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Das eigene 'Ich'

Bis Kapitel 2 nachbearbeitet.
von

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::Verzweigt im Wege des Schicksals, verbannt im eigenen Herzen voller Hass::

Wie lange kann es brauchen, dass ich mal wieder poste? Laaaange, man hats gesehen.

Es tut mir höllisch leid. Es wird jetzt wieder schneller weiter gehen, schon, weil meine Kreatiefsphase endlich ein Ende gefunden hat.

Ich möchte mich bei meinen Kommieschreiber bedanken und auch Dragon1 einen Dank aussprechen. Beim nächsten Mal bekommst das Chapter noch als Beta, diesesmal muss es so raus, damit ich die Leute nicht zu lange warten lasse. Also. Viel Spaß bei!
 


 

Chapter 18::Verzweigt im Wege des Schicksals, verbannt im eigenen Herzen voller Hass::
 


 

Seto und Joey fuhren auseinander. Sie blickten atemlos auf den Jungen herab, welcher, die Hände auf die Knie gestützt und nach Luft hechelnd, zu ihnen aufblickte. Sofort stand Joey auf, wollte sich über den Mund wischen, als er von Seto zur Seite gestoßen wurde. Dieser starrte aus wutentbrannten, aber ebenso überraschend blickenden Augen auf Yûgi herab. Sein Herz pochte schmerzhaft gegen die Rippen und selbst, als er einen Schluck aus den Weinbecher nahm, wollte es sich nicht beruhigen. Der Alkohol wärmte seinen Magen, ließ ihn ruhiger atmen, konnte aber beileibe nicht die wirren Gedanken beruhigen, welche durch seinen Kopf rasten und die Sinne vollends vernebelten. Was war gerade eben passiert? Eine Träne? Ein einfacher Kuss, welcher süß wie eine verbotene Frucht schmeckte?

Langsam schüttelte er für sich den Kopf, erhob eine Hand und strich sich einige lange Strähnen aus dem schweißnassen Gesicht.

"Yûgi.. was willst du hier?!" Langsam nur fand er seine Stimme wahr wieder. Sie klang krächzend, so als wäre er gerade erst aufgestanden. Er blickte auf den Kleineren herab, nahm Joey den Weinbecher aus der Hand, welcher daraufhin lautstark protestieren wollte und drückte ihn Yûgi in die Hand. Mit einer harschen Bewegung stoppte er die Meckertirade und blickte fragend auf den Gefragten herab.
 

Yûgi wandte sich auf, richtete mit kundiger Hand seinen Schurz und blickte Beide ernst an.

"Der Wesir lässt sich ankündigen und ist vor wenigen Momenten auf diesen Anwesen erschienen." Es klang als wäre einer der Läufer oder Herolde an ihm verloren gegangen, doch schon allein die Tragweite der gebrachten Nachricht ließ alle von etwaigen Sticheleien absehen. Seto wandte sich zu dem kleinen Tischchen um, auf welchen noch ein Krug mit Wein stand und schlug mit einer Faust hart darauf, so dass es gefährlich knackte und das Holz etwas splitterte.

"Der ist was? Was will der hier?" Seine Reaktion zeigte was er von dem Besuch hielt. Niemand hatte damit gerechnet, dass sich der Taitji noch zu einer Tageszeit blicken lassen würde, in welcher normale Menschen schon auf ihren Lagern ruhten.

Und das ohne eine Kunde zuvor! Seto richtete sich auf. Von seiner Faust rann ein feiner Blutstropfen herab, rollte zu seinen Fingern und löste sich dann von der dunklen Haut seiner feingliedrigen Hände. Er bemerkte es nicht, hob die Hand und wollte erneut auf den Tisch hauen, um seinen Ärger Luft zu machen, als eine andere sein Handgelenkt hart ergriff und ihn davon abhielt.

"Beruhige dich, Seto! Das bringt gar nichts, wenn du hier erst mal die Einrichtung zerdepperst und dich dabei unnötig verletzt!" Erst jetzt blickte er auf seine Hand herab, ballte die in Rot getauchten Finger zu einer Faust und machte sich aus dem Griff Joeys frei.

"Es will mir einfach nicht in den Kopf, was er hier will! " Seine Stimme hatte an Lautstärke zugenommen, so dass Joey es langsam mit der Angst zu tun bekam.

"Schrei hier nicht so rum, oder willst du den gleich hier im Zimmer stehen haben!" Seine Stimme klang zischend, so dass sogar Seto aufblickte und versuchte sein Herz wieder zu beruhigen. Es dauerte einen Augenblick, in welchen seine Hand begann zu schmerzen, bevor er sich an Yûgi umwandte und auf den Kleineren herab sah.

"Yûgi, ich bitte dich meinen Haushofmeister zu wecken und dazu noch nach meinen Leibdiener zu schicken. Gehe dann in die Dienerschaftsunterkünfte und wecke das Küchengesinde, damit sie ein Begrüßungsmahl auftragen. Kannst du dir das merken?" Der Kleinere nickte. Er wandte sich zur Tür und wollte schon gehen, als er sich noch einmal zu Seto umwandte.

"Es kann nicht ewig so weitergehen, Kaiba. Irgendwann werden wir auffliegen. Du bist im Herzen kein Priester, auch wenn deine Seele von einen abstammt. Man wird es früher oder später bemerken. Bitte pass auf dich auf." Dann ging er. Seto blickte nur noch auf die Tür, welche leise in den Rahmen fiel und der Raum wieder in Stille getaucht wurde. Yûgi hatte recht. Leider. Er war kein Priester, auch wenn die Rolle, welche er innehielt gut gespielt war. Irgendwann musste man etwas merken. Wenn nicht jetzt, dann in einen unbedachten Augenblick, in welchem er nicht an Edikette oder seine Abstammung dachte, sondern rein aus dem Herzen sprach.
 

Joey trat auf ihn zu, und blieb vor Seto stehen.

"Ich werde deine Hand verbinden, solange Yûgi die Leute holt." Geistesabwesend nickte der Angesprochene und hielt seine Finger Joey hin, wo noch immer das Blut langsam auf den Boden tropfte.

Gedanken rasten durch sein Innerstes, verwünschten die Zeit und die Umstände, fanden sich aber auch langsam damit ab. Yûgi war in etwas hineingeraten, von welchem er nichts wissen sollte- was eigentlich niemals hätte geschehen dürfen. Und doch war es das. Es war geschehen und hatte bleibenden Eindruck hinterlassen.

Noch immer spürte er die sanften Lippen seines ehemaligen Feindes auf den seinigen. Noch immer spürte er dessen Gier, noch immer dessen süße Würze.
 

Yûgi brauchte eine ganze Weile um das Gewünschte zu erledigen. Leibdiener und Haushofmeister waren unangenehm überrascht gewesen, als ausgerechnet Yûgi als Höfling in ihre Zellen trat, taten dann aber in ihrer geschulten Art ihre Pflichten und murrten nicht. Yûgi aber kam trotz allem nicht zur Ruhe. Als er zurück zu dem Saal ging, in welchen schon dieser Gähnend umherwuselten und die Tische deckten. Er drängelte sich durch die müde Menge und schlenderte langsam auf den Vorhof zu, auf welchen noch immer der Wesir und seine Dienerschaften standen.

Sobald er näher kam, traten seine Wachen nach vorn und erhoben die Speere. Taitji hob eine Hand.

"Lasst ihn. Der Kleine tut mir nichts." Sofort ließen sie ihre Waffen sinken und traten wieder auf ihre alten Plätze zurück.

In der Dämmerung des Abends schimmerte das Haar des Wesires in gefährlichen Schwarz. Der Mond stand nur als eine schmale Sichel am Himmel, so dass nur Fackelträger und die wenigen Lampen des Anwesens seine Gesichtszüge erhellte.

"Ich bin gespannt wann ich eingelassen werde. Was willst du hier!"

Yûgi kniete auf einen Bein nieder und senkte den Blick.

"Mein Herr wird Euch in Kürze empfangen, Wesir. Er lässt sich soeben noch ankleiden. Er rechnete nicht mit Eurem Besuch." Der Taitji erhob eine Hand und brachte ihn so zum schweigen. Seine Augen leuchteten gefährlich auf.

