Alltag
Autsch! Das passierte für gewöhnlich nur wenn er wütend war.
Ryu machte sich innerlich schon auf eine Standpredigt gefasst als Ino erschrocken die Hand wieder hob und mit einem schmerzvollen Ausdruck im Gesicht sagte "Verdammt! Das tut ganz schön weh. Im Film sieht es immer so cool aus." Pustend betrachtete er seine Hand.
J und Sugi wollten sich gerade wieder abwenden um sich gegenseitig durch den Raum zu jagen als Ino wieder das Wort ergriff "Hey das geht so nicht! Ich muss hier arbeiten und dafür brauch ich ein wenig mehr Ruhe!" Sugi und J sahen sich verwundert an. Fast gleichzeitig sprachen sie "Aber wir arbeiten doch auch." Shinya der immer noch in seiner Ecke saß wand sich an die beiden "Ihr habt gehört was Ino gesagt hat, also reißt euch mal zusammen." Froh darüber das Shinya für ihn gesprochen hatte lächelte Ino ihm zu. Shinya erwiderte das lächeln und vertiefte sich dann sogleich in sein Buch. Ryu musste sich schon wieder ein grinsen verkneifen. Ino sah jetzt so unschuldig aus, so als wenn er sich darüber freuen würde das ihm endlich mal jemand zugehört hatte. Schließlich setzte Ryu sich in Bewegung und schlenderte gelassen auf Ino zu. Er wollte wissen was die vielen kleinen Zettel zu bedeuten hatten. Kurz bevor er an dem Tisch ankam erkannte er schon den Sinn der Zettel. Es waren lauter Fanbriefe. Von wegen arbeiten. Ryu hätte am liebsten laut los gelacht. Es schien so als wenn hier niemand wirklich arbeiten würde. J und Sugi saßen schon wieder zusammen auf der Couch und kniffen sich in die Seite. Shinya las unentwegt sein Buch und Ino konzentrierte sich auf Fanbriefe. Konnte es denn sein? Sollte er doch tatsächlich der einzige sein der vor gehabt hatte zu Proben? Fast wie von selbst beantwortete sein Verstand die Frage mit einem Ja. Wenn er so darüber nachdachte dann hatte er jetzt auch keine Lust mehr zu arbeiten. Das Wetter entsprach auch nicht ganz seinem Geschmack, hätte ruhig ein wenig wärmer sein können. Viel lieber würde er sich jetzt zwischen J und Sugi setzen und sich ihr lustiges Geschwätz anhören. Schuldbewußt ließ er seinen Blick nochmal durch den Raum schweifen. Würde es überhaupt auffallen wenn er sich eine kleine Pause gönnte und einfach so tat als wenn sie schon mit allem fertig wären? Nach kurzem überlegen entschied er sich für die Couch. Morgen hätten sie schließlich auch noch Zeit!
Als Ryu sich in Richtung Couch entfernte hob Ino sein Gesicht und schaute ihm nach.
Für einen Moment hatte er diesen unentschlossenen Ausdruck auf dessen Gesicht bemerkt.
Zuerst dachte Ino das Ryu alle zusammen trommeln wollte damit sie endlich mit der Arbeit anfangen konnten aber dann sah er wie sich Ryu einfach zwischen J und Sugi setzte und seine Gedanken vor dem Fernseher schweifen ließ. Na Prima, ging es ihm durch den Kopf. Sollte dieser Tag etwa wieder so enden wie die gesamte letzte Woche? Die Fanbriefe hätte er auch Zuhause lesen können. Verzweifelt schaute er in Shinya's Richtung. Sein Blick verharrte auf dem Titel des Buches " Meine Probleme und ich!" Neugierig verfolgte er Shinya's Gesichtsausdruck. Dieser blieb konstant während seine Augen über die Zeilen huschten. Wie sehnlichst wünschte Ino sich Shinya würde bemerken das er ihn anstarrte und sich dann auf Grund des flehentlichen Gesichtsausdruckes zu ihm rüber setzen. Er hätte auch seinen Namen rufen können, aber das war ihm zu unangenehm. Er wollte nicht die Aufmerksamkeit der anderen auf sich ziehen. Er wollte Shinya sagen wie sehr es ihn ankotzte das sie anscheinend heute wieder nicht arbeiten würden. Wollte ihn daran erinnern das sie endlich mit einem neuen Album anfangen mussten. Er wünschte sich Shinya würde die Sache in die Hand nehmen. Aber dazu musste dieser erstmal seinen Blick bemerken. Während Ino anfing Grimassen zuschneiden um Shinya's Aufmerksamkeit zu bekommen, machten sich J und Sugi mal zur Abwechslung über Ryu lustig. Dieser saß in der Mitte zwischen den beiden und grinste hilflos als die ersten Worte aus Sugi's Mund fielen "Dieses Kettenhemd sieht unmöglich aus, ich fand es schon immer schrecklich. Erinnert mich irgendwie an einen Ritter, nur das du nicht das Zeug dazu hättest." Dem folgte ein lautes lachen von J. In Gedanken wünschte Ryu sich das er sich nicht auf diese Couch gesetzt hätte. Aber jetzt war es bereits zu spät dafür. Denn wenn er jetzt aufstehen würde wäre das als eine Schwäche zu betrachten und dann hätten Sugi und J erst recht was sie wollten.