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Sehnsüchte

von

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Sehnsüchte
 

Sie stand am Strand und blickte sehnsüchtig auf das Meer hinaus. Die untergehende Sonne tauchte die Küste in eine träumerische Atmosphäre. Das junge Mädchen hatte die Augen starr auf den Horizont gerichtet, wo sie halb darauf wartete, ein riesiges Schiff auf sie zukommen zu sehen, das sie endlich von hier wegbringen konnte. Sie hatte es satt, ihre langweiligen Tage auf dieser einsamen Insel zu fristen, auf der sie ja sowieso nur eine Dienstmagd ihres Vaters war. Sie wünschte sich so sehr, einmal die Freiheit kennen zu lernen - sie war doch noch so jung! Sollte sie etwa den Rest ihres Lebens hier verbringen? Obwohl sie viele Verehrer hatte, fühlte sie sich an diesem Ort sehr alleine. Ihre Freunde waren vor langer Zeit fortgegangen um woanders ein besseres Leben zu führen. Womöglich hatten sie geheiratet und erinnerten sich nicht einmal mehr an das arme Mädchen, das noch immer auf dieser schrecklichen Insel weilte. Keira riss sich von dem herrlichen Anblick und ihren Gedanken los und setzte ihren Weg fort. Der Wind strich sanft über die Wipfel der hohen Palmen, die sich entlang der gesamten Promenade befanden. Sie watete mit bloßen Füßen durch das seichte Wasser, wodurch ihr langer Seidenrock ebenfalls nass wurde. Hinter sich schleppte sie einen großen Korb mit allerlei frischen Meeresfrüchten her, die sie für ihren Vater und seine Freunde heute Abend zum Essen zubereiten musste. Allmählich verlor die rote Sonne ihre Kraft und es breitete sich eine blasse Dämmerung über dem Strand aus. Keira kletterte die letzten flachen Klippen zum Haus ihrer Familie nach oben. Die Hütte stand auf einer kleinen Anhöhe, dicht von Bäumen und Gebüsch umwachsen. Sie betrat das Gebäude und hörte schon gleich das laute Gelächter der Männer, die es sich auf einer alten Rattanbank bequem gemacht hatten.

"Keira, da bist du ja endlich! Meine Gäste erwarten dich!", ließ ihr Vater spöttisch aus dem Hintergrund vernehmen.

"Ich habe jetzt keine Zeit. Ich muss mich ums Essen kümmern.", entgegnete sie schroff.

Wütend lief sie in die Küche. Sie hasste es so sehr, von diesen ekelerregenden Typen angemacht zu werden. Das Mädchen machte sich an die Arbeit um sich hinterher so schnell wie möglich davonschleichen zu können. Als sie den Kerlen ihre Mahlzeit gebracht und sich höflich verabschiedet hatte, machte sie sich wieder auf den Weg zum Strand, wo sie wenigstens vor diesen Männern ihre Ruhe hatte.

Mittlerweile stand der leuchtende Vollmond hoch über dem Meer. Keira ließ sich in den weichen Sand sinken und betrachtete die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche. In diesem Augenblick überkam sie wieder diese schreckliche Sehnsucht nach Freiheit, dieser Drang nach Abenteuern. Ihre Blicke tasteten die hell erleuchtete Umgebung ab, wobei sie plötzlich, weiter draußen auf dem Wasser ein Schiff entdeckte. Zuerst traute sie ihren Augen nicht, doch sie erkannte schnell, dass es wirklich da war. Sie sprang abrupt auf und versuchte, irgendetwas genaueres zu sehen. Das Schiff war riesengroß. Es besaß dunkle Segel und in seinem Inneren herrschte vollkommene Finsternis. Wer ließ denn so ein Prachtexemplar verlassen mitten auf dem Ozean stehen? Unschlüssig trat sie ein wenig weiter ins Wasser. Auf einmal hörte sie Geräusche hinter sich im Dickicht der Palmen. Sie fuhr herum und starrte gebannt in die Dunkelheit. Sie hatte Angst davor, nicht zu wissen, was sich dort unter den Bäumen verbarg, was sie dazu veranlasste, einem plötzlichen Impuls zu folgen, der ihr sagte, sie solle nachsehen, was sie soeben aufgeschreckt hatte. Leise schlich sie also nach hinten in die Schatten der hohen Pflanzen. Als sie ein Stück weit gegangen war, erblickte sie in der Nähe eine kleine Lichtquelle, die wohl von einem Lagerfeuer zu stammen schien. Keira wagte sich etwas näher heran und bemerkte, dass der Platz, an dem noch der Rest eines Feuers glühte, verlassen war. Sie fragte sich, was das wohl alles zu bedeuten hatte, als sie auf einmal laute Schreie vernahm, die aus ihrem Dorf kommen mussten. So schnell sie konnte, begann sie zu laufen. Was war das nur für eine seltsame Nacht?

