Neuschnee
by amacie
So diese Fanfic ist für alle gewidmet, die sich noch an diese wunderbare alte Serie erinnern können. (zur Erinnerung Aramis ist eine Frau und hat sich bloß als Mann verkleidet, was natürlich kaum einer weiß)
Viele liebe Grüße gehen an AngelRinoa und meinen Keks Kitecat!! *knuddel* Mach mit deiner spitzen Page noch weiter so! (kleine Schleichwerbung)
"Brr. Was für eine Kälte. Wie lange hält das denn noch an?"
Athos drehte sich um und sah wie sein Freund sich in seinen Mantel hineinkuschelte.
Er lächelte.
Seit über 7 Jahren kannte er Aramis nun schon und trotzdem konnte er jedes Jahr aufs
neue über ihn lachen. Sobald der erste Schnee gefallen war, konnte man sich sicher
sein, dass Aramis irgendwo eine Schneeballschlacht anzetteln würde. Seine - fast
noch kindliche - Freude am Schnee, wirkte aber auch jedesmal auf ihn ansteckend.
Seit dem Aramis da war, stand am ersten Tag nach dem Neuschnee, ein Schneemann
vor dem Haus von Kapitän de Treville, um Musketiere und Besucher zu begrüßen.
Und wie jedes Jahr stand Kapitän de Treville kopfschüttelnd davor und fragte sich
heimlich wer ihn immer dorthin stellte, während Aramis und er in sicherer
Entfernung hinter einem Baum standen und das ganze lachend beobachteten.
Ja, für Schneemänner und Schneeballschlachten war der junge Musketier schnell zu
begeistern, obwohl es eigentlich Aramis war, der die anderen auf diese - so fand
Athos - kuriosen Ideen brachte.
Athos lehnte sich an eine Mauer und beobachte unauffällig seinen Freund, der sich
inzwischen bemühte nach einem Stückchen freien Himmel Ausschau zu halten.
Athos Gedanken schweiften an den ersten Winter zurück, den er und Porthos
zusammen mit Aramis zusammen gefeiert hatten.
Er und Porthos waren von ihrer Schicht zurückgekommen und hatten ihn zuerst gar
nicht wahrgenommen. Aramis war damals erst seit kurzem bei den Musketieren und
war bis dahin den anderen gegenüber noch ziemlich verschlossen gewesen. Porthos
war damals stehen geblieben und hatte ihm mit einem Kopfzeichen zu verstehen
gegeben, das er sich einmal zu ihm umdrehen sollte.
Er hatte sich damals umgedreht und sah Aramis, wie er gedankenverloren den
Schneeflocken entgegenblickte die langsam anfingen vom Himmel zu fallen. Er
wirkte bis zu diesem Tag sehr verbittert, so das man ihn noch nie lachen, geschweige
denn lächeln gesehen hatte . Aber in diesem Augenblick lächelte er und schaute
voller Freude zu, wie immer mehr Schneeflocken zu Boden vielen.
Athos hatte damals ein mulmiges Gefühl empfunden. Er war traurig darüber das sich
Aramis keinem der anderen Musketiere anvertraute und sie bis jetzt nicht mehr als
seinen Namen über ihn wussten.
Auch bei Kapitän de Treville konnten sie nicht viel erfahren und es machte sogar den
Anschein, das der Kapitän der Musketiere auch gar nicht viel Worte über ihn verlieren
wollte.
Viele der Musketiere rätselten schon warum er überhaupt eingestellt worden war, wo
er doch noch nie einen Degen in der Hand hatte und auch sonst nicht so aussah, als
ob er viel wegstecken konnte. Aber Athos verspürte das dieser Jungen viel mehr
konnte als alle vermuteten. Er spürte das dieser Junge schon einiges in seinen jungen
Jahren durchgemacht hatte, aber trotzdem hatte er einen unglaublichen Willen, das
konnte Athos mit jedem Tag mehr sehen. Dieser Kampfgeist in seinen Augen war
ungebrochen seit er angefangen hatte und er machte sehr gute Fortschritte.
