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Erwärme mein frierendes Herz

von

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Liebevolles Zusammensein

A/N: Warnung! Massiver Fluff-Faktor in diesem Kapitel!
 

Gegen Abend erwachte Tyson wieder aus seinem erschöpften Schlummer und für Kais besorgte Augen schien es, als sähe der blauhaarige Junge schon wieder etwas kräftiger aus. Der Schlaf hatte ihm definitiv geholfen - doch eine innere, sehr glückliche Stimme sagte Kai, daß auch seine Liebe dem anderen Jungen sehr gut tat und ihm dabei half, schnell wieder gesund zu werden.
 

Kais erleichtertes Lächeln, als er Tyson ansah, kam aus seiner tiefsten Seele und war von solch einem Glanz und einer Freude, daß sie den Empfänger dieses Strahlens innerlich erzittern ließ, da er die ungehemmte Macht der Gefühle seines Liebsten spüren konnte. Es war für Tyson wirklich so, daß dieses freudige warme Lächeln, das Kai ihm schenkte, ihm neue Kraft gab. Auch wenn er noch immer am ganzen Körper Schmerzen hatte und vor allem sein gebrochenes Bein nicht damit aufhörte, Wellen an Qual durch ihn hindurchzusenden, kaum, daß er es auch nur einen Zentimeter bewegte - trotz all dieser Dinge war Tyson so glücklich wie noch nie zuvor in seinem Leben.
 

"Du bist genau richtig aufgewacht zum Abendessen", erklang Kais Stimme und unterbrach Tysons versonnene Grübelei über die wunderbare Entwicklung, die der auf so unschöne Weise begonnene Trip durch die Wildnis genommen hatte.
 

Doch jetzt war nicht die Zeit für Überlegungen über die Macht des Schicksals, die Kai und ihn schließlich doch noch zusammengeführt hatte - wo Tyson schon kaum mehr darauf zu hoffen gewagt hatte. Statt dessen blickte er auf in warme braune Augen, die ihn freundlich und mit einer Herzenswärme anstrahlten, die Kai vorher stets hinter Kälte und Abweisung verborgen hatte. Es wärmte Tyson innerlich, daß sein Liebster seine Gefühle jetzt nicht mehr vor ihm verbarg - sondern seine Augen für sich sprechen ließ. Und diese sprachen ziemlich beredet.
 

"Ich hab auch einen wahnsinnigen Hunger", gestand Tyson seinem Freund, der daraufhin neckte: "Das glaub ich gern, du Vielfraß!"

"Das werde ich mir merken!", ereiferte sich Tyson gespielt schmollend. "So verfressen bin ich gar nicht, also laß das!" Damit drehte er seinen Kopf von Kai weg und tat, als wäre er zutiefst beleidigt.
 

Im nächsten Moment legte sich eine warme, weiche Hand an seine Wange und wandte seinen Kopf dem älteren Jungen zu, der ihm einen sanften Kuß auf die Lippen gab und dann meinte: "Ich weiß, Liebster. Verzeih mir. Aber jetzt mußt du etwas essen, sonst wirst du noch ganz schwach vor Hunger. Und das wäre das Letzte, was du jetzt gebrauchen könntest." Bei dem teils sorgenvollen, teils von Liebe erfüllten Blick, der diese Worte begleitete, wurde Tyson im darauffolgenden Moment wirklich ganz schwach zumute, aber das lag nicht daran, daß er die letzten anderthalb Tage kaum etwas gegessen hatte. Vielmehr schmolz er förmlich unter der Berührung der weichen Hand auf seiner Wange und dem Blick der warmen kastanienbraunen Augen dahin.
 

Daher stahl er sich noch schnell einen weiteren Kuß von den Lippen Kais, lächelte diesen dann verzeihend an und langte kräftig bei dem Essen zu, welches der Ältere zubereitet hatte. Wenige Minuten später waren sie Beide satt und zufrieden und Kai machte sich daran, Tysons Wunden zu überprüfen. Er wollte sichergehen, daß sich keine davon unbemerkt entzündete und Tysons Genesung damit eventuell behinderte oder sogar vereitelte.
 

Doch die Kratzer und teilweise tiefen Schnitte an Tysons Händen verheilten - auch durch den Einsatz der Heilsalbe aus dem Erste-Hilfe-Set - ziemlich gut und würden auch keine Narben zurücklassen. Das erleichterte Kai. Auch die Schnittwunde am Kopf des blauhaarigen Jungen zeigte keine Entzündung oder sonstige besorgniserregende Anzeichen, daher erneuerte Kai, wie bei den Kratzern, auch hier nur vorsorglich die Verbände.
 

Das gebrochene Bein seines Freundes machte Kai jedoch ziemliche Sorgen, denn auch wenn Tyson die Schmerzen mit keiner Silbe erwähnte, die er bei jeder Bewegung des Beines verspürte - so konnte sie der ältere Junge doch deutlich in den dunkelblauen Augen erkennen. Kai fragte sich, wie sie es Beide mit dieser Verletzung Tysons den Rest des Weges ins Tal hinunter schaffen sollten. Er wußte, sie mußten langsam weg aus der Höhle - auch wenn er aus vielerlei Gründen gern noch hiergeblieben wäre.
 

Doch wie sollte Tyson den Weg bewältigen?
 

Hinunter ins Tal war es noch weit und mit seinem gebrochenen Bein würde diese Strecke für den Jüngeren eine wahre Qual werden, wurde Kai bewußt.

Wie also konnte er Tyson behilflich sein, damit dieser nicht leiden mußte?

Was konnte er nur tun?
 

"Kai", drang eine sanfte Stimme an sein Ohr und der Junge mit den blaugrauen Haaren schreckte aus seiner Versunkenheit auf, in die ihn seine sorgenvollen Überlegungen geschickt hatten.
 

"Ja, was ist denn?", erwiderte Kai und blickte Tyson fragend an. "Hast du Schmerzen, Tyson?", fügte der ältere Junge noch besorgt hinzu.
 

Ein weiches Lächeln schlich sich in Tysons Mundwinkel und auch seine tiefblauen Augen strahlten Kai wegen seiner Sorge liebevoll entgegen. Doch der Blauhaarige meinte nur: "Es geht schon, Kai. Die Schmerzen lassen sich aushalten, vor allem, wenn ich still liege. Doch wir müssen langsam weitergehen, denn unsere Freunde werden sich sicher schon Sorgen um uns machen. Wir sind überfällig, denn die Tour sollte doch heute enden."
 

Kai hatte sich von seinem Platz neben Tysons sorgsam hochgebetteten Bein erhoben und kniete sich nun direkt vor den Blauhaarigen, der an der Wand der Höhle lehnte. Dann strich er seinem Freund eine vorwitzige Strähne des blauen, im Licht des Feuers schimmernden Haares aus der Stirn, bevor er antwortete: "Ich weiß, sie werden uns heute abend am Treffpunkt vermissen, Tyson. Doch mit deinem Bein kannst du nicht weitergehen, das wäre viel zu gefährlich. Außerdem ist das nicht deine einzige Verletzung."
 

