In the Hall of the Mountain King
Hi Ihrs! °_°
So.. *hust* ...äh, ja. Das hat gedauert...sehr gedauert. Und ich hoffe inständig, dass man nicht die Lust verspürt, mich meines Köpfchens zu erleichtern! ^^"" *nervös lach*
(ich schenke mir die Szene mit dem Vergebunsbetteln und auf dem Boden wälzen; euch geht's bestimmt schon auf'n Keks, oder? <_<" Muss aber sagen, dass es mir trotzdem Leid tut!!! >< Verzeihet miaaaar! ;o;)
*Händchen reib* *____* Und nun ein übermäßiges großes DANKESCHÖN(!!) an die Kommentarschreiber!!! (und an die Leser selbstredend auch!!) *0*
Vollschlecht
Hayan
kazuhachen
Taji-Nami
Erdnuckel
Eeyore
Zwei Girls
lavanja
kara
Hino-chan
Devil999
nai-chan
Mystik_Raven
Niramé
KaiKai
Fühlt euch geknuddlt! *KNUFF&KNUDDL* ^__^
Nun nur noch eine Warnung aussprechen: Das passiert, wenn man zu viel Stephen King liest...oô Wirkt manchmal ein bisschen seltsam, das Kappie, aber lasst euch daran nicht stören (war relativ schwer, wieder in diesen Stil zu kommen...und mir ist aufgefallen, dass ich davor ganz schön geschnulzt hab! xD Oh Mann. o_o")
*Achseln zuck* Welcome to the Hall of the Mountain King! xD
(~> Stück von Edvard Grieg)
Man liest sich!
klein kadruen
~*~*~*~*~
Fest biss ich die Zähne zusammen und ungelenk betastete ich immer und immer wieder das blasse Handgelenk. Oh Gott. Oh Gott, dachte ich nur, kniff die Augen zusammen. Zeige- und Mittelfinger versuchten krampfhaft und zitternd nach einem Puls zu fühlen, aber....aber...
Da war keiner.
'Nein'...formte ich mit dem Mund. 'Nein'
Heftig schüttelte ich mit dem Kopf, versuchte die verschwommene Sicht wieder zu klären. Die Geräusche schienen dumpf und wie aus weiter Ferne, die dröhnenden Schmerzen ebbten zu einem bitteren Geschmack ab.
Ich versuchte seinen Namen zu rufen, zu schreien...verdammt, nur auszusprechen, aber alles verglomm zu einem Wimmern mitten im Hals. Meine Augen brannten, brannten wie Feuer.
Mit entsetzter Faszination sah ich dem Blutrinnsal an Rays Schläfe zu, wie es sich seinen Weg bis über seiner Wange bahnte.
Es war wie leergefegt. Alles weg.
Die Umgebung, die Laute, es schien fast, als würde alles mit schwarzem Teer übergossen werden, als ob man in meinen Ohren Watte gestopft hatte, als ob man Glut in meine Augen schüttete.
Sein Gesicht, Rays Gesicht, wirkter so aschfahl.
Warum? Warum nur?!
Ich wollte schreien.
Wände einschlagen.
Weinen.
Stark blinzelte ich gegen die Hitze an. Ein unbändiges Zittern durchfuhr meinen Körper und ganz tief versunken in all der schwarzen zähen Masse schien etwas wieder hervorzutauchen und sich an mich zu krallen, mit eisernen, kalten Griff. Schien seine raschelnden Ketten zu sprengen und aus dem dunklen Verließ meines Unterbewusstseins hervorzukrauchen...
"Kai!" Etwas packte mich am Arm, riss mich herum und nur schwer konnte ich die Konturen eines Menschen ausmachen. "Wir müssen hier weg!"
Weg?
Ohne ihn?
Ich schüttelte den Kopf. 'Lass mich' formten meine Lippen und ich presste mit einem Wimmern die schwarzhaarige Gestalt an mich, verbarg mein Gesicht in seinen Haaren.
Sie riechen so anders. Sie riechen wie verbrannte Hoffnung, Schießpulver.
Ich wollte weinen.
Ich konnte nicht.
"Er...hat ihn umgebracht....", presste ich wispernd hervor und glaubte es selber nicht. Verzweifelt drückte ich den Körper noch näher an mich. "Hörst du....?" Ein eisiger Klumpen drückte mir die Kehle zu. Meine beiden Finger schlangen sich noch immer um sein Handgelenk, als ob jeden Moment das leichte Beben wieder einsetzen würde.
