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Erwärme mein frierendes Herz

von

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Survival - der erste Tag

Der nächste Morgen graute bald und brachte den Tag, der die Bladebreakers auf ihre Trainingstour schicken würde. Max und Tyson wurden von den hartnäckigen Schrillen des Weckers aus ihren Träumen gerissen und erwachten daher recht abrupt.
 

Tyson grummelte leise vor sich hin. Am liebsten hätte er den Wecker an die nächste Wand geschmissen, doch er beherrschte sich und stellte ihn auf zivilisiertere Weise ab. Dann legte sich der blauhaarige Junge noch einmal kurz zurück und dachte über das nach, was nun auf ihn zukam.
 

Heute würde es auf die Trainingstour gehen - nur Kai und er für mehrere Tage. Einerseits freute sich der Blader sehr auf diese Zeit, bei der er den älteren Jungen, der ihm so viel bedeutete, einmal ganz für sich allein haben würde.

Andererseits war Kai gestern so ärgerlich auf ihn gewesen, daß er nicht wußte, ob sein Teamchef es mit ihm aushalten würde. Der letzte Gedanke versetzte Tyson einen heftigen Stich mitten ins Herz und er konnte gerade noch ein trauriges Seufzen verhindern.
 

Max hingegen freute sich ungemein auf die folgenden Tage. Glücklich, daß er mit Ray gehen durfte, schlüpfte der Blonde aus dem Bett und begab sich ins Bad, um sich für den Tag fertig zu machen.
 

Tyson sah seinem besten Freund hinterher und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Er spürte die geheime Erwartung um den blonden Blader herumliegen, als erwarte Max, daß auf dieser Tour etwas Besonderes passieren würde.
 

,Das wird es ja auch. Ray wird Maxie seine Gefühle gestehen und wenn ich nicht vollkommen falsch liege, wird es am Ende dieser unerwarteten Trainingstour ein Paar bei den Bladebreakers geben.', dachte Tyson.

,Ich gönne es den Beiden. Ray wird gut für Maxie sorgen - mein bester Freund ist bei ihm in guten Händen. Und Max...er wird Ray beibringen, daß man nicht alles im Leben nur von der ernsten Seite betrachten muß, sondern auch viel Spaß haben kann, ohne dabei oberflächlich zu sein. Sie ergänzen sich zu einer Einheit, die Beiden. Sie werden glücklich miteinander werden, da bin ich mir sicher.

Wenigstens sie...Kai würde nicht auf den Gedanken verfallen, mir ein Liebesgeständnis zu machen, wenn wir allein sind. Leider.'
 

Seine trübsinnigen Gedanken beiseiteschiebend, erhob sich Tyson und folgte Max ins Bad, wo auch er sich für den Tag fertigmachte. Durch das enthusiastische Geplauder seines besten Freundes brach auch bei dem Blauhaarigen bald wieder sein von Natur aus optimistisches Naturell durch und lachend verließen sie schließlich ihren Raum, die gepackten Rucksäcke über der Schulter.
 

In der Halle wurden sie schon vom Rest ihres Teams sowie Herrn Dickensen erwartet. Ray stand mit seinem Rucksack bewaffnet neben Kenny, welcher ihm nochmals einige Details auf der Karte zeigte, die den Weg betrafen, den der junge Chinese gemeinsam mit Max gehen würde.
 

Kai hingegen lehnte mit geschlossenen Augen an der Wand und schien überhaupt nichts mitzubekommen. Der Teamcaptain der Bladebreakers verströmte eine Aura aus gelangweilter Genervtheit, als könne er sich besseres vorstellen, als auf diese Tour zu gehen. Was wohl auch sehr gut seine Meinung beschrieb.
 

In Wirklichkeit fühlte sich Kai nicht hundertprozentig fit. Er hatte die Nacht zuvor nicht sehr gut geschlafen, sondern sich lange Zeit hin- und hergewälzt, bis er schließlich in einen unruhigen Schlummer verfallen war. Und dann hatte er wieder geträumt - den gleichen Traum wie die Nacht zuvor.