"Aber Kai, wir können doch nicht ewig hierbleiben", entgegnete sein Freund. "Leider", fügte Tyson noch etwas leiser hinzu, wobei sich ein Lächeln in Kais Gesicht stahl. Auch er bedauerte es, daß ihre gemeinsame Zeit hier damit ihrem Ende entgegenging. Aber sie hatten ja noch viele Jahre vor sich, die sie zusammen würden verbringen können.
 

"Ja, leider können wir das nicht", stimmte Kai Tyson daher zu. "Aber ich will auch nicht, daß du dich gleich wieder überanstrengst. Du bist noch immer sehr geschwächt, Tyson. Ich hätte dich einmal fast verloren, da ich zu unachtsam war - das wird mir nicht noch einmal passieren." Der zuletzt traurige und eindeutig schuldbewußte, aber gleichzeitig auch zutiefst entschlossene Tonfall machte Tyson deutlich, wie ernst es Kai war und wie unnachgiebig dieser in dieser Sache sein würde.
 

Daher entschloß er sich, für's Erste nachzugeben und nickte Kai zu, bevor er die verbundene Hand erhob und dem Älteren zärtlich durch das weiche Haar fuhr. Während Kai die zarten Berührungen genoß und die Augen schloß, gab sich Tyson ganz dem Gefühl von Geborgenheit hin, das er in Kais Nähe empfand. So beugte er sich schließlich vor und wollte sich an den geliebten Jungen lehnen, doch auf der Hälfte der Distanz durchzuckte den Blauhaarigen auf einmal ein stechender Schmerz. Tyson versuchte, eine Schmerzensäußerung zu unterdrücken, dennoch kam ein kaum hörbares Keuchen über seine Lippen. Und Kais Ohren waren sehr scharf und fingen dieses Anzeichen von Schmerz bei seinem Liebsten wie ein Radar auf.
 

Augenblicklich öffneten sich die braunen Augen und blickten besorgt in die dunkelblauen, in denen kaum verhohlener Schmerz stand. Außerdem faßte sich Tyson nun an die Brust, in der es heftig stach und pochte. "Tyson!", rief Kai besorgt aus und beugte sich vor, um den anderen Jungen zu stützen. "Was hast du denn?"
 

"Es geht gleich wieder", brachte Tyson leicht keuchend heraus, während er die Pein in seiner Brust unter Kontrolle zu bringen versuchte. Doch es gelang ihm nicht.
 

"Leg dich wieder hin", erklang Kais dunkle Stimme im nächsten Augenblick an Tysons Ohr und er spürte, wie ihn die starken Arme des älteren Jungen kräftig, aber sehr sanft umfaßten. Dann fühlte der Blauhaarige, der wegen der Schmerzen die Augen geschlossen hatte und sich ganz Kais Obhut übergab, wie er langsam und behutsam zurück auf den weichen Schlafsack gelegt wurde. Sanft strich ihm eine warme Hand über die Stirn, gefolgt von einem zarten Kuß. Diese fürsorglichen Handlungen vertrieben Tysons Qual ein wenig und er entspannte sich sichtlich, bevor er die dunklen Augen wieder öffnete.
 

"Danke", flüsterte er Kai zu, der sich mit sorgenvollem Blick über ihn beugte.

"Wo tut es dir weh, Tyson?", wollte der ältere Junge von ihm wissen, bevor er erneut über das Gesicht des blauhaarigen Jungen strich und damit diesen einen Großteil der Schmerzen vergessen ließ.
 

"In der Brust", war die leise Antwort. "Es sticht und jede Bewegung tut weh."

Die Sorge in Kais kastanienbraunen Augen nahm weiter zu, als er diese Beschreibung hörte. Dann nahm er sich aber wieder zusammen und nachdem er Tyson nochmals zärtlich übers Haar gefahren war, hob er behutsam und vorsichtig dessen weißen Pullover an. Doch er konnte kaum etwas erkennen, daher brachte Kai mit einem aufmunternden Nicken Tyson dazu, sich von dem sowieso teilweise zerrissenen und schmutzigen Kleidungsstück zu befreien. Mit viel Behutsamkeit und Kraft gelang es Kai, Tyson aus dem Pullover zu helfen, ohne diesem allzuviel Qualen zumuten zu müssen. Trotzdem sackte der Blauhaarige danach erschöpft auf sein Lager zurück und griff sich mit der Hand an die Brust, in der es weiterhin schmerzhaft stach.
 

Und Kai erkannte im nächsten Moment auch den Grund dafür - Tysons Brustkorb war vollkommen übersät mit Prellungen und Quetschungen, die er sich während seines Sturzes zugezogen hatte. Unter seiner linken Hand, die sich Tyson schützend über sein Herz gelegt hatte, war ein besonders großes Exemplar eines blauen Fleckes zu sehen, welcher in allen Regenbogenfarben schillerte. Erschrocken keuchte Kai leise auf, als er diese Galerie von in Blau, Violett, Grün und Rot leuchtenden Flecken sah. Er konnte sich gut vorstellen, daß diese Verletzungen ziemlich schmerzhaft waren und er bewunderte Tyson im Stillen dafür, daß dieser sich seine Qualen so wenig hatte anmerken lassen.
 

"Oh mein Gott, Tyson!", entfuhr es Kai mit leicht zitternder Stimme, als er mit schuldbewußtem Blick den Brustkorb seines Freundes betrachtete. Die vielen blauen Flecken brachten dem Jungen mit dem blaugrauen Haar erst so richtig zu Bewußtsein, was seine Unaufmerksamkeit vor anderthalb Tagen alles angerichtet hatte. "Es tut mir so leid!", brachte er leise hervor. "Verzeih mir."
 

Tyson, der mit müde geschlossenen Augen dagelegen hatte und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren, blickte Kai im nächsten Augenblick irritiert an. Doch dann verstand er und der Blick der dunkelblauen Augen wurde sanft und weich. Der blauhaarige Junge hob die Hand, ergriff die von Kai und führte sie dann zu seinem Herzen. "Spürst du es, Kai?", flüsterte er dem älteren Jungen zu, der ihn mit erstaunten Augen ansah und schließlich nickte.

Kai konnte Tysons regelmäßigen Herzschlag unter seiner Handfläche spüren und es war für ihn ein wunderbares, befreiendes Gefühl - denn es sagte ihm, daß Tyson lebte.
 

"Kai, die blauen Flecken werden heilen, ebenso wie meine Hände und die Wunde an meinem Kopf. Selbst mein gebrochenes Bein wird irgendwann wieder in Ordnung sein, auch wenn es wahrscheinlich länger dauern wird als mir angenehm ist. Doch das wichtigste ist...", an dieser Stelle hob Tyson die andere Hand, da er mit der ersteren immer noch Kais Hand über seinem Herzen festhielt.
 

Mit der zweiten Hand strich der blauhaarige Junge dem Älteren über die Wange und fuhr fort: "Das wichtigste für mich ist, daß du unverletzt bist, Kai. Wenn dir etwas passiert wäre, hätte ich nicht gewußt, was ich tun sollte. Daher mach dir bitte keine Sorgen oder hab Schuldgefühle. Es gibt nichts - wirklich nichts - was ich dir verzeihen müßte, mein Liebster."
 

