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Erwärme mein frierendes Herz

von

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Geständnisse & fiebriger Trost

Im Inneren setzte er Tyson vorsichtig auf seinem weichen Schlafsack ab und blickte den bewußtlosen Jungen dann sekundenlang forschend an. Doch Tyson gab noch immer keinen Laut von sich. Vielmehr schien er immer tiefer in seiner Bewußtlosigkeit zu versinken und machte auf den älteren Jungen den Eindruck, weiter schwächer zu werden. Das ängstigte Kai unwillkürlich, denn er fürchtete, mit seiner Hilfe zu spät zu kommen.
 

Hektisch begann der Junge in seinem Rucksack nach dem Erste-Hilfe-Set zu wühlen und seufzte erleichtert, als er es fand. Er öffnete den dicken Beutel und dankte im Stillen Mr. Dickensens weiser Voraussicht, der sie daran alle daran erinnert hatte, auf den Notfall vorbereitet zu sein. Mit raschen Griffen suchte sich Kai Verbandszeug, Alkohol zum Desinfizieren sowie die Wasserflasche, damit er Tysons Wunden auswaschen konnte.
 

Dann trat er wieder an Tyson heran, der weiterhin reglos dalag, aber leise vor sich hinzumurmeln begann. Kai ging neben seinem Teamgefährten in die Knie und legte ihm sanft die Hand auf die Stirn. Als er das tat, erschrak er, denn Tysons Stirn fühlte sich heiß an.
 

,Er kriegt Fieber!', fuhr es dem älteren Jungen besorgt durch den Sinn.

Sich mühsam davon abhaltend, panisch zu reagieren, rückte Kai Tyson vorsichtig mehr in das Licht, welches durch das Loch im Fels hereinfiel und sah sich die Schnittwunde an der Stirn genau an. Dann nahm er ein Stück weichen Verbandsstoff und tränkte ihn mit Wasser aus seiner Feldflasche. Dies legte er an die blutverkrustete Wunde und rieb behutsam darüber.
 

Tyson begann sich zu regen, als würde er aufwachen, doch als Kai ihm hoffnungsvoll in die blassen Züge schaute, bemerkte er, daß der Blauhaarige nur durch das aufkommende Fieber in ihm so unruhig wurde. Der Junge war noch immer tief in der Bewußtlosigkeit gefangen.
 

Kurz krampfte sich Kais Herz bei dieser Erkenntnis zusammen, doch dann beherrschte er sich und fuhr fort, die Stirnwunde sanft aber gründlich zu reinigen. Als dies geschehen war, befestigte er ein sauberes Stück Verband über der Stelle.
 

Danach fuhr Kai Tyson noch einmal sanft über das Gesicht, was diesen etwas sagen ließ. Die Worte waren jedoch so leise, daß Kai sie leider nicht verstehen konnte. Daher wandte sich der ältere Junge nach einem letzten besorgten Blick in das blasse Gesicht Tysons gebrochenem Bein zu. Und dort wurden wenig später alle seine Talente in Erster Hilfe benötigt, die er besaß.
 

Als Kai das blaue Halstuch von der Wunde nahm, hatte sich dieses schon voll Blut gesogen, welches nun wieder aus der gefährlichen aussehenden Verletzung floß. Schnell reinigte Kai die Wundränder so gründlich es ihm möglich war und legte einen festen Druckverband an. Dabei schiente er das Bein auch gleich mit zwei starken Ästen, die er in der Höhle hatte herumliegen sehen.
 

Zuletzt kümmerte sich Kai noch um Tysons völlig zerkratzte Handgelenke und Hände, die mit teilweise tiefen Schrammen versehen waren. Dazu begann er auch diesmal mit der gründlichen Säuberung der Schnitte, damit kein Schmutz in den Verletzungen zurückblieb und Tysons Zustand damit noch weiter verschlechterte. Dann bestrich er die Wunden mit einer heilenden Salbe aus dem Erste-Hilfe-Set, bevor er flexible Verbände anlegte, damit die Schnitte und Kratzer in Ruhe heilen konnten.
 

Als Kai damit fertig war, lehnte er sich kurz zurück und schloß die Augen, denn er war erschöpft. Außerdem wollte er das Blut nicht sehen, das an seinen Händen klebte. Tysons Blut.
 