Und wieder war er aufgewacht, bevor er mehr als die wunderschönen blauen Augen der fremden Person in seinem Traum erkennen konnte oder sich in die Geborgenheit versprechende Umarmung eben jener Person hatte werfen können.
 

Der Traum brachte Kai aus dem Gleichgewicht, vor allem, da ihm wiederum bewußt geworden war, wie sehr die Augen des Fremden in seinem Traum denen von Tyson glichen. Warm, sanft und voller Freundlichkeit.

Als er aus dem Traum aufwachte, war es noch einige Zeit bis zum Aufstehen gewesen, doch Kai hatte nicht mehr einschlafen können. Er fühlte sich verwirrt, verärgert und seltsam hilflos.

Dies alles hatte dazu beigetragen, daß seine Stimmung nicht gerade die beste war, als er sich schließlich zur angegebenen Zeit in der Halle einfand.
 

Hinzu kam noch, daß er sich etwas unwohl fühlte, doch er schob den Gedanken, daß dies wahrscheinlich von seiner Verletzung am Arm herrührte, in den letzten Winkel seines Verstandes. Er würde vor den Mitgliedern seines Teams keine Schwäche zugeben, vor allem nicht wegen einer solchen Lappalie.

Daher grüßte Max und Tyson die gewohnte Kühle von seiner Seite, als sie sich zum Rest der Bladebreakers gesellten.
 

Ray, Kenny und Mr. Dickensen begrüßten die Beiden jedoch freundlich und im Fall von Ray auch etwas nervös, was jedoch bei dem aufmunternden Lächeln, welches Tyson dem jungen Chinesen unbemerkt schenkte, zu einem hoffnungsvollen Ausdruck wechselte. Ray nickte seinem blauhaarigen Freund dankend zu und gemeinsam verließ das Team mit Mr. Dickensen die Pension.
 

Draußen stand der kleine Bus, mit dem die Bladebreakers stets unterwegs waren und wartete auf sie. Er würde Tyson, Kai, Ray und Max außerhalb der Stadt am Beginn ihrer Route absetzen und dann mit Mr. Dickensen und Kenny vorfahren.

Miteinander erzählend betrat das Team den Bus, wo Kai sich sofort wieder absonderte und ganz hinten Platz nahm. Er hatte kein Wort zu Tyson gesagt, der seine Befürchtung, daß Kai ihn die ganze Tour über ignorieren würde, langsam Wahrheit bekommen sah.
 

Ray und Max wechselten einen besorgten Blick angesichts des Verhaltens ihres Teamcaptains und fragten sich, ob sie Tyson mit ihm allein lassen sollten. Es schien für ihren Freund keine schöne Erfahrung zu werden, wenn Kai die ganze Zeit über so schlecht drauf sein würde. Doch Tyson schenkte ihnen nur ein beruhigendes Lächeln, obwohl er sich innerlich schon auf mehrere Tage Schweigen einstellte. Kai war sehr gut darin, ihn zu ignorieren, wenn er wollte - und Tyson konnte sich vorstellen, daß sein Teamcaptain es sehr wahrscheinlich darauf anlegen würde, ihm so sein Mißfallen über den letzten Tag auszudrücken.
 

,Das kann ja heiter werden', seufzte der Blauhaarige in sich hinein, zeigte seine Befürchtungen jedoch nicht äußerlich, um Max und Ray nicht noch mehr zu besorgen. Die Beiden sollten wenigstens ein paar schöne gemeinsame Tage haben und sich endlich dazu überwinden, sich ihre Gefühle einzugestehen. Dann hätte diese Tour wenigstens einem Teil ihres Teams genutzt.
 

Mit diesem Gedanken lehnte sich Tyson zurück und wandte sich Max zu, um die restliche Zeit noch ein wenig mit seinem besten Freund zu plaudern. Und kurz darauf waren die Beiden mit Ray in ein Gespräch vertieft - wobei es, wie war es auch anders möglich, ums Beybladen ging.
 

