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Erwärme mein frierendes Herz

von

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Fieber & der nächste Sonnenaufgang

Der nächste Morgen graute gerade, als Kai aus seinem Schlaf erwachte und sich umsah. Er fühlte sich noch immer müde und ausgelaugt. Daher brauchte er eine Weile, um herauszufinden, was es war, was ihn geweckt hatte. Ein wirklich angenehmer Geruch nach Kräutern stieg ihm in die Nase und der Junge mit dem blaugrauen Haar wandte den Kopf, um herauszu-finden, wo dieser Geruch herkam.
 

Anhand des wenigen Lichtes, welches durch die Zeltöffnung hereinschien, folgerte Kai, daß es noch früh am Morgen sein mußte - wahrscheinlich kurz vor Sonnenaufgang. Dies war die Zeit, zu der er normalerweise erwachte, so daß sich der Junge deswegen nicht wunderte.
 

Vielmehr erstaunte ihn die Tatsache, daß neben seinem Lager eine Tasse mit dampfendem Tee stand. Nun erkannte er auch, daß dies die Quelle des angenehmen Duftes war. Einem Geruch nach Pfefferminze und anderen Kräutern, die er nicht sofort identifizieren konnte.
 

Kai blinzelte die Tasse halb argwöhnisch, halb erstaunt an. Dann suchte sein Blick unwillkürlich nach Tyson, von dem er annahm, er würde noch tief und fest schlafen. Der Teamchef der Bladebreakers hatte während ihrer vergangenen Aufenthalte in Hotels und Pensionen zwar immer ein Einzelzimmer verlangt, um seine Ruhe vor dem Rest des Teams zu haben - dennoch wußte er um Tysons Vorliebe des langen Schlafens.
 

Daher war er doppelt überrascht, als er bemerkte, daß Tyson sich nicht in dem Zelt aufhielt. Es machte sogar den Eindruck, daß dies schon eine ganze Weile so sein mußte, denn sein Rucksack stand fast völlig gepackt in einer Ecke des Zeltes und nichts deutete darauf hin, daß der jüngere Blader vor kurzer Zeit noch hier geschlafen hatte.
 

Kai runzelte die Stirn und stützte sich dann auf seinen linken Arm, um sich noch einmal umzusehen. Unwillkürlich fragte er sich, wo Tyson sein mochte, bevor er über sich selbst den Kopf schüttelte. Jetzt war er endlich allein - und suchte sofort nach Tyson. Er verstand sich langsam selbst nicht mehr, wenn er ehrlich war. Solch widersprüchliche Handlungen und Gefühle hatte er schon ewig nicht mehr an sich selbst bemerkt, dafür hatte er viel zu lange gebraucht, nach außen immer den Eindruck von Beherrschung und Kühle zu machen. Doch gerade diese Beherrschung brach langsam immer mehr in sich zusammen, vor allem in den letzten Tagen und in Tysons Anwesenheit.
 

Müde von der Nacht, die ihn mit wilden Träumen geplagt hatte - welche durch das Fieber unglaublich realistisch geschienen hatten - seufzte Kai lautlos auf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Als er das tat, stockte er plötzlich mitten in der Bewegung und erstarrte, als ihm Teile seiner Träume wieder ins Gedächtnis zurückkehrten.
 

Leise, beruhigende Worte...
 

Eine Hand, die wieder und wieder sanft und zärtlich durch seine Haare strich...
 

Wärme und Vertrauen, ausgelöst durch die instinktive Gewißheit, daß hinter diesen Gesten Sorge und Zuneigung steckte...
 

Ein Gefühl von Geborgensein...
 

Kais Kopf, den er bei den Erinnerungen an die Fieberträume gesenkt hatte, zuckte hoch und er blickte mit erschrocken aufgerissenen Augen starr vor sich hin. Was waren das eben für Gefühle und Gedanken gewesen? Hatte er das nur geträumt? Halluzinationen, ausgelöst durch das Fieber während der Nacht?

Oder...oder konnte es sein, daß dies wirklich passiert war?
 

Aber wer...wer konnte solche Gefühle in ihm auslösen? Wer würde ihm je wieder dieses Gefühl von Geborgenheit schenken, welches ihm von Boris in der Abtei genommen worden war?
 

Tyson.
 