Doch während seiner Behandlung war es nicht zu vermeiden gewesen, daß Blut an seine Hände und auch auf seine Kleidung kam. Schon, als Kai Tyson in die Höhle getragen hatte, war etwas von dem Blut auf ihn getropft. Aber während er die vielen Wunden versorgte, hatte er nicht weiter darauf geachtet. Nun jedoch fiel es ihm plötzlich auf und unwillkürlich lief dem Jungen ein Schauer über den Rücken, als er seine Hände ansah. Schnell beugte er sich zu seiner Wasserflasche und reinigte sich die Hände, als könne er damit auch die Ursache für das Blut wegwaschen. Der Anblick erinnerte Kai zu sehr daran, daß er jetzt nicht mehr viel tun konnte.
 

Jetzt hieß es abwarten und hoffen, daß Tyson stark genug sein würde, um die folgenden Stunden zu überleben. Und angesichts der Tatsache, daß der blauhaarige Junge inzwischen recht unruhig geworden war, da das Fieber in seinem Körper unaufhörlich anstieg, waren ihre Chancen nicht gut, denn die Unruhe kostete Tyson zuviel Kraft. Vielleicht sogar die letzte Kraft, die er besaß - und die er zum Gesundwerden benötigte.
 

Daher kramte Kai in seinem Erste-Hilfe-Set nach einem fiebersenkenden Mittel, fand jedoch keines. Als er schon verzweifeln wollte, kam ihm jedoch die Erinnerung an den Tee, den Tyson ihm vor zwei Tagen verabreicht hatte, als sich seine Armwunde entzündet und damit bei ihm leichtes Fieber ausgelöst hatte. Der Tee hatte ihm geholfen und das Fieber vertrieben. Auch wenn es Kräuter waren, welche sonst nur bei leichten Verletzungen eingesetzt wurden, so hoffte Kai doch, daß sie auch bei Tyson helfen würden.
 

Daher sprang er auf und lief nach draußen, um von dort Tysons Rucksack zu holen. Schnell war Kai wieder zurück und öffnete den Rucksack, in dem er auch bald die Dose mit Tee gefunden hatte. Zu diesem Zweck hatte er vorher außerdem mit Dranzers Hilfe aus trockenen Zweigen und Laub ein Feuer gemacht, worauf er jetzt die Kanne mit dem Teewasser aufsetzte.
 

Während dieser langsam heiß wurde, wandte sich Kai erneut seinem verletzten Patienten zu, der sich unruhig von einer Seite auf die andere wälzte, jedoch dabei nicht aufwachte. Kai benetzte nochmals ein Tuch mit Wasser, womit er Tyson dann sanft über das schmutzige Gesicht fuhr. Vorsichtig wischte er das getrocknete Blut aus den Zügen des anderen Jungen, der bei der Berührung mit dem kühlen Stoff wohlig seufzte.
 

Nachdem er Tysons Gesicht gesäubert hatte, wodurch dessen unnatürliche Blässe noch mehr ins Auge stach, legte ihm Kai das feuchte Tuch vorsichtig auf die Stirn, um dem blauhaarigen Jungen Kühlung zu verschaffen. Als er das tat, entspannte sich Tyson etwas, hörte jedoch nicht vollständig damit auf, sich unruhig zu bewegen.
 

Daher nahm Kai den Tee, der in der Zwischenzeit fertig geworden war und stellte ihn neben sich ab. Dann blickte er den anderen Jungen für mehrere Augenblicke zögernd an, während er sich den nötigen Mut für das, was er innerlich gern tun wollte, zuzusprechen versuchte.

Doch als er sah, wie das feuchte Tuch von Tysons Stirn rutschte, als der Jüngere sich unter Einfluß des heftigen Fiebers erneut unruhig hin- und herzuwälzen begann, war sein Entschluß gefaßt.
 

Kai stand auf und trat direkt neben Tysons Kopf, wo er sich im Schneidersitz niederließ. Dann hob er behutsam den blauhaarigen Jungen so weit an, daß er dessen Kopf an seine Schulter betten konnte. Nachdem er seine Position so verändert hatte, daß Tyson es möglichst bequem hatte, schloß Kai seine Arme um den blauhaarigen Jungen und hielt ihn sanft, aber bestimmt fest. Damit sorgte er dafür, daß sein fiebernder Freund nicht noch mehr seiner anderweitig dringend benötigten Kraft vergeudete.
 