Wenig später hatte der Bus den Stop erreicht, von dem aus Kai und Tyson zu ihrer Strecke durch die Berge aufbrechen sollten. Der ältere Junge erhob sich ohne eine Wort und verließ den Bus mit einem kurzen Nicken zu Mr. Dickensen, der stumm eine Augenbraue hob angesichts Kais Verhalten. Der Mann schenkte Tyson ein mitfühlendes Lächeln und runzelte die Stirn in einer stummen Frage. Tyson jedoch grinste nur, um sein Unbehagen nicht zu zeigen, denn die Situation schien noch schlimmer als angenommen.
 

Kai hatte nicht einen Blick zurückgeworfen, sondern schritt einfach weiter geradeaus auf die ersten Ausläufer der Berge zu, die sie durchqueren sollten. Daher verdrehte Tyson nur schulterzuckend die Augen, rief seinen Freunden noch ein "Bis bald dann und viel Spaß" zu, bevor er seinen Rucksack über die Schulter warf und Kai mit langen Schritten nacheilte.
 

Kenny sah seinen zwei Teamkameraden hinterher und murmelte: "Wenn das man gutgeht. Ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache."

Ray hinter ihm hatte ihn gehört und antwortete: "Laß man, Chef. Ich denke, Ty wird schon mit Kai klarkommen. Wenn er ihm gegenüber so auftritt wie gestern, wird er keine Probleme haben."
 

"Ich wär mir da nicht so sicher", mischte sich Max jetzt nachdenklich ein.

Er kannte Tyson von ihnen allen am allerbesten und ihm war trotz der Bemühungen des Blauhaarigen nicht entgangen, wie verletzt Tyson oft war, wenn Kai ihn kalt oder grob behandelte. Der blauhaarige Blader besaß, wie Max aus Erfahrung wußte, eine sensible Natur und wollte die Leute um sich herum glücklich machen. Doch bei Kai schien Tyson auf Granit zu beißen - schlimmer noch, er wurde wieder und wieder zurückgewiesen.
 

"Ich hoffe, Ty geht es gut, bis sie diese Tour hinter sich gebracht haben", seufzte der Blonde. "Kai könnte schon manchmal ein wenig freundlicher sein, das würde ihn nicht umbringen", fügte er noch hinzu. "Es ist ja nicht so, als würden wir ihn absichtlich belästigen. Wir wollen doch nur, daß er uns als Freunde ansieht - ist das denn so schwer zu akzeptieren?"
 

"Für jemanden, der diese Erfahrung in seinem bisherigen Leben noch nicht gemacht hat, schon", erklang Mr. Dickensens weise Stimme, der den drei Jungen bis jetzt nur schweigend gelauscht hatte. "Kai hatte bis jetzt noch nie Freunde, daher weiß er mit diesem Gefühl auch nichts anzufangen. Aber ich bin sicher, wenn ihn jemand vom Wert einer Freundschaft überzeugen kann, dann ist das Tyson. Also macht euch nicht allzu viele Sorgen."

Allgemeines Nicken war die Antwort und der Bus setzte sich erneut in Bewegung, um auch Max und Ray zum Ausgangspunkt ihrer Tour zu bringen.
 

Währenddessen war Kai immer dem Pfad gefolgt, der in die Berge hinaufführte. Er hatte sich am Morgen von Kenny ebenfalls eine Karte geben lassen, da er am Vortag keine bekommen hatte. Dann hatte er den Weg studiert, den er mit Tyson gemeinsam gehen sollte und hatte erstaunt bemerkt, daß sie zusammen die schwierigere Route nehmen würden. Für einen Moment war Kai ehrlich verblüfft gewesen, denn er hatte nicht damit gerechnet, daß Tyson gern auf Berge stieg. Dies schien eher Rays Gebiet zu sein, bedachte man, daß er aus den Bergen stammte.
 