Kai schreckte zusammen, als ihm dies durch den Sinn fuhr. Wie kam er gerade jetzt auf solche Gedanken? Vor allem, wo sie mit Tyson zusammenhingen, dem Jungen, der ihn bis jetzt immer nur genervt hatte. Doch in den letzten zwei Tagen - seit jenem seltsamen Traum mit der Person mit den wunderschönen, warmen Augen - war nichts mehr wie zuvor. Seit jenem Morgen brachte ihn Tyson völlig durcheinander, nur, wenn er ihn ansah. Und zugleich hatte der jüngere Blader neue Verhaltensweisen und Charakterzüge gezeigt, welche Kai vorher nie an ihm wahrgenommen hatte.
 

Der Wirrwarr seiner Gedanken ließ Kai den Kopf schwirren und er legte sich für einen Moment zurück auf seinen Schlafsack, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das Fieber der letzten Nacht war zwar verschwunden, hatte ihn aber mehr mitgenommen als er zuvor geglaubt hatte. Kai fühlte sich zwar besser als am Abend zuvor, dennoch lange nicht so fit wie er es sonst von sich gewohnt war.
 

Leise aufseufzend schloß er die Augen und legte seinen linken Arm über die Augen, als wolle er sich von dem langsam stärker werdenden Licht der aufgehenden Sonne schützen. Schon begann er langsam wieder in den Schlaf hinüberzugleiten, den seine Müdigkeit ihm diktierte, als ihm erneut der Geruch nach Kräutern in die Nase stieg.
 

Verwundert hob Kai den Arm von seinen Augen und blinzelte, als er den neuen Verband über seiner Armwunde bemerkte. Das blaue Halstuch saß wie am Tage zuvor ordentlich festgeknotet, dennoch bemerkte der Teamchef der Bladebreakers sofort, daß sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte. Dies wurde bestätigt, als er das Tuch etwas anhob und darunter eine dünne Kräuterkompresse bemerkte.
 

Kai hob in stummer Frage die Augenbrauen, als er dessen ansichtig wurde. Wie kam er zu dieser Kompresse? Darauf gab es nur eine Antwort und Kai biß sich auf die Unterlippe, als ihm klarwurde, daß Tyson ihn während er schlief verarztet hatte.
 

Anscheinend war das Fieber etwas schlimmer gewesen, als Kai bis jetzt geglaubt hatte, denn er hatte angenommen, er wäre sofort eingeschlafen und hätte nur diese seltsamen Träume gehabt. Doch anscheinend hatte sein Zustand seinem jüngeren Teamgefährten Anlaß dazu gegeben, die Armwunde erneut zu behandeln. Sozusagen Rays Behandlung noch einmal durch die Wirkung der Kräuter zu unterstützen.
 

Wieder kämpften gegensätzliche Emotionen in Kai, als ihm all die Konsequenzen, die sich aus dieser Erkenntnis ergaben, aufgingen. Tyson hatte ihn verarztet, also mußte es ihm ziemlich schlecht gegangen sein. Und auch wenn Kai ihm unwillkürlich dankbar für die Hilfe war, so ärgerte es ihn jedoch gleichzeitig, Schwäche vor dem Jüngeren gezeigt zu haben. Gerade dies hatte er doch nicht zulassen wollen!
 

Abrupt setzte Kai sich auf, auch wenn dies kurz ein heftiges Schwindelgefühl in ihm auslöste. Er kämpfte verbissen dagegen an, ebenso wie für die absolute Kontrolle über seine Gefühle. Es dauerte eine ganze Weile, bis er wußte, daß er - wenigstens nach außen hin - wieder seinen gewohnten gefaßten, kühlen Eindruck machen würde. Niemand brauchte zu wissen, wie es in ihm aussah.
 

Schon gar nicht Tyson.
 

Als er sich erhob, überlegte Kai, wie er reagieren sollte, wenn Tyson seine Schwäche ansprach. Der Teamcaptain der Bladebreakers war nicht sicher, ob er es ertragen würde, wenn der Jüngere ihn mit der Tatsache konfrontierte, daß er nicht einmal stark genug gewesen war, die Infektion einer kleinen Wunde wie der an seinem Arm ohne eine Nacht mit Fieber zu überstehen. Hinzu kam die Tatsache, daß der Blauhaarige ihm geholfen hatte.
 

