Kapitel 13
Überdenke deine Prioritäten
Kapitel 13
Alles ganz normal. Die Struktur ihrer Haut auf der Handfläche - ganz normal und doch hatte sie mit dieser rechten Hand Professor Snape gestern ins Gesicht geschlagen. Severus, korrigierte sie sich selbst, wenn auch etwas widerwillig. Befremdlich starrte sie weiterhin auf ihre Handinnenseite, die sie fast schmerzlich überdehnte, indem sie ihre Finger nach hinten bog. Die riesige Steinumrahmung des Kamins im Gryffindorgemeinschaftsraum bohrte sich in ihre Schulter, durch ihr eigenes Körpergewicht, als sie sich geistesabwesend anlehnte. Der Raum war beinahe leer, lediglich ein paar jüngere Schüler belagerten die Sitzgruppe an der gegenüberliegenden Wand. Die restlichen Gyffindorbewohner nutzten wahrscheinlich die restliche Zeit vor der Sperrstunde, um das wundervolle Wetter außerhalb des Schlosses zu genießen.
Ihre Gedanken blieben erneut an den gesehenen Erinnerungen aus Snapes Denkarium hängen. Erinnerungen an die letzten warmen Tage im vergangen Jahr, an warmen Sand auf der anderen Seite des Sees, an einen sternenklaren Abend, an glühende kaum bekleidete Gestalten. Erinnerungen, wie sie fremde Haut mit der Zungenspitze kostete, wie sie langsam an seinem Körper herunterrutschte und geschickt...
NEIN! DAS WÜRDE ICH NIE IM LEBEN TUN!
"Mione."
Sie schüttelte leicht ihren Kopf, während ihre Augen noch immer auf ihre Handinnenseite fixiert waren.
"HERMIONE?!"
"Ich?... Em... oh... Ron, hallo!", stammelte sie etwas verwirrt und blickte auf den rothaarigen jungen Mann, dessen Herantreten sie nicht bemerkte. Ron hatte sie in den letzten drei Jahren um eine gute Kopfhöhe überwachsen und sie mußte ihren Blick nach oben richten, um ihm in die Augen sehen zu können. Sein Gesicht wies nachdenkliche Züge auf, die in dieser Intensität bei ihm eher selten zu sehen waren.
"Alles in Ordnung, Mione?"
"Ja, ich... doch, doch alles okay", entgegnete sie nach einer kurzen Stille, in der sie versuchte, ihre Gedanken auf die neue Situation einzustellen, was nur mit einem geringen Erfolg gelang.
"Du denkst doch nicht immer noch über die Prüfungen von heute morgen nach? Tust du doch nicht, oder?"
"Nein, Ron. Ich habe zwar noch Bauchschmerzen bei diesem Gedanken, aber ich denke ich werde es geschafft haben."
Bauchschmerzen, welch Ironie! Noch vor Kurzem hätte ich lediglich Bauchschmerzen aufgrund der Prüfungen. Ron würde durchdrehen, wenn er wüßte, welche Ursachen diese Schmerzen haben!
"Als wenn du dir Sorgen über die Prüfungen machen müßtest." Sie quälte sich ein unehrliches Lächeln ab. "Sag mal, hast du eigentlich schon eine Begleitung zum Abschlußball?"
"Naja, wenn Harry weiterhin so einsame Spitze im Komplimente austeilen ist, werde ich letztendlich mit ihm hingehen." Während die junge Frau eindeutigen Sarkasmus versprühte, ließ sie endlich die bis zur Überdehnung gespannte Hand herunter und versuchte sie verdeckt etwas zu lockern. "Du brauchst dir deswegen jedenfalls keine Sorgen machen, Padma steht in den Startlöchern und so wie ich das mitbekommen habe, redet sie in den letzten Tagen von nichts anderem, als ihrer Garderobe an diesem Abend."
Rons Nackenmuskeln verkrampften sich etwas bei diesen Aussichten und nervös versuchte er seinen nächsten Satz gedanklich zurecht zulegen.
"Ich würde lieber mit dir zum Ball gehen." Das war alles was er in diesem Moment herausbekam. Alle überdachten Zeilen, alle gedanklich wohlgesetzten Worte waren wie bei einem Blackout gewichen und er starrte in die aufgerissenen Augen der braunhaarigen Frau, die sich nur wenige Zentimeter vor ihm befand und nicht wußte, wie sie auf seine Aussage reagieren sollte.
