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Erwärme mein frierendes Herz

von

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Mühsame Wegstrecke

Auszug aus dem letzten Kapitel:
 

[Dann kniete sich Kai leise neben Tyson, der irgendwie abwesend wirkte. Behutsam legte er den Arm um dessen Taille und drückte den Blauhaarigen an sich, wie um ihn zu beschützen. Durch diese sorgende Geste kehrte auch Tyson wieder in die Wirklichkeit zurück und wandte seinem Liebsten den Kopf zu. Und in dessen ruhigen, kastanienbraunen Augen erkannte er die Antwort auf die Frage, die er sich gestellt hatte. Denn Tyson konnte in den warmen Tiefen unschwer die Angst erkennen, die Kai um ihn ausgestanden hatte. Daher lehnte sich Tyson schweigend an den Älteren, wobei er nicht wußte, wer jetzt wen tröstete oder dem Anderen Kraft gab. Still verharrten sie beide ein paar Sekunden, bevor sich Tyson mental einen Ruck gab. "Laß uns gehen, Kai", sagte er leise.

Der Angesprochene erhob sich und nickte, bevor er seinen Blick noch einmal über die Umgebung schweifen ließ. Mit diesem Ort hier würde er Zeit seines Lebens viele Erinnerungen verbinden. Angstvolle, bewegende. Aber vor allem glückliche - denn hier war die Mauer seiner langen Einsamkeit durchbrochen und sein Herz statt dessen mit Liebe gefüllt worden.]
 

"Ja, gehen wir", entgegnete er schließlich, bevor er Tyson sanft über die weichen Haare fuhr. Dieser sah zu dem Älteren auf und streckte ihm dann bittend die rechte Hand entgegen, da er allein nicht wieder hochkam. Behutsam half Kai seinem verletzten Freund hoch und hielt ihm dann einen Stock entgegen, den er auf die rechte Höhe zurechtgeschnitten hatte, damit er Tyson als Stütze dienen konnte. Dies zauberte ein warmes Lächeln voller Dankbarkeit auf Tysons Züge, der die provisorische Krücke gut gebrauchen konnte. Probeweise stützte sich der Blauhaarige auf den Stock und tat dann ein paar vorsichtige Schritte.
 

Zuerst sah es so gut aus, daß Tyson mutiger wurde und seine Hoffnung stieg, daß er vielleicht doch eine größere Wegstrecke würde bewältigen können als er angenommen hatte. Doch als der Weg wenige Meter weiter uneben wurde, strauchelte der blauhaarige Junge schließlich. Er wäre gefallen, hätte Kai nicht im letzten Moment stützend zugegriffen.
 

Für einige Sekunden klammerte sich Tyson instinktiv an den Älteren, dessen starke Arme so viel Sicherheit verhießen. Doch dann seufzte er leise auf und versuchte, sich wieder allein aufzurichten. Tyson wollte Kai nicht noch mehr Sorgen bereiten, als dieser sowieso schon hatte. Er würde das hier schaffen, auch wenn er sich nach diesen paar Metern schon schwach und ausgelaugt fühlte. Sie mußten ins Tal, um ihre Freunde zu beruhigen.
 

,Reiß dich zusammen, Tyson', redete sich der blauhaarige Junge zu. ,Das ist doch wahrlich nicht so schwer. Selbst mit einem gebrochenen Bein muß es doch möglich sein, nicht eine derartige Last zu sein. Kai hat schon so viele Dinge, um die er sich kümmern muß. Er nimmt die ganze Verantwortung für uns Beide auf sich - daher muß auch ich jetzt für ihn stark sein. Ich darf ihn nicht noch zusätzlich beunruhigen, kaum, daß wir losgehen. Mein Liebster soll stolz auf mich sein - ich will keine Last für ihn sein!'
 

An dieser Stelle unterbrach ihn Kai in seinen Gedankengängen. Die braunen Augen sahen ihn voller Sorge an, was Tyson dazu veranlaßte, beruhigend zu lächeln. "Ist alles in Ordnung, Tyson?", erklang Kais dunkle Stimme.
 

Tyson riß sich zusammen und mobilisierte alle seine Kräfte, um sich wieder ganz aufrecht hinzustellen. Dann stützte er sich auf seine Krücke und sah den älteren Jungen lächelnd an, obwohl es ihn Kraft kostete. Doch es gelang dem blauhaarigen Jungen, Kai fröhlich und mit ruhiger Stimme zu erwidern: "Klar doch, Kai. Laß uns loslegen, der Weg ist weit und ich habe Lust, zu wandern. Also auf geht's!"
 

Ein schwaches Lächeln schlich sich angesichts dieses Ausbruchs des für Tyson so typischen Enthusiasmus in Kais Züge, als er seinen Freund kopfschüttelnd betrachtete. Es war typisch für den Jüngeren, alle Schmerzen, die er hatte, hinter Fröhlichkeit und Unbekümmertheit zu verbergen - doch Kai konnte er damit nichts mehr vormachen. Zu eng war ihre Verbindung inzwischen, als daß der Junge mit dem graublauen Haar nicht den Schmerz gesehen hätte, der kurz durch die sanften Augen, die er so liebte, geflackert war. Außerdem war Tyson nicht so locker und entspannt, wie er vorgab.
 

Doch Kai wußte auch, daß es jetzt nichts bringen würde, darüber zu reden. Eine Diskussion mit Tyson wäre aussichtslos, dafür war der Blauhaarige viel zu stur, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Und jetzt wollte er zu ihren Freunden, um deren Sorge um ihre Gesundheit zu lindern.
 