Tief in diese verwirrenden Gedanken versunken wechselte Kai in frische Kleidung und wusch sich mit ein wenig Wasser aus einer Schüssel nahe des Eingangs den Rest Schlaf aus den Augen. Dann griff er nach der Tasse Tee, welche ihn mit ihrem aromatischen Duft lockte.
 

Sich die Hände an der warmen Tasse wärmend, trat Kai aus dem Zelt hinaus ins Freie. Automatisch suchte er das Gelände nach Tyson ab, denn er wollte wissen, wo sein Teamgefährte sich aufhielt. Es wunderte ihn noch immer, daß der Blauhaarige freiwillig so früh und vor allem vor ihm aufgestanden war.
 

Kai hatte die Suche schon fast aufgegeben, als sein Blick endlich auf Tyson landete. Der Blader saß ein ganzes Stück von ihrem Zelt entfernt etwas oberhalb des Plateaus auf einem großen Stein und blickte der Sonne zu, wie sie immer höher hinaufstieg. Tyson hatte die Knie angezogen und seine Arme darum geschlungen. Wie Kai mit leichtem Erstaunen feststellte, als er langsam und unhörbar näher an ihn herantrat, trug der Jüngere jedoch sein Basecape nicht, welches sonst sein Markenzeichen war.
 

Dadurch wurde erst richtig deutlich, was für eine seltene Färbung seine Haare besaßen. Ein tiefes, warmes Dunkelblau, welches Kai an den Ozean erinnerte. Genauso so tiefblau wie seine Augen. Schimmernd im Licht der aufgehenden Sonne wehte es in langen Strähnen, ausnahmsweise einmal nicht in einem festen Zopf gefangen, lose um Tysons Gesicht herum. Die Haare tanzten in der leichten Brise und luden förmlich dazu ein, nach ihnen zu greifen und mit ihnen zu spielen.
 

Kai stockte mitten im Schritt, als ihm aufging, daß er für einen Moment den heftigen Wunsch hatte, seine Hände in Tysons Haaren zu vergraben und herauszufinden, ob diese so weich und seidig waren, wie es den Anschein hatte.

Sein Herz begann zu jagen und Kai stieg leichte Röte in die Wangen, als seine Phantasie ihm vorspiegelte, wie er den jüngeren Blader in eine Umarmung ziehen und sein Gesicht dann in den dunkelblauen Locken vergraben würde.
 

'Ich will ihn umarmen und nie wieder loslassen', fuhr es Kai durch den Sinn. 'Dann wäre alles in Ordnung...so, wie ich in meinem seltsamen Traum weiß, daß, sollte ich die fremde Person mit den wunderschönen warmen Augen jemals erreichen, ich in seinen Armen sicher und geborgen wäre.'
 

Resolut schüttelte er den Kopf, um sich von diesen Vorstellungen zu befreien und fragte sich, was mit ihm geschah. Noch vor zwei Tagen war alles ganz anders gewesen und er hatte sich in Tysons Gegenwart nie anders als meist leicht genervt gefühlt - doch nun träumte er davon, diesen zu umarmen? Gerade er, der jeglichen Körperkontakt tunlichst vermied, da er sich in seiner Kindheit geschworen hatte, niemand mehr zu nah - sowohl körperlich als auch emotional - an sich heranzulassen.
 

Und außerdem konnte er sich vorstellen, wie Tyson darauf reagieren würde, wenn er auf einmal derart anders mit ihm umgehen würde. Kai blickte finster bei der Vorstellung, wie ihn Tyson sicher von sich stoßen würde, wenn er jemals versuchen sollte, ihn zu umarmen. Doch er konnte nicht verhindern, daß es ihn gleichzeitig schmerzte. Tief in seinem Herzen verkrampfte sich etwas bei dem Gedanken, Tyson könnte ihn je ablehnen.
 

Zu sehr war er inzwischen abhängig von der Wärme und steten Freundlichkeit, die der Jüngere immer ausstrahlte. Auch wenn er es kaum vor sich selbst zugeben konnte, geschweige denn vor seinen Teamgefährten, so fühlte Kai sich doch oft auf eine seltsame Art sicher mit ihnen. Als würde von ihnen keine Gefahr für ihn ausgehen. Als wären sie wirklich nur daran interessiert, seine Freundschaft zu erlangen.
 