"Ron... ich dachte, du... ich meine, wir hatten das doch alles schon einmal geklä..."
"Ich liebe dich noch immer", schnitt er kaum hörbar Hermiones Worte ab und beugte sich in diesem Augenblick weiter nach vorn. Seine Lippen versiegelten ihren Mund und sie war nicht mehr in der Lage zu antworten. Verwirrt und perplex schloss sie die Augen und ließ es geschehen, wie er sich fordernd auf ihre Lippen preßte. Seine Zunge durchbrach ihre Barriere und mit einem Mal waren ihre Gedanken bei Severus. Gegen ihren Willen stellte sie sich vor, wie er seine Zunge um die ihre schlang, wie er versuchte sie in seinen Bann zu ziehen und sie von sich kosten zu lassen.
Doch die erwartete Leidenschaft stellte sich nicht ein. Das ersehnte Kribbeln wollte nicht einsetzen, wollte nicht durch ihr Rückenmark peitschen und ihr diese kleinen Explosionen in der Magengegend bescheren.
Rons Hände legten sich um ihre Schultern und drückten sie näher an seinen Körper. An einen Körper, der ihr so fremd, so falsch erschien. Ihre Hände schellten reflexartig zu seinem Brustkorb und drückten seine Gestalt gewaltsam von ihr weg. Nach kurzer Gegenwehr löste er sich von ihr und sie blickte entsetzt in sein fragendes Gesicht. Er trat ein Schritt zurück, unfähig etwas zu sagen. Ihre Finger berührten ungläubig ihre Lippen, bevor die Stimme wieder zur ersehnten Stärke fand und sich geschockt erhob.
"RON! Was ist hier los?"
*
"Severus. Severus, warte bitte kurz!", Minerva hechtete dem Tränkemeister im Lehrerzimmer hinterher, der soeben die Anstalten machte, unbemerkt den Raum zu verlassen. Mit einer scharfen Wendung drehte er sich kurz vor der Tür um, seine Hand ruhte auf dem metallenen Griff des bereits geöffneten Türblattes. Seine Augenbraue schob sich dem Haaransatz entgegen, was als Fragestellung ausreichen sollte. Die ältere Frau kam mit einem übertrieben warmherzigen Lächeln auf ihn zu.
"Severus, mein Schöner..."
SCHÖNER??? Okay, was soll ich erledigen?
"... ich wollte dich um einen klitzekleinen Gefallen bitten", fuhr sie fort und legte mütterlich die Hand auf seinen Oberarm. Seine Augen fuhren abstoßend zu ihren Fingern, bevor sein Blick sie durchbohrte.
Da haben wir es ja.
Snape nickte kurz, eine stumme Aufforderung, damit sie mit ihrer Bitte fortfahren würde.
"Nach Kontrolle meines Notfallschrankes habe ich entdeckt, dass einige Zaubertränke nicht etikettiert sind. Ich kann sie leider nicht mehr auseinanderhalten, deswegen wollte ich fragen, ob du vielleicht kurz Zeit hast einen Blick darauf zu werfen. Mit deinem enormen Geruchssinn, in Verbindung mit deiner beneidenswerten Erfahrung, kannst du mir mit Garantie augenblicklich sagen, um welche Tränke es sich handelt."
Senile Arschkriecherin!
"Das könnte doch ebensogut Poppy machen."
Minerva nahm ihre Hand von seinem Oberarm und strahlte ihn zuckersüß, soweit man das von einem derart faltigen Gesicht behaupten kann, entgegen. "Im Prinzip schon, aber ich habe als erstes an dich gedacht, mein Lieber. Also würdest du mir kurz zu meinen privaten Räumen folgen?"
Er verdrehte die Augen. "Na schön, aber nur kurz, ich habe weitaus wichtigeren Dingen nachzugehen, als die Schränke seni... em... Arbeitskollegen zu inspizieren."
"Ich bin dir zu tausend Dank verpflichtet, Severus." Mit diesen Worten ging sie an ihm vorbei durch die geöffnete Tür. Der hochgewachsene Mann wirbelte herum und wollte gerade den Durchgang schließen, als er in das Gesicht von Hooch blickte, die sich ebenfalls im Lehrerzimmer befand.
Zu spät!