Doch sei es wie es sei. Dann würden sie eben durch die Berge gehen. Dabei würde sich herausstellen, wie fit Tyson war, denn Kai war sich nicht sicher, ob der Jüngere ausreichend trainiert war für die Schwierigkeiten einer Bergtour. Doch für ihn stellte das kein Problem dar.
 

Als er nun stetig voranschritt, spürte er Tyson schweigend hinter sich herlaufen. Der Blauhaarige war ihm nach seinem Abgang aus dem Bus hinterhergelaufen, hatte jedoch nichts gesagt, was Kai seltsam vorkam. Doch er genoß die Ruhe, denn er war sicher, daß Tyson sie bald genug mit Quengeleien unterbrechen würde. Im Moment hatte er jedoch nichts dagegen, still voranzuschreiten.

Tyson hingegen hielt sich zurück, da er Kais düstere, abweisende Stimmung deutlich spüren konnte. Mit der Zeit war er fast zu einem Experten für die Stimmungen des Älteren geworden, was nicht nur auf seine wachsenden Gefühlen für Kai zurückzuführen war. Das Verhalten des anderen Jungen hatte ihn von Anfang an fasziniert, da es so im Kontrast zu seinem eigenen stand. War Tyson offen und fröhlich, so schien Kai zufrieden, wenn er allein und am trainieren war.
 

Doch Tyson hatte schnell herausgefunden, wie einsam der Ältere im Grunde sein mußte, da er keine Freunde besaß. Daher hatte er auf verschiedene Weise versucht, Kai aus seinem Schneckenhaus hervorzulocken, war jedoch bisher stets schroff abgewiesen worden. Aber er wollte nicht aufgeben.

Konnte Kai ihn schon nicht lieben, so wollte er dem Älteren doch wenigstens als einem Freund näherkommen. Es wäre nicht die Erfüllung seiner Träume, doch Tyson hatte sich eingestanden, daß dies zumindest einen Teil seiner Hoffnungen bewahren würde, Kai eines Tages näherzukommen. Wenn es nicht anders ging, würde er sich mit der Freundschaft des Jungen begnügen und diese genießen.
 

Jetzt jedoch schien selbst dieser Traum in weite Ferne gerückt, so unbeirrt, wie Kai ihn ignorierte, während sie langsam immer weiter in die Berge hinaufstiegen. Tyson kam mit der Schwierigkeit der Wegstrecke gut zurecht, da er besser in Form war, als sein Teamchef annahm. Tysons Kendo-Training hatte ihm eine ausgezeichnete Kondition verschafft - dafür hatte sein Großvater schon von kleinauf gesorgt.
 

Der Tag schritt voran und noch immer hatte Kai kein Wort zu Tyson gesagt, welchem langsam wirklich unbehaglich zumute wurde. Sein verärgerter Teamchef schien es wirklich darauf anzulegen, ihn solange anzuschweigen, bis sie die Tour hinter sich gebracht hatten.
 

Was Tyson nicht wußte, war die Tatsache, daß Kai sich zunehmend schwach fühlte. Ihm war heiß und das nicht nur wegen der Sonne, die unbarmherzig auf die zwei Jungen herabbrannte. Kai spürte das leichte Fieber, das durch seinen Armverletzung ausgelöst worden war und konnte nicht verhindern, daß sein Atem etwas flacher wurde, während er weiterhin stetig vor Tyson weiter voranschritt. Er weigerte sich, vor dem Blauhaarigen Schwäche zu zeigen.

Er würde durchhalten bis zum Abend und die Nacht durchschlafen. Dann wäre am nächsten Morgen gewiß alles wieder in Ordnung und er hatte Tyson nicht die Genugtuung gegeben, ihn eine Schwäche zugeben zu sehen.
 