Dann flößte Kai Tyson langsam und vorsichtig etwas von dem Tee ein, der sein Fieber bekämpfen sollte. Doch Tyson kämpfte trotz seiner Schwäche in dieser Sache gegen ihn an, indem er den Kopf von einer Seite zur anderen wand und kaum etwas von der Flüssigkeit hinunterschluckte. Daher gab es Kai fürs Erste auf, da er nicht wollte, daß der Blauhaarige sich deswegen überanstrengte.

Danach saß er da und hielt Tyson behutsam in seinen Armen fest, während dieser das Fieber bekämpfte, welches in ihm wütete. Doch Kai bemerkte voller Sorge, wie der blauhaarige Junge schwächer und schwächer wurde, je mehr die Zeit verging. Schweißperlen standen auf Tysons Stirn und er wand sich unruhig in Kais Armen, doch der ältere Junge spürte, wie sein Teamgefährte langsam immer mehr an Kraft verlor. Seine Bewegungen waren über die letzte Viertelstunde immer schwächer geworden, so als würde er den Kampf verlieren.
 

Das Fieber dagegen schien weiter und weiter anzusteigen, woraufhin Kai versuchte, Tyson nochmals etwas von dem Kräutertee zu geben. Dieses Mal gelang es ihm auch, denn Tyson hatte einfach nicht mehr die Kraft, sich zu widersetzen. Und auch wenn Kai somit etwas gegen das Fieber unternehmen konnte, machte es ihm doch Angst, was diese Schwäche seines Gefährten zu bedeuten hatte.
 

Während der nächsten Stunde wachte Kai besorgt auf jedes Zeichen, das Tyson von sich gab - doch der wurde in seinem Armen immer ruhiger, auch wenn sein Körper vor Fieber glühte. Kai versuchte, ihn warm zu halten, denn er wußte, daß Tyson das Fieber ausschwitzen mußte. Daher hüllte er den leise keuchenden Jungen, der nur noch gelegentlich unruhig den Kopf hin- und herwarf, in seine Schlafdecke und nahm ihn dann wieder zu sich, um ihn durch seine Körperwärme zusätzlich zu schützen.
 

Dies war auch nötig, denn inzwischen wurde es langsam Abend und damit auch merklich kühler. Kai bemerkte erstaunt, daß das Licht, welches durch das Loch im Fels hereingefallen war, in der Zwischenzeit viel schwächer geworden war. Daher schürte er vorsichtig das kleine Feuer in der Höhle weiter, damit eine Lichtquelle blieb und rückte mit Tyson näher an das Feuer heran.
 

Der blauhaarige Junge wirkte inzwischen vollkommen erschöpft auf den Älteren, in dem langsam immer mehr Angst um seinen Gefährten emporstieg. Als er ihn gefunden hatte, war Kais Erleichterung so groß gewesen, daß er nicht bedacht hatte, daß Tyson trotzdem noch sterben konnte. Und diese Möglichkeit schien immer mehr Gestalt anzunehmen.
 

Kai wußte nicht genau, wann Tyson aufgehört hatte, unruhig um sich zu schlagen und wirres Zeug vor sich hinzumurmeln, das der ältere Junge nicht verstehen konnte - doch unwillkürlich machte es ihm Angst. Große Angst sogar, denn es zeigte, wie wenig Kraft Tyson noch in sich hatte, um zu überleben. War es vielleicht zu wenig? Hatte er Tyson zu spät gefunden, um ihm zu helfen? War seine Hilfe nicht genug gewesen? All diese Fragen jagten durch Kais Kopf, während er innerlich vor Furcht zitterte - aus Furcht um Tysons Leben.
 

Jetzt und hier, in diesen bangen Minuten in der dunklen Höhle, während der blauhaarige Junge in seinen Armen am Rand des Todes schwebend um sein Leben kämpfte, wurde Kai das ganze Ausmaß der Gefühle klar, welche er für den Jüngeren hegte.
 

Es war Liebe.
 

Eine bisher ängstlich versteckte, nicht verstandene Liebe.
 

