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A complicated Lady

Das ungewöhnliche Leben der Anthea Cook (Teil 1: Liebe und Leid)
von

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Kapitel 7

Tabitha stand vor der kleinen, hözernen Anrichte in ihrem Ankleidezimmer, lässig in ihren alten, braunen Umhang gehüllt, und wechselte Antheas Windeln, als Cathy eintrat und berichtete, dass der Leibarzt seiner Lordschaft, des Grafen von Warwick, eingetroffen sei.
 

Um die fünfundsiebzig Pfund und dreißig Schilling aufzubringen, mit denen sie ihre Schulden bei Lord Dudley bezahlen konnte, hatte Tabitha einige ihrer Kleider und Roben an die ihr nahestehenden Ladys in Enfield verkaufen müssen. Dazu hatte unter anderem ihr kostbarer, dunkelroter Morgenmantel gehört.
 

Sie hatte den Verlust des Kleidungsstückes sehr bedauert, noch mehr störte es sie, dass sie jetzt in diesem widerlichen, alten Fetzen herumlaufen musste. Da sie die meiste Zeit im Bett verbrachte, ließ sie sich nur noch selten vollständig ankleiden, sondern trug lieber ihr weißes Spitzennachthemd und den alten Überwurf, wenn sie aufstehen musste, um Anthea zu wickeln und mit der Flasche zu füttern.
 

Das Kind war in seinen ersten sechs Monaten erstaunlich gewachsen, mittlerweile war das Steckkissen zu klein geworden, sodass Tabitha ihre Tochter in eigens für sie geschneiderten, dick wattierten Wollkleidchen an ihrer linken Seite trug.
 

Auch an diesem Tag zog sie Anthea ein dickes, reich besticktes Kleidchen über, bedeckte ihren dunkelhaarigen Kopf mit einer Spitzenhaube, unter der ihr pausbäckiges Gesicht mit den großen, blauen Augen noch niedlicher aussah, und gab Cathy das Kind in die Arme.

"Hier, nimm sie und beschäftige dich ein wenig mit ihr, ich werde hinunter gehen und Dr. Memsy in Empfang nehmen."

"So wie Ihr seid?!" Die Amme schien sichtlich schockiert. "Das kommt überhaupt nicht in Frage, Mylady, Ihr legt Euch wieder ins Bett, ich werde Dr. Memsy gleich zu Euch hinauf schicken."

"Aber was wird mit..."

"Macht Euch keine Sorgen, ich kümmere mich schon um mein Patenkind." Und damit streichelte sie Antheas zarten Hinterkopf und verließ die Gemächer ihrer Herrin.
 

Wenig später kam der Arzt.

Er war ein schon sehr alter Mann mit eingefallenen Wangen, dürren, spinnengleichen Fingern und weißem Haar. Er trug eine braune Ledertasche mit sich und runzelte die Stirn, als er das Gesicht der jungen Frau betrachtete.

"Ihr seht sehr schlecht aus, Mylady. Sagt, wann hat Euer Husten angefangen?"

"Vor ungefähr einem Jahr." antwortete Tabitha wahrheitsgemäß.

Diese Auskunft trug nicht eben zum Optimismus des Arztes bei. In der Tat machte er ein recht besorgtes Gesicht, nachdem er Lady Cook eingehend untersucht hatte.
 

"Und?" fragte Cathy furchtsam, als sie mit dem gelehrten Mann in der großen Halle von Schloss Enfield Court allein war. "Könnt Ihr sagen, ob sie gesund wird, Dr. Memsy?"

Der Alte schüttelte sein weißes Haupt.

"Ich muss Euch leider die Wahrheit sagen, Miss Johnes...Eure Herrin leidet an Schwindsucht, und soweit ich das beurteilen kann, ist die Krankheit bereits weit fortgeschritten. Es steht sehr schlecht um sie."

Cathy starrte ihn einige Minuten lang fassungslos an, dann begann die Alte zu weinen.
 

"Dr. Memsy..." wimmerte sie..."gibt es denn gar keine Hoffnung, dass sie...?"

"Leider nein, Miss Johnes. Ihr hättet sofort einen Arzt rufen müssen, als die Hustenanfälle schlimmer wurden. Lady Cook erzählte mir, ihre Mutter sei ebenfalls an Schwindsucht gestorben. In solchen Fällen ist es immer möglich, dass die Krankheit auf die Kinder übergeht."

"Und wisst Ihr....wisst Ihr ein Mittel, dass ihren Husten vielleicht ein Bisschen lindert?"

"Es gibt viele Mittel, Eure Herrin ein wenig von ihren Qualen zu befreien...am besten ist es, wenn Ihr ihr einen Trank aus Bitterwurz, Knoblauch und den Wurzeln der Mandragora braut. Natürlich sind solcherlei Kräuter jetzt im Winter nicht mehr zu finden, aber..."

"Knoblauch und Bitterwurz haben sie in den Küchen." sagte Cathy schnell, die sich alles genau merken wollte, was Dr. Memsy ihr auftrug.
 

