Zum Inhalt der Seite

Blood red eyes

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 4

-----------------
 

Kim war ganz aufgeregt, als sie später im Kunstunterricht das weiße Tuch von der Staffelei hob.
 

Sie hatte weder mit Karrie noch mit Janie über die Eintragungen in ihrem Tagebuch gesprochen und auch ihr Gespräch mit Lori Sanders verschwiegen. Auf dem Schulweg war sie still und in sich gekehrt gewesen.
 

Sie wusste, dass sie kein Sterbenswort über Adonis zu Karrie oder Janie sagen durfte. Sonst würde alles sofort bei Jody landen, und dann wäre der nächste Streit vorprogrammiert.
 

Während Kim das Bild musterte, fiel ihr auf, dass sich etwas an seinem Haar verändert hatte. Es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass der Seitenscheitel jetzt auf der linken Seite war. Sie war sich sicher, dass sie ihn gestern rechts gemalt hatte.
 

Hatte jemand in der Nacht heimlich an ihrem Bild gearbeitet?
 

Nein, wohl kaum.
 

Aber die andere Möglichkeit war unmöglich.
 

Adonis konnte den Scheitel nicht selbst verändert haben. Oder etwa doch?
 

"Wow!" staunte Miss Killen. Sie war leise herangetreten. "Was hast du mit dem Bild gemacht, Kim?"
 

"Nichts", antwortete Kim schnell. Ob der Lehrerin die Veränderung wohl auffiel?
 

"Nein, nein, da ist etwas anders als gestern", beharrte Miss Killen. Sie stand ungefähr zwei Meter entfernt, hatte die Hände in die Hüften gestützt und schaute in Adonis' dunkle Augen. "Es ist anders, aber es hat funktioniert. Mir gefällt es. Kim, du bist doch nicht etwa in der Nacht hergekommen und hast heimlich daran gearbeitet?" scherzte sie.
 

"Nein, natürlich nicht!" protestierte Kim, obwohl sie das nur allzu gern getan hätte.
 

"Gut, dann fang an", ermutigte sie Miss Killen. "Ich brenne darauf, zu erfahren, wie der junge Mann aussieht, wenn du fertig bist. Obwohl das Bild noch im Anfangsstadium ist, bin ich überzeugt, dass es bei der Ausstellung den ersten Preis machen wird."
 

Normalerweise wäre Kim vor Freude ausgeflippt. Aber in diesem Moment hatte sie ganz andere Sorgen. Das Bild schien ein Eigenleben zu entwickeln, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
 

Wesley/Adonis war so real geworden, dass sie davor zurückscheute, Farbe auf die Leinwand zu bringen. Sie hatte Angst davor, etwas falsch zu machen, und fürchtete sich gleichzeitig davor, das Portrait fertig zu malen.
 

Wer weiß, was dann passiert, fragte sie sich heimlich. Wenn dieser Wesley/Adonis jetzt schon die Macht hatte, nachts etwas in ihr Tagebuch zu schreiben, was geschah dann erst, wenn das Bild fertig war?
 

"Hast du heite Morgen etwa keine Lust, an deinem Traumtyp zu arbeiten, Kim?" fragte Karrie. Sie hatte ihr eigenes, langweiliges Projekt - die Kohlenstiftskizze eines modernen Einkaufszentrums - im Stich gelassen, um sich Kims Meisterwerk anzusehen.
 

"Und ob", murmelte Kim. Ihr Atem stockte, während sie die Palette und die Farbtuben in die Hand nahm. Mit zitternden Fingern mischte sie einen Klecks Gelb mit Rot und Weiß und versuchte, die richtige Farbe für seine Haut zu finden.
 

Noch bevor sie die erssten Pinselstriche wagte, war ihr klar, dass die Farbe nicht dunkel genug war. Einige Mitschüler waren herangekommen. Kim kam sich vor wie auf dem Präsentierteller, als sie ein klein wenig Braun zu der Farbe gab und sorgfältig untermischte.
 

"Super cool!" rief Carla, eine Mitschülerin. Sie war ein kleines, zierliches Mädchen aus Chile. Ihre Augen glühten, als sie Adonis musterte.
 

Plötzlich hatte Kim große Lust zu schreien. Haut doch alle ab und lasst mich in Ruhe, dachte sie. Früher hätte sie das Lob genossen. Aber mit diesem Bild wollte sie allein sein.
 

Nervös begann sie Adonis Gesicht auszumalen und folgte den Bleistiftstrichen, die sie Dienstag gezeichnet hatte. Als sie das Bild mit der Spitze des Pinsels berührte, durchlief sie ein leichtes Prickeln. Es schien, als würde sie dem Bild mit jedem Farbtupfer Leben verleihen.
 