Oh Gott, lebe, verdammt, Ray, LEBE!
Ich zitterte heftig durch die etlichen Schauer, die mir den Rücken auf- und abfuhren.
Als ich meine Augen öffnete, verschwamm meine Sicht durch lauter unvergossenen Tränen. Ich konnte nicht weinen.
Bitte, Ray. Mach die Augen auf, sieh mich an, sag mir, es ist alles gut...
"Wir müssen hier weg", wiederholte die Stimme, diesmal energischer. Ein Rütteln an meiner Schulter. "Bitte!"
Hier weg?
Die Tränen stachen hinter meinen Augen.
Kein Puls. Kein gottverdammter Puls!!
Oh Gott.
Man hat mir Ray...und dann....dann soll, ich einfach so davonlaufen!?
Der Klumpen schwoll an.
Man hatte ihn mir genommen...?
Der kalte eiserne Griff verstärkte sich, die Ketten schienen zu zerbersten.
Langsam wandte ich meinen Blick vom Nichts und der Leere vor meinen Augen ab und schwenkte ihn zur Seite. Erst jetzt erkannte ich das Gesicht Ians.
Er wirkter besorgt.
Ein Knistern erschien in meinen Gedanken und hallte wie ein Echolot nach; ein metallenes Knirschen und langsam fingen meine Hände an zu zittern. Ich umfasste den kalten Körper immer noch, versuchte durch ihn Halt zu bekommen, aber etwas schien meinen Verstand zu umnebeln und als ich die Augen schloss, krampfhaft versuchte, die Gefühle zu verschlucken, die empor brodelten, und wieder mit meine Lider hob, war etwas...anders.
Ich hörte das Keuchen Talas, hörte das Rascheln seiner Kleidung, sah Ians besorgtes Gesicht, hörte seine energischen Versuche und spürte seine klammernden nasskalten Hände, wie sie mich hochzuziehen versuchten. Ich sah das blanke, rustikale Gestein vor mir, an der eine schmale Blutspur zu sehen war und als ich den Kopf seitlich drehte, sah ich die rostenden Gitterstäbe und die offen stehende Tür darin.
Das Beben meiner Schultern wurde dumpfer, viel dumpfer. Ich wandte mich von dem Eingang zu diesem Kerker ab und blickte wieder in Ians Gesicht.
Nur allmählich spürte ich, wie man mich schon auf die Knie gezogen hatte. Mein Blick schweifte kurz neben Ians Kopf und ganz tief in der Schwärze meines Unterbewusstseins knackten die letzten Riegel des Verlieses...
Ruckartig schoss meine Hand empor und packte die geschulterte Waffe, sodass die Person nach hinten stolperte. Die ersten laufenden Tränen brannten auf meinen Wangen und ich biss die Zähne zusammen. Mit dem nächsten Ruck rappelte ich mich schwerfällig auf, ließ den Körper, den ich noch in Arm hielt, fallen und schwankte auf das Gitter zu.
"Kai!"
Ich überhörte es. Ich merkte meine Schritte nicht mehr, merkte nicht, wie ich automatisch meine Schulter gegen die Tür warf und diese mit einem Knirschen nachgab. Schallend landete sie gegen die Wand und sprang wieder zurück. Achtlos sah ich mich den Gang entlang hechten, hörte das Surren der Überwachungskamera und das Tröpfeln aus der Zelle zu meiner Rechten. Mein Kiefer schmerzte als ich die Zähne noch mehr zusammen presste.
Mein Verstand wurde weiter von einem teerschwarzen Nebel eingelullt.
Eine verzerrte Grimasse bildete sich auf meinen Zügen, als ich mich gegen die nächste Rostverschmierte Tür warf, sie jedoch war verriegelt.
Ich bin hier noch nicht fertig und ich werde nicht alsbald hier draufgehen.
Tiefer in mir, als ich je geglaubt hätte, entbrannte das keimende Gefühl und loderte immer weiter auf.
Eine Mission noch, hallte es in mir nach und meine Augen rissen sich auf, starrten an zum verrosteten Zugang.
Mit einem breiter werdenden Grinsen schob ich die Waffe nach oben und feuerte eine donnernde Salve auf das Schloss, das kreischend danach aufsprang. Einige Metallsplitter fetzten mir ins Gesicht, was mein verzerrtes Grinsen nur noch weiter wachsen ließ. Ich schmeckte das Blut auf meinen nun spröden Lippen und trat im nächsten Moment die Tür ein, die ächzend aufflog.