Der alte Arzt lächelte.

"Ihr könnt Euch deshalb glücklich schätzen, Miss Johnes. Der Trank muss mit kochendem Wasser aufgebrüht und heiß getrunken werden, am besten zweimal täglich. Ich weiß aus vielerleri Erfahrung mit Schwindsüchtigen, dass es ein scheußliches Gebräu ist, aber...Eure Herrin ist eine zähe Person, sie wird es sicher ohne Weiteres auf sich nehmen. Und es gibt noch etwas, worauf ich Lady Cook bereits ausdrücklich hingewiesen habe; sie darf nur im äußersten Notfall ihr Bett verlassen, und auch dann nur in einem besonders warmen Mantel. Sie sollte sich auch nach Möglichkeit nicht mehr selbst um das Kind kümmern, das strengt nur an...am besten, Ihr erledigt von jetzt an diese Aufgabe, Miss Johnes."
 

Cathy dachte daran, wie schwer es werden würde, Tabitha beizubringen, dass sie Anthea nicht mehr selbst wickeln und durch das Schloss tragen durfte, und seufzte kaum hörbar.

Zu Dr. Memsy aber sagte sie beflissen:

"Ich werde es ihrer Ladyschaft ausrichten, Doctor."

Der Alte beugte salbungsvoll das Haupt, bevor er sich von Cathy verabschiedete, wobei er sie nochmals darauf hinwies, dass Lady Cook ihre Schulden noch begleichen müsse.

"Macht Euch keine Sorgen, meine Herrin hat das Geld bereits."

Als Memsy gegangen war, kümmerte sich Cathy um Tabitha und trug der Dienstmagd Amilie auf, sich mit Anthea zu beschäftigen.
 

Während sich in Schloss Enfield Court alle mit Feuereifer um ihre Herrin bemühten, erzählte man sich ein paar Kilometer weiter in Schloss Hatfield bereits von Thomas Seymours abgelegter Geliebter, welche ein uneheliches Kind von ihm besitze und mit diesem allein auf ihrem Landsitz lebe.
 

Es dauerte nicht lange, bis die fünfzehnjährige Elisabeth von diesen Gerüchten hörte und davon, dass sie auf einer wahren Tatsache basierten. Da sie die junge Lady Cook nur dem Namen nach kannte, war sie zunächst überrascht und zutiefst schockiert über Thomas' vermeindliche ehemalige Liebesbeziehung zu ihr. Trotzdem erwähnte sie in keinem ihrer Briefe an ihn auch nur ansatzweise, dass sie sein Geheimnis kannte, weil sie wusste, dass sie somit ihre Eifersucht und damit ein Stück ihrer Gefühle für Thomas preisgeben würde, was sie in jenen kritischen Wochen so kurz nach dem Tod der Stiefmutter vermeiden wollte.
 

Und doch gelang es der Schwester des Königs, welche bereits von klugem und diplomatischem Wesen war, unauffällig etwas mehr über Lady Tabitha Cook herauszufinden. Das Kind, so erfuhr sie, sei erst ein paar Monate alt und trage angeblich einen sehr seltenen, ausgefallenen Namen, und die einundzwanzigjährige Lady Tabitha sei an Lungentuberkulose erkrankt.
 

Letztere Tatsache begann die junge Prinzessin derart zu beschäftigen, dass sie in tiefe Grübeleien über die ihr fremde Lady Cook versank, und Ende November sann sie auf einen Plan, der nicht nur Tabitha helfen, sondern auch Thomas' Gewissen um ein Stück erleichtern sollte. Denn Elisabeth war sich sicher, dass er von Lady Cooks Schwindsucht wusste und sie und das Kind aus Angst vor der Verantwortung vernachlässigte.

Ich kenne doch Thomas, dachte Elisabeth eines Abends, als sie dicht beim Kamin im Esszimmer von Schloss Hatfield saß, in dem ein gemütliches Feuer prasselte, und sich scheinbar vertieft über ein Buch beugte, damit ihre Erzieherin, die treue Kate Ashley, nichts von ihrer Zerstreuung bemerkte. Er ist gesegnet mit den besten Eigenschaften, aber menschlicher Mut gehört nicht dazu, sonst wäre er Katharina damals nicht aus dem Wege gegangen, als die Sache mit uns beiden anfing...
 

Am Morgen des 25. November im Jahre 1548 verließ die junge Prinzessin, verhüllt und nur in Begleitung ihres Kammermädches Lucy, zu Pferde den Innenhof von Schloss Hatfield, während Kate Ashley mit gerunzelter Stin an einem der oberen Fenster stand und ihren Zögling mit Adleraugen beobachtete.
 

"Wenn ihre Gnaden nur erreicht, was sie sich da in den Kopf gesetzt hat..." meinte sie später zu ihrem Gemahl, einem ruhigen, belesenen Mann mit ernsten Zügen. "Sie ist so jung und unerfahren mit der Welt..."

John Ashley sah seine Frau zweifelnd an.