Auf dem Gesicht der Quidditchtrainerin zeichnete sich ein unverschämtes Lächeln ab, welches nichts Gutes versprach. Irgend etwas ging hier vor, dass wurde ihm in diesem Moment klar. Sie hob eine Hand aus der Verschränkung der Arme vor ihrem Körper und winkte ihm wissend zu. Zornig knallte er die Tür ins Schloß und folgte dem bereits vorlaufendem Kopf des Gryffindorhauses.
FUCK!
*
"DAS möchte ich auch gern mal wissen!" Harry kam mit verschränkten Armen auf die beiden zu, als der rothaarige Junge nur mit den Schultern zuckte. Hermione schenkte Harry einen flüchtigen Blick, bevor sie Ron abermals fixierte und die Wut allmählich in ihr hochstieg.
"Ich glaube es nicht. Wie oft müssen wir das noch durchkauen? Du bist mit Padma zusammen. Ich dachte du bist glücklich. UND DANN ÜBERRUMPELST DU MICH IN DIESER ART UND WEISE!"
Das war das Letzte, was Hermione jetzt brauchte. Sie hatte genug damit zu tun, neben den Abschlußprüfungen mit der Situation, in der ein gewisser Tränkemeister die Hauptrolle spielte, klarzukommen und nicht irgendwelche Flausen im Kopf halbwüchsiger Männer auszubaden. Die schrille Antwort seitens der braunhaarigen Frau gewann die Aufmerksamkeit der wenigen Schüler, die gegenüber des goldenen Trios saßen. Doch der darauf folgende Todesblick des Headgirls ließ sie unschuldig zurück in ihr Gespräch fallen.
Harry's Hand, die sogleich auf der Schulter von ihr ruhte, hielt ihre nächsten Worte im Zaum und wütende Tränen, die die gesamte Situation widerspiegelten, bahnten sich langsam den Weg an die Oberfläche. Der Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf und drehte sich zu Ron, dabei formten seine Lippen stumme Worte, die sein langjähriger Freund sofort deuten konnte. Laß! Ich rede mit ihr. Geh!
Das war der Auslöser. Ihre Tränen rannen ungebremst über die Wangen, hinterließen heiße Rinnsale auf ihrer Haut. Die gesamten Anspannungen und Ereignisse der letzten zwei Wochen schienen sich gerade jetzt aus ihren Augen zu brennen. Sie lehnte sich in die Gestalt des verdutzten Harry und dieser schloß sie hilflos in seine Arme. Er konnte ihre heftige Reaktion nicht verstehen. Als ihr geräuschvolles Schluchzen nicht nachließ, strich er ihr sanft über die Haare, um sie zu beruhigen. Geduldig blieb er stumm, bis ihr Schluchzen leiser wurde.
"Mione, Mione... was ist los, du kennst doch Ron. Du brauchst doch jetzt nicht gleich überreagieren. Morgen hat er es wieder vergessen. Merlin weiß, was er jetzt schon wieder hatte. Wahrscheinlich nur wieder irgendeine Zickerei von Padma."
Hermione löste sich etwas aus der wohltuenden Umarmung, doch in Harry's Augen wagte sie nicht zu blicken. Sie wußte selber, wie lächerlich das alles war - wegen einem Kuß. Doch dieser Kuß war nicht so einfach beiseite zu schieben. Während dieser imgrunde nichtssagenden Berührung waren ihre Gedanken bei Severus. Sie stellte sich unbewußt vor, dass er sie küssen würde... vielleicht wünschte sie es sich auch und nur, weil die gemeinsamen Erinnerungen hochkam. In dem Moment, als Rons Lippen auf ihren trafen, schossen ihr mehrere Orte durch den Sinn, an denen sie ihren Tränkemeister geküsst hatte und wo sie dieses Gefühl von Leidenschaft spürte, das ihren Körper durchflutete. Wie sollte sie Harry diese Situation erklären, die sie selbst nicht verstand?
"Ich weiß auch nicht. Es ist wahrscheinlich der gesamte Prüfungsstreß. Ich bin mit meinen Gedanken bei ganz anderen Dingen und dann erklärt mir Ron, dass er mich liebt", versuchte sie sich schluchzend zu rechtfertigen. "Du weißt, dass ich ihn liebe. Allerdings auf genau die Art und Weise, auf die ich auch dich liebe. Als langjähriger Freund. Als Bruder."