Doch er konnte einfach nicht; konnte die Schutzwälle um sein Herz nicht mehr einreißen, selbst wenn er es wollte. Zulange war er allein gewesen, immer nur auf sich gestellt.
 

Eine Bewegung aus den Augenwinkel riß Kai aus seinen Gedanken und er schreckte leicht auf. Tyson hatte sich von seinem Sitzplatz erhoben, blickte jedoch noch immer vollkommen gefangen dem Sonnenaufgang zu. Die Schönheit der verschiedenen Rot-, Orange- und Gelbtöne, welche mit- und ineinander verschmolzen, während die Sonne langsam höherstieg, faszinierten ihn. Das Naturschauspiel hob Tysons Stimmung nach der langen Nacht mit kaum Schlaf, da er Kai nicht hatte unbewacht hatte lassen wollen - für den Fall, der Ältere brauchte Hilfe.
 

Mit einem unhörbaren Seufzen streckte sich Tyson, um seine Muskeln zu entkrampfen, bevor er die Hände in den Hosentaschen steckte und noch ein paar Minuten schweigend die Umgebung und die Stille des Morgens auf sich wirken ließ. Kaum einer, der ihn kannte, wußte, daß Tyson Stille durchaus zu schätzen wußte - man konnte dann seinen Gedanken freien Lauf lassen und sie ordnen. Dies hatte er bis jetzt getan, seitdem er vor mehr als einer Stunde hier herausgekommen war.
 

Der Stein hatte ihm einen perfekten Ausblick auf die Umgebung erlaubt und Tyson war nach einem Blick auf die Karte, die Kenny ihm gegeben hatte, erneut klargeworden, daß Kai und er durch ihren Marsch vom vorherigen Tag den Planungen voraus waren. Kai hatte es so eilig gehabt, daß sie mehr als die vorgesehene Strecke gelaufen waren, so daß sie sich nun etwas mehr Zeit lassen konnten.
 

Und dies war auch gut so, denn Tyson wußte, daß sich Kai trotzdem er das Fieber über die Nacht hinweg eindeutig überwunden hatte, am heutigen Tag noch etwas schwach fühlen würde. Und er selbst war durch seine Wacht an Kais Lager auch nicht gerade topfit, sondern ziemlich müde. Daher würden sie wohl heute kaum eine wirklich nennenswerte Strecke zurücklegen können.
 

Nicht, daß es Tyson störte - er genoß jede Minute in der freien Natur. Und vor allem Kais Begleitung, wobei er nur hoffen konnte, daß sein Teamchef heute etwas bessere Laune haben würde als am Vortag.
 

'Sicher, Tyson', erklang eine sarkastische Stimme in seinem Kopf, 'warum sollte Kai heute nicht gute Laune haben? Nach Fieberträumen wie denen, die er letzte Nacht hatte...'
 

Der Blauhaarige seufzte, als realisierte, daß wirklich eine große Chance dazu bestand, daß Kai wirklich schlecht drauf sein würde nach seinem von Fieberträumen geplagten Schlaf. Wer wäre das nicht? Doch Tyson hoffte trotzdem, daß der Ältere wenigstens mit ihm sprechen würde und sie nicht wieder wie am Vortag die ganze Zeit schweigend weitergehen würden.
 

Mit einem erneuten Seufzer brachte sich Tyson wieder in die Gegenwart zurück und beschloß, den Tag auf sich zukommen zu lassen. Wenigstens hatte er einen wunderschönen Sonnenaufgang erlebt.
 

In seiner Hosentasche suchend, förderte Tyson wenig später ein Haargummi zu Tage und band dann mit geübten Bewegungen sein langes Haar zu dem gewohnten Zopf. Er spürte nicht den mißbilligenden Blick kastanienbrauner Augen auf sich, als er die Masse dunkelblauer Strähnen ihrer Freiheit beraubte. Als er sich dann auch noch sein Basecape aufsetzte, welches zuvor in seiner rückwärtigen Hosentasche gesteckt hatte, entfuhr Kai ein leises enttäuschtes Geräusch, bevor er sich selbst zur Ordnung rief.
 

Auch wenn ihm Tyson mit offenen Haaren seltsamerweise wirklich gut gefallen hatte, gab ihm das noch lange nicht das Recht, den Jüngeren in Gedanken dafür zu schelten, wenn dieser es wieder in den Zopf faßte, in dem er es normalerweise trug.
 