Eine Liebe, die nicht auf Gegenliebe gehofft hatte, da ihr Träger zuviel Leid und Unglück in seinem jungen Leben hatte erfahren müssen.
 

Doch jetzt wurde Kai mit Macht klar, daß dieses Gefühl in ihm stärker war als alles Andere, was er bis dahin in seinem Leben empfunden hatte. Es war diese Liebe, die er ausleben wollte - die er dem Empfänger dieses Gefühls deutlich machen wollte. Ohne Angst oder Scham. Nur in dem Wissen, daß Liebe etwas zu Wertvolles war, als daß man sie verstecken durfte.
 

Und Kai spürte, daß er es verkraften würde, wenn Tyson ihn nur als seinen Freund mögen würde und ihm nicht die gleiche starke Liebe entgegenbringen würde - für Kai war die Hauptsache, daß der fiebernde, total erschöpfte Junge in seinen Armen am Leben blieb. Dafür würde er alles geben, was er besaß.
 

Ohne daß Kai es bemerkt hatte, hatten stille Tränen begonnen, über seine Wangen zu laufen und tropften eine nach der anderen auf Tysons regloses Gesicht. Doch als Kai jetzt leise zu sprechen begann, regte sich der Jüngere unmerklich und seine Augenlider zitterten, als wolle er erwachen. Auch das nahm Kai kaum wahr, während er Tyson leise von seiner Angst und den verwirrenden Gefühlen erzählte, die ihn bewegten. Während er Tyson hin und wieder zärtlich durch die seidigen Haare fuhr, begann Kai sein Geständnis.
 

"Weißt du, Tyson", flüsterte er, "noch vor wenigen Tagen hätte ich niemals angenommen, daß jemals ein anderer Mensch solch starke Gefühle in mir wecken würde. Doch du hast es getan." Ein kurzes Lächeln huschte über Kais Züge, bevor sie wieder traurig und ernst wurden, als er fortfuhr.
 

"Doch ich verstand nicht - wollte es nicht begreifen - daß diese Gefühle in mir etwas Gutes darstellten. Sie machten mich unsicher und ich glaubte, ich würde wieder verletzt werden wie früher. Doch eigentlich sollten meine neuen Empfindungen mich wohl nur darauf aufmerksam machen, was für wundervolle Menschen um mich herum waren."
 

Hier stockte Kai und ein schmerzlicher Schatten glitt über sein Gesicht.

"Versteh' mich bitte...ich wußte nicht, wie ich euch begegnen sollte außer mit Kälte und Abweisung. Es war meine Schutzmauer gegen jeden Anderen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich sie zum Einsturz bringen sollte, denn sie hatte mir über die Jahre gute Dienste geleistet und mich davor bewahrt, erneut verletzt zu werden."
 

"Doch gegen dich", zärtlich strich Kai Tyson eine dunkelblaue Haarsträhne aus der Stirn, "hätte ich sie nicht gebraucht. Das weiß ich jetzt. Und ich nehme an, auch Ray, Max und Kenny würden mir nicht wehtun, wenn ich freundlicher zu ihnen wäre und sie gewähren ließe. Ihr seid einfach nicht so böse oder heimtückisch wie die Leute, die ich früher kannte."
 

Wieder stockte Kai in seiner leisen Rede, von der er annahm, daß sie niemand hörte. Er merkte nicht, daß fiebrige dunkelblaue Augen zu ihm aufsahen und Tyson ihm zuhörte, soweit es sein Zustand zuließ. Doch der blauhaarige Junge war zu schwach, um etwas zu sagen. Das Fieber zehrte sehr an seinen Kräften und ließ ihn zwischen Traum und Bewußtlosigkeit hin- und herschwanken.
 

"Es ist noch gar nicht lange her, Tyson", fuhr Kai fort, "da hätte ich nicht gedacht, daß du mir jemals so viel bedeuten würdest, wie es jetzt für mich der Fall ist. Wenn du gesund wärest, hätte ich wahrscheinlich nicht den Mut, dir zu gestehen, was ich empfinde. Von außen wäre ich so unnahbar, wie ihr mich kennt...diese Maske ist einfach zu gut geworden über die Jahre hinweg.

Ihr denkt, es wäre Stolz und Kälte, dabei ist es nur Angst.