"Er soll sich beeilen. Ich habe ihn nicht dieses Anwesen übergeben, damit ich meinen Aufenthalt auf dem Vorhof verbringen kann!" Die Schelte wirkte. Yûgi zuckte in sich zusammen. Er besaß den Anstand weiterhin auf den Knien zu bleiben.

"Geh und erkundige Dich, ob man mir inzwischen den ansässigen Haushofmeister schicken und meine Dienerschaften versorgen kann."

Er bewegte die Hand und ließ Yûgi aufstehen, welcher schnell auf die Beine kam und eilig in das Anwesen zurückwandte.

Er konnte nicht glauben was eben geschehen war. Wie ein Befehlshaber hatte der Wesir rumkommandiert und Wünsche geäußert, welche auf die Schnelle kaum zu erfüllen waren.

Seto hatte sich bisher gut geschlagen. Er hatte sich verändert, das selbst ihm aufgefallen und wenn er an den Moment zurückdachte, in welchem er in das Zimmer kam, war ihn auch klar warum. Keine Firma stand hier und verlangte die Kälte eines Geschäftsmannes. Keine Duelmonsters-Karten mussten hier die Welt wieder auf die Beine bringen und das Böse abhalten. Aber vor allen wohl war es die Zeit und der Ort, welcher wohl veränderte. Joey war in sich vernünftiger geworden, nahm nun Dinge eher an, ohne dabei gleich an die Decke zu gehen. Seto war in sich ruhiger geworden, aber hatte dafür seine Emotionalität etwas weiter nach außen gekehrt. Noch immer gab es Momente in welchen er sich benahm als wäre er in seiner Firma, aber auch gegenüber seiner Dienerschaften war er zusehends freundlicher und nicht mehr als herzloser Herrscher verpöhnt. Schon oft hatte er bei seinen Streifgängen durch das Anwesen die Dienerschaften sprechen gehört. Es ging von Schwärmerei bei den weiblichen Dienern bis hin zu Flüchen bei den männlichen. Bei niemanden war er wirklich gern gesehen, doch nahm man ihn so hin. Das hatte sich etwas geändert. Man lernte ihn kennen, sah seinen Eigenheiten und auch die Vorteile dahinter, ebenso auch, wie man Ärger am besten aus den Weg gehen konnte. So ging alles leichter, auch für Joey und Yûgi selbst.

Er vermisste den Anderen. Sozusagen sein anderes Ich, mit welchem er so lange zusammengelebt hatte. Er vermisste die Gespräche, das leise Lachen aber auch die verhaltenen Flüche des Älteren.

Langsam blieb er stehen. Sein Blick wandte sich zu Boden, während Diener an ihm vorbei rannten und Tabletts auftrugen. Gesprächsfetzen und harsch gerufene Befehle dominierten die Atmosphäre und gaben ihr etwas hektisches.

Langsam löste er sich wieder aus seiner Erstarrung und beschleunigte seinen Schritt rasch, bis er die Dienertrauben hinter sich gelassen hatte und nur noch seinen eigenen durch die inzwischen leeren Gänge halten. Er wollte zu den Gemächern seines Herrn und dort den Haushofmeister abfangen. Jeden war klar gewesen, dass es ein gefährliches Spiel war. Eine Rolle, welche schneller zerplatzen konnte, als einen lieb war. Und dennoch war sie so warm und gewohnt wie ein eingetragener Mantel.

Seine Schritte wurden langsamer, je näher er den Gemächern kam. Er erblickte den Haushofmeister schon von weiten, wie er einen Krug mit frischen Wasser füllen wollte und trat langsam auf ihn zu.

"Gib mir den Krug und gehe auf den Vorplatz und zeige dem Gast und seinem Gefolge Gemächer welche frei sind." Sofort nickte er und gab Yûgi den Krug. Dieser nahm ihn an und blickte den erleichterten Mann hinterher, der in weißen Amtsgewand davon eilte und hinter der Ecke verschwand. Ein Lächeln glitt über seine Lippen, während er sich selbst wieder in Bewegung setzte und das Wasser zu seinen Bestimmungsort brachte. Es mochte sich einiges verändert haben, doch eines tat es wohl nie. Das sich Schwierigkeiten von vorneherein vermeiden ließen.
 

Seto legte seinen Kopf in den Nacken und atmete den süßlichen Geruch des Weihrauches ein, welcher in den kleinen Schrein neben der Tür schwelte. Seon Leibdiener hatte ihn auf seinen Wunsch hin entzündet und zusammen mit Joey, welcher noch immer im Raum weilte, hatten sie ein rasches Gebet gesprochen. Nun aber war er angekleidet worden und wurde nun geschminkt. Der junge Mann, welcher den Binsengriffel geschickt führte, trug die letzten Striche Kohell auf die Haut auf, bevor er sich etwas verbeugte und leise darum bat die Augen wieder zu öffnen. Seto erhob sich langsam. Sein langes Gewand, welches Oberkörper sowie Beine bedeckte, schleifte kurz auf den Boden. Striche in satten Schwarz umrandeten geschickt seine blauen Augen und endeten an den Schläfen. Henna war rasch auf Mund und Handflächen aufgebracht worden und das braune Haar ruhte unter einen Blaugerandeten Leinentuch.

Seto trat auf die Tür zu und wies den Diener an diesen zu verlassen und zu

fragen, wo das Wasser bliebe. Kaum hatte dieser die Tür geöffnet, stürzte Yûgi auch schon hinein. Er erblickte den Leibdiener und verneigte sich Seto gegenüber knapp.

"Herr, das Wasser. Euer Haushofmeister ist bei dem Wesir und weist ihn und seine Dienerschaften in die Unterkünfte ein." Seto nickte etwas und ließ in vollends eintreten.

Yûgi stellte den Krug auf den Tisch ab und wartete ab. Er war müde, doch war an Schlafen nicht zu denken. Niemand hatte mit einen solchen Besuch gerechnet, geschweige denn sich innerlich darauf vorbereitet, was nun wohl folgen würde.

Wie lange würde ihr Schauspiel noch halten?
 

Seto goss etwas Wasser in einen Becher und reichte ihn an Joey weiter.

Nun war es an ihnen einen kühlen Kopf zu waren, egal was kommen würde. Und doch wusste er, dass dies schwerer war, als er selbst zu glauben wagte.
 

Taitji scharrte mit den Füßen auf den Boden, so dass langsam eine Nische im festgetretenen Sand entstand. Gemurmel erhob sich, als sich als sich eine kleine Traube an Männern nährte und vor dem Taitji auf die Knie fiel. Langsam erhob dieser seinen Blick, besah sich die Personen auf den Boden und deutete ihnen dann an, sich wieder zu erheben.

Seto, Joey und Yûgi kamen wieder auf die Beine. Alle drei waren in den jeweiligen Amtstrachten gekleidet und hatten Insignien und Kohell aufgelegt. Joey und Yûgi zwar in einen einfachen goldberandeten Schurz, aber dennoch mit stolzen Blick, welcher nun auf den Besuchter ruhte.

Stille entstand, welche nur noch von den leisen Quaken der Frösche im Teich und den stetigen Summen der immerwährenden Mücken unterbrochen wurde.

Taitji seufzte ergeben und wandte sich ab.

"Unhöflich uns nicht in den Saal zu geleiten und ein Begrüßungsmahl zu halten, Priester." In seiner Stimme klang leichter Tadel mit, welcher aber gepackt in höflichen Worten gut verborgen war. Seto lächelte leicht und winkte hinter sich. Sein Haushofmeister trat hervor und verneigte sich rasch.

"Kares, bring das Gefolge in die Unterkünfte und lasse dann im Saal auftragen." Kares verneigte sich und nickte.

Er trat rückwärts aus dem Blickfeld der anderen Anwesenden und strebte raschen Schrittes zurück in das weitläufige Anwesen.

"Euch, Taitji, erbitte ich mir zu folgen. Das Begrüßungsmahl wird gleich bereit sein. Eine Erfrischung zwischendurch wird uns allen gut tun." Der Wesir blickte argwöhnischen Blickes zu den anderen auf. Dann aber nickte er, beorderte mit einer schnellen Handbewegung sein restliches Gefolge weg und zeigte dann auf den Eingang des Saals, welcher offen zwischen hohen Pylonen und Sykomoren ruhte.