"Ich weiß, Mione. Und ich kann eigentlich mit Sicherheit sagen, dass er über die Sache hinweg ist. Das war er bereits im letzten Jahr. Ich denke, er ist ebenfalls ein wenig durch den Wind, insbesondere wegen der Geschichte mit Charlie."
Die braunhaarige Frau blickte ihn mit gemischten Gefühlen an.
"Nein, nein. Das war kein Vorwurf, bestimmt nicht. Hey, ich bin auch von der männlichen Gattung. Da bin ich mir sicher, dass sich das ganze Szenario mit einem Wort erklären läßt: Männerstolz!"
Ihre Tränen trockneten langsam und sie konnte über Harry's Worte schmunzeln. Er hatte recht, auch wenn er manchmal nicht wußte, wie er mit Frauen umgehen sollte, so konnte er doch genau sagen, wie sein kleines goldenes Trio tickte. Seine kleine Familie, in den Mauern von Hogwarts und Hermione fühlte sich gerade jetzt in seinen Armen wohl und verstanden, auch wenn sie ihre Situation nicht im Geringsten geschildert hatte.
"Du hast recht. Würdest du mich trotzdem noch ein wenig halten?"
"Natürlich, Herz", sagte er sanft und schloß Hermione abermals fest in seine Arme.
Sie standen noch einige Zeit, verankert in dieser Umarmung, im Gemeinschaftsraum. Ihre Tränen versiegten restlos und auch die rötlichen Flecken in ihrem Gesicht verschwanden und sie fühlte sich nach Tagen das erste Mal wirklich erleichtert, jedenfalls für diesen Augenblick. Wortlos trennte sie sich von Harry und schaute ihm dankbar in die Augen. Ihre Hand glitt in seine und sie drückte sie kaum spürbar, doch er wußte was sie sagen wollte, auch wenn ihre Stimme nicht ertönte. Mit einem ehrlichen Lächeln auf ihren Gesichtszügen wand sie sich um und ging zum Ausgang des Gemeinschaftsraumes. Sie wollte noch ein wenig frische Luft schnappen, bevor sie sich in ihre privaten Räume zurückziehen würde, um höchstwahrscheinlich erfolglos Schlaf zu finden.
*
Severus mußte sein Tempo steigern, um Minerva einholen zu können, die eilig in die Richtung ihrer privaten Räume ging. Es lagen nicht viele Flure vor ihnen, die sie durchschreiten mußten, um an ihre Tür zu gelangen. Bevor sie die letzte Gablung nahmen, holte der Tränkeprofessor die ältere Frau ein. Ihre Schritte hallten durch die steinerne Struktur der Gänge und machten den Professor halb wahnsinnig, weil er sich lediglich auf die gegenwärtigen Geräusche konzentrierte. Geräusche, die er als Ruhe vor dem Sturm deutete. Was führte dieses alternde Huhn dieses Mal im Schilde?
Gemeinsam bogen sie am Ende des Flures rechts ab und Severus Augen weiteten sich, als er das Übel des Komplottes im hinteren Teil des Ganges erblickte. Eine junge blonde Frau, gekleidet in einen hochgeschlossenen dunkelgrauen Sommermantel lehnte leicht an der Wand neben der Eingangstür zu Minervas privatem Bereich.
Wunderbar! Ich hätte es mir denken sollen.
Seine Hand griff nach der Schulter der Professorin und forderte sie zur Verlangsamung ihres Schrittes auf. Nach eindeutiger Registrierung der Lage verengten sich seine Augen zornig zu Schlitzen und seine Stimme drang gefährlich leise an ihr Ohr.
"Was hat die Frau in Hogwarts Mauern verloren, Minerva?"
Der Kopf des Gryffindorhauses bewahrte, trotz des Umschwungs seiner derzeitigen Laune, ein freundliches Gesicht. "Ahh... Cybille ist bereits, wie besprochen, eingetroffen. Severus, ich nahm mir die Freiheit, sie dir vorzustellen. Sie wird dir wirklich gefallen. Eine äußerst interessante Frau. Ich dachte, dass du dich über ein wenig Abwechslung freuen würdest. Als ich ihr das letzte Mal begegnet bin hat sie sehr positiv über dich gesprochen."
Klar interessant. Klar ich brauche Gesellschaft. KLAR ICH BIN JA UNENTSPANNT!!!