Dankbar, aber auch erschüttert über die leisen, schlichten Worte, die aber Tysons ganze innere Überzeugung zum Ausdruck gebracht hatten, beugte sich Kai über ihn und küßte ihn sanft auf den Mund. Er legte all seine Liebe, Freude, Dankbarkeit und auch Bewunderung für den Jüngeren in diesen Kuß, den er zärtlich auf die weichen Lippen drückte, die ebenso gefühlvoll antworteten.
 

Als sie den Kuß schließlich - wieviel Zeit inzwischen vergangen war, wußte keiner der Beiden - beendeten, hatte Kai eine Idee, die seinem Freund vielleicht ein wenig die Schmerzen nehmen würde - und den Wunden helfen würde, schneller zu heilen. Daher erhob er sich mit den Worten: "Ich werde dir ein wenig Heilsalbe auf die blauen Flecken streichen, Tyson. Das wird ihre Heilung bestimmt ein bißchen beschleunigen" und suchte gleich in den Tiefen seines Rucksacks nach dem Genannten.
 

Tyson hatte den Handlungen seines Liebsten lächelnd zugesehen und ließ diesen, als er das Gesuchte gefunden hatte, auch gewähren. Er spürte, daß Kai etwas tun wollte, um ihm zu helfen - und die Salbe war bestimmt nicht das schlechteste Mittel dazu. Doch viel mehr half Tyson schon allein Kais Gegenwart - seine Nähe, seine Fürsorge und die starke Liebe, die er ausstrahlte. Von diesen Gefühlen fühlte sich der verletzte Blauhaarige eingehüllt und beschützt vor allem Unbill auf der Welt. Es gab nichts, was ihm jemand antun konnte, wenn Kai in seiner Nähe war und diese Wellen an Liebe aussandte, wie er es gerade unbewußt tat.
 

Liebevoll lächelnd beobachtete Tyson, wie Kai rasch aus der Ecke der Höhle zu ihm zurückkehrte, nachdem er die Heilsalbe in seinem Rucksack gefunden hatte. Erleichterung spiegelte sich in den kastanienbraunen Augen des Älteren, als er nun neben Tysons Lager in die Knie ging. Er öffnete die Tube und strich im nächsten Moment vorsichtig etwas von der Salbe auf einen der größeren blauen Flecke, der sich schon ins Violette zu verfärben begann. Und obwohl Tyson bei der Berührung zuerst Schmerzen empfand, wurden diese jedoch gleich darauf von dem Gefühl von Wärme davongespült, welches von Kais Hand auf seine Haut überging.
 

Während der nächsten Minuten schwiegen die beiden Jungen, während Kai weiterhin heilende Salbe auf Tysons Brustkorb verteilte und diese behutsam einmassierte.

Nachdem er den letzten blauen Fleck mit Salbe betupft hatte, schloß Kai die Tube wieder, legte sie neben sich ab und rieb die ölige Flüssigkeit vorsichtig ein, damit sie ihre Wirkung auch vollständig entfalten konnte.
 

Kai bemerkte nicht, wie langsam aus dem behutsamen Versorgen der bösen Prellungen und Quetschungen auf dem Brustkorb seines geliebten Freundes ein zärtliches Streicheln wurde. Er ließ sich einfach von den Gefühlen leiten, die ihn zu dieser Handlung bewegten. Jetzt, nachdem die Heilsalbe ihre Wirkung tun konnte, gab es eigentlich für Kai keinen sinnvollen Grund mehr, Tysons Oberkörper zu berühren - doch konnte er sich nicht dazu überwinden, damit aufzuhören.
 

Viel zu neu und wunderbar waren die Emotionen, die ihn durchströmten, wenn er sanft über die weiche, warme Haut des anderen Jungen fuhr und ihn liebevoll streichelte. Also fuhr er mit seinen zärtlichen Berührungen fort und nahm dabei kaum etwas anderes wahr. So war Kai auch etwas überrascht, als er auf einmal Tysons Stimme vernahm. Es war sein Name, der wie ein Hauch über die Lippen des Jüngeren kam.
 

"Kai."
 

So zärtlich und voller Gefühl hatte ihn noch niemand zuvor gerufen, doch in Tysons Stimme lag noch etwas anderes verborgen, was Kai nicht sofort zu identifizieren vermochte. Daher wandte er seinen Blick dem Gesicht seines Liebsten zu und sah, daß dieser die Augen geschlossen hielt und die verbundenen Hände fest in den Stoff des Schlafsacks gekrallt hatte. Tysons Atem ging rascher als normal und er wirkte erregt von den sanften Berührungen auf seiner Haut. Jetzt, wo Kai aus seinem eigenen Traumland zurückgekehrt war, spürte er auch den jagenden Herzschlag des Jüngeren unter seiner Handfläche.
 

Instinktiv wollte Kai weitermachen, da er spürte, daß es Tyson gefiel, so von ihm berührt zu werden. Doch etwas ließ ihn zögern. Tyson war verletzt und sollte sich doch eigentlich ausruhen. Außerdem hatte Kai keine Ahnung, wie man sich in solchen Situationen verhielt - dies hier war seine erste große Liebe. Und es würde seine Einzigste bleiben, das spürte Kai plötzlich mit innerer Sicherheit.
 

Durch diese Überlegungen stockte Kai unwillkürlich in seiner Liebkosung von Tysons Körper, was diesen dazu veranlaßte, die Augen zu öffnen und Kai anzusehen. "Hör nicht auf", flüsterte Tyson seinem Liebsten zu, da er jede noch so kleine Streicheleinheit der warmen Hände genoß. Die Feuer, die dadurch in seinem Inneren entfacht wurden, wärmten ihn vom Kopf bis zu den Füßen.
 

Kais Herz machte einen Satz, als er in die dunkelblauen Augen des Jüngeren blickte. Die geheimnisvoll schimmernden Tiefen glänzten leicht fiebrig, doch Kai war sich instinktiv bewußt, daß Tyson im Moment kein Fieber hatte. Jedenfalls keines, das durch seine Verletzungen ausgelöst wurde. Vielmehr schien der blauhaarige Junge durch seine Berührungen weit von der Wirklichkeit entfernt, denn Kai entging nicht der abwesende Blick, den die dunkelblauen Augen angenommen hatten. Sie waren verschleiert von tiefen Emotionen und drückten Glück, Liebe und Leidenschaft aus.
 

Kai war unwillkürlich gebannt von dem, was er mit seinem Streicheln bei Tyson ausgelöst hatte. Es gab ihm ein Gefühl von Macht - aber nicht solche Macht, welche man mit der Herrschaft über irgendetwas oder irgend jemanden bekam - sondern statt dessen die Macht, den Geliebten glücklich zu machen. Und Kai nutzte diese Macht und verwöhnte den anderen Jungen mit all der Sanftmut und Liebe, die er für Tyson empfand. Er wurde dadurch belohnt, daß Tyson rascher atmete und immer wieder leise seinen Namen flüsterte. Der Jüngere bebte leicht am ganzen Körper und schien immer weiter in einer von Kais zärtlichen Händen ausgelösten Ekstase zu versinken.
 