"Gut, gehen wir." Er trat voran, ignorierte die neugierigen Blicke der Bediensteten und schritt langsam in den Saal ein. Männer und Frauen, ob sie nun etwas auf ihren Händen trugen oder nicht, verbeugten sich galant und glitten dann weiter.

Taitji nickte zufrieden und trat langsam auf einen kleinen Tisch zu, welcher mit Elfenbein und Elektrum eingelegt war. Rings um lagen weiche Kissen in den unterschiedlichsten Farben. Langsam blieb er stehen und ließ sich ohne Aufforderung auf eines nieder.

Seto tat es ihm gleich, bedeutete dann auch Yûgi und Joey sich nieder zu lassen. Der Wesir zog eine dünne Augenbraue fragend in die Höhe und zeigte mit einem Finger auf die Beiden Gäste.

"Was wollen die hier, Priester. Es sind Bedienstete und solche haben an unseren Tisch nichts zu suchen." Seto lachte leise auf und zog seinen Schurz gerade, bevor er die Beine wie ein Schreiber kreuzte und den Taitji anblickte.

"Da bin ich anderer Meinung, Wesir. Ihr habt sie mir geschenkt, so dass es in meinem Entsinnen ist, wie ich sie behandle und wo ich sie einsetze. Es mag euch einerlei sein, was genau mit Dienerschaften passiert." Eine Nubierin trat vor, verbeugte sich still und nahm die leeren Becher zur Hand um sie zu füllen.

Taitji blickte auf, und erhob eine Hand, als sie zu dem nächsten greifen wollte.

"Dann zeigt mir, dass sie überhaupt noch die Bezeichnung 'Diener' verdienen und lasst sie uns einschenken." Joey wollte schon aufbegehren, als Yûgi ihn als sicheres Zeichen in die Seite kniff. Er hielt den Mund, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen als Seto höchstpersönlich den Krug zur Hand nahm und weiter einschenkte.

"Ich muss nichts beweisen, werter Wesir. Sie machen ihre Arbeit gut. Das alleine zählt, ob nun in Eurer Anwesenheit oder nicht." Er stellte den Krug ab und blickte den Anderen mit kühlem Blick an.

"Sie sind mein Gefolge. Merkt Euch das." Taitji verzog fragend eine feingeschwungene Augenbraue und fischte dann nach einer eingelegten Dattel, welche in Honig gebadet auf dem Tisch stand und auf den Verzehr wartete.

"Eine recht eigensinnige Einschätzung der Dinge, Priester. Oder seid Ihr Euch so eins, dass Ihr lieber das Bett miteinander teilt, anstatt sie ihrer richtigen Aufgabe zu zuführen?" Seto zuckte unmerklich zurück. Seine Blick wurde hart, seine Augen wachsam. Er hatte einen wunden Punkt getroffen, auch wenn er selbst dies nicht wahrhaben wollte. Mit einem selbstzufriedenen Lächeln ließ sich der Wesir zurücksinken und stützte sich mit einem Schmuckbeladenen Arm ab.

"Habe ich etwa getroffen, Priester? Ihr habt Euch doch nicht in mein schönes Geschenk verguckt, oder?" Seto beließ es bei einer Antwort und nahm seinen Becher zur Hand. Das kühle Alabaster in seinen Fingern, ließ ihn etwas aufatmen, so als könne ein einfaches Gefäß die Gedanken und Gefühle schlucken, welche er in diesen Moment hegte.

Wenn es mal so wäre, schloss er für sich selbst und blickte einen Moment zu Boden.

"Ja, vielleicht will ich das so. Nehmt es einfach so hin. Es nützt doch nichts mich umzustimmen." Taitji lächelte. Er führte die Dattel zu dem Mund und biss zierlich hinein, so dass der flüssige Honig über seine Fingerspitzen lief und seine Lippen benetzte. Nachdem er die Frucht verzehrt hatte, hob er seine Finger und leckte sie langsam ab.

"Ich will Euch Eure Würde und Eure Vorliebe nicht nehmen. Es amüsiert mich aber." Er brach in seinen Worten ab. Ein breites Lächeln glitt über die honigglänzenden Lippen, während er mit den Fingerspitzen eine weitere Dattel aufnahm.

Seto blickte auf. Sein Herz klopfte an seinen Rippen, das Gewand, welches ihn kleidete, schien auf einmal zu eng zu sein. Er ließ ein kleines Räuspern hören und blickte dann klarer Augen auf. Ein Lächeln zog sich über seine Lippen, welches sich kalt und bohrend auf den Wesir richtete.

"Ja, vielleicht. Es amüsiert mich ja auch, sonst wäre es wohl nicht so. Und doch ist es wohl ebenso reiner Neid der von Eurer spricht, nicht wahr, werter Wesir?" Er selbst war es, der nun eine der Datteln aufnahm und diese kostete. Ein Diener Seiner kam herbeigeeilt und reichte ein feuchtes Leinentuch, damit sich der Hohe Priester seine Finger reinigen konnte. Es schein Seiner gleich zu sein, dass eben dieser Grund des Neides neben ihm saß, kaum einen Meter von seinen leib entfernt.
 

Joey blickte auf. In einer harschen Geste, nahm er Seto das Tuch ab, als dieser es dem Diener wieder entgegen hielt. Er nahm es an sich, spürte noch die leichte Klebrigkeit der Süßigkeit und auch die Wärme, welche von Setos Fingern auf das Tuch übergegangen war. Eine harte Erwiderung auf die Worte des Priesters lag auf seinen Lippen, doch war es wohl der Stolz und die Verwirrung die Seiner innehalten ließ. Rasch wandte er sich ab, wollte sich schon entfernen, als Yûgi den Saum des Schurzes griff.

"Bleib hier und führ dich nicht auf wie ein liebeskranker Esel!" Der Kleinere fauchte vernehmlich und zwang so seinen Freund sich wieder auf den Boden nieder zu lassen. Joey ließ sich sinken, zog die Beine zu sich heran und kreuzte sie. Yûgi hatte Recht. Er war hier kein Bediensteter, so sehr er sich auch darum bemühte den Anschein des 'Geschenkes' aufrecht zu erhalten.

Langsam hob er die Hand. Noch immer konnte er die sanfte Wärme von Seto spüren, konnte ihn so nahe neben sich riechen und seine Stimme vernehmen, eine, welche in ihrer Tonart der des ursprünglichen Kaibas sehr ähnelte, dennoch aber eine vollkommen andere war.

Ein Junge trat auf ihn zu, zeigte eine unterwürfige Verbeugung an und nahm Joey das Tuch aus den klammen Fingern. Am liebsten hätte er es an sich gedrückt und die Wärme genossen, welche er in diesem gefangen hielt. Nur ungern gab er es ab, auch wenn er wusste, dass es nun auf seine eigene Reaktion ankommen würde, diesen Zeitpunkt zu entschärfen. Denn noch während er handelte, hatten sich alle Augen auf ihn und seinen Freund gelegt. Yûgi hüstelte nervös, während Joey noch verwirrt um sich sah.

Setos Mund hatte sich zu einer schmalen Linie verzogen, als er zu Joey aufblickte und ihn schier mit blauen Augen versuchte zu durchbohren.

"Es gibt Dienerschaften, die Tag ein Tag aus nichts anderes machen. Ich kann mich nicht erinnern dir befohlen zu haben eigenmächtig zu handeln, beziehungsweise, dass ich dich entlassen haben könnte." Setos Stimme glich einem Glockenspiel. Still und rein, dennoch mit einem tiefen Unterton, welcher die eigentliche Geschichte erzählte. Eine, die nicht immer schön war.
 

Langsam senkte er seinen Kopf und sah auf seine, im Schoß gefältelten, Hände.

"Verzeiht, Priester. Ich bin über meinen Befugnisraum hinaus gegangen." Er klang so als würde er es bereuen. Vielleicht war es auch zu einem kleinen teil so, doch ein weit Größerer wollte nur, dass dieses Treffen endlich ein ende habe.

Seto nickte und wandte seinen Blick wieder den Taitji zu, welcher ihn mit einem wissenden Lächeln bedachte und dann eine Hand zu seinen Lippen hob. Nachdem er dort einen kleinen Rest des süßen Honigs auf die Fingerspitze aufgenommen hatte, leckte er diesen mit einem durchdringenden Blick wieder ab.