Kim widerstand dem Drang, Palette und Pinsel hinzuwerfen und zu fliehen. Sie arbeitete stattdessen weiter und merkte kaum, dass sie mehrere Narben auf das attraktive Gesicht malte.
 

Als es läutete, fühlte sie sich müde und ausgelaugt. Die dunklen Augen erwiderten ihren Blick so lebendig, dass ihr ein Schuer den Rücken hinunterlief.
 

Mensch, am Freitag werde ich schon ganz fertig sein mit dem Bild, dachte sie.
 

Doch sie wusste nicht, ob sie sich wirklich darauf freuen sollte.
 

Amber Crane hatte orangerotes Haar, dass in viele unregelmäßige, kleine Zöpfe geflochten war. Große, grüne Augen beherrschten ihr Gesicht. Ihr Blick war einschüchternd. Ein ungewöhn-liches Mädchen, war Kims erster Eindruck.
 

Kim hatte Amber bei Lori kennen gelernt. Jetzt waren die drei Mädchen in Kims Zimmer. Lori war größer als die beiden anderen, aber mit ihrem tiefausgeschnittenen, schwarzen Kleid und dem glatten schwarzen Haar wirkte sie auf dramatische Art recht anziehend.
 

"Also, worum gehts?" fragte Amber, nachdem es sich die drei Mädchen bequem gemacht hatten. Lori und Amber saßen auf dem Bettrand. Kim nahm den einzigen Stuhl im Zimmer.
 

Schnell erzählte sie ihnen alles von Anfang an.
 

"Ist das nicht seltsam?" fragte sie dann unsicher. "Bin ich verrückt, oder kann so etwas wirklich geschehen?"
 

"Beides." Amber lachte. "Aber für mich hört sich das alles gar nicht so ungewöhnlich an."
 

"Nein?" Kim war überrascht.
 

"Nein." Amber schüttelte den Kopf. Sie sah zu Lori. "Erinnerst du dich daran, dass wir vor kurzem über Reinkarnation gesprochen haben?"
 

"Ja."
 

"Hast du in letzter Zeit das Gefühl von déjà vu gehabt?" wandte sich Amber wieder an Kim.
 

"Was ist das?"
 

"Nun, du hast das starke Gefühl, dass du eine Situation schon einmal durchlebt hast, obwohl du weißt, dass das unmöglich ist."
 

"Ich glaube nicht..."
 

"Und ich glaube doch. Du hast erwähnt, dass du im Traum plötzlich Französisch verstanden hast, nicht wahr?"
 

"Und?"
 

"Bei einer Wiedergeburt ist es nicht ungewöhnlich, dass man Erfahrungen aus dem vorigen Leben wieder erlebt", erklärte Amber. "Du siehst oder hörst etwas, das dein Unterbewusstsein an etwas erinnert, was in der Vergangenheit passiert isst..."
 

"Du glaubst, dass ich in einem früheren Leben mit diesem Typen befreundet war?" fragte Kim ungläubig.
 

"Meine Meinung ist nicht wichtig. Nur, was du selbst empfindest, zählt. Ich habe das Bild noch nicht gesehen, aber ich bin sehr neugierig darauf. Wenn ich du wäre, würde ich alles tun, um mich an meine früheren Leben zu erinnern."
 

"Wieso?" unterbrach Kim.
 

"Es gibt ein altes Sprichwort: Wenn wir die Vergangenheit vergessen, sind wir dazu verdammt, sie noch einmal zu durchleben", erklärte Amber. "Etwas an der ganzen Sache gefällt mir nicht. Kim, du hast erzählt, dass der junge Mann auf deiner Originalskizze Narben hat?"
 

"Ja."
 

"Und wie ist es mit dem Gemälde? Hast du auch da die Narben hinzugefügt?"
 

"Nicht absichtlich. Aber sie sind da."
 

"Ich frage mich, woher er die hat." Amber runzelte die Stirn.
 

"Was macht das für einen Unterschied?" Lori dachte laut nach.
 

"Es könnte sehr wichtig sein. Wir haben keinen Hinweis, wass dieser Typ gelebt hat. Im Grunde wissen wir gar nichts über ihn. Aber jemand hat ihm diese Narben zugefügt. Vielleicht ist er daran gestorben - und an anderen Verletzungen."
 

"Ich verstehe nicht, wovon ihr redet." Doch noch während Kim sprach, wurde ihr so heiß, als würde sie in Flammen stehen. Bevor sie kapierte, was geschah, stöhnte sie vor Schmerzen.
 

"Was ist los?" rief Lori besorgt.
 