Auch Porthos hatte gespürt das mit dem Neuen etwas nicht stimmte, aber er wollte
sich nicht in seine Angelegenheiten einmischen. Statt dessen tat er etwas, was er
sonst nie getan hätte. Er bückte sich und formte in seiner Hand einen kleinen
Schneeball, lächelte Athos an und gab ihm per Kopfzeichen zu verstehen das er ihn
hinüber schmeißen würde.
Athos war sich damals nicht sicher wie Aramis darauf reagieren würde, nickte aber
und beobachtete wie Porthos ausholte und...
Und einen Schneeball ins Gesicht geschleudert bekam. Während beide sich erstaunt
ansahen, hörten sie leises Gelächter aus der Richtung wo das Geschoß hergekommen
war. Aramis stand lächelnd hinter einem Baum und grinste um so mehr als die beiden
ihn total überrumpelt anstarrten. Er hatte doch tatsächlich geahnt was sie vorhatten
und einen Gegenangriff gestartet von dem sie nichts gemerkt hatten.
Athos blickte noch einmal zu Porthos zurück und fing an zu lachen, als er sah das
dieser noch immer den Schneeball im Gesicht hatte. Auch Porthos fing langsam an zu
lachen und deutete per Handzeichen an, dass Aramis zu ihnen kommen sollte.
Während Aramis langsam näher kam, musterte Athos ihn ein bißchen näher.
Er war noch jung - vielleicht 16 oder 18 Jahre alt - etwas kleiner als er, lange blonde
Haare und eine zierliche Gestalt. Es stimmte schon was die anderen Musketiere hinter
vorgehaltener Hand flüsterten, er war eigentlich viel zu hübsch um ein Junge zu sein.
Aber, nein ein Mädchen war er gewiß nicht, dafür konnte er viel zu gut kämpfen.
Auffallend hübsch und ein guter Kämpfer, kein Wunder also das man über ihn
tuschelte, die waren alle bloß eifersüchtig.
Aramis war inzwischen nahe an die beiden herangetreten. Sein Auftreten war
zögerlich, aber bestimmt. Das gefiel Athos, er mochte Menschen, die wussten was sie
wollten. Während Porthos noch dabei war den Schnee aus seinem Kragen zu
bekommen, hatte er inzwischen gefragt ob Aramis Lust hätte mit ihnen noch etwas
trinken zu gehen. Er hatte die beiden erst einmal überrascht angeschaut und dann
doch noch genickt. Von diesem Tag an hatten sich die drei immer besser
kennen gelernt und waren bald unzertrennlich geworden.
Athos Gedanken schweiften langsam von der Vergangenheit wieder zurück in die
kalte Gegenwart. Er blickte zu Aramis hinüber und sah wie er jämmerlich frierte.
Porthos hingegen konnte man noch bei -15 Grad hinausschicken und es würde ihm
nichts ausmachen, denn er hatte sich ja - wie Aramis immer wieder neckend feststellte -
so etwas wie einen Wintermantel angefuttert. Aramis hingegen fror jeden Winter mit
D'Artagnan um die Wette.
Athos stellte lächelnd fest, das man Aramis schöne Augen - so gut er auch eingepackt
war - trotzdem sehr gut erkennen konnte. In diesen Augen konnte er faßt immer
versinken, aber diesen Gedanken schob er schnell auf Seite.
"Man könnte fast denken, dass ich ihn verliebt bin so wie ich ihn jedesmal anschaue"
schalte er sich selber.
"Hast du was gesagt?" Aramis schaute ihn fragend an.
"Ich? Nein, wie kommst du darauf?" mit einem unschuldigen Blick schaute Athos ihn
an.
"Diesen Blick kenne ich nur zu gut, was verheimlichst du mir?" Aramis schaute ihn
mit einem durchdringenden Blick an und lächelte leicht dabei.
"Wie kommst du bloß darauf. Dir doch nicht meine Schönheit", lächelte Athos
zurück. Er wusste das er Aramis damit necken konnte.
"Das ist Beleidigung eines Musketiers bei der Arbeit. Das gibt Rache!"
Aramis war inzwischen neben ihn getreten und rieb ihn fleißig mit Schnee ein.
"Ich kapituliere OK?", rief Athos noch lachend und versuchte Aramis zu stoppen
indem er ihm beide Hände festhielt. Aramis blickte zu ihm hoch, ihre Gesichter
waren ziemlich nahe zusammen und Athos konnte Aramis heißen Atem spüren.