"Es ist doch äußerst interessant wie ernst Eure Diener ihre zugestandenen Aufgaben zu nehmen scheinen. Vielleicht hätte sich sie doch weiter mein Eigen nennen sollen, anstatt sie Euer zu schenken, Priester." Seto blickte zu dem Wesir und lachte leise auf.

"Es gibt eine Sagung, welche zeigt, dass einmal geschenkte Dinge nicht zu denen zurückkehren sollten, welche einst Urheber waren." Er zuckte leicht mit den kräftigen Schultern, so dass das Leinegewand leise raschelte und über die Fliesen fuhr. Taitji lachte leise auf und nahm dann seinen eigenen Becher zur Hand um einen Schluck des Weines zu trinken.

"O, Priester, Ihr sprecht durchaus weise Worte, doch lässt sich dies auch nicht auf alles übertragen." Seto erwiderte Lächeln und beugte sich etwas vor.

"Das vielleicht nicht, dennoch ist es hier wohl passend. Menschen sind keine Wahre, welche man ungelenk hin und her reichen kann, außer es geschieht aus freiem Willen. Wie ich aus sicheren Quellen erfuhr, war dies hier wohl nicht der Fall." Joey blickte auf. Kaiba sprach wie mit einem Geschäftspartner. Fast so als wären sie Gegenstände, lenkte er sie, zeigte ihnen eine bestimmte Richtung, in welche sie dann wirkten und wuchsen. So wohl auch bei ihnen. In den letzten Wochen hatte er sich eingebildet wenigstens ein bisschen von Seto kennen zu lernen, doch strafte dieser Tag allen seiner Ansichten Lügen. Er kannte ihn nicht, konnte nichts über seine Gedanken oder Gefühle sagen, geschweige denn mutmaßen, warum er wie handelte. Seto war ein geschlossenes Buch für ihn, auch wenn er die Fassade angekratzt zu haben schien. Nein, ganz der Alte war wohl niemand mehr nach einem solchen Abenteuer, und doch schien es, als hätte der Seto die größte Aller erfahren.

Der Priester wandte sich an einen Diener. Sofort kam ein Ägypter angerannt, und kniete vor Beiden nider. Er fragte untergeben was sie wünschen würden und senkte dabei immer weiter das dunkle Haupt. Seto blickte auf ihn herab. Seine blauen Augen maßen den Jungen mit Interesse und Erhabenheit. Ein Lächeln kleidete seine Lippen, während der Taitji sich auf den Tisch abstützte und dieses erwiederte.

"Priester, Ihr scheint reges Interesse an Jungen zu haben. Warum sucht Ihr Euch nicht ein Weib und heiratet? Ihr solltet ebenso Nachkommen zeugen, wie alle anderen auch, anstatt Euch an Jungen Blute zu laben, welches nicht Eures Standes gerecht scheint." Seto fuhr herum. Sein Blick streifte den des jungen Wesires, ehe sich ein noch breiteres Grinsen über seine Lippen legte.

"Mein werter Taitji. Mir scheint es, als würdet Ihr Euch in Gegenden wagen wollen, welche Eurer vollkommen egal sein sollten. Ob und mit wem ich mich vergnüge, sollte Eurer nichts angehen." Das Grinsen wechselte. Es wurde zu einem süffisanten Lächeln, welches mehr verhieß, als nur ein bloßes Gespräch. Er stemmte sich vom Boden hoch, übersah gefließlich den Jungen, welcher noch immer zu Knien auf den reichverzierten Fliesen hockte und beugte sich etwas nach vorn.
 

"Oder habt Ihr gar selbst Interesse an mir entwickelt, so dass Euch meine Machenschaften stören?" Setos Stimme war leise. Es klang fast wie ein Lied, welches er nur für den Wesir zu singen schien. Taitjis Lächeln verblasste nicht, selbst nicht, als die Lippen des Priesters nahe bei den Seinen schwebten.

Er erwiderte ein leise Lachen, welches nun immer breiter wurde. Unwillkürlich schloss er die Augen, wartete auf das, was kommen mochte. Setos Lächeln verblasste. Sein Blick wechselte von amüsierten zu eiskalt, während er eine Hand erhob und diese auf die Wange des Wesires sinken ließ.

"Es ehrt mich, dass Ihr Ambitionen zu verstehen scheint, doch gilt mein Interesse nicht Euch." Ruckartig blickte der Wesir auf, erwachte wie aus einem Träume und starrte Seto unverstehend an. Seine Erstarrung wich, als er sich der ganzen Tragweite des Geschehenen gewahr wurde. Ein Hauch Röte, ob nun die des Zorns oder der Erregung, fuhr über die weiche Haut. Er zuckte zurück, wollte schon aufstehen, als er das Gleichgewicht verlor und wieder zu Boden sank. Sein Blick wich ungläubig und haftete dann am Boden.

"Ihr habt gewonnen, Priester." Seto lehnte sich zurück und lächelte. Ein kleines Räuspern ließ ihn wieder zu Boden blicken. Noch immer hockte der junge Ägypter auf den Boden und presste die, inzwischen aufgeriebene, Stirn gegen den kühlen Stein.

Überrascht blickte Seto auf den Burschen herab, hob eine Hand und lächelte verdrießlich. Er legte sie auf das dunkle Haupt des Jungen und strich kurz darüber.

"Sage mir, wer bist du und was arbeitest du hier?" Der Junge blickte auf. Seine braunen Augen leuchteten auf, als der Priester ihn zudem noch bedeutete sich wieder zu erheben. Rasch erhob er sich und kam auf die Beine.

Dann blickte er zu Boden.

"Mein Herr, mein Name ist Maren. Ich bin oberhalb des ersten Kataraktes geboren, bis meine Familie in Eure Dienste trat." Wieder senkte er den Blick, aber nun vollends, so dass sein Haupt fast auf der schmalen Brust ruhte.

Seto reckte sich, griff nach oben und legte sacht eine Hand unter das Kinn des Jungen.

"Blicke mich an, wenn ich mit dir spreche. Welchen Posten hast du inne?" Maren sah auf. Die sonst ängstlichen Augen blickten überrascht, während er versuchte seine Glieder zu lockern und die Schultern zu straffen.

"Ich bin nur ein einfacher Küchengehilfe, Herr.", antwortete er und seine dunklen Augen leuchteten auf.

Seto nickte verstehend und wandte sich dann zu dem Wesir um, welcher ihn musternd betrachtete.

"Ihr lasst wirklich nichts anbrennen, Priester. Entlasst den Jungen und wir können zu dem kommen, weshalb ich Euch eigentlich aufgesucht habe." Seto lächelte sanft und sah noch einmal zu Maren auf, welcher langsam begann von einen Fuß auf den anderen zu treten.

"Geduldet Euch, werter Wesir. Maren, wie alt bist du, und was möchtest du später mal machen?" Dieser kniete nun zu Boden. Er selbst, ein einfacher Gehilfe aus dem Küchentrakt, sprach mit dem Herrn des Hauses. Eine Situation, welcher er nicht gewachsen war.

"Priester, ich bin dreizehn Lenze alt und möchte später einmal Eurer Majestät als Priester oder Schreiber dienen." Seto nickte verstehend. Er hob eine Hand. Sofort kam eine der Wachen angelaufen und verbeugte sich tief.

"Geleite Maren zu dem Tempelgebäude und zeige ihn dort vor. Sage, dass du von mir kommst und das dieser Junge eingegliedert werden soll. Ich werde des morgigen Tages selbst zu ihm gehen." Die Wache nickte, schulterte geschickt die Waffe und verbeugte sich leicht. Ein Blick auf den Jungen genügte, so dass er sich ebenso verbeugte und ein leises Danke murmelte. Schnellen Schrittes folgte er der Wache, welche harsch den Raum durchmaß und die Diener an den Seiten fast dabei umrannte.

Seto nickte zufrieden und sah dann auf den Wesir.

"Ich möchte ihn später einmal zu meinem Schreiber machen. Deshalb fragt nicht, sondern nehmt es so hin. Er muss nur den richtigen Weg finden."

