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Raumschiff Hiroshi II

von

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Bekanntschaften

Auf ihrem Zimmer angekommen sah sich Happy zunächst nach Jessica Lewis um, welche ja ihre Zimmergenossin war, doch von ihr war nichts zu sehen. "Vom Erdboden verschluckt!", meinte Happy zu sich selbst, da fiel ihr ein: "Ach geht ja gar nicht... die Erde ist so weit weg... also wo kann sie sein?" Sie gab die Suche aber auf, noch bevor sie diese begonnen hatte, da sie bemerkte, dass es sie nicht wirklich interessierte. Und diese Einsicht war vermutlich der Grund, warum gerade als die Rothaarige im Waschraum vor dem Spiegel stand und versuchte, etwas Anständiges aus ihrem Haar zu machen, die Tür aufging und benannte junge Frau eintrat. Happy merkte es weniger an der lautlosen Türe, sondern an den Schritten und dem Gelächter der drei Mädchen, die ins Zimmer kamen. Jessica war nicht allein, sondern hatte noch ihre zwei besten Freundinnen dabei. Eine von ihnen war das dunkelhaarige Mädchen, das Happy zu Mizzy geholfen hatte, die andere hatte schulterlanges, rotgefärbtes, glattes Haar. Happys Konzentration ließ sofort nach, während sie dem Smalltalk der drei jungen Frauen lauschte, die mit unüberhörbar lauten Stimmen herumkreischten, lachten und kicherten. "Wie pubertäre Gören...", seufzte Happy leise, ließ die Haare offen und trat aus dem Waschzimmer ins eigentliche Zimmer, in dem sich auch die anderen Mädchen befanden. Jessica war gerade dabei, ihren Freundinnen das Zimmer zu zeigen, diese hatten es sich längst auf den Betten gemütlich gemacht, wobei es sie nicht zu interessieren schien, dass eines von ihnen Happy gehörte. Dieser war das aber recht egal, als sie ins Zimmer kam, wurde sie von allen dreien angestarrt, bis Jessica meinte: "Also das ist Mary Blair, meine Zimmergenossin!" Happy schenkte den Frauen ein freundliches Lächeln und sagte: "Freut mich euch kennen zu lernen. Wollt ihr euch nicht auch vorstellen?" "Äh... ja", die beiden drucksten etwas herum und kicherten, Happy ließ sich nicht beirren, sondern sah von einer zur anderen, zu Jessica und wieder zurück. "Ich bin Amy", sagte die Dunkelhaarige schließlich, "Amy Marshall". "Marcia Maynard", stellte sich die andere vor. "Schön", Happy setzte sich auf ihr Bett, neben Marcia, "Jetzt kennen wir uns ja alle! Wollt ihr mit mir zum Essen gehen?" "Ne lass mal... wir haben schon gegessen", sagte Jessica, welche mit eher missmutigem Blick an der Wand lehnte und die Szene beobachtete. "Haben wir?", Amy sah ihre Freundin fragend an, "Stimmt doch gar nicht, was erzählst du denn...?!" "Wenn ich sage, dass wir schon gegessen haben, dann haben wir das auch!", meinte Jessica nur. Amy zuckte mit den Schultern: "Ist ja schon gut..." Happy wunderte sich im Stillen sehr über diese Unterhaltung, sagte jedoch nichts. Sie hatte sehr wohl bemerkt, dass die drei nicht sehr angetan von ihrer Bekanntschaft gewesen waren und hielt es für besser, ruhig zu sein. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr auch schon, dass es Zeit zu gehen war, wenn sie Janet nicht versetzen wollte und so verließ sie das Zimmer mit den Worten: "Also ich gehe jetzt... wer mitkommen will, braucht es nur zu sagen! Ich habe nichts gegen Gesellschaft".
 