Kai beugte sich über den anderen Jungen und setzte nun außerdem noch seine Lippen ein, um den Blauhaarigen sanft zu verwöhnen. Als er einen ersten Kuß auf die weiche Haut ganz nah an Tysons Hals setzte, keuchte dieser auf und erzitterte unter Kais Händen. Dann spürte Kai auf einmal eine Hand in seinen Haaren und blickte auf. Tysons dunkelblau leuchtende Augen sahen ihn verträumt und voller Hingabe an und Kai spürte, wie glücklich sein Liebster war.
 

Dennoch fragte er leise: "Gefällt es dir, Tyson?"
 

Da er weiterhin zärtlich mit seinen Händen über den Brustkorb des Jungen mit den langen blauen Haaren strich, konnte dieser durch die in ihm durcheinanderwirbelnden Gefühle keine zusammenhängende Antwort zustande bringen und nickte daher nur. Doch das warme, glückliche Lächeln in seinen Zügen ließ Tyson von innen heraus erstrahlen und zeigte Kai, was der Blauhaarige nicht in Worte fassen konnte.
 

Erfreut, seinen Liebsten so glücklich machen zu können, wollte Kai fortfahren, wurde jedoch daran gehindert, da Tysons Hand ihn noch immer festhielt. Und gleich darauf gesellte sich auch seine zweite Hand noch hinzu und ehe es sich Kai versah, zerwuschelten ihm kräftige, aber doch äußerst sanfte Finger seine Frisur. Die gefühlvollen Finger spielten mit den weichen graublauen Haarsträhnen und sandten dabei prickelnde Schauer über Kais Rücken, was dessen Herz schneller schlagen ließ.
 

Dann aber verabschiedeten sich Tysons Hände aus Kais Haar. Bevor der ältere Junge jedoch protestieren konnte, fühlte er die sanften Finger an seinem Gesicht, wobei die Verbände ihn leicht kratzten. Doch die Sanftheit und Zärtlichkeit der Berührung der Hände ließen ihn dies rasch wieder vergessen und er konzentrierte sich daher ganz auf die wunderschönen Augen, die ihn von unten her anstrahlten. Die Magie der dunkelblauen Augen fesselte Kai und er spürte, wie jeglicher Widerstand in ihm dahinschmolz, als er in die sanften Tiefen blickte. Tysons Augen konnte der ältere Junge einfach nicht widerstehen; sie nahmen ihn durch ihren inneren Glanz und das starke Leuchten von Glück und Liebe, das von ihnen ausging, völlig gefangen. Er verlor sich darin.
 

"Was hast du vor?", konnte Kai seinem Liebsten gerade noch zumurmeln, der geheimnisvoll lächelte und Kais Kopf behutsam immer näher zu sich heranzog.

Dann hörte Kai Tyson leise sagen: "Ich will den Punktestand ausgleichen", bevor der Verstand des Älteren für eine ihm unbekannte Zeit aussetzte und er nur noch rein instinktiv reagierte. Zu etwas anderen blieb ihm gar nicht die Möglichkeit, denn der Kuß, den Tyson ihm gerade gab, raubte Kai alle seine Sinne und ließ ihn schwindlig werden vor Liebe. Dies war kein Kuß wie ihr erster, der scheu und vorsichtig gewesen war; tastend und unsicher forschend.
 

Dieser Kuß hier war voller Temperament und Leidenschaft. Und dennoch auch zärtlich und warm, hingebungsvoll. Fordernd, aber gleichzeitig auch ebenso viel gebend wie nehmend.
 

Als Kai Tysons weiche Lippen auf den seinen fühlte, hatte er im ersten Sekundenbruchteil geglaubt, dieser werde ihn wieder so sanft und zärtlich küssen wie zuvor. Daher war er nicht sogleich darauf vorbereitet gewesen, daß dieses Verschmelzen ihrer Lippen ihm komplett den Verstand rauben würde. Was Tysons geheimnisvolle Augen begonnen hatten, beendeten seine Lippen - sie ließen Kai mit Haut und Haar dem blauhaarigen Jungen verfallen. Doch dies war nicht weiter schlimm, denn obwohl Tyson den Kuß initiiert hatte und dessen Verlauf bestimmte, war auch er sehr knapp am Rande des völligen Verlustes der Kontrolle über die Gefühle, die Kais hingebungsvolle Antwort auf seinen Kuß in ihm auslösten.
 

Minuten verstrichen, während die beiden Jungen sich immer enger miteinander verbunden fühlten - nicht nur durch den noch immer andauernden Kuß, in den sie alle Zwei Herz und Seele legten. Doch schließlich wurde ihr Bedürfnis nach frischer Luft übermächtig und sie trennten sich widerwillig. Kai richtete sich wieder etwas aus der über Tyson gebeugten Haltung auf und rang nach Luft, während sein Blick noch immer etwas von Leidenschaft verhangen war. Auch Tyson, der ausgestreckt auf dem Schlafsack lag, atmete rascher und spürte ebenso wie Kai seinen schnellen Herzschlag, der gegen seine Rippen pochte. Jeder Schlag seines Herzens war wie ein Jubelschrei, ein Ausruf des Glücks, das der Blauhaarige empfand.
 

Plötzlich fühlte Tyson, wie Kai seine Hand nahm und einen leichten Kuß in die Innenfläche drückte. Fragend blickten dunkelblaue Augen wegen dieser sanften Geste zu dem älteren Jungen auf, der von innen zu leuchten schien. So kam es jedenfalls Tyson vor, der Kai voll überquellender Freude musterte und noch immer kaum glauben konnte, daß es ihm wirklich erlaubt war, diesen wundervollen Jungen berühren zu dürfen.
 

Ihn lieben zu dürfen.
 

Doch falls er Zweifel gehabt haben sollte, wurden diese ihm im nächsten Moment genommen, denn Kai sagte, noch immer leicht atemlos von ihrem Kuß: "So etwas wie eben habe ich noch nie erlebt. Mein...mein Herz...es... schlägt immer noch wie wild." Dabei führte Kai seine mit Tysons ineinander verschlungene Hand zu seiner Brust und legte sie dort auf sein Herz. Und der blauhaarige Junge spürte die Bestätigung zu Kais Worten unter seiner Handfläche rhythmisch klopfen - viel schneller als normal.
 

Doch ihm ging es ja nicht anders.
 

Also lächelte Tyson seinen Liebsten mit leuchtenden Augen an und meinte: "Kai, ich bin so glücklich. Ich liebe dich - von ganzem Herzen." "So wie ich dich.", erwiderte Kai und beugte sich für einen leichten Kuß auf Tysons Stirn erneut zu dem Jüngeren herunter. Da er noch immer außer Atem war von ihrem letzten Kuß, vermied er es lieber, seine Liebkosung auf die Lippen des Anderen zu drücken. Kai war sich nicht sicher, ob er gleich noch einen weiteren derart überwältigenden Kuß überleben würde. Tyson genoß die zärtliche Berührung und schloß die Augen, während seine Hand die von Kai sanft, aber doch fest umschlossen hielt, so als fürchte der Blauhaarige, sein Freund würde sonst verschwinden. Oder er würde vielleicht aus einem Traum erwachen.
 