"Du solltest die Prinzessin besser kennen und genau wissen, dass ihre Gnaden keines Wegs so unerfahren ist, wie andere junge Mädchen ihres Alters...vergiss nicht, sie hat schon eine Menge erlebt!"

"Du magst recht haben, aber...diese Lady Cook ist mir unheimlich. Wer weiß, vielleicht ist sie ein ganz scheußliches Frauenzimmer, das sofort eifersüchtig auf Lady Elisabeth wird und ihr das Leben schwer zu machen versucht..."

Nun musste Mr. Ashley herzhaft lachen.
 

"Bei Gott, Kate...Die Cooks sind eine alte Dynastie von Königstreuen, seit Generationen ihren Herrschern in tiefster Loyalität ergeben. Ich kannte James Cook, er war ein netter, einfallsreicher Bursche, und seine Frau, meines Erachtens nach die Tochter eines Richters aus Oxfordshire, war heiter und eine Schönheit, ein Jammer, dass sie so früh verstarb..."
 

"Und die Tochter der Beiden? Hast du die auch einmal gesehen?"

"Lady Tabitha? Ja, aber das ist lange her und ich kann mich nur noch schwach erinnern. Sie war damals noch ein Kind, vielleicht neun oder zehn Jahre alt, der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, und wenn ich mich recht entsinne, besaß sie ein teuflisches Temperament."

"Ein kleiner Teufelsbraten also, hm? Naja...wer weiß, wie dieser Teufelsbraten sich mittlerweile entwickelt hat..."

"Kate, du übertreibst! Denk immer daran, sie hat es verstanden, den Lordadmiral in ihren Bann zu ziehen...Sie kann eigentlich nur bezaubernd sein."

"Nous allons voir..." sagte sie auf Französisch, wir werden sehen, eine Floskel, die sie recht gern gebrauchte, besondern dann, wenn sie glaubte, im Recht zu sein, und das war in jener Situation eindeutig der Fall.
 

Als Lady Prinzessin Elisabeth gegen Nachmittag Enfield Court erreichte, lächelte sie beim Anblick der weißen Steinfassade, weil sie sich erinnern konnte, hier auch einst für kurze Zeit gewohnt zu haben, als das Schloss noch der Krone und somit ihrem Vater gehörte.
 

Im Jahre 1539 hatte er es seinem treuesten Günstling James Henry Cook überlassen, welcher sich die gute Position am Hofe bis zum Schluss erhalten hatte.

"Es ist noch alles genauso wie früher." sagte Elisabeth zu Lucy, die sich neugierig in dem runden Innenhof umsah. "Die Ställe, der gute Geruch nach Heu und frischem Hafer, der kleine Brunnen..."

"Mit Verlaub, Euer Gnaden, es ist ein sehr hübsches Anwesen", bemerkte die Zofe, und die Königstochter nickte zustimmend.

"Ich bin auch dieser Meinung...mhm...was glaubst du, wird man uns empfangen?"

"Das glaube ich kaum, Euer Gnaden, niemand ist auf Euren Besuch vorbereitet, Ihr solltet absitzen und an das Eingangstor pochen."

"Wenn du meinst, das nütze etwas..."
 

Grübelnd stieg sie aus dem Sattel ihrer milchweißen Stute, schleuderte den Steigbügel von ihrem Fuß und lief hinüber zu den geschlossenen Torflügeln. Dort angekommen schlug sie mehrmals laut und vernehmlich mit der Faust gegen die beiden Türen, so lange, bis sich einer der Flügel quietschend öffnete und ein kleiner, buckliger Mann den Kopf hinausstreckte.
 

Offensichtlich konnte er die Prinzessin in ihrem alten, abgenutzten Umhang und unter der dunklen Kapuze nicht erkennen, denn er zog die dichten, schwarzen Brauen zusammen, kratzte sich den Schädel und fragte:

"Was wünschen Milady?"

Elisabeth musterte den Mann unauffällig, konstatierte, dass er ein einfacher Stallknecht sein musste, der sie nicht erkannte, und beschloss, ihr inkognito noch eine Weile zu wahren.
 

"Mein Name ist im Augenblick unwichtig, es genügt, wenn Ihr Eurer Herrin sagt, ich sei eine gute Freundin des Lordadmirals Thomas Seymour, die sie gern zu sprechen wünsche."

Inzwischen war auch Lucy abgestiegen und vorsichtig nähergetreten.

Jeff starrte einen Moment lang an Elisabeth vorbei auf das einfacher gekleidete Mädchen, welches nur eine weiße Haube und keine Kapuze trug.

"Das ist mein Kammermädchen, Miss Lucy." erklärte die Köngistochter schnell, als sie die Runzeln auf Jeffs altem Gesicht sah.

"Würdet Ihr nun bitte so freundlich sein, uns Eurer Herrin zu melden?"

"Wie Ihr wünscht, Milady. Wenn's Euch beliebt, einen Augenblick zu warten..."

"Selbstverständlich."
 