"Du denkst zu viel nach, über unnützes Zeug und über Dinge, die dich nichts angehen, Minerva. Im Übrigen ist es nicht gerade angebracht, dass hier fremde, junge Frauen einfach im Schloß rumgeistert, wenn Albus..."
"Albus weiß bescheit, er sagte es wäre ein großartige Idee", schnitt McGonagall Severus Einwand ab und winkte der jungen Frau von weitem entgegen. Severus schüttelte ungläubig den Kopf und konnte sich leiblich vorstellen, dass dieser senile Graubart diese Idee mit Genuß befürwortete.
"Wundervoll... wer weiß denn noch alles Bescheid? Oder sollte ich vielleicht fragen wer noch nichts davon erfahren hat, die Liste wäre wahrscheinlich KÜRZER!"
Minerva schaute ihn unschuldig an. "Na, na Severus, nicht aufregen, Cybille ist bezaubernd, dass wirst du gleich bezeugen können."
Natürlich!
An ihrer Eingangstür angekommen begrüßte Minerva die junge Frau mit einem Kuss auf die Wange, kurz bevor sie sich nickend zu dem, mittlerweile in Abwehrhaltung gegangenem Tränkemeister, wand. Sie signalisierte Severus, mit einem scharfen Blick auf seine verschränkten Arme, ihre Mißbilligung seiner Gewohnheit.
"Severus, darf ich dir Cybille McDaisy vorstellen. Sie stammt im Übrigen aus meiner alten Heimat." Die ältere Frau richtete sich demonstrativ freundlich an den genervten Mann. "Das Cybille, ist Professor Severus Snape."
"Es freut mich sie kennenzulernen Professor", sagte Cybille und streckte ihm ihre Hand zur Begrüßung entgegen.
Severus kannte zwar nicht die junge Frau, doch der Name ihrer Familie war ihm ein Begriff. Eine reinblütige Zaubererfamilie, die zum einen engen Kontakt zu den McGonagalls pflegte, in der Riege des Ministeriumrates kein ungeschriebenes Blatt war und immer eine blütenreine Weste besaßen. Im Übrigen Themen auf die Snape nicht gerade Lust verspürte. Er schaute die Frau abschätzend an.
Wie langweilig!
Als der Mann keine Anstalten machte der Begrüßung entgegenzukommen, versuchte Minerva schlichtend einzuwirken. Cybille ließ verwirrt die Hand sinken.
"Em... ja Severus, vielleicht könntest du so freundlich sein und Cybille das Schloß zeigen. Sie ist zum ersten Mal auf Hogwarts und ich denke es könnte sie sehr interessieren." Um ihrem Satz Nachdruck zu verleihen stieß sie Severus mit dem Ellenbogen leicht in die Seite.
Die Wut des Professors steigerte sich derweil ins Unermeßliche. Seine Gedanken rasten und er versuchte einen harmlosen Ausweg aus dieser Szenerie zu finden. Tief atmete er ein und hielt die Luft an, als er am Ende des Ganges Hermione entdeckte, die soeben aus Richtung des Gryffindor-Gemeinschaftsraumes auf sie zukam. Die Luft entwich scharf aus seinen Lungen.
"Diese durchaus verlockende Auforderung kann ich im Moment leider nicht annehmen. Ich habe andere Verpflichtungen an diesem Abend, denen ich nachzugehen habe, Minerva."
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Dinge gibt, die man nicht verschieben könnte, Severus", entgegnete sie und sah ihren Plan langsam davonschwimmen.
Hermione war gerade dabei freundlich den dastehenden Professoren inklusive der unbekannten Frau einen guten Abend zu wünschen und an ihnen eilig vorbeizurauschen.
"Ich... ich habe heute Abend Strafarbeiten zu überwachen."
"Strafarbeiten? Strafarbeiten, so kurz vor dem schulischen Jahresende?", entgegnete Minerva ungläubig.
"Ja, Strafarbeiten mit... mit ihr!" Severus ausgestreckter Finger zeigte auf Hermione, die augenblicklich versteinert stehen blieb und ihren Professor zweifelnd mit ihren Blicken durchbohrte. Sie war nicht gerade in der Laune Opfer für diverse Professorenstreitigkeiten zu spielen. Ganz im Gegenteil, sie hatte in den letzten Tagen genug mitgemacht, um jetzt auch noch ins Blickfeld von Auseinandersetzungen zwischen den Köpfen der Häuser zu gelangen.
