Bittersweet romance
Cloud sah auf Sephiroth, der blutüberströmt und schwer atmend vor ihm stand. Nur noch ein einziger Schlag und der Alptraum hätte endlich ein Ende. Die Hände des jungen Mannes zitterten, als er den Griff seines Schwertes fester umklammerte.
Sephiroth erwiderte seinen Blick, er konnte sich denken, dass Cloud nicht mehr allzu lang warten würde. Viele Gedanken schossen in diesem Moment durch seinen Kopf und er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass diese Höllenqualen, die er erlitt, endlich ein Ende hatten.
Cloud jedoch rührte sich nicht von der Stelle, er sah in die Augen seines Gegenübers und kämpfte mit sich selbst. Der Blonde hatte gemerkt, dass seine Gefühle für Sephiroth ins Unermessliche gestiegen waren und er tat sich schwer damit, seinen Körper dazu zu bringen, den finalen Schlag auszuführen.
"Jetzt mach schon...",
hörte er plötzlich Sephiroths Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss,
"...ich ertrage das nicht länger..."
Seine Worte lösten in Cloud einen heftigen Schmerz aus.
Was hatte er nur getan? Sephiroth litt und daran war allein er Schuld.
"Cloud, ich bitte dich...",
Sephiroths Stimme wurde immer schwächer,
"...jetzt tu es endlich..."
Cloud stand immer noch wie erstarrt auf der Stelle, er konnte sich keinen Zentimeter bewegen.
"Worauf wartest du...?",
Fragte Sephiroth und sank auf die Knie. Immer noch tat Cloud nichts, er antwortete weder, noch setzte er zum Endschlag an. Sephiroth blickte in die tiefblauen Augen des Jüngeren und konnte Trauer und Schmerz darin erkennen.
"Cloud...",
murmelte er und versuchte, sich aufzurichten. Es gelang ihm nicht, sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Sephiroth ließ sich wieder auf die Knie fallen, er hatte eh mit dem Leben abgeschlossen. Wenn er sterben würde, dann sollte dies durch Clouds Hand geschehen.
Der jedoch stand bewegungsunfähig mit seiner Waffe in beiden Händen vor ihm und sah ihn mit seinen wunderschönen makoblauen, momentan aber unendlich traurigen Augen an. Mit einem lauten Klirren fiel Clouds Schwert zu Boden, aber noch immer rührte der Blonde sich nicht.
Seine Gestalt begann, vor Sephiroths Augen zu verschwimmen und er schüttelte den Kopf, um wieder klare Sicht zu bekommen. Alle Knochen im Leib schmerzten ihn und das Gefühl, in unendliche Tiefe zu fallen, stieg in dem Silberhaarigen auf.
Trotzdem wandte er den Blick nicht von Cloud. Der Jüngere hatte ihn schon von Anfang an fasziniert und jetzt war Cloud derjenige, der seinem Leben ein Ende bereiten würde.
Sephiroth hatte sich mit seinem scheinbar feststehenden Schicksal abgefunden, als Cloud ebenfalls in die Knie ging.
Sephiroth sah ihn erschrocken an und Cloud murmelte ein halb ersticktes:
"Ich kann nicht..."
Tränen liefen über seine Wangen und seine Augen baten stumm um Verzeihung. Schwerfällig hob Sephiroth die Hand und strich Cloud eine Träne aus dem Gesicht.
"Ich verzeihe dir...",
murmelte er und lächelte schwach, als sich ein sanftes Licht um seinen Körper legte und seine Wunden heilte.
Der Blonde sah erschrocken auf Sephiroth, welcher die Augen geschlossen hatte.
"Ich danke dir...",
es war nicht mehr als ein Flüstern,
"...Aeris..."
Das Licht verschwand und Sephiroth öffnete die Augen wieder.
Der lebendige Glanz, den Cloud kannte und welchen er so liebte, war in Sephiroths Augen zurück gekehrt.
Der Silberhaarige richtete sich auf und streckte Cloud, der auf dem Boden sitzen blieb, die Hand entgegen.
Der Blonde ergriff sie und Sephiroth zog ihn nach oben.
"Lass uns gehen...",
sagte er leise und legte die Arme um Cloud.
Der junge Mann erstarrte.
Er wehrte sich nicht gegen Sephiroths Umarmung, aus welchem Grund auch?
Sephiroth schwebte nach oben und nach wenigen Augenblicken erreichten die beiden den Ausgang des Nordkraters. Aeris' Substanz Holy hatte bereits den Meteoriten, der die Erde bedroht hatte, aufgehalten und die Morgensonne ging auf.
"Ob die anderen heil weggekommen sind?",
fragte Cloud.
Sephiroths Arme lagen noch immer um ihm.
"Mit Sicherheit...",
antwortete dieser und landete auf einem Felsvorsprung.
Noch immer ließ er Cloud nicht los. Eine Frage brannte dem Silberhaarigen auf der Zunge und er musste sie unbedingt loswerden:
"Warum hast du mich nicht getötet?"
"Ich konnte nicht...",
sagte Cloud wahrheitsgemäß,
"...weil...weil..."
Der Blonde lief rot an und senkte den Kopf.
Das jedoch konnte Sephiroth nicht zulassen, er wollte in Clouds Augen sehen. Also hob er das Kinn des Jüngeren an und legte seine Hand dann an dessen Hinterkopf.
Cloud erschrak, doch als er in Sephiroths Augen blickte, die an Wärme gewonnen hatten, verlor er seine Scheu.
"...weil ich dich liebe...",
sagte er leise.
Der Bann war gebrochen und Sephiroth senkte seinen Kopf. Er murmelte:
"Ich liebe dich auch, Cloud...",
und dann trafen sich ihre Lippen zu einem sanften Kuss. Die Zeit schien stillzustehen und die Morgendämmerung tauchte die Umgebung in ein rosarotes Licht.
-Fin-