Er sprach wie der Priester selbst, als wäre er nicht nur ein Abbild des alten Ichs, sondern das Ka, welches nun den Körper wiedergefunden hatte und lebte.
 

Joey blickte auf. Die gesamte Zeit hatte er dieses Gespräch verfolgt, hatte dennoch aber geschwiegen, auch wenn Worte Seiner auf den Lippen lagen. Dies hatte nicht mehr die Ähnlichkeit mit dem was er kannte, oder sich erhofft hatte. Dieser junge Mann sprach wie einer von ihnen, handelte ebenso, ohne Rücksicht auf Umstehende zu nehmen und blickte ebenso aus kalten Augen auf, wie ein Mann, welcher wusste, dass nur ein Spiel einen weiter bringen konnte.

Seine verkrampften Finger, welche die gesamte Zeit über in seinem Schoß gelegen hatten, versuchten sich zu regen. Sein gesamter Körper verharrte wie in gespannter Fassung, wartend auf etwas, was diese Situation beenden könnte. Doch es kam nichts. Joey blickte sich um. Sein trauriger Blick streifte die anwesenden Edelleute, welche in lockerer Runde zusammen saßen und in Gespräche vertieft waren. Nichts mehr schien übrig zu sein, von dem Mann, welcher ihn noch Momente vorher geküsst hatte. Nichts! Nur noch eine leere Hülle ohne Herz.

Er wollte und konnte es nicht glauben, doch zeigte ihn eine jede Handlung des schlanken Leibes, dass er richtig in seiner Annahme liegen musste.

Er wandte sein Haupt ab, sah auf den Fliesenboden, auf welchem sich bunte Sitzkissen tummelten und ignorierte den besorgten Blick Yûgis, sowie auch dessen Hand, welche seine suchte, um diese zu nehmen.

Es hatte keinen Sinn. Es hatte keinen Sinn sich Hoffnungen zu machen, oder einem Träume hinter her zu rennen, welcher nun weiter entfernt schien, als noch zu Anfang. Ebenso war es unsinnig sich Gedanken über einen Menschen zu machen, welcher kalt im Herzen, wie auch in der Seele war. Und doch wusste er es besser. Wie sie alle, war Seto zu einem Schauspieler geworden. Einen Darsteller, welcher andere täuschte um selbst zu überleben.

Joey blickte auf. Sein Blick blieb an den bohrenden Augen Setos haften welcher auf Seiner herabsah und eine feingeschwungene Augenbraue in die Höhe hob.

"Ist etwas nicht in Ordnung?" Setos Stimme klang ebenso sanft wie bei dem Wesir, welcher sich nun aufstemmte und die schlanken Glieder streckte. Er verbeugte sich etwas, lächelte in sich hinein, und trat dann mit einem lauten Ausruf auf einen der Minister am anderen Ende des Raumes zu. Joey stieß hörbar erleichtert den Atem aus. Seine Hand, welche nun doch die Finger Yûgis umfing, löste sich langsam und er konnte selbst wieder frei Luft schnappen.

"Ist alles in Ordnung, fragte ich!" Setos Ton war noch immer der selbe, auch wenn man genau spürte, wie viel Ungeduld darin mitschwang. Joey streckte sich. Sein Oberkörper glänzte in den Schein der Lampen auf, welche zuhauf an den Wänden des weitläufigen Saales angebracht waren. Ein Schweißtropfen rann über die Muskeln und ließen den Schatten der sanften Rundungen aufleuchten.

Dann reckte er sich, schob die Schultern nach hinten und blickte Seto an.

"Vielleicht könnt Ihr, werter Priester mir erklären, was dieses Geflirte soeben sollte!" Seto wandte ihm seinen Blick zu. Seine Lippen schwangen sich zu einem amüsierten Lächeln, welches auch nicht verblasste, als Maren Speisen brachte und die Becher mit Wein auffüllte. Fast geräuschlos zog er sich, nach einer tiefen Verbeugung, wieder zurück. Seto schloss die, mit Kohell umrandeten, Augen und lehnte sich etwas zurück.

"Ist da etwas jemand eifersüchtig?" Joey biss sich auf die Lippen. Es war weniger der Umstand, welcher ihn aufregte, mehr noch die Tatsache, dass er zuvor selbst einen Kuss von diesem Mann zugelassen hatte.

Er wollte seinen Zorn besiegen, ihn nicht zulassen, aber sein Herz pochte so laut in seiner Brust, so dass es in seinem Ohren rauschte.

Mit einem Satz sprang er auf, wollte nach Seto greifen, als dieser schon zurück wich. Die Menschen sahen von ihren Beschäftigungen auf, der Taitji blickte überrascht zu dem Geschehen. Wachen, welche zu jeder Seite des Saales ihren Dienst hielten, stoben herbei, wollten Joey schon schnappen und zu Boden pressen, als Seto eine Hand erhob und deren Einhalt gebot. Sein Blick glich den eines Wolfes, während sein ganzer Körper vor Anstrengung, die innerliche Wut zurück zu halten, bebte.

Langsam erhob er sich von dem Kissen, auf welchem er gesessen hatte und richtete sich zu voller Größe auf. Das Gold, welches sein Gewand schmückte, glänzte im stetigen Schein der Fackeln auf, und warf Schatten auf das mühsam beherrschte Gesicht. Die Wachen murmelten leise zueinander, einer nahm Joeys Arm und drehte ihn auf den Rücken, so dass dieser sich kaum noch regen konnte. Sein Gesicht, welches wutentbrannt zu Seto aufsah, wurde zu Boden gepresst und so festgehalten ohne das er sich noch groß hätte rühren können. Der kalte Stein brannte sich wie ein Feuereisen in seine Haut, ließ ihn gleichzeitig schaudern aber auch schwitzen.
 

Seto trat einen Schritt näher. In seinen Augen war die Verachtung für diesen Moment und zu seinen Pflichten zu lesen, doch wagte es niemand dem Ton Einhalt zu gebieten. Selbst Yûgi nicht, welcher aufgrund des Vorfalls von Wachen umrundet inne halten musste.

Der gesamte Saal verharrte in Ruhe, als Seto bei Joey stehen blieb. Die Getreuen, welche sofort herbei gestürmt kamen, waren das einzige Geräusch, welches noch die bedrohliche Stille störte. Rasch scharrten sie sich um Seto und legten ihre Hände auf die Waffen, welche griffbereit an ihren Ledergürteln hingen. Der Priester erhob abermals eine Hand und scheuchte sie mit einer barschen Handbewegung weg. Sie traten zurück, gesellten sich zu den abwartenden Wachen und den verschreckten Dienerschaften.

"Joey, manche Dinge müssen geschehen, damit man selbst weiter seinen Weg finden kann. Es ist schade was hier geschah, jedoch nicht zu ändern." Joey blickte aus seiner unbequemen Lage auf. Er versuchte den kalten, fast zweifelnden Blick mit den leise ausgesprochenen Worten des Gesagten zu verbinden, doch kam zu keiner Lösung. Seto erhob den Arm. Seine Insignien der Macht, das Band, welches seinen Oberarm bedeckte, leuchtete wie durch Zauberhand auf.

"Bringt ihn in eine Zelle, welche mit frischem Stroh ausgelegt ist und eine Kruke Wasser! Ich entscheide später, was mit ihm geschehen soll!" Sofort stürmten die Wachen heran, hoben Joey hoch und wollten ihn abführen, als dieser sich losriss.

"Ich kann allein laufen!", zischte er und wandte sich um. Festen Schrittes folgte er den Männern, welche kampfbereit vor Seiner herschritten. Nur noch ihre Schritte waren in der Stille zu vernehmen, welche in diesem Moment herrschte. Seto wandte seinen Blick von dem Gang ab, in welchen Joey und die Männer von dem Dunkel verschluckt wurden und wandte sich an die abwartende Menge im Saal. Neugierig wandten sich Seiner zahlreiche Häupter zu und warteten auf weitere Anweisungen.

"Ich entschuldige mich für diesen bedauerlichen Vorfall. Bitte esst und trinkt weiter!" Der Oberste der Heset, wandte sich schnell den Tänzern und Musikanten zu, welche sich in eine Ecke geduckt hielten. Er zischte einen Befehl und schon traten die Männer und Frauen wieder hervor um ihre geschmeidigen, mit Öl eingeriebenen Körper zu dem Takt der Handtrommeln und Fingerzimbeln zu wiegen.

