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To live and let die

von

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und plötzlich sah er sie. sie kniete im gras, der lange schwarze mantel voller flecken, ihr gesicht bleich und von tränen aufgequollen. aber sie war nie so schön gewesen wie in diesem augenblick.sie musste ihn bemerkt haben, denn sie drehte den kopf kurz zu ihm, dann mit einer solchen heftigkeit wieder von ihm weg, dass ihm himmelangst wurde. er wollte resignieren, wollte sie einfach da sitzen lassen und vergessen, was er gesehen hatte. er dachte es wäre das beste wenn er sie nicht belästigte. aber er konnte nicht. langsam ging er auf sie zu, versucht, das geringste geräusch zu vermeiden, obwohl sie ihn längst registriert hatte. zwei schritte von ihr entfernt kniete er nieder. sie blickte zu ihm auf lächelte einfach. sie sah ihm direkt in die augen und lächelte. nicht, wie man einem flüchtigen bekannten zulächelt, den man eigentlich nur vom sehen und dem namen nach kennt. sondern so, als ob man sich schon jahrelang kennen würde. und das war es, was ihn verwunderte. sicher, sie wussten wie der andere hiess und grüssten sich sogar ab und zu. aber das war diese drei monate die sie jetzt da war fast alles gewesen, was bisher an kommunikation abgelaufen war. aber in dieser nacht war etwas anders. es lag nicht nur an den umständen, dass sie längst in ihren betten liegen sollten, stattdessen aber mutterseelenallein in der dunkelheit auf irgend einer beschissenen wiese saßen und beide nass bis auf die haut waren. sie kannten sich, und das wussten sie. es war, als ob sie sich ewig kennen würden, alles vom anderen wüssten. das war nicht wirklich so, sie hatten sich vor ihrer ersten begegnung vor knapp drei monaten nie gesehen und auch danach nur selten. auf einmal, ohne jede vorwarnung nahm sie seine hand und zog ihn ein stück näher zu sich. mit sanfter gewalt zwang sie ihn, sich neben sie zu setzen. aber sie liess seine hand nicht los. bis jetzt hatten sie kein wort gesprochen, dazu fehlten zumindest ihm die worte, er hätte nicht gewusst was er sagen soll. ein plumpes "alles in ordnung?" war wohl kaum angebracht, da er ja schliesslich genau sah, dass nichts in ordnung war. soviel konnte er in der dunkelheit noch erkennen. die wolken verzogen sich langsam und der mond kam heraus. es war vollmond, aber dennoch war er ungewöhnlich gross. und er leuchtete, man konnte jede einzelheit auf seiner oberfläche genauestens erkennen. dann blickte er zur seite, und was er sah, liess ihm den atem stocken. dieses mädchen, sie mochte doch höchstens vierzehn sein, mit ihren nassen, roten haaren und dem vollkommen dreckigen mantel, dem aufgedunsenen gesicht und den noch immer tränenden augen war das schönste geschöpf, dass er je gesehen hatte und ihm wurde klar, dass dieses mädchen mehr war als eine gewöhnliche vierzehnjährige - sie war eine königin.

er veränderte seine sitzposition etwas, so dass ihr gesicht im mittelpunkt des mondes stand. als er ihr profil betrachtete wuchs in ihm der rasende wunsch, ihre glatte haut zu berühren, die vollen, roten lippen zu küssen und er wusste dass er jeden, der ihr auch nur ein haar krümmte, mit einer energie und gewalt töten würde, die ihn erschrecken liess. zugleich wusste er aber auch mit schmerzlicher gewissheit, dass er selbst sterben müsste, würde er dem wunsch nach liebe und geborgenheit nachgeben. er wusste instinktiv, dass dieses mädchen, diese frau das gefährlichste war was ihm je hätte passieren können. und er lächelte bei dem gedanken. er wusste, dass er die herausforderung, die ihm das schicksal bot, annehmen würde. so oder so. er musste es einfach tun. es hätte keinen zweck dagegen anzukämpfen, dessen war er sich im klaren. aber er wollte auch gar nicht dagegen kämpfen. er hatte das gefühl, als müsste er sich diesem mädchen annehmen, es beschützen und hüten wie seinen augapfel. er spürte dass dieser wunsch eigentlich sinnlos war, dass sie ihn nicht brauchte. denn trotz der traurigkeit, die sie umgab, fühlte er eine kraft und stärke von ihr ausgehen, wie er sie noch nie erlebt hatte. nein, sie brauchte ihn nicht. aber im nächsten moment wusste er, und er wusste es mit einer solchen gewissheit wie man etwas nur wissen kann, dass er sie brauchte. sie hatte sich ihm längst in sein herz eingebrannt. und er war sich noch garnicht vollständig darüber im klaren, dass sie sein herz bereits völlig ausfüllte, dass er sie liebte mit einer solchen kraft, wie ein mensch nur zu lieben imstande ist. wie sollte er wissen, was auf ihn zukam? diese liebe war etwas ganz besonderes. er war keineswegs nur verliebt, sondern er liebte sie auf eine art und weise, wie man einen gott liebt, als bräuchte man nichts anderes mehr. man kann nicht nur von liebe und luft leben, wie ein altes sprichwort sagt. vielleicht ist etwas wahres dran, aber manche menschen brauchen tatsächlich nicht mehr als luft und liebe.