WAS? ICH? WAS HABE ICH JETZT SCHON WIEDER GEMACHT? GEATMET???
"Mit Miss Granger? Schon wieder?"
"Ja, mit Miss Granger!" Er beäugte die braunhaarige Schülerin und versuchte mit seinen Blicken jeglichen verbalen Widerstand im Keim zu ersticken.
"Das ist doch gar kein Problem, Severus. Ich kann gern die Strafarbeit mit Miss Granger übernehmen und du kannst Cybille das Schloß zeigen und dich vielleicht noch zu einem Glas Wein mit ihr in deine Räumlichkeiten zurück ziehen. Nicht wahr?"
In Severus breitete sich allmählich Panik aus.
"Em, hallo... ich habe keine... ich meine...", versuchte sich Hermione zu Wort zu melden und erhob unbewußt, wie im Unterricht, den Finger, wurde aber durch den fortgesetzten Wortwechsel ihrer Professoren abgeschnitten.
"Ich denke nicht, dass du in der Lage bist den Zaubertrank zu beenden, den uns Albus aufgetragen hat. Miss Granger, die sonst alles mit Bravour meistert, war leider am gestrigen Abend nicht in der Lage, den Trank fertig zu stellen. Jeder macht Fehler."
"Unser Headgirl, das kann ich mir nicht vorstellen." Minerva wurde so langsam wütend, weil sie vermutete, dass Severus lediglich fadenscheinige Ausreden zu finden suchte.
"Ja, ich spreche von dem, von uns allen geliebtem, Headgirl!"
Cybille räusperte sich derweil und verschränkte ebenfalls die Arme vor ihrem Körper. In diesem Moment wurde sie von Hermione das erste Mal registriert. Sie beäugte die blonde Schönheit, blickte auf ihr perfektes Äußeres und auf ihre durchaus männeranziehende Erscheinung. Hermione schätzte sie auf Ende Zwanzig und begriff, nachdem sie die letzten aufgeschnappten Worte sortierte, dass diese Frau ein arrangiertes Date für Snape darstellte. Ihr stiegen plötzlich Eifersuchtsgefühle zu Kopf, die sie imgrunde zu unterdrücken versuchte, was ihr allerdings nicht gelang. Sie biß sich leicht auf die Unterlippe und konnte doch nicht ihre nächsten Worte verhindern.
"Professor Snape hat recht, ich war gerade auf dem Weg in die Kerker, um den Trank gemeinsam mit ihm zu beenden." Sie verfluchte sich selbst für diese Aussage und fühlte sich dennoch zugleich erleichtert.
Na also, Süße! Du scheinst zu begreifen.
Severus setzte ein triumphales Lächeln auf und griff die immer noch verwirrt dastehende Schülerin am Oberarm. "Wenn sie mich jetzt entschuldigen, Miss McDaisy, Professor McGonagall, ich habe Verpflichtungen nachzugehen." Mit diesen Worten drehte sich Snape um und zog Hermione fast schmerzhaft hinter sich her. Erst als sie um die erste Flurgablung abbogen lockerte er seine Griff, doch ließ er seine Hand auf ihrem Oberarm liegen, was Hermione zu ihrer Verblüffung gefiel. Sie konzertierte sich allein auf die Berührung seiner Finger auf dem Stoff ihrer Bluse, was sie fast durchdrehen ließ. Fragend schaute sie ihn an.
"Miss Granger, wie es aussieht, haben wir erneut Strafarbeiten vor uns. Ich denke uns wird schon etwas Passendes für diesen Zeitraum einfallen!"
"VERGESSEN SIE ES!"
Hermione riss sich aus dem leichten Griff, blieb stehen und richtete störrisch ihre Bluse. Sie wusste nicht auf welchen Gemütszustand sie zuerst zurückgreifen sollte. War sie nur wütend, genervt, überfordert oder enttäuscht? Rons Reaktion hatte sie enttäuscht, versetzte ihr einen Stich, dass fühlte sie deutlich, doch das war momentan nebensächlich, sie hatte ein anderes Problem - Snape.
Seine Worte wurden leiser. "Kein Interesse deine Erinnerungen aufzufrischen, Süße?"
"Eines kann ich Ihnen sagen: SIE. SIND. NICHT. MEIN. TYP!"