,Also auf geht's', wiederholte Kai im Stillen die Worte seines Liebsten, bevor er diesem schweigend einen Arm um die Taille schlang, um ihn zusätzlich

zu stützen. Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle Tyson dagegen protestieren, doch dann gab er es nach einem Blick in Kais Gesicht auf. Auch Kai konnte sehr stur sein, wenn er es wollte.
 

Langsam und vorsichtig begannen die zwei Jungen, dem Weg zu folgen, den sie schon vor zwei Tagen genommen hatten. Dieser führte sie während der nächsten Stunden noch ein Stück in die Berge hinauf, wobei sie auch an der Stelle vorbeikamen, an der die Erdlawine herabgegangen war.
 

Dort blieben sie eine Weile still aneinandergelehnt stehen und gaben sich gegenseitig durch ihre Liebe Kraft. Jeder von ihnen fühlte sich jetzt stärker und sicherer als noch vor ein paar Tagen, da er um die Unterstützung und Liebe des anderen Jungen wußte. Schließlich gingen sie weiter und erklommen Schritt für Schritt den Berg, bis sie schließlich den Gipfel erreicht hatten. Dort angekommen, legten sie eine Rast ein, die sie sich beide redlich verdient hatten.
 

Tyson war inzwischen durch die Anstrengung fast gänzlich am Ende mit seinen Kräften und atmete erleichtert auf, als Kai ihn vorsichtig auf einen Stein setzte. Der blauhaarige Junge streckte vorsichtig sein verletztes Bein aus, wobei er den Schmerzensruf nur schwer unterdrücken konnte, welcher durch die Qualen ausgelöst wurde, die strahlenförmig von dem gebrochenen Knochen in seinen gesamten Körper ausgingen.
 

Auch Kai, der sich neben ihm niederließ, war erschöpft. Tyson hatte sich während des Gehens zwar nur so wenig wie möglich auf ihn gestützt, dennoch hatte er auf der holprigen Wegstrecke viel Kraft aufwenden müssen, um den Jüngeren zu geleiten.
 

In atemlosen, aber angenehmen Schweigen saßen die zwei Jungen daher nebeneinander und genossen den Ausblick, den sie von ihrem Rastplatz über die Umgebung hatten. Vor ihren Augen breitete sich eine wunderbare Berglandschaft aus; in der Ferne konnten sie sogar schneebedeckte Gipfel erkennen.
 

Kai war für eine Weile völlig in die Natur versunken und schreckte ein wenig zusammen, als er plötzlich Tysons Kopf an seiner Schulter spürte. Doch dann sah er zärtlich auf den Blauhaarigen nieder, der sich müde an ihn lehnte und halb zu schlafen schien. Kai schlang seinen Arm um den Jüngeren, der daraufhin zu ihm aufsah und meinte: "Wir können gleich weiter, Kai. Nur ein paar Minuten Ruhe, das ist alles, was ich brauche."
 

"Ist schon gut", entgegnete der Ältere sanft, bevor er Tyson eine Strähne des weichen Haares aus der Stirn strich. "Schlaf ein wenig, Tyson. Ich wecke dich dann. Sammle ein wenig Kraft, in Ordnung?" Eine schläfrige Stimme antwortete ihm: "Eine halbe Stunde, Kai. Versprich mir, mich dann aufzuwecken. Länger brauche ich wirklich nicht."
 

"Versprochen", flüsterte Kai seinem Gefährten zu, der daraufhin beruhigt die Augen schloß und sich an den älteren Jungen kuschelte. Daraufhin schloß Kai beide Arme um den Blauhaarigen und rückte diesen in eine bequeme Position, wobei er ihn mit seinem Körper stützte. Und während Tyson kurz darauf erschöpft in Schlaf gefallen war, hielt ihn Kai in seinen Armen fest und musterte ihn zärtlich. Auch er brauchte eigentlich Ruhe, doch war Kai körperliche Anstrengungen gewohnt. Außerdem war er bei bester Gesundheit, im Gegensatz zu Tyson, den sein gebrochenes Bein sehr schwächte.
 

In den folgenden Minuten bewachte Kai Tysons Schlaf. Zwar zeichnete pure Erschöpfung dessen Züge, dennoch strahlte der Blauhaarige selbst im Schlaf Wärme und ein inneres Licht aus, welches Kai unwillkürlich faszinierte. Der ältere Junge spürte, wie sehr er Tyson inzwischen liebte - und ihn brauchte. Es kostete ihn keine Überwindung, dies vor sich zuzugeben. Früher hätte ihn nichts auf der Welt dazu gebracht, etwas Derartiges zu gestehen, doch jetzt machte es ihm nichts aus - denn er wußte, daß er dadurch nicht abhängig wurde. Vielmehr war das Gefühl, von Tyson gebraucht zu werden, eine so positive Erfahrung für ihn, daß Kai es auch selbst in Anspruch nehmen würde, zu einer anderen Zeit Hilfe von dem geliebten Jungen zu benötigen.
 

Als die halbe Stunde vergangen war, löste Kai sein Versprechen ein, Tyson aufzuwecken, obwohl er nach einem Blick in das friedliche Gesicht seines Freundes diesen am liebsten hätte weiterschlafen lassen. Doch sie konnten hier auf dem Berggipfel nicht übernachten, da es keinerlei Schutz für sie geben würde, wenn sie hierblieben. Es gab keine Höhle, nicht einmal einen Überhang, der sie ein wenig geschützt hätte.
 