die ganze zeit über hatte er sie angesehen. wie spät mochte es sein? mitternacht war wohl schon längst vorrüber. es blies nun ein eisiger wind und der mond wurde wieder von schwarzen wolken verdeckt. sie froren beide, also rutschten sie ein stückchen näher zusammen, um sich gegenseitig etwas wärme und schutz zu geben. sie blickte auf und sah ihn mit grossen blauen augen an. und sagte keinen ton. aber er sah, dass sie leise zitterte, also nahm er sie vorsichtig in den arm, barg sie darin wie einen unendlich kostbaren schatz. von diesem augenblick an, als er ihren duft vernahm, ihre wärme spürte, wusste er, dass er alles was er besaß geben würde, wenn er dafür ihr herz bekäme. und er wusste, dass er sein leben geben würde, um das ihre zu schützen. was er nicht wusste, war aber, dass er längst nicht mehr selbst der herr über sein leben war. sein schicksal wurde, seit er sich zu diesem mädchen gesellt hatte, von ihr bestimmt. sie bestimmte über sein leben - und sein sterben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Leviath
2004-09-24T18:51:44+00:00 24.09.2004 20:51
Woah, wie schööön. Die Wortwahl ist echt .. wow.
*mir die Worte fehlen*
Dieser scheibstil ist echt toll, vor allem auch der aufbau. Ich konnte mir das in meinem Geiste alles so wunderbar bildlich vorstellen.
und weißt du was ich auch irgendwie toll find: das alles klein geschieben ist und keinerlei Absätze drin sind. das gibt der Szene auch wieder etwas.

Aber es geht ja auch nicht nur um die Szene, sondern auch um den Inhalt. Ist das einfach so entstanden, oder gabs da nen enernstern Gedanken hinter, denn ernst kommt die Story alle mal rüber und trötzdem verträumt. aber was ich zwischen den Zeilen meine gelesen zu haben, ist Sehnsucht.. Nach irgendetwas, das mir verborgen ist.

Ich mag solche Geschichten. ^-^

*dich ganz lieb morral*
Von: abgemeldet
2004-06-01T07:50:19+00:00 01.06.2004 09:50
Wow!
Das ist echt sowas von schön geschrieben, du hast mich richtig mitgerissen!
Ich konnte die ganze Situation direkt vor mir sehen, du hast das wirklich gut beschrieben!
*begeistert bin**
Von:  Moony
2004-05-15T18:17:38+00:00 15.05.2004 20:17
also ich verstehs nicht... kann ich vll auch nicht.
die ff is zumindest mega schön!
nur erschwert es ein wenig das lesen, dass du nur einen absatz drin hast und alles klein schreibst. ein, zwei sätze sind auch nicht so ganz korrekt und du hast ein paar wiederholungen drin.
aber echt... das ist wirklich schön! ^^ so jemanden zu lieben, ist bestimmt nicht leicht, aber erfüllend...
Von:  ClarissaMorgenstern
2004-01-07T18:13:25+00:00 07.01.2004 19:13
nyu *schatzi umknuddl*
Ich bin froh, dass sie doch nicht über dein sterben bestimmt hat...
*den kopf schieflegt*
auch wenn ein teil von uns stirbt wenn so jemand aus unserem leben geht...
*kisu*
Keep on living there are many ways to be happy and there are many people to live for!
*schwachsinn red* naja ich denke du weißt was ich meine ^^'


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