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A complicated Lady

Das ungewöhnliche Leben der Anthea Cook (Teil 1: Liebe und Leid)
von

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Kapitel 6

Als Tabitha mit ihrer Tochter nach Enfield Court zurückkehrte, brach sie in den Armen ihres Dienstboten zusammen und man brachte sie zu Bett.

Cathy pflegte ihre schwer kranke Herrin, während Heather und Liz sich um Anthea bemühten.
 

Da Tabitha seit einigen Wochen keine Milch mehr besaß, sah man sich genötigt, die Kleine mit der Flasche zu füttern, was für die beiden Zofen eine lange, anstrengende Prozedur war, weil Anthea sich anfangs heftig gegen die neue Umstellung wehrte und zu schreien begann, sobald man ihr die Flasche an den kleinen Mund setzen wollte. Nach einigen mühevollen Versuchen gelang es jedoch Liz, das Kind zum Trinken zu bewegen, und Tabitha war darüber so erleichtert, dass sie recht rasch wieder auf die Beine kam, allerdings ohne den bellenden Husten loszuwerden.
 

Sie wurde mit jedem Tag blasser, tiefe, dunkle Schatten zeichneten sich unter den großen, schönen Augen ab, und Anfang November hielt Cathy es nicht mehr aus und überredete ihre Herrin, einen Brief an den Grafen von Warwick zu schreiben und ihm sämtliche Zustände in Enfield zu schildern.
 

So eröffnete Tabitha dem alten Freund ihres Vaters all ihre Geheimnisse, sie erzählte, dass sie eine fast sechs Monate alte, uneheliche Tochter von Thomas Seymour besitze, dass sie sehr krank sei und dass der Husten sie in manchen Nächten so sehr peinige, dass sie glaube, es ginge mit ihr zu Ende.
 

Warwicks Fassungslosigkeit über das liederliche Leben der jungen Lady Cook artete zunächst in einen heftigen Wutausbruch aus.

"Ich hätte niemals erwartet, dass Beatrice' süßes Töchterchen fähig wäre, einen Bastard des Hundesohnes Thomas Seymour in die Welt zu setzen!" zeterte er, während er in seinem kostbar ausgestatteten Arbeitsraum hin- und herlief wie ein aufgescheuchtes Huhn.
 

Einige Schritte entfernt von ihm, auf einem kleinen, hölzernen Schemel beim Kamin, hockte sein jüngster Sohn, der sechzehnjährige Robert, und beobachtete angespannt das Mienenspiel des Vaters.

Robert war erstaunlich hübsch für sein Alter, ein recht großer, junger Mann von schlankem Wuchs mit dichtem, dunklem Haar, warmen, dunkelbraunen Augen, sinnlichen Lippen und schmalen, ebenmäßigen Gesichtszügen.

Als sein Vater einen Moment lang inne hielt, runzelte er nachdenklich die Stirn.
 

"Ich finde, Ihr solltet Lady Cook nicht allzu hart beurteilen, Vater." bemerkte er möglichst vorsichtig, weil er wusste, dass sein Vater selten auf die Ratschläge seines jüngsten Sohnes hörte. "Vielleicht hat sie den Lordadmiral geliebt und von ihm eine große Enttäuschung erlitten...wer weiß? Es gibt so viele, junge Ladys, die uneheliche Kinder zur Welt bringen, bedenkt, dass manche von ihnen noch nicht einmal genau wissen, wer der Vater ihres kleinen Bastards überhaupt ist! Und was Lady Tabithas Husten betrifft...Ihr solltet berücksichtigen, dass Lady Beatrice seinerzeit an Schwindsucht starb, wie Ihr mir selbst einmal erzählt habt. Mit so etwas ist nicht zu spaßen, ich an Eurer Stelle würde Dr. Memsy nach Enfield Court schicken, womöglich kann ein Arzt mehr ausrichten als eine erfahrene Amme und Kinderfrau."
 

Der Graf stellte sich sinnend an eines der Fenster, blickte hinunter zum Themseufer und grübelte über die Worte seines Sohnes nach.

"Mhm...du magst recht haben, Robert." lächelnd drehte er sich zu dem jungen Mann um. "Deine Ansicht gefällt mir, sie bezeugt, dass du ein Realist bist. Gut, wenn du meinst, dass es damit seine Richtigkeit hätte, werde ich Dr. Memsy beauftragen, sich der jungen Lady Cook ein wenig anzunehmen."

Plötzlich seufzte er und ließ sich kopfschüttelnd in seinen Sessel sinken. "Weißt du, es ist doch seltsam...ich fühle mich auf unerklärliche Weise für diese verschwenderische Person verantwortlich, und das, obwohl ich sie seit nahezu sechs Jahren nicht mehr gesehen habe...es ist, als habe James mich damals vor seinem Tod zu ihrem Vormund bestimmt."
 

Robert war aufgestanden. Er lächelte seinen Vater verständnisvoll an, wobei in seinen warmen, braunen Augen die ganze Güte und Herzlichkeit lag, die sein späteres Wesen ausmachen sollte.

Auch erleichterte es ihn, seinen Vater so gut und fürsorglich zu erleben, kannte er schließlich auch sein anderes Gesicht, das des strengen, zielstrebigen Politikers, der rücksichtslos seine Pläne verfolgte. Schaudernd dachte er an jene kalte Grausamkeit, die ihm zuweilen aus den schmalen, graublauen Augen entgegensprach.

"Ich finde es sehr anständig, dass Ihr bereit seid, Lady Cook Euren besten Arzt zu schicken, Vater", sagte er anerkennend. "Aber jetzt entschuldigt mich, Mr. Hethertaly wird bald eintreffen, und ich bin noch immer nicht ganz mit der griechischen Übersetzung fertig..."
 

Mr. Hethertaly war Roberts Hauslehrer, der ihn bereits seit vielen Jahren in den alten Sprachen und der klassischen Literatur unterwies. Robert war der Einzige unter den fünf Söhnen des Grafen, dessen Unterricht noch nicht ganz abgeschlossen war.

"Geh nur, mein Junge", nickte Warwick lächelnd. "Du weißt, ich schätze es nicht minder, dass du so fleißig lernst. Es wird für deine spätere Laufbahn bei Hofe gewiss nützlich sein...und noch etwas; falls du Maria treffen solltest, schicke sie mir hinauf in mein Zimmer, ich möchte gerne etwas mit ihr besprechen."

"Wie Ihr wünscht, Vater."
 

Während Robert in seine Gemächer hinüberging, überkam ihn ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken daran, dass sein Vater mit seiner älteren Schwester Maria sprechen wollte. Es geht bestimmt um ihre Hochzeit mit Lord Sidney, dachte er verstimmt, ich kann es nicht verstehen, dass Vater sie an diesen prahlerischen Hanswurst verschachern will, der keine drei Jahre älter ist als ich und vor aller Welt mit seinem Stand und seinem Vermögen angibt, sicher, er entstammt dem Hochadel und verfügt über einen großen Besitz, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass Maria mit ihm glücklich wird...

Und wehmütig dachte er an die schönen, unbeschwerten Jahre seiner Kindheit zurück, als er als Page am Hofe Heinrichs VIII. erzogen worden war und mit seiner Schwester und seinen vier Brüdern durch die engen, verwinkelten Korridore von Schloss Hampton Court getollt war...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2004-02-19T16:00:32+00:00 19.02.2004 17:00
weiiiiiitaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!!!!!! *süchtig is*


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