Daher strich Kai sanft mit der Hand über Tysons Züge und flüsterte ihm ins Ohr: "Aufwachen, Tyson." Selbst bei diesen alltäglichen Worten klang seine Stimme warm und liebevoll, bemerkte der Junge. Doch er konnte gar nicht mehr anders, als freundlich zu dem Jüngeren zu sein - sein Herz diktierte ihm diese Wärme.
 

Leise murmelnd regte sich Tyson und schlug wenig später die Augen auf, die erstrahlten, als er Kai über sich gebeugt vorfand. Auch Kai mußte unwillkürlich lächeln, als er diese Reaktion bemerkte. Still und verträumt kuschelte sich Tyson ein wenig fester in die Arme seines Liebsten und betrachtete dann die wunderschöne Umgebung, der er zuvor kaum Beachtung geschenkt hatte. Doch jetzt fiel es ihm auf und so genoß Tyson die Ruhe und Stille der Bergwelt, sicher und geborgen in den schützenden Armen seines Freundes liegend.
 

Auch Kai gab sich ganz dem Gefühl hin, das Tysons Gegenwart in ihm auslöste, gepaart damit, hier oben ganz allein mit dem geliebten Jungen zu sein. Es war, als gäbe es nur sie Beide auf der Welt - ein Gefühl, welches die zwei Jungen sich unwillkürlich bewahren wollten. So verharrten sie noch eine geraume Zeit, bevor Tyson sich ein wenig aufrichtete und Kai fragend ansah. "Zeit zum Weitergehen?"
 

Der Angesprochene löste sich widerwillig aus seiner Versunkenheit, nickte dann schweigend und streckte Tyson nach dem Aufstehen seine Hand entgegen, um diesem aufzuhelfen. Kurz darauf waren die Beiden wieder unterwegs Richtung Tal. Ihr Weg führte sie jetzt nicht mehr bergan, was ihnen eigentlich hätte helfen sollen - doch für Tysons gebrochenes Bein bedeutete der steinige, unebene Weg abwärts eine immense Anstrengung.
 

Daher kam es, daß er sich immer mehr auf Kais Unterstützung verlassen mußte, was Tyson innerlich bedrückte. Es fiel ihm schwer, Kai noch mehr Bürde zu sein - doch er hatte einfach nicht mehr die Kraft, den Weg allein zu bewältigen. Zu sehr schmerzte sein gebrochenes Bein bei jedem Schritt, den er tat. Tyson riß sich krampfhaft zusammen, um Kai keinen Hinweis auf seinen Zustand zu geben, da sein Freund sich nicht noch mehr Sorgen machen sollte. Außerdem wollte Tyson für Kai keine Belastung darstellen.
 

Der ältere Junge bekam natürlich trotzdem mit, wie sehr Tyson unter den Schmerzen litt, die seine Verletzungen ihm bereiteten. Die unnatürliche Blässe in den Zügen des Jüngeren, der gepeinigte Ausdruck in den dunklen Augen und die völlig verkrampften Muskeln, die er unter seiner stützenden Hand spürte, legten für Kai ein deutliches Zeugnis über Tysons Zustand ab. Dennoch kam kein Laut der Klage über die Lippen des Jüngeren, bat Tyson nicht um mehr Hilfe auf dem steinigen Weg. Dies ließ Kais Hochachtung für den Mut und die unglaubliche innere Kraft, aber auch seine Liebe für den anderen Jungen weiter wachsen. Aber auch seine Besorgnis um dessen Gesundheit.
 

Sie waren schon ein ganzes Stück den Berg wieder hinunter, als der Himmel sich langsam bedrohlich verdunkelte. Bei einer kurzen Rast schaute Kai daher immer besorgter drein. Er wußte, daß die dunklen Wolken bedeuteten, daß ein Gewitter auf sie zukam. Doch das war nun wirklich das Letzte, was sie gebrauchen konnten. So ungeschützt, wie sie hier am Berghang waren, würde der Regen sie ungehindert treffen - und Tyson kam mit seinem gebrochenen Bein nicht schnell genug voran. Sie brauchten unbedingt einen Unterschlupf, bevor das Unwetter losbrach. Doch wo sollten sie diesen finden?
 

Kai runzelte sorgenvoll die Stirn und bemerkte nicht, wie Tyson ihn während der letzten Minuten beobachtet hatte. Auch dem Blauhaarigen waren die bedrohlichen Regenwolken nicht entgangen, die sich zusammengebraut hatten und er wußte ebenfalls, daß sie sich schnell einen trockenen Platz suchen mußten. Daher mühte sich Tyson erneut empor, obwohl es ihn fast seine allerletzten Kräfte kostete und sagte zu Kai: "Wir sollten uns beeilen, Kai. Das Unwetter kommt bestimmt rasch näher."
 

Kai schreckte auf und nickte dann, doch der besorgte Ausdruck in seinen kastanienbraunen Augen nahm noch weiter zu, als er die tiefe Erschöpfung in Tysons Gesicht sah. Kai spürte, sein Liebster war am Ende mit seiner Kraft. Daher trat er schnell zu dem Jüngeren und legte seinen Arm um dessen Taille, damit dieser sich wieder auf ihn stützen konnte. Dann schritten sie, so rasch es Tysons Verletzungen erlaubten, weiter zu Tal - immer mit einem besorgten Blick auf das sich schnell nähernde Gewitter.
 

So sehr die beiden Jungen sich auch beeilten, es war ihnen nicht vergönnt, trocken zu bleiben. Etwa eine halbe Stunde später hatte das Unwetter sie erreicht, welches sich schon vorher immer wieder mit drohendem Donnergrollen angekündigt hatte. Und nun verschwanden all ihre Hoffnungen auf einen schützenden Platz im Trockenen, wo sie das Gewitter in Ruhe hätten abwarten können, hinter einem Vorhang aus dicken Regentropfen.
 