Der Dienstbote verschwand und Lady Elisabeth war mit ihrer Zofe und den beiden Pferden allein im Hof.

"Es läuft besser, als ich angenommen habe." sagte sie zufrieden.

Lucy schaute sie unsicher an.

"Wie meint Ihr das, Euer Gnaden?"

"Nun, ich hatte mit Komplikationen gerechnet, der Alte schien einer der vertrauteren Diener im Haushalt der Lady zu sein, so etwas spürt man immer, er hätte beispielsweise darauf beharren können, meinen Namen zu erfahren. Oder er hätte mir ob seines mangelnden Vertrauens sagen können, die Lady empfange um diese späte Stunde keinen Besuch mehr...Sieh dich nur um, es wird bereits dunkel!"

Das Kammermädchen ließ einen raschen Blick über den in der Dämmerung liegenden Hof schweifen. Sie spürte, wie die Kälte und Nässe des verregneten Tages ihr in die Glieder kroch und zog den dunklen Mantel enger um die Schultern.

"Ihr habt natürlich Recht, Euer Gnaden."
 

Einige Zeit später kehrte Jeff zurück, öffnete die Torflügel und wies mit einer ausladenden Geste in die marmorne Eingangshalle.

"Meine Herrin lässt bitten. Sie hat mich beauftragt, Eure Pferde zu versorgen, Milady."

Elisabeth lächelte.

"Das ist sehr freundlich von Eurer Herrin. Sagt mir, wo kann ich sie finden?"

"Ihre Ladyschaft ist sehr krank, sodass sie Euch nicht in der Eingangshalle in Empfang nehmen kann. Miss Cathy Johnes führt die Oberaufsicht über die Dienerschaft, sie wird Euch bei der Treppe erwarten und zu Lady Cook führen."

"Ich danke Euch, Mr...sagt, wie ist Euer Name?"
 

"Jeff, Milady", und er verbeugt sich etwas ungeschickt vor Elisabeth. "Einfach Jeff, wenn's Euch beliebt. Ich bin ihrer Ladyschaft treuester Stallbursche."

"Ach? Und einen Stallmeister hat Lady Cook nicht?"

"Nein, Milday. Wir hatten einen sehr Guten, Mr. Norman Lockwood, er war bis zum Sommer hier Oberstallmeister. Aber dann hat Lady Cook ihn entlassen...bitte fragt mich nicht nach dem Grund, Milady, weil...nun ja, meine Herrin ist in finanziellen Schwierigkeiten, und..." Er wurde rot bis unter die Haarwurzeln, und als die Prinzessin dies sah, winkte sie freundlich ab.

"Ihr braucht nichts weiter zu sagen, Mr. Jeff. Kümmert Euch nur um Eure Arbeit, und nochmals vielen Dank für Eure Auskünfte."

Eine neuerliche Verbeugung folgte.

"Ich erfülle lediglich die Anweisungen meiner Herrin."
 

Elisabeth nickte, wandte sich ab und wies Lucy an, ihr zu folgen, während sich die schweren Tore hinter dem buckligen, alten Mann schlossen.

An den Wänden der Halle brannten Pechfackeln in eisernen Halterungen und dicke Kerzen in schweren, goldenen Leuchtern. Auch das Kaminfeuer hatte man ordentlich geschürt, auf dem runden Tischchen davor stand ein bronzener Teller mit Früchten, die Lehnstühle waren mit purpurfarbenen Polstern bezogen, Teppiche und kostbar eingerahmte Bilder schmückten die steinernen Wände...
 

Prüfend betrachtete Elisabeth die prunkvolle Ausstattung. Sie wunderte sich nicht, dass Lady Cook offensichtlich zu wenig Geld besaß, um ihre Dienerschaft zu entlohnen, schließlich musste allein die jährliche Neuherrichtung und Säuberung des Schlosses ein halbes Vermögen kosten...
 

Erst wenige Augenblicke später wurde sie der molligen, älteren Frau gewahr, die am Fuße der langen Mormortreppe stand und sie äußerst erstaunt betrachtete. Als König Heinrichs Tochter lächelnd auf sie zutrat, bemerkte sie, dass in den argwöhnischen dunklen Augen, die ihr aus dem verfalteten Gesicht entgegensahen, eine gewisse Wärme lag.

"Seid Ihr...Miss Cathy Johnes?"

Cathy nickte und hielt ihre Kerze ein wenig höher.
 

Ihren scharfen Augen entging nicht, dass das junge Mädchen - denn ein solches war sie offensichtlich - unter dem mausgrauen Umhang ein zwar schlichtes, aber äußerst kostbares Gewand aus blauem Samt trug, und dass unter der Kapuze goldene Perlen in dem feinen, rotblonden Haar funkelten.

Sie fühlte Unsicherheit in sich aufkommen, zumal sie die junge Lady überhaupt nicht einordnen konnte, Jeff hatte etwas von einer guten Freundin des Lordadmirals erzählt...
 

"Wer...wer seid Ihr?" fragte sie vorsichtig.