Cathy saß bereits an einem Tisch in der Kantine. Wie immer saß sie allein und während sie auf das bestellte Essen wartete, sah sie sich genauer in dem ihr noch unbekannten Raum um. Der Speiseraum war sehr schön eingerichtet. Wie das gesamte Schiff sehr luxuriös, die Mensa glich eher einem Restaurant. Außer den Tischen und Stühlen befanden sich einige künstliche Pflanzen im Raum, an den Wänden waren Schaltflächen angebracht, die einen zeigten das heutige Tagesmenü, an anderen konnte man die gesamte Speisekarte ansehen, über eine Live-Kamera konnte man das Geschehen in der Küche mitverfolgen. Aus Lautsprechern tönte Musik. Wohl irgendein Radiosender der Erde. Cathy wunderte sich über die Wetterdurchsage und die neusten Nachrichten. War sie erst einige Stunden auf dem Schiff, so fühlte sie sich doch wie schon jahrelang in einer ganz anderen Welt. So weit weg von zuhause. Und es würde wohl noch sehr lange dauern, bis sie wieder zurück konnte. An den Wänden waren auch einige dicke Hochsicherheitsglasfenster angebracht, damit man hinausschauen konnte. Außer dem dunklen Weltall und den vielen Sternen war die Erde zu sehen, sie entfernte sich langsam, kam wieder näher und ging wieder weg. Einen Moment brauchte Cathy um zu verstehen, dass sie sich in einer Schleife fortbewegten, aber anhand der Erde war dies nach einer Weile zu erkennen. "Ich frage mich was uns erwartet.....", sie seufzte leise, während sie aus dem Fenster sah und ihren Heimatplaneten betrachtete. Doch ihr blieb keine Zeit, ihre Gedanken weiter zu vertiefen, denn in dem Moment wurde das Essen von einem Roboterkellner gebracht und vor ihr auf den Tisch gestellt. Es sah sehr appetitlich aus und Cathy hatte großen Hunger, so dass sie gleich zugriff und den Funken Trauer schnell vergaß.
 

Auch Happy und Janet hatten den Weg zum Speiseraum gefunden, Janet, wie immer einen Moment schneller, wartete schon auf ihre Freundin, als diese ganz außer Atem angerannt kam und keuchend eine Entschuldigung stammelte: "Zu spät losgegangen...... falscher Weg...... falsche Tür...... tut mir leid....... falscher Gang..... erst mal fragen....... verzeih mir....... endlich geschafft......." "Schon gut!", Janet zwinkerte und schlug ihr freundschaftlich auf die Schulter, "Ich hab mir schon gedacht, dass du nicht pünktlich sein würdest und mich darauf gefasst gemacht! Bei deinem Orientierungssinn... na ja was soll's!" Sie lachte und Happy stellte verwundert fest, dass sie wunderbar gelaunt zu sein schien. "Gehen wir nun erst mal etwas schönes essen! Du wirst schon sehen, ich bestelle mir etwas wunderbar Feines, während du an Salat und gekochtem Gemüse erstickst", meinte sie mit einem eher fiesen Grinsen auf dem Gesicht, während sie die Rothaarige am Arm mit sich zu einem freien Tisch zog, "Vergiss deine Diät nicht! Bis zum Training musst du ja wieder fit und schlank sein, auch wenn das noch ein wenig dauern wird, aber irgendwann ist es soweit... deiner Mizzy geht es ja auch bald wieder besser bestimmt und jetzt stell dir mal vor, sie zwingt dich zu einer Diät, wäre das nicht peinlich? Sei froh, dass du eine so liebe Freundin wie mich hast, die das für dich tut, wirst schon sehen, wir schaffen das..." Zerknirscht nahm Happy auf einem Stuhl platz. Nun wusste sie also, was der Grund für Janets ausgesprochene Heiterkeit war. Nachdem diese sich nämliche ebenfalls gesetzt hatte, zog sie ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus ihrer Tasche und hielt es ihr unter die Nase. Es war eher ein Gekritzel, als dass man wirklich viel davon lesen konnte, doch als Überschrift stand ganz groß und breit "DIÄTPLAN".
 