Kai dagegen spürte, nachdem er wieder klarer denken konnte, daß Tyson trotz aller seiner Versicherungen, es ginge ihm schon besser, immer noch viel Ruhe brauchte, um sich zu erholen. Seine teils schweren Verletzungen hatten ihn fast das Leben gekostet und Kai wollte ihm jegliche Bequemlichkeit bieten, die zu realisieren in seinen Kräften stand. Daher murmelte er dem Jüngeren zu: "Schlaf jetzt noch ein bißchen, Tyson. Je mehr Ruhe du bekommst, desto schneller geht es dir wieder besser. Kann ich noch etwas für dich tun, damit du dich wohlfühlst?"
 

"Hmm", kam die schläfrige Antwort. Doch als Kai schon meinte, Tyson wäre eingeschlafen, öffnete dieser auf einmal wieder seine Augen und sah Kai mit diesen dunkelblauen Tiefen an, die alles zu wissen schienen. Dann hob Tyson die eine Hand an und flüsterte: "Komm her zu mir, Kai. Du brauchst auch Schlaf, denn es ist wirklich nicht nötig, daß du die ganze Nacht über mich wachst. Leg dich zu mir, mein Liebster."
 

Leicht überrascht blickte Kai den Jüngeren an, denn es war ihm nicht bewußt gewesen, daß Tyson mitbekommen hatte, wie er sich gesorgt hatte. Doch dann schlich sich ein sanftes Lächeln auf Kais Züge, als ihm klarwurde, daß der Blauhaarige einige seiner inneren Qualitäten ebenso vor allen Anderen verborgen hatte wie er selbst.
 

Ohne zu widersprechen, legte sich Kai daher neben dem Blauhaarigen auf den ausgebreiteten Schlafsack. Im nächsten Augenblick fühlte er, wie eine weiche Decke über ihm ausgebreitet wurde und sich dann Tysons Kopf an seine Schulter schmiegte. Der schlanke Körper des Jüngeren kuschelte sich an Kai, als würde er dort Geborgenheit und Schutz suchen, daher umschloß der Junge mit dem graublauen Haar Tyson behutsam mit seinen Armen und drückte ihn an sich. Auf diese behütende Geste hin preßte sich Tyson zufrieden murmelnd näher an Kai, bevor er erschöpft, aber sehr glücklich, in seinen Träumen versank. Als sie somit eine bequeme, auch für sie beide angenehme Position gefunden hatten und Kai eine Zeitlang Tysons ruhigen Atemzügen an seiner Schulter gelauscht hatte, schlief auch er beruhigt ein.
 

Die Stunden vergingen und das kleine Feuer, welches Kai entzündet hatte, brannte langsam herunter. Doch die zwei Jungen störte es nicht weiter, da sie gemütlich unter Tysons Schlafdecke lagen - und außerdem den Körper des jeweils Anderen als Wärmequelle hatten. Während der Nacht schmiegten sie sich instinktiv enger aneinander und festigten damit unbewußt die Bindung, die sich zwischen ihnen entwickelt hatte. Ihre Liebe wuchs im Schutze der Nacht immer weiter.
 

Am nächsten Morgen wurde Kai durch leise Geräusche wach und fand sich sorgsam in Tysons Schlafdecke eingewickelt vor. Doch obwohl die weiche Decke ihn warm umhüllte und er von dem Geruch nach Tyson umgeben war, fühlte sich Kai nicht hundertprozentig wohl. Er spürte mehr, als daß er es wußte, daß ihm etwas fehlte. Und wenige Augenblicke später, während er langsam ganz wach wurde, erkannte der Junge mit den graublauen Haaren auch, was.
 

Tyson.
 

Es war schon merkwürdig, wie schnell er sich daran gewöhnt hatte, Tysons schlanken Körper nahe bei sich zu haben und an ihn geschmiegt dazuliegen. Die Wärme, die ihn dann immer durchströmte, vermißte Kai unwillkürlich in diesem Augenblick, wo er allein auf dem Schlafsack lag. Doch es zeigte ihm auch, wie sehr ihm Tyson am Herzen lag - wie allein er sich schon dann fühlte, wenn dieser einmal nicht neben ihm lag, wenn er aufwachte. Das war ein eindeutiges Zeichen. Früher hätte Kai es als Abhängigkeit gesehen, doch nun wußte er es besser. Dieses Gefühl von Verlust, wenn der Andere nicht bei ihm war, war schlicht und ergreifend Liebe.
 

Sehnsucht nach den Berührungen des Geliebten, aber auch sofortige Sorge um diesen stieg nun in Kai auf, als er sich forschend umblickte. Der ältere Junge regte sich noch ein wenig verschlafen unter der Decke - doch als er sich dann umdrehte, blickte er auf einmal in die von ihm so geliebten sanften Augen, die ihn liebevoll anstrahlten.
 

Tysons wunderschöne, dunkelblaue Augen leuchteten voller Tatkraft und innerer Stärke, aber auch mit viel Liebe auf ihn herab und Kai versank für einige Augenblicke fasziniert in ihnen.
 

Bevor er sich jedoch noch ganz in den schimmernden Tiefen verlor, ertönte Tysons sanfte Stimme. "Guten Morgen, Kai. Ich hoffe, du hast so wunderbar geträumt wie ich", sagte der blauhaarige Junge zu seinem Liebsten, bevor er diesem einen leichten Kuß auf die Lippen drückte. Augenblicklich legte Kai seine Arme um den Hals des anderen Jungen und zog diesen etwas näher an sich heran. Er achtete jedoch darauf, keine von Tysons Verletzungen zu berühren oder diesem anderweitig Schmerzen zuzufügen, als er den Jüngeren an sich drückte.
 

Dann intensivierte Kai Tysons leichten Kuß und spürte, wie der Blauhaarige sofort reagierte und ihm ebenso voller Leidenschaft antwortete. Ihre Lippen schienen sich gar nicht mehr trennen zu wollen, bis einsetzender Luftmangel die zwei Jungen schließlich doch noch dazu zwang, voneinander abzulassen.
 

"Wow", hauchte Tyson atemlos, als er sich langsam wieder aufrichtete.
 

Kai lächelte angesichts dieser Bekundung von Bewunderung, doch auch in seinen Augen stand großes Glück und ein leichtes Staunen geschrieben. Während er Tyson verträumt musterte, fragte sich der ältere Junge, wie es kommen konnte, daß der Blauhaarige derart überwältigende Gefühle in ihm auslösen konnte. Schon, wenn Tyson ihn nur mit seinen dunklen Augen ansah, wurde Kai warm ums Herz, und wenn sie sich küßten, versank alles Andere um ihn herum und wurde total nebensächlich.
 

Liebe, das war eindeutig Liebe.
 