Was Kai sich nicht eingestand, war die Tatsache, daß es ihm aus einem ganz besonderen Grund nicht gefiel, ausgerechnet vor Tyson die Maske aus Stärke und Kraft zu verlieren, die er so sorgfältig wie eine Mauer um sich herum aufgebaut hatte. Der Blauhaarige hatte die einmalige Fähigkeit, Kais Schutzmauern zu durchdringen, auch wenn er es selbst bis jetzt zum Glück anscheinend noch nicht bemerkt hatte.

Nur Tyson gelang es, Kai mit wenigen Worten oder einer seiner Handlungen so zu verärgern, daß er seine kühle Gelassenheit verlor. Und seit gestern war da noch etwas Anderes hinzugekommen - seine Augen brachten Kai aus dem Gleichgewicht.

Diese funkelnden, lebendigen Augen von der Farbe des Meeres, die so sanft und warm schauen konnten.
 

,Nein, nicht schon wieder!', rief Kai sich mental zur Ordnung, als seine Gedanken wieder einmal abschweiften und ein lebhaftes Bild von Tysons Augen vor seinem inneren ,Bildschirm' erschien. ,Ich werde nicht über Tysons Augen nachdenken. Und auch nicht über diesen seltsamen Traum, den ich nun schon zweimal hatte! Es gibt daran nichts, worüber es sich nachzudenken lohnen würde!'
 

Ärgerlich, daß er sich schon selber zur Ordnung rufen mußte, beschleunigte Kai seine Schritte und Tyson hatte daraufhin Mühe, ihm in dem unwegsamen Gelände zu folgen. Der Zorn auf sich selbst gab dem Jungen mit dem blaugrauen Haar neue Kraft, so daß er sein Fieber für eine Weile vergaß. Tyson hingegen hatte nicht diesen Adrenalinstoß und runzelte die Stirn über die Eile seines Teamcaptains.
 

,Wahrscheinlich will er die Tour so rasch wie möglich hinter sich bringen, um mich wieder los zu sein', fuhr es ihm durch den Sinn und der Blauhaarige seufzte resigniert auf, bevor er ebenfalls seine Schritte beschleunigte, um wieder zu Kai aufzuschließen, der ihm nicht einmal einen Blick gönnte.

So brachten sie ein geraumes Stück an Weg hinter sich und gelangten schon recht hoch in die Berge, bevor sie am späten Nachmittag ein Lager auf einem geschützten Plateau aufschlugen.
 

Während Kai sich schweigend daranmachte, das Zelt aufzubauen, in welchem sie schlafen sollten, bereitete Tyson ihr Abendbrot zu. Er hatte nach ihrem Stop versucht, ein Gespräch mit Kai anzufangen und vielleicht die Spannung, die zwischen ihnen herrschte, etwas abzubauen. Doch ein kalter Blick, der eindeutig besagte ,Laß mich in Ruhe' brachte diesem ein rasches Ende.
 

Seitdem schwieg der Blauhaarige wieder, auch wenn es ihm Unbehagen bereitete, den ganzen Tag so still zu sein, wenn er in Gesellschaft war. Tyson mochte es, sich mit anderen Menschen zu unterhalten und er war sich sicher, daß Kai ein sehr angenehmer, unterhaltsamer Gesprächspartner sein würde, wenn er nur wollte.

Doch er wollte offensichtlich nicht.
 

Schweigend nahmen sie wenig später ihr Abendessen zu sich, wobei Kai nur noch schwer seine Müdigkeit verbergen konnte. Die Anstrengungen des Tages, die ihm bei seiner Kondition ansonsten nichts ausgemacht hätten, hatten wegen des Fiebers durch seine Armverletzung mehr an ihm gezehrt, als er sich eingestehen wollte. Ihm war heiß, auch wenn auf dem Plateau, wo sie übernachten würden, ein angenehm kühler Wind wehte. Außerdem fühlte er sich nun, da er sich endlich eine Ruhepause gönnte, richtiggehend ausgepowert. Doch er versuchte es wie üblich zu verbergen.
 