Die Angst, die ich zu Stolz und äußerer Härte gemacht habe, damit jeder mich für stark hält und mich nicht verletzt. Doch innerlich, Tyson - tief in mir drinnen - habe ich genauso viel Angst vor dem Verletztwerden wie ihr. Wahrscheinlich sogar noch mehr. Viel mehr.

Ich war bis jetzt immer ganz allein und hatte niemanden, der zu mir stehen wollte. Der bei mir sein wollte, da er mich mochte.

So einen Menschen gab es für mich noch nie.

Daher machte ich mich stark und überzeugte alle Leute, die mir begegneten, daß ich niemand Anderen brauchte. Daß ich allein sehr gut zurecht komme. Doch in den letzten Tagen - und manchmal auch schon vorher - da gab es diese Momente, wo ich mir jemanden wünschte, der an meiner Seite ist und an den ich mich anlehnen kann.

Der mir hilft. Bei dem ich auch einmal schwach sein kann.

Ich wünsche mir, daß du dieser Mensch bist, Tyson."
 

Der letzte Satz war nur gehaucht, trotzdem kam es Kai vor, als würde das Echo davon von den Wänden der Höhle wiederhallen. Die Tränen strömten stärker über Kais Wangen, als er den schmalen Körper in seinen Armen an sich drückte, während er Tyson schwach und unregelmäßig atmen hörte.
 

"Bitte!", brach es aus Kai heraus, während er spürte, wie seine innere Abwehrmauer in sich zusammenstürzte, als er den geliebten Jungen voller Verzweiflung musterte. "Bitte, verlaß mich nicht! Laß mich nicht allein, Tyson!", brachte der Junge mit dem blaugrauen Haar unter Mühe hervor, während er die Augen schloß und seine Schluchzer zu unterdrücken versuchte.
 

"Ich will nicht mehr einsam sein. Laß mich nicht allein", wiederholte Kai wie ein leises Gebet. Und er wurde erhört.

Augenblicke später spürte er eine sanfte Hand an seiner Wange, die ihm behutsam die Tränen wegwischte. Und als er erschrocken die braunen Augen aufriß, sah er direkt in zwei geheimnisvoll schimmernde Tiefen hinein. Die dunkelblauen Augen blickten ihn voller Wärme und Liebe an; in ihnen standen aber auch große Erschöpfung und hohes Fieber geschrieben.
 

Kai war sich nicht sicher, ob er träumte oder ob Tyson wirklich erwacht war.

Doch Sekunden später erklang die Stimme des Blauhaarigen. Und obwohl sie nur sehr leise und daher kaum zu verstehen war, so konnte Kai dennoch die Freundlichkeit und warmherzige Anteilnahme heraushören, die Tysons Worte stets auszeichnete. Vor Freude über Tysons Erwachen strömten Kai gleich noch mehr Tränen über die Wangen und Tyson hob schwach erneut die Hand, um sie ihm aus dem Gesicht zu wischen. Dabei flüsterte der fiebernde Junge sanft: "Nicht weinen, Kai. Ich bin doch bei dir - und ich werde nicht gehen."
 

"Versprochen?", entfuhr es Kai.
 

Daraufhin sahen ihn die dunkelblauen Augen einen Augenblick lang merkwürdig an, bevor sich Tyson plötzlich etwas aufrichtete. Er kam Kais Gesicht dadurch immer näher und bevor der ältere Junge Zeit zum Reagieren hatte, legten sich weiche, warme Lippen auf die seinen.
 

Kai erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde und die Welt um ihn herum versank im Nichts. Alles, worauf er sich noch zu konzentrieren vermochte, war das wunderbar warme Gefühl, welches durch ihn hindurchströmte.
 

Ein Gefühl, welches seinen Ursprung in Tysons sanften Lippen hatte, die er noch immer auf Kais gedrückt hielt. Und nun erwiderte Kai rein instinktiv den scheuen, vorsichtigen Kuß, woraufhin erneut belebende Wärme durch ihn hindurchfloß. Es war ein unglaublich schönes Gefühl, welches er noch nie zuvor erlebt hatte.
 