Ein wundervolles Gefühl, welches Kai noch nie zuvor in seinem Leben erlebt hatte. Und schon gar nicht in dieser Intensität, die ihn sich von Kopf bis Fuß nur so vor Energie sprühen ließ - und bereit, alles dafür zu tun, damit Tyson ebenso glücklich war wie er selbst gerade.
 

Mit dieser Freude in seinem Herzen lächelte Kai liebevoll zu Tyson auf, bevor er zu diesem sagte: "Guten Morgen, Tyson. Ja, ich habe ganz wundervoll geträumt. Von uns..." Dann wechselte Kai jedoch das Thema und fragte den Jüngeren: "Aber wieso bist du schon auf? Du sollst dich doch noch schonen, Liebster. Warum hast du mich denn nicht aufgeweckt?"
 

Tyson sah Kai bei dessen Worten aufmerksam an, doch angesichts der Sorge in Kais Tonfall lächelte er diesem beruhigend und voller Sanftheit zu. "Du hast so friedlich geschlafen, da brachte ich es nicht übers Herz, dich aus deinen Träumen zu reißen, Liebster. Zu deiner anderen Frage: mir geht es schon viel besser. Die letzte Nacht hat mir sehr geholfen, vor allem aber deine Nähe. Mach dir keine Sorgen, Kai, ich habe kaum noch Schmerzen."
 

Trotz dieser beruhigenden Worte richtete sich Kai auf und musterte Tyson dann prüfend. Doch tatsächlich wirkte der blauhaarige Junge wieder viel munterer und auch in seinen sanften Augen lag nicht mehr soviel Schmerz wie während der letzten Tage. Vielmehr leuchteten sie Kai mit ihrer alten Lebendigkeit an.
 

Sanft strich Kai Tyson über die Wange, dann beugte er sich vor und hauchte einen Kuß auf dessen Stirn, bevor er sagte: "Das ist wunderbar, Tyson. Wie schön, daß es dir wieder besser geht."
 

"Kai", flüsterte Tyson gerührt über die offensichtliche Freude seines älteren Freundes über seine voranschreitende Genesung. Dann schlang er seine Arme um den Älteren und kuschelte sich für einige Augenblicke eng an diesen, was Kai sofort zum Anlaß nahm, ihn ebenfalls zu umarmen.
 

Tyson war tief gerührt über Kais verändertes Verhalten. Nichts an ihm erinnerte jetzt noch an den kühlen, zurückhaltenden und abweisenden Jungen, den er kennengelernt hatte. Vielmehr offenbarte Kai jetzt ohne Scheu die Wärme und Sanftmut, die er tief in sich verborgen hatte - und machte Tyson dadurch sehr glücklich. Der blauhaarige Junge konnte jedoch auch ebenso deutlich spüren, wie befreit sich Kai fühlte - wie wohl es dem Älteren tat, seine Gefühle ausleben zu dürfen. Liebe zu geben und geschenkt zu bekommen.
 

Tyson war sich bewußt, wie einsam Kai im Grunde während der ganzen Zeit gewesen sein mußte. Für einen Augenblick wünschte er sich, er wäre eher auf den geliebten Jungen zugegangen, hätte ihm eher von seinen Gefühlen erzählt - oder ihn zumindest öfter in die Freundschaft, die er zu Kenny, Ray und Max aufgebaut hatte, einbezogen hätte. Doch dann fühlte Tyson Kais starke Arme um sich herum, den warmen Atem des älteren Jungen in seinem Nacken - und den inneren Frieden, den sein Liebster verströmte. Kai schien sich bei ihm sehr wohl zu fühlen, wirkte vollkommen entspannt in seinen Armen und war von einer Sanftheit, die Tysons Herz berührte. Und da Kai jetzt so glücklich war, verbannte der blauhaarige Junge jegliches Schuldgefühl ihm gegenüber aus seinen Gedanken und genoß statt dessen das Wohlbehagen, das ihn durchströmte.
 

Schließlich störte die Zwei jedoch ein pfeifendes Geräusch in ihrer Ruhe - das Wasser in dem Teekessel, den Tyson aufgesetzt hatte, bevor Kai erwacht war, kochte. Zuerst ein wenig erschrocken, erwachten die beiden Jungen aus ihrer Versunkenheit ineinander, doch dann lächelte Kai Tyson fragend an und sagte: "Frühstück?"
 

Tyson nickte bestätigend und löste sich dann widerstrebend von Kai, damit er den Tee fertig zubereiten konnte. Währenddessen bereitete sich auch der Ältere auf den neuen Tag vor und war gerade damit fertig, als Tyson ihn zu dem Frühstück rief, welches er auf einer freien Fläche arrangiert hatte.
 

In geruhsamen Schweigen aßen die beiden Jungen und fühlten sich dabei in der Gegenwart des jeweils Anderen ungemein wohl. Ihr Schweigen war ihnen nicht unangenehm, sondern machte ihre unausgesprochene Verbundenheit deutlich. Kai war - bis jetzt - immer ein ziemlich schweigsamer Mensch gewesen, obwohl abzuwarten war, ob und wie sich dieser Charakterzug durch seine Liebe zu Tyson verändern würde.
 

Tyson hingegen hatte auch durchaus schweigsame Phasen, in denen er in Anwesenheit eines Menschen, den er sehr mochte, einfach ruhig neben diesem sitzen konnte und dann seinen Gedanken freien Lauf ließ. Bis jetzt hatte er diese Angewohnheit eigentlich nur Max offenbart, der diese Eigenschaft mit ihm teilte. Doch jetzt fühlte sich Tyson in Kais ruhiger Gegenwart genauso dazu inspiriert, ruhig vor sich hinzuträumen und nachzudenken. Daher störte es keinen der beiden Jungen, ihr Frühstück schweigend einzunehmen.
 

Danach jedoch, als sie aufgeräumt hatten, bemerkte Kai, wie sich Tyson zu erheben versuchte. Anscheinend fühlte sich der Blauhaarige schon wieder stark genug dazu, auch wenn Kai da noch so seine Bedenken hatte. Immerhin waren erst drei Tage vergangen seit dem Unfall - und damit Tysons gebrochenes Bein noch nicht wieder annähernd belastbar. Dies wurde auch Tyson sofort bewußt, als er versuchte, aufzustehen.
 

Ein unterdrückter Ausruf kam über seine Lippen und die Farbe wich aus seinem Gesicht, als stechender Schmerz aus seinem Bein durch seinen gesamten Körper fuhr. Leicht keuchend stützte sich der Blauhaarige an der Felswand ab und hatte im nächsten Augenblick auch Kais starke Arme um sich, die ihn entlasteten. Der ältere Junge spürte, wie verkrampft Tyson war, als der Schmerz durch seinen geschwächten Körper jagte und festigte daher sofort seinen Halt. Doch als er gerade zu seinem Freund sagen wollte, er solle sich wieder hinsetzen, straffte sich Tyson kaum merklich und richtete sich dann hoch auf. Er verließ sich zwar instinktiv auf Kais Hilfe, sammelte jedoch seine ganze Kraft, um aufrecht stehenzubleiben.
 