Elisabeth tauschte einen schnellen Blick mit der sich im Hintergrund haltenden Lucy, die von Miss Johnes kaum beachtet wurde. Als diese nickte, schlug sie rasch ihre Kapuze zurück und öffnete den dunklen Mantel.

"Erkennt Ihr mich nun?"
 

Cathy vertiefte sich eine Weile in den Anblick des Mädchens, dessen Gesicht so ernst wirkte wie das einer Vierzigjährigen, und mit einem Mal kam ihr die Erinnerung an ein Gemälde, das sie, so konnte sie sich schwach entsinnen, vor einigen Jahren mit seiner seltsamen Ausstrahlung in seinen Bann gezogen hatte, es hing in der großen Halle von Schloss Hampton Court zu der Zeit, als Tabitha noch Hofdame bei Königin Katharina gewesen war, und zeigte ein etwa neun Jahre altes Mädchen in einem lindgrünen Seidengewand, das Mädchen besaß hübsche, rehbraune Augen von ungewöhnlicher Mandelform, ein schmales, ovales Gesicht, lange, schlanke Finger und rotblondes Haar, das Mädchen war König Heinrichs zweitälteste Tochter...
 

"Gott steh uns bei", flüsterte sie und ihre Hand, die die brennende Kerze hielt, begann zu zittern. "Ist es die Möglichkeit..."

Elisabeth nickte langsam, und ihre Mundwinkel zuckten leicht, als sie Cathys Augen größer werden sah.

"In der Tat, Miss Johnes. Ich bin Lady Prinzessin Elisabeth."

Die dünne Kerze entglitt ihren Händen, fiel klappernd zu Boden und erlosch.

"Euer...Euer Gnaden..." stammelte sie und warf sich der fünfzehnjährigen Elisabeth zu Füßen. "Euer Gnaden, ich kann es gar nicht glauben...Ihr...in meiner Herrin Schloss...welche Ehre..."

Sie nahm Elisabeths schlanke, weiße Hand in die ihre und küsste ihren Handrücken.

Die Königstochter lächelte.

"Steht auf, Miss Johnes. Ihr behandelt mich, als sei ich die Königin von England in Person, es besteht kein Grund für solche Ehrerbietung."

Cathy verharrte noch eine Weile auf ihren Knien, dann erhob sie sich, eine kleine, verhärmte Gestalt neben der schlanken, für ihr Alter sehr groß gewachsenen Königstochter.

"Habt die Güte und führt mich zu Eurer Herrin, Miss Johnes."

"Sehr wohl, Euer Gnaden..." Und sie nahm ihre Kerze wieder auf. "Sofort, wie Ihr wünscht..."
 

Während die Prinzessin mit ihrer Zofe der alten Amme durch ein angrenzendes, kleines Kabinett und schließlich in einen großen, breiten Raum folgte, lächelte sie geschmeichelt in sich hinein, sie freute sich, dass man ihr soviel Ehrfurcht entgegenbrachte, sie war schließlich nur die Halbschwester des jungen Königs und vor den Augen vieler Engländer noch immer die illegetime Tochter Heinrichs VIII. Es gab Einige, die die Ehe, welche König Heinrich damals mit Anna Boleyn geschlossen hatte, nach wie vor für ungültig hielten.

Trotzdem hat Vater sowohl meine Halbschwester Maria als auch mich in seinem Testament zu legitimen Thronfolgerinnen bestimmt, dachte Elisabeth mit Genugtuung, wer weiß, wenn Eduard und Maria ohne Nachkommen sterben, vielleicht...
 

Ihre Gedankengänge fanden ein jähes Ende, als Cathy sich ein letztes Mal vor ihr verbeugte, das Zimmer, in dem sie nun war, veließ, und sie mit der kleinen, blassen jungen Lady allein ließ, die, mit mehreren Decken vor der Kälte des großen Zimmers geschützt, auf einem samtenen Divan beim Kamin lag.

Tabithas schwarzes Haar fiel ihr offen über die schmalen Schultern, und ihre Hände hielten ein in kostbares Leder gebundenes Buch mit Werken des französischen Dichters Ronsard.

Unmittelbar neben ihrem Divan, auf dem großen, dunklen Bärenfell, lag die kleine Anthea, mit einer Stoffpuppe spielend. Sie trug dicke, weiße Strümpfe und ein blaues Kleidchen mit weißer Fallkrause, welches ihr ihre Versuche, sich auf alle Viere aufzurichten, deutlich erschwehrte.
 

Als Cathy ihrer Herrin den Namen der Besucherin verkündete und dann schnell verschwand, ließ diese ihr Buch fallen, sodass Antheas Aufmerksamkeit darauf gelenkt wurde.

"Aber das ist unmöglich!" Stieß ihre heisere, vom vielen Husten noch rauher gewordene Stimme hervor. "Euer Gnaden müssen sich irren, hier kann nicht..."

