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Mein Leben

Bis heute habe ich ihr nicht gesagt, wie sehr ich sie liebe
von

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Mein Leben -
 

Bis heute habe ich ihr nicht gesagt, wie sehr ich sie liebe
 

Es ist seltsam, dass mich nichts an ihr stört. Nicht ihre Unordnung, ihre laute Stimme, ihre Hektik oder ihre Vorliebe für lange Spaziergänge im prasselnden Regen. Denn ich liebe selbst das an ihr.
 

Ich liebe sie jetzt, wie sie unruhig auf dem Küchenhocker neben mir sitzt und versucht, lauwarme Milch in ihr Müslischüsselchen zu gießen, während sie sich gleichzeitig die Bluse hastig zuknöpfen will. Jeden Morgen ist es in unserer kleinen, cremegelb gekachelten Küche hektisch. Ihre Bewegungen sind schnell und doch fließend, sicher. Diese Sicherheit liebe ich an ihr.

Mit einer Hand schiebt sie die Milch zu mir herüber, mit der anderen Hand schafft sie es, den obersten Knopf ihrer blasstürkisen Bluse zu schließen.

"Du hast es gut!", sagt sie zu mir und seufzt, während sie sich einen Löffel Müsli in den Mund schiebt. Ich neige den Kopf, blinzle gelassen und strecke die Beine aus. Ich weiß, dass sie gleich aufspringen wird, ihre Jacke nimmt und mir zwischen Tür und Angel kurz über den Kopf streicht. Das geschieht Morgen für Morgen, fünf Tage die Woche. Das liebe ich an ihr.

"Ich muss mich beeilen. Bis heute Nachmittag, Schatz!", sie schiebt den Hocker zurück, greift dann nach ihrer elfenbeinfarbenen Flanelljacke, die einsam an der Garderobe hängt. Abschließend streicht sie mir seitlich über Kopf und Wange, wie ich es erwartet hatte. Das liebe ich an ihr. Sie erfüllt alle meine Erwartungen.

Ihre schnellen Schritte verklingen um Flur und Haruka ist weg.

Ich rapple mich langsam auf, bemerke, wie schläfrig ich noch bin und überlege mir, ob ich nicht wieder unter die warme Decke unseres gemeinsamen Bettes kriechen soll.
 

Bis heute habe ich ihr nicht gesagt, wie sehr ich sie liebe.
 

Unser erstes, auf Harukas Seiten bewusstes Treffen liegt mehr als ein Jahr zurück.

Ich hatte Haruka schon oft in dem Restaurant, in dem ich arbeitete, gesehen. Sie pflegte es, sich in die Mansardenecke am Fenster zu setzen, einen gemischten Salat oder nur einen Milchkaffee zu bestellen und eine Zeitschrift zu lesen, die ich nicht kannte.

Ich verliebte mich damals in ihre sittsame Art, alltäglichen Tätigkeiten wie dem Bestellen des gleichen Getränks immer treu zu bleiben. Sie strahlte eine Ruhe und Sicherheit aus, zu der ich mich hingezogen fühlte, die mir die Geborgenheit zu bieten schien, die ich zuvor nie bekommen hatte.

Eine Zeit lang saß ihr in der Mansardenecke ein hübsches Mädchen gegenüber, das sie Michiru nannte. Michiru hatte alles, was ich nicht hatte, und ich war sehr eifersüchtig auf sie. Weder sie noch Haruka bemerkten mich je, wie ich hinter der gläsernen Bestelltheke saß und sie beobachtete.

Als Haruka mich zum ersten Mal bewusst wahrnahm, regnete es in Strömen und ich kauerte unter einem Haselnussbaum, um mich vor Wind und Kälte zu schützen. Ich lebte damals inoffiziell bei meinem Arbeitgeber, dem Chefkoch des kleinen Restaurants am Stadtrand, der mich schlecht behandelte. Ich habe die Nächte, die ich unter diesem Haselnussbaum am Rande einer nicht oft befahrenen Seitenstraße verbrachte, nie gezählt. Meine Mutter war früh gestorben, meine vielen Geschwister hatten sich übers ganze Land verteilt. Ich war ganz allein.

Haruka lief in ihrem gewohnt schnellen, heiter wirkenden Schritt an mir vorbei, blieb dann aber ein paar fußbreit entfernt stehen, kam zurück und beugte sich zu mir herunter, wie ich dort am Boden hockte und mir die Regentropfen von der Nasenspitze sprangen. Unter dem hochgeschlagenen Kragen ihres marineblauen Regenmantels blinzelte sie mich an.

"Was machst du denn hier so alleine?", hatte sie leise geflüstert. Es war die sanfteste Stimmte, die ich je vernommen hatte, und ich verlor mich in dem Moment ganz in Harukas liebevolle Art, als sie die Hand ausstreckte, um mein Kinn anzuheben und mir ins Gesicht zu sehen.

Ihre Augen waren grün und warm. Die Finger unter meinem Kinn weich und zart. Mein Herz schlug schneller, klopfte hart gegen meinen Brustkorb. Ich sagte nichts, starrte sie nur an.