Tyson hingegen hatte es für's Erste aufgegeben, mit Kai auf irgendeine Weise zu interagieren. Auch wenn er verstehen konnte, daß sein Teamchef wahrscheinlich verärgert mit ihm war, fand er dessen Verhalten doch etwas übertrieben. Schließlich hatte er sich nur Sorgen um ihn gemacht und was den vorherigen Morgen anging, so war Kenny wirklich nicht Schuld an dem Ausflug gewesen, den sie zu Trainingszwecken unternehmen sollten.

Da war sein Temperament nur ein wenig mit ihm durchgegangen, da der Blauhaarige einfach nicht begreifen konnte, wie Kai jegliches Zusammensein mit ihrem Team so rigoros ablehnen konnte - waren sie denn wirklich so unerträglich?

Anscheinend schon.
 

Tyson seufzte leise auf, woraufhin Kai ihn aus den Augenwinkeln ansah. Er beobachtete den Jüngeren schon eine ganze Weile hin und wieder und ihm war Tysons gedrückte Stimmung aufgefallen. Seltsamerweise fühlte Kai deswegen einen leichten Stich von Reue, doch er verbannte dieses Gefühl sofort wieder. Er würde sich nicht für sein heutiges Verhalten entschuldigen.
 

Doch Tyson schien irgendetwas zu beschäftigen, bemerkte der Teamcaptain der Bladebreakers. Die sonst so fröhlich schauenden blauen Augen sahen mit einem Ausdruck von Traurigkeit und Bedauern in die Weite, als würde Tyson über etwas nachdenken, was ihn traurig stimmte.

Was mochte das nur sein?
 

Bevor er sich noch völlig in diesen ungewohnten Gedanken verlor, beschloß Kai, früh schlafen zu gehen. Je mehr er sich ausruhte, desto schneller würde er sein Unwohlsein überwinden und wieder zu seiner ursprünglichen Kondition zurückfinden.
 

Daher erhob sich der Teamchef der Bladebreakers, wodurch Tysons Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt wurde. Blaue Augen blickten fragend, doch er erhielt keine Antwort, denn Kai drehte sich schweigend um und wollte das Zelt, welches er zuvor für die Nacht aufgebaut hatte, betreten. Doch er hatte sich zu schnell umgewandt und eine Welle von Unwohlsein überfiel ihn und ließ ihn leicht schwanken. Er schloß für einen Moment die Augen, um das Schwindelgefühl abzuschütteln und als es verging, setzte er seinen Weg in das Zelt fort, wo er sich auf seinen Schlafsack legte und kurz darauf erschöpft eingeschlafen war.
 

Tyson hingegen verharrte draußen und überlegte, was er gerade gesehen hatte. Kai hatte für einen Moment leicht geschwankt, als sei ihm nicht gut und der Aufmerksamkeit des Blauhaarigen war auch nicht entgangen, daß der Ältere leicht in der Abendbrise gezittert hatte, obwohl diese recht mild war.

Was hatte das zu bedeuten?
 

Auf einmal weiteten sich Tysons Augen, die er nachdenklich verengt hatte. Kai war krank! Er mußte das Fieber bekommen haben, vor dem Ray ihn gewarnt hatte! Und natürlich hatte er nichts gesagt, sondern statt dessen so getan, als wäre alles in bester Ordnung!
 

,Kai, du und dein verdammter Stolz! Hättest du nicht sagen können, daß du dich nicht wohlfühlst?', grollte Tyson innerlich, während er sich rasch erhob und leisen Schrittes ebenfalls das Zelt betrat.

Doch der Zorn des Blauhaarigen wich schnell ehrlicher Sorge, als der Jungen seinen Teamgefährten und Captain auf seinem Schlafsack liegen sah. Ein feiner Schweißfilm stand auf Kais Stirn und er zitterte leicht unter der warmen Decke, unter der er sich verkrochen hatte. Auch sein Atem ging in raschen, leicht unregelmäßigen Zügen, was auf seinen Zustand hinwies.
 