"KAI!!"
Ich rannte los.
Meine Beine nahmen ganz tief aus dem dunklen Verließ ihre Kräfte und rannten den endlosen Gang entlang, rannten, liefen, stolperten. Der aufgeplatzte Boden, die nasse tropfende Decke, die beschmierten Wände, alles zog an mir vorbei und einem Tunnel gleich; wie kurz vor dem Sterben lag am Ende dieser Bahn ein runder Lichtkegel der zum Ausgang dieses verrotteten Scheißteils führte.
Ich werde diesen scheiß Wichser umbringen.
Das kalte Metall des Gewehres presste sich an meinen Leib und knallte mir gegen den Oberschenkel. Der Zeigefinger lag fest um den Abzug gelegt, bereit.
Adrenalin floss durch meinen Körper, spritzte tief aus mir hervor und ließ meine Beine noch schneller laufen.
Ich merkte nicht den bohrenden Schmerz in Armen, Beinen, in Lunge, sogar im Bauch oder im Kopf. Das dumpfe Dröhnen war nun gänzlich verebbt und verschwamm in einer dunklen Mischung aus Hass und Freude.
Ich werde ihm seinen Scheißkopf wegblasen. Sein wabbelndes Hirn wird wegfliegen und seine Drecksvisage und sein räudiges Grinsen werden zersplittern und dann...
Meine Augen weiteten sich noch ein Stück, das Gewehr wurde schussbreit angelegt mit rasselnden Atem schmiss ich mich der nächsten Tür entgegen.
Schnaufend stand ich im Raum. Meine Gedanken rasten, der Blutpumpende Klumpen in mir auch.
Die rechte Schulter schmerzte. Ich ignorierte es. Ebenso wie das leise Tropfen, als mein Blut auf den Boden aufklatschte.
Langsam fand ich meinen Weg weiter in dem grellhellen Raum hinein. Regale stapelten sich wie in einem Vorratsraum; Gläser waren aufgetürmt.
Hätte ich dieses Gefühl mit dem schwarzen Teer nicht übergossen, hätte ich mich wahrscheinlich auf meine Füße übergeben.
Meine Kiefer drückten sich noch mehr zusammen und ich versuchte - wie den Schmerz auch schon - die Gläser mit den konservierten Körperteilen zu ignorieren, einfach aus meiner Sicht auszublenden. Aber die Hände und Hirne und gekrümmten Föten wollten nicht verschwinden. Ein Bandbreite voller Organe in Alkohol getränkt. Übelkeit.
Was soll das hier? Wo versteckst du dich, du Arschloch? Denkst du, dein Gruselkabinett schreckt mich ab? Nachdem du mir das angetan hast, du gottverdammter Scheißkerl?
Ich spürte, wie meine Lippen langsam aufplatzten, als mein Grinsen sich noch skurriler verformte. Ich schmeckte den metallischen Geschmack von meinem Lebenssaft. Hah, Lebenssaft. Leben? Wozu?! Das Einzige, was mich hier noch auf den Beinen hält, ist deine Fresse zu sehen und sie blutig zu schlagen!
Mit gehobener Waffe marschierte ich durch die Reihen, blickte mich ständig um, dabei bedacht, die Gefäße gekonnt zu übersehen.
Vielleicht hatte er sich schon selber konserviert? In Alkohol getüncht. Wollte er mir den Spaß verderben?
Meine Pupillen rasten über die Örtlichkeit und langsam schlich ich mich zur nächsten Ecke.
BAMM!!
Der Schuss donnerte im beengten Raum in vierfacher Lautstärke nach und es zerriss fast mein Trommelfell.
Mit geweiteten Augen betrachtete ich den nun umgefallenen ausgestopften Jungen, der mit leblosen Glasaugen und nackt in ein Regal gekippt war, aus denen die Gläser herunterfielen. Er war kein Fake. Er war echt....
Fast verführerisch kroch mir der süßliche Geschmack von Übelkeit den Rachen empor und nur zwanghaft unterdrückte ich den Drang, zu schreien.
"Sieh an, sieh an."
Das Gewehr hob sich wieder abrupt und ich sah deutlich seine Fratze, konnte und wollte den bebenden Zeigefinger nicht halten und schoss mit einem grellen Schrei drei Salven in seine Richtung.