Die Wachen, welche sich um Yûgi gescharrt hatten, wandten sich ab, als Seto ihnen mit einer Handbewegung bedeutete wieder auf ihre Posten zu verschwinden.

Dann erst ließ er sich selbst wieder auf die vielen Kissen auf den Boden sinken.

Yûgi blickte auf. Er richtete seinen Schurz, welcher bei den Tumult über seine Oberschenkel gerutscht war und blickte aus fragenden Augen zu dem Priester auf.

"Seto.. Ich.. Wann lässt du Joey wieder frei?" Dieser blickte vom Boden auf, auf welchen er seinen Blick gehaftet hatte. Seine Augen versuchten für ihn selbst eine Frage zu beantworten. Langsam und zögerlich schüttelte er den Kopf. Er wollte zu einer Antwort ansetzen, als eine Stimme ihn aus den Gedanken riss.

"Wenn das nicht mal eine erfrischende Situation war...!" Mit einem Seufzen ließ der Wesir sich wieder auf seinen Platz sinken und stützte seine beringten Arme auf den Tisch ab. Seto blickte erschrocken auf, hatte sich dann aber wieder schnell im Griff.

"Was meint Ihr?", fragte er fast atemlos, während er einen abbittenden Blick zu Yûgi schickte, welcher sein Haupt senkte und zu Boden starrte.

Taitji beugte sich vor. Sein musternder Blick ruhte auf den jungen Priester zu seiner Seite. Seto blickte ihn an. Sein Körper spannte bei der Anstrengung die Beherrschung zu wahren, während seine Gedanken rasten.

Der Wesir kam Seiner näher.

"Ihr müsst nicht antworten. Ihr seid nicht der, für den Ihr Euch verkaufen wollt. Um das zu beweisen, werden wir morgen reisen." Yûgi sprang bei den Worten auf. Seine Augen blickten Angstvoll auf Seto und wechselten zwischen den beiden jungen Männern hin und her.

Er wollte auf den Wesir zustürzen, als Taitji eine Hand hob und ihn so Einhalt gebot. Seine Augen wechselten von freundlich zu einem Blick, welchen niemand bestimmen konnte.

"Wir werden zu dem Palast des Einzig-Einen reisen. Dann werden wir wissen, wie echt Ihr seid, Priester..."
 


 

+++
 

Riasamun blickte auf. Die Diener hatten Platten aufgetragen, von welchen der Duft von gegartem Antilopenfleisch und süßem Brot herüberwehte. Er hatte seinen Platz auf der Estrade des Pharao gefunden und übersah nun raschen Blickes die munter schwatzende Menge, welche Seiner zu ehren herbeigekommen war. Seine Weihe lag kaum wenige Momente zurück und doch schien der Zauber schon verflogen. Verstohlen blickten manche zu ihm rüber, beugten sich vor und tuschelten leise zu anderen, welche dann einen Blich mit den Priester zu wechseln gedachten. Riasamun fühlte sich fast fehl am Platze. Der Einzig-Eine selbst speiste in trauter Beisamkeit seiner angestammten Priestern, und selbst wenn man ihn einen Platz in den mächtigeren Gefilden zugestand, war es dennoch nicht einer einigen Runde gleich. Mahaado saß nicht weit von ihm auf einen der Sitzkissen, welche verbreitet auf den weitläufigen Boden des Saales lagen. Schweigend speiste er die verschiedenen Happen, welche vor Seiner aufgehäuft auf einer Platte lagen. Sein Blick hatte er zu Boden gesenkt. Es schien als wäre er in seinen Gedanken versunken. Gelächter der anderen wehte zu Riasamun rüber, als er sich mit einem Nicken bei einer jungen Frau bedankte, welche seinen Becher nachfüllte und sich dann wieder unauffällig zurückzog. Es war einerseits eine heimische Atmosphäre, andererseits war aber die Kluft zwischen den Rängen nie deutlicher zu spüren gewesen.

Langsam richtete er sich auf. Seine Glieder waren steif vom langen sitzen. Er sehnte sich nach einer unbekannten Ruhe, welche er nur in seinem Gemach oder allein in der tiefen Dunkelheit des weiten Gartens finden konnte.

Bevor er es sich anders überlegen konnte, wandte er sich und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Einige blickten zu ihm rüber, beschäftigten sich dann aber wieder mit ihren Gesprächen. Auch Mahaado hob seinen Blick von den dampfenden Happen und verzog fragend das Gesicht.

Riasamun erhob sich. Er winkte mit einer Hand ab und schickte sich an die Estrade zu verlassen. Mahaado blickte ihm nach, als der junge Mann die Erhebung im Boden verließ und langsam seinen Weg zu den hohen Pylonen suchte, welche am prachtvollen Garten anlagen und den feiernden Gästen einen Ausweg aus dem Feststagsgetümmel gestatteten. Riasamun folgte diesem Wege. Langsam trat er aus dem Palast in den üppigen Garten hinaus, blickte sich um und winkte dann einer der Wachen zu, welche sich zu jeder Seite der Außenmauern aufgestellt hatten.

"Sorge dafür, dass ich ungestört bleibe. Ich will zu dem Teich gehen." Der Mann nickte, und blickte den Priester nach, als dieser sich abwandte und langsam den steinernen Weg herabging, welcher zu dem Ufer des Teiches führte.

Es war die Ruhe, welche Seiner antrieb. Eine Stille, welche sich nicht nur über Geist und Körper legen sollte, um so die Angst und die Fragen zu löschen, welche Seiner innewohnten. Er liebte die Nacht. Schon als er nur in einer Schenke gelebt hatte, saß er oft draußen und genoss Nachts die Dunkelheit und die Ruhe, welche diese über das Land ausstrahlte. Ein seltsamer Gedanke, wenn Riasamun es richtig betrachtete, und doch war es einer der wenige Momente, in welchen er wirklich noch er selbst sein konnte.

Sein Weg führte ihn an den steinernen Rand des riesigen Teiches, welcher sich auf den Anwesen des Einzig-Einen befand. Noch nie war er selbst so weit vorgedrungen. Meist hatte er sich in den Gefilden des weiten Palastes aufgehalten, mit Papyrusrollen unter den Armen und einen Binsengriffel zwischen die Zähne geklemmt. So war er an sich selbst gewachsen, beherrschte nun nicht nur die alten Schriften, sondern auch Pfeil und Bogen ebenso gut wie eine leichte Ausgabe des Wurfstockes, mit dem auch der Pharao selbst jagte.

Es war eine schöne Zeit gewesen. Riasamun hatte nicht nur die Luft und Geflogenheiten des Palastes kennen gelernt, sondern auch nach ihnen gelebt, ohne wirklich an die Regeln dessen gebunden zu sein. Mahaado hatte Seiner nach Kräften unterstützt. Nur selten hatte er noch die anderen Priestern gesehen oder mit ihnen gesprochen. Auch Akunadin nicht. Er trug ihm nichts nach. Nicht einmal der Pharao, noch Mahaado hatten je wieder über den Vorfall gesprochen. Er schien aus den Erinnerungen getilgt zu sein, wie auch die Kindheit, welche er in Waset verbracht hatte.

Langsam blieb Riasamun stehen. Er blickte auf das heilige Wasser hinaus, sah auf die wenigen Blätter welche auf den Nass schwammen und leise im Wind trieben. Sie schwankten hin und her, wiegten sich in der leichten Brise und schienen die Ruhe selbst zu sein, im Gegensatz zu den Lärm, welcher aus dem Palast herauswehte.

Riasamun ließ sich langsam auf den steinernen Rand nieder. Er zog die Knie an und lehnte seine Arme darauf. Der Mond, welcher als halbe Sichel am Himmel stand, brach sich auf dem Wasser, welches in kleinen Wellen gegen die Umrandung strömte und wieder zurück schwappte. Er legte den Kopf auf seine Arme und schloss einen Moment lang die Augen.
 

Wie würde das Leben nun werden? Wie waren die Veränderungen zu dem, was er kannte? Die Freiheit, die lockeren Gespräche mit dem Einzig-Einen selbst? Riasamun schüttelte den Kopf. Alles würde sich an das, was einen Priester zu erwarten hatte, anpassen. Selbst wohl die Treffen mit seinem Meister, würden ein Ende finden.

