt am bildschirm häng* bye hdgdl deine ayak

P.S.:auf meine FF musste wohl noch warten, mir fällt nämlich zur zeit gar nichts ein!
Von:  nokia3210
2005-02-01T15:24:39+00:00 01.02.2005 16:24
wow.....wie mitreißend war das denn?
Ein ganz geniales Kapitel! Sowas von wunderschön *jaja auch wenn sie sich streiten aber hitomi wird wenigstens nicht körperlich verletzt*
tja schatz....wie du schon sagtest wir sind ja erst bei 13...dann leg dich mal ins zeug^^.
*hier wartet und einen sitzstreik bis zum nächsten kap veranstaltet*


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