Stirb!
Ich stieß einen weiteren Schrei aus.
STIRB!!
"Wir sind uns gar nicht so unähnlich..."
Ich sah den zersplitterten Spiegel und wirbelte einmal um die Achse.
Was redest du da, du Arsch?
"...du und ich."
"SCHNAUZE!"
Meine Stimme brodelte und wutschäumend trat ich gegen das nächste liegende Regel. Glas splitterte und Flüssigkeiten liefen über den Boden. Der Inhalt verteilte sich über den gekachelten Boden, der sich nun mit einigen roten Tropfen von mir vermischte, und ich unterdrückte den weitern Wunsch, mich zu übergeben.
Ich blickte auf.
Blickte um mich.
"Wo bist du!?" Ein, zwei mal schnaufte ich und biss wieder die Zähne zusammen.
"Du warst immer ein guter Schüler, Kai..."
Bamm!, Bamm!, Bamm! Und erneut zersplitterte Glas. Der Geruch von faulendem Fleisch biss in meiner Nase, er machte mich rasend.
"...selbst jetzt bist du noch einer."
Wieder ruckte ich um meine Achse, meine Augen traten hervor, meine Hände und Arme zitterten unter den vorigen Rückstößen des Gewehres und Blutergüsse formten sich an den Druckstellen.
Wo bist du?!?
Einige hallenden Schritte und ich wirbelte herum, stieß gegen das nächste Regal und schellend zerbarst wieder Glas.
"..Kai.."
Ich stockte.
Es war mehr ein Hauchen an meinem Ohr, Übelkeit und Schauer stiegen auf und ich schnellte um hundertachtzig Grad herum und blickte in.....
Meine Gedanken wurden trübe, schwärzer als zuvor. Das Biest in den Ketten schrie auf und trommelte gegen meinen Verstand und krauchte mit roten stechenden Augen aus seinem Gefängnis hervor.
"DU SCHEIß FOTZENFRESSE!!", spie ich hervor, drückte den Abzug voll durch und die Kugeln lösten sich aus dem Gewehr.
Schmatzend und mit einem ohrenbetäubenden Aufschlag trafen sie in seinen Körper ein, durchlöcherten ihn, das Blut spritzte aus ihm hervor und-
Klick. Klick.
Das Geräusch des Leerlaufs erschallte und fassungslos starrte ich erst den Gewehrlauf, dann ihn an...
...
"Keine Munition mehr?"
Hass loderte wieder auf und ohne nachzudenken riss ich den Kolben hoch und rammte ihn Boris mit Wucht in seine Fresse; hörte es knacken und schlug sofort noch mal zu.
Eine mächtige Hand packte die Waffe und entriss sie meinen eigenen, stieß sie mir in die Rippen.
Ein gleißender Schmerz breitete sich, augenblicklich stieß etwas Weiteres in meine Magenkuhle. Eine seiner schmierigen Hände griff nach meinen Haaren und schmiss mich in auf die umgekippten Regale.
"Hast du denn überhaupt nichts gelernt!?"
Nein!
Ich keuchte, meine Sicht verschwamm und ein bestialisches Hämmern brach in meinem Hinterkopf aus.
Von dir sowieso nur, dass man nur hassen kann! Für dich bin ich in jeder Hinsicht ein Schwächling, nutzlos, ohne Wert und nur dafür da, irgendetwas zu verrichten. Die Abtei hatte ich schon lange hinter mir gebracht.
Speichel und Blut tropfte mir vom Kinn. Ich lag mitten auf etwas Weichem und wollte gar nicht hinsehen, weil er wusste, dass es der ausgestopfte Junge war.
Es war nicht die Abtei, oder? Ts, die interessiert dich doch gar nicht mehr!
Meine Beine und Knie waren weich. Ich fragte mich, was ich hier eigentlich tat.
Und dann erschein er mir wieder vor meinem geistigem Auge, Ray. Zusammengesunken an seiner Wand liegend.
Augenblicklich zogen sich meine Mundwinkel wieder nach oben. Ich spürte die salzige Flüssigkeit an meinen Wangen, schmeckte sie, aber grinste trotzdem.
"Du bist krank", wisperte ich, meine Stimme heiser.
Er grinste.
Würde ich nicht schon lange an der Schwelle zwischen Realität und Wahnsinn torkeln, jetzt wäre ich dort mit Gewissheit angelangt.
"Oh, mindestens so krank wie du."