"Ich irre mich keines Falls, Lady Cook." Elisabeth hätte nicht geglaubt, dass es ihr so schwer fallen würde, ihr Lächeln aufrecht zu erhalten, aber angesichts des niedlichen, lachenden Kindes vor dem Kamin und der trotz ihrer Krankheit noch auf eine eigenartige Weise schönen Frau, die es einst mit Thomas gezeugt hatte, wären ihr fast die Tränen gekommen.
 

Trotzdem wahrte sie die ihr eigene Beherrschung, um die sie so viele beneideten, und versuchte, die junge, kranke Lady nicht vor den Kopf zu stoßen.

"Ich bin wirklich gekommen, um Euch einen Besuch abzustatten. Ich habe mir das lange überlegt, aber mein Entschluss stand fest in dem Augenblick, da man mir erzählte, Ihr seiet sehr krank."

"So?" Tabitha hob ihre starken, schwarzen Brauen. "Mit Verlaub, wir haben uns zuletzt vor fünf Jahren gesehen, Euer Gnaden, Ihr wart damals noch ein Kind und ich eine der Hofdamen Eurer Stiefmutter...ich kann mich nicht erinnern, jemals in näherem Kontakt mit Euch gestanden zu sein."

"Das mag sein, Mylady Cook, aber unsere Wohnsitze liegen nahe beieinander und die Dienerschaft ist sehr geschwätzig...ich möchte damit nur andeuten, dass gewisse Gerüchte auch nach London und somit nach Hatfield vorgedrungen sind, Gerüchte, Ihr hättet ein Liebesverhältnis mit Lordadmiral Seymour gehabt."
 

Tabitha schloss für einen Augenblick die brennenden Augen; der Gedanke an Thomas schmerzte unerträglich.

Elisabeth jedoch fuhr unbeirrt fort.

"Mylady dürfen mir nicht böse sein, aber ich habe mittels einer zuverlässigen Quelle in Erfahrung gebracht, dass dieses Gerücht kein bloßes Gerücht ist, sondern der Wahrheit entspricht. Ich sehe nun, auch mit der Tatsache, dass Mylady ein Kind haben, hat es durchaus seine Richtigkeit."

Und sie wies, halbwegs um ein Lächeln bemüht, auf Anthea.
 

Tabithas Blick jedoch wurde sofort liebevoll und sanftmütig, sie beugte sich schwer atmend hinab, hob das greinende und strampelnde Kind vom Boden empor und setzte es zu sich auf den Divan.

"Ja, Ihr seht richtig, Euer Gnaden. Anthea ist meine Tochter, und, um es nicht zu leugnen, Thomas' illegitimes Kind. Nur wüsste ich noch immer nicht richtig, was Euer Gnaden mit der Sache zu tun haben."

Elisabeth wechselte erneut einen raschen Blick mit ihrer Zofe, die nun gleichmütig mit den Achseln zuckte, als Zeichen dafür, dass es an ihrer Herrin selbst lag, ob sie ihr Geheimnis preisgab oder nicht.
 

Die Königstochter jedoch dachte in jenem Augenblick unwillkürlich daran, dass sie seit Monaten wegen der Sache mit Thomas beobachtet und bespitzelt wurde, man wusste, dass es als Hochverrat ausgelegt werden würde, wenn sie dem Lordadmiral ohne die Zustimmung des Rates (und der Rat war nach wie vor gegen eine solche Verbindung) ein Eheversprechen gab, und da Eduard Seymour im Grunde seines Herzens noch viel feiger war als sein jüngerer Bruder und sich vor "dem Bastard der Boleyn" fürchtete, wollte er alles daran setzen, sie politisch auszuschalten.
 

Nein, dachte Elisabeth, das mache ich nicht mit, ich habe bisher zu keinem Menschen von meiner Zuneigung zu Thomas gesprochen, ich werde es auch jetzt nicht tun, wer weiß, vielleicht verrät mich diese Person aus Rache an den Lordprotektor...

Und sie schauderte bei dem Gedanken daran, in was sie hineingezogen werden könnte...
 

"Mylady", sagte sie schließlich in mildem Ton, und setzte ein glaubhaftes, unschuldiges Mädchengesicht auf. "Ich habe ein Jahr lang in Thomas' und Katharinas Haushalt gelebt, wie Ihr vielleicht wisst. Ich kenne seine Lordschaft recht gut, wir sind sozusagen recht gut befreundet, schreiben uns auch hin und wieder, und wie ich den Großadmiral einschätze, wird er sich wahrscheinlich vor der Verantwortung, die er jetzt, nach Katharinas Tod, für Euch und das Kind hätte, fürchten. Seht Ihr, Mylady Cook, Thomas hätte gewiss nie damit gerechnet, dass es Euch eines Tages so schlecht gehen würde, und mit der Tatsache, dass Ihr ihm eine Tochter schenkt, genausowenig.

Doch trotz seiner Angst muss Thomas, auch wenn er nicht gedenkt, Euch zu heiraten, einen gewissen Anteil an Verantwortung übernehmen. Diese seine Verantwortung, Mylady, und dessen seid Ihr Euch vielleicht bewusst, diese Verantwortung liegt in einer angemessenen Versorgung und der anständigen Behandelung Eurer Krankheit."
 