Als sie die ersten Häuser erreichte, schnappte sie sich den erstbesten der aufgewühlten Menschen, die wie irre durch die Gegend rannten.

"Was ist hier passiert?", wollte sie von einem kleinen Jungen, der ihr schluchzend in die Seite gestoßen war, wissen.

"In der Stadt ... d - d - da sind Piraten!!!", stotterte der Kleine. Sie ließ den Jungen wieder los, wobei sie allerdings nicht wusste, was so ein paar schäbige Piraten schon ausrichten konnten, wenn sie gegen die Stadtwache dieser Insel anzutreten hatten. Dieser Ort war zwar klein, aber dennoch waren die Soldaten bestens ausgebildet - und es gab auch nicht wenige von ihnen. Sie machte sich auf den Weg in die Richtung, aus der die ganzen Leute kamen, womit sie sich allerdings von diesen furchtvolle Blicke einfing.

In der Mitte des Ortes angekommen, erkannte sie erst das ganze Ausmaß des Aufruhrs, der hier entstanden war. Polizisten der Garde stürmten durch alle Straßen, ja sogar durch die engsten Gassen. Hysterische Menschen rannten in ihre Häuser, schreiende Kinder saßen an den Mauern, einfach alles schien außer Kontrolle geraten zu sein. Keira konnte einfach nicht begreifen, wer für solch ein Chaos verantwortlich sein sollte. Sie stürmte weiter, immer auf der Suche nach dem Auslöser dieser Panik. Schließlich kam sie in einem schmalen Kanal an, der das Meer mit einem Brunnen im Zentrum der Stadt verband um diesen mit Wasser zu versorgen. In dieser Gegend war es noch einigermaßen ruhig, wobei hier auch sonst selten jemand herkam. Das Mädchen entdeckte am Ufer des Kanals ein kleines Boot, das mit einem dünnen Tau an einen Holzpfahl gebunden war. Als sich Keira ein wenig näher mit diesem Kahn befassen wollte, hörte sie aus der anderen Richtung erneut Stimmen auf sie zukommen. Sie sah auf und erblickte auf einer nahen Brücke einen Mann, der, so vermutete sie, auch von der Angst vor den angeblichen Piraten gepackt worden war. Er trug einen knielangen, dunklen Mantel und sah ein wenig schäbig aus. Um die Stirn hatte er ein rotes Tuch gebunden und in sein langes Haar waren bunte Perlen eingearbeitet.

Der Mann blickte sich angespannt in der Gegend um. Im selben Augenblick kamen von der anderen Seite Leute von der Stadtgarde angelaufen. Als sie den Kerl auf der Brücke entdeckten, zogen sie ihre Gewehre und richteten sie auf ihn. Keira beobachtete dieses Schauspiel eine kurze Weile, bis ihr bewusst wurde, dass der Einzelne natürliche keine Chance gegen die Soldaten haben würde. Außerdem verstand sie nicht im geringsten, was dieser harmlos scheinende Zivilist verbrochen haben sollte. Sie dachte, hier wären Piraten, also warum suchten die Polizisten dann nicht nach denen, anstatt hier irgendwelche Passanten zu bedrohen. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und stellte sich zwischen die Garde und den Mann, der sich bis dahin nicht von der Stelle gerührt hatte.