..was..?
Mir stockte der Atem. Ich bewegte meine Finger und vermisste fast das kalte Metall der Kalashnikov.
Was?!
Ich schüttelte den Kopf. Brechreiz war nun ausgeprägter.
"..sieh dich an. Wolltest mich mit einer Waffe erschießen, lachst und weinst gleichzeitig." Seine Schultern bebten vor Lachen. Meine Mundwinkel sanken nach unten. "Nein, meine Junge, DU bist wahnsinnig!"
Ich hätte gelacht; lauthals und so schallend, dass mir die Tränen gekommen wären, wären diese nicht schon längst da gewesen. Nur verebbte das Gekicher im Hals je höher es kam, umso mehr zu einem schmerzlichen Wimmern, das sich nur entfernt mit einem Lachen gleichsetzen ließ.
In meinem Verstand blitzte etwas auf, als ich das runde Loch einer Handfeuerwaffe entdeckte, das nun auf mich gerichtet war. Huh, nichts Neues, dieser Löcher hatte ich wohl schon oft genug gesehen...
Knacken entsicherte er die zweite Waffe und schmiss mein ehemaliges Gewehr in den Raum von mir weg.
Eine seiner Pranken griff in eine verlauste Tasche seines Mantels, während die andere die Waffe hielt und sich gleichzeitig mit dessen Ellenbogen auf seinen Krückstock stützte, und zog ein kleines metallenes Gerät heraus.
"Weißt du, was das ist?"
Fangfrage, anscheinend. Ich grinste freudlos.
Immer noch tropfte mir nasses Blut vom Kinn und langsam merkte ich ein Ziehen und dieselbe Feuchte im Nacken, am Bauch, allmählich am gesamten Körper.
"Nein?" Er schüttelte es und zeigte mir die Vorderansicht, die geschmackloser weise nur einen roten Knopf schmückte.
"Wenn hier drauf drückte, macht es Bumm!" Seine Visage verzog sich noch mehr.
"Bumm! Bumm!"
Mein Magen drehte sich um.
Das musste ein Bluff sein... He, Tala meinte zwar, hier sein alles vermint, aber hey! Der ist schon zu sehr unter Boris Einfluss geraten.
Meine optimistische Verstandeshälfte sagte mir, dass es nur ein Bluff sein konnte; die schwarze Bestie anscheinend nicht.
"Das wagst du nicht" und glauben tat ich es zur gleichen Zeit nicht. Er würde nicht wagen, uns alle draufgehen zu lassen; ihn eingeschlossen! Er war geisteskrank, aber nicht SO irre!
"Bumm!"
Klack.
...
Alles stand still, Luft, Bewegungen, Atem. Ich weitete meine Augen und zuckend verformte sich mein anfängliches Grinsen ein Stück weiter. Lautlos formte ich 'Bumm?'.
BOOOOOMM!!!
Das Glas vibrierte, ein ohrenbetäubender Knall kreischte durch das Gemäuer. Die Wände zitterten und Gesteinsbocken bröselten von der Wand herab, als eine dampfende Rauchschwade von dem hinteren Eingang in den Raum zog. Metall bog sich schreiend, und eine gewaltiges Donnern ging über die Decke hinweg.
Nein...
Boris lachte. Sein Kopf warf sich nach hinten und eine Hand fasste sich an seine Stirn. Das Mündungsloch zeigte wackelnd auf mich.
Nein.
"Weißt du, was das Komische daran ist, Kai?"
Rot glomm Abscheu und Ekel in mir auf, das Gefühl presste sich quälend gegen meine Brust und meine Augen weiteten sich, tränten von dem umher fliegenden Staubmassen.
Nein! Das hat er nicht gewagt!!
"Ich hab noch mehr davon!" und er zog fünf weitere Fernzünder aus seiner Tasche. "Bwahahaha!!"
Das Knirschen von zerborstenen Metall und Gestein ebbte langsam ab, der Rauch minderte sich. Mein Keuchen dröhnte in meinem Kopf wieder, sein Lachen brachte mich fast um den kümmerlichen Rest meines Verstandes.
Er hatte es getan.
Ich schüttelte den Kopf und das Nässegefühl im Nacken breitete sich auf den Rücken aus.
Meine Augen suchten hinter mir durch die Regale den Eingang ab, durch den ich hergekommen bin.
Verschüttet.
Langsam wandte ich mich wieder nach vorne.
Er hatte sich umgedreht...