Happy schluckte. Sie war schockiert. "D...das ist nicht dein Ernst...?!", leidend sah sie die Schwarzhaarige an und schloss aus deren breiten Grinsen: "Oh doch das ist dein Ernst... Womit hab ich das verdient?" Janet verdrehte die Augen und unterbrach das Jammern ihrer Freundin: "Hättest du nicht so viel gegessen, wärst du nicht so dick geworden!" "Ich bin nicht dick", Happy schmollte, "Nur nicht so dünn wie du! Das heißt noch lange nichts. Findest du dich nicht selbst albern, immer nur von diese Thema zu reden?!" "Themawechsel, was?", Janet lachte, "Keine Sorge, auf so etwas falle ich längst nicht mehr rein! Nun ließ dir schon den Plan durch". "Dräng mich doch nicht so...", murmelte Happy und legte den Zettel vor sich, damit sie besser lesen konnte. Sie war nicht begeistert und noch weniger, als sie gelesen hatte. Es standen genau die Dinge auf dem Plan, die Happy an Diäten verabscheute: Nicht so viele Süßigkeiten, viele gesunde Sachen essen und viel Sport treiben. Bis jetzt hatte sich keiner an ihrer Figur gestört, sie selbst achtete ja (zumindest bei sich selbst) mehr auf die inneren Werte und erwartete von anderen, dass sie es auch taten. Bestimmt meinte Janet es nur gut, aber Happy hatte sich so auf das schöne Essen gefreut, nach diesem langen nervenaufreibenden Tag und natürlich hatte sie auch einen üppigen Nachtisch in ihr Menü miteinbezogen. Das konnte sie nun ja wohl vergessen! Doch viel mehr als die Diät an sich, störte sie die Schadenfreude, die sie in Janets Gesicht erkennen konnte. "Und so jemand nennt sich Freundin...", dachte sie während sie der Mechanikerin böse Seitenblicke zuwarf.
 

"Ich sagte es ist in Ordnung... geh ruhig etwas essen, dann kommst du zurück und kannst mir vielleicht etwas mitbringen! Ich werde schon nicht verhungern in der Zeit. Und wenn doch bist du ja noch da!", der Kapitän war zu Scherzen aufgelegt. Priscilla hatte schon Probleme gehabt, irgendwie darauf aufmerksam zu machen, dass sie Hunger hatte, getraute sich aber nicht so recht, ihren Platz zu verlassen. Zwar war die Monitor-Starrerei nicht sehr anstrengend gewesen, doch anscheinend hatte sie die Vermutung, Johnson wäre kreislaufgefährdet und könnte jeden Augenblick zusammenbrechen. Jedenfalls hatte Ruby-Ann Mühe, ihre Stellvertreterin dazu zu überreden, etwas essen zu gehen, doch die jüngere Frau schien letzten Endes doch einverstanden zu sein. "Na wenn du meinst...", Priscilla Smith zuckte mit den Schultern, "Was du sagst ist hier sowieso Gesetz..." Der Kapitän schüttelte den Kopf und fragte schmunzelnd: "Du willst damit sagen ich zwinge dich etwas zu essen?" Priscilla grinste: "Nein! Aber wenn du Scherze machst, mach ich auch welche. Also bis nachher..." und damit war sie schon von der Brücke verschwunden. Lächelnd sah Ruby-Ann Johnson ihr hinterher. Auch wenn sie noch nicht allzu lange zusammen waren, hatte sie das eher schweigsame, aber sehr nette Mädchen längst in ihr Herz geschlossen. Nach der Besprechung war es Priscilla schnell langweilig geworden, weiterhin alle Monitore zu überwachen, da ja sowieso nichts Interessantes passierte und so kam ein schönes, wenn auch sehr oberflächliches Gespräch zwischen ihr und dem Kapitän zustande- Smalltalk unter Frauen eben. Der Kapitän lehnte sich auf dem Sessel zurück. Es war nun sehr ruhig auf dem Schiff geworden, die vielen Monitore zeigten nichts Interessantes an. Unbemerkt warf Ruby-Ann einen verstohlenen Blick nach hinten, dorthin wo der Kommandant stand. Dieser war mit dem Admiral ins Gespräch vertieft und schien keine Zeit zu haben. Seufzend wandte sie sich wieder ab.
 