"Na macht sich langsam das Alter bemerkbar, auch nicht mehr der Jüngste oder?",
fragte Aramis und befreite sich langsam wieder aus seiner Umklammerung.
Sie hatte sich inzwischen eingestehen müssen, das ihr Athos Gegenwart nicht gerade
unangenehm war, und sie ahnte das es ihm nicht anders ging. Ahnte sie das wirklich,
wusste sie es, oder hoffte sie es bloß. Aramis schnaufte resigniert in sich hinein. Was
brachte es schon darüber nachzudenken. Sie würde ihm nur unweigerlich mehr Ärger
einbringen, wenn sie ihm erzählen würde das sie in Wirklichkeit ein Frau war und das
war das letzte was sie wollte. Außerdem wollte sie unbedingt das Athos und Porthos
auch weiterhin mit ihr befreundet waren. Würden sie es denn immer noch wenn sich
herausstellte das sie ihre Freunde die vergangen 7 Jahre nur angelogen hatte?
Athos hatte seinen Griff um Aramis Handgelenke inzwischen gelockert. Er verstand
sich langsam selber nicht mehr. Solche Gefühle konnten doch nicht normal sein.
"Haben Porthos und D'Artagnan eigentlich nach uns Schicht?", fragte ihn Aramis
und lächelte ihn an.
"Glaube schon, sofern sich nicht irgend etwas dazwischen geschoben hat", er lächelte
zurück.
"Meinst du mit irgend etwas zufälligerweise Constance?"
"Ist das eine Frage?"
"Wohl eher eine Feststellung", Aramis blickte gedankenverloren in den Himmel.
"Die beiden bilden ein sehr süßes Paar, findest du nicht auch?", sie blickte ihn nicht
an, sie wusste er würde es an ihrem Blick erkennen das sie es auch so meinte was sie
sagte. Athos und sie verstanden sich auch oft ohne Worte und sie war froh jemanden
wie Athos getroffen zu haben.
"Ja, ein süßes Paar", er gab ihm recht.
Aber warum hast du denn noch keine Freundin, fragte er sich in Gedanken selber.
Aramis hätte jedes Mädchen haben können, wenn er nur wollte. Aber das tat er nicht.
Er hatte ihn bis jetzt noch nie mit einem Mädchen ausgehen sehen und sie kannten
sich nun wirklich lange. Athos schluckte. Gehörte das etwa auch zu Aramis
Geheimnissen?
Er wusste bis jetzt nicht viel mehr als das, was sie am ersten Tag
gehört hatten, als er ankam. Er wusste seinen Vornamen und den Tag an dem er
Geburtstag hatte und allein das herauszufinden war schwer genug gewesen. Aber
nicht mehr?! Athos war erstaunt über sich selbst, das er nicht mehr Informationen
über ihn kannte. Er hatte ihn nie, in all der vergangen Zeit nicht mehr gefragt. Porthos
und er hatten ihm zwar versucht am Anfang ein paar Kleinigkeit aus seinem Leben zu
entlocken, hatten aber irgendwann aufgegeben, da sie erkannten das er nichts dazu
sagen würde. Sie wussten nicht wie alt er war, wer seine Eltern waren und welchen
Beweggrund er hatte überhaupt Musketier zu werden. Ein offenes Buch für
jedermann war Aramis nicht gerade.
Aber hatte nicht jeder ein kleines Geheimnis, das er mit sich herumtrug?
Athos schaute ihn prüfend an, während er einen Schritt auf ihn zu trat und seine
Arme um ihn schlang um ihn ein bißchen zu wärmen.
Aramis schreckte aus ihren Tagträumen hoch, beruhigte sich aber gleich wieder, als
sie erkannte das Athos sich nur um sie sorgte. Das ganze erinnerte sie an etwas, was
vor ein paar Jahren schon einmal geschehen war.
Sie war damals den dritten Winter bei den Musketieren und ihr ging es damals nicht
anders als heute. Sie war zur Spätschicht damals eingeteilt worden und hatte nachdem
ihre Schicht zu Ende war, sich noch etwas zu den anderen Musketieren an das
Lagerfeuer gesetzt. Die meisten hatten sich bereits in warme Decken eingekuschelt,
doch die Anzahl an diesem heiß begehrten Gut war nicht gerade hoch, so das sie sich
fürs erste einmal nur mit dem leicht flackerten Feuer abgeben musste.