Ruhigen Schrittes humpelte er auf eine stählerne Doppeltür zu und stieß diese auf.
Adrenalin kribbelte in meinen Finger und als seine Form nicht einmal ganz im Schatten hinter der Tür verschwand, hielt nichts mehr an mich.
Alles verschwamm zu einem Schemen, mein Schrei dröhnte durch das Gemäuer, meine Füße rasten auf den Mann zu, die Fäuste erhoben. Wenn nötig würde ich ihm mit eigenen Händen den Kopf abreißen..!!
...
?!
Ich blinzelte.
Ein Stechen schoss mir meinem Arm hoch. Orientierungslos kämpfte ich gegen die aufkeimende Schwärze an, die sich vor meinen Augen aufbaute.
Dann sah ich, wie Boris gemächlich weiter in den Raum schritt. He, halt an! Meine Finger zuckten taub, fühlten nicht seinen Hals, den sie kraftvoll zudrücken wollten.
Mit zusammengekniffenen Lidern versuchte ich den Gleichgewichtssinn wieder zu finden und stemmte mühsam einen Arm unter meinen Körper.
Ich lag auf den Boden...
Schmerz durchfloss meinen Arm, Blut sickerte durch den Anorak.
Gott, das Schwein hat mich schon wieder angeschossen?
Feuchtigkeit klebte an meinen Lippen und floss weiterhin von meinem Kinn ab.
"Weißt du Kai, weswegen das hier so ein schöner Ort ist?"
Ich blickte auf; seine übliche Positionierung - hinterm Rücken verschränkte Arme, gestreckter Rücken, leicht zur Seite geneigter Kopf, als ob er gewollt mit mir kommunizierte.
Innerlich hätte ich gelacht oder geschrieen. Kam jetzt die berühmte 'Ich erzähl dem Guten vor seinem vermeintlichen Ableben meinen Plan'-Szene? War es das? Wolltest du das?
Erzähl nur...ich sterbe nicht...
Vorher werde ich noch-
"Abseits, versteckt, stillgelegt...und mit Strom versorgt, aus eigener Wasserkraft." Ein hässliches Kichern. "Die Abtei ist vernichtet, das stimmt. Ja... Aber sie war nur ein Prototyp von alldem, was ich geplant hatte." Seine stechenden Augen bohrten sich durch meine eigenen, als er einen verächtlichen Blick auf meine kümmerliche Form am Boden warf. "Voltaire hatte es nie verstanden! Er hatte sich falsche Ziele gesetzt mit Ideen, die nicht umsetzbar waren." Sein Kopf ruckte wieder nach vorne; zitternd stemmte ich mich auf meine Knie, die quälend unter mir aufschrieen. Er würde es bereuen, uns jemals hier mit hineinverstrickt zu haben. So bereuen! Und bezahlen... "Abtei! Ha! Was für ein Reinfall! Ein Labor an so einer offensichtlichen Position zu erbauen, war mehr als reine Zeitverschwendung."
Konnte nicht jeder ja so irre sein und sich ein vereinsamtes Fleckchen Erde mitten im gebirgigen Nirgendwo aussuchen, wo dir Yeti irgendwann mal Guten Tag sagt... Huh, Arsch.
"Außerdem, Beyblades!" Seine Mundwinkel verzogen sich und fast beschwörend breitete er seine Arme aus. "Wie wollte man mit einem Kinderspielzeug schon was erreichen!?" Augenblicklich sackte seine Form wieder zusammen; er stützte sich auf seinen Stock. Langsam verschwand seine Silhouette im Schatten. "Beyblade." Er sprach das Wort aus, als ob er ein Kind vor sich hätte. "Ihr armen Irren!"
Mein Lachen verklang diesmal zu einem Röcheln, als mir nun schon Blut aus Nase und Rachen tropfte. Huh, und bald werde ich dieses rote Zeug auch noch weinen, oder wie? Ich krauchte ein Stück nach vorne.
Er schwieg. Reglos baumelte die Pistole in seiner rechten Hand und er verharrte einen Moment in seiner Stellung.
"Kai."
Schweigend sah er mich wieder an.
Erwartete er ein 'Yes, Sir'? Wer war dann der arme Irre?
Langsam schob ich mich auf meinen Knien weiter weg. Quälend zitterten diese. Meine Finger kratzten über den blanken Untergrund. Das Dröhnen in meinem Schädel kehrte allmählich zurück, das Kreischen der Bestie in meinem Kopf auch...