Besorgt ging Tyson neben Kais Lager in die Knie und tastete vorsichtig nach dessen Stirn. Alarmiert weiteten sich dunkelblaue Augen, als der Junge fühlte, wie heiß Kais Stirn war. Kopfschüttelnd lüftete er die Decke ein wenig, um sich Kais verletzten Arm anzusehen.

Das blaue Halstuch war noch immer gut und fest verknotet. Als Tyson es behutsam lockerte, zeigte sich an den Wundrändern keine Infektion. Ray hatte seine Arbeit also sehr gründlich getan, was wiederum bedeutete, daß die Wunde sich schon vorher durch den Dreck darin entzündet haben mußte. Wer konnte schon sagen, wie lange Kai nach seinem Unfall noch trainiert hatte und seine Gesundheit damit außer acht ließ?
 

Das Resultat hatten sie jetzt. Doch Tyson wußte genug über die Behandlung eines Fiebers, so daß er keine Sorge hatte, daß es Kai am nächsten Morgen wieder besser gehen würde - mit der richtigen Pflege über die Nacht natürlich. Gut, daß Ray ihm die Kräuter mitgegeben hatte, die würden jetzt von großem Nutzen sein.
 

Leise seufzend über das nachlässige Verhalten seines Captains deckte Tyson ihn wieder zu und wandte sich dann seinen Sachen zu. Er kramte kurz in seinem Rucksack, bis er die Dose mit Rays Kräutern gefunden hatte. Dann setzte er rasch Wasser auf und bereitete alles für einen Tee vor.
 

Mit ein paar weiteren Kräutern, die er ebenfalls in das heiße Wasser legte, machte er eine Kräuterkompresse, die Kais Armverletzung nochmals desinfizieren sollte. Besser vorsorglich handeln als daß Kai hinterher wirklich noch ernsthaft krank wurde. Als er die aromatisch duftende Kompresse fertig hatte, goß Tyson das inzwischen nochmals kochende Wasser in die mitgebrachte Teekanne, wo der Kräutertee abkühlen sollte.
 

Dann erhob er sich und betrat erneut das Zelt, in dem Kai inzwischen von wirren Träumen heimgesucht wurde. Der ältere Junge hatte sich rastlos hin- und hergeworfen und Schweiß stand auf seiner Stirn, während sein Zittern zugenommen hatte.
 

Tysons Herz zog sich zusammen, als er seinen Teamchef so sah. Er hätte ihn so gern einfach in die Arme genommen und ihm tröstende, liebevolle Worte zugeflüstert, damit es ihm besserging - doch diese Option bestand nicht.

Daher hockte er sich nur abermals neben Kai nieder und deckte ihn fürsorglich zu, damit ihm wärmer wurde. Nur Kais Arm mit der Verletzung ließ er frei und löste sein Halstuch von der Wunde. Er inspizierte nochmals die Wundränder, doch wie schon zuvor schien die Verletzung sauber abzuheilen. Daher legte Tyson behutsam die Kräuterkompresse um Kais Arm und zog sie fest, bevor er sein blaues Halstuch herumwickelte und ordentlich verknotete.
 

Kai schien davon nichts mitzubekommen, da er nicht auf Tysons Handlungen reagierte oder wach wurde. Vielmehr schienen seine Träume an Intensität zuzunehmen, denn er begann sich erneut hin- und herzuwälzen. Sein undeutliches Gemurmel war konfus und schien begründet in offensichtlicher Beunruhigung über irgendetwas, was ihn in seinen Träumen begegnete.
 

Tysons Besorgnis um Kai nahm zu und er beschloß, die Nacht über bei ihm Wache zu halten, falls sein Fieber schlimmer werden sollte. Er verließ Kais Lager nur solange, um vor dem Zelt rasch aufzuräumen und das Feuer aufzumachen. Dann nahm er den Tee, den er gekocht hatte und betrat erneut das Zelt.
 

Der blauhaarige Blader öffnete erneut seinen Rucksack und entnahm ihm einen dicken Pullover, den er sich überzog. Dann deckte er Kai mit seiner Schlafdecke zu, damit der ältere Junge es richtig warm hatte. Tyson wußte aus Erfahrung, daß die zusätzliche Wärme helfen würde, das Fieber auszuschwitzen.
 