Er schloss die Augen. Langsam stieß er die Luft aus seinen Lungen, nur um dann frische nachzuziehen und diese zu genießen. Nichts sollte diesen letzten Moment stören. Nichts..

Als wolle sich das Schicksal gegen ihn entscheiden, vernahm Riasamun im nächsten Moment Schritte hinter sich. Rasch drehte er sich um und blickte auf die hochgewachsene, kräftige Gestalt, welche sich Seiner nährte. Erst als er erkannte, wer sich einen Moment später neben ihm niederließ, stieß er die unwillkürlich angehaltene Luft wieder aus. Mahaado erhob seinen Kopf und blickte auf den jungen Mann herab.

Dann wanderte sein Blick weiter, während er ebenso wie sein Schüler die Beine an den Körper zog und innehielt. Einen Moment lang genoss auch er die Ruhe, welche der See verströmte. Nach wenigen Augenblicken aber, wandte er sich Riasamun zu und betrachtete ihn aus wachen Augen.

"Du- Ihr kommt nicht annährend damit klar Priester zu sein, nicht wahr?" Riasamun blickte erschrocken neben sich. Das nun auch er mit solcher Höflichkeit angesprochen wurde, welche sonst nur den hohen Würdenträgern gebührte, daran musste er sich erst gewöhnen. Dann aber lächelte er, während sein Blick wieder zu der ruhigen Oberfläche des Wassers glitt, auf welcher sich gebrochen die Mondsichel widerspiegelte.

"Ja, vielleicht." Seine Antwort war leise, fast so, dass Mahaado sie nicht verstanden hätte. Dann aber nickte er verstehend und teilte seinen Blick mit dem seines ehemaligen Schülers.

"Ihr genießt nun dieselben Privilegien wie auch wir, Riasamun. Auch wenn wir zudem noch Hüter der Millenniumsgegenstände sind, ändern dies nichts an Eurem Rang und den dazugehörigen Pflichten." Riasamun blickte überrascht auf und ließ seine Arme an die Seiten sinken. Mahaado blickte auf, und lächelte knapp.

"Ihr seid ein Freund des Einzig-Einen, was Euch mehr Macht als einen gewöhnlichen Priester zugesteht. Alle haben wir noch weitere Posten und seien diese noch so unbedeutend. Und doch nehmen wir sie wahr." Sein Gegenüber nickte leicht und lächelte traurig, während er sich langsam nach hinten legte und die Kühle des abendlichen Rasens an seiner Haut genoss.
 

"Mahaado.. kann ich Euch um etwas bitten?" Auch er löste sich aus seiner Erstarrung. Er nahm die Hände von den Knien und stützte sich nach hinten auf, um Riasamun besser ansehen zu können. Dessen Augen waren geschlossen und erst als er sprach, öffneten sie sich wieder und ließen einen Blick auf sein Innerstes zu.

"Ich möchte Euch bitten diese Nacht noch nicht den Priester zu sehen, welcher ich heute geworden bin. Sondern einfach nur Euren Schüler, einen Menschen neben Euch, den Ihr als Freund ebenso sehen könnt, wie als Gestalt außerhalb der Palastmauern. Denn etwas anderes bin ich noch immer nicht. Titel können nicht über eine Seele richten oder diese anders werden lassen. Unter dem Schein des Mondes sind wir alles gleich, Mahaado." Dann schlossen sich seine Lider wieder. Ob er nun der Reaktion auf das Ausgesprochene oder den Blickes seines ehemaligen Meisters entgehen wollte, das wusste er selbst nicht. Wie in schmerzlicher Deutlichkeit merkte er den ausgekühlten Boden und das trockene Gras an seiner Haut. Er kreuzte die Arme unter seinem Nacken und legte den Kopf weiter zurück. Mahaado antwortete nicht. Er starrte wie gebannt auf den jungen Mann herab, welcher die Worte gesprochen hatte und nun so wirkte, als wäre er wieder ein ganz normaler Junge aus der Provinz Wasets. Ein Lächeln glitt über seine Lippen, als er sich selbst schwungvoll nach hinten gleiten ließ und mit geschlossenen Augen auf dem weichen Untergrund aufkam. Er schloss die Augen und ließ, wie sein Nachbar auch die ersehnte Kühle auf sich wirken.
 

"Seltsam sich von seinem eigenen Schüler belehren zu lassen.", murmelte er leise, während er ein leises Lachen nicht unterdrücken konnte. Riasamun öffnete schlagartig die Augen und wandte seinen Kopf Mahaado zu, welcher genau neben ihm lag.

"Aber, Ihr.." Der Hüter des Ringes, drehte sich mit dem Oberkörper um und streckte eine Hand aus.

"Tscht. Nicht 'Ihr'. Hattest du nicht selbst gesagt, dass unter dem Mond alle gleich sind? Auch wenn es nur für diese Nacht ist?" Riasamun musste sich ein Lächeln verkneifen. Geschickt wandte er sich zu Mahaado um, welcher mit einem Grinsen auf den Lippen auf ihn herablächelte. Der junge Mann nickte. Erst dann nahm Mahaado seinen Finger von den Lippen des Anderen und schloss einen Moment die Augen.

"Rias, ich.. ich habe die Zeit genossen, welche wir zusammen inmitten von Papyrusrollen verbrachten. Das Lernen, die Stunden, auch wenn sie nur von den Göttern geborgt waren.. Alles das war etwas besonderes, und dafür möchte ich dir danken." Mahaado drehte sich wieder auf den Rücken und sah in die Nacht hinaus. Der Himmel zeigte sich voll von Sternen, welche im Dunkel funkelten. Sie waren wie die Menschen. Auf die Ferne schön anzusehen, doch stellten sich die Meisten als Ungetüme dar, welche nur angestrahlt vom Licht der Sonne ihre Erhabenheit nach Außen priesen. Mahaado liebte den Anblick. Sie weckten in ihm Erinnerungen an vergangene Nächte, in welchen er einsam auf den Palastdach gesessen hatte und die Zeit inmitten der funkelnden Punkte einfach nur hatte verstreichen lassen.
 

Damals war auch er selbst noch ein Junge gewesen. Ungeahnt der Nächte, welche er heute allein in seinem Gemach auf dem Lager verbrachte.

Er spürte eine Bewegung neben sich. Riasamun drehte sich auf den Rücken und blickte auf den selben Punkt wie sein Meister, einen Stern, welcher am hellsten von allen zu leuchten schien. Langsam erhob er einen Arm und streckte den Zeigefinger aus. Das Gold, welches seine Oberarme umspannte, lockerte sich und klirrte leise bei der Bewegung auf.

"Ist das nicht der Sopet-Stern, welcher das neue Jahr angekündigt hat?" Das Fest, zum Beginn des neuen Jahres, war vor wenigen Tagen vorbeigegangen. Froher Miene hatten die Priester des Tempels den Stand des Hapi gemessen und freudig verkündet, dass der Nil dabei war anzusteigen. Es würde ein prächtiges Jahr werden, welches eine reiche Ernte hervorbringen würde.

Mahaado nickte und lachte leise.

"Du hast gut aufgepasst, Rias." Er schloss abermals die Augen, als eine leichte, winterliche Brise aufkam und Beider Haut sanft streichelte. Der Junge Priester an seiner Seite nickte knapp und blickte weiter zu dem hellen Punkt hinauf, welcher ein erneutes Jahr ankündigte. Es sollte eines werden, welches prachtvoll für das Land werden würde. Es sollte sich in seiner schönsten Form zeigen.
 

Abermals wehte Gelächter zu ihnen hinüber. Die leisen Schritte der patrouillierenden Wachen waren fast das einzige Geräusch in der sonstigen Stille der Nacht. Rias wandte seinen Blick vom Himmel ab und sich zu Mahaado um. Bei dem leisen Rascheln des leinenen Gewandes, drehte dieser den Kopf zu ihm und öffnete die Augen. Im schwachen Licht des Mondes erschienen die Augen des jungen Mannes geheimnisvoll, fast so als stammten sie von einem der Götter selbst. Rias lächelte leicht und erhob eine Hand. Sanft berührte er die Wange Mahaados, strich über die seidene Haut und hielt dann inne. Es waren keine Worte für einen solchen Moment von Nöten. Die Geräusche formten sich zu einem Gesamtbild, stimmten so in das leise, fast unhörbare Gezirpe der Grillen ein, welche am Teichrand saßen und ein nächtliches Ständchen gaben. Rias beugte sich etwas vor.