"Ich... ich weiß es nicht!" Kim stieß die Worte keuchend hervor. Die unsichtbaren Flammen leckten an ihr, quälten sie.
 

"Du durchlebst die Vergangenheit. Wahrscheinlich durchleidest du gerade deinen Tod", erklärte Amber sachlich.
 

"Wieso? Was habe ich getan?" schluchzte Kim. Das Feuer drohte sie zu verbrennen. Sie sprang auf und schlug um sich. Panisch warf sie sich auf den Boden und wälzte sich hin und her, als wollte sie ein unsichtbares Feuer ersticken. Lori schrie entsetzt auf.
 

Amber behielt die Nerven. Sie trat zu Kim, riss sie hoch und schlug ihr hart ins Gesicht.
 

Kim war so geschockt von dem Schlag, dass sie den Schmerz vergaß. Das Feuer war weg. Sie stand jetzt mittem im Zimmer, mit einem roten Händeabdruck auf der Wange, und kam sich schrecklich albern vor.
 

"He, spinnst du, oder was?" fuhr Lori Amber an.
 

"Sie verbrannte", erklärte Amber ruhig. "Ich bin sicher, unsere Unterhaltung hat die Erinnerung an ihren Tod ausgelöst. Kim, es wäre klug, wenn du dieses Bild loswirst - bevor noch etwas anderes passiert."
 

"Ist sie in Gefahr?" wollte Lori wissen.
 

"Ganz sicher", antwortete Amber besorgt. "An deiner Stelle würde ich mich dem Bild nicht mehr nähern, Kim. Du hast doch Freunde, die dir helfen, oder?"
 

"Ja..."
 

"Dann lass sie das Bild vernichten", riet Amber. Es klang fast wie ein Befehl. "Komm nicht mehr in die Nähe des Bildes."
 

"Aber es ist ein Projekt für eine Klassenarbeit", protestierte Kim.
 

"Was ist dir wichtiger? Eine gute Schulnote oder dein Leben?"
 

Kim brauchte diese Frage nicht zu beantworten.
 

"Du hast gesagt, dass Kim eine Reinkarnation erlebt. Aber was ist mit diesem Typ? Diesem Adonis? Wie ist es möglich, dass er zum Leben erwacht, wenn sie an dem Bild arbeitet?" fragte Lori.
 

"Okay, es hört sich unglaublich an, aber seine Seele scheint an ihre gekettet zu sein. Man nennt das 'huckepack reiten'", antwortete Amber.
 

"Huckepack?" Kim konnte es nicht fassen. Das war doch ein Spiel für Kinder.
 

Amber nickte. "Ich weiß, es ist ein blöder Ausdruck, aber so wirds nun mal genannt. Als du gestorben bist, ist sein Geist irgendwie mit dir gegangen. Ich bin sicher, dass er die ganze Zeit bei dir war und nur auf eine Chance gewartet hat, wieder geboren zu werden. Kim, du hast wahrscheinlich noch andere Leben vor diesem hier gelebt..."
 

"Meinst du das ernst?"
 

"Ja", versicherte Amber ihr. "Aber aus Gründen, die ich nicht erklären kann, ist es diesem Kerl bisher nicht gelungen, zu dir durchzudringen. Irgendwie hast du ihn in deinen Träumen oder sonst wo gesehen, und das hat dich dazu gebracht, sein Bild zu zeichnen. Anscheinend hat das genügt, um ihn zurückzubringen."
 

"Aber was will er?" Kim war genauso erschüttert von diesen Enthüllungen wie von den unsichtbaren Flammen, die sie vor einem Moment zu verbrennen drohten. Sie hoffte, dass sie diese qualvolle Erfahrung nie wieder machen musste.
 

"Sein Leben zurück? Rache? Wieder der sein, der er vorher war? Wer war er überhaupt? Wir können es nicht wissen. Und das macht die Sache so unglaublich gefährlich."
 

"Muss ich mich vor ihm fürchten?" überlegte Kim laut.
 

"Ich habe bereits Angst vor ihm", gab Amber zu. "Große Angst. Denk daran, wir tappen völlig im Dunkeln."
 

"Okay, Mädels, ich melde mich freiwillig. Eine muss es ja machen. Wenn du willst, gehe ich morgen in der Schule hin und hole sein Bild", bot Lori an. "Ich kanns ja runter in den Keller bringen und in das Feuer des Heizungskessels werfen." Sie hielt inne und sah Amber fragend an. "Das wäre doch das Beste, oder?"
 

"Ich hab keine Ahnung", gab Amber zu. "Ich rate Kim nur, das Bild nicht mehr anzufassen."
 