Der Regen fiel von einer Sekunde zur anderen so dicht, so daß sie kaum die Hand vor Augen sehen konnten; daher mußten die zwei Jungen nun noch vorsichtiger einen Fuß vor den anderen setzen, da sie den Weg nicht mehr genau sehen konnten. Nach kurzer Zeit waren sie beide bis auf die Haut durchnäßt, mühten sich aber dennoch weiter vorwärts, denn sie wußten, sie konnten nun keinesfalls im Freien bleiben.
 

Kai versuchte, den Regenschleier mit den Augen zu durchdringen, doch alles, was er zu erkennen vermochte, war Dunkelheit. Er spürte, wie Tyson sich bei jedem Schritt verkrampfte, den sie vorwärts machten und wußte daher, daß der Jüngere sich nur noch durch reine Willenskraft aufrecht hielt. Sie brauchten unbedingt einen Unterschlupf!
 

Und wieder spürte Dragoon ihre Not. Ob er auf Kais Hilflosigkeit oder Tysons Schmerzen reagierte, war nicht mit Bestimmtheit zu sagen - jedoch handelte er dementsprechend. Verwundert blieb Tyson stehen, als er spürte, wie sein Blade auf einmal zu glühen begann. Dann faßte der Blauhaarige in seine Tasche und holte den Blade hervor, der immer intensiver leuchtete - und aus dem wenig später Dragoon herauskam. Die Silhouette des mächtigen Drachen erleuchtete blauschimmernd die nahe Umgebung und als wolle er ihnen die Richtung weisen, blickte Dragoon die beiden Jungen erst kurz an und drehte seinen Schädel dann nach links.
 

Es war diese schweigende Aufforderung, der Kai sofort nachkam. Der ältere Junge erinnerte sich daran, wie Dragoon ihm die kleine Höhle gezeigt hatte, in der Tyson wieder zu Kräften gekommen war - vielleicht sorgte Tysons Bit-Biest nun ein zweites Mal für einen sicheren und vor allem trockenen Platz zum Übernachten für sie. Daher zog Kai Tyson leicht mit sich, der noch immer etwas erstaunt über diese Aktivität seines Dragoons war. Kai dagegen hatte keinen Zweifel daran, daß der Drache ihnen helfen wollte und vertraute daher einfach dessen stiller Weisung.
 

Und wirklich - nach wenigen Metern tat sich vor den zwei Jungen auf einmal eine dunkle Öffnung in der Felswand auf, an der sie jedoch ohne Dragoons Hinweis und dem Schein des weichen, blauen Lichtes, welches das Bit-Biest noch immer verströmte, sicherlich vorbeigelaufen wären.
 

Als Kai die Öffnung erblickte, seufzte er erleichtert auf. Jetzt konnte Tyson sich endlich ausruhen und dessen Schmerzen ließen dann hoffentlich nach. Mit einem dankbaren Blick auf Dragoon, der mit seinen stahlblauen Augen ruhig zurückschaute, zog Kai seinen Liebsten in den Unterschlupf, der sich ihnen hier darbot, um den Regen und die ebenfalls bald einbrechende Nacht abzuwarten.
 

Die beiden Jungen traten in die Öffnung hinein und hielten kurz darauf erstaunt inne, denn die Höhle, die sie betraten, war fast so groß wie die erste, zu der sie von Dragoon gebracht worden waren. Vor allem war sie jedoch trocken und schützte sie vor dem draußen immer heftiger tobenden Unwetter. Daher schauten sich die Beiden auch nur kurz erleichtert an und machten sich dann daran, es sich bequem einzurichten.
 

Kai drückte Tyson, der sich vor Schmerzen und Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten konnte, auf einen Stein in der Höhle nieder, bevor er seinen Schlafsack ausrollte. Dann half er dem Jüngeren zu dem Lager und bedeutete Tyson, sich darauf auszustrecken und sich auszuruhen. Und obwohl es Tyson unangenehm war, daß er Kai in ihrer Situation keine Hilfe war, so fühlte er sich doch inzwischen so ausgelaugt, daß er nicht protestierte. Er war dazu einfach nicht mehr in der Lage, denn sein gebrochenes Bein hatte ihn auf der Wegstrecke so viel Kraft gekostet, daß Tyson sich wirklich nur noch per Willenskraft und auf Kais Hilfe gestützt weitergeschleppt hatte. Und das plötzliche Gewitter hatte alles nur noch schlimmer gemacht, denn die Vorsicht, die sie mit dem überraschend einsetzendem Regenguß hatten walten lassen müssen, war - vor allem für Tyson - unglaublich kräftezehrend gewesen.
 

Doch während er schweigend auf dem Schlafsack saß und wieder einigermaßen zu Kräften zu kommen versuchte, beobachtete Tyson Kai, der die Höhle für sie beide bewohnbar zu machen versuchte. Dabei bemerkte der Blauhaarige, daß auch sein Freund einen erschöpften Eindruck machte; die kastanienbraunen Augen blickten besorgt und ein wenig müde drein. Auch die Bewegungen des älteren Jungen waren langsamer als sonst und es schien so, als müsse Kai sich zusammenreißen, um das zu tun, was nötig war, damit sie die Nacht hier gut überstehen würden.
 