"Hört auf! Was soll denn das? Warum wollt ihr diesen Mann angreifen?", rief sie den Soldaten entgegen.

Die Gruppe begann gequält zu lachen.

"Weißt du denn nicht, wer das ist?", brüllte ein großer, kräftig gebauter Polizist zurück.

Keira sah verwundert von ihm zu dem Zivilisten hinter ihr. Sie verstand nicht, was dieser Typ meinte.

"Geh aus dem Weg!", befahl ihr der muskulöse Soldat, worauf sie allerdings nur mit einem sturen Kopfschütteln antwortete.

"Wie du willst! Wir werden keine Rücksicht auf dich nehmen!", entgegnete der Mann.

Er richtete sein Gewehr auf das Mädchen. Ihr Herz begann heftig zu schlagen, doch sie bewegte sich keinen Millimeter.

Der Mann drückte ab. Sie versuchte dem Schuss auszuweichen, was ihr jedoch nur kläglich gelang. Die Kugel streifte ihren Brustkorb und zerfetzte das Band, das ihr knappes Oberteil an ihrem Körper hielt. Keira fiel halb nackt zu Boden, wo sie, sich vor Schmerzen krümmend, liegen blieb. Sie registrierte nur noch am Rande, wie der Mann hinter ihr ein langes Schwert zog um sich auf die Garde zu stürzen.
 

Als sie wieder zu sich kam, lag sie in einen alten Mantel gewickelt in der Ecke eines Bootes, das sich langsam, aber gleichmäßig vorwärts bewegte. Vorsichtig richtete sie sich auf und erkannte, dass der Kerl, der vorher auf der Brücke gestanden hatte, das Boot ruderte. Es handelte sich um den Kahn, den sie zuvor in der Stadt gesehen hatte, kurz bevor dieser Kampf losgebrochen war.

"Warum hast du dich da eingemischt?", fragte der Mann schroff, "Ich hätte deine Hilfe nicht gebraucht, glaub mir!"

Tränen stiegen ihr in die Augen. Was hatte sie denn falsch gemacht? Sie hatte ihn doch nur beschützen wollen.

Sie wickelte seinen Mantel enger um ihren Oberkörper, damit er nicht von ihren Schultern rutschte und sie sich ihm so vollkommen entblößte.

Wütend und schluchzend zugleich begann sie, ihn anzubrüllen.

"Was bildest du dir eigentlich ein! Ich wollte dir nur helfen! Wer bist du eigentlich, dass dich die Stadtwache verfolgt hat?"

"Hör auf, mich anzuschreien.", antwortete er ruhig, "Mein Name ist Jack Sparrow. Captain der Black Pearl. Sag bloß, du hast noch nie von mir gehört?"

Keira versuchte, aufzuspringen, doch der Schmerz in ihrer Seite zwang sie zurück.

"Du bist ... Jack Sparrow?", keuchte sie erstaunt, "Der berühmte Pirat?"

Er nickte selbstgefällig.

"Also wegen dir war dieser Aufruhr in der Stadt? Du allein warst für das alles verantwortlich?"

Wieder nickte er zufrieden.

Sie wusste nicht, ob sie Angst haben sollte. Sie hatte zwar Schreckliches über diesen Mann gehört, aber wie er jetzt so leibhaftig vor ihr saß, konnte sie die alten Geschichten seiner Meuterei, Plündrerei und Morde kaum glauben. Er sah eigentlich ziemlich friedlich aus.

"Hast du noch Schmerzen?", fragte er, wobei er sie mit seinen wunderschönen, braunen Augen ansah.

"Es geht. Wo bringst du mich hin?"