"Keine Sorge. Du hast mich überzeugt." Kim wünschte sich, sie hätte nie mit der Skizze von Adonis angefangen.
 

"Du bist also einverstanden, dass ich es morgen aus der Welt schaffe?" fragte Lori.
 

Kim nickte. Sie hatte bei dieser Vorstellung ein total schlechtes Gewissen, und sie hatte keine Ahnung, warum.
 

Am Freitagmorgen stand Lori zu ihrem Wort. Sie kam früh in die Schule und ging direkt in Miss Killens Klassenraum. Überrascht stellte sie fest, dass nicht einmal abgeschlossen war.
 

Ein kalter Wind streifte sie, als sie in das Klassenzimmer trat. Lori schaute zu den Fenstern. Sie waren alle fest verschlossen. Sie erschauerte und fragte sich, wo der eiskalte Luftzug hergekommen war.
 

Schnell lief sie zu Kims Staffelei. Als sie sich dem Bild näherte, gefror das Blut in ihren Adern. Es kam ihr so vor, als sei sie im Begriff, ein schreckliches Verbrechen zu begehen. Dabei hatte sie Kims Einverständnis, das Bild zu zerstören.
 

Lori besaß normalerweise starke Nerven, aber jetzt hatte sie zwei linke Hände, als sie ungeschickt versuchte, das Bild von der Staffelei zu nehmen. Es war unfassbar, aber die Leinwand brannte unter ihren Fingern. Sie konnte die Hitze kaum ertragen.
 

Ich mache einen furchtbaren Fehler, schoss es ihr durch den Kopf. Sie wusste nicht, woher dieser Gedanke kam, aber er drängte sich ihr geradezu auf. Schließlich riss sie die Leinwand mit einem Ruck herunter, rollte sie fest auf und ging zur Tür.
 

Jetzt kam der schwierigste Teil. Sie musste den Flur entlang zur Treppe, die in den Keller führte -und zum Heizungskessel.
 

Loris Herz schlug wie wild, während sie die Stufen hinunterrannte. Sie wollte es möglichst schnell hinter sich bringen. Inzwischen tat es ihr schon Leid, dass sie sich freiwillig gemeldet hatte. Klar, sie mochte Kim - aber nicht so sehr, um ihr Leben für sie zu riskieren.
 

Je mehr sie sich dem Heizungskessel näherte, desto unsicherer wurde sie. Warum taucht keiner der Hausmeister auf und jagt mich zum Teufel? dachte sie. Die Kerle sind immer nur dann da, wenn man sie nicht brauchen kann.
 

Sie hatte wirklich große Lust, das Bild einfach in eine dunkle Kellerecke zu werfen, wo es nie mehr das Tageslicht erblicken würde. Es musste ja nicht direkt verbrannt werden, oder? Aber sie hatte es Kim versprochen...
 

Lori begegnete keiner Menschenseele. Sie näherte sich vorsichtig dem riesigen Ofen. Er strahlte eine enorme Hitze aus. Schweiß strömte über ihren Körper.
 

Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Sie nahm einen eisernen Haken und öffnete damit die Ofentür.
 

Plötzlich hörte sie eine Stimme mit starkem, französischem Akzent. "Törichtes Mädchen." Sie klang belustigt und gleichzeitig furchteinflößend.
 

Lori zuckte zusammen. Woher kam diese Stimme? "Wer ist da?" rief sie zitternd und sah sich um. Alles war leer.
 

"Wer versucht, mich zu töten, muss sterben", erklang die Stimme wieder.
 

Lori schrie auf. Ein heftiger Schmerz durchzuckte sie. Jemand hatte ihr ein Messer in den Rücken gestoßen.
 

Schreiend fiel sie zu Boden und landete auf dem Gesicht.
 

"Heute ist ein guter Tag zum Sterben." Die Stimme schien keinen Meter entfernt.
 

Lori wurde schwarz vor Augen. Sie fiel in Ohnmacht. Das war ihr Glück, denn der unheimliche Angreifer hielt sie für tot und ließ von ihr ab.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Narinaru
2004-02-20T22:46:13+00:00 20.02.2004 23:46
...Oo...wa...und des is echt von dir? fett krass....*glotz*....Oo...Also weisst du was?Gib alle deine FFs auf und bleib bei Realgecshichten! Das Teil ist fast perfekt und tausendaml besser als dein restliches Gecshreibsel(das auch cool ist) aber der Rest ist eben nicht so der HAmmer wie das hier...fettkrass...echt...wie meine leiblinsguatorin...*starr*....Oo...Wer bist du? Des is soooo druckreif...tz...*SChock verdauen muss und abhaut*


Zurück