Als Tyson Anstalten machte, seinen Platz zu verlassen, nahm Kai auf einem Stein in der Nähe des Zeltes Platz und nippte an seinem inzwischen fast kaltgewordenen Tee. Doch auch wenn er den Anschein machte, als wäre er nur auf das Getränk konzentriert, so beobachtete er doch den anderen Jungen aus den Augenwinkeln sehr genau.
 

Der Blauhaarige trat nun mit wenigen Schritten an den Rand des breiten Steins, auf dem er gesessen hatte und sprang dann nach einer Sekunde des Taxierens der Höhe hinunter. Er landete geschmeidig in der Hocke, bevor er sich ebenso anmutig wieder aufrichtete. Für Kai war es ungewohnt, eine derartige Anmut an Tyson zu entdecken, welcher sonst oft fast ein wenig ungeschickt wirkte.
 

Doch ein Stimmchen wisperte im Kopf des Bladers mit dem blaugrauen Haar, daß er bis jetzt wohl kaum einmal den wirklichen Tyson zu Gesicht bekommen hatte. Nicht, daß er sich je angestrengt hätte, mehr als die Oberfläche des Jüngeren zu erblicken. Daher war es kein Wunder, daß ihn selbst eine Kleinigkeit wie die Grazie, welche Tyson unbewußt beim Verlassen seines erhöhten Standortes demonstriert hatte, erstaunte. Ray, Max und Kenny hatten sicher schön öfter Derartiges erlebt, ging es Kai durch den Kopf, während er scheinbar völlig in Ruhe seinen Tee trank.
 

Ihm entging jedoch nicht das kurze, fast unmerkliche Erstarren von Tysons Körper, als dieser ihn erblickte. Sekundenbruchteile später hatte sich der Blauhaarige jedoch wieder unter Kontrolle und trat mit fast lautlosen Schritten auf Kai zu, der seine Anwesenheit jedoch nicht zu bemerken - oder besser zu ignorieren - schien.
 

Tyson verdrehte innerlich die Augen, als er Kai in typisch reservierter Pose nahe ihres Zeltes auf dem Stein sitzen sah, während er seinen Tee trank. Der jüngere Blader bewunderte wie so oft die gelassene Ruhe und Selbstbeherrschung, welche Kai ausstrahlte, während er langsam nähertrat und dabei seinen Teamcaptain unauffällig musterte.
 

Er wollte herausfinden, wie es Kai ging, ohne diesen danach fragen zu müssen, denn er war sich sicher, er würde auf eine solche Frage keine Antwort erhalten. Jedenfalls keine freundliche. Wahrscheinlich war ein 'Kümmere-dich-um-deine-Angelegenheiten'-Blick aus den kastanienbraunen Augen, von denen Tyson sich wünschte, sie würden ihn einmal - nur ein einziges Mal! - mit einem Ausdruck von Zuneigung ansehen.
 

Je näher er kam, desto deutlicher wurde für Tyson, daß Kai schon wieder fast genauso fit war wie üblich. Nur die leichten Schatten unter seinen Augen sprachen von der Fiebernacht. Innerlich war Tyson erleichtert, daß Kais Zustand sich über Nacht so verbessert hatte, denn wenn es schlimmer geworden wäre, hätten sie wirkliche Probleme bekommen können. Schließlich besaß er nur Grundkenntnisse in Erster Hilfe, ganz im Gegensatz zu Ray.
 

Bei dem Gedanken an seinen schwarzhaarigen Freund huschte ein Lächeln über Tysons Züge. Er hoffte, daß Ray sich nicht zu viel Zeit nehmen würde, um die Situation zwischen Max und ihm zu klären. Der Blauhaarige war nämlich der Meinung, daß jede Minute, die sich seine zwei Freunde ihre gegenseitigen Gefühle noch vorenthielten, eine verschwendete Minute war. In Gedanken wünschte Tyson daher Ray nochmals alles Gute für sein Vorhaben, bevor er sich wieder Kai und damit seiner Situation zuwandte.
 

Kai hatte das Lächeln gesehen, welches wie ein Blitz über Tysons Gesicht gehuscht war und fragte sich, was oder wem es gegolten haben mochte. Woran hatte Tyson gedacht, daß er so sanft lächelte? Es mußte etwas sein, was ihn glücklich machte, wenn er schon bei dem Gedanken daran so froh aussah.

Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, war der andere Junge bei ihm angelangt und grüßte ihn in seinem üblichen fröhlichen Tonfall: "Guten Morgen, Kai!"
 

"Hmm", war die einzige Antwort, woraufhin Tyson meinte: "Gesprächig wie immer."
 

Daraufhin hob Kai endlich den Blick von seiner Teetasse und bohrte ihn in dunkelblaue Augen, die ihn voller Wärme, aber auch unterdrücktem Humor anfunkelten. Kai spürte, wie ihm innerlich warm wurde, als er das Gefühl in den sanften blauen Augen sah, doch er verbot sich, eine Reaktion zu zeigen.
 

"Du bist früh auf", kommentierte er daher nur trocken, woraufhin Tyson ihn ein wenig verwirrt über den Themenwechsel anschaute. Doch dann zuckte er nur mit den Schultern, als wolle er sagen, 'Was soll's?' und erwiderte: "Passiert selten, aber hin und wieder bin auch ich Frühaufsteher. Und heute gab es einen wundervollen Sonnenaufgang zu beobachten, also habe ich eine Entschädigung."
 

Kai musterte Tyson nach diesen Worten nur schweigend. Seinen scharfen Augen entgingen die dunklen Schatten unter den Augen seines Teamgefährten nicht und er wunderte sich, was diese hervorgerufen haben mochte. Außerdem bemerkte er, daß die unbändige Energie, welche der Blauhaarige sonst stets ausstrahlte, an diesem Morgen gedämpft schien. Fast war es so, als hätte der andere Junge Mühe gehabt, die vorige Nacht zu schlafen.
 

Doch wieso?
 

Normalerweise schlief Tyson wie ein Stein und nichts konnte ihn dann wecken. Was also hatten diese Anzeichen von Müdigkeit im Gesicht des Jüngeren zu bedeuten?
 

Tyson wand sich innerlich unter dem Blick der klugen braunen Augen, die ihn schweigend musterten, als wäre Kai auf der Spur eines Rätsels, welches ihn beschäftigte. Normalerweise hatte er nichts dagegen, wenn sich die Aufmerksamkeit seines Teamchefs auf ihn richtete, doch hier draußen waren sie Beide allein und es gab nichts, was Kai davon ablenken konnte, zu tief in Tysons Seele zu graben. Immer, wenn der Ältere sonst in dieser nachdenklichen Stimmung war und Tyson dabei in seinen Wahrnehmungsbereich geriet, hatte der Jüngere es geschafft, Kai davon abzuhalten, sein Innerstes zu sehen.
 

Er wußte, wenn der ältere Blader merkte, was er in Wahrheit für ihn empfand - wie tief seine Gefühle für den Jungen mit dem blaugrauen Haar gingen - dann würde Kai ihn mit Sicherheit endgültig von sich stoßen und nicht mehr in seiner Nähe dulden. Und Tyson wußte, dies würde er nicht verkraften. Daher sorgte er stets dafür, daß Kai nicht zu tief in ihn hineinsehen konnte, damit sein Geheimnis unentdeckt blieb.
 

Ohne daß er es bemerkte, spiegelten Tysons Augen die tiefe Traurigkeit wieder, welche er bei seinen hoffnungslosen Gedanken empfand. Er hatte sich zwar schon fast damit abgefunden, daß Kai wohl nie sein Freund - oder mehr - werden würde, dennoch tat es jedes Mal, wenn er daran dachte, tief in seinem Herzen weh. Und daß er mit niemanden darüber sprechen konnte - nicht einmal mit seinem besten Freund Max oder Ray - verdoppelte die Last, welche er Tag für Tag mit sich herumtrug.
 

Doch er wollte seine anderen Teamkameraden nicht durch das Wissen unglücklich machen, daß sie ihm bei seiner heimlichen Liebe für Kai nicht behilflich sein konnten. Daher schwieg er lieber, auch wenn es normalerweise gar nicht seiner Natur entsprach, Geheimnisse zu haben.
 

Kai, welcher weiterhin darüber nachdachte, was Tyson wohl letzte Nacht den Schlaf gekostet haben mochte, schluckte schwer, als er plötzlich tiefen Schmerz durch Tysons dunkelblaue Augen huschen sah. Er hätte nie gedacht, daß der blauhaarige Blader Kummer mit sich herumtrug. Tyson schien stets so fröhlich und unbelastet, daß man kaum glauben konnte, er hätte Sorgen oder Probleme.