"Ihr habt mich vieles gelehrt, Priester, doch eines werdet selbst Ihr mir nicht abringen können."

Seine Hand wanderte von der Wange Mahaados zu dessen Lippen und strich sanft darüber. Dieser schloss langsam die Lider und ließ es geschehen. Fast unwillkürlich öffnete er leicht den Mund, sog die kühlere Nachtluft ein und genoss die sachten, probierenden Berührungen seines ehemaligen Schülers. Riasamuns Fingerspitze fuhr eine jede Linie der feingeschwungenen Lippen entlang, schlüpfte etwas hinein, nur um von Mahaados Zungenspitze erwartet zu werden, welche sanft die feste Haut umwanderte.

"Wie man selbst vor den Göttern noch zeigen kann, dass etwas vollkommen falsches, doch so richtig sein kann.." Er kam näher, spürte nun mit einer jeden Faser des angespannten Körpers den seines Meisters an sich, erschauderte unter der leichten Gänsehaut, welche sich bei ihm einstellte. Er ersetzte langsam seine Finger durch seine eigenen Lippen. Sie legten sich wie ein sanfter Schleier auf die Mahaados, bevor dieser sich weiter an seinen Schüler anlehnte und ihn näher zu sich zog. Beide Gestalten verschmolzen in einem Kuss voller Sanftheit. Lippen, welche sich sacht erforschten, Leiber, welche im vollkommenden Einklang zu der Natur einander wähnten.

Erst nah einigen Momenten ließen beide atemlos voneinander ab. Mahaado schob vorsichtig die Kopfbedeckung Rias' von dem schwarzen Haar, nur um dann die eigenen Finger in der schwarzen Mähne zu vergraben. Er zog ihn näher, blickte ihn in die grün-leuchtenden Augen und lächelte.

"Ist dies der Verbund, welchen zwei Menschen eingehen, wenn die Nacht sie von jeglichem Range befreit?" Rias lächelte nur. Er strich eine verirrte Strähne des braunen Haares aus dem Gesicht seines Meisters, bevor er sich abermals nach vorn beugte und abermals Tribut für das forderte, was sich nach langen Monaten vollends entwickelt hatte.
 

+++
 

Seto ließ seinen Kopfschmuck auf das Lager gleiten. Die Dämmerung des neuen Tages hatte eingesetzt. Rê war dabei neu geboren zu werden. Atemu hatte erst vor wenigen Minuten selbst angeheitert den Saal verlassen. Mit ihm einige seiner Priester, und Gäste, welche nicht mehr laufen konnten oder Ärger machten. Seto hatte nicht viel des süßen Weines genossen, welchen man allen Anwesenden zuhauf servierte. Selbst nicht, als Karim ihn angestubbst und lallend gefragt hatte, wo denn der Priesterneuling und dessen Meister abgeblieben seien. Seto hatte nur mit den Schultern gezuckt und nach einem Kanten Schatbrot gegriffen und langsam gegessen. Karim war schnell vom Thema abgewichen, hatte sich an den Pharao gewandt, welcher mit leicht erröteter Nasenspitze die abenteuerlichsten Theorien anstellte.

Seto winkte seinen Leibdiener heran und verlangte nach einer Kruke frischen Wassers. Schnell verschwand dieser aus der Tür. Der Priester knüpfte den langen Schurz auf, bis dieser nur noch locker auf seinen schmalen Hüften hing, als sich der Mann wieder zurückmeldete. Rasch stellte er den Krug und einen Becher auf einem Tischen ab und wandte sich dann Seto zu. Entkleidet und gewaschen, ließ dieser sich nach wenigen Momenten auf sein Lager sinken und schloss die Augen. Der Leindiener verschwand durch die Tür und schloss diese leise, um sich selbst auf seinem Lager nieder zu lassen. Er hatte seinen Schlafschurz angelegt und den Weihrauch, welcher schon seit seiner Ankunft brannte, gelöscht. Der Abend war angenehm kühl. Sogar reichte der Lufthauch, welcher der Windfang in der Decke einließ, aus um den erhitzten Körper die nötige Kühlung zu verschaffen.

Seto erhob einen Arm und legte ihn langsam über seine brennenden Augenlider. Es war ein ereignisreicher Abend gewesen, an welchem manche Dinge lieber ungesagt geblieben wären. Und doch war er froh, dass es nicht so gewesen war. Er war nie der Typ gewesen, welcher sich am allgemeinen Klatsch beteiligt hatte, dennoch aber hatte auch er Ohren für die neusten, internen Skandale. Er hatte noch immer die trunkene Stimme Karims im Kopf, welche lautstark verkündete, das dieser Interesse an einer der Heset, der Tempeltänzerinnen hätte, welche ihre wohlgeformten Körper zu den Klängen der Sistren wiegten. Seto hatte nur den Kopf geschüttelt und einen Schluck des Weines getrunken, welcher süß und kühl seine Kehle herabgeronnen war. Dann, wie es schien Stunden später, hatte sich der Einzig-Eine endlich erhoben und sich selbst auf sein Gemach begeben, in welchem er nun verweilte. Seto musste auch jetzt noch an eine der jungen Frauen denken, welche mit ihrem langem, dunklen Haar und den vollen Lippen den Pharao schöne Augen gemacht hatte. Das war es wohl gewesen, was auch Seto zum Aufbruch drängen ließ.

Ein leises Stöhnen entfuhr seinen Lippen, während er sich abermals aufsetzte und zu der Sternenklaren Nacht sah, welche sich hinter dem kleinen Fenster seiner Zelle abzeichnete. Er beließ absichtlich die Binsenmatten nach oben gerollt, um so noch einen Hauch mehr von der frischen Brise zu bekommen, welche durch Windfang und Fenster hineinwehten. Es würde eine schlaflose Nacht werden, dass wusste er. Eine Nacht voller Gedanken und innerlicher Träume, welche nicht nur durch das Verhalten des Pharaos erneut hinaufbeschworen, sondern auch verstärkt wurden.

Er sollte Recht behalten. Es dauerte fast die gesamte Morgendämmerung, bis auch der letzte sein Bett aufgesucht hatte und Ruhe im Palast eingekehrt war. Nur noch das verhaltene Gekicher mancher Damen in den Priestergemächern war zu vernehmen. Seto zog das leichte Leinentuch über seinen Körper und schloss die Augen. Er hatte sich schon längst der elfenbeinernen Kopfstütze entledigt und benutzte einen Arm als Kissen für sich. Rê stand schon hoch am Himmel, als auch er endlich ein Auge zumachen und sich einen unruhigen Schlaf überlassen konnte.
 


 

TBC
 


 

Bis zum nächsten Mal!
 


 

Negeos



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dragon1
2006-12-19T08:57:37+00:00 19.12.2006 09:57
Sorry, dass ich jetzt erst zu einem Kommi komme!!
Also, das Kapitel hat mir wie jedes andere wieder gigamäßig gefallen.
Ich hoffe das nächste bekomme ich dann wirklich, ok? *g*
Und ich möchte dir auch danken:
1. dass du mir einen Dank ausgesprochen hast, obwohl ich noch gar nix getan hab,
und
2. dass du mich jedes Mal mit deiner Geschichte in den Ban ziehst!
Der wesir wird es bestimmt noch merken und darauf bin ich wahnsinnig gespannt!
Ich freue mich auf das nächste Kap und hoffe es lässt nicht zu lange auf sich warten! *knuddl*

ganz ganz liebe Grüße!
*knuffz*
deine Dragon
Von: abgemeldet
2006-10-26T16:33:47+00:00 26.10.2006 18:33
ja endlich wieder ein neues kap.
hab schon lange auf das gewartet.
also seto ist wirklich ein guter schauspieler aber was wird sein wenn sie dort sind dann gibt es ja zwei setos oder?
yugi kann dann endlich sein zweites ich wieder sehn, ob er sich freuen wird?
mach so weiter.


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