Die Erkenntnis, daß Kai wahrscheinlich wegen ihm so erschöpft war, machte Tyson traurig. Er wollte nicht, daß Kai wegen ihm litt; doch nun war es dennoch passiert. Dem blauhaarigen Jungen versetzte es einen Stich ins Herz, daß er seinen Liebsten so belastete. War Kai wegen der Hilfestellung, die er ihm hatte leisten müssen, so ausgelaugt?, fragte sich Tyson.
 

Derart vertieft in seine traurigen, schuldbewußten Gedanken, bemerkte Tyson nicht, wie Kai ihn voller Sorge betrachtete, als er fertig war, die Höhle sauber zu machen. Die tiefe Erschöpfung, aber auch der Schmerz, welche die sonst so fröhlichen dunkelblauen Augen bedrückt und ein wenig stumpf aussehen ließ, beschäftigten Kai. Er wollte nicht, daß Tyson so traurig dreinblickte, wie er es gerade tat - daher hockte er sich schließlich vor den Jüngeren und küßte ihn sanft.
 

Augenblicklich wurde Tyson aus seinen vor Müdigkeit verschwommenen Gedanken gerissen, als er die weichen, warmen Lippen seines Liebsten auf den seinen spürte, die ihn zärtlich liebkosten. Ein Strahlen inneren Glücks durchbrach den Nebel aus Traurigkeit und ließ Tysons Augen aufleuchten, was Kai mit Freude und ein wenig Genugtuung sah, als er schließlich wieder von seinem geliebten Freund abließ. Es machte den älteren Jungen glücklich, Tyson aus seiner ungewohnten Melancholie reißen zu können, in dem er der Zärtlichkeit in sich diesem gegenüber freien Lauf ließ.
 

Kai fuhr sanft mit seiner Hand an Tysons Gesicht entlang, der ihn fragend ansah. Aber der Ältere konnte auch die Besorgnis in den geliebten dunklen Augen erkennen, was ihm deutlich machte, daß auch Tyson sich Sorgen machte. Sorgen um ihn. Diese Erkenntnis ließ es Kai warm ums Herz werden, denn er spürte Tysons Verlangen, ihn glücklich und vor allem auch wohlbehalten zu sehen. Daß der Jüngere selbst in seiner Situation - vollkommen erschöpft und von sicher nicht geringen Schmerzen geplagt - sich noch so sehr um ihn sorgen konnte, zeigte Kai, wie sehr er von Tyson geliebt wurde.
 

"Wie fühlst du dich?", fragte der Junge mit den graublauen Haaren seinen Freund, indem er diesen forschend musterte. Und was er sah, alarmierte ihn immer mehr, denn in den klatschnassen Sachen würde sich Tyson noch den Tod holen. Auf jeden Fall jedoch eine Erkältung.
 

"Es ging mir schon besser", versuchte Tyson abzuwiegeln, doch an dem gepreßten Tonfall seiner Worte erkannte Kai, wie groß die Schmerzen des Blauhaarigen wirklich sein mußten. Außerdem zitterte Tyson merklich in seiner nassen Kleidung, was Kai dazu bewegte, ihn aufzufordern: "Zieh deine nassen Sachen aus, Tyson. Du mußt wieder warm werden, sonst holst du dir noch eine Erkältung. Oder du bekommst wieder Fieber." Als kleines Indiz für seine letzte Behauptung war in den dunkelblauen, sanften Augen von Tyson schon ein leichter fiebriger Glanz zu erkennen, der nur von der Erschöpfung noch überlagert wurde.
 

Ohne Widerspruch machte sich Tyson daran, sich aus seiner klatschnassen Kleidung zu schälen, obwohl ihm dies vor allem aufgrund der heftigen Prellungen auf seinem Brustkorb nicht geringe Schmerzen bereitete. Doch der Blauhaarige biß die Zähne zusammen und nutzte die allerletzten Reste von Kraft in sich dazu, nicht vor Schmerzen aufzuschreien, als Kai ihm schließlich dabei half, in eine trockene Hose zu wechseln. Der ältere Junge mußte diese vorher aufschneiden, damit sie auch über Tysons Beinverletzung paßte. Es tat Kai schon leid, daß er damit ein weiteres Kleidungsstück seines Freundes ruinierte, doch war es zur Zeit wichtiger, daß Tyson es warm und dem Umständen entsprechend bequem hatte.
 

Nachdem der blauhaarige Junge sich wieder auf den Schlafsack zurücklegte und versuchte, sich trotz der Schmerzen, welche die Anstrengungen der letzten Minuten ausgelöst hatten, ein wenig zu entspannen, wechselte auch Kai seine Sachen. Dann untersuchte er Tysons Wunden auf eventuelle Infektionen, welche jedoch glücklicherweise auszubleiben schienen. Nur das gebrochene Bein machte Kai Sorgen, denn die Belastungen, welche die Verletzung während des Tages ausgesetzt gewesen war, hatten Tyson nicht nur jedes Quentchen Energie gekostet. Sie machten auch eine Heilung unmöglich, da die Äste, mit denen Kai das Bein seines Freundes geschient hatte, nicht für genügend Stabilität sorgten. Kai befürchtete, daß die Knochen nicht wieder richtig zusammenwachsen würden, wenn sie nicht bald in einem Krankenhaus richtig gerichtet und ruhiggestellt wurden.
 

