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Eissturm

von

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"Folge dem Wind"

"Folge dem Wind"
 

Die darauf folgenden zwei Tage verliefen ohne große Ereignisse. Die Reisenden schleppten sich nur mühsam voran und hatten erst am dritten Tag die Hälfte der Eiswüste durchquert. Ihr einziges Ziel war den Halarn so schnell wir möglich zu erreichen, bevor ein Schneesturm aufkam oder gar der nächste Eissturm zu wüten begann. Doch sie waren alle am Ende ihrer Kräfte und mit Nya im Schlepptau kamen die noch viel langsamer voran. Sie war kaum noch ansprechbar und schon mehr tot als lebendig. Auch Bea die durch die körperlichen Anstrengung, so wie auch durch die Sorge um Nya stark belastet war, befand sich an einem Punkt der Hoffnungslosigkeit, die auch die anderen anzustecken drohte. Es war nur eine Frage der Zeit, dachte sich Ican, bis einer nach dem anderen im kalten Schnee versank und in der unendlichen Weite der Gletscherlandschaft sein Ende fand. Und noch etwas bedrückte ihn. Sie näherten sich mehr und mehr einem Tempel der Eiselfen ihn dem sie Zeremonien für ihre Göttin Ciana abgehalten hatten. Wie würde sie über sein Handeln urteilen? Nachdem er seine ganze Art verloren hatte, konnte er sich nicht auch noch den Zorn seiner Gottheit einhandeln.

"Die Wolken ballen sich wieder zusammen. Der Schneesturm wird nicht lange auf sich warten lassen", bemerkte Ohar mit einem Misstrauischen Blick zum Himmel. Ein Seufzen war die einzige Antwort die er bekam und nicht einmal das hatte er erwartet.

Nach einer Weile kam ein kalter Wind auf, der es dem Riesenden nicht gerade erleichterte weiter zu gehen. Dem Winde folgte kurz darauf der Schnee und schon nach wenigen Minuten war der Sturm entfesselt. Im wilden Wirbeln der Schneeflocken verlor man leicht die Orientierung und sie müssten sich an den Händen halten um sich nicht zu verlieren. Der Wind wurde mit jeder Sekunde stärker und tobte nun erbarmungslos um die sechs Abenteurer herum.

Ican wusste, dass er es war, der die Wut des Schneesturms nährte und wenn er nicht bald etwas unternahm würde er sich in einen Eissturm verwandeln in dem jede Hoffnung zu Nichte gemacht wurde. Noch bevor er seinen Gedanken zu Ende führen konnte, peitschte er Wind so heftig auf sie ein, dass Bea von seiner Hand gerissen wurde und von dem wild tobenden, weisen Flocken verschluckt wurde.

"Bea!" rief er ihr hinterher, doch das Brüllen des Sturmes übertönte ihn. Ein Funke flammte in seinen Augen auf und er wollte schon seine Hand heben um dem Sturm Einhalt zu gebieten doch er wurde von Bruder Toniun, der in zurückzog, aufgehalten. Der Mönch hatte leider recht. Er konnte es jetzt nicht riskieren das Vertrauen der anderen zu verlieren. Und so ließ er seine Hand sinken. Was Bruder Toniun sehr beruhigte, denn wenn er den Schneesturm absorbiert hätte wäre die Macht des Eiselfen noch beträchtlich gestiegen und nicht einmal Montarno hätte ihm dann noch die Stirn bieten können. Auch Ican war sich dieser Tatsache durchaus bewusst. Doch er senkte seine Hand nicht nur aus dem Grund, dass er dadurch seine Identität preisgeben würde, sondern auch, weil er dadurch etwas noch viel Schlimmeres heraufbeschwören würde. Der lange Marsch durch die kalten Regionen des Landes hatten in schon gestärkt und das Amulett das der trug verhinderte, dass sich die todbringende Kälteaura die für die Eiselfen so typisch war, sich wieder um ihn bildete. Doch die Wirkung war schon schwächer geworden und würde Ican noch mehr Macht erlangen, würde der Zauber wahrscheinlich brechen und für seine fünf menschlichen Reisegefährten würden dass den sicheren Tod bedeuten.

Doch wie konnte er verhindern, dass Bea vom Sturm in ein eisiges Grab gezogen wurde? Es gab nur einen Ausweg.

Ican wand sich wieder an Bruder Toniun der ihn mit seinem eisernen Griff voranzog. Ein kleiner Kälteschock des Elfen lockerte ihn jedoch und Ican konnte sich davon lösen. Kaum war er von den anderen abgeschnitten, beschwor er ein magisch- blaues Licht um sich und schon kurz darauf war er verschwunden.

Er erschien wieder vor den Stufen des kleinen Tempels der Eiselfen der nicht weit von seinem vorherigen Standort entfernt war. Schnell trat er durch die Eingangstür und lief auf die Mitte des Raumes zu. Dort kniete er nieder.