Doch dann war es plötzlich wieder vorbei und Kai spürte, wie Tyson erschöpft in seinen Armen zurücksackte. Der blauhaarige Junge hielt sich mit letzter Kraft mit einer Hand an ihm fest und bettete dann seinen Kopf erneut an Kais Schulter. Kai hörte durch den Nebel der in ihm durch den Kuß ausgelösten Gefühle nur noch, wie der Junge hauchte: "Versprochen", bevor dieser wieder in Bewußtlosigkeit versank.
 

Dann herrschte wieder Stille in der kleinen Höhle, während Kai für eine Weile blicklos vor sich hinstarrte. Er bemerkte kaum, wie er seine rechte Hand an seine Lippen hob und vorsichtig mit den Fingerkuppen darüber strich, so als könne er damit die zarte Berührung zurückholen.
 

Schließlich richtete der Blader mit dem blaugrauen Haar seinen Blick jedoch wieder auf die Quelle der ungestüm in ihm tobenden Gedanken und Gefühle - Tyson, der inzwischen wieder reglos und fiebernd an seiner Brust lag und kaum wahrnehmbar atmete. Anscheinend hatte der Jüngere all seine kurzzeitig wiedererlangte Kraft und Stärke dazu eingesetzt, ihn zu beruhigen, nahm Kai an, während er zärtlich in die nun entspannter scheinenden Züge des anderen Jungen schaute. Denn auch wenn Tyson jetzt wieder ohne Bewußtsein war, konnte Kai doch spüren, daß ein Anfang in Richtung Besserung gemacht war, denn der Blauhaarige atmete zwar noch immer ein wenig unregelmäßig, aber viel leichter als zuvor. Es schien ihm ein wenig besser zu gehen.
 

"Schlaf gut und werd' bitte bald wieder gesund, Tyson", flüsterte Kai dem Jüngeren ins Ohr. "Ich brauche dich nämlich mehr als du es dir vorstellen kannst. Ich...ich liebe dich."
 

Als hätte der blauhaarige Junge seine geflüsterten Worte vernommen, regte er sich leicht in Kais Armen, welche dieser behütend um ihn geschlungen hatte und kuschelte sich noch ein wenig näher an den Älteren. Und Kai konnte hören, wie Tyson seinen Namen hauchte, bevor er wieder still in seinen Armen dalag und schlief. Sein warmer Atem strich über Kais Haut, während er reglos dasaß, um Tyson nicht in seiner Ruhe zu stören.
 

Die langsam kräftiger, aber vor allem auch regelmäßiger werdenden Atemzüge an seinem Herzen schienen Kai mit dem bewußtlosen Jungen enger aneinanderzubinden - und Kai genoß das bis dahin für ihn unbekannte Gefühl, für eine andere Person verantwortlich zu sein. Einer Person, für die er alles zu tun bereit sein würde.

Vorsichtig neigte der ältere Junge den Kopf, bis er ihn an den Tysons lehnen konnte und flüsterte: "Schlaf dich gesund, Ty. Ich werde auf dich achtgeben, das verspreche ich."
 

,Selbst wenn du mich nur geküßt haben solltest, weil du Fieber hast, werde ich dir nicht böse sein. Vielmehr werde ich dieses wunderbare Gefühl, das du durch deine Berührung in mir ausgelöst hast niemals vergessen, Tyson. Deine Lippen, sie waren so weich und warm...so zärtlich.'
 

Kai lächelte versonnen und in der Erinnerung an das eben Geschehene versunken, während er den Tyson vorsichtig enger in die Arme schloß und sich bequemer an die Felswand hinter sich lehnte, um weiterhin über den jüngeren Blader zu wachen.

Der liebevolle Ausdruck in seinen Augen hätte seine Teamgefährten ziemlich überrascht, doch Kai hatte ihnen ja auch niemals zuvor Einblick in seine Gefühlswelt erlaubt, die er - bis heute - hinter der Mauer aus Abweisung und Kälte verborgen gehalten hatte. Doch nun würde er diese Abwehrmauer nicht mehr brauchen, das war Kai instinktiv bewußt. Diese plötzliche Sicherheit, nicht mehr allein zu sein und die Gewißheit, daß es jemanden gab, der für ihn da sein würde, erfüllte sein Herz mit Freude und Wärme.
 