Doch der Tee würde Kai mehr helfen, also kniete sich Tyson ein weiteres Mal neben Kais Lager hin und sprach den fiebernden Jungen leise an.

"Kai? Kai, komm schon, wach auf. Nur kurz, dann kannst du weiterschlafen - doch der Tee wird dir helfen", wisperte er seinen Teamcaptain zu.
 

Dabei rüttelte er sanft an der Schulter des Älteren, bis dieser schließlich die Augen öffnete. Auch in den kastanienbraunen Tiefen stand leichtes Fieber geschrieben und Kai schien gar nicht richtig zu wissen, wo er war. Doch Tyson war das im Grunde egal, solange der andere Junge den Tee trinken würde.
 

Daher hielt er Kai die aromatisch duftende Teetasse unter die Nase, doch der Ältere machte keine Anstalten, sich zu regen. Vielmehr schlossen sich seine Augen wieder und er schien wieder einzuschlafen. Doch dazu wollte es Tyson nicht kommen lassen. Kai mußte unbedingt ein bißchen von dem Tee trinken, die Kräuter würden das Fieber von innen bekämpfen sowie der Umschlag um seine Verletzung von außen.
 

Daher schob er eine Hand unter Kais Kopf und hob den Älteren behutsam ein wenig empor, bis er ihn richtig stützen konnte. Die Augenlider des Teamchefs der Bladebreakers flatterten erneut auf, doch sein Blick war noch immer verschwommen und müde.
 

"Trink ein bißchen", ermutigte Tyson Kai und hielt ihm erneut den Tee hin. Kais Blick klärte sich etwas und er gehorchte mit leicht zitternden Händen. Nachdem er einige Schlucke getan hatte, fielen ihm erneut die Augen zu und Tyson konnte ihm gerade noch rechtzeitig die Tasse aus den Händen nehmen.
 

Dann legte er Kai vorsichtig auf sein Lager zurück, wo der Ältere sofort wieder einschlief. Tyson zog die Decken um Kai etwas höher und steckte sie um den schlanken Körper des Älteren fest, bevor er neben ihm Platz nahm und mit einem angefeuchteten Tuch über die Stirn strich und ihm leise beruhigende Worte zuflüsterte.
 

Dann machte er es sich bequem für eine lange Wache, denn er hatte nicht vor, Kai während dieser Nacht aus den Augen zu lassen, so harmlos das leichte Fieber auch sein mochte.

Dafür bedeutete ihm Kai einfach zu viel.
 

Yep, neues Kapitelchen on! Wie fandet ihr's? (*fragend blick*) Hoffe auf Kommis, dann kommt auch bald das nächste Update!

CU, Antalya



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-01-03T17:50:23+00:00 03.01.2005 18:50
weiterweiter^^!!!
Von: abgemeldet
2004-12-27T18:48:26+00:00 27.12.2004 19:48
Wirklich ausgezeichnete FF. Eigentlich die beste TyKa die ich bis jetzt gelesen habe. Weiter so.
Von:  lady
2004-12-23T17:04:57+00:00 23.12.2004 18:04
Dein FF is echt klasse *sternchenaugenbekomm* *g*
Mach schnell weiter O.K?
^.^v Peace Cersi
Von:  Rose1
2004-11-26T16:28:29+00:00 26.11.2004 17:28
klasse kapitel.Schreib bitte schnell weiter. Bin schon gespannt wie's weiter geht.
Von: abgemeldet
2004-11-22T20:01:21+00:00 22.11.2004 21:01
Hi,

das Kapitel is total schön. Ich find deinen Schreibstil total klasse.

Ich mag Tyson zwar eigendlich nicht sonderlich, aber durch deine Geschichte ändern sich meine Sympathien eindeutig ins positive.

Hoffe das es bald weitergeht.

glg


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