Priscilla sah sich im Speisesaal um. Er war überfüllt um diese Zeit, alle wollten etwas zu Essen, die Tische waren alle besetzt. Sie musste sich anscheinend zu anderen an den Tisch setzen! Während sie also durch den Raum schlenderte besah sie sich alle Menschen darin, die aßen, auf ihr Essen warteten, etwas tranken und miteinander lachten und redeten. Sehr sympathisch erschienen ihr zwei junge Frauen, die an einem Vierertisch saßen- also noch genug Platz. Sie schienen über etwas angeregt zu diskutieren, ein Blatt Papier lag vor ihnen auf dem Tisch. Die etwas größere von ihnen kritzelte mit einem Stift darauf herum, während die andere heftig protestierte. Priscilla musste schmunzeln. Das rothaarige Mädchen war ihr noch in guter Erinnerung des letzten Meetings im HQ und der ersten Besprechung auf der ,Hiroshi II'. Natürlich, das war Mary Blair, die sich nicht beherrschen konnte. Die während des Meetings redete, vom Stuhl fiel und mit Mizzy Black herumalberte. Die Schwarzhaarige neben ihr war ihr dagegen unbekannt. Sie hatte sie zwar schon gesehen, aber einen Namen konnte sie dem Gesicht nicht zuordnen. Dennoch stand ihr Beschluss, sich zu den beiden zu setzen, bereits fest. Langsam ging sie zu ihnen hinüber und fragte sich noch, ob sie die Frauen vielleicht stören würde, doch als sie bei ihnen stand, erkundigte sie sich höflich: "Ist hier noch ein Platz frei?" Sofort waren alle vier Augen auf sie gerichtet und Mary Blair nickte mit einem Lächeln, deutete auf einen freien Stuhl und meinte: "Sicher! Sitzt doch sonst niemand, oder? Ich hoffe es stört sie nicht, dass wir gerade in einem Gespräch sind..." Mit einem Kopfschütteln ließ sich Priscilla auf dem Stuhl nieder und hörte den beiden unauffällig zu. Während sie ihre Brille abnahm und putzte sah es zwar nicht so aus, doch sie war aufmerksam wie sonst. Wer sie kannte, wusste, dass, egal wie viel sie zu tun hatte, Priscillas Smiths Aufmerksamkeit und Konzentration nicht nachließ. Auch wenn sie nicht so schien, sie bekam immer mit, was um sie herum vorging, doch sie war niemand, der dann darüber sprach. Über viele Dinge dachte sie nach und keiner wusste es. Ein stiller Wegbegleiter, nicht aufdringlich, aber aufmerksam und immer da, verlässlich. Das war Priscilla und so der perfekte Mensch für ihre Aufgabe. Von außen machte sie nicht viel her, sie war nicht besonders hübsch und eigentlich war ihr das Aussehen auch egal, weshalb sie nicht einmal irgendetwas dafür tat. Ihr Haar war ewig zerzaust, die Brille saß etwas schief auf ihrer Nase und die Uniform hatte einige Falten, doch an solchen äußerlichen Kleinigkeiten störte sie sich nicht.
 

Während sie den beiden also zuhörte, musste sie enttäuscht feststellen, dass sie über keine besonders interessanten Themen sprachen. Irgendetwas über Diäten, Kalorien und Taillen, Dinge, über die sich junge Frauen zu unterhalten hatten, aber auch Dinge, die Priscilla nicht interessierten. Sie war nicht zu dick, also machte sie sich über so etwas auch keine Gedanken! So hatte sie genug Zeit, sich im Speisesaal umzusehen und sich Gedanken darüber zu machen, was sie essen sollte. Irgendetwas, das man gut mitnehmen konnte und was nicht allzu lange dauerte. Schließlich wollte sie Ruby-Ann nicht verhungern lassen.



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