Müde und besorgt seufzte Kai leise auf, nachdem er Tysons Bein so gut es ihm mit den beschränkten Mitteln möglich war, wieder verbunden hatte. Er lehnte sich an die Wand hinter sich zurück und schloß für eine Minute die Augen, da die Erschöpfung nun auch ihn unaufhaltsam einholte. Kai spürte mehr als daß er es hörte, wie sich Tyson bewegte und noch näherrückte. Sekunden später fuhr ihm eine sanfte Hand zärtlich durch die Haare, was unglaublich entspannend auf den älteren Jungen wirkte. Erneut entfuhr Kai ein leises Seufzen, doch dieses Mal hatte es einen eindeutig wohlwollenden Unterton und er lehnte sich unbewußt in die Richtung, in der er Tysons Wärme spürte.
 

Ein Rascheln von Kleidung war die sofortige Reaktion darauf und die Wärme rückte näher, was Kai schließlich die Augen öffnen ließ, als er starke Arme um sich herum fühlte. Dunkelblaue Augen, unter denen tiefe Schatten der Erschöpfung lagen, in deren Tiefen aber dennoch ein lebendiges, warmes Leuchten lag, blickten ihn liebevoll an. Tyson festigte seine Umarmung ein wenig und Kai folgte der stillen Aufforderung ohne Zögern und lehnte seinen Kopf für einen Moment vertrauensvoll an die breite Schulter des Jüngeren.
 

"Danke für deine Hilfe heute, Kai", flüsterte Tyson ihm zu. "Es tut mir leid, daß ich dir in dieser Situation keine große Hilfe bin - und du dich sogar noch extra um mich kümmern mußt. Ich werde versuchen, morgen etwas weniger eine Bürde für dich zu sein, Liebster." Diese schuldbewußten Worte ließen Kai aufschrecken und er richtete sich auf, damit er Tyson in die Augen blicken konnte.
 

"Du bist keine Bürde für mich, Tyson", wiedersprach er energisch. Während er dem blauhaarigen Jungen vor sich fest in die Augen sah, fuhr er sanfter fort: "Ty, du warst unglaublich tapfer heute. Obwohl du solch große Schmerzen hattest, kam doch kein einziger Laut der Klage über deine Lippen. Du hast sogar versucht, dich so wenig wie möglich auf mich zu stützen, obgleich dich dies deine letzten Kraftreserven gekostet haben muß. Ich kenne niemanden, der in einer solchen Situation eindrucksvoller hätte handeln können als du es heute getan hast - du hast wieder einmal demonstriert, wie unglaublich stark dein Wille ist, Liebster. Ich bin sehr stolz auf dich. Sag also niemals wieder, du wärest eine Bürde für mich, denn das wirst du niemals sein. Du hast mich gelehrt, daß Hilfe von seinen Freunden anzunehmen keine Schwäche, sondern sogar eine Stärke sein kann - also bitte zögere nicht, meine Hilfe anzunehmen und dich auf meine Kraft zu stützen. Ich liebe dich, Tyson und ich helfe dir gern."
 

Nun schimmerte es feucht in Tysons Augen, so gerührt war er von Kais Worten. Doch dann zuckte ein Lächeln wie ein Sonnenstrahl über die Züge des Blauhaarigen und er nickte bestätigend. "Ich liebe dich auch und ich danke dir, Kai", flüsterte er und beugte sich vor, um den älteren Jungen zu küssen. Der Kuß war warm, sanft und zärtlich. Und er wurde erst unterbrochen, als Atemnot ein drängendes Problem wurde.
 

Voller Behutsamkeit bettete Kai Tyson dann wieder auf ihre Schlafstatt, bevor er einen Blick nach draußen warf. Dort tobte noch immer das Gewitter in vollen Zügen; Regen rauschte wie ein dichter Vorhang herab und machte eine Sicht mehr als zwei-drei Meter weit unmöglich. Das versprach für den nächsten Tagen weitere Schmerzen für Tyson, dachte Kai seufzend bei sich, denn der Weg würde nun neben den regulären Unebenheiten des Terrains auch noch naß und glitschig von dem Regenguß sein. Doch mit diesem Problem würden sie sich am nächsten Morgen befassen.
 

Als er in die Höhle zurückkam, blickte Tyson von der Karte auf, welche er inzwischen aus Kais Rucksack genommen und studiert hatte, um zu erkennen, wo sie sich auf ihrer Strecke befanden. Während er den Verlauf des von Kenny eingezeichneten Weges gefolgt war, war dem Blauhaarigen klargeworden, daß sie sich etwa auf einem Drittel des Weges vom Berg herab befinden mußten. Als er dies Kai mitteilte, runzelte dieser leicht die Stirn und meinte: "Das bedeutet, wir dürften morgen oder spätestens übermorgen auf Menschen treffen, die in der Nähe des Berges leben. Und wenn unsere Freunde unsere Route von der anderen Seite her zurückverfolgen, treffen wir vielleicht sogar schon eher auf Hilfe."
 

Tyson nickte zu diesen klugen Worten - auch, weil er zum gleichen Schluß gekommen war. Ein Knurren seines Magens machte den Jungen eine Sekunde später darauf aufmerksam, daß er den Tag über kaum etwas gegessen hatte. Doch die Schmerzen in seinem Bein hatten bis jetzt, wo er endlich Ruhe fand, alles andere verdrängt.
 

Kai lächelte amüsiert, als er das hungrige Grollen hörte und machte sich daran, ihr Abendessen zuzubereiten. Doch auch er war hungrig - und eine Tasse von Rays Kräutertee konnte ihnen nach dem Regenguß, den sie abbekommen hatten, beiden nicht schaden. Das Essen war rasch fertig und in angenehmen Schweigen aßen die zwei Jungen, bevor sie es sich für die Nacht bequem machten.
 