Sie griff sanft nach mir und hob mich wie eine Feder hoch. Wir sagten beide kein Wort mehr, bis sie mich in ihrer Wohnung aufs weiche Sofa setze.

"Du kannst hier bleiben, wenn du willst", hatte sie leise gesagt und mein Gesicht zwischen ihre Hände genommen.

Und ich blieb. In dieser Nacht schlief ich das erste Mal neben ihr, hörte ihren ruhigen Atem, fühlte ihren warmen Körper, fühlte ihre schmalen Hände auf meinem Rücken.

Haruka ließ mich fraglos bei ihr verweilen, herzte mich, zeigte mir ohne viele Worte, was ich für sie war. Sie wollte nie wissen, was in meiner Vergangenheit passiert war, warum ich regennass unter dem Haselnussbaum gesessen hatte. Dorthin und ins Restaurant kehrte ich nie wieder zurück.

Ich wollte ihr immer erzählen, dass sie der erste Mensch war, den ich von ganzem Herzen brauchte, bei dem ich mich sicher und geboren fühlte.
 

Bis heute habe ich ihr aber nicht gesagt, wie sehr ich sie liebe.
 

Ich höre wie Haruka den Schlüssel ins Schloss stößt und die Wohnungstür sich öffnet. Erst zieht sie ihre Jacke vom Körper und wirft sie achtlos in den Flur, dann tritt sie ins Wohnzimmer. Das geschieht Nachmittag für Nachtmittag, fünf Tage die Woche.

Ein freudiges Gefühl fährt durch meine Glieder, lässt mich aufspringen, um ihr entgegenzulaufen und sie zu begrüßen.

Sie lacht und hebt mich hoch, als ich um sie herumspringe und das Glück, das ich nur bei ihr empfinde, nicht mehr zügeln kann.

Ich drücke meine kalte Nase in ihr Haar, das nach Babyshampoo riecht. Ich liebe die Kindlichkeit an ihr, die sie trotz ihrer offensichtlichen Reife nicht immer verbergen kann.

Aber als meine Krallen in Harukas Blusenkragen fahren, setzt sie mich wieder auf den Boden. Ich streiche ihr um die Jeanshosenbeine, reibe meinen Kopf an ihren Knien und wünsche mir, ihr sagen zu können, wie sehr ich sie liebe.
 

Aber ich kann es nicht, denn ich bin nur eine Katze.
 

Ende...
 

Die Grundidee dieser Geschichte ist nicht von mir, sondern von Jeffrey Archer. Ich finde, "A Twist in the Tail" absolut zauberhaft, sollte jeder einmal gelesen haben. Jedenfalls gefiel mir die Idee, eine Art Liebesgeschichte aus den Augen einer Katze zu schreiben, richtig super ^_^ und ich musste sie sofort auf mein Lieblingspaar Haruka (und Michiru) übertragen.
 

Diese FanFic ist für Naddl (Meroko-chan), die weiß, dass ich sie lieb habe ^.^



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Trailerpark
2005-03-07T14:57:21+00:00 07.03.2005 15:57
*lol* da denkt man sonst was und dann das *gg*

erinnert irgendwie voll an die Story mit Yaten und Luna ^^ schön geschrieben! ;)
Von:  Furu
2004-09-20T08:22:16+00:00 20.09.2004 10:22
Also ich find die Story echt süß! *smile* Mich hat es vor allem überrascht, dass es eine Katze war! *g* Das hätte ich beim besteh Willen nicht erwartet! *mich freu, weil ich so überrascht wurde* Ich kann mir das alles richtig gut vorstellen und meine einzige Frage: Wo ist Michiru abgeblieben? *schnief* Aber ansonsten bin ich ziemlich begeistert. *g*

Furu ^-^
Von:  Mero-
2004-04-20T17:15:33+00:00 20.04.2004 19:15
wah ich komm mir so blöd vor, dass ichs erst jetzt gemerkt hab >.< ab jetzt sagst du mir immer gleich bescheid, wenn du was hochgeladen hast, klar? XD
Von:  Mero-
2004-04-20T17:14:31+00:00 20.04.2004 19:14
wah ;____; mensch du, wieso hassu mir nich gesagt, dass du die FF hochgeladen hast??? ;.; mensch! ich hätte doch nur zu gern den ersten kommi geschrieben xDDD du weißt ja, wie mir die geschichte gefällt! ;_; man ich kann jetz gar nix sagen, war so überrascht XD und mir gewidmet, das is so lieb :> danke, knuddlhäschen! ^__^ hab dich sooo lieb!! *bussi* und weiter so! schreib noch viele solcher schönen stories, diese hier is super und ich liebe sie ^.^ und ich mag deinen schreibstil doch so!! also hopp, auf gehts, neue FF her! XDDDD
*nochmalknuddl* ^^
Von:  Saki-san
2004-04-15T01:43:24+00:00 15.04.2004 03:43
Wunder, Wunder, Wunderschön. Das ist eine sehr einfühlsame und warme Geschichte, die einen nachfühlen lässt, was da passiert. Gerade das Ende macht diese Geschichte zu etwas Besonderem. Weiter so!


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