Scheinbar schien er vergessen zu haben, was er sagen wollte. Ich grinste und wieder haftete ein metallener Geschmack auf meiner Zunge.
Ich beobachtete, wie er langsam zur rechten Seite ging. Der Schatten hatte sich nun weiter ausgebreitet, als die Tür hinter uns mit einem eisigen Luftzug etwas zugeschoben wurde. Erst jetzt kroch wieder die Kälte in mir. Fast hatte ich sie schon vermisst, denn es war nicht nur physische Kälte.
"Ach so." Ein Klicken der Waffe in seinen Händen. "Ich wollte dir ja noch zum Schluss etwas zeigen.
Ein Echo von einem anderen Klacken kroch durch die Gemäuer. Ein surrendes Geräusch erschallte, ein elektrisches Knistern, das fast spürbar war, und mit dem nächsten lautstarken Schallen...
Licht.
Hinter meinen Augen pochte es wegen der Intensität der Helligkeit. Zwanghaft kniff ich sie zu, während ich Hilfe suchend mit meinen Händen hinter mir herumschlug; Halt suchte. Kaltes Metall klatschte gegen meine Handinnenfläche und ich zog mich daran hoch.
Ich keuchte. Mit einigem Blinzeln erschien die Helligkeit weniger aggressiv. Ich sah auf.
Meine spröden Lippen teilten sich, als ich fassungslos den Mund öffnete. Tonlos formten meine Lippen irgendwelche Wörter, aber es war zu erschreckend, überhaupt etwas zu sagen.
Vor mir erstreckte sich eine gigantische Halle, als ob man meinen könnte, der gesamte Berg sei innerlich ausgenommen worden. Durch ein Keuchen kondensierte mein Atem vor mir und ich weitete meine Augen, das Licht brannte und die Kälte umnebelte mich.
Militär. Fassungslos schüttelte ich den Kopf. Ein gesamtes Kabinett an militärischen Gegenständen stand gestapelt nebeneinander. In olivgrünen und sandbraunen, aschgrauen und blauen Farben erstreckte sich eine Masseneinrichtung an Kriegsgegenständen vor mir und ich hatte Probleme, zu schlucken.
Schlagartig schossen mir Bilder des zweiten Weltkrieges in den Sinn und die stählernen 'Spielzeuge' hier waren ein Teil davon.
Oh Gott....
Die gepanzerten Gefährte mit den montierten Waffen, die Flugzeuge, irgendwelche militarisierten Geländewagen; die Wände zu meiner rechten hingen voll von Maschinengewehren, Schnellschusspistolen und irgendwelchen faustgroßen Metallgegenständen - höchstwahrscheinlich irgendwelche Granaten. Kanister standen aufgestapelt bereit, Stacheldraht lag zusammengerollt in Packen vor mir.
Ich zog mich an dem Griff meiner Hände hoch und bemerkte, dass es ein Geländer war. Mit wackelnden Beinen stand ich auf einer Anhöhung. Konnte alles genauestens überblicken. Ich wollte das gar nicht.
Verdammt, sogar ein russisches U-Boot stand hier!!
"Und hier.." Ich schaffte es schwerfällig, meinem hämmernden Kopf zur linken Seite zu drehen. "..ist mein absoluter Liebling!"
Entsetzt starrte ich in seine Richtung, als er beinahe liebevoll über die Lackierung eines Hubschraubers strich. Hubschrauber! PAH! Mein Magen verformte sich zu einem noch schwereren Klumpen. Ich wollte nicht mehr die Ausrüstung aufzählen, die sich an Bord dieses Kampfmonstrums befand, aber sie war...beeindruckend, auf eine grauenvolle Art und Weise.
"..wunderschön." Er seufzte, was durch die riesige Halle mehrfach widerhallte.
Oh mein.... Ich blieb fassungslos stehen. Tala hat mehr verschwiegen, als gut war; viel mehr. Er...er hat kaum die Hälfte von diesem Wahnsinn erwähnt! Nur wo zur Hölle hatte er das her?!
Das war krank!
Das war KRANK!!
"Woher?" Es war nicht mehr als ein Wispern, aber in der Totenstille hörbar. Wo war der Nutzen, jetzt noch irgendetwas Gefühlsduseliges zu verbergen. Ich war sowieso schon zersplittert...
Das Dach oder was auch immer es war, ächzte.