Severus beugte sich zur ihr vor, sodass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten und setzte eine theatralisch ernste Mine auf. Seine Stimme war dunkel und floß in einem warmen Summen durch ihren Körper, was ihre Haut zu einer prickelnden Gänsehaut zusammenzog und sich ungewöhnlicherweise mit einem heißen Schauer verband, der durch ihre ausgedürsteten Adern schoss und pures Verlangen hinterließ. Ihre Ohren rauschten und sie verfluchte ihre gesamte Situation.
"Eines kann ich dir sagen: ICH. BIN. DEIN. TYP!"
Der letzte Laut bahnte sich in ihr Bewusstsein, als Severus auf der Stelle kehrt machte und eilig den Gang in Richtung des Slytherintraktes verließ. Sie stand wie versteinert da und schaute ihrem Professor geschockt nach, denn ihr wurde aufgrund ihrer Reaktion allein auf seine Stimme klar, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen.
Bitte nicht. Bitte nicht.
*
Vielen Dank, für die ganzen Reviews!
@Alex_w_88: geht ja schon weiter, hier soll schließlich keiner dumm sterben ;o)
@Celina: mittlerweile habe ich so viele Nachfragen bekommen, was die Szene am Stand angeht, dass ich wahrscheinlich, wenn die Story fertig ist, eine Szene als Shortstory schreiben werden *lach* mmmm... wie bin ich auf die Idee gekommen. Ich habe in letzter Zeit so viele Geschichten gelesen, in der sich die beiden ganz langsam in einander verlieben und auf einmal merken, wie toll sie doch zueinander passen. Dieser allzu romantisch-klischeehafter Tatsch ging mir etwas auf die Nerven und da dachte ich, wie wäre es mal, wenn es anderes herum wäre. Wenn die beiden schon längst was mit einander hätten und einer wüsste es nicht einmal. Das war der Grundgedanke und dann schossen mir so viele Ideen durch den Kopf, dass ich die Story schnell in groben Stichpunkten runtergeschrieben habe, um dann etwas zu spielen und viele Andeutungen in die ersten Kapitel zu packen. Insgesamt könnt ihr euch auf 19. Kapitel + Epilog freuen - Ich liebe den Epilog, den habe ich nämlich schon fertig geschrieben, ich konnte nicht anders. Ich muß mich allerdings etwas zügeln, da die nächste Story, die ähnlich verstrickt ist und sich ebenfalls um Mione und Sev dreht, in den Startlöchern steht. Dazu habe ich ein paar Szenen im Kopf, über die ich mich jetzt schon totlache. Aber erst mal ein nach dem anderen. Ven-grüßt-lieb-zurück.
@Fullmoonchan: Wow! Du hast mein Postkasten gesprengt. Danke! Ich habe mich riesig gefreut. Wie ich auf die Idee gekommen habe ich ja eben schon zu Celina geschrieben. Bei den beiden kann man durchaus schon mal auf andere Gedanken kommen *lach* Eine Lehrer-Schülerbeziehung hat für mich als Schreiben den besonderen Reiz, weil es immer etwas verbotenes an sich hat. Im übrigen sind beide Charakter auch sehr interessant. Auch wenn ich mit ihnen etwas OOC gehe, finde ich es bleibt immer die Chance, dass sich Hermione in diese Richtung entwickeln könnte und wenn man ehrlich ist, handelt Snape hier auch wie ein arrogantes Arschloch, der Mione ein wenig ausnutzt... mehr will ich noch nicht verraten. Danke dir für das ganze Lob.
@jabba: keine Angst, das verstehe ich schon nicht falsch, ich habe es ja schließlich geschrieben und es hat mir großen Spaß gemacht die beiden Weiber etwas übertrieben darzustellen.
@Marlod und baka_neko: Danke euch beiden! Bin gespannt wer beim nächsten mal schneller ist. Und bitte keine Fragen mehr nach der Strandszene. Ihr habt doch Phantasie ODER??? *grins* Wie ich zu Celina schon geschrieben habe, werde ich eventl. eine Sequel dazu schreiben. Ven-flauscht-zurück. Flauschen? *lach*
@Frosch: Ja, ja Sev ist hier nicht gerade der Gentleman, soll er auch nicht... teehee. Harry wird noch eine große Rolle spielen, was das Aufräumen von Hermiones Gefühlschaos angeht, mehr will ich noch nicht verraten.
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Bis die Tage
Hugs&Kisses
Vengari