"Tyson, hör auf", meinte Kai besorgt. "Du überanstrengst dich. Das ist nicht gut für dein Bein - und vor allem bist du auch durch den Blutverlust und das Fieber noch geschwächt. Was hast du nur vor?"
 

"Wir müssen doch weitergehen, Kai", preßte Tyson durch die zusammengebissenen Zähne hervor, während er sich konzentrierte, um den Schmerz zu verdrängen. Das Schwertkampftraining bei seinem Großvater half ihm dabei, denn dadurch hatte er Disziplin gelernt. Und diese Fähigkeit, die Bedürfnisse des Körpers denen des Geistes unterzuordnen, war jetzt für ihn von großem Nutzen. Und so war Kai wenig später hellauf erstaunt, als Tyson ohne sichtliche Kraftanstrengung einige Schritte zurücklegen konnte - nur gestützt auf seinen Arm, damit er nicht umfiel.
 

Der Junge mit dem blaugrauen Haar verspürte große Bewunderung für die Energie und Tatkraft, die Tyson aufwandte - und war dennoch besorgt, denn trotz aller Zuversicht würden sie wegen des gebrochenen Beines nicht weit kommen. Eine derartig schwere Verletzung belastete den gesamten Körper und schwächte ihn sehr, das wußte Kai aus Erfahrung. Und gerade da er dies wußte, wuchs seine innere Hochachtung vor seinem Freund immer weiter, der nicht aufgab, auch wenn er Schmerzen hatte. Es war ganz offensichtlich, daß es Tyson quälte, ihre Freunde im Ungewissen über ihr Schicksal zu lassen. Und Kai spürte in sich auch das Bedürfnis, Ray, Max und Kenny wissen zu lassen, daß es ihnen - einigermaßen - gutging. Doch dazu mußten sie von diesem Berg runter und in die Stadt.
 

Ein leises Seufzen entwich Kai, als er Tyson langsam wieder auf dessen Schlafsack drückte. Als der Jüngere protestieren wollte, legte er diesem den Finger auf die Lippen und sah ihn an. "Ich weiß, daß du Max, Ray und Kenny Bescheid sagen willst, Tyson", fing Kai an. An dem aufmerksamen und auch eindeutig hoffnungsvollen Blick, den Tyson ihm daraufhin schenkte, erkannte Kai die Wahrheit der Aussage.
 

Mit warmen Blick musterte Kai seinen geliebten Freund und spürte, wie er sich immer mehr in diesen unglaublichen Jungen verliebte. Wie sein Herz sich diesem immer weiter öffnete und seine Seele sich freute, ihre andere Hälfte endlich gefunden zu haben.
 

"Mir geht es ja genauso", fügte Kai nach kurzem Zögern hinzu und erntete dafür einen weichen, liebevollen Blick aus dunkelblauen Augen. Kurz darauf legte sich eine sanfte Hand an Kais Gesicht und hob es an, damit Tyson ihm in die braunen Augen schauen konnte, wobei dem Älteren klarwurde, daß sein Liebster über seine unausgesprochenen Gefühle ihren Freunden gegenüber Bescheid wußte.
 

"Dann laß uns gehen, Kai. Ich würde unter anderen Umständen liebend gern noch länger mit dir hier bleiben, wo uns niemand stört...", hier verstummte der blauhaarige Junge kurz und sein Gesicht rötete sich etwas.
 

Doch dann fuhr er fort: "Unsere Freunde sind aber sicher in Sorge um uns, da wir nun schon zwei Tage überfällig sind. Ich bin mir sicher, daß sie nach uns suchen, doch hier in den Bergen ist es schwierig, jemanden zu finden. Vor allem, da keiner von uns das Terrain sonderlich gut kennt. Daher sollten wir ihnen entgegengehen."
 

Kai hatte Tyson schweigend gelauscht und akzeptierte die Wahrheit in den klugen Worten des Jüngeren. Dennoch ließ ihn die Sorge um den geliebten Freund nicht los, denn er wußte, die Belastung des Gehens würde Tysons gebrochenem Bein überhaupt nicht guttun.
 

"Aber dein Bein...", setzte Kai an, wurde aber erneut leise unterbrochen.

"...ist gebrochen und tut weh. Doch es wird mir auch nicht bessergehen, wenn ich die ganze Zeit nur still daliege und gar nichts tue. Ich werde es schon verkraften, ein Stück Weg zurückzulegen." Tysons sanfte Augen blickten Kai bittend an, als er sagte: "Mach dir keine Sorgen. Ich bitte dich, mir zu vertrauen, wenn ich sage, mir geht es wieder gut genug, um das zu tun. Außerdem bist du doch bei mir und paßt auf, damit nichts geschieht. Ich weiß, wir werden nicht weit kommen - doch jeder Meter den Berg runter bringt uns näher zu unseren Freunden. Ich möchte ganz einfach nicht, daß sie sich Sorgen um uns machen müssen; das haben sie nicht verdient. Bitte."
 

Flehend blickte Tyson Kai in die sorgenvollen, kastanienbraunen Augen. Und dieser konnte sich der Bitte nicht widersetzen, da er ähnlich empfand. In dem Jungen mit dem graublauen Haar stritt nur die Sorge um Tysons Gesundheit mit dem Wissen, daß sie vermißt wurden. Und ebenso wie sein Freund wollte er nicht, daß Ray, Max und Kenny Angst um sie hatten. Daher seufzte er geschlagen auf und gab nach.
 

"Also gut", resignierte Kai leise und senkte den Kopf.
 

Doch schon Sekundenbruchteile später spürte er erneut eine weiche Hand an seiner Wange, die seinen Kopf emporhob - und dann sah er erneut in Tysons dunkelblaue Augen, die ihn dankbar anstrahlten. Und schon durch das warme Licht voller Leben und Freude, welches von den unergründlichen Tiefen ausging, fühlte sich Kai reich beschenkt.
 

Doch Tyson wollte sich anscheinend richtig bedanken und legte daher sanft seine Lippen auf die Kais, der nach einem Moment der Überraschung den zärtlichen Kuß liebevoll erwiderte. Der ältere Junge konnte ganz einfach nicht widerstehen, denn die Liebe, die Tyson ihm so überreichlich entgegenbrachte, war zu neu und wundervoll für ihn, als daß er anders hätte reagieren können.
 

Liebe war für Kai bis jetzt stets eine unbekannte Größe gewesen, von deren Existenz er erst während der letzten Tage überzeugt worden war - von einem Menschen, von dem er zuvor niemals angenommen hätte, dieses Gefühl entgegengebracht zu bekommen. Einem Menschen, der Kai inzwischen wie ein von einer wohlwollenden Macht zu ihm gesandter Engel erschien.
 

Erst nach einer ganzen Weile brach Kai den Kontakt zu den weichen Lippen ab, die so voller Hingabe tiefe Gefühle verteilten und in seinem Innersten kleine Feuer des Glücks entfachten. Doch wenn sie wirklich heute noch eine gewisse Wegstrecke zurücklegen wollten, dann sollten sie langsam aufbrechen. Denn je eher am Tag sie losgingen, desto besser. Wenn Tyson aufgrund seiner Verletzung irgendwann nicht mehr weitergehen können würde, bliebe auf diese Weise genug Zeit, nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Daher beendete Kai widerwillig den zärtlichen Kuß und blickte erneut in die sanften Augen seines Freundes, der ihn glücklich anstrahlte.
 