"Ciana, Hauch des Winters, erhöre mich", sprach er und schon kurz darauf wurde er Raum von einem matten Licht erhellt.

"Ich erhöre dein Flehen, letzter Gläubiger. Was ist dein Belang?" fragte eine zarte Frauenstimme.

"Nicht für mich bitte ich um Hilfe, sondern für jene die dort draußen im Sturm gefangen sind."

"Sag mir, Bote des Winters, warum ist das Leben dieser Menschen dir so wichtig?" fragte die Stimme.

"Wenn sie sterben, oh Ciana, kann ich keine Vergeltung mehr üben an dem Mann der verantwortlich ist, für das schwinden deiner Macht."

"Doch nicht nur Rache sehe ich in deinem Herzen. Du wirst auch bewegt von Mitgefühl, Ican der Eissturm, dessen Wille den Winter bezwungnen hat."

"Oh Ciana, glaubt mir ich... ich wollte..." Ican wusste nicht was er antworten sollte.

"Du willst mich nach meinem Urteil über dein Verhalten fragen", beendete Ciana den Satz.

"Sie haben es nicht verdient zu sterben, meine Herrin."

"Du verbürgst dich für sie, obwohl sie dein Volk vernichtet haben? Ich weis nicht welche Gründe du verfolgst, aber ich vertraue deinem Urteil, letzter Sohn."

"Dann wirst du sie retten, oh Ciana?"

"Nein", sprach die Stimme sanft. "Du wirst sie retten. Dir sollen nicht länger die Hände gebunden sein."

Als sie dies sagte begann Ican's Amulett zu leuchten und er spürte, wie sein Zauber gestärkt wurde.

"Geh nun und vereine dich mit dem Sturm", sprach Ciana dann.

"Ich danke dir, Herrin", sprach Ican voller Demut und Dankbarkeit.

"Mein Segen wird dich begleiten, Icanon."

Ican stand auf, doch als er Ciana's letzten Satz vernahm hielt er in seinem Bewegungen inne. ,Icanon'. Das Ciana ihn so genannt hatte, hatte einen ganz bestimmten Grund. Und Ican wusste nicht ob er ihm willkommen war.

Eilig lief er wieder hinaus in den Sturm um nach Bea und Nya zu suchen. Erst wenn beide wieder bei den anderen waren, konnte er den Schneesturm bezwingen.

Wild peitschte ihm der eisige Wind ins Gesicht und im Gewirr der Schneeflocken konnte er nur dunkle Schatten ausmachen. Der Sturm wurde immer stärker und er musste sich beeilen um Bea und Nya keiner noch größeren Gefahr auszusetzen.

Verwirrt und unschlüssig in welche Richtung er gehen sollte blickte er hinaus in den tobenden Sturm. Plötzlich veränderte sich die Richtung des Windes. Er wehte nun nicht mehr wild in alle Richtungen, sondern stetig nach Nordwesten. Ican erschien ein Bild vor Augen. Bea und Nya kämpften sich verzweifelt durch den tiefen Schnee doch immer wieder sanken sie zu Boden und mussten neue Kraft suchen.

Ican rannte mit dem Wind auf sie zu. Er kniete sich neben Nya in den kalten Schnee und zog sie wieder nach oben. Einen Arm legte er um ihre Schulter und Bea nahm ihren anderen Arm. Gemeinsam liefen sie weiter immer in die Richtung die der Wind ihnen wies. Schließlich erreichten sie einen kleinen Unterschlupf in den Bea und Nya Schutz suchen konnten. Als Ican die beiden sicher wusste, wand er sich von ihnen ab und lief wieder hinaus in den Sturm.

Als Bea das sah wollte sie aufstehen und ihn daran hindern, doch sie war zu erschöpft um sich zu Bewegen. Sie rief ihm etwas hinterher, doch er konnte es nicht hören, denn schon nach wenigen Schritten wurde er vom wild tobenden Eissturm verschluckt.
 

Auch Ohar, Carus und Bruder Toniun konnten sich zwischen den dichten Bäumen eines kleinen Wändchens in Sicherheit bringen. Doch obwohl sie sich am Rande des Sturms befanden, merkten auch sie seine ständig wachsende Stärke. Schließlich tobte er so sehr, dass die drei sich an den dünne Tannen und Fichten festhalten mussten, um nicht weggeweht zu werden. Als sich schon dachten das der Sturm sie mit sich reißen würde und die Bäume zu knicken begannen, wurde das Herz des Sturms von einem fahlem bläulichen Licht erleuchtet. Es funkelte heller und heller und schließlich rollte von ihm aus eine gewaltige Druckwelle auf sie zu. Sie fegte Schnee und Eis hinweg als wäre es Puderzucker und kaum war sie an ihnen vorüber gepeitscht, da verebbte der Sturm schlagartig und die einzelnen Flocken die noch in der Luft schwebten taumelten langsam zu Boden.



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