Doch anscheinend war dem so, wie Kai bewußt wurde, als sich die Traurigkeit in Tysons Augen weiter vertiefte, während der Jüngere der zwei Jungen über seine Situation nachgrübelte.
 

Doch plötzlich kam Tyson wieder zu sich, denn nun spürte er wieder den durchdringenden Blick der braunen Augen auf sich liegen. Hastig sammelte er sich und meinte dann zu Kai: "Ich werde uns Frühstück machen, damit wir bald aufbrechen können, Kai." Mit diesen Worten wandte sich Tyson von seinem Teamchef ab und schritt zur Feuerstelle, wo er am Morgen schon ihr Geschirr und Frühstück bereitgestellt hatte.
 

Kai hingegen sah Tyson nachdenklich hinterher und grübelte, was diesen eben so bedrückt hatte schauen lassen. Minuten zuvor war er in fröhlicher Stimmung gewesen, doch dann mußte ein Gedanke ihm Unbehagen bereitet haben. Was war nur los mit Tyson?
 

Und was war los mit ihm, daß er auf einmal solch ein Interesse an dem Blauhaarigen entwickelte?
 

Innerlich aufseufzend wegen des unerwarteten Gefühlswirrwarrs, den er entwickelte, erhob sich Kai und bereitete dann schweigend mit Tyson ihr Frühstück zu. Dieses war bald fertig und die beiden Jungen aßen, bevor sie das Feuer löschten, ihr Zelt abbauten und dann den zweiten Tag ihres 'Survival-Trainings' in Angriff nahmen.
 

Heja, es geht weiter auf der Survivaltour - und ab den nächsten Kapiteln wird es dann auch spannend, denn noch haben die Beiden einen weiten Weg vor sich bis zur nächsten Stadt. Wer weiß, was da noch alles passieren wird... (*geheimnisvolles Lächeln aufsetzt*)

Schreibt mir doch bitte einen Kommi, wie euch das Kapi gefiel!

Antalya



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Chibi__Chibi
2005-03-06T15:30:32+00:00 06.03.2005 16:30
Ich finde deine FF supi mach schnell weiter PLEASE BITTE Kann es nicht mehr erwarten weiter zu lesen
Von: abgemeldet
2005-02-01T17:32:09+00:00 01.02.2005 18:32
hey antalchen
wann geht es den endlich mit deiner kawaien FF weiter ???
warte nämlich schon sooooooo lange auf das nächste ersehnte chappi =(
also lade es bitte so schnell wie möglich hoch *fleh*
cu *knuff*
hdl =^-^=
Von: abgemeldet
2005-01-25T13:51:38+00:00 25.01.2005 14:51
Hi!!!
Super!! *sich bei den anderen anschließt* Echt klasse...Bitte schreib schnell wieder weiter!!!

Spacegirl
Von: abgemeldet
2005-01-23T20:21:33+00:00 23.01.2005 21:21
supi!!! Einfach supi!!
Schreib ganz schnell weiter!!! bittö!!!
*knuffz*
Von:  Rose1
2005-01-05T17:05:40+00:00 05.01.2005 18:05
Klasse,Super.Schreib bitte ganz schnell weiter bin schon riesig gespannt auf das nächste Kapitel.
Von:  Silver-san
2005-01-05T10:58:03+00:00 05.01.2005 11:58
Deine FF ist einfach super mega hammergeil. Kann von ihr nicht genug bekommen. Ich bin ganz eindeutig süchtig nach diesem Paaring. Bin echt schon gespannt wie es weiter geht. Wann kommt das nächste Chapter? Kann es kaum noch erwarten. Bitte schreib ganz ganz schnell weiter.

Silver ^^
Von: abgemeldet
2005-01-05T10:11:46+00:00 05.01.2005 11:11
klasse klasse klasse und nochmals klasse
*voller begeisterung ist*
diese FF ist sows von genial *heftig nigg* nur zu BLÖD das ich sie erst jetzt entdeckt habe ~___~
könnte mich dafür selber schlage *sich hau*
und diese FF handelt auch noch um mein lieblingspairing *freu* mach bitte super schnell weiter *fleh*bettel*bet*
cu *knuddel*


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