Sie rückten unwillkürlich wieder eng zueinander, vor allem aus dem Grund, da Kai sah, wie Tyson hin und wieder von einem Kälteschauer erfaßt wurde. Anscheinend brütete der Jüngere wohl wirklich eine Erkältung oder wieder ein Fieber aus, was nach den Ereignissen der letzten Tage jedoch nicht weiter verwunderlich war. Tyson war von seinem Unfall noch sehr geschwächt und bis er in einem Krankenhaus eine richtige Behandlung fand, war sein Immunsystem im Dauerstreß. Und da würde Kais Körperwärme sich bestimmt als hilfreich erweisen, um die Kälte abzuwehren.
 

Doch auch die emotionale Nähe war mehr als willkommen, wie Kai unschwer erkennen konnte, als Tyson sich mit einem zufriedenen Murmeln in seine Arme kuschelte und wenig später vollkommen erledigt eingeschlafen war. Als der ältere Junge Tysons Kopf an seine Schulter bettete, die Decke um dessen schlanken Körper herum feststeckte und dann in gleichmäßigen Bewegungen über Tysons Rücken strich, verschwanden nach und nach die Linien von Streß und Erschöpfung aus den Zügen des Blauhaarigen und er entspannte sich völlig. Mit der Zeit wurde auch Kai von seiner Müdigkeit überwältigt und folgte seinem Freund ins Land der Träume.
 

Es war nicht mehr weit bis zum Morgengrauen, als Kai durch unruhige Bewegungen neben sich geweckt wurde. Noch immer leicht müde, öffnete er die kastanienbraunen Augen und blickte sofort auf den Jungen in seinen Armen hinab. Dieser bewegte sich von Minute zu Minute heftiger - es erschien Kai fast, als würde er träumen und in diesem Traum etwas oder jemanden bekämpfen. Sorge wallte in Kai auf und erdrückte ihn fast, denn zuerst glaubte er, daß Tyson wieder Fieber bekommen habe und er vielleicht die Schwere der Verletzungen seines Freundes zu gering eingeschätzt hatte.
 

Doch nachdem er sich sanft aus Tysons Umarmung befreit hatte - wogegen dieser leise murmelnd protestierte und noch unruhiger wurde - und diesem prüfend die Hand auf die Stirn legte, atmete Kai etwas beruhigt auf. Tyson hatte zum Glück nicht wieder hohes Fieber wie nach seinem Absturz, sondern seine Stirn war nur ein wenig warm. Der Kräutertee von Ray, welchen er dem Jüngeren am vorherigen Abend gegeben hatte, war anscheinend wirklich ziemlich wirkungsvoll.
 

Doch wenn Tyson nicht von Fieber geplagt wurde, war es statt dessen wahrscheinlich, daß der Blauhaarige einen Alptraum durchlitt. Und sogar einen ziemlich heftigen, wie Kai anhand der Schweißperlen feststellte, die Tyson auf die Stirn traten, als dieser sich in seinem Traum gefangen hin- und herwand.
 

Zufällig fand Tyson während seiner unruhigen Bewegungen Kais Hand - und schien dadurch sofort ruhiger. Der blauhaarige Junge umklammerte die Hand seines Freundes, als hinge sein - oder ein anderes - Leben davon ab.
 

Kai runzelte äußerst besorgt die Stirn, denn er spürte Tysons Angst und das Bedürfnis des Blauhaarigen, zu helfen und etwas zu richten. Etwas wieder in Ordnung zu bringen. Dieser Alptraum, den er gerade hatte, nahm Tyson ziemlich mit. Aber er brauchte doch alle seine Kräfte, um bald wieder gesund zu werden. Daher entschloß sich Kai, seinen Liebsten aufzuwecken.
 

Sanft und zärtlich, aber vor allem beruhigend, fuhr Kai Tyson am Gesicht entlang und rüttelte ihn dann leicht. Und obwohl der blauhaarige Junge sonst stets einen ziemlich festen Schlaf hatte, reagierte er dieses Mal fast sofort auf die Bemühungen des Älteren, ihn zu wecken. Kaum, daß Kai damit begonnen hatte, ihn vorsichtig an der Schulter zu rütteln, fuhr Tyson empor und blickte sich um. Er zitterte am ganzen Körper und auch sein Blick war verhangen von Sorge, Trauer und Schmerz.
 

Dieser Ausdruck in den sanften Augen versetzte Kai einen heftigen Stich ins Herz und er richtete sich ebenfalls auf. Um Tyson endgültig aus den Fängen des Alptraums zu befreien, schlang er vorsichtig die Arme um den Jüngeren und drückte ihn beschützend an sich. Dabei murmelte er leise, beruhigende Worte in Tysons Ohr, der zuerst überhaupt nicht zuhörte. Dann reagierte der blauhaarige Junge jedoch endlich wieder und schien Kai erst jetzt richtig zu bemerkten.
 

Der Blick der dunkelblauen Augen klärte sich, als Tyson in die Realität zurückkehrte. Dennoch ließ das Zittern seines schlanken Körpers nicht nach, verstärkte sich eher noch, so daß Kai sich immer mehr um ihn sorgte. Der Junge mit dem graublauen Haar wußte nicht, was Tyson erlebt hatte - doch es schockte ihn offensichtlich zutiefst.
 

"Sshh...", murmelte Kai Tyson tröstend zu, während er seine liebevolle Umarmung noch ein wenig verstärkte. Vorsichtig wiegte er den Blauhaarigen vor und zurück, während er weitersprach. "Es war nur ein Traum, Tyson. Du hattest einen Alptraum. Dir kann nichts geschehen, Liebster. Du bist in Sicherheit. Dir wird nichts passieren, das verspreche ich."
 