Tabitha schwieg. Sie wusste, dass Thomas für sie und Anthea verantwortlich war. Sie wusste aber noch viel mehr. Ihre Gnaden weiß ja kaum, was sie da sagt, dachte sie erbittert, Thomas hat nicht nur die Pflicht, mich zu versorgen, sondern auch die Pflicht, mich zu heiraten...Aber er wird niemals irgend etwas für mich tun, weder für mich, noch für Anthea, er ist ein feiger Hund, ein verfluchter, elender...

Tränen traten mit einem Mal in ihre Augen, die sie gewaltsam zurückdrängte, sie drückte ihre Tochter an sich und versuchte, den Husten im Zaum zu halten, der ihre überreizte Lunge erneut zu peinigen begann.
 

Und obgleich die junge Königstochter ernst und spröde war und sich in erster Linie zu einer Rationalistin entwickelte, die all ihre Gefühle dem logischen Verstand unterordnete, empfand sie in jenem Augenblick Mitleid mit der traurigen, einsamen und kranken Lady Cook, deren junges Leben verwirkt zu sein schien, und beflissen sagte sie:
 

"Ich werde Thomas einen Brief schreiben. Hört Ihr, Mylady, ich werde ihm schreiben, er solle Euch Geld schicken, Euch eine monatliche Rente auszahlen, die Ihr für eine langfristige, ärztliche Behandlung ausgeben könnt."
 

"Ach, Ihr wisst ja gar nicht, was Ihr redet! Zwischen Thomas und mir ist es seit eineinhalb Jahren aus, vorbei, versteht Ihr, er wird sich nicht mehr um mich kümmern, nie mehr, weil er sich nämlich den Teufel um mich und meine Gesundheit schert. Ich habe ihn besucht, mit Anthea, und ihn gebeten, mich zu ehelichen, jetzt, da er Witwer ist und ein freier Mann! Und wisst Ihr, was er da gesagt hat, wisst Ihr das? Er könne mich nicht heiraten, weil er ein Seymour sei, und die Standesunterschiede zwischen uns zu groß seien! Hah, Standesunterschiede..! Ich wette tausend, ach was, dreitausend Pfund, dass er inzwischen wieder eine andere Geliebte hat, wegen der er mich und sein Kind zurückweist. Sein Kind, seine eigene Tochter! Aber das eine sage ich Euch, ich werde nicht um seine Liebe betteln, ich nicht, er soll ruhig -"

Ein neuerlicher Hustenanfall setzte ihrem stürmischen Redeschwall ein jähes Ende.

Sie rief nach Cathy, und Cathy eilte herbei, um sie mit Kissen zu stützen und ihr einen Tee zu bringen.
 

Elisabeth indes war einer Ohnmacht nahe, sie hätte nicht gedacht, dass ihr Plan so schwer durchzusetzen wäre.

Eine andere Geliebte...mein Gott, wenn sie wüsste...

"Mylady, hört mich doch wenigstens an! Ich habe gehört, Ihr hättet keinen festen Leibarzt, niemanden, der regelmäßig zu Euch kommt, Euch untersucht und versorgt. Ihr werdet doch einsehen, dass das ein Ende haben muss!"

"Ich kann keinen Leibarzt bezahlen. Ich habe Cathy, das genügt mir."

"Mylady, nicht doch! Wisst Ihr nicht, wie krank Ihr seid?"

"Natürlich weiß ich das! Ich brauche nur in den Spiegel zu sehen, um das körperliche Wrack zu erblicken, das dieser vermaledeite Husten aus mir gemacht hat!"

Anthea begann zu quängeln, und Cathy kam, um sie fortzubringen.

Sie nahm das Kind in ihre molligen Arme, sprach beruhigend auf es ein und trug es hinüber ins angrenzende Zimmer.
 

"Mylady Cook, warum wollt Ihr mich nicht verstehen? Ich werde seine Lordschaft darauf hinweisen, dass es seine Pflicht sei, wenigstens einen Teil der Verantwortung zu übernehmen. Er soll Euch seinen Leibarzt, Dr. Blound, schicken, und zwar langfristig, er selbst hat weiß Gott genug andere, gute Ärzte. Dr. Blound wird Euch regelmäßig behandeln und-"
 

"Ich habe Euch doch gesagt, dass ich so etwas nicht bezahlen kann! Ich musste mir Geld von meines Vaters Freund leihen, John Dudley, Ihr werdet ihn mit Sicherheit auch kennen. Er hat mir einmal für die Dauer von ein paar Stunden seinen Arzt geschickt, der mich untersucht hat, um herauszufinden, wie es um mich steht. Ich möchte offen zu Euch sein, Euer Gnaden; das Vermögen, das mein Vater mir vor seinem Tod vermachte, war nicht eben groß, und da ich meine Verschwendungssucht erst recht spät einsehen wollte, ist es längt verwirkt. Das Gehalt, das seine Lordschaft, der Protektor, mir monatlich auszahlt, beträgt fünfzig Pfund...!"
 