Während der folgenden Stunden, in denen die Nacht hereinbrach und langsam fortschritt, konnte Kai erfreut feststellen, daß Tysons Fieber langsam nachließ und der verletzte Junge aus der Bewußtlosigkeit in einen von Erschöpfung geprägten Schlaf hinüberwechselte. Dabei schien sich Tyson in seinen Armen sehr wohl zu fühlen, denn der Blauhaarige schmiegte sich an Kai, als wäre dieser ein weiches Polster, in das er sich hineinkuscheln konnte.
 

Doch das machte Kai nichts aus - ganz im Gegenteil, er genoß es sogar, den warmen Körper des anderen Jungen in seinen Armen zu halten und an sich gedrückt zu spüren, als würde Tyson aus seiner Nähe Kraft beziehen. Es vermittelte dem älteren Jungen ein Gefühl des Gebrauchtwerdens und damit auch einen inneren Frieden und Ruhe, die er bis dahin nicht gekannt hatte. Und Kai schwor sich, sich diese Emotionen nicht mehr nehmen zu lassen oder sie hinter kühler Abwehr zu verstecken.
 

Egal, was geschehen würde, wenn Tyson wieder gesund war - diese Stunden hier in der Höhle würde ihm niemand mehr nehmen können. Sie würden für immer in seinem Gedächtnis eingebrannt sein als einige der zwar zum Teil verzweifeltsten, aber auch glücklichsten Stunden seines Lebens.
 

Tadaa! Wieder ein Chapi fertig - und das bei meinem Streß in letzter Zeit! Jetzt habe ich aber erstmal 3 Wochen Urlaub, so daß ich bis Ende Juni keine weiteren Kapitel für meine verschiedenen Stories posten werde - statt dessen tanke ich Sonne und Inspiration auf Kreta! Wenn ich zurück bin, haue ich dann wieder voller Elan in die Tasten, versprochen!

Bis dann bitte ich um ein paar Kommis, ok? (*Bettelblick aufsetz*)

Danke, danke, danke für die Kommis zum letzten Kapitel (*froi*)!

Antalya



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2005-06-19T21:26:18+00:00 19.06.2005 23:26
Hi,
ich bin begeistert. das kapitel ist echt super und ich bin schon total gespannt, wie es weitergehen wird mit den beiden. aber ehrlich, du bist jetzt 3 wochen nicht da? wie soll ich das denn aushalten? na ja, ich wünsche dir jedenfalls einen schönen urlaub, genieße deine freie zeit und schreib dann ganz schnell weiter. ich warte schon sehnsüchtig aufs nächste kapitel.
bye charlie
Von: abgemeldet
2005-06-02T18:19:47+00:00 02.06.2005 20:19
es ist schön zu sehen das kai in doch liebt und das er es zugibt.
vielleicht sehen die anderen auch das er anders sein kann.
das war wieder super was du geschrieben hast.
machso weiter.
kannst du mir ein ens schicken wenn du wieder ein kap fertig hast. danke
Von:  Silver-san
2005-05-29T21:15:18+00:00 29.05.2005 23:15
Wow, das Kapitel ist einsame Spitze. Habe es gerade zum dritten Mal gelesen. Du hast die Sorge von Kai um Tyson fantastisch beschrieben, genau wie sein Geständnis. *verstollen sich eine Träne aus den Augen wischt* Einfach super gut geschrieben.
Genieß deinen Urlaub auf Kreta und komm uns gut erholt wieder. Freu mich schon auf das nächste Chapter. ^_^

Bye
Silver-san
Von: abgemeldet
2005-05-29T07:00:46+00:00 29.05.2005 09:00
okay *entsetzt ist* 3 wochen legst du dich zur ruhe? oh mein gott, wie soll ich das überstehen T^T *wain* na ja für mich sind es eigentlich nur 2 wochen, next week binich ja auf klassenfahrt *sich gar nicht druff freut* aber egal, dass kapitel war mal wieder einsame spitze und ich freu mich schon auf die dortsetzung, auch wenns ein bissel dauern wird *zwinker*
Von:  smartynp
2005-05-28T20:04:38+00:00 28.05.2005 22:04
wow. mal wieder ein super kapitel. echt gut gelungen. hm 3 wochen pause? wie soll ich das aushalten? genieße den urlaub und komm gut erholt zurück. freue mich shcon auf die fortsetzungen.


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