Langsam drang Kais dunkle Stimme zu Tyson durch, der blicklos vor sich hingestarrt hatte und am ganzen Körper zitterte und bebte. Der Junge kam wieder zu sich und als er seinen Liebsten so nah bei sich spürte, beruhigte er sich etwas. Doch als Kai schon meinte, er hätte Tyson den Schrecken seines Alptraumes vergessen lassen, drehte dieser sich auf einmal in seinen Armen um und sah ihn lange schweigend an.
 

Und in den dunkelblauen Augen, welche Kai immer wieder durch ihren sanften, liebevollen Ausdruck in ihren Bann zogen, schimmerten Tränen des Mitgefühls, großer Trauer und einer verzweifelten Erkenntnis. Aber auch grenzenlose Liebe und eine ebenso große Entschlossenheit lag in den tiefblauen Augen verborgen und ließ Kai wegen ihrer Intensität ergriffen zurückblicken.
 

Doch bevor er Tyson noch nach dessen Traum befragen konnte, schlangen sich auf einmal dessen Arme um ihn und es schien Kai, als wolle ihn Tyson vor etwas - oder jemandem - beschützen. Die Wärme und die Geborgenheit, in die sich Kai plötzlich eingehüllt fühlte, waren nur für ihn allein bestimmt - und weckten ein bis dahin unbekanntes Gefühl von Sicherheit in ihm.
 

Eine tränenerstickte Stimme flüsterte an seinem Ohr und verwirrte Kai ziemlich, denn er konnte sich keinen Reim darauf machen, wovon Tyson überhaupt sprach. "Kai, du bist nicht allein, hörst du? Von jetzt an bin ich immer bei dir und ich werde dich beschützen - mit meinem Leben, wenn es sein muß. Ich bin immer für dich da, egal, was passiert. Er wird dir nie wieder wehtun oder dich so verletzen können, wie er es damals getan hat. Das werde ich verhindern, das schwöre ich dir. An etwas Gegenteiliges darfst du nicht glauben. Ich liebe dich über alles, Kai. Und ich werde dich niemals verlassen, so lange ich lebe."
 

Diese leisen, wegen der Tränen kaum hörbaren Worte, ließen Kai innerlich schlucken, denn er spürte den Ernst, der hinter ihnen verborgen lag. Auch wenn es den älteren Jungen verwirrte, was mit Tyson gerade los war, so rührte ihn es doch zutiefst, daß dieser ihn mit all seiner Kraft beschützen wollte. Die Liebe, die von dem blauhaarigen Jungen für ihn ausstrahlte, war überwältigend für Kai. Sie wärmte sein Innerstes wie ein prasselndes Feuer und erhellte sein Gemüt mit ihrem strahlenden, liebevollen Licht.
 

Dennoch war Kai auch besorgt, denn Tyson verhielt sich sehr seltsam. Daher löste er sich behutsam aus der festen Umarmung, mit der Tyson ihn umschlungen hielt und sah dem blauhaarigen Jungen dann voller Sorge in die dunkelblauen Augen. Diese blickten so traurig und voller Schmerz, daß Kai ganz bang ums Herz wurde, da er das Leid, das Tyson gerade verspürte, förmlich mit den Händen greifen zu können meinte. Sanft wischte er mit einer Hand über das Gesicht des Jüngeren, um dessen Tränen zu trocknen.
 

Dann flüsterte er Tyson zu: "Was hast du denn nur, Ty? Es war doch nur ein Alptraum. Bitte beruhige dich wieder."
 

"Nein", entgegnete Tyson leise, aber klar und deutlich. Er versuchte sichtlich, seine Tränen zu stoppen, doch als er Kai ins Gesicht sah, flossen sie erneut über seine Wangen. Tysons Unterlippe bebte leicht, als er fortfuhr: "Das war kein Alptraum, Kai. Das, was ich gesehen habe, war die Wirklichkeit. Vergangenheit, aber real."
 

Während es tieftraurig in seinen dunkelblauen Augen glänzte, hob Tyson die rechte Hand und fuhr Kai damit unglaublich zärtlich an der Wange entlang. "Deine Vergangenheit, Kai", flüsterte Tyson dann. "Ich habe sie gesehen."
 

Neues Kapitel geschafft! Jetzt sind es nur noch 2 weitere Kapitel und dann ist diese Story zuende...yeah me! R & R!

Antalya



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  smartynp
2006-03-06T17:26:12+00:00 06.03.2006 18:26
der amre ty. der musss sich ja ganz schön abmühen. aber zum glück ist ja kai da. hoffentlich tauchen bald die anderen auf, damit die den zwein helfen können da wieder gesund runter zu kommen. und nicht völlig entkräftet. zudem muss doch ty in ein krankenhaus.
Von: abgemeldet
2006-02-25T14:37:57+00:00 25.02.2006 15:37
es wird ja immer besser.
armer ty das er solche schmerzen ertragen muss aber gut das er seinen geliebten kai bei sich hat.
warte schon auf voller spannung wann es weiter geht.
Von: abgemeldet
2006-02-11T07:22:52+00:00 11.02.2006 08:22
Wie immer einsame Spitze, Antalya ^^
Besser kanns gar net werden *gg*
Aber schade ist es schon das die FF in 2 Kapiteln zu ende ist *sniff*
Würde mich aber trotzdem freuen, wenn es schnell weitergeht ^///^

Gruß angi93
PS:
Sry das ich beim letzten Kapitel kein Kommi geschrieben habe, aber irgendwie hab ich die Freischaltung dieses Kapitels versäumt <,< *sich noch mal mega entschuldigt*


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