Er schwieg eine kurze Weile, so als würde er sich seine Antwort erst überlegen.

"Du wirst mit mir kommen! Es sei denn, du bleibst lieber hier und lässt dich wegen Hochverrates einsperren! Immerhin hast du einem Piraten geholfen."

"Du willst mich mitnehmen? Auf dein Schiff?", rief sie aufgebracht.

"Wenn du nicht möchtest..."

"Nein, nein, nein!", unterbrach sie ihn, "Natürlich will ich! Ich wünsche mir schon so lange, hier wegzukommen."

"Also dann!" Jack befestigte das Boot an einem dicken Tau, das von dem riesigen Schiff, welches der Pirat die "Black Pearl" genannt hatte, herunterhing. Die Beiden kletterten eine lange Strickleiter empor. Oben angekommen, erkundete Keira als erstes das gesamte Deck. Sie war unglaublich begeistert von der Schönheit und Größe dieses Schiffes. Wie sie nun erkannte, hatte es tatsächlich schwarze Segel, der Mast war mindestens fünfzehn Meter hoch. Obwohl es uralt zu sein schien, bemerkte sie dennoch, dass es das Schnellste war, was sie jemals gesehen hatte.

Jack sah wahnsinnig erhaben aus, wie er so am Steuer stand, sein Blick auf die unendliche Weite des Ozeans gerichtet. Keira wollte nicht wissen, wo sie hinfuhren, was sie vorhatten, es war ihr egal. Sie war nur glücklich, die Freiheit des Meeres genießen zu dürfen und nicht mehr allein sein zu müssen.

Sie stellte sich vorne an den Bug der Black Pearl und bewunderte die hellen Sterne, die sich im schwarzen Wasser spiegelten. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals in ihrem Leben ein schöneres Gefühl kennen gelernt zu haben, als den herrlichen Fahrtwind auf ihrem Gesicht. Ihres langes Haar umspielte sanft ihre Lippen, worauf sie die Augen schloss um sich einfach den Eindrücken hinzugeben und an nichts anderes mehr denken zu müssen. Mit dieser Nacht hatte für Keira ein neues Leben begonnen. Nie wieder würde sie sich unfrei oder gezwungen fühlen, dessen war sie sich vollkommen sicher.

"Wie heißt du eigentlich?", hörte sie die tiefe Stimme Jacks von hinten rufen.

"Ich bin Keira. Keira Johnson.", entgegnete sie glücklich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aranori
2007-01-14T12:20:28+00:00 14.01.2007 13:20
Das Ende kommt wirklich sehr abrupt, aber es ist ein Happy End. Und das mag ich, schreibst du doch sonst so viele traurige Geschichten. ^^
Von:  _bLoOdY_AnGeL_
2006-08-09T12:20:16+00:00 09.08.2006 14:20
Eine (Käptain) Jack Sparrow Geschichte*freu**Jack liebt*
Schöööööön...aber warum ist die Geschichte schon abgeschlossen???Mann!Da kann man doch so toll weiter machen.
Ist mit Keira Keira Knightley gemeint oder ist der Name Zufall?
Nja auf Jedenfall hat sie mir gut gefallen, denk doch nochmal drüber nach sie nicht doch fortzusetzen.Biddöööö!!!
Von:  Nubes
2006-08-05T21:16:11+00:00 05.08.2006 23:16
Total schön ^^ *träum* *black pearl zustimm* schade dass es nich weitergeht *seufz*
Jack ist einfach.... ein Gott.
Ich will Keira sein !!!!! XDDDD
Von:  RoxyDaydreamer
2006-08-05T09:38:32+00:00 05.08.2006 11:38
Das ist eine wunderbare geschichte!
Mir gefält sie!
Schade das es nur ne kurzgeschichte ist!
Von:  RyuAsuka
2004-03-01T14:09:11+00:00 01.03.2004 15:09
Die Geschichte is cool!!! Na ja, das sind ja auch alle deine Geschichten^^
Kagome


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