Sie hatte gerade ihre Hände nach vorne in Richtung Feuer gestreckt, als sie plötzlich
von zwei starken Armen nach hinten gerissen wurde. Als sie sich erstaunt und auch
erschrocken umsah, erkannte sie das es Athos war, der sie zu sich näher zog um sich
die Decke mit ihr zu teilen. Er hatte sie schließlich so nahe an sich herangezogen,
dass er unmittelbar hinter ihr saß und die Decke ein Stückchen nach vorne zog, so das
sie sich beide ohne Probleme einkuscheln konnten.
Sie lächelte als sie daran dachte. Er hatte eben schon immer auf sie achtgegeben.
"Ich kenne keinen der so leicht friert wie du", rief Athos lachend.
"Ich kenne auch keinen der sich so auf ein Weihnachtsbier freut wie du", rief Aramis
lachend und ließ es zu das er sie wärmte.
"Hey, wenn ich nicht wüsste das ihr es seid, hätte ich fast gedacht vor mir würde ein
Pärchen stehen". Porthos stand zusammen mit D'Artagnan hinter ihnen und hatte sich
wieder einmal seinen Kommentar nicht verkneifen können.
"Und wenn ich nicht wüsste, das du dir bis vor wenigen Minuten den Bauch in einem
warmen Wirtshaus vollgeschlagen hast..."
"Jaja. Wir wissen doch alle Aramis das du schon im Herbst anfängst zu frieren".
Porthos hatte Aramis nicht einmal zu Ende reden lassen.
"Bin wenigsten nicht der einzige", gab dieser eingeschnappt zurück.
Alle drei schauten zu D'Artagnan der sich ebenfalls seinen Mantel näher heranzog
um nicht mehr zu frieren als er ohnehin schon tat.
"Mich friert es aber inzwischen auch, also schlage ich vor das wir zwei es uns jetzt
erst einmal in einem warmen Wirtshaus gemütlich machen", schlug Athos Aramis
vor und schaute ihn fragend an.
"Die haben heute schon zugemacht", meinte Porthos "wir waren die letzten Gäste".
"Verdammte Spätschicht. Und wo können wir dann hin, wo es schön warm ist und
etwas zu essen gibt", fragte Athos und blickte fragend in die Runde.
"Ich denke ich werde für zwei Personen schon noch eine Suppe zubereiten können",
verkündete ihm Aramis seinen Vorschlag.
Athos frohlockte innerlich . Aramis war ein hervorragender Koch, auch wenn er
immer wieder versuchte es abzustreiten. Er wusste schon warum, Porthos wäre aus
seiner Küche dann nicht mehr wegzudenken.
"Hebt mir was auf!", hörten sie Porthos noch hinter sich herrufen.
Typisch Porthos, dieser Satz hätte nicht fehlen dürfen.
Athos und Aramis lächelten sich an.
Jeder genoß für sich diesen kleinen Moment, wo sie beide alleine und schweigend
nebeneinander gingen.
Athos umfaßte Aramis Hand vorsichtig.
"Du hast noch immer ganz kalte Hände. Genauso wie jedes Jahr", stellte er fest.
"Und deine sind ganz warm, wie jedes Jahr", erwiderte sie und senkte ihren Kopf
leicht, sonst hätte Athos gesehen das sie leicht rot geworden war.
"Schau es fängt wieder an zu schneien", rief Athos und schaute zum Himmel.
Auch Aramis schaute zum Himmel und lächelte. Wenn doch diese Momente immer
nur länger dauern würden, als wie sie waren. Wie konnte sie auch ahnen das es Athos
nicht anders ging. Sie blickte mit einem Seitenblick zu Athos. Sie wusste, bei solch
schönen Augenblicken, konnte Athos ihren Augen entnehmen das sie glücklich war.
Sie schaute wieder zurück.
"Ja es schneit", erwiderte sie, bückte sich schnell und kippte Athos eine Portion
Schnee in den Kragen und versuchte lachend zu flüchten.
"Hm, genauso wie jedes Jahr".