"Danke", hauchte Tyson leise.
 

Dieser Dank bedeutete Kai viel, denn er spürte, daß der Jüngere sich nicht nur für sein Nachgeben in Bezug auf das Weitergehen bedankte, sondern vor allem für seine Fürsorge. Fürsorge, die Kai ebenfalls neu war - doch diese Emotion war für ihn plötzlich ebenso natürlich wie die Liebe, die er für Tyson empfand. Und es machte ihn glücklich, daß seine Gefühle so freudig angenommen wurden. Daher strich Kai Tyson nur schweigend das schmale Gesicht entlang und lächelte dann sanft.
 

"Ist schon gut, ich versteh' dich ja", meinte er, bevor er sich aufrichtete. Dann suchte er ihr Frühstückgeschirr zusammen und steckte es nach kurzem Säubern in seinen Rucksack. Als er jedoch bemerkte, wie Tysons seinen Rucksack ebenfalls fertigmachen wollte, winkte er ab.
 

Und sein Tonfall klang unnachgiebig, als er sagte: "Tyson, du kannst deinen Rucksack jetzt nicht mitnehmen. Das würde dich noch mehr belasten, denn der Rucksack ist ziemlich schwer. Du wirst aber all deine Kraft brauchen, um überhaupt auf den Beinen zu bleiben. Pack alles wirklich Wichtige aus; ich nehme es dann in meinem Rucksack mit. Den Rest deiner Sachen können wir später holen, wenn es dir wieder besser geht."
 

Tyson sah ihn kurz erstaunt an, verstand aber offensichtlich, daß darüber mit Kai nicht zu diskutieren war. Daher nickte er nur schweigend, während sich ein dankbarer Ausdruck in seine Augen schlich. Denn auch wenn der blauhaarige Junge nichts gesagt hatte, so hatte ihm innerlich doch davor gegraust, den ziemlich schweren Rucksack tragen zu müssen, so erschöpft, wie er noch immer durch seine Verletzungen war. Daher reichte er Kai wenig später einige Sachen zum Anziehen sowie ein paar persönliche Gegenstände, die ihm wichtig waren. Dazu kam sein Teil am Kochgeschirr und eine Decke für die Nacht.
 

Sein Freund hatte inzwischen seinen eigenen Rucksack ebenfalls ausgeräumt, da ihm klar war, daß auch er unwichtigere Sachen zurücklassen mußte, wenn die Gegenstände, die für Tyson wertvoll waren, dort mit hineinpassen sollten. Dies war schnell geschehen und die beiden Jungen verstauten Tysons Rucksack mit ihren Sachen, die sie nicht mitnehmen wollten, in einer trockenen Ecke der Höhle. Sie bedeckten den Rucksack mit Steinen, damit er nicht von Tieren geplündert oder mitgenommen werden würde. Dann waren sie schließlich bereit zum Aufbruch.
 

Tyson, der sich seine warme Jacke trotz der sommerlichen Temperaturen angezogen hatte, hinkte nach einem letzten, leicht wehmütigen Blick quer durch ihre kleine Zuflucht schwerfällig durch den engen Eingang nach draußen. Er hatte sich außerdem eine Wasserflasche umgebunden und trug auch die Karte, auf der Kenny ihm die Strecke eingezeichnet hatte, die Kai und er auf ihrem Weg in die nächste Stadt hatten nehmen sollen.
 

Draußen angekommen, wartete Tyson auf Kai, der noch die letzten Spuren ihrer Anwesenheit löschen wollte, wie zum Beispiel das Feuer, das sie in der Mitte der Höhle errichtet hatten. Diese Zeit nutzte Tyson, um sich zu orientieren. Und erst jetzt bemerkte er, wo die Höhle lag, in der Kai ihn gepflegt hatte.
 

Mit leichtem Schrecken sah der Blauhaarige nicht weit von ihm entfernt die Klippe, an die er sich von vor ein paar Tagen erinnerte. Damals waren sie recht zügig an ihr vorbeigegangen, doch Tyson erinnerte sich daran, einen raschen Blick in die Schlucht geworfen zu haben, als er die Klippe passierte. Der Abgrund war ziemlich tief gewesen.
 

Unbemerkt von ihm war auch Kai inzwischen aus der Höhle getreten und seinem Blick mit den Augen gefolgt. Und wieder dankte der ältere Junge der gütigen Macht, die seinen Liebsten vor diesem grauenhaften Schicksal bewahrt - und ihm das Glück der wahren Liebe geschenkt hatte.
 

Dann kniete sich Kai leise neben Tyson, der irgendwie abwesend wirkte. Behutsam legte er den Arm um dessen Taille und drückte den Blauhaarigen an sich, wie um ihn zu beschützen. Durch diese sorgende Geste kehrte auch Tyson wieder in die Wirklichkeit zurück und wandte seinem Liebsten den Kopf zu. Und in dessen ruhigen, kastanienbraunen Augen erkannte er die Antwort auf die Frage, die er sich gestellt hatte. Denn Tyson konnte in den warmen Tiefen unschwer die Angst erkennen, die Kai um ihn ausgestanden hatte. Daher lehnte sich Tyson schweigend an den Älteren, wobei er nicht wußte, wer jetzt wen tröstete oder dem Anderen Kraft gab. Still verharrten sie beide ein paar Sekunden, bevor sich Tyson mental einen Ruck gab.
 

"Laß uns gehen, Kai", sagte er leise.
 

Der Angesprochene erhob sich und nickte, bevor er seinen Blick noch einmal über die Umgebung schweifen ließ. Mit diesem Ort hier würde er Zeit seines Lebens viele Erinnerungen verbinden. Angstvolle, bewegende. Aber vor allem glückliche - denn hier war die Mauer seiner langen Einsamkeit durchbrochen und sein Herz statt dessen mit Liebe gefüllt worden.
 

Kapitelchen zuende! Das war jetzt Fluff in Mengen, aber ich mag es ganz einfach, wenn die beiden Süßen so liebevoll miteinander umgehen! :-)

R & R!

Antalya



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-10-21T14:54:22+00:00 21.10.2005 16:54
das war ein toles kap.
hab mich sehr gefreut das es wieder weiter ging.
es ist so schön wie sie sich gern haben und lieben.
bei den schmerzen die tyson haben musste wäre ich sicher auf die palme gestiegen.
da gibt es sicher ein sprichwort liebe kann berge versetzten.( oky habs ein wenig umgeändert könnte aber stimmen oder.)
freu mich schon wenns wieder weiter geht.
Von:  smartynp
2005-10-20T23:14:35+00:00 21.10.2005 01:14
oh man endlich ein neues kapitel und dann was für eins. einfach super. herrlich. alles so schön udn voller gefühl. schreib bitte ganz schnell wieter. will weiterlesen. hoffe das sie bald bei den anderen ankommen.


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