Elisabeth seufzte. Ganz England wusste, dass Eduard Seymour habsüchtig und geizig war und die Grundbesitzer wie den letzten Dreck behandelte, aber das war wohl ein zu schwerwiegendes Problem, um es jetzt anzusprechen.

"Ihr sollt ja auch Dr. Blound nicht selbst bezahlen. Thomas wird es tun müssen, daran führt kein Weg vorbei. Ihr habt sein Kind geboren, und als Vater der kleinen Lady Anthea hat er die volle Verantwortung, nicht nur für die Gesundheit des Kindes, sondern auch für die der Mutter, sofern diese keine näheren Verwandten mehr besitzt, und dies ist bei Euch nicht der Fall. Letztere Tatsache ist ein ungeschriebenes Gesetz, gegen das kein Vater eines unehelichen Kindes verstößt."
 

Tabitha schien eine Weile lang in andächtiges Sinnen versunken, schließlich funkelte sie Elisabeth mit ihren blauen Augen an, in denen sich das Licht der Kerzenflammen widerspiegelte, und die Prinzessin glaubte sofort an einen neuen Wutausbruch der Lady, aber zu ihrer größten Überraschung sagte Tabitha plötzlich:

"Ihr seid ein sonderbarer Mensch, Euer Gnaden, mit Verlaub. Als ich in Eurem Alter war, haben mich nur Kleider, Schmuck und meine Schulbücher interessiert, nicht das Wohlergehen gewisser Leute, die ich noch nicht einmal kannte. Ich achte und schätze Euch deshalb umso mehr. Aber glaubt Ihr denn allen Ernstes, dass sich ein Thomas Seymour, der die Unmenschlichkeit besessen hat, seine vier Monate alte Tochter zu verstoßen, von seiner moralischen Pflicht überzeugen lässt?"
 

"Mylady", erwiderte Elisabeth ruhig, obgleich sie der Lady in jenem Moment nur allzu gern ins Gesicht geschrien hätte, dass Thomas kein Unmensch war, sondern durchaus gute Seiten besaß. "Ich erwähnte bereits, dass ich den Lordadmiral recht gut kenne. Und ich bin für ihn eine sehr gute Freundin und in manchen Hinsichten vielleicht auch eine Ratgeberin, obgleich ich ein junges, schwaches Mädchen bin, er hingegen ein längst erwachsener Mann. Ich glaube mit Gewissheit daran, dass sein schlechtes Gewissen ihn so sehr plagt, dass er ohne weiteres meinen Rat befolgen und Dr. Blounds Behandlung auf langfristige Zeit bezahlen wird. Bedenkt, dass er damit einen Teil seiner moralischen Schuld an Euch büßt!"

Und damit kniff sie rasch ein Auge ein, um der Situation ein wenig von ihrer Tragik und Schwere zu nehmen.
 

Dieses Mal reagierte Tabitha auf das Zwinkern.

Sie bot der jungen Königstochter an, sich mit ihrer Zofe ein wenig zu ihr zu setzen, sie könne Früchte und Wein auftischen lassen, aber Elisabeth winkte nur dankend ab.
 

"Wir müssen heute noch zurück nach Hatfield, Mylady. Ich lebe leider nicht unbeaufsichtigt auf meinem Landsitz...im Gegensatz zu Euch habe ich eine Erzieherin, die in jeder Sekunde meines Daseins um mein Handeln und Tun besorgt ist."

Tabitha gelang es, ein wenig zu lachen.

"Wer weiß, vielleicht seid Ihr gerade darum aber auch zu beneiden...seit meinem achtzehnten Lebensjahr hat es viele Situationen gegeben, in denen es besser gewesen wäre, wenn jemand mein Handeln beaufsichtigt hätte."

Elisabeth lächelte in sich hinein, da ihr kluger Verstand die Anspielung auf Antheas ungeplante Geburt sofort erkannte.

"Nun, dann...habt noch einen guten Heimritt, Euer Gnaden. Soll ich Euch und Eurer Zofe zwei meiner Diener mitschicken, ich meine, die Straßen sind unsicher, jetzt in der Nacht...?"
 

Elisabeth überlegte einen Augenblick, dachte an die Diebe und Wegelagerer, die sich um diese Stunde in den Feldern rund im die Landstraße herumtrieben, und nickte schließlich.

"Das wäre sehr freundlich von Euch, Mylady."
 

Und so befahl Tabitha dem Boten Mr. Simons und Peter, ihrem treuesten Lakaien, die junge Prinzessin und ihr Kammermädchen auf deren Rückweg nach Hatfield zu begleiten.
 

Überrascht und von größter Ehrfurcht erfüllt befolgten die beiden Männer ihre Anweisungen und eine knappe halbe Stunde später war Tabitha erneut allein in den dunklen Mauern ihres Schlosses, allein mit Cathy und Anthea, die wieder friedlich in ihren Armen saß und durch nichts von ihrer Milchflasche abzulenken war.



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