Den Rücken mir noch immer zugewandt, zuckte er einfach nur mit den Schultern. "Schwarzmarkt ist doch eine feine Sache, nicht wahr?" Einfach so. Schwarzmarkt. Nach dem Motto, ich solle froh sein, dass er noch keine atomaren Sprengköpfe lagern hatte!?
Er war wahnsinnig.
Ich sah mich in meiner Nähe um.
Verdammt, irgendetwas hier wird mit doch helfen können?!
Schwer schleppte ich mich weiter nach hinten.
Man muss ihn aufhalten; ich werde es tun! Koste es, was es wolle.
Ich schnaufte und meine Gedanken wirbelten umher.
Rays Leben hatte es schon gekostet.
Lächelnd fanden meine Hände den kalten Griff um eine Waffe; ich sah nicht hin, fühlte aber die altbekannte Präsenz jener Geschosse. Das Regal knarrte etwas, als ich sie blindlings herausnahm.
Das Leben aller meiner Freunde hatte es gekostet...
Kurz schlossen sich meine Lider; altbekannte Bilder huschten an meinem geistigen Auge vorbei; Erinnerungen, die momentan so ungreifbar fern schienen, so unfassbar und doch so nah, verletzend nah.
Freudlos stellte ich eines fest:
Ich hatte sowieso alles verloren...
Wieder kehrte der schwarze Teer zurück, ohne dass ich vorher gemerkt hatte, dass er verschwunden war.
"Ja, ja..." Ein kränkliches Husten. Na, war er schon am Verrecken? "Auf Menschen ist kein Verlass...das habe ich schmerzlich erfahren müssen."
Meine Lider schnellten nach oben.
Schmerzlich erfahren müssen? Sollte ich lachen?
Stattdessen flossen mir einige Tränen die zerkratzen Wangen hinab. Mein Körper schmerzte so sehr, dass er schon fast nicht mehr wehtat. Es...tat wirklich nichts mehr weh...
Müde lächelte ich; kein gestörtes Grinsen mehr.
"So, Kai, was ich nu-"
"Bye." Mein Arm zitterte unter der Last der Tokarev, der kleinen Pistole in meinen Händen. Mit zwei halb geöffneten Augen visierte ich ihn an; seine große massige auf einem Krückstock gestützte Gestalt.
Ein Schrei entkam seinen Lippen, er wirbelte halb herum.
Und ich drückte den Abzug durch.
...
Klick.
Weitere Tränen lösten sich.
Keine Munition, und ich lächelte. Seine Fratze verschmierte wutentbrannt, die Pistole in seinen Händen zitterte unter seinem Griff, das Mündungsrohr zeigte wieder auf mich.
"Das war zu viel!"
Einiges Knarren, ein metallisches Rascheln.
Ich schloss meine Augen und sah Ray vor mir, ein fröhliches, glückliches Gesicht. Ja, das wäre ein schöner Abschluss, ihn zuletzt zu sehen. Nur ihn. Die schwarzhaarige Gestalt lächelte mich traurig an, schüttelte den Kopf.
Nein? Was, nein?
BAMM!
Ich spürte den Schmerz nicht, keineswegs. Ich spürte nichts von ihm. Ich sah weiterhin Ray, sein Kopf neigte sich weiterhin von der einen zur anderen Seite. Seine Lippen formten 'Nein'. Und er lächelte.
Nein?
Ein Keuchen? Ein gurgelndes Geräusch? Schritte?
Müde hob ich meinen Blick, sah Boris vor mir.
....was...?
Ich blinzelte mehrmals gegen die Helligkeit an.
Was?!
Mein erschlaffter Oberkörper zuckte unter Schmerzen nach oben, ich riss die Augen auf.
Mit einer Art von Fassungslosigkeit betrachtete Boris seine Hände...sie betasteten seine Brust und blickten wieder darauf. Immer wieder.
Dann ein letzten wutverzerrten und hässlicher Blick zu mir; sein Kopf wandte sich halb um.
Dann sackte er ein, fiel schwer nach unten.....und blieb liegen.
Blinzelnden fixierten meine Augen weiterhin die Stelle, wo er eben noch gestanden hatte...und sahen etwas weiter hinten...
Ein Stechen breitete sich in meinem Magen aus.
Oh Gott...was sollte das?! Was....wieso?
Mit entsetzt geweiteten Augen sah ich dorthin und erkannte...
"...